Donnerstag, 13. September 2018

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 49

Einen schönen Abend alle zusammen,

nachdem ich lange,lange nichts mehr von mir erzählt habe, finde ich, es ist jetzt an der Zeit, wieder die eine oder andere kleine Geschichte aus meinem Leben zum besten zu geben. Nur, wo soll ich anfangen?
Meine Mama würde sagen, immer am Anfang, und genau das werde ich nun tun.

Nachdem wir zum Jahresbeginn, naja, so richtig war das kein Beginn mehr sondern vielmehr schon Februar, wurde es abscheulich kalt draussen. Wenn meine Mama vom arbeiten nach Hause kam, sie gehört zu den flotten Nachtschwärmern, die dafür sorgen, dass die Zeitungskunden zum Frühstück auch die Zeitung lesen können., war sie so richtig durchgefroren. Die meisten Leser, so glaube ich wenigstens, genießen zuerst ihre frischen Semmeln und den duftenden Kaffee, bzw. knuspern Müsli oder löffeln ihren Frühstücksbrei, so wie meine Mama, und trinken vielleicht auch Tee. Tee....ja, davon habe ich schon eine Menge gehört. Es gibt Tee als lose Blätter, die quellen dann im Teesieb oder Teei, witziges Wort, genauso unbeschreiblich wie diese Metallkapsel, oder als Teebeutel. Bei mir zu Hause gibt es grünen Tee, der kommt ins Teesieb und meine Mama hat eine wahre Sammlung von Teesorten,die allerdings im Beutel sind. Im Sommer brüht sie den Tee auf, läßt ihn kalt werden und gefriert ihn dann in Eisförmchen ein. Die kommen später ins Mineralwasser, als zusätzliche Erfrischung und Geschmack, sozusagen.
Aber ich merke, ich komme vom Thema ab und bevor ich in Sachen "Tee" noch weiter ausschweife, komme ich auf den eiskalten Februar zurück. Also: meine Mama war richtig durchgefroren, kein Wunder, das Thermometer auf dem Fensterbankerl zeigte unbarmherzig nicht mehr als - 17° Grad Celsius an. Draußen war es aber gefühlt noch kälter, da der Wind auch noch aus Osten kam, da wurden aus - 17° Grad ganz schnell -20° oder sogar -22° Grad. Da gab es zuerst ein ausgiebiges Frühstück: eine Schüssel Hafer-Frühstücksbrei, ein Banane, eine Orange, etwas Joghurt und eine große Kanne grünen Tee. Ich staunte, als ich sah, wie meine Mama futtern konnte, nie habe ich sie soviel essen gesehen! Den Grund für den Riesenhunger erfuhr ich sozusagen am eigenen Leib, als ich , nein, ich ging natürlich nicht mit auf die Zeitungstour, Quatsch, am offenen Fenster aß, als es zum lüften geöffnet wurde. Die klare kalte Luft war natürlich zuerst köstlich, aber dann kroch die Kälte mit gemeinen klammen Fingern unter mein Fell. Eigentlich habe ich ein dichtes, flauschiges Fell, aber das war ....igitt, igitt! Ich hüpfte vom Fensterbankerl und verkroch mich auf die Heizung. Ob ihr es glaubt oder nicht, es dauerte, bis ich mich wieder so richtig wohl fühlte. Mit dem Wohlfühlgefühl kam auch der Schlaf und ich träumte mich weg. Anstatt vom Sommer oder wenigstens vom Frühling zu träumen, stahl sich in meinen Schlaf eine Märchenfigur. Ich glaube, ein paar von euch kennen die Märchen von Christian Andersen, vielleicht auch das Märchen "Die Schneekönigin". Da ich lesen kann, ihr wißt ja, wir Katzen können mehr Dinge, als Menschen bewußt ist, habe ich in dem Märchenbüchern meiner Mama geschmökert und eben auch dieses Märchen entdeckt. Nun kam also diese Schneekönigin, sie griff nach mir, ich wand mich, maunzte.....da war ich wach, mein Herzchen schlug. Meine Mama streichelte mich, fragte mich, was los sei, nahm mich in den Arm, tröstete und beruhigte mich.
Später saß dann meine Mama am PC und ich spitzelte ganz neugierig über ihre Schulter. Was sie wohl bestellen wollte? Vielleicht etwas für mich? Nein, leider nicht, sie besah sich sehr unförmige Stiefel, "Moonboots" genannt, dann sagte sie zu meinem Papa, wenn es noch länger so eisig bliebe, würde sie diese Dinger bestellen. Zum Glück wurde es dann etwas wärmer, nur noch etwa -10° oder -9° Grad und so wurden diese Elefantenstiefel nicht bestellt, obwohl ich sie schon interessant gefunden hatte.
Ich verbrachte jedenfalls die weiteren Wochen auf der Heizung oder unter meiner Decke, je nachdem auf welchen molligen Platz ich Lust hatte. Dem offenen Fenster blieb ich bis auf weiteres fern, denn es konnte ja sein, dass dort kalte Finger oder noch schlimmeres lauerten; auf eine Reise in den Eispalast hatte ich keine Lust.
Wie dann doch noch der Frühling kam und was sich da alles tat, berichte ich mein nächsten Mal.

Mit vielen schnurrs und miaus,

Reza, die Flauschige.

Sonntag, 9. September 2018

König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 41. Teil

Version 2

Dr. Gudden sitzt nach dem Mittagessen mit Dr. Müller, Professor Grashey und Baron Washington plaudernd zusammen. Da kommt Stabskontrolleur Zanders ins Zimmer und erklärt sichtlich bedrückt: "Ich bin zur Audienz beim König befohlen. Es ist mir schrecklich zumute. Ich weiß nicht, ob ich hingehen soll."
Er vermutet, die Herren werden ihm abraten, aber Gudden sagt: "Gehen Sie nur. Es ist nicht so schlimm."
Gudden bittet Zanders jedoch um sein Ehrenwort, mit dem König keinesfalls über eventuelle Fluchtpläne zu reden. Zanders verspricht dies und begibt sich zu Ludwig. Die Gesellschaft hebt die Tafel auf und geht auseinander. Man will sich zum Kaffee wieder im Kavaliershaus treffen.

Diese Version stammt von Dr. Müller, der ebenfalls zum Team der behandelnden Ärzte gehörte. Es ist bemerkenswert, dass Dr. Müller als einziger Arzt nach der Unglücksnacht keinen einträglichen Posten erhielt und sich mit einer Praxis selbständig machte. 
Es ist auffällig, dass Zanders angeblich von alleine kommt. Der König war in seinen zwei Zimmern interniert und konnte gar nicht mit so einfach mit Zanders sprechen. Die Wünsche und Bitten des Königs wurden von den Pflegern, in dem Fall Mauder an den leitenden Arzt übermittelt, bzw. wenn der König mit dem leitenden Arzt, hier Gudden, sprechen wollte, ging der Nachrichtenweg über Mauder. 
Undenkbar, dass Zanders, der jahrelang in den Diensten des Königs stand und zweifellos die Launen seines Herrn kannte, sich so ängstlich geäußert haben soll. 


Version 3

Nach dem Essen lässt der König Dr. Gudden zu sich rufen und bittet ihn, mit Stabskontrolleur Zanders sprechen zu dürfen.
Gudden lässt Zanders sofort kommen und teilt ihm mit:"„Herr Stabskontrolleur, der König bittet mich in einer Weise, Sie zu ihm einzulassen, dass ich außerstande bin, es ihm noch länger abzuschlagen. Gehen Sie auf eine halbe Stunde zu ihm hinein, aber geben Sie mir vorher Ihr Ehrenwort, dass Sie nicht etwa von Fluchtplänen sprechen oder sonst ihm Hoffnung auf Befreiung erwecken".

