Samstag, 11. April 2015

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 7

Noch ein Nachtrag zum Hund, weil ich ja die Frage aufgeworfen hatte, warum der Hund nachts im Stall statt im Wohntrakt war.
Die Frage hatte ich nun zwischenzeitlich anderweitig zur Diskussion gestellt und interessante Auskünfte erhalten.
In den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts, und noch weit darüber hinaus, wurden Hund und Katze, unsere beliebtesten Haustiere nicht als Familienmitglieder gesehen, sondern ausschließlich als Nutztiere gesehen. Das heißt, dass diese Tiere nie die Schwelle des Hauses, bzw. des Wohntrakts überschreiten durften. Sie wurden ausschließlich draußen gefüttert ud mußten im Stall schlafen. Als Argument, außer dem, es sei ein Nutztier, wird immer angeführt, dass auch im Stall Werte waren. Gut, aber in wieviel Ställen stand denn preisgekröntes Vieh. Es ist auch schlecht denkbar, dass ein Dieb eine Kuh, Kälbchen oder gar Stier hinter sich führte. Dabei sollte man auch daran denken, dass ein Hund, der in der Nacht im Wohntrakt war, bei Diebstahl genauso angeschlagen hätte.
Als weiteres Argument wurde angeführt, dass ein Hund voller Flöhe und Bazillen steckte, vielleicht auch in der Nacht die Menschen angegriffen hätte. Naja, mit der Pflege und Sauberkeit auf den Höfen dieser Zeit war es nicht soweit her. Wer sich für die Umstände in dieser Zeit interessiert, sollte dieses Buch lesen:http://www.literaturforum.de/auto-bi...rbstmilch.html

Ich frage nun einmal: wer kann sich, von uns Älteren hier, nicht an die traurigen Hunde erinnern, die an der Kette vor der Haustür vieler Höfe noch bis weit in die 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts lagen?
Traurige struppige Gestalten, die gleich losfuhren, wenn man sich näherte? Zum Glück sind diese Zeiten vorbei.

In den 20iger Jahren war die Situation der Hunde noch ungleich schlimmer. Sie bekamen minderwertiges Futter und wurden bereits als junge Hunde von ihren Besitzern geschlagen, damit sie gehorchen lernten.

Selbst wenn man den wohl damals üblichen Umgang mit den Hunden von damals in Betracht zieht, dann erklärt das noch lange nicht, warum die Familie Gruber-Gabriel, nachdem sie schon bestohlen worden waren und der alte Gruber schon Diebe gestellt hatte, den Hund nicht, als reine Vorsichtsmaßnahme, in den Wohntrakt ließ.Spätestens dann wäre es nötig gewesen, als der alte Gruber den Verdacht hatte, dass sich auf seinem Anwesen fremde Leute eingenistet hatten, er erzählte auch seinem Nachbarn und in Schrobenhausen davon.
Das führt mich auch zu er Frage, ob er mit Hilfe des Hundes überhaupt den Dachboden, der gleichzeitig als Heuboden genutzt wurde und ohne Brandmauer war, untersucht hat. Auf den Dachboden führte nämlich vom Wohntrakt aus eine Bodenstiege auf den Dachboden. Der Hund hätte bei Fremden sicher angeschlagen.

Ich denke, dass der alte Gruber den Hund nicht in den Wohntrakt ließ, obwohl doch Gefahr im Verzug war, weil ein Hund dort nichts zu suchen war. Außerdem war er überheblich genug, zu glauben, mit dem "Gesindel" selbst fertig zu werden.

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