Sonntag, 5. August 2018

Schloß Berg - ein Ort der Sühne?

Im nicht zugänglichen Teil des Parks von Schloß Berg gibt es eine kleine Kapelle, die Königskapelle. Diese Kapelle ließ sich der König 1876 errichten und von dem Maler Hauschild ausschmücken. Die Kapelle ist seit ihrer Erbauung unverändert, d.h. im neugotischen Stil belassen. 
Während so ziemlich alles aus dem Leben des Königs besichtigt werden kann, mittlerweile sogar die Toilette auf Neuschwanstein, wird diese Kapelle selbst in der Literatur kaum erwähnt.

Alles um Schloß Berg atmet Sühne und die Bitte um Vergebung. Und gibt versteckte Hinweise.
Da ist das Kreuz im See, das mit der von Königinmutter Marie errichteten Totenleuchte eine Linie bildet. Sie machte sich sicher viele Gedanken um das Seelenheil ihres Sohnes, denn sie war, genauso wie ihr Sohn, ein frommer Mensch. Als ihr Sohn, Ludwig, am letzten Karfreitag seines Lebens auf den Kalvarienberg bei Füssen pilgerte, er schrieb es ihr, freute sie sich darüber und wünschte ihm weitere frohe Tage. Nebenbei: wenn der Briefwechsel zwischen Königinmutter Marie und ihrem Sohn Ludwig veröffentlicht würde, er ist mit Sicherheit erhalten, gäbe das noch weitere Einblicke in das Leben des Königs.
Wie gesagt, die Totenleuchte oder auch Grableuchte, bzw. -licht, soll der armen Seele den Weg weisen
Gekrönt wird die Linie durch die 1896 erbaute und 1900 geweihte Votivkapelle. Votivkirchen, bzw. -kapellen wurden als Dank für eine Errettung errichtet, sei es aus einer Notlage oder Erfüllung eines Wunsches. Aber auch zur Sühne! Dem geht ein Gelübde voraus, die Bitte um Gebetserhörung! 
Die Kapelle ist dem hl. Ludwig geweiht!
Das Hauptbild in der Apsis stellt Christus als Weltenrichter dar, wie es auf Ikonen heute noch üblich ist, "Christus Pantokrator". Die Wahrheit wird am Jüngsten Tag offenbar!
In der Kuppel ein Bild der Gottesmutter, die der König sehr verehrt hat.
Der König konnte die Votivkapelle nicht errichten lassen, er war schon tot, die offizielle Version ist bekannt. Aber die Mitwisser lebten noch, das führt wieder zum Sühnegedanken. Wenn man für den König Seelenmessen lesen lassen wollte, hätte man auch die kleine Königskapelle im Park nutzen können. Königinmutter Marie ließ häufig in Altötting Messen für ihren Sohn lesen.
Schloß Berg wurde nach dem Tod des Königs zum Museum, später denkmalsgeschützt. Die Amerikaner verwüsteten es, schließlich wurde es renoviert und wird heute als Sommersitz genutzt, was ich aber nicht so recht glauben kann.

Hier Bilder der Votivkapelle:
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ID: 1984
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Die Vorgänge rund um das Schloß Berg haben mich an Kaiser Franz Joseph denken lassen. Dessen Sohn Rudolf kam im Jagdschloß Mayerling ums Leben. Da wurde auch vieles vertuscht und verschwiegen. Der Kaiser, von einem Freund nach Mayerling befragt, sagte: "Das, was geschehen ist, ist noch viel schrecklicher, als sie sich vorstellen können!"
Jetzt muß man ab sofort mit den Gedanken der Menschen von damals denken.
Rudolf hatte sich durch seinen Selbstmord, nicht nur gegen göttliche Gebote vergangen, sondern auch die Uniform, die der Rock des Kaisers war, beschmutzt. Um das genauer verstehen zu können, sollte man Joseph Roths "Radetzkymarsch" lesen. Außerdem hatte er sich einer Abtreibung, nämlich der von Mary Vetsera, schuldig gemacht und sie überdies erschossen.
Kaiser Franz Joseph ließ, zur Sühne und des Gebets, Mayerling zu einem Karmeliterkloster umbauen. Dort, wo sich heute der Hauptaltar befindet, stand das Bett des Kronprinzen mit seiner Leiche und der von Mary Vetsera.

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ID: 1990
Nun konnte man natürlich nicht sagen, dass hier, in Berg, ein Mord geschehen war und man ein Kloster aus dem Schloß machen würde.
Aber man machte ein Museum daraus, es wurde praktisch nicht mehr bewohnt, denn dort war Blut vergossen worden.
Die Erbauung der Votivkirche, ein Schuldeingeständnis ?Die Kapelle ist ja Besuchern und Betern zugänglich, von April bis Oktober.
Deswegen glaube ich nicht, dass Schloß Berg als Sommersitz genutzt wird. Gewiss, Verwaltung und Gärtner werden dort sicher zu finden sein, aber dies ist doch etwas anderes, als dort zu wohnen.
Und die Königskapelle im Park? Atmet sie noch die Anwesenheit des Königs, seine Frömmigkeit, seine Gebete? Es gibt Orte, die sind, nennen wir sie, etwas besonderes.....

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