Samstag, 25. November 2017

König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall - 13. Teil

Die Homosexualität, die Selbstbefriedigung und noch ein dritter Grund, den ich noch erläutern werde, stand unsichtbar hinter dem Gutachten.
Die Aussagen von den Herren Hornig, v. Ziegler, Mayr, Welker und wie sie noch alle hießen, wurden nicht nur vor, sondern auch nach dem Tod des Königs schriftlich festgehalten. Die Absetzung mußte vor dem bayrischen Landtag begründet werden und was war da geeigneter, als das Gutachten, das schon seinerzeit fraglich war, nochmals von "seriösen Zeugen" untermauern zu lassen.
Weißt Du, große Teile des 19. Jahrhunderts, vor allem die zweite Hälfte, war gekennzeichnet durch Doppelmoral. Laß mich ein paar Beispiele nennen: 

- Prostitution war verpönt. Aber es gab viele Bordelle, in allen erdenklichen Spielarten.
- Leicht bekleidete Kinder traten in durchsichtigen Kleidchen auf der Bühne auf. "Little Flossie" war im Londoner Nachtleben so ein "Star" und die Pädophilen konnten sich zumindest am Anblick weiden.
- Drogen wurden nicht weniger konsumiert als heute. Es gab dementsprechende Häuser, die sich auf Klopfzeichen öffneten und so konnte man sich angenehme, rauschhafte Träume verschaffen.
- Homosexualtät wurde verteufelt. Es gab aber Treffpunkte, wie etwa bestimmte Bäder, in denen man locker Kontakte knüpfen konnte.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an "Das Bildnis des Dorian Gray" von Oscar Wilde. Er ist kein Gruselroman, sondern ein Gesellschaftsroman, der gnadenlos den Spiegel vorhält. Wilde wurde deswegen von der "besseren" Gesellschaft gehaßt und es gab nicht wenige, die sich darüber freuten, dass er ins Gefängnis mußte.

Und nun zum Mordmotiv an König Ludwig II..

- Der Drahtzieher des ganzen Komplotts war Ministerpräsident Lutz, der nicht nur Angst um seinen Posten haben mußte, sondern auch davor, vor dem Landtag, Rechenschaft darüber ablegen zu müssen, warum er dem König so lange die Überziehung, oder mehrfache Überziehung seines Gehalts, der Zivilliste gestattet hatte.

- Der König hatte sehr wohl auch selbst Geldgeber zur Tilgung seiner Schulden gesucht. Wie etwa den Herzog v. Nassau, der dafür die Überlassung der Jagden in Bayern haben wollte. Oder einen Fabrikanten, der bereit war, Geld vorzuschießen. Lutz und sein Kabinett, die darüber Bescheid wußten, hintertrieben erfolgreich die Verhandlungen. Der Fabrikant beschwerte sich sogar bei Bismarck, was man da für ein Spiel mit dem König von Bayern treibe.

- Der König hatte Lutz gedroht, ihn aus seinem Amt zu entfernen, er konnte ja den Ministerpräsidenten ernennen, und das gesamte Kabinett Lutz aufzulösen. Außerdem hatte die Bayernpartei, die stärkste Partei im Landtag, dem König signalisiert, ihm weitere Gelder für die Bauten zu bewilligen.

- Wie ich schon erwähnt hatte, hatte der König einen Geheimbund gegründet, die "Coallition", deren Ziel es war, im 1870/71 gegründeten Deutschen Kaiserreich zu putschen und die vollständige Souveränität wieder herzustellen. Das hätte ein Reich im Reich bedeutet, so war Bayern nur so etwas wie heute in Deutschland. 

- Schloß Berg sollte regelrecht in ein Sicherheitsgefängnis verwandelt werden. Mit Gittern vor den Fenstern und Türen. Das Seeufer sollte mit einem meterhohen Zaun und Stacheldraht gesichert werden, Gendarmen waren sowieso schon im Park.
Oskar Maria Graf beschreibt in seinem Buch "Das Leben meiner Mutter", wie aufgeheizt seinerzeit die Stimmung im Ort Berg war. Schon bevor der König in Berg interniert wurde, kam Militär nach Berg. Auf dem See durfte unmittelbar vor dem Schloßpark nicht gekreuzt und gerudert werden. Am Abend durfte man nach 20.00 Uhr nicht mehr auf der Straße sein, ins Wirtshaus gehen oder sich einfach auf der Gartenbank sitzen und sich unterhalten. Wer erwischt wurde, konnte mit Gefängnis bestraft werden.
Die Männer in Berg und den anderen Ortschaften rund um den Starnberger See murrten und es stand im Raum, schließlich waren alle Männer einmal durch die Wehrpflicht beim Militär, ob man den König nicht befreien könne.
Die Verantwortlichen hatten panische Angst, der König könne entkommen, bzw. befreit werden. Im Fall seiner gelungenen Flucht oder Befreiung hätte er nach München gehen und vor dem Landtag erscheinen können. Die Putschisten, nichts anderes waren Lutz & Co., wäre dann zur Rechenschaft gezogen worden und es womöglich eine blutige Revolte gegeben. Der Mann durfte nicht weiterleben, denn sonst wäre er immer eine Gefahr gewesen.
Der König war nicht einfach nur der König, sondern eben auch ein Symbol und um ein Symbol scharen sich nun einmal Menschen.
Ich erinnere an den Mord an der gesamten Zarenfamilie im Juli 1918 in Jekaterinburg. Trotzki plante einen Schauprozess mit dem ehemaligen Zaren. Als er Ende Juli nach Moskau kam, fragte er nach dem Zaren. Swerdlow erklärte, man habe ihn erschossen. Trotzki fragte nach dem Rest der Familie und Swerdlow antwortete, man habe auch sie erschossen, alle hätten das so beschlossen. Lenin sei der Ansicht, man hätte den "Weißen"kein Banner, kein Symbol überlassen dürfen...
Damit dürfte alles klar sein....

Wenn bei der Erstellung des Gutachten alles rechtens gewesen wäre, hätte man auch nach Recht und Gesetz verfahren müssen. Die Entmündigung hätte von einem Amtsgericht genehmigt werden müssen, unter der Zuziehung von anderen Gutachtern und Rechtsanwälten, denn der König war nicht rechtlos. Es wäre, bis zur Entscheidung des Amtsgerichts, ein freier Mann gewesen, mit voller Geschäftsfähigkeit.
Was glaubst Du, wie lange das gut gegangen wäre? Im schlimmsten Fall hätte man mit ständigen Unruhen oder sogar einem Bürgerkrieg rechnen müssen. 

Über den dritten Grund, der hinter dem Gutachten stand, schreibe ich noch im Anschluß. Er wirft ein weiteres bezeichnendes Licht auf das Motiv, den König zu beseitigen.

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