Samstag, 8. September 2018

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 44

Einen schönen guten Morgen,

wünsche ich allen, obwohl Montage bei den meisten Leuten nicht so sonderlich beliebt sind. Eine Rockgruppe, ich glaube es waren die „Boomtown Ratts“, oder so ähnlich, hatten ein Hit mit „I don´t like mondays“ und die meisten Menschen, die ich am Montagmorgen beobachten kann, ziehen genau so ein Gesicht, wie es zu diesem Lied passt. Muffige, müde, unfrohe Gesichter.
Da bin ich schon auf morgen Früh gespannt, denn da haben die Schüler ihren ersten Schultag. Ob sie dann „I don´t like tuesdays“ trällern? Die Erstklässler sicher nicht, gleich erkennbar an ihren Schultüten, die mitunter so groß sind, dass die „Zwergerl“ beinahe dahinter verschwinden, denen werden die ersten Tage versüßt. Ob sie dann nach den nächsten Ferien, die schon Ende Oktober, Anfang November sind, „I don´t like irgendwas“ singen? Was weiß ich schon, denn so fein sind selbst meine Öhrchen nicht, dass ich ein paar Töne auffangen könnte. Die Bismarckschule, ein großer Bau aus wilhelminischer Zeit, ein ockerfarbenes Gebäude mit vielen Kaminen und noch mehr Türmchen, liegt zwar gegenüber von meinem Haus, hat leider dicke Mauern und außerdem flutet in der Früh der morgentliche Berufsverkehr vorbei. Da kann ich noch so angestrengt lauschen, in einem Chaos von Motorenlärm, Hupkonzert und kreischenden Schülern gehen Musik und Gesang unter, außer die Musikdröhnung, die aus den Musikboxen der Autos kommt, deren Fahrer meinen, ihre Umgebung, natürlich bei offenem Fenster, lieber tragen sie im Auto eine dicke Jacke um nicht zu frieren, an ihrer Musik teilhaben lassen zu müssen: meine Mitmenschen hören meine Musik, ob sie wollen oder nicht…..