Gegen 14.30 Uhr meldet Diener Mauder Zanders beim König an, nach einigen Minuten darf er eintreten. 
Als Ludwig ihn sieht, springt er auf, seine dunklen Augen leuchten vor Tatkraft, sein Schritt ist energisch. Er kommt auf ihn zu, mit blitzenden Augen, lebhaft wie in seinen besten Tagen – ein ganz anderer als 48 Stunden zuvor.
Ludwig zeigt Zanders die Vorrichtungen in seinen beiden Zimmern, die verschließbaren Fensterriegel, die Gucklöcher in den Türen, alles, was ihm zeigt, dass man ihn für tobsüchtig hielt:
"Diese Vorkehrungen sind doch ganz sinnlos, glaubt man denn, dass ich mich umbringen will? Das ist doch lächerlich. Ich weiß gar nicht, warum ich mich töten soll."
Nun erzählt er Zanders die Erlebnisse der letzten Tage und fragt ihn:
"Glauben Sie, dass man mich über ein Jahr noch ebenso gefangen halten wird wie heute?"
Zanders versucht ihn zu beruhigen:
"Vielleicht bedarf es viel geringerer Zeit, um Majestät von dem Nervenleiden herzustellen. Dann wäre kein Grund mehr vorhanden, Majestät in ärztlicher Behandlung zu behalten."
Ludwig überzeugt das nicht:
"Glauben Sie das wirklich? Aber der Appetit kommt beim Essen. Mein Onkel Luitpold wird sich an das Regieren gewöhnen und soviel Gefallen daran finden, dass er mich nie wieder herauslässt."
Zanders antwortet darauf nicht und der König wechselt das Thema:
"Wieviele Gendarmen sind wohl im Park, um mich zu bewachen?"
Zanders: "Sechs bis acht, Majestät."
Ludwig: "Würden sie gegebenen Falles auf mich schießen?"
Zanders: "Wie können Majestät das denken?"
Ludwig: "Haben sie scharf geladen?"
Zanders. "Sie haben gar nicht geladen, Majestät."
Ludwig: "Meine Gefangenschaft muß für immer sein, weil die, die mich jetzt gefangen halten, ja meine Rache fürchten müssen. Man wird mich deshalb auch töten."
Zanders: "Aber Majestät, Prinz Luitpold ist doch ein ehrenhafter Mann."
Ludwig: "Ja, das sieht man an dem, was geschehen ist. Und selbst, wenn er es nicht tut, werden es seine Nachfolger tun."

Der König zieht Zanders in eine Fensternische, als wollte er das Blickfeld seiner Beobachter an den Türen meiden. Zanders bemerkt, dass der König ihm etwas besonderes mitteilen will und erinnert sich an das Ehrenwort, das er Gudden gegeben hat:
"Ich bitte Majestät, mich gnädigst entlassen zu wollen."
Doch Ludwig möchte trotzdem mit ihm sprechen.
Zanders flehend:
"Bitte Majestät, wollen mich gnädigst entlassen."
Ludwigs Blick nimmt plötzlich jenen finsteren Ausdruck an, den er immer hat, wenn sein Misstrauen gegen jemanden erwacht. Er sagt nichts mehr, sondern gibt Zanders das Zeichen der Entlassung: "Danke, Zanders."
Zanders Besuch hat etwa 35 Minuten gedauert und der König geht anschließend mit festen Schritten im Zimmer auf und ab.


Bei dieser Version spricht vieles dafür, dass sie wahr ist.

Allein das Erstaunen von Zanders, dass er den König ganz anders vorfindet: einen wachen, energischen Mann, der sich seine entwürdigenden Situation ganz bewusst ist.

Zuerst kommt eine Art "Spiel", bevor die Fragen kommen, deren Antworten dem König wirklich wichtig sind. Er weiß nun, dass zwar Gendarmen im Park sind, aber es sind im höchsten Fall acht Mann. Und diese acht Mann sind nicht auf einer Stelle, sondern sie patroullieren den langgestreckten Park, der dicht bewachsen ist, keine geraden Pfade hat und überdies die Gefahr besteht, dass Einheimische in den Park eindringen, um den König zu befreien. Sie würden auch nicht auf ihn schießen, unvorstellbar, was da passieren könnte, und sie haben nicht geladen, wenigstens glaubt Zanders das.

Dem König ist auch klar, dass er entweder auf unbestimmte Dauer interniert sein wird, bzw. beseitigt werden soll. Denn auch er hat Freunde im weitverzweigten Königshaus, er könnte auf ganz legale Weise Hilfe bekommen, indem Anwälte, welche die Freund einschalten, gerichtlich Zutritt zum König erzwingen, um ihn anwaltlich zu vertreten, und andere Gutachter einschalten. Da es sich um einen Staatsstreich handelt, stehen die Chancen bestens, dass der König sofort ein freier Mann ist.
Was dann folgen würde, ist ebenso klar: eine Anklage wegen Hochverrats, darauf stand seinerzeit die Todesstrafe, ohne Ansehen der Person.

Dass für diesen Abend etwas geplant ist, geht schon daraus hervor, dass Richard Hornig mit seinem Bruder und anderen Freunden in Ufernähe kreuzt. Der König, dem man ein Fernglas gestattete, konnte sie beobachten und sehen: Hilfe stand bereit. 
Zander sagt zwar, dass er sich an sein Ehrenwort erinnerte und sich in keine Fensternische ziehen lassen wollte, aber wer weiß, was wirklich gesprochen wurde, als der König die ganzen "Sicherheitsvorkehrungen" zeigte? 
Der König machte zwar bei der Verabschiedung von Zanders ein finsteres Gesicht, aber man sollte nicht vergessen, dass er ein Meister der Täuschung sein konnte, wenn er wollte. Sein fester Schritt, mit dem anschließend seine "Wanderung" durch das Zimmer aufnahm, zeigt, das er entschlossen war, zu fliehen, egal, ob Zanders jetzt mithalf, indem er ein Codewort mitteilte, oder nicht.

Die ganze Erzählung von Zanders zeigt, auch, dass der König seinen Schock über die Gefangennahme überwunden hatte und ganz klar erkannte, was da gespielt wurde. Der Verdacht der geplanten Tötung ist nicht von der Hand zu weisen, da der König in einem ständig schwelenden Streit mit dem luitpoldschen Zweig lag und offensichtlich die Gefahr der Flucht des Königs, bzw. seiner Befreiung bestand. Außerdem gab es für den König noch den Weg, über Anwälte und Gutachter seine Freiheit zu erlangen und die Täter zu bestrafen. 
Außerdem: warum wird immer nur der Selbstmord des Königs in Betracht gezogen? Weil er vor seiner Gefangennahme solche Gedanken äußerte? Als er dann in Berg ernüchtert war, wollte er etwas rein menschliches: Rache.

König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 39. Teil

Mittlerweile ist es 13.00 Uhr und man erzählt sich, die Uhr der St. Cajetans – Hofkirche hätte anstatt einmal dreizehnmal geschlagen. Ein unheilvolles, böses Vorzeichen!

