Der Autor
Umberto Eco (* 5. Januar 1932 in Alessandria, Piemont) ist ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler der bekannteste zeitgenössische Semiotiker.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Eco als Sohn einer kleinbürgerlichen Familie – der Vater Giulio Eco war Buchhalter – in der südpiemontesischen Provinzhauptstadt Alessandria und deren Umgebung, die ihn stark geprägt haben.
1948 begann Eco – entgegen dem Wunsch seines Vaters, der ihn zu einer Karriere als Rechtsanwalt drängte – ein Studium der Philosophie und Literaturgeschichte an der Universität Turin, das er 1954 bei Luigi Pareyson mit einer Dissertation über die Ästhetik bei Thomas von Aquin abschloss. Danach ging er zu dem damals noch ganz jungen italienischen Fernsehen (RAI) in Mailand, wo er ein Kulturprogramm aufzubauen versuchte. 1956 erschien sein erstes Buch, eine erweiterte Fassung seiner Dissertation unter dem Titel Il problema estetico in San Tommaso („Das ästhetische Problem beim heiligen Thomas“). Drei Jahre später verließ Eco das Fernsehen und wurde Sachbuchlektor in dem Mailänder Verlag Bompiani, für den er bis 1975 tätig blieb (und in dem seither fast alle seine Bücher erschienen sind). Zugleich war er im Umfeld des Gruppo 63 aktiv, einer der literarischen Bewegung der Neoavanguardia zugerechneten Gruppierung. Mit dem 1962 erschienenen Buch Opera aperta (deutsch Das offene Kunstwerk, 1973) wurde er schlagartig als brillanter Kulturtheoretiker bekannt, der 1963 seine akademische Karriere als Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation am Polytechnikum in Mailand begann, um sie über eine Zwischenstation an der Universität in Florenz schließlich an der ältesten Universität Europas in Bologna zu beenden. Sein schon 1968 (deutsch 1973) erschienenes Buch Einführung in die Semiotik gilt bis heute auch international als Standardwerk.
1975 erhielt er eine ordentliche Professur für Semiotik mit Lehrstuhl an der Universität Bologna. Seit 1999 leitete er die dortige Scuola Superiore di Studi Umanistici. Im Oktober 2007 zog er sich aus der aktiven Lehrtätigkeit zurück und ist seit 2008 Professor emeritus der Universität Bologna.
Eco erfuhr zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen sowohl gesellschaftlicher wie akademischer Art, darunter allein (bis 2014) von 39 Universitäten weltweit die Ehrendoktorwürde – in Deutschland von der FU Berlin 1998 – und die Mitgliedschaft des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (1999) sowie das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2009).
Seit 1962 ist er mit Renate Ramge verheiratet, einer deutschen, in Frankfurt am Main geborenen Expertin für Museums- und Kunstdidaktik, mit der er einen Sohn und eine Tochter hat.
Das Buch (Inhaltsangabe)
Im November 1327 reist der englische Franziskaner William von Baskerville mit dem ihm anvertrauten Novizen Adson von Melk zu einer Benediktinerabtei im nördlichen Apennin ("etwa zwischen Pomposa und Conques"), wo er ein Kolloquium von Vertretern der Kurie und des Franziskaner-Ordens vorbereiten soll. Es geht um die Frage, ob die Kirche besser arm wäre – wie es die Spiritualen verlangen –, oder ob sie mit Macht und Reichtum prunken soll, wie es der in Avignon residierende Papst tut. Ludwig der Bayer stellt sich auf die Seite des Ordensgenerals Michael von Cesena, der die Position der Spiritualen vertritt und sich deshalb vor dem Papst verantworten soll. Damit unterstützt der 1324 vom Papst gebannte Wittelsbacher – der sich Anfang 1328 in Rom von "Volkskapitän" Sciarra Colonna zum Kaiser krönen lassen wird – nicht nur Gegner des Papstes, sondern auch Kritiker einer Kirche, die mit dem Kaiser um die weltliche Macht konkurriert.
In dem Kloster sterben innerhalb weniger Tage der Buch-Illustrator Adelmus von Otranto, der Übersetzer Venantius von Salvemec, der Bibliotheksgehilfe Berengar von Arundel, der Apotheker Severin von St. Emmeram und der Bibliothekar Malachias von Hildesheim. Abbo von Fossanova bittet den für seinen Scharfsinn bekannten Besucher, die Todesfälle aufzuklären. Assistiert von Adson sammelt William von Baskerville Indizien. Obwohl oder gerade weil ihnen der Zugang zur Klosterbibliothek verwehrt ist, vermuten sie dort schon bald den Schlüssel für die Lösung des Rätsels.
Inzwischen treffen die Disputanten ein, darunter der eitle, machtbesessene Inquisitor Bernard Gui, der gleich nach seiner Ankunft zwei Häretiker und ein von ihm als Hexe verdächtigtes Bauernmädchen aus dem nahen Dorf einsperren lässt.
