Samstag, 25. November 2017

König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 4. Teil

Es gab keine kriminalistischen Ermittlungen mit Team und Fotografen, das geht auf Gennat zurück, der die Kriminalistik so modernisierte, wie wir es heute kennen.
Oberamtsrichter Jehle, der als erste juristische Person die Leichen des Königs und Guddens sehen durfte, sie waren frisiert und mit Tüchern abgedeckt in der Bootshütte, gezeigt, die einen Tag später abgerissen wurde. Er bemängelte den Umstand, dass die Leichen vom Tatort entfernt worden waren und er sie nicht so sehen konnte, wie man sie fand. Das wurde von den Anwesenden aber ignoriert.
Mehr noch: ihm wurde verboten, die Tücher zu entfernen, um die Leichen sorgfältig Augenschein zu nehmen!
Daher fehlt ein Augenscheinprotokoll.
Oberamtsrichter Jehle war ein gründlicher Mann, das zeigt die Untersuchung der Uhr des Königs. In sie war Wasser und Sand eingedrungen, woraus Jehle schloß, der König sei ertrunken. Das war aber nur eine Annahme, kein Beweis.

Ich habe auch schon daran gedacht, dass dem König ein Mittel verabreicht wurde, wie etwa Chloralhydrat, Laudanum, Opium oder Morphium. Das könnte, zusammen mit dem Essen oder den Getränken, verabreicht worden sein. Es wird ja immer betont, wieviel Alkohol der König beim Essen zu sich nahm. Das muß man ihm aber hingestellt haben, denn er hatte keinen Zugriff auf Alkohol.
Außerdem faßten die Gläser und Becher, die man damals benutzte, etwas einer Füllung von 0,2 Litern.
Die Aussage, der König habe bei seiner letzten Mahlzeit soviel Alkohol getrunken, bildet eine Linie mit der Aussage, er habe in seiner letzten Nacht in Neuschwanstein reichlich Alkohol zu sich genommen. Diese Aussage geht auf den Kammerlakei Mayr zurück, der im übrigen noch mehr Dinge über den König erzählt hat, die man mit der Hand greifen kann.
Wobei es verständlich wäre, wenn man in der Aufregung, in der sich der König befand, in der psychischen Ausnahmesituation, sich betrinken würde.

Man sollte glauben, er König sei ein Säufer, ein Alkoholiker. Das geht Hand in Hand damit, dass er angeblich, bevor er zu Hoftafel ging, mehrere Gläser Champagner trank. Demnach wäre er ein Stresstrinker gewesen.
Wobei diese Hoftafeln keinesfalls intime Zusammenkünfte der Familie waren. Mann und Frau trugen höfische Kleidung, also nichts, was bequem gewesen wäre. Die Damen wurden frisiert, ins Korsett geschnürt und mit Schmuck "behängt". Dann ging es zur Tafel, will heißen, an einem langen Tisch, der erhöht stand, wurde gegessen. Die Damen und Herren wurden von Hartschieren bewacht und zwar weil es gestattet war, bei der Hoftafel zuzusehen und zwar jedem Bürgerlichen, der anständig gekleidet war. Man war Schauobjekt! Ich denke nicht, dass das heutzutage auch jedem angenehm wäre. 


Der König wußte ganz genau, dass ein Komplott geplant war, darüber schreibe ich später.
Er "bewohnte" zwei Zimmer im 2. Stock, Fenster und Türen konnten nicht geöffnet werden, um hinaus zu gelangen. Wie also an Alkohol gelangen? Auch die Dosierung der Mittel dürfte recht schwer sein. Der König war 1,91 m groß und wog 120 kg. Selbst moderne Mittel müßten da genau angepaßt werden. 
Das Risiko, dass der König nach ein paar Metern zusammenbricht oder die Betäubung nur unzureichend gewirkt hat, wäre demnach unkalkulierbar gewesen.

Dass der König ertrunken ist, entspricht der offiziellen Version.
Der Obduktionbericht zeigt aber keine Todesursache auf. Hier kannst Du ihn lesen: http://www.koenig-ludwig-schloss-neu...5-juni-1886/2/

Die Obduktion wurde erst am 15.06.1886 um acht Uhr morgens vorgenommen. In Zeit hat der Körper bereits begonnen, in Fäulnis überzugehen und es bilden sich natürlich auch Fäulnisgase.
Diese Gase blähen den Körper auf und manchmal rülpsen oder übergeben sich Tote auch, weil diese Gase treiben. Dann wird der Sarg sofort geschlossen. Heutzutage wird auch über den Toten ein Hygienepulver gestreut, dass auch die Flüssigkeit aufsaugt. Ich weiß das so genau, weil ich vor vielen Jahren einmal für etwa 1 Jahr bei einem Bestatter gearbeitet habe.
Die Obduktion des Königs zeigt, dass er kein Wasser in der Lunge hatte. Ertrunkene haben Schaum vor dem Mund, im Mund, im Rachen und eine stark aufgeblähte Lunge. 
Das wenige Serum, dass man in der Lungenhöhle fand, kann auf die Wiederbelebungsversuche (post mortem) oder auf Rippenbruch zurückgehen.
Ansonsten wird im Protokoll sehr detailliert auf den Schädel und das Gehirn des Königs eingegangen. Man wollte beweisen, dass er verrückt war. Ein kleiner Schädel bei einem Mann wurde als Anzeichen von Verrücktheit angesehen.
Frauen wurden damals auch unterstellt, dass sie nicht wirklich denken könnten, weil sie einen zu kleinen Schädel und ein kleinere Gehirn haben.
Außerdem waren bei der Obduktion des Königs zwar Ärzte, aber kein Staatsanwalt oder Richter anwesend, wie es damals schon üblich und gefordert war. Aus dem einfachen Grund, weil diese Personen unabhängig waren und dadurch keine Absprachen möglich waren oder Verletzungen verschwiegen werden konnten.
Der König kann also nicht ertrunken sein, sei es durch Selbstmord oder Fremdeinwirkung.
Nebenbei: Gudden war nur 1,62 m groß, wie hätte er einen Riesen, wie es der König war, ins Wasser zerren sollen? Die Kleidung des Königs wäre beschmutzt und beschädig gewesen. Aber darauf gehe ich noch später gesondert ein.

Die Sache mit der Uhr ist bestimmt nicht sofort aufgefallen, das war eben ein dummer Fehler. Viele Kriminalfälle wurden oft durch solche Kleinigkeiten geklärt, die der/die Täter übersehen hatten. Deswegen hat Dr. Müller, der seinen Chef in seinen Erinnerungen als dummen Menschen hinstellt, er, Dr. Müller will natürlich sofort alles erkannt haben, diese dürftige Erklärung nachgereicht.
Ähnliches findet sich übrigens auch im Nekrolog Dr. Grasheys auf Dr. Gudden. Gudden war übrigens der Schwiegervater von Grashey. 

Gudden wurde niemals obduziert und Dr. Müller beklagt sich in seinen Erinnerungen darüber, dass eine Anfrage deswegen unbeantwortet blieb. Vier Mediziner vor Ort und keiner hat eine, wenn auch unerlaubte, Obduktion vorgenommen. 

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