Ich hatte schon geschrieben, dass mein Opa ein Mensch war, der eigentlich in keiner Situation verlegen wurde. Heute möchte ich eine weitere Geschichte zum besten geben .
Wir, das heißt diesmal die ganze Familie, waren auf der Rückfahrt vom Urlaub, verteilt auf zwei Autos. Es verlief alles ganz entspannt, bis etwa 20 km vor unserem Heimatort mein Opa, der hinter uns fuhr, Lichtzeichen und Hupe gab. Mein Vater hielt an, was war los? Kaum war mein Vater aus seinem Auto ausgestiegen, lief schon meine Oma, die aus Opas angehaltenen Auto schier herausgesprungen war, zu meinem Vater. Aufgeregt meinte sie, sie würde in Opas Auto keinen Meter mehr mitfahren. Was war denn nun passiert? Aus dem Motor von Opas Auto tropfte Wasser, war der der Kühler kaputt? Nein, der Kühler war es nicht, aber dafür hatte so eine Art Ausgleichsbehälter, so genau weiß ich das heute auch nicht mehr, ein dicken Riß, aus dem das Wasser herausronn. Mein Vater meinte, er würde vorausfahren, den Abschleppdienst informieren, aber Opa sagte, er würde immer wieder Wasser nachfüllen, die paar Kilometer nach Hause würde er auch noch schaffen. Um zu unterstreichen, wie ernst er es meinte. holte er aus dem Kofferraum eine Gießkannne: ja, der Kofferraum war legendär. Denn dort fand sich neben Regenschirm und Toilettenpapier auch immer eine Gießkanne, eine große Decke und zwei kleine Klappstühle.
Kurz und gut: meine Oma weigerte sich aber, bei meinem Opa im Auto zu sitzen und das Auto meines Vaters, seinerzeit ein R4, bot für fünf Leute nicht mehr genügend Platz. Was nun tun? Ich, neugierig, bot an, bei Opa mitzufahren, zudem ja jemand die gefüllte Gießkanne halten mußte, sollte sie nicht ständig umfallen. Oma war froh, meinen Platz einnehmen zu drüfen und mein Vater füllte Opas Gießkanne am Brunnen eine Bauernhauses, wir fuhren ja Nebenstrecke, durch die Pampa, auf und los ging´s. Bald hatten wir das Auto meines Vaters aus den Augenverloren und zockelten gemütlich dahin; alle paar Kilometer füllte mein Opa in den Ausgleichsbehälter Wasser aus der Gießkanne nach. Opa und ich lachten, fuhren wir jetzt doch nicht mehr mit einem Auto, sondern mit einem Dampfzug!
Mein Vater dagegen hatte weniger zu lachen, denn meiner Oma fiel nun ein, was Opa und mir alles passieren könnte: wir blieben stehen, das war noch das Wenigste, dann explodierte das Auto, Opa und ich waren nun bei den Engeln, lagen auf dem Seziertisch, usw.. Mein Vater, normalerweise ein ruhiger Mensch, den nichts so schnell aufregen konnte, bis heute nicht, bot meiner Oma schließlich eine "Nachlaufkarte" an, wollte heißen, wenn sie ihn noch weiter aufrege, müsse sie nach Hause laufen. Da grummelte meine Oma nur noch in sich hinein.
Kurz und gut: Opa und ich kamen wohlbehalten zu Hause an. Als Oma uns sah, wurde sie sehr wütend, und anstatt froh zu sein, uns zu sehen, wollte sie mit Opa, als er ausgestiegen war, Streit anfangen, doch da ging mein Vater dazwischen. In der Werkstatt erfuhr dann mein Opa, dass dieser Ausgleichsbehälter, oder was immer es war, einen Materialfehler gehabt hatte und er für den Riß gar nichts gekonnt hatte.
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