Anmerkungen zu Grund Nr. 1
Die Homosexualität des Königs ist tatsächlich nicht bewiesen.
-Es existiert keine eidesstaatliche Erklärung noch eine Anzeige noch eine Aussage, weder vor einem Staatsanwalt, noch von einem Rechtsanwalt eines Betroffenen.
-Es ist auch keine Erpressung bekannt, wie etwa bei Oscar Wilde, der von Cliborn, der einen Brief von Wilde an Lord Douglas gestohlen und gegen Wilde als Erpressungsmittel verwenden wollte.
-Selbst nach dem 1. Weltkrieg, als die Monarchie abgeschafft war und ein Betroffener, ein Opfer, hätte frei reden können, gibt es keinerlei Aussagen oder "Erinnerungen".
- Auch der ominöse Bogen 16 des "Gutachtens" er wurde vom ehemaligen Kabinettssekretär und Duzfreund des Königs, dem nachmaligenMinisterialrat v. Ziegler, er legte dem Protokoll als "Beweis" auch Briefe und Gedichte des Königs an ihn bei, trifft die Aussage, dass ihm geschlechtlicher Mißbrauch von "Leuten ohne Bildung"nicht bekannt sei.
Dafür glaube er aber, dass der König einen Hang zur Onanie habe und belegt dies durch die Aussage eine Kammerdieners.
Selbstbefriedigung stand als Laster, als Erkrankung auf der gleichen Stelle wie Homosexualität. Ich führe das später noch genauer aus.
- "Das geheime Tagebuch" des Königs, das 1925 von einem gewissen Edir Grein in Lichtenstein veröffentlicht wurde. Hinter dem Pseudonym "Edir Grein" verbirgt sich der Stiefsohn des verstorbenen Ministerpräsidenten Lutz, der treibenden Kraft im Entmündigungsverfahren gegen den König. "Edir Grein" hieß mit richtigem Namen Erwin Riedinger.
Über den Kammerdiener Mayr, von ihm wird noch die Rede sein, brachte er zwei Bände des Königs in seinen Besitz, vermutlich um sie als Beweise gegen den König im Verfahren benützen zu können. Der Inhalt der Tagebücher fand im Gutachten aber keinerlei Niederschlag. Lutz gab aber die Tagebücher nicht an das Haus Wittelsbach zurück, sondern behielt sie in seinem Besitz. Sein Stiefsohn riß passende Seiten aus dem Tagebuch und transkribierte sie.
In dem "Tagebuch" ist die Rede von Küssen, Umarmungen und Selbstbefriedigung, gegen die der König einen zermürbenden Kampf führte.
Aber: nach Ansicht von Experten ist die Transkription über weite Strecken fehlerhaft, bzw. falsch, also eine Fälschung. Das "Tagebuch" diente nur dem Zweck, dem Leser vor Augen zu führen, was der König für ein lasterhafter, schlechter und verrückter Mensch war.
Und: angeblich durften verschiedene Menschen aus des Königs Umgebung wie etwa Hornig, Weber und Ziegler, die Tagebucheinträge unterschreiben.
Die Tagebücher wurden vom Haus Wittelsbach zurückgefordert und ins "Geheime Hausarchiv" überführt. Sie verblieben bis zum Ende des 2. Weltkriegs dort und verbrannten, während andere Bände erhalten blieben. Ein Vergleich mit dem Inhalt der zwei verbrannten Bänden und dem "Geheimen Tagebuch" ist somit unmöglich geworden.
- In neuester Zeit ist das Buch "Das verlorene Paradies Ludwigs II.", von Robert Holzschuh herausgegeben worden. Es enthält 27 Briefe des Königs an einen weiteren Vertrauten und Duz-Freund des Königs, Karl Hesselschwerdt. Er war Marstallfournier im Dienste des Königs, eine undurchsichtige Figur und vor allem einer der Hauptbelastungszeugen im Entmündigungsverfahren. Über ihn später mehr.
Gleich nach der Erscheinung des Buches wurden die Echtheit der Briefe angezweifelt, zwar nicht Papier und Tinte, da Hesselschwerdt und Holnstein eine exzellente Fälscherin kannten, Henriette Rixinger. Jene Dame konnte die Handschrift des Königs meisterhaft fälschen und war außerdem eine verurteilte Betrügerin und Kurtisane. Sie war u.a. mit dem schon erwähnten Garf Holnstein bestens bekannt. Dieser traf mit dem Polizeipräsidenten von München ein Arrangement und bezahlte der Rixinger und ihrer Nichte 4000 Mark für ihre Auswanderung im April 1883 nach Amerika.
Auch der Zusatz "Verbrenne dieses Blatt!" macht mißtrauisch. Wenn dem König klar war, dass er mit diesen Briefen ein "heißes Eisen" anpackte, hätte er keine schriftlichen Befehle verfaßt. Er hätte Hesselschwerdt gar nicht schreiben müssen, sondern mündlich instruieren können.
Als später die Transkription der Briefe überprüft wurde, fiel ein eklatanter Fehler auf. Das Wort "Kreis", deutlich den Briefen selbst von einem Laien zu lesen, wurde vom Autor des Buches als "Kunis" übersetzt. "Kunis" als Geschlechtsteil des Mannes. Mir fiel bei der Lektüre des Buches auf, dass der "Kunis" bei den Männern noch "größer und schöner als vorher sei". Da kamen bei mir gleich Fragezeichen auf, denn ein gewisser Körperteil wächst im Erwachsenenalter nicht mehr.
Des Rätsels Lösung: "Kreis" war ein Codewort für den Bartwuchs. Dem König gefielen Männer mit starkem Bartwuches, wenn man ausholen will, kann man ihn notfalls als Bartfetischisten bezeichnen.
Er ließ die besagten Herren fotografieren und belohnte sie großzügig dafür. Die großzügigen Geschenke des Königs wurden als Belohnung oder "Schweigegeld" für sexuelle Dienste der Männer angesehen.
Es gibt da allerdings einen Haken.
Frauen beschenkte der König ebenso großzügig. Ich erinnere an die schon erwähnte Hermine Bland, seine Erzieherin Sybille Meilhaus, die Hofopernsängerin Therese Vogl und viele andere Damen, die sich der Gunst des Königs erfreuten. Für die Zarin Marie Alexandrowna ließ er ein prächtiges Seefest ausrichten, darüber berichte ich noch gesondert.
Das ist mit den Fotos der Männer das gleiche. Ludwig ließ auch Frauen fotografieren, zumeist in ihrer Bühnenkleidung. Die Fotos der Damen und Herren stellte er dann in seiner Wohnung auf.
Demnächst stelle ich verschiedene Fotos ein (mit Quellenangabe).
- Homosexualität war, wenn auch nach außen verschwiegen, gebrandmarkt und bestraft, offenes Geheimnis. Als Beispiel nenne ich den Bruder des Kaisers Franz Joseph, Ludwig Victor, der erst nach einigen unerfreulichen Vorfällen, nach 1904 in Schloß Kleßheim bei Salzburg interniert wurde. Besagter Ludwig Victor trug außerdem Frauenkleider und ließ sich auch so fotografieren. Er wurde aber keinesfall für verrückt erklärt. Man nannte ihn im Familienkreis "Luzi-Vuzi" und der Kaiser bemerkte einmal einem Freund gegenüber, man solle seinem Bruder eine Ballerina als Adjutanten geben, dann würde nichts passieren.
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