Mein Wochenende begann bereits mit einem spannenden Freitagnachmittag. Meine Halterin und ihre Freundin Heidrun hatten schon vor Wochen beschlossen, auf dem am Samstag stattfindenden Altstadtflohmarkt, viele Händler auf einem riesigen Gelände (Schrannenplatz-Kempter Straße- Reichshain), das so richtig zum bummeln einlädt, selbst einen kleinen Stand aufzustellen, um dort „Kunst und Krempel“ zu verkaufen. In diesem Fall wohl eher das zweite „K“, Krempel, da sich Fraule und Heidrun die Standmiete teilen wollten, weil „ die auch nicht mehr wissen, was sie verlangen sollen!“. 
Sie brachte dann zwei alte Umzugskisten vom Dachboden ins Wohnzimmer, die mit Dingen vom zweiten „K“ gefüllt waren und zwar randvoll. Da ich sie kenne, weiß ich, dass sie die wirklich schönen Dinge, wir haben drei Schränke voll, davon sind zwei Glasschränke, genannt Vitrinen, damit die Kostbarkeiten auch ins rechte Licht gerückt sind und bewundert werden können, niemals verkaufen würde. Viele dieser persönlichen Kunstgegenstände, boshafte Menschen würden die beleidigenden Wörter „Nippes“ oder „Kitsch“ verwenden, stammen noch von ihren Großmüttern. Wenn sie einer Generalreinigung unterzogen werden, habe sogar ich „Speisezimmerarrest“, damit nichts kaputt gehen kann. Ich habe nämlich die Angewohnheit, dann alles zu untersuchen und zu prüfen, ob es tatsächlich sauber ist. Da wird meine Halterin dann immer ganz nervös……
Jetzt bin ich aber vom Thema „Flohmarkt“ abgekommen. „Flohmarkt“, das ist so eine Bezeichnung, bei der ich immer ganz nervös werde. Flohmarkt….Flöhe…ahhh, ich könnte mich schon wieder kratzen, allein dieses Wort löst beim mir einen Juckreiz aus.
Naja, als sie dann die Umzugskartons auspackte, kam allerlei Krempel zum Vorschein. Alte Tücher, Schals, Pullover und Hosen. Es war zwar alles sauber, hatte aber diesen penetranten Geruch der Kaugummis von Urzeiten….Mottenkugeln, bäh! Ein kleiner Karton mit Modeschmuck war auch dabei, in den sie unbedingt gucken musste, so nach dem Motto: „Altes wird wieder modern“. Aber nichts davon fand vor ihren Augen Gnade, ganz im Gegenteil. Sie begutachtete die Klunker mit einem abschätzigen Blick und noch geringschätzigeren Worten.
Zuletzt kam noch ein unvollständiges Kaffeeservice zum Vorschein, das aber gleich wieder eingepackt wurde. 
Dann wurden beide Kartons im Fahrradraum meiner Halter eingeschlossen, um am nächsten Morgen griffbereit zu sein. 
In der Nacht, es ging schon auf drei Uhr zu, wurde ich wach. Zum ersten, weil mein Fraule aufgestanden war, schließlich musste sie sich für die Zeitungstour anziehen, zum zweiten, weil Betrunkene vor dem Haus lallten. Betrunkene beobachte ich immer gerne, denn bei unserem Haus sind Poller, die den Gehweg von den Garagen abgrenzen. Die Betrunkenen haben dann meistens die sportliche Ambition, darüber zu springen, wie seinerzeit im Sportunterricht beim Bockspringen. Mit zerissenen Hosen geht es dann noch glimpflich ab, in der Mehrzahl sind es Verletzungen, vom gestauchten Knöchel bis hin zur Gehirnerschütterung. Das ergibt dann eine gelungen Mischung von lallen, heulen und Schmerzensschreien, klingt beinahe wie „Heavy Metal“. Da aber heutzutage beinahe alle Leute ein Handy oder Smartphone dabei haben, ist bei uns der Krankenwagen öfters zu Gast. Das beobachte ich dann immer mit einer diebischen Freude. Das Küchenfenster ist dabei mein liebster Platz, denn auf der Fensterbank vom Speisezimmerfenster steht ein Kaktus und der piekt mich immer. Warum die Pflanze nur Kaktus heißt? Piekus wäre viel passender…
Heute war aber nichts mehr zu hören, weder „Heavy Metal“, noch der Krankenwagen. Ob die Betrunkenen weitergeschwankt waren? Ich schaute aus dem Küchenfenster…..da lagen sie zwischen den Pollern, was für eine Enttäuschung! Leicht muffig aß ich noch etwas Naßfutter, „Rind mit Hühnerherzen“, dann haute ich mich auf dem Sofa, dort liegt meine blau-gemusterte Lieblingsdecke, auf´s Ohr. 
Als mein Fraule nach Hause kam, riskierte ich einen müden Blick, so mit einem halb geöffneten Auge. Während Herrle dann zum Bäcker ging, ja genau, bei diesem Bäcker arbeitet mein Max, deckte meine Halterin den Frühstücktisch. Dann wurde von meinem Halter, in diesem Fall dem Teemeister“, der obligatorische grüne Tee bereitet. Unterdessen bekam ich auch frisches Wasser, Trockenfutter und, wie jeden Morgen, ein paar Leckerlis dazu. Da wurde ich dann schon munterer, dehnte und streckte mich, dann kam ich auch ins Speisezimmer, dort habe ich meinen Eßplatz. Bei Tisch entspann sich dann eine Unterhaltung. Amüsiert erzählte Fraule, dass zwischen den Pollern zwei Betrunkene geschlafen hätten, ganz innig aneinander gekuschelt, der eine hatte sein Smartphone ganz fest in seinen beiden Händen, wie einen Teddybären. Das sei richtig süß gewesen. Wie bitte?? Süß? Na, alles muß ich auch nicht verstehen, vor allem die mitunter seltsamen Assoziationen meiner Halterin.
Nach etwa einer Stunde holte Heidrun meine Halterin ab, um auf den Flohmarkt, verflixt, ich könnte mich schon wieder kratzen, „K & K“ zu verkaufen.
Mein Halter und ich haben bis jetzt einen sehr angenehmen Tag verbracht und wir sind schon gespannt, wie viele „Mäuse“ Frauchen mit nach Hause bringt? Flohmarkt und Mäuse?? Ich werde berichten!

Bis zum nächsten Mal,

Eure Reza, genannt „die Flauschige“

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