Am Schloß erscheinen einige Reporter, welche die üblichen Fragen nach dem Befinden des Königs stellen. Sie werden von Bezirksamtmann v. Wobel abgefertigt.
Zwischenzeitlich telegrafiert Stabskontrolleur Zanders einen Kurzbericht an den nach München abgereisten Kurator Graf v. Holnstein: "Es herrscht Ruhe und Ordnung. Von 11 bis 1 Uhr Mittag Spaziergang im Park mit Obermedizinalrat Gudden. Gehorsamst Zanders."

Eine kurze Erläuterung: ein Stabskontrolleur ist nichts anderes als der Oberstküchenmeister. Er leitet die Hofküche, koordiniert das Personal, verwaltet das Geld und rechnet ab. 

Stabskontrolleur Friedrich Zanders steht seit vielen Jahren als Oberstküchemeister in den Diensten des Königs und hat ihn auch auf seiner letzten Reise in die Schweiz, die der König zusammen mit dem Schauspieler Kainz unternahm, begleitet. Er gehört zum engsten Gefolge des Königs, genießt sein Vertrauen und wohl auch seine Freundschaft.

Der König ruft nun also Zanders zu sich und es gibt über den Ablauf gleich drei Versionen.
Die erste erscheint in der "Neue freie Volkszeitung", die zweite stammt von Dr. Müller und die dritte ist von Zanders selbst überliefert und somit diejenige, die der Wahrheit am ehesten entsprechen dürfte. Doch man mag selbst urteilen….

Erste Version

Der König verlangt nach seinem Diener Mayr. Mauder sagt ich, dass dieser nach München abgereist sei. Darauf bittet der König: "Dann schicken Sie doch Zanders zu mir, ich habe ihn heute schon gesehen!"
Mauder sucht Gudden auf und teilt ihm den Wunsch des Königs mit. Doch Gudden meint: "Das geht nicht, das regt den König auf. Zanders ist dem König ein ergebener Beamter – wer weiß – sagen sie, er sei eben nach München – oder nein, sagen Sie lieber, Zanders sei heute infolge verschiedener Kommissionen nicht abkömmlich, werde sich aber bei allernächster Gelegenheit Seiner Majestät vorstellen. Ich werde inzwischen Gelegenheit finden, mich mit dem König in dieser Sache zu besprechen."
Mauder bringt dem König diesen Bescheid. Dieser hört ihm zwar gelassen zu, sagt dann aber leicht verärgert: "Sagen Sie Dr. Gudden, es sei mein intensiver Wunsch, Zanders zu sprechen, ich habe ihm - , doch das geht Sie nichts an, gehen Sie und melden Sie ihm die Sache nochmals!"
Mauder folgt dem befehl. Gudden reagiert ärgerlich, lässt dann aber Zanders kommen. Als der erscheint, sagt Gudden freundlich:
"Lieber Herr Stabskontrolleur, denken Sie sich, Seine Majestät besteht darauf, Sie sehen zu wollen. Er hat Sie heute vom Fenster aus gesehen und wünscht Ihren Besuch. Ich kann und will mich nicht Allerhöchstdessen Wunsch, oder sagen wir, offen gesprochen, dessen Laune, widersetzen, - meine Pflicht als Arzt verbietet es zwar, indes heute ist Pfingstsonntag. Gehen Sie hinüber Herr Stabskontrolleur, doch ich muß Sie dringend bitten, vermeiden Sie jedes Gespräch, das auf etwaige Pläne des Königs wegen Ortsveränderung oder Reisen abzielt, ignorieren Sie jede darauf abzielende Bemerkung über derartige Wünsche oder ähnliche; bei seiner Majestät darf noch keinerlei Hoffnung erweckt werden auf selbständige Verfügungen. Sie verstehen mich, und ich muß Sie auch auf Ehrenwort verpflichten, meiner Anordnung nachzukommen und die Unterredung baldmöglichst zu beenden; nur dann kann ich Sie einlassen, - bedenken Sie lieber Herr Stabskontrolleur, welche Verantwortung ich hier übernommen habe."
Zanders gibt Gudden sein Ehrenwort und begibt sich zum König.

Version eins liest sich zunächst so, als wäre Gudden nicht nur vorsichtig, sondern auch fürsorglich. So weit, so gut.
Als nächstes taucht die Frage auf, woher die Zeitung die Informationen für einen derart detaillierten Bericht bekommen hat. Von den anderen Ärzten, von Mauder, von Zanders selbst? Von allen zusammen? Es lässt sich leider nicht mehr ermitteln.
Gehen wir ins Detail: da ist zunächst der Wunsch des Königs nach seinem vertrauten Kammerdiener Mayr. Das ist genau jener Mayr, der zuerst für das zu erstellende Gutachten über König nichts aussagte, dafür aber später, als sich die Ärztekommission vor dem Landtag rechtfertigen musste, dem sog. "Totengericht", umso mehr erzählte. Er sei misshandelt worden, musste ständig eine Maske tragen, etc., ect.. 
Mayr ist aber bereits um 10.35 Uhr von Hofrat Klug nach München zurückbeordert worden, mit den Vermerken, "er solle das Nöthige mitbringen", sowie dem dreimal rot unterstrichenen Vermerk "dringend". Mayr muß das Telegramm sofort bestätigen. Das Telegramm muß von Bedeutung gewesen sein und es ist bis heute nicht bekannt, was mit dem "Nöthigen" gemeint war.

Dann will er mit Zanders, einem vertrauten und loyalen Beamten, sprechen. Gudden will dies aber nicht und zuerst mit dem König darüber sprechen.
Der König nimmt die abschlägige Antwort nicht hin und schickt Mauder nochmals zu Gudden, da es ein intensiver Wunsch sei, mit Zanders zu sprechen und er ihm…ja was wohl? Der König bricht den Satz an dieser Stelle ab und setzt ihn anders fort. Was wollte der König von Zanders, einem jahrelangen Vertrauten? Der König hatte ein Fernglas zur Verfügung gestellt bekommen, damit er den See beobachten konnte und auf dem See wurden Kähne gerudert, in denen u.a. Richard Hornig und sein Bruder saßen. Die ganze "Ruderpartie" fand bei windigem, regnerischen Wetter statt und dauerte, mit einer Unterbrechung, es wurde zu Mittag gegessen, den ganzen Tag an.
Wenn man dann liest, was Gudden angeblich zu Zanders gesagt hat, dann fragt man sich unwillkürlich, ob nicht eine kurze Anordnung ebenso genügt hätte. Aber dieses Rechtfertigen, dieses Wohlwollen, dieser aufgeblasene Hinweis auf die Verantwortung, das Ehrenwort – was soll denn das? 
Es hätte genügt zu sagen: "Herr Zanders, seine Majestät will Sie sehen. Gehen Sie hinüber, sprechen Sie mit ihm, etwa eine halbe Stunde lang, doch ich weise Sie darauf hin, jedes Gespräch, dass sich um Veränderungen, Reisen oder selbständige Verfügungen seiner Majestät dreht, zu ignorieren."
Aber diese Überbetonung auf die Fürsorglichkeit des Arztes und die Loyalität des Beamten Gudden, das ist schon ein wenig zu dick aufgetragen. 

Version zwei ist auch interessant, über sie wird, zusammen mit der dritten Version, im nächsten Teil berichtet.

Samstag, 8. September 2018

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 48

Einen angenehmen Abend zusammen,

ich, weiß, ich habe schon länger nichts mehr von mir hören lassen, aber das lag daran, dass ich im Winter lieber meine Zeit auf der kuscheligen Wolldecke verbringe und von den ersten Frühlingstagen träume. Vor etwa einer Woche war ich auch nicht einmal mehr dazuzubewegen, ein bischen aus dem Ostfenster zu schauen, schon gar nicht, wenn das Fenster zum lüften geöffnet war. Denn erstens war es , verzeiht meine Ausdrucksweise, eine Katzendame spricht so normalerweise nicht und ich bin von Kopf bis Fuß eine Lady, saukalt, und zweitens kamen nicht einmal meine Anbeter, na, ihr wißt schon, die netten Türken aus dem Supermarkt nebenan heraus, um ihr Flirtpensum zu erfüllen. Warum sollte ich also aus dem Fenster schauen, in diese graue, eiskalt Winterlandschaft? Nicht einmal die Räum- und Streufahrzeuge mochte ich beobachten, dabei mag ich alles, was LKW heißt und auch so aussieht: je größer umso lieber und mein Favorit ist der LKW mit der Aufschrift "Baktat". Der ist nämlich auch noch mit bunten Bildern verziert: Oliven, gebackene Bohnen, gefüllte Reisblätter und noch mehr. Meine Mama sagte einmal, dass sie den LKW eines Tages stehlen würde, denn das sei Verführung pur. Jaja, meine Mama mag Oliven und überhaupt alle Arten von Antipasti, deswegen geht sie zweimal in der Woche, am Dienstag und am Samstag, auf den hiesigen Wochenmarkt zum Olivenstand und bringt dann allerlei Köstlichkeiten nach Hause, vom Fetaki darf ich manchmal ein bischen naschen. Übrigens: als es so scheußlich kalt war, ging meine Mama auch zum Olivenstand, das war für sie kein Hinderungsgrund, wenn auch ihre Nase dann ganz komisch rot war, genauso wie ihre Wangen.

Gestern mußten meine Eltern noch über mich lachen und das kam so. Abends liege ich noch sehr gerne neben meiner Mama auf dem Sofa, das ist nicht nur gemütlich, sondern ich habe auch den besten Blick auf den Fernseher, denn ob ihr es glaubt oder nicht, ich sehe auch ganz gerne fern. Tiersendungen mag ich, natürlich, am liebsten, aber auch Krimis oder Dokus über, wie könnte es anders sein, wenn man eine Mama hat, die dafür eine leidenschaftliche Passion hat, Morde und Mörder. Da ich auf dem Sofa sehr gerne viel Platz für mich beanspruche und mich so richtig dick mache, ja, ich pflustere mich regelrecht auf, wurde es für meine Mama ein bischen eng. Da sie weiß, dass ich mich nicht gerne zur Seite schieben lasse und wohl auch ins Bett gehen wollte, deckte sie mich mit ihrer roten Strickjacke zu. Ah, das war kuschelig und ich wollte mich schon einrollen, aber was sah ich da? Meine Mama, von der ich angenommen hatte, sie wolle ins Bett gehen, griff sich statt dessen ein Buch aus dem Regal und setzte sich auf den roten Sitzwürfel. Das gefiel mir aber gar nicht, denn erstens liegt auf dem Würfel meine Flauschedecke und zweitens ist es meinSitzwürfel. Als setzte ich eine ungnädige Miene auf, aber das beeindruckte meine Mama überhaupt nicht, ganz im Gegenteil!. Sie sagte zu mir, wenn ich ihren Platz besetzen würde, dann gehöre ihr der Sitzwürfel. Das mußte ich aber gleich klarstellen, wem hier was gehörte, denn schließlich sind das alle meine Plätze und Plätzchen, vor allem wenn sich meine Eltern setzen wollen, von Besuch ganz zu schweigen. Nicht, dass ich Besuch kratzen oder gar beißen würde, nein, zu der Sorte gehöre ich nicht, aber ich habe eine ganz fiese Masche. Zunächst streiche ich dem Besuch um die Beine und weil ich lange weiße Katzenhaare habe, bleibt da schon mal etwas hängen. Hilft das nicht, setze ich mich neben den Besuch, so richtig nahe und hinterlasse auch Haare. Der Besuch nimmt dann ein paar Andenken mit nach Hause, hihihi. Aber ich merke, ich schweife vom Thema ab und erzähle nun, wie es weiterging. 
Mit Bedacht kroch ich also unter der Jacke hervor und fixierte meine Mama ganz streng. Doch sie lachte und sagte zu meinem Papa, dass ich, wenn ich sprechen könnte, sagen würde, dass sie auf der Stelle vom Würfel aufstehen solle. In geduckter Haltung schlich ich auf den Würfel zu, so ganz langsam, wie wir Katzen es machen, wenn wir uns an eine Beute anschleichen. Meine Mama lachte immer noch, Mist, dabei wollte ich doch einen kämpferischen Eindruck machen! Da hüpfte ich lieber auf den Würfel und schmeichelte um meine Mama herum, so dass ich noch Streicheleinheitenund den Platz bekam.

Ah, ich höre gerade meine Mama rufen, es gibt mein Abendessen. Ich bin gespannt, welche Sorte sie für mich ausgesucht hat, vielleicht etwas mit Fisch? Tut mir leid, aber ich habe jetzt wirkliche keine Zeit mehr....es riecht schon gut......

Bis demnächst,

Eure Reza, die Hungrige

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 47

Es ist zwar schon später Nachmittag,

aber ich möchte mich heute doch noch zu Wort melden, denn meine Mama hat morgen vielleicht nicht soviel Zeit und da nutze ich Möglichkeit, ihr in die Tasten zu diktieren, anstatt mich mit meinen Pfötchen abzumühen.
Wie Ihr wißt, war gestern Silvester, ein Tag, der für mich vom frühen Abend an immer sehr ungemütlich wurde. Da gab es rücksichtslose menschliche Zeitgenossen, die offensichtlich nicht in der Lage waren, die Uhrzeit richtig abzulesen, denn die Böllerei ging mit schöner Regelmäßigkeit früher los. Eigentlich durften sie das gar nicht und schon gar nicht innerhalb der Altstadt, aber wie gesagt, es gibt Menschen die können oder wollen nicht lesen.
Als es dunkel wurde, streifte ich durch die Wohnung und inspizierte meine Flucht- und Rückszugsmöglichkeiten, meine Mama hatte bereits des großen alten Garderobenschrank, eigentlich ist es ein Bauernschrank, schon weich ausgepolstert. Aha, eine feine Sache, da fielen die Plätze hinter dem Sofa und unter dem Wohnzimmerschrank aus. Um mich zu beruhigen, nahm mich meine Mama immer wieder auf den Arm, trug mich herum und manchmal schauten wir auch aus den großen Fenstern auf die Gehwege und Straßen. Es war ruhig, selbst das Hotel gegenüber hatte sein Restaurant seit 16.00 Uhr geschlossen. Während ich nun hin- und hergetragen wurde, mit wiegenden Bewegungen, das beruhigt mich immer, unterhielt sich Mama mit Papa über die Engpässe in der Gastronomie. Mein Papa hat nämlich eine gute Bekannte in einer Stadt in Norddeutschland, Heidrun, manchmal auch im Spaß "Ziege" genannt, eine Hommage an Odin und seine Ziege Heidrun, komische Ideen haben meine Menschen manchmal, die sucht ständig verzweifelt Personal. Mama meinte, das habe vielerlei Gründe, denn früher hätte man die Leute in der Gastronomie gnadenlos ausgenutzt, schlecht bezahlt und heute wolle das, auch wegen der Arbeitszeiten, niemand mehr machen. Ich genoß die Zimmerrunden, das wiegen und die Unterhaltung, das schläferte mich eigentlich schon ein. Dann wurde ich behutsam auf das Sofa "Tobelandschaft" gesetzt, weil meine Menschen sich einen Kaffee machten und auch das Abendessen vorbereiteten. Das ist für mich immer eine gute Gelegenheit, um Leckerli zu betteln. Das heißt, betteln muß ich gar nicht, ich habe meine Menschen so gut erzogen, dass ich entweder Stickis, Käseknusperli oder Knabberfischlis bekomme, hihi.
Als meine Menschen gegessen hatten, setzten wir uns alle auf das Sofa und mein Papa machte den Fernseher an. Meine Mama spielte zuerst auf ihrem neuen Smartphone, "Solitaire" und ein Wissensquiz. Erstaunlicherweise blieb es draußen immer noch ruhig, die Ruhe vor dem Sturm?
Der Zeiger der Uhr rückte vor und jetzt schaute auch meine Mama fern: "Moderne Zeiten" auf ARTE. Ich schaute erst mit, dann schlief ich ein. Doch dann wurde ich doch aufgeweckt, es krachte und rummste. Ich sprang vom Sofa und sauste zuerst einmal in den Flur, da hörte ich, wie meine Mama sagte, dass sie heute aber spät anfingen, zu böllern, es sei immerhin schon zehn vor zwölf. Sicherheitshalber kroch ich nun doch auf meinen auspolsterten Platz im Schrank, spitzte aber neugierig die Öhrchen. Soviel Feuerwerk schien es tatsächlich nicht zu sein, es war weniger laut und dauerte auch nicht soo lange. Vorsichtig die Lage erkundend schlich ich aus dem Schrank in den Flur: nichts. Dann steckte ich zuerst mein Näschen durch den Türspalt zum Wohnzimmer: wieder nichts. Dann setzte ich, Pfote für Pfote, meinen Gang, immer fluchtbereit, fort: auch nichts. Da faßte ich meinen Mut zusammen und kam ins Wohnzimmer. Meine Eltern freuten sich mich zu sehen und versicherten mir, dass die Knallerei vorbei sei. Meine Mama nahm mich sogar noch einmal auf den Arm und ging mit mir in den Erker, beste Aussicht, um mir zu zeigen, wie die Leute, die auf der großen Kreuzung ihre Raketen und Knallfrösche abgeschossen hatten, schon wieder in Richtung Innenstadt gingen. Mich freute das und meine Eltern nicht weniger, die mögen nämlich auch keinen Krach. Papa meinte noch zu Mama, dass Böller & Co. doch ziemlich teuer seien und sich das die Leute doch überlegen würden, Geld dafür auszugeben. Oder, antwortete meine Mama, man sei übersättigt von dem ganzen Rummel und dem Feuerwerk zur Adenventszeit, ich erzählte davon, so dass es keinen Spaß mehr mache, weniger sei eben doch mehr.

Euch allen ganz liebe Grüße und Wünsche für´s neue Jahr,

Reza, die Gesprächige

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 46

Einen schönen Samstagabend zusammen,

wie wunderbar ruhig es draußen ist, fast besinnlich und so habe ich Muße, wieder einmal ein bischen von mir zu erzählen. 
Wie meine Katzenmama schon berichtete, fiel gestern der erste richtige Schnee diesen Winters. Das fand ich sehr spannend, meine Mama weniger, denn sie zog eine Gesicht wie sieben Tage Schneewetter, weil der Wind, ihr wißt schon, der Kerl, der immer mit seinen ekeligen kalten Fingern unter mein Fell kriecht, wenn ich in der kühlen Jahreszeit beim lüften am offenen Fenster sitze, die Flocken und Graupel nur noch so sich her trieb. Der Wind heulte ganz ordentlich ums Hauseck und wehte den Schnee auch noch in die entlegensten Ecken und kleinsten Ritzen. Die Leute auf der Straße zogen die Mantelkrägen höher und die Mützen tiefer ins Gesicht, um sich zu schützen, ganz vermummt sehen sie dann aus. Ich hatte mal gehört, dass es ein Vermummungsverbot gäbe, aber ich glaube, bei der Witterung trifft das nicht zu. Es gab auch Leute, die unter dem überdachten Vorplatz des Hotels "Barfüsser", komischer Name, ich habe das Menschen niemals barfuß gesehen, Schutz gesucht haben. Da pfiff der Wind natürlich auch hinein und ich schüttelte den Kopf, weil die Leute so dumm waren. Dieses "Barfüsser-Hotel" hat nämlich ein angeschlossenes Restaurant und einen Biergarten, naja, der ist jetzt immer leer, und so wäre es wohl das nächstliegendste, dort hinein zu gehen. Nein, lieber stehen sie im Freien und lassen sich vollschneien.
Aber vielleicht ist dieses "Im-Freien-Stehen" so eine Art Bußübung, wegen des Höllenkrachs am letzten Freitagabend.

Das war so: hier gibt es einen Verein, der glaubt, wenn man eine lange Einkaufsnacht macht, dann kämen mehr Kunden in Stadt und Geschäfte. Meine Mama sagt, die Leute gucken die Sachen in den Geschäften an und gehen dann ins Internet, um die Artikel günstiger zu finden, aber das hätte sich wohl in dem "Kaff" noch nicht herumgesprochen. Außerdem sagt sie von sich selbst, dass sie in mancher Hinsicht stockkonservativ, altmodisch und retro, wieder so ein Modewort, sei, aber sie begreife nicht, dass jede Veranstaltung gleich gestaltet sein müsse, vor allem gleich phantasielos und laut. Kein Mensch hätte etwas dagegen, wenn die Geschäfte länger auf seien, es Glühwein und feine Gaumenfreuden gäbe, aber warum einen Fanfarenzug, Feuerspiele, Discomusik in voller Lautstärke auf den Plätzen in der Altstadt, wir wohnen nämlich in der Altstadt und vor allem dieses unsägliche Feuerwerk am Ende, so ab halb elf Uhr?
Dieses Feuerwerk hasse ich auch, da verkrieche ich mich in den Garderobenschrank, weil ich mich so sehr fürchte. Diesmal war es so scheußlich, dass ich dachte, ein Terroristentrupp würde unser Haus stürmen und Splitterbomben fallen. Das ist einfach unverschämt, etwa 500 Meter weiter weg ist das Klinikum, wer denkt an die Patienten? Die Tiere von Linda, einer Freundin meiner Mama, drehten beinahe durch, was aber kein Wunder war. Also war so eine Bußübung durchaus angebracht, hoffentlich haben sie sich außer kalten Füßen noch einen Schnupfen geholt!

Aber gefreut habe ich mich heute noch ganz besonders. Nein, nicht weil alle Leute rote Nasen hatten und genießt haben, sondern weil Lizzy, die Tochter meiner Katzeneltern zu Besuch kam. Das nutze ich sofort aus, ha, ein williges Opfer, besonders für Streicheleinheiten, gefunden. Das genoß ich dann so richtig und ließ mir mein Fellchen kraulen...mehr, mehr, mehr.

Ich wünsche Euch noch einen schönen Sonntag 

Reza, die Flauschige

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 45

Einen schönen guten Abend,

nachdem ich den ganzen Tag verdöst und verschlafen habe, bin ich jetzt putzmunter und zum erzählen aufgelegt.

Meine Mama fragte mich als erstes, als mich so richtig streckte und reckte, Dehnübungen sind für mich sehr wichtig, was ich denn in der Nacht so getrieben hätte. Ich?? Gar nichts, wie immer . Doch das glaubt meine Mama nicht wirklich, ich werde unter anderem verdächtigt, den Rechner zu benutzen und geheime Dateien anzulegen, mich in anrüchigen Katzenchats zu bewegen, kurz, in der Welt des Internets aktiv zu sein. Was meine Mama nur so von mir denkt! Ich darf zwar nicht hinaus, aber deswegen muß ich meine Nächte nicht vor dem PC totschlagen.....oder vielleicht doch? Wir Katzen können doch so allerlei Dinge, von denen unsere Menschen keine Ahnung haben 

Ach ja, vom Flohmarkt und den "Mäusen" wollte ich noch berichten. Meine Mama und "Mäuse", was sollte das sein? Ein Spielzeug für mich? Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich eine echte Maus bekäme und mit der Vermutung hatte ich recht. "Mäuse" ist ein anderes Wort für Geld, genauso wie "Kohle", "Kröten", "Euronen" und was es noch an Bezeichnungen für diese schmutzigen Scheine und Klimpergeld gibt. Früher, ja früher, da gab es Gold- und Silbergeld, das sieht nicht nur gut aus, das fühlt sich auch ganz anders an. Der Onkel meiner Mama sammelt Münzen, so heißt das in der Fachsprache, und er hat mehrere Alben davon.
Was tat meine Mama also mit den "Mäusen"? Richtig, die wurden am anderen Tag, beim Rapunzelfestival, "auf den Kopf geklopft". Manchmal verstehe ich meine Mama nicht wirklich und bin eigentlich enttäuscht, wenn sie so eine komische Sprache benutzt. Aber Menschen, das habe ich schon festgestellt, reden manchmal einen Kauderwelsch, dass es mir, als anständiger Katze, einfach nur graust. Da bekomme ich mitunter seltsame Vorstellungen....Menschen eben.

Einen schönen Abend wünsche ich euch 

Reza, die Muntere

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 44

Einen schönen guten Morgen,

wünsche ich allen, obwohl Montage bei den meisten Leuten nicht so sonderlich beliebt sind. Eine Rockgruppe, ich glaube es waren die „Boomtown Ratts“, oder so ähnlich, hatten ein Hit mit „I don´t like mondays“ und die meisten Menschen, die ich am Montagmorgen beobachten kann, ziehen genau so ein Gesicht, wie es zu diesem Lied passt. Muffige, müde, unfrohe Gesichter.
Da bin ich schon auf morgen Früh gespannt, denn da haben die Schüler ihren ersten Schultag. Ob sie dann „I don´t like tuesdays“ trällern? Die Erstklässler sicher nicht, gleich erkennbar an ihren Schultüten, die mitunter so groß sind, dass die „Zwergerl“ beinahe dahinter verschwinden, denen werden die ersten Tage versüßt. Ob sie dann nach den nächsten Ferien, die schon Ende Oktober, Anfang November sind, „I don´t like irgendwas“ singen? Was weiß ich schon, denn so fein sind selbst meine Öhrchen nicht, dass ich ein paar Töne auffangen könnte. Die Bismarckschule, ein großer Bau aus wilhelminischer Zeit, ein ockerfarbenes Gebäude mit vielen Kaminen und noch mehr Türmchen, liegt zwar gegenüber von meinem Haus, hat leider dicke Mauern und außerdem flutet in der Früh der morgentliche Berufsverkehr vorbei. Da kann ich noch so angestrengt lauschen, in einem Chaos von Motorenlärm, Hupkonzert und kreischenden Schülern gehen Musik und Gesang unter, außer die Musikdröhnung, die aus den Musikboxen der Autos kommt, deren Fahrer meinen, ihre Umgebung, natürlich bei offenem Fenster, lieber tragen sie im Auto eine dicke Jacke um nicht zu frieren, an ihrer Musik teilhaben lassen zu müssen: meine Mitmenschen hören meine Musik, ob sie wollen oder nicht…..

Mein Wochenende begann bereits mit einem spannenden Freitagnachmittag. Meine Halterin und ihre Freundin Heidrun hatten schon vor Wochen beschlossen, auf dem am Samstag stattfindenden Altstadtflohmarkt, viele Händler auf einem riesigen Gelände (Schrannenplatz-Kempter Straße- Reichshain), das so richtig zum bummeln einlädt, selbst einen kleinen Stand aufzustellen, um dort „Kunst und Krempel“ zu verkaufen. In diesem Fall wohl eher das zweite „K“, Krempel, da sich Fraule und Heidrun die Standmiete teilen wollten, weil „ die auch nicht mehr wissen, was sie verlangen sollen!“. 
Sie brachte dann zwei alte Umzugskisten vom Dachboden ins Wohnzimmer, die mit Dingen vom zweiten „K“ gefüllt waren und zwar randvoll. Da ich sie kenne, weiß ich, dass sie die wirklich schönen Dinge, wir haben drei Schränke voll, davon sind zwei Glasschränke, genannt Vitrinen, damit die Kostbarkeiten auch ins rechte Licht gerückt sind und bewundert werden können, niemals verkaufen würde. Viele dieser persönlichen Kunstgegenstände, boshafte Menschen würden die beleidigenden Wörter „Nippes“ oder „Kitsch“ verwenden, stammen noch von ihren Großmüttern. Wenn sie einer Generalreinigung unterzogen werden, habe sogar ich „Speisezimmerarrest“, damit nichts kaputt gehen kann. Ich habe nämlich die Angewohnheit, dann alles zu untersuchen und zu prüfen, ob es tatsächlich sauber ist. Da wird meine Halterin dann immer ganz nervös……
Jetzt bin ich aber vom Thema „Flohmarkt“ abgekommen. „Flohmarkt“, das ist so eine Bezeichnung, bei der ich immer ganz nervös werde. Flohmarkt….Flöhe…ahhh, ich könnte mich schon wieder kratzen, allein dieses Wort löst beim mir einen Juckreiz aus.
Naja, als sie dann die Umzugskartons auspackte, kam allerlei Krempel zum Vorschein. Alte Tücher, Schals, Pullover und Hosen. Es war zwar alles sauber, hatte aber diesen penetranten Geruch der Kaugummis von Urzeiten….Mottenkugeln, bäh! Ein kleiner Karton mit Modeschmuck war auch dabei, in den sie unbedingt gucken musste, so nach dem Motto: „Altes wird wieder modern“. Aber nichts davon fand vor ihren Augen Gnade, ganz im Gegenteil. Sie begutachtete die Klunker mit einem abschätzigen Blick und noch geringschätzigeren Worten.
Zuletzt kam noch ein unvollständiges Kaffeeservice zum Vorschein, das aber gleich wieder eingepackt wurde. 
Dann wurden beide Kartons im Fahrradraum meiner Halter eingeschlossen, um am nächsten Morgen griffbereit zu sein. 
In der Nacht, es ging schon auf drei Uhr zu, wurde ich wach. Zum ersten, weil mein Fraule aufgestanden war, schließlich musste sie sich für die Zeitungstour anziehen, zum zweiten, weil Betrunkene vor dem Haus lallten. Betrunkene beobachte ich immer gerne, denn bei unserem Haus sind Poller, die den Gehweg von den Garagen abgrenzen. Die Betrunkenen haben dann meistens die sportliche Ambition, darüber zu springen, wie seinerzeit im Sportunterricht beim Bockspringen. Mit zerissenen Hosen geht es dann noch glimpflich ab, in der Mehrzahl sind es Verletzungen, vom gestauchten Knöchel bis hin zur Gehirnerschütterung. Das ergibt dann eine gelungen Mischung von lallen, heulen und Schmerzensschreien, klingt beinahe wie „Heavy Metal“. Da aber heutzutage beinahe alle Leute ein Handy oder Smartphone dabei haben, ist bei uns der Krankenwagen öfters zu Gast. Das beobachte ich dann immer mit einer diebischen Freude. Das Küchenfenster ist dabei mein liebster Platz, denn auf der Fensterbank vom Speisezimmerfenster steht ein Kaktus und der piekt mich immer. Warum die Pflanze nur Kaktus heißt? Piekus wäre viel passender…
Heute war aber nichts mehr zu hören, weder „Heavy Metal“, noch der Krankenwagen. Ob die Betrunkenen weitergeschwankt waren? Ich schaute aus dem Küchenfenster…..da lagen sie zwischen den Pollern, was für eine Enttäuschung! Leicht muffig aß ich noch etwas Naßfutter, „Rind mit Hühnerherzen“, dann haute ich mich auf dem Sofa, dort liegt meine blau-gemusterte Lieblingsdecke, auf´s Ohr. 
Als mein Fraule nach Hause kam, riskierte ich einen müden Blick, so mit einem halb geöffneten Auge. Während Herrle dann zum Bäcker ging, ja genau, bei diesem Bäcker arbeitet mein Max, deckte meine Halterin den Frühstücktisch. Dann wurde von meinem Halter, in diesem Fall dem Teemeister“, der obligatorische grüne Tee bereitet. Unterdessen bekam ich auch frisches Wasser, Trockenfutter und, wie jeden Morgen, ein paar Leckerlis dazu. Da wurde ich dann schon munterer, dehnte und streckte mich, dann kam ich auch ins Speisezimmer, dort habe ich meinen Eßplatz. Bei Tisch entspann sich dann eine Unterhaltung. Amüsiert erzählte Fraule, dass zwischen den Pollern zwei Betrunkene geschlafen hätten, ganz innig aneinander gekuschelt, der eine hatte sein Smartphone ganz fest in seinen beiden Händen, wie einen Teddybären. Das sei richtig süß gewesen. Wie bitte?? Süß? Na, alles muß ich auch nicht verstehen, vor allem die mitunter seltsamen Assoziationen meiner Halterin.
Nach etwa einer Stunde holte Heidrun meine Halterin ab, um auf den Flohmarkt, verflixt, ich könnte mich schon wieder kratzen, „K & K“ zu verkaufen.
Mein Halter und ich haben bis jetzt einen sehr angenehmen Tag verbracht und wir sind schon gespannt, wie viele „Mäuse“ Frauchen mit nach Hause bringt? Flohmarkt und Mäuse?? Ich werde berichten!

Bis zum nächsten Mal,

Eure Reza, genannt „die Flauschige“

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 43

Liebe Lesergemeinde,

ich wünsche euch allen einen wunderschönen Sommertag. 

Ja, ich weiß, ich habe schon lange nichts mehr von mir hören lassen, aber das lag daran, dass ich mit meiner "Kurzhaarfrisur" absolut miese Laune hatte und ich nicht in der Stimmung war, irgendetwas zu erzählen oder meinem Fraule in die Tastatur zu diktieren. Dabei hat sich in der Zwischenzeit allerlei getan! Also, mein liebes Fraule, in Gedanken Futterknecht, Katzenkloreininger, Animateurin, dann laß mal Deine Finger flink über die Tastatur tanzen!

Das Wichtigste kommt immer zuerst: mein Fell ist wunderschön nachgewachsen. Dicht und flauschig, so dass ich mir überlegt habe, dass so ein Friseurtermin beim "Bart" nicht das übelste wäre. Naja, das alte Übel, wie es mein Fraule zu nennen pflegt, ist immer noch da: ich will mich nur ungern kämmen lassen. Ich glaube, um den Friseurtermin muß ich mir keine Gedanken machen, denn der wird sicher kommen. Erst neulich sprachen meine Halter angelegentlich über den Friseur und ich bin mir sicher, es ging nicht um den Menschenfriseur. Ob ich mich nicht doch lieber kämmen und bürsten lassen sollte? Mal überlegen...

Seit ein paar Wochen ist es ab Samstagnachmittag bis Sonntagnacht auf der Straße, die vor unserem Haus, dem High-Society-Castle, vorbei führt ruhig. In der Vorvergangenheit haben zahlreiche motorisierte Mitbürger geglaubt, sie sei ein Ableger von Hockenheim, Monza oder Spa, na, halt die Rennstrecken, auf denen Formel 1 gefahren wird. Und genauso haben sie sich auch verhalten. Immer mit Vollgas und im Kreis, stundenlang. Oder, so zur Abwechslung, bzw. lauter Langeweile, ein nächtliches Rennen, natürlich bei "Rot" über die Ampel. Dabei sind schon drei Unfälle passiert: ein leichter mit Blechschaden, ein mittlerer, bei dem die Tür der gegenüber liegenden Schule demoliert wurde. Das schlimmste war aber, als so ein Idiot einem Taxi in die Seite fuhr, bei "Rot" natürlich. Der Taxifahrer war schwer verletzt, der Beifahrer ur leicht und das Taxi war Schrott. Da war ein Auflauf, mitten in der Nacht! 
Meine Halter und noch ein paar Leute gründeten daher eine Bürgerinitative, für eine bessere Luft und gegen die selbstverliebten Möchtergern-Formel1-Fahrer (Monsterwort!) Der neue OB war zwar schwer zu überzeugen, ich kann mir schon vorstellen, was für ein Gesicht mein Fraule gemacht hat, so wie ich, kurz vor einem Angriff, aber jetzt ist die Straße gesperrt. 

So, und jetzt lege ich mich im Erker noch ein bischen auf´s Ohr, das beste, was man bei den Temperaturen tun kann. Ich lasse wieder von mir hören, versprochen.

Mit vielen "schnurrs" und "miaus",

Eure Reza

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 42

Einen schönen Sonntagmorgen,

wünsche ich euch allen, obwohl ich sehr im Zweifel bin, ob dieser Tag die Bezeichnung "schön" überhaupt verdient hat. Nachdem heute Morgen die Sonne so ein bischen durch den Wolkenvorhang blinzelte, ist der Himmel wieder grau in grau. Wer Grautöne bevorzugt, für den stellt das sicherlich ein erfrischendes Bild dar, aber für mich nicht. Wo wir gerade bei erfrischend sind: ich bin mir sicher, dass draußen schon wieder ein Wind weht, für den die Bezeichung "erfrischend" noch eine Schmeichelei ist. Es ist doch so, selbst wenn die Sonne scheint und ich mich auf die Wärme freue, dann kriecht dieser Wind ganz unerwünscht in mein immer noch kürzeres Fell. Ich mag diese kalten windigen Annäherungsversuche überhaupt nicht und wenn der Wind körperlich wäre, dann hätte ich ihn schon längst gekratzt und gebissen! Ich will Sonne, ich Wärme, ich will aus meinem Ostfenster schauen!!!

