Sonntag, 5. April 2015

Knittel, John - Via Mala (Rezension)

Der Autor

John Knittel wurde am 24.03.1891 in Dharwar/ Indien geboren.
Er war der Sohn des württ. Missionars Hermann Knittel der für die Basler Mission tätig war.

1895 kehrte die Familie in die Schweiz zurück, in Basel erhielt die Familie das Schweizer Bürgerrecht.
John besuchte zunächst das Gymnasium, später die Handelsschule.

1908 übersiedlte er nach London, war Bankangestellter der Credit Lyonais, Filmproduzent und Teilhaber eines Theaters. Hier lernte er auch seine spätere Frau Frances kennen.

1915 heiratete er Frances gegen den Willen seiner Eltern, aus der Ehe gingen 3 Kinder hervor.

Während dieser Zeit lernte er den englischen Schriftsteller Hichens kennen, der sein literrarisches Talnet erkannte und ihn zum Schreiben ermutigte. Knittels erster Roman, "Die Reisen des Aaron West" wurde ein literarischer und finanzieller Erfolg.
In der Folgezeit schrieb Knittel weitere Gesellschaftsromane, vorwiegend auf Englisch.

1921 übersiedelte der mit seiner Familie und Hichens an den Genfer See. Reisen nach Ägypten, Algerien und Tunesien folgten. Dabei unterstützte Knittel ein humanitäres Schweizer Projekt, um die lage der Fellachen zu verbessern.

1938 übersiedelte Knittel nach Maienfeld/Graubünden und war weiterhin erfolgreich schriftstellerisch tätig.

Er starb am 26.04. 1970 in Maienfeld.



Der Roman

Via Mala ist zum einen eine Schlucht in Graubünden, zum anderen ein Synonym für "schlechter Weg" der immer wieder begangen wird.

Da ist Jonas Lauretz, ein Sägemüller, der in der winterlichen Bergeinsamkeit, nachhängend der Vergangenheit, zum Säufer und Gewalttäter geworden ist.
Brutal tyrannisiert er seine Familie (Ehefrau, die Töchter Hanna und Silvia, die Söhne Nikolaus und Sepp (schwer geistig behindert, auch Mannli genannt)), an Leib und Seele. Er wird sogar zum Mörder an seinen neugeborenen Zwillingstöchtern. 
Er fügt seiner Familie eine erneute Demütigung zu, indem er seine Geliebte mit seinen unehelichen Kindern im "Winterhäuschen" wohnen läßt, welches doch dafür gedacht ist, dass die Familie den Winter über in der Nähe des Städchen Andruss leben kann.

Eine viermonatige Haftstrafe, ausgesprochen wegen verschiedener Vergehen, bringt ihn nicht zur Vernunft, im Gegenteil! Als er nach der Rückkehr zu seiner Familie erfährt, das seine Tochter Silvia von einem Maler, dem sie Magd, Vertraute und Modell gewesen war, Geld geerbt hat, fährt er nach Zürich um dieses Geld an sich zu bringen.
Silvia fährt ihm nach Zürich nach und erfährt, dass er das ganze Geld, sie ist noch minderjährig, an sich genommen hat.Sie fährt erst am anderen Morgen zurück.
In der Zwischenzeit überlegt der Rest der Familie zusammen mit dem Tagelöhner Wagner, dem Lauretz Geld schuldet, als auch den Tod dessen Frau verschuldet hat, was nun zu tun sein. Sie alle wissen: das Geld kommt nicht der Sägemühle zugute, sondern wird wieder sinnlos ausgegeben werden, es wird sich nichts ändern. Der Mordplan reift und wird noch in derselben Nacht, Lauretz ist sturzbetrunken nach Hause gekommen, ausgeführt. Seine Leiche wird verscharrt, Wagner erhält Geld und verläßt die Gegend.
Silvia erfährt die ganze Geschichte und erklärt sich mit ihrer Familie solidarisch. Sie belügt wie alle anderen die Polizei. Die folgenden Jahre der Familie sind erfüllt von der Angst der Entdeckung des Mordes, aber auch von Fleiß, der das Ansehen der Familie wieder herstellt.

Doch Silvia verleibt sich in Andreas von Richenau, einen Untersuchungsrichter. Sie heiraten, doch auf der Ehe liegt der Schatten der Angst und der Depressionen von Silvia.
Da landet die "Akte Lauretz" auf dem Schreibtisch von Andreas, da die Angehörigen geraume Zeit zuvor eine Verschollenheitserklärung beantragt hatten ( in Hauptsache wegen geschäftlicher Dinge). Er entdeckt Ungereimtheiten und setzt Silvia unter Druck. Sie flieht zu ihrer Familie. Dort erfährt Andreas von Hanna und Nikolaus die ganze Wahrheit und das unmenschliche Ausmaß des Elends.
Andreas deckt, entgegen seiner Berufsethik und mit persönlichem Risiko, den Mord und läßt die Akte schließen: die Verschollenheitserklärung wird unterzeichnet.

Der Roman galt übrigens als umstritten, da die Selbstjustiz im Vordergrund steht, nicht die Justiz durch die Behörden.

Historischer Hintergrund

Den Hintergrund bildet ein 1817 verübter Vatermord in Obermühle/Franken.

Meine Meinung

Der Roman ist ungemein farbig und spannend geschildert. Der Sägemüller, widerlich und ekelhaft, scheint alles tun zu dürfen. Keiner, auch nicht die Behörden, sehen auch nur ansatzweise genau hin und lassen sich von seinen Ausreden abspeisen. Schon zu Anfang des Romans habe ich mir gewünscht, er möge doch in diese Schlucht fallen und von den Wassern auf und davon getragen werden. 
Als er dann ermordet wird, habe ich kein Mitleid mit ihm. Denn wie er sich verhalten hat, so verhält sich kein Tier, so kann es nur die Bestie Mensch.
Mitfiebernd und bangend habe ich weitergelesen, bis dann, endlich, die Verschollenheitsakte unterzeichnet ist. 
Ich kann diesen Roman nur empfehlen, denn er zeigt die Abgründe der menschlichen Seele, die persönliche "Via Mala".

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