Samstag, 8. September 2018

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 47

Es ist zwar schon später Nachmittag,

aber ich möchte mich heute doch noch zu Wort melden, denn meine Mama hat morgen vielleicht nicht soviel Zeit und da nutze ich Möglichkeit, ihr in die Tasten zu diktieren, anstatt mich mit meinen Pfötchen abzumühen.
Wie Ihr wißt, war gestern Silvester, ein Tag, der für mich vom frühen Abend an immer sehr ungemütlich wurde. Da gab es rücksichtslose menschliche Zeitgenossen, die offensichtlich nicht in der Lage waren, die Uhrzeit richtig abzulesen, denn die Böllerei ging mit schöner Regelmäßigkeit früher los. Eigentlich durften sie das gar nicht und schon gar nicht innerhalb der Altstadt, aber wie gesagt, es gibt Menschen die können oder wollen nicht lesen.
Als es dunkel wurde, streifte ich durch die Wohnung und inspizierte meine Flucht- und Rückszugsmöglichkeiten, meine Mama hatte bereits des großen alten Garderobenschrank, eigentlich ist es ein Bauernschrank, schon weich ausgepolstert. Aha, eine feine Sache, da fielen die Plätze hinter dem Sofa und unter dem Wohnzimmerschrank aus. Um mich zu beruhigen, nahm mich meine Mama immer wieder auf den Arm, trug mich herum und manchmal schauten wir auch aus den großen Fenstern auf die Gehwege und Straßen. Es war ruhig, selbst das Hotel gegenüber hatte sein Restaurant seit 16.00 Uhr geschlossen. Während ich nun hin- und hergetragen wurde, mit wiegenden Bewegungen, das beruhigt mich immer, unterhielt sich Mama mit Papa über die Engpässe in der Gastronomie. Mein Papa hat nämlich eine gute Bekannte in einer Stadt in Norddeutschland, Heidrun, manchmal auch im Spaß "Ziege" genannt, eine Hommage an Odin und seine Ziege Heidrun, komische Ideen haben meine Menschen manchmal, die sucht ständig verzweifelt Personal. Mama meinte, das habe vielerlei Gründe, denn früher hätte man die Leute in der Gastronomie gnadenlos ausgenutzt, schlecht bezahlt und heute wolle das, auch wegen der Arbeitszeiten, niemand mehr machen. Ich genoß die Zimmerrunden, das wiegen und die Unterhaltung, das schläferte mich eigentlich schon ein. Dann wurde ich behutsam auf das Sofa "Tobelandschaft" gesetzt, weil meine Menschen sich einen Kaffee machten und auch das Abendessen vorbereiteten. Das ist für mich immer eine gute Gelegenheit, um Leckerli zu betteln. Das heißt, betteln muß ich gar nicht, ich habe meine Menschen so gut erzogen, dass ich entweder Stickis, Käseknusperli oder Knabberfischlis bekomme, hihi.
Als meine Menschen gegessen hatten, setzten wir uns alle auf das Sofa und mein Papa machte den Fernseher an. Meine Mama spielte zuerst auf ihrem neuen Smartphone, "Solitaire" und ein Wissensquiz. Erstaunlicherweise blieb es draußen immer noch ruhig, die Ruhe vor dem Sturm?
Der Zeiger der Uhr rückte vor und jetzt schaute auch meine Mama fern: "Moderne Zeiten" auf ARTE. Ich schaute erst mit, dann schlief ich ein. Doch dann wurde ich doch aufgeweckt, es krachte und rummste. Ich sprang vom Sofa und sauste zuerst einmal in den Flur, da hörte ich, wie meine Mama sagte, dass sie heute aber spät anfingen, zu böllern, es sei immerhin schon zehn vor zwölf. Sicherheitshalber kroch ich nun doch auf meinen auspolsterten Platz im Schrank, spitzte aber neugierig die Öhrchen. Soviel Feuerwerk schien es tatsächlich nicht zu sein, es war weniger laut und dauerte auch nicht soo lange. Vorsichtig die Lage erkundend schlich ich aus dem Schrank in den Flur: nichts. Dann steckte ich zuerst mein Näschen durch den Türspalt zum Wohnzimmer: wieder nichts. Dann setzte ich, Pfote für Pfote, meinen Gang, immer fluchtbereit, fort: auch nichts. Da faßte ich meinen Mut zusammen und kam ins Wohnzimmer. Meine Eltern freuten sich mich zu sehen und versicherten mir, dass die Knallerei vorbei sei. Meine Mama nahm mich sogar noch einmal auf den Arm und ging mit mir in den Erker, beste Aussicht, um mir zu zeigen, wie die Leute, die auf der großen Kreuzung ihre Raketen und Knallfrösche abgeschossen hatten, schon wieder in Richtung Innenstadt gingen. Mich freute das und meine Eltern nicht weniger, die mögen nämlich auch keinen Krach. Papa meinte noch zu Mama, dass Böller & Co. doch ziemlich teuer seien und sich das die Leute doch überlegen würden, Geld dafür auszugeben. Oder, antwortete meine Mama, man sei übersättigt von dem ganzen Rummel und dem Feuerwerk zur Adenventszeit, ich erzählte davon, so dass es keinen Spaß mehr mache, weniger sei eben doch mehr.

Euch allen ganz liebe Grüße und Wünsche für´s neue Jahr,

Reza, die Gesprächige

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