Sonntag, 21. Juni 2020

König Ludwig II. - ein vertuschter Kriminalfall? - 67. Teil

Die Ereignisse des 13. Juni 1886 - Teil 15

Nach kurzer Zeit stößt Huber plötzlich einen Schrei aus und springt angekleidet ins Wasser, das ihm bis an die Brust reicht. Etwa 20 - 25 Schritte, also 15 bis 16 Meter vom Ufer entfernt, schwimmen zwei leblose Körper hintereinander. Beide liegen mit dem Gesicht im Wasser. Die Rücken ragen aus den Wellen. Huber umklammert den ersten Körper und ruft: "Der König!"
Es ist tatsächlich der König. Etwa einen Meter dahinter schwimmt der zweite Körper, der vollständig bekleidet ist, während der König nur Hemd und Weste trägt.
Huber und Gumbmiller, die sich im Wasser befinden, heben den Leichnam des Königs an, während Müller und Liebmann den schweren, leblosen Körper ins Boot ziehen. Dann birgt man die Leiche Guddens, der Kahn steuert ans Ufer.
Dort werden die beiden Leichname herausgehoben und auf den Boden gelegt. Dr. Müller fühlt sofort den Puls. Er stellt fest, dass Beide ohne Puls und ohne Atmung sind, die Totenstarre ist bereits eingetreten.

Mittlerweile ist es 23.40 Uhr und Dr. Müller öffnet die Kleider des Königs. Dann macht er Wiederbelebungsversuche, indem er ihn künstlich beatmet. In den Zwischenpausen läßt er Ludwigs Brust von einem Gendarmen mit wollenen Stoffstücken (?) frottieren, um das Herz in Gang zu setzen. Dann schneidet er dem König in die Fußsohlen, um eine Lebenszeichen zu erhalten, vergebens.
Dann schickt er einen Diener ins Schloß, um wollene Decken zu holen.
Dann überprüft Dr. Müller beim König, dessen Augen offen stehen, die Pupillenreaktion, nichts.
Dann dreht man Gudden um, der seine Körperlänge alleine etwas zu verändern scheint. Allgemeine Hysterie bricht sich Bahn und es scheint, als gäben Beide noch Lebenszeichen von sich.
Sofort geht eine Falschmeldung, Washington ist dafür verantwortlich, nach München ab.
Dr. Müller weiß es besser, denn ihm ist klar, dass Beide schon seit Stunden tot sind. Er macht die Wiederbelebungsversuche nur, um späteren möglichen Vorhaltungen (!!) vorzubeugen.

Hier sind Bilder, welche die angebliche Auffindesituation darstellen:


Da tauchen Fragen auf:

- Nachdem auf merkwürdige Weise in stockdunkler, regnerischer Nacht ohne Licht die Kleidungsstücke des Königs, später mit notdürftiger Beleuchtung die beiden Hüte und die Regenschirme gefunden wurden, läßt man ein Boot zu Wasser.
Schon etwas seltsam, zumal der Starnberger See nicht gerade klein ist. Da müßte man mit mehreren Booten ausfahren, um überhaupt die Chance zu haben, wenigstens eine Leiche zu entdecken.

- Da fährt nun also ein Boot aus, um nach den Leichen zu suchen. Nur: normalerweise ist so eine Suche etwas kompliziert, denn Wasserleichen gehen zuerst einmal unter. Erst die sich bildenden Fäulnisgase und auch die Wassertemperatur sind entscheidend, in jedem Fall genügen da nicht, wie hier, wenige Stunden, um wieder aufzutauchen. Im übrigen schwimmen Wasserleichen in der Regel auf dem Bauch, dort bilden sich auch die Totenflecke aus.
Ich erinnere: es hatte seit Tagen geregnet, es war sehr kühl und im Wasser kalt. Die Leichen wären also erst einmal auf Grund gegangen und nicht geschwommen. Die Anwesenden versuchten die angebliche Auffindesituation damit zu erklären, dass die Füße der Toten im Lehmboden stecken gebleiben seien (!!).

- Dr. Müller macht Wiederbelebungsversuche, owohl er doch zuerst die Totenstarre diagnostiziert hatte. Er versucht diese unsinningen Versuche damit zu erklären, dass er späteren Vorwürfen, er habe nicht genügend zur Lebensrettung unternommen, begegnen wollte. Kein Mensch hätte ihm, da der Tod schon seit Stunden eingetreten war, Vorwürfe gemacht.

Spätestens jetzt ist klar, warum Ministerpräsident Lutz alle Anwesenden vereidigen ließ, niemals über die Umstände der Todesnacht zu sprechen.

