Sonntag, 21. Juni 2020

König Ludwig II. - ein vertuschter Krimnalfall? - 63. Teil

Die Ereignisse des 13. Juni 1886 - Teil 11

Es ist ca. 18:45 Uhr, als sich der König und Dr. Gudden auf den Weg machen. Das Wetter ist schlecht und es kann jederzeit wieder zu regnen beginnen. Der Himmel ist verhangen und der See in Bewegung.
Gudden hat den ganzen Tag über, wenn man den Aussagen seiner Kollegen und anderer Befragten trauen darf, im Grunde ein merkwürdiges Verhalten an den Tag gelegt.


  • Zuerst äußert er sich darüber, auf den kurzen Punkt gebracht, vor dem König keine Angst zu haben. Er würde mit ihm Spaziergänge machen und sogar alleine in der Kutsche fahren. Als Begründung gibt er an, dass der König wohl selbst fühle, dass er krank sei und einsehe, dass man ihm helfen müsse.
  • Einem Kollegen, der ihn warnt, antwortet er, dass der König ihn liebe, da er mit ihm spreche.
  • Seiner besorgten Frau schreibt er, dass er immer ein Mittel zur Hand habe, mit dem er den König schachmatt setzen könne.
  • Dann gibt er ein Telegramm an Lutz auf, er teilt mit, dass alles wunderbar gut gehe und sich seine Diagnose über die Krankheit des Königs bestätigt habe.
  • Später jammert er, dass er den abendlichen Spaziergang mit dem König nicht gerne machen würde, da der König mit seinen vielen Fragen so anstrengend sei.
  • Und: er ist noch am Abend zu einer Feier in der Villa Poschinger eingeladen.


Da tauchen Fragen auf.


  • Warum schickt Gudden ein Telegramm an Lutz? Das hätte warten können, da erstens Pfingstmontag war und zweitens Gudden am darauffolgenden Tag wieder in München gewesen wäre?
  • Warum sagte Gudden den Spaziergang nicht einfach ab? Er, als der behandelnde Chefarzt, hätte als Erster die Möglichkeit dazu gehabt.
  • Warum erteilt Gudden die Anweisung, dass kein Pfleger, auch im Abstand, mitgehen dürfe? Ihm war sicher die gesetzliche Vorgabe, dass bei einem Spaziergang mit einem Irren mindestens zwei Pfleger dabei sein mußten, bekannt.
Die Männer machen sich auf den Weg und werden zuletzt noch vom Koch Theodor Hierneis gesehen, er blickte zufällig aus dem Küchenfenster, wie sie auf den Seeweg einbiegen.

Der Einzige, der offensichtlich reagiert, ist Gendarm Lauterbach, der Schloßwache hat. Er schickt den Gendarm Klier, der um ca. 19.00 Uhr ins Schloß zurückkehrt, wieder hinaus und zwar auf dem "Seeweg", also dem Weg, den der König und Dr. Gudden gewählt haben.
Später sagt Klier aus, dass er von dem Unglück nichts bemerkt habe. Das klingt wenig glaubhaft. Denn die Uhr des Königs war um 18.54 Uhr stehengeblieben und das bedeutet lediglich, dass zu diesem Zeitpunkt die Uhr mit Wasser Kontakt hatte. Achtung: Uhren, da nicht wasserdicht, liefen zu dieser Zeit sofort voll.
Da man den Weg vom Schloß auf dem "Seeweg" bis zum Parktor in längstens 10 Minuten zurücklegen konnte, muß Klier etwas bemerkt haben. Stattdessen hat er angeblich nichts gesehen und nichts gehört....

Als die Spaziergänger nach angemessener Zeit nicht zurückkehren, beruhigt man sich damit, dass es wieder regne und die beiden Männer wohl Schutz gesucht hätten.
Schutz gesucht? Im Park gab es keine Möglichkeiten, sich unterzustellen, außer in der Königskapelle. Dort Schutz vor dem Regen zu, wäre absurd gewesen, die paar Meter bis zum Schloß hätte man zurücklegen können, naß zwar, aber man wäre dann im Trockenen gewesen, sich umziehen können und ein warmes Getränk zu sich nehmen.

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