Samstag, 8. September 2018

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 48

Einen angenehmen Abend zusammen,

ich, weiß, ich habe schon länger nichts mehr von mir hören lassen, aber das lag daran, dass ich im Winter lieber meine Zeit auf der kuscheligen Wolldecke verbringe und von den ersten Frühlingstagen träume. Vor etwa einer Woche war ich auch nicht einmal mehr dazuzubewegen, ein bischen aus dem Ostfenster zu schauen, schon gar nicht, wenn das Fenster zum lüften geöffnet war. Denn erstens war es , verzeiht meine Ausdrucksweise, eine Katzendame spricht so normalerweise nicht und ich bin von Kopf bis Fuß eine Lady, saukalt, und zweitens kamen nicht einmal meine Anbeter, na, ihr wißt schon, die netten Türken aus dem Supermarkt nebenan heraus, um ihr Flirtpensum zu erfüllen. Warum sollte ich also aus dem Fenster schauen, in diese graue, eiskalt Winterlandschaft? Nicht einmal die Räum- und Streufahrzeuge mochte ich beobachten, dabei mag ich alles, was LKW heißt und auch so aussieht: je größer umso lieber und mein Favorit ist der LKW mit der Aufschrift "Baktat". Der ist nämlich auch noch mit bunten Bildern verziert: Oliven, gebackene Bohnen, gefüllte Reisblätter und noch mehr. Meine Mama sagte einmal, dass sie den LKW eines Tages stehlen würde, denn das sei Verführung pur. Jaja, meine Mama mag Oliven und überhaupt alle Arten von Antipasti, deswegen geht sie zweimal in der Woche, am Dienstag und am Samstag, auf den hiesigen Wochenmarkt zum Olivenstand und bringt dann allerlei Köstlichkeiten nach Hause, vom Fetaki darf ich manchmal ein bischen naschen. Übrigens: als es so scheußlich kalt war, ging meine Mama auch zum Olivenstand, das war für sie kein Hinderungsgrund, wenn auch ihre Nase dann ganz komisch rot war, genauso wie ihre Wangen.

Gestern mußten meine Eltern noch über mich lachen und das kam so. Abends liege ich noch sehr gerne neben meiner Mama auf dem Sofa, das ist nicht nur gemütlich, sondern ich habe auch den besten Blick auf den Fernseher, denn ob ihr es glaubt oder nicht, ich sehe auch ganz gerne fern. Tiersendungen mag ich, natürlich, am liebsten, aber auch Krimis oder Dokus über, wie könnte es anders sein, wenn man eine Mama hat, die dafür eine leidenschaftliche Passion hat, Morde und Mörder. Da ich auf dem Sofa sehr gerne viel Platz für mich beanspruche und mich so richtig dick mache, ja, ich pflustere mich regelrecht auf, wurde es für meine Mama ein bischen eng. Da sie weiß, dass ich mich nicht gerne zur Seite schieben lasse und wohl auch ins Bett gehen wollte, deckte sie mich mit ihrer roten Strickjacke zu. Ah, das war kuschelig und ich wollte mich schon einrollen, aber was sah ich da? Meine Mama, von der ich angenommen hatte, sie wolle ins Bett gehen, griff sich statt dessen ein Buch aus dem Regal und setzte sich auf den roten Sitzwürfel. Das gefiel mir aber gar nicht, denn erstens liegt auf dem Würfel meine Flauschedecke und zweitens ist es meinSitzwürfel. Als setzte ich eine ungnädige Miene auf, aber das beeindruckte meine Mama überhaupt nicht, ganz im Gegenteil!. Sie sagte zu mir, wenn ich ihren Platz besetzen würde, dann gehöre ihr der Sitzwürfel. Das mußte ich aber gleich klarstellen, wem hier was gehörte, denn schließlich sind das alle meine Plätze und Plätzchen, vor allem wenn sich meine Eltern setzen wollen, von Besuch ganz zu schweigen. Nicht, dass ich Besuch kratzen oder gar beißen würde, nein, zu der Sorte gehöre ich nicht, aber ich habe eine ganz fiese Masche. Zunächst streiche ich dem Besuch um die Beine und weil ich lange weiße Katzenhaare habe, bleibt da schon mal etwas hängen. Hilft das nicht, setze ich mich neben den Besuch, so richtig nahe und hinterlasse auch Haare. Der Besuch nimmt dann ein paar Andenken mit nach Hause, hihihi. Aber ich merke, ich schweife vom Thema ab und erzähle nun, wie es weiterging. 
Mit Bedacht kroch ich also unter der Jacke hervor und fixierte meine Mama ganz streng. Doch sie lachte und sagte zu meinem Papa, dass ich, wenn ich sprechen könnte, sagen würde, dass sie auf der Stelle vom Würfel aufstehen solle. In geduckter Haltung schlich ich auf den Würfel zu, so ganz langsam, wie wir Katzen es machen, wenn wir uns an eine Beute anschleichen. Meine Mama lachte immer noch, Mist, dabei wollte ich doch einen kämpferischen Eindruck machen! Da hüpfte ich lieber auf den Würfel und schmeichelte um meine Mama herum, so dass ich noch Streicheleinheitenund den Platz bekam.

Ah, ich höre gerade meine Mama rufen, es gibt mein Abendessen. Ich bin gespannt, welche Sorte sie für mich ausgesucht hat, vielleicht etwas mit Fisch? Tut mir leid, aber ich habe jetzt wirkliche keine Zeit mehr....es riecht schon gut......

Bis demnächst,

Eure Reza, die Hungrige

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