König Ludwig II. - ein vertuschter Kriminalfall? - 66. Teil

Die Ereignisse des 13. Juni 1886 - Teil 14


Mittlerweile ist es 22.00 Uhr, Baron Washington entschließ sich, Prinzregent Luitpold und die Minister in München per Telegramm zu benachrichtigen. Das erste Telegramm erhält der Adjutant Luitpolds, Oberst Freyschlag. Sinngemäß wird gemeldet, dass der König und Gudden um 18.30 Uhr mit Gudden im Park spazieren und bis jetzt nicht zurückgekehrt sei. Die Durchsuchung des Parks habe kein Resultat gezeigt. Außerdem sei Kammerdiener Mayr am Abend nach München gereist, er solle morgen zurückkommen. Man erbitte weitere Befehle.

Weitere Telegramme an die Minister folgen. Kaum sind die Telegramme abgeschickt, kommen Gendarmen zu Washington und melden, dass das Mitteltor des Parks zwar abgeschlossen, in der Wiese aber eine frische Wagenspur zu finden sei, die in Richtung München führe. Washington gibt sofort Befehl, einzuspannen und im nächsten Dorf nachzufragen, ob ein Wagen durchgefahren sei.
Inzwischen suchen alle anderen in Park weiter, darunter auch die beiden Hofoffizianten Ritter und Rottenhöfer. Als die beiden vom südlichen Ende des Parks auf den Seeweg zurückgehen, kommen sie zur dritten Ruhebank, vom Schloß aus gerechnet. Rottenhöfer macht die Bemerkung, dass der König am Vormittag auf dieser Bank gesessen habe. Ritter beschließt, nochmals am See nachzusehen. Er geht vom Weg ab, durch die Böschung und schaut sich um. Seine Laterne ist ausgelöscht.
Es ist stockdunkel und es regnet immer noch stark.

Da bemerkt Ritter etwas Schwarzes ganz nahe am Ufer, das an dieser Stelle ganz seicht in den See hinein verläuft. Er macht einen knappen Schritt ins Wasser und zieht etwas Tuchähnliches heraus.
Trotz stockfinsterer Nacht erkennt er den Überzieher, also den Mantel des Königs. Noch mehr: er stellt sofort fest, dass der Leibrock, also das Jackett, mit den Ärmeln im Mantel steckt.
Rottenhöfer, der herbeigeeilt ist, sieht sich ebenfalls aufmerksam um. Da entdeckt er den Regenschirm des Königs. Die Fundstelle befindet sich drei Schritte oberhalb der Kiesbank nahe am Wasser.
Ritter und Rottenhöfer schlagen Lärm. Der Pfleger Schneller und der Koch Gerhager eilen herbei und werden informiert. Rottenhöfer geht am Ufer entlang und findet nach ca. 40 m den völlig durchnäßten Hut des Königs. Der Hut ist an der Krempe beschädigt.
Gerhager findet den Hut, besser Zylinder, Guddens. Die Fundstelle des Zylinders befindet sich unweit der Fundstelle des königlichen Hutes, er ist von oben geknickt und eingedrückt.
Die vier Männer eilen zum Schloß. Dr. Müller begibt sich zur Fundstelle der Hüte und sieht von dort aus die nassen Röcke des Königs, außerdem Guddens Regenschirm, der auf dem Trockenen liegt.
Mittlerweile ist es 22.30 Uhr. Schloßverwalter Huber läuft hinunter zum See und weckt den kgl. Leibfischer Lidl.
Gegen 23.00 Uhr besteigen Lidl, Huber und Dr. Müller Lidls Boot und fahren um ca. 23.00 Uhr gegen Leoni zu.
Ein weiteres Telegramm geht nach München ab und es wird vermeldet, dass man den Mantel und Hut des Königs, sowie den Hut Guddens gefunden habe. Sogleich sei man mit einem Boot auf Suche gegangen. Das Amtsgericht in Starnberg sei verständigt.

Wenn das kein abgekartetes Spiel war, dann weiß ich nicht.

  • Da geht, an einem Feiertag, nämlich Pfingstmontag, zu späterer Stunde ein Telegramm an den Prinzregenten ab. Gewiß, der diensthabende Adjutant war verfügbar, aber man darf davon ausgehen, dass der Prinzregent, ein älterer Herr, zu dieser späteren Stunde sich wohl schon zur Nachtruhe begeben hatte.
  • Und was spielt Kammerdiener Mayr für eine Rolle? Er war nur Bediensteter am königlichen Hof.
  • In einer Regennacht findet man frische (!!) Wagenspuren auf der Wiese hinter dem abgeschlossenen Parktor, sie weisen in Richtung München.
  • Dann sind da die beiden Hofoffizianten Ritter und Rottenhöfer, die sich an der Suche beteiligen. Ritter hat den Einfall, unterhalb der Ruhebank nochmals an den See zu gehen. Es ist wohlgemerkt eine rabenschwarze Nacht, es regnet stark und die Beleuchtung, in dem Fall eine Laterne, ist ausgelöscht, man sieht also gerade mal noch die Hand vor Augen. Und doch entdeckt Ritter etwas Schwarzes (!!) nahe am Ufer, das Fundstück, nach einem Schritt ins Wasser, entpuppt sich als Mantel des Königs und Ritter kann sogar erkennen, dass das Jackett des Königs im Mantel steckt.
  • Rottenhöfer entdeckt sogar einige Schritte weiter, ein Schritt entspricht 0,75 m, den Regenschirm des Königs.
  • Dann geht Rottenhöfer am Ufer entlang und entdeckt nach ca. 40 Meter den Hut des Königs, er kann sogar erkennen, das dieser beschädigt ist.
  • Gerhager entdeckt, nur ein paar Meter entfernt, den Zylinder Gudden, der ebenfalls Beschädigungen aufweist.
  • Dr. Müller, der informiert wurde, sieht sogleich den Regenschirm Guddens, er auf dem Trockenen liegt und, auf 40 m (!!) die Kleidungsstücke des Königs.
  • Dann entschließt man sich endlich, mit einem Boot den See abzusuchen (!!)


Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass hier heftig gelogen wurde. Männer suchen bereits Stunden zuvor den gesamten Park ab, der, als englischer Landschaftspark, eher übersichtlich und gepflegt war. Sie entdecken - nichts!
Boote, um den See abzusuchen, werden vorerst nicht losgeschickt, angeblich, weil dies große Aufmerksamkeit erregen könnte.
Gegen 22.00 Uhr entschließt man sich, Telegramme aufzugeben. Nicht nur an den Prinzregenten, sondern auch an die Minister. An einem Feiertag? Das bekommt den Beigeschmack, als habe man darauf gewartet. Was für eine Rolle spielte Kammerdiener Mayr dabei, der extra im Telegramm erwähnt wird?
Dann findet man, in der Nacht, frische Wagenspuren in einer Wiese hinter dem Parktor - alles ohne richtige Beleuchtung, bei Wind und Regen.
Die Hofoffizianten Ritter und Rottenhöfer haben sich an der Suche beteiligt. Da kommt Ritter der geniale Einfall, doch mal unterhalb der letzten Ruhebank, kurz vor der Parkmauer, in den See zu sehen. Hat das keiner von den Suchenden vorher gemacht? Das liegt doch sehr nahe, sofort das Ufer abzusuchen, es könnte doch ein Unfall passiert sein oder ein Hilfloser dort liegen.
Was folgt ist ein schieres Meisterstück! Ritter sieht in einer dunklen Regennacht, ohne Licht, etwas Schwarzes im See. Er zieht in größter Ufernähe, nur ein Schritt ins Wasser, das schwere Tuch heraus und erkennt in ihm den Mantel des Königs. Mehr noch, er sieht sofort, dass im Mantel noch das Jackett des Königs steckt.
Rottenhöfer, der nähergekommen ist, ob er eine Laterne, bzw. eine Fackel hatte, ist nicht bekannt, und entdeckt sofort den Regenschirm des Königs.
Die Männer schlagen Alarm, zwei weitere Männer kommen hinzu. Rottenhöfer läuft nun am Ufer entlang und entdeckt des Hut des Königs, der beschädigt ist. Gerhager, entdeckt nach wenigen Schritten den Zylinder Guddens, der ebenfalls beschädigt ist.
Jetzt wird Dr. Müller informiert, der zur Fundstelle der Hüte eilt, dabei findet er den Regenschirm Guddens.
Endlich entschließt man sich, den See abzusuchen.