Und wenn das nicht genug wäre, schaute sich meine Fraule gestern noch eine DVD an, in der auch Schnee, Sturm und Berge zu sehen waren. Der Film heißt "Der Berg ruft" von und mit Luis Trenker. Gehört hatte ich schon von ihm, nur nichts gesehen. Fraule legte also die DVD ein, nachdem sie ihrem Ärger über das "miese Programm, je mehr Sender umso schlechter die Qualität und das muß man auch noch bezahlen" Luft gemacht hatte. Ich setzte mich also mit gespitzten Öhrchen hin und harrte der Dinge, die da zu sehen waren. Gleich am Anfang war ein großer steiler Berg zu sehen, der von Wolken umflort war. Ah, der kam mir so bekannt vor! Natürlich, das war das Matterhorn, das wußte ich noch aus einer Dokumentation, die Fraule über Edward Whymper gesehen hatte. Die Dokumentation begann aber nicht so dramatisch wie dieser Bergfilm, in dem dann auch noch Felsabgänge zu sehen und vor allem zu hören waren. Das Geräusch dieser Steinschläge erinnerte mich doch sehr an die zwei- und vierrädrigen Lärmterroristen, die in unserer Straße immer wie auf dem Catwalk fahren, sehen und gesehen, besonders gehört werden! Und so verließ ich dann meinen Sitzplatz, um mich bei meinem Fraule einzukuscheln, was meiner Seele gut tat. Mein Fraule war von diesem Film allerdings begeistert, sie kaute zwar nicht auf den Nägeln, aber ich merkte deutlich, wie sie mit der Handlung mitfieberte... 
Später sagte sie zu Herrle, sie müsse sich noch andere Bergfilme anschauen. Na, mir soll das recht sein, solange ich meinen gemütlichen Kuschelplatz habe und mir der reale Wind nicht unters Fell kriecht.

Ich wünsche euch allen einen gemütlichen Sonntag,

Eure Reza

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 41

Einen angenehmen Freitagabend zusammen,

nachdem ich schon länger nichts von mir hören, ich meine natürlich schreiben, ließ, ist es an der Zeit wieder etwas zu berichten. 
Zuerst einmal über "Amanda-Hamanda", ihr wißt schon, die Frau, die ihr Auto freundlicherweise fahrbereit zurück ließ. Unter uns gesagt, wem immer diese dumme Begebenheit erzählt wird, zieht zwar vordergründig ein mitleidiges Gesicht, schüttet sich aber insgeheim vor lachen. Naja, das Auto tauchte noch am gleichen Tag wieder auf und zwar auf einem Parkplatz, wenn man fünf Stellplätze als Parkplatz bezeichnen will, "An der Mauer". Den Parkplatz kenne ich, weil einmal im Haus gegenüber gewohnt habe. Das Auto war so stark beschädigt, dass es nur noch, nach einer gewissen "Schwackeliste" nur noch Schrottwert hatte. Die halbe linke Seite, also von der Fahrerseite aus, war eingedellt, der Tank aufgerissen und der Rahmen verzogen. Und was tat "Amanda-Hamanda" ein par Tage danach? Sie hatte wieder ein Auto, fuhr damit die Zeitung aus und hielt, Originalzitat meiner Halter, "vor jedem Loch, damit sie nicht laufen muß". Sie sind schon sehr gespannt, wann das nächste Auto gestohlen wird....

Nun aber zu mir selbst. Wer von mir schon gelesen hat, weiß, dass Kamm, Brüste und Entfilzer meine persönlichen Feinde sind und ich mich, jedenfalls an den Seiten, weder kämmen, bürsten noch filzen lasse. Mein Fraule hat mir schon oft genug geduldig erklärt, dass meine Haare diese Pflege brauchen, sonst bilden sich Zwackel, will heißen verfilzte Haare, und dann müßten wir zum Tierarzt gehen, um einen Kurzhaarschnitt machen zu lassen. Während ich sonst alles ganz gut verstehe, habe ich bis jetzt beim Thema "Haarpflege" die Ohren immer auf Durchzug gestellt, gelangweilt zum Fenster hinaus gesehen und ein Gesicht gemacht, als spräche meine Fraule türkisch, arabisch oder kisuaheli, kurzum, lauter Unverständlichkeiten.
Vorletzte Woche meinte mein Fraule, so ginge das absolut nicht weiter, die Fellpflege dürfe sich nicht zu einem Kampfeinsatz entwickeln. Wenn immer sie mich bürsten wollte, benötigte sie mindestens die Hilfe von Herrle und der brauchte ein paar Lederhandschuhe.....naja, naja, naja, ich will da nicht ins Detail gehen.
Jedefalls rief mein Fraule beim Tierarzt, genannt Bart, an und vereinbarte einen Termin zur Fellpflege oder zum Haarschnitt. Jedenfalls nicht zur Dauerwelle, zum tönen oder färben, denn ich weiß ganz genau, dass das nur die Menschen brauchen, denn ich habe schon über einem Friseur gewohnt. Ich freute mich schon auf diesen Termin, denn da konnte ich doch wieder auf Aufführung vom besten geben: fauchen, kratzen, herumrollen, kurzum, die ganze Praxis beschäftigen. Im Geiste sah ich schon die Tierärztin, Frau Schlögl, vor mir, denn die hat vor mir immer großen Respekt. Wenn mein Fraule den Katzenkorb öffnet, macht die Gute schon immer ein unglückliches Gesicht, hihihi.
Kurz und gut, mein Fraule brachte mich nüchtern, ein Zustand, der meine kleinen Boshaftigkeiten noch beflügelte, in die Praxis. Die Tierarzthelferin, Frau van der Schoot, kannte ich ja schon. Vor der habe ich wenigstens ein klein bischen Respekt, weil die mich immer so am Schlafittchen packt, dass ich lieber einigermaßen friedlich bin. Dafür freute ich mich, wie schon gesagt, auf Frau Schlögl. Doch was war das? Statt einer theaterreifen Aufführung wurde ich per Spritze, ins Land der Träume geschickt. Menschen nennen das Vollnarkose, der Tierarzt seditieren. Als ich wieder langsam erwachte, meinte die Katze neben mir: "Na, heute auch beim Friseur gewesen"? Ich blinzelte ein bischen genauer und sah, dass meine Nachbarin, oder Nachbar, was weiß man schon so genau, an manchen Stellen, vorzugsweise an den Seiten, ganz kurze Haare hatte. Dann betrachtete ich mich...aaahhhh! Wo waren meine Haare? Am Bäuchlein, an den Seiten war alles ganz kurz...kurz!!! Ich bin eine Langhaarkatze und möchte eine bleiben!! Da fielen mir Fraules Worte ein, wonach es in Zukunft wohl für mich und meine Halter stressfreier sein würde, wenn ich an gewissen Stellen kurze Haare hätte. Wenn ich Fraule bloß ernst genommen hätte, als sie zu mir sagte, ich solle mich kämmen lassen, sonst müßte ich geschoren werden.....oh, was für ein häßliches Wort, was für eine grottenhäßliche Frisur....schrecklich!!
Eigentlich hätte ich dann bis zum nächsten Morgen nüchtern bleiben müssen, aber Herrle gab mir, als er von der Spätschicht nach Hause kam, wenigstens ein bischen Trockenfutter. Da war ich ihm sehr dankbar, denn nun hatte ich etwas zum kauen. Aber in der Früh gab es dann Naßfutter satt, selbstverständlich in meiner Lieblingssorte "Pute, Huhn, Ente". Ich futterte, was das Zeug hielt, putzte mich dann und hielt ein langes, langes Schläfchen auf meiner braunen Flauschedecke.
Als ich erwachte, schwor ich mir, mich in Zukunft kämmen und bürsten zu lassen....aber ihr wißt ja, wie das so mit den guten Vorsätzen ist...

Euch allen ein schönes Wochenende,
Eure Reza