Bevor ich auf die einzelnen Punkte eingehe, vorab ein paar Informationen, die wichtig sind.
- Schon vor dem Abend des 13. Juni 1886 herrschte seit einigen Tagen kühles, vor allem regnerisches Wetter
- bei den Wegen im Park von Schloß Berg waren nicht asphaltiert, sondern fein gekiest
- das Seeufer war mit Büschen und jungen Fichten bepflanzt, danach kam ein dichter Schilfgürtel
- der Weg zum Seeufer, den der König eingeschlagen haben soll, war eine kleine längliche Lichtung, die weder befestigt, noch gekiest war
- ab der Uferlinie, also ins Wasser hinein, gab es eine Schicht groben Kies, den sog. Rollkies
- die Distanz zwischen Rollkies und der Sand-, bzw. Tuffschicht beträgt etwa 15,5 m
- die Windrichtung wird mit Süd angegeben, das war aber am Tag des 15. Juni 1886
1.) Nehmen wir zunächst die Distanz von a nach b.
Sie wird mit 16 Metern angegeben, ungefähr in der Mitte, bei 8 m, findet sich der Schirm Guddens.
Bei b, also bei 16 m, findet sich der Schirm des Königs, im Abstand von etwa 2,30 m, die ineinander steckenden Röcke des Königs, also Mantel und Jackett.
Im Ernst: wer fliehen oder sich umbringen will, wirft Schirm und Oberbekleidung vorher weg! Dann würde sich schon am Fußweg ein Gerangel ergeben, bei dem ein Kontrahent k.o. ginge oder um Hilfe rufen würde, um den Fliehenden aufzuhalten.
Jetzt meine Fragen:
Wer hat die Distanz zwischen a und b ausgemessen, inclusive der Distanzen der Fundorte der Schirme und der Röcke zueinander? Nach anderen Aussagen schwammen die Röcke des Königs am Ufer und lagen nicht am Uferrand, bzw. im Schilf.
Waren die Schritte, die man gefunden hatte, wirklich vom König und von Gudden? Laut offizieller Version waren in der Unglücksnacht mindestens 16 Personen an der Suche nach dem König und Gudden beteiligt, nicht nur zu Wasser, sondern in der Mehrzahl an Land.
Wie zertrampelt war der Weg der Lichtung?
Wem waren die aufgefundenen Fußspuren zuzuordnen? Es müssen viele Fußspuren gewesen sein, gut erkennbar, da der Boden weich und schlammig war.
2.) Der Abstand von b nach c beträgt 3,5 m. Wie wollte man die Distanz abmessen? Dort gab es nur Rollkies, auf Kies sind keine Spuren erkennbar, zumal der See zusätzlich aufgewühlt, man denke an den Wind und die Niederschläge, war.
3.) Die Distanz zwischen c und d wird mit 16,5 m angegeben. Wie soll man das ausgemessen haben? Auch auf dieser Distanz ist nur Rollkies zu finden, außerdem war der See in Unruhe, das Wasser verdunkelt und er blieb nicht flach, sondern nahm an Tiefe zu. Jetzt etwas abzumessen, ist illusorisch, die Wassertiefe beträgt 1,34 m. Das ginge evtl. mit modernsten Mitteln, aber nicht zur damaligen Zeit.
4.) Der König floh angeblich weiter in den See, von d über e nach f. Gudden gelang es, den König einzuholen und von f über e nach d zurückzuziehen. Haertinger begründet dies damit, dass er dies aus "der großen Anzahl von Fußtritten die zwischen d,e und f" vorhanden sind.
Das ist doch abenteuerlich!
Wie will Haertinger in einer Wassertiefe von 1,34 m Fußspuren erkannt oder gar gesichert haben? Im aufgewühlten See, im trüben Wasser?
War Gudden Schwerathlet? Der König war 1,91 m groß und etwa 120 kg schwer, Gudden nur 1,62 m groß und, nach Bildern zu urteilen, auch eher beleibt, vielleicht 80 kg schwer.
Der stürmt dem König, den er schließlich für verrückt erklärt hat, in den See nach?
Noch mehr: es gelingt ihm, den König zurückzuziehen, einen Mann, der ihm an Größe und Körpergewicht weit überlegen war, zudem ein guter Schwimmer?
5.) Die Distanz zwischen d und g beträgt ca. 25 m. Dort soll zuerst ein mörderischer Kampf stattgefunden haben, in dessen Folge die Sandschicht einbrach und beide Kontrahenten ertranken. Achtung: bei Haertinger ist keine Rede vom Mord und Selbstmord des Königs.
Wie soll ein Kampf zwischen zwei so unterschiedlichen Kontrahenten über diese Distanz abgelaufen sein?
Und woraus schließt Haertinger, dass die Sandschicht eingebrochen ist und die Kontrahenten ertrunken sein sollen? Sind sie aber nicht, das ist beweisbar.
6.) Bei g brechen sie Fußtritte ab. Erst nach 4 m finden sie sich bei h wieder, als Streifspuren. Haertinger erklärt diese Distanz damit, dass sich die Füße der Leichen aus der eingebrochenen Sandschicht gelöst haben. Wie sah die Einbruchstelle aus, wie groß war sie? Alles Behauptungen, da der See an dieser Stelle 1,28 m tief ist.
7.) Die Streifspuren führen von h nach i, machen dann einen Knick, um bei k, dem Fundort der Leichen, zu enden. Der Abstand der Leichen zueinander betrug 3 m.
Streif- oder Schleifspuren, einträchtig nebeneinander, in 1,28 m Tiefe? Man beachte das unterschiedliche Körpergewicht vom König und von Gudden! Dazu die Wellenbewegungen im See, waren sie heftig? Woher kam wirklich in dieser Nacht der Wind?
8.) Den Hut den Königs und den Zylinder fand man an der Uferlinie, etwa 18 m in gerader Linie vom Fundort der Leichen entfernt.
Der Hut des Königs, ein sog. Bowler, wies am Satinband einen Riß auf, die Agraffe, eine große schwere Edelsteinbrosche, war noch vorhanden.
Der Zylinder Guddens war oben eingeknickt, wie von einem Schlag von oben auf die Kopfbedeckung.
Beide sollen durchnäßt gewesen sein.
Zwei Hüte, vor ihrer Auffindung, es waren Stunden zwischen dem Beginn des Spaziergangs vom König und von Gudden vergangen, wurden von ihren Trägern entweder beim Zweikampf oder schon vorher verloren. Es regnet stark, der See hat eine starke Wellenbewegung, sie saugen sich voll. Der Hut des Königs ist zusätzlich mit jener Agraffe geschmückt, die den Hut zusätzlich beschwert.
Und dann finden sich beide Hüte, schön in Eintracht vereint in geringem Abstand an der Uferlinie wieder! Das kann nicht sein, denn die nassen Hüte wären im Wasser untergegangen, vor allem der Bowler des Königs, der praktisch beschwert war.
Das Beste aber kommt noch: die Starnberger Gerichtskommission, unter Oberamtsrichter Jehle, also die offizielle Stelle, nahm ihre Tatortbesichtigung erst am 25. Juni 1886 vor!
Es gibt also noch eine Skizzen der Gerichtskommission, eine von Fürst Eulenburg sowie Otto Schleussinger und seinem Freund! Ich markiere sie mit verschiedenen Farben: wer die Wahl hat...
Hier ein Bild des Königs, mit seinem Hut, einem sog. Bowler, den der im Grunde modebewußte König gerne trug und mit einer Agraffe schmückte.
Quelle: http://www.hellenicaworld.com/Photog...s/HWPh0069.jpg
Hier zwei der Diamantagraffen, mit denen der König gerne seinen Hut schmückte.
Sie sind, neben anderen Kostbarkeiten, in der Schatzkammer der Residenz ausgestellt.
Quelle: Nöhbauer, H.F. - Auf den Spuren König Ludwigs II.. Ein Museumsführer
Zu einer Agraffe gibt es eine Begebenheit. Als der König auf Neuschwanstein ein zweites Mal die "Fangkommission" erwartete, war sein Kammerdiener Alfons Weber bei ihm. Der König schenkte ihm für seine Treue nicht nur 1.200 Mark, sondern auch eine seiner Diamantagraffen. Weil er aber fürchtete, man könne die Agraffe zurückfordern, stellte er ihm einen Schuldschein über 20.000 Mark aus.
Natürlich wurde nach dem Tode des Königs die Agraffe ersatzlos zurückgefordert, ebenso andere kostbare Geschenke des Königs. Doch Weber nahm sich einen Anwalt und übergab ihm die ganze Angelegenheit. Da hat man ihm alles, was ihm der König geschenkt hatte, gelassen....
Weber war dann ein gemachter Mann und kaufte sich eine Druckerei.
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