Erstaunlich! Da sucht man zuerst mit Männern den gesamten Park, der abgeschlossen und bewacht ist, ab. Boote werden zur Suche nicht ausgeschickt. Es kommt keiner auf die Idee, das Ufer abzusuchen, obwohl das doch in eine Suche normalerweise einbezogen wird.
Nach 22.00 Uhr bemerkt ein Offiziant, wohlgemerkt ohne Licht, etwas Schwarzes in Ufernähe. Er zieht dieses Etwas aus dem seichten Wasser und erkennt den Mantel des Königs. Mehr noch: er sieht das Jackett des Königs im Mantel stecken.
Rottenhöfer, ob mit Laterne oder Fackel, was aber keinen Unterschied macht, da diese Laternen nicht weit leuchteten, findet den Regenschirm des Königs. Dann geht er am Ufer entlang und entdeckt den Hut des Königs, der beschädigt ist, Gerhager den Hut Guddens, der ebenfalls beschädigt ist.
Nachdem man Dr. Müller verständigt hat, entschließt man sich, den See mit einem Boot abzusuchen (bei Dunkelheit, Regen und Wellengang).

Zur besseren Ansicht Laternen, wie sie im 19. Jahrhundert üblich waren. Fackeln scheiden bei der Suche aus, da der Regen sie gelöscht hätte.


König Ludwig II. - ein vertuschter Kriminalfall? - 65. Teil

Die Ereignisse des 13. Juni 1886 - Teil 13

In den nächsten Stunden wird es erst richtig interessant, man behalte den Satz Dr. Müllers im Gedächtnis:


Da äußert Dr. Müller zu Baron Washington: "Ich glaube, sie sind beide tot."
Im Schloß nimmt die Aufregung immer weiter zu, es wird hektisch weitergesucht. Aber weder Dr. Müller, Dr. Huber oder jemand anders findet eine Spur.

Da hake ich jetzt ein: zuerst vermutet Dr. Müller, dass beide Spaziergänger tot sind. Wie kommt er darauf? Nach menschlichem Ermessen könnte eine Person verletzt, schwer verletzt, die andere geflohen sein. Oder eine Person schwer verletzt, die andere Person betäubt sein (Gudden erwähnte einmal, er habe ein Mittel bei sich, mit dem er den König jederzeit außer Gefecht setzen könne). Oder eine Person schwer verletzt, die andere Person, auf Grund eines Betäubungmittels, in Überdosierung, tot sein. Das sollte man in Betracht ziehen.
Dann suchen die beiden Ärzte Müller und Huber, offensichtlich andere Personen auch. Ja, wie denn? Es regnet, der See ist aufgewühlt, hat starken Wellengang und im Park ist es stockfinster. Er war zu dem Zeitpunkt völlig unbeleuchtet, da es weder Gasbleuchtung noch elektrische Wegbeleuchtung gab. 

Jetzt spricht Dr. Müller mit Baron Washington: "Was meinen Sie, Baron Washington, sollen wir von den Fischern den See absuchen lassen?"

Washington antwortet: "Ich glaube, es ist noch zu früh, Lärm zu schlagen. Bedenken Sie, das lockt viele Menschen an. Ich kann mir nicht vorstellen, dass im See ein Unglück geschehen ist. Ich habe von meinem Fenster aus fortwährend kleine Schiffe vorüberfahren sehen, die entweder von Leoni kamen oder dorthin fuhren. Die hätten doch sicher etwas bemerkt."

Zanders berichtet, dass er den Leuten eigens befohlen habe, das Ufer genau abzusuchen. Dann erst läßt er das gesamte Dienstpersonal sich versammeln und rüstet es mit Lampen und Fackeln aus. Alle machen sich noch einmal auf die Suche.
Unterdessen wartet Washington alleine am Schloßeingang. Immer wieder kehren Leute mit der Meldung zurück, dass einfach nichts zu finden sei.

Dem aufmerksamen Leser wird die Dürftigkeit der Aussagen nicht entgangen sein:



  • Da wird darauf verzichtet, den See unverzüglich von Fischern absuchen zu lassen. Als Begründung wird angeführt, dass ein Menschenauflauf entstehen könne (wie denn, die Dorfbewohner hatten doch Ausgangssperre!!). Außerdem will Washington kleine Schiffe gesehen haben (wo war sein Zimmer, in dem er sich aufgehalten hat? War die Sichtung von Schiffen/Booten überhaupt möglich?). Handelt man so wenn es um Menschenleben geht?
  • Zanders berichtet , er habe die Leute angewiesen zu suchen. Erst dann (!!!) läßt er das gesamte Dienstpersonal antreten, informiert sie und rüstet sie jetzt mit Fackeln und Laternen aus.
  • Immer wieder kehren Angehörige des Dienstpersonals zurück und berichten, nichts gefunden zu haben. Mittlerweile ist es Nacht, dunkle Wolken sind am Himmel und es regnet weiterhin.

König Ludwig II. - ein vertuschter Kriminalfall? - 64. Teil

Die Ereignisse des 13. Juni 1886 - Teil 12

Klier, den Lauterbach um ca. 19.00 Uhr wieder auf den Seeweg geschickt hat, kehrt nach ungefähr einer halben Stunde, 19.30 Uhr, ins Schloß zurück und berichtet Lauterbach, dass er den König und Gudden nicht gesehen habe. Lauterbach schickt Klier erneut los, um nach dem König und Gudden zu sehen.

Zeitgleich beendet Dr. Müller seinen Brief und geht in den Kavalierbau, um dort die Rückkehr von Dr. Gudden, die er jeden Moment vermutet, zu erwarten. Gegenüber Baron Washington äußert er seinen Unmut darüber, dass Dr. Gudden den König an ein Maß von Freiheit gewöhne, die er, Müller, ihm doch nicht gewähren könne.

Gendarm Lauterbach sieht zu dieser Zeit, es ist noch einigermaßen hell, drei oder vier Kähne, die mit mehreren Personen besetzt sind, die ganz nah am Ufer, etwa 20 bis 30 Meter vom Ufer entfernt, den Park entlang nach Leoni fahren.
Gendarm Klier kommt gegen 20.00 Uhr zum Schloß zurück und meldet, den König und Gudden nicht gesehen zu haben, weder Hilferufe oder ein anderes auffälliges Geräusch gehört zu haben.
Auch die anderen Gendarmen, Lechl und Rasch, berichten später, nichts Ungewöhnliches gehört oder gesehen zu haben.

Wie auf der Skizze erkenntlich, ist Lechl den oberen Parkweg au- und abgegangen, in der Zeit von 16.00 bis 19.00 Uhr. Sein Kollege Rasch hat die Wege am östlichen und südlichen Ende des Parks kontrolliert und zwar von 18.00 bis 21.00 Uhr.

Dr. Müller scheint es nun doch mulmig zu werden, der eingesetzte Regen hat sich verstärkt und der König und Gudden sind nicht zu sehen. Es ist mittlerweile 20.00 Uhr! Da schickt Dr. Müller die Gendarmen Lauterbach, Lechl und Klier in den Park, diesmal mit dem ausdrücklichen Auftrag, den König und Dr. Gudden zu suchen.
Dann organisiert er zusammen mit Baron Washington und Schloßverwalter Huber die Durchsuchung des Parks.
Gegen 20.30 Uhr sucht das gesamte Schloß-, Gendamerie- und Pflegepersonal nach den Vermißten. Besonders wird die noch ungeschützte Felsenpartie im Park kontrolliert, obwohl man für eine Flucht in diesem Bereich trittsicher klettern muß.

In der Dunkelheit entschwinden unbemerkt drei Kähne auf dem See, die sich schon den ganzen Tag, trotz Regenwetters und bewegtem Seegang, vor dem Schloßpark von Berg auf dem Wasser befanden. Graf Rimbaldi und die Hornigbrüder sind die Insassen. Jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit, kehren sie nach Hause zurück.
Rimbaldis Gattin bemerkt nach der Rückkehr ihres Mannes, dass der Graf auffallend verstört ist und nur zwei Sätze hervorstößt: " Wir haben einen Hut gefunden. Die Sache ist aus." Mehr ist aus dem Grafen nicht heraus zu bringen.

Gegen 21.00 Uhr kehrt ein Patrouille nach der anderen mit der Meldung zurück, nichts entdeckt zu haben.

Da äußert Dr. Müller zu Baron Washington: "Ich glaube, sie sind beide tot."

Jetzt zitiere ich eine äußerst interessante Passage aus dem Buch "Das Leben meiner Mutter" von Oskar Maria Graf. Anmerkung: die Familie Graf hatte eine gut gehende Bäckerei in Berg und Oskars Vater war Hoflieferant.


Nach neun Uhr - auf einmal, ganz schwer, bang und fast flehend - fingen die Berger Zinnglocken zu läuten an und alles schreckten auf. Ungeachtet aller behördlicher Verbote rannte die Leute auf die stockdunkle Straße und fingen laut und erregt zu fragen an. Da rief der Kommandant einer Gendamerie-Abteilung frostig in die schwarze triefende Nacht: "Seine Majestät, unser allergnädigster Herr und König, ist verschieden!"
Wie kann denn das sein, wenn der König und Gudden zu dieser Zeit noch gar nicht aufgefunden waren? Einen zeitlichen Irrtum der Dorfbewohner glaube ich nicht, dazu war das Ereignis viel zu aufwühlend und verstörend.