Der dritte Grund, der unsichtbar hinter dem Gutachten stand, mag uns heute lächerlich erscheinen.
- Der König war ein reinlicher und gepflegter Mann. Er badete oder duschte täglich, ließ sich seine Haare, die er etwas länger trug, locken. Er benutze wohlriechende Seifen und, ein Deo gab es noch nicht, Parfüm. Sein Lieblingsduft hieß "Chypre" und er machte davon reichlich Gebrauch. Er wechselte täglich seine Unterwäsche und Oberbekleidung, die modisch geschnitten war und edlen Stoffen bestand. Er trug Schmuck, wie etwa am Hut eine Brilliantagraffe, seine erlesene Uhr, einen Herrenring und unter dem Hemd ein Medaillon. Das galt als unmännlich und weibisch.
- Aus dem Militär machte er sich so gut wie nichts und Krieg verabscheute er. In die beiden Kriege, die unter seiner Regentschaft geführt wurden, wurde er, da er Verbündeter war, hineingezogen. Er ließ sich nie als Kriegsherr feiern und die Uniform, in der er zweifellos eine gute Figur machte, zog er nur zu offiziellen Anlässen an. Er galt daher als Feigling.
- Er haßte das Wort "schneidig" und verabscheute den sich aus Preußen ausbreitenden "Hurra-Patriotismus". Man kann sich heute, nach der Ernüchterung durch zwei Weltkriege, gar nicht mehr vorstellen, wie das Vorbild Preußens wirkte. Unter der Vorherrschaft Preußens war ein Deutsches Reich geschaffen worden, wie ein Guß aus Eisen. Plötzlich war man wer, man gehörte dazu, man war Großmacht! Was sich da ausbreitete wie ein Krebsgeschwür, man hätte auch ohne diesen Militarismus Wirtschaft und Forschung fördern können, hatte mit einer gesunden Portion Patriotismus nichts mehr zu tun, das war Nationalismus und Chauvinismus in seiner ausgeprägtesten Form.
Wenn wir heute über Zuckmayers "Der Hauptmann von Köpenick" schmunzeln, so ist das nichts anderes als ein Abbild der damaligen Gesellschaft und deren Denken.
Und Kaiser Wilhelm I., der der Onkel von König Ludwig war, half ihm nicht, als ihm sein Neffe in seiner Situation ein hilfesuchendes Telegramm schrieb.....
Als Prinzessin Therese, ein Cousine Ludwigs, die eine anerkannte Forscherin war, vor dem I. Weltkrieg warnte, verlangte ihre kriegstrunkene Verwandtschaft, man solle sie ins Irrenhaus sperren...
Und mit Kriegstrunkenheit und "Hurra-Patriotismus", der vom Bürgertum unterstützt wurde, ging es in den I. Weltkrieg und dann....eine böses Erwachen, das noch Schlimmeres nach sich zog!
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