Durch einen geheimen Zugang dringen William von Baskerville und Adson von Melk in das Labyrinth der geheimnisvollen Bibliothek vor, wo sie von dem blinden Greis Jorge von Burgos erwartet werden. Vor sich hat er einen Folianten liegen, eine Schrift Aristoteles' über das Lachen, von der es keine Abschrift gibt. Jorge hält den Inhalt des Buches für gefährlich, weil das Lachen die Furcht tötet und die Stellung der Kirche gefährdet. Um zu verhindern, dass jemand die Lektüre überlebt, hat er die unteren Ecken der Buchseiten mit einem starken Gift getränkt, dem die Mönche zum Opfer gefallen sind. William ahnt bereits die Zusammenhänge und trägt Handschuhe, damit er sich beim Umblättern nicht vergiftet. Als Jorge das merkt, reißt er das Buch an sich, löscht das Licht, stürzt davon, setzt die wertvolle Bibliothek in Brand und stirbt mit dem Folianten in den Armen, während William und Adson dem Feuer mit Mühe entkommen.
Die Abtei brennt mehrere Tage lang, das Feuer kann nicht gelöscht werden und mit dem Feuer, einem Weltenbrand vergleichbar, vergeht auch die wertvolle Bibliothek. William von Baskerville und Adson finden zwei Maultiere und reiten davon, William begleitet Adson bis zum Kloster Melk. Dort verabschiedet er sich von ihm und schenkt ihm die zweite Lesebrille.
Am Ende seines Lebens zieht Adson ein bitteres Resümee.
Meine Meinung
In dreißig Jahren habe ich das Buch etliche Male gelesen und es fasziniert mich immer noch.
Schon allein die Hauptfiuren, der typisch englisch-schwarzhumorige Bruder William und der jugendlich-unbeholfene Adlatus Adson sind wundervoll beschrieben:
William erscheint als moderner Mensch in einer noch hoffnungslos abergläubischen und unwissenschaftlich geprägten Welt; Adson stehen als jungem unerfahrenen Mönch dauernd Augen und Mund offen vor Staunen und auch vor Entsetzen.
Beide Hauptfiguren und all die anderen Akteure zeigen im Laufe der Geschichte Facetten und Abgründe, die an Lebendigkeit nicht mangeln lassen.
Thematisch fesselte mich der Krimiteil genauso wie das innerabteiische Intrigen- und Machtspiel, der trockenen Wortkrieg um die Frage ob denn nun der Erlöser Geld, bzw. einen Geldbeutel, besass - und damit im Nachhinein seine Vertreter berechtigt seien, Reichtum und Land zu scheffeln und der Völlerei zu frönen, haarsträubend und entsetzlich die Verhörszenen mit Bernard Gui.
Und die kleine Liebesgeschichte, unerwartet, spontan, ist zwar herzerweichend, aber hoffnungslos.
Und dann gibt es noch jenes geheimnisvolle Buch, das immer nur scheinbar schemenhaft existiert und das offensichtlich "Sprengstoff" enthält. Mönche, die es in die Hand bekommen, sterben oder werden getötet, es hat wahrhaftig die "Kraft von tausend Scorpionen".
Auch fesselnd in ihrer ganzen Bösartigkeit: die Gestalt des blinden Mönchs Jorge von Burgos. Schon als junger Mann möchte er Karriere machen, er möchte Bibliothekar werden, denn am Ende dieser Laufbahn steht der Posten als Abt. Er findet, nachdem man ihn ihn seine Heimat Spanien geschickt hat, die schönsten Codizes, die ihm den Posten des Bibliothekars einbringen. Und auf seiner Reise hat er noch etwas gefunden: die letzte Abschrift der Poetik des Aristoteles. Er erkennt, dass das Thema des Buches, das Lachen, die Furcht ablösen würde und nicht nur das: das Buch ermöglicht eigenständiges Denken, Freiheit. Jorge ist im Grunde seines Herzens ein Diktator, nicht christlich, nicht barmherzig, nicht einmal menschlich, und herrscht über dreißig Jahre durch Strohmänner über die Abtei und ihre kostbaren Bücher. Es ist nur richtig, dass die Bibliothek verbrennt (mein Herz blutet trotzdem dabei!) und Jorge stirbt, aber nur so kann Platz für Neues entstehen.
Außerdem entwirft Eco das Bild eines von fanatischer Religiosität, erbitterten Glaubens- und Machtkonflikten, abgrundtiefem Aberglauben und brutalen Kriegen zerrissenen Europas des Spätmittelalters, ergründet den Gegensatz von Kaisertum und Heiligem Stuhl ebenso wie die Wurzeln der kommenden Religionskriege und des Beginns der Renaissance. Dies alles geschieht in einer sprachlich schillernden Manier, dass man sich selbst wie magisch in das 14. Jahrhundert gezogen fühlt, dass man das Mittelalter zu riechen, schmecken, fühlen und hören glaubt...
Das alles macht "Der Name der Rose" zu einem der tiefgründigsten Romane und er zählt eindeutig zu den Klassikern der Weltliteratur.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen