In meiner Heimatstadt gibt es eine Sagengestalt, die man den "Schlorga-Hans" nennt. Schlorgen ist die schwäbische Bezeichnung für schwere tapsige Schritte.
Er lebt in einem großen Gebäudekomplex, früher "Zur Eintracht" genannt.
Auf den angrenzenden Martin-Luther-Platz, früher ein Friedhof, kann man in stillen Nächten seine Schritte hören. Und wer zu neugierig ist und ihn sehen möchte, kann ganz unvermittelt eine Ohrfeige bekommen, erzählten sich die älteren Leute. Das stellte jemand nochmals vor ein paar Jahren fest:
In dieser Zeit wurde der Gebäudekomplex (ursprünglich eine Antonierpräzeptorei) grundlegend saniert und renoviert. Der junge Mann, er ebenfalls von der Sage gehört hatte, wollte sich davon überzeugen, was da so dran sein. Er legte sich also auf dem Martin-Luther-Platz auf die Lauer und wartete geraume Weile. Da es schon nach Mitternacht war, war auch alles ganz ruhig. Die Glocke der nahen St.Martinskirche schlug ein Uhr, zwei Uhr. Der junge Mann, des Wartens schon müde und enttäuscht, wollte gehen, da hörte er schwere Schritte. Aha, dachte er sich, ein Nachtschwärmer! Doch er konnte niemanden entdecken, doch die Schritte kamen immer näher. Es war immer noch niemand zu sehen, da kamen die Schritte unmittelbar vorbei. er junge Mann, ganz aufgeregt, folgte den Schritten bis in den Gebäudekomplex hineine. Plötzlich war wieder Ruhe. Der junge Mann wandte sich zum gehen, da kam aus dem Nichts eine empfindliche Ohrfeige! Der junge Mann, total verängstigt, rannte davon.
Heute ist in dem Gebäudekomplex, genannt "Antonierhaus", das zudem eine wechselvolle Geschichte hinter sich hat, die Bibliothek, zwei Museen und u.a. ein Cafe untergebracht. Und wo ist Schlorga-Hans? Die Mitarbeiter der Bibliothek haben mir erzählt, dass sie nach Feierabend, wenn also die Bibliothek abgesperrt wird, schwere Schritte zu hören sind und sich manchmal der Fahrstuhl in Bewegung setzt....
Zur wahren Begebenheit, die hinter dieser Sage steckt.
Schlorga-Hans, den genauen Namen kennt auch die Heimatpflege nicht mehr, war ein Reisender, der Ende des 17. Jahrhunderts in meiner Heimatstadt Station machte. Er war aber nicht allein, sondern seine hochschwangere Frau reiste mit ihm. Die Reise mußte sie sehr angestrengt haben, kein Wunder bei den Kutschen, so dass sie noch am gleichen Tag entband. Und wie das damals oft so war, Frau und Kind überlebten nicht und wurden auf dem Friedhof am heutigen Martin-Luther-Platz beigesetzt.
Der trauernde Witwer blieb in meiner Heimatstadt, mietete im Antonierhaus ein Wohnung, aus der ehemaligen Präzeptorei waren Wohnungen geschaffen worden, und besuchte täglich,bis zu seinem eigenen Tod, das Grab seiner Angehörigen. Da er einen schweren Schritt hatte und schlurfte, nannte man ihn Schlorga-Hans.
Die bunte Welt von "BDB"? Ganz einfach: Brigitte Deininger Bayern! Da Romane und Sachliteratur, gepaart mit eigenen Geschichten und Abhandlungen immer mein Steckenpferd waren, freue ich mich, manches den geneigten Lesern öffentlich machen zu können. Ich wünsche ein reiches Lesevergnügen und spannende Lesemomente!
Dienstag, 28. April 2015
Freitag, 24. April 2015
Katzendame Reza - Foto 1
Das ist meine kleine Katzendame Reza, auf einem ihrer Lieblingsplätze.
Sie freut sich über jeden Leser, der ihre Geschichten in ihrem "Tagebuch verfolgt und schickt ein gurrendes, schnurrendes "miau".....
Donnerstag, 23. April 2015
Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 20
Einen wunderschönen guten Morgen,
an diesem frischen, aber sonnigen Tag, der überdies verspricht, auch noch warm zu werden, worauf ich mich besonders freue, denn da ist es an meinen Lieblingsplätzen, und davon gibt es sehr viele, besonders warm und gemütlich. Überall weiche warme Decken, die Sonne scheint auf den Pelz, so manches Stäubchen tanzt im hell-goldenen Licht....einfach wunderbar.
Über eine gewisse Zeit mochte ich meinen Platz am Ostfenster überhaupt nicht mehr, denn da wurde ich immer beobachtet, egal, ob ich nun am offenen Fenster saß oder auf meiner Decke lag. Nebenan sind nämlich die Fenster eines Ballettsaals und da waren über einen gewissen Zeitraum auch immer junge Mädchen, die dort üben wollten. Als sie mich entdeckt haben, guckten sie immer zu mir herüber, oft machten sie auch die Fenster auf. Dann sprachen sie mit mir und wollten mich anlocken: "Ja, Katze, schöne Pussi, komm doch her...". Als ich so dumm wäre, von einem Fenster ins andere zu springen! Was dachten die eigentlich von mir?
Auf morgen freue ich mich schon. Da kommt mein Freund Maximilian, der Sohn meiner Halterin und der hat immer so richtig viel Zeit für mich. Da können wir ausgiebig toben und der nimmt es auch nicht krumm, wenn ich im Spieleeifer mal versehentlich die Krallen ausfahre. Aber es macht soviel Spaß mit ihm, der hat so richtig Geduld und später lasse ich mich dann, bevor ich mich zum schlafen einrolle, streicheln und kraulen....mmmhhhh.
So, jetzt wünsche ich Euch noch einen schönen Tag und ein kuscheliges Wochenende,
Eure Reza
an diesem frischen, aber sonnigen Tag, der überdies verspricht, auch noch warm zu werden, worauf ich mich besonders freue, denn da ist es an meinen Lieblingsplätzen, und davon gibt es sehr viele, besonders warm und gemütlich. Überall weiche warme Decken, die Sonne scheint auf den Pelz, so manches Stäubchen tanzt im hell-goldenen Licht....einfach wunderbar.
Über eine gewisse Zeit mochte ich meinen Platz am Ostfenster überhaupt nicht mehr, denn da wurde ich immer beobachtet, egal, ob ich nun am offenen Fenster saß oder auf meiner Decke lag. Nebenan sind nämlich die Fenster eines Ballettsaals und da waren über einen gewissen Zeitraum auch immer junge Mädchen, die dort üben wollten. Als sie mich entdeckt haben, guckten sie immer zu mir herüber, oft machten sie auch die Fenster auf. Dann sprachen sie mit mir und wollten mich anlocken: "Ja, Katze, schöne Pussi, komm doch her...". Als ich so dumm wäre, von einem Fenster ins andere zu springen! Was dachten die eigentlich von mir?
Auf morgen freue ich mich schon. Da kommt mein Freund Maximilian, der Sohn meiner Halterin und der hat immer so richtig viel Zeit für mich. Da können wir ausgiebig toben und der nimmt es auch nicht krumm, wenn ich im Spieleeifer mal versehentlich die Krallen ausfahre. Aber es macht soviel Spaß mit ihm, der hat so richtig Geduld und später lasse ich mich dann, bevor ich mich zum schlafen einrolle, streicheln und kraulen....mmmhhhh.
So, jetzt wünsche ich Euch noch einen schönen Tag und ein kuscheliges Wochenende,
Eure Reza
Mein Lesetagebuch - Teil 1
Heute habe ich mit einem Buch der Bücherreihe, besser bekannt als "Der kleine Pitaval", begonnnen. Es ist zwar schon älter, außerdem der Bücherei entliehen, aber die einzelnen Fälle werden sehr sachlich, ausführlich und detailliert geschildert.
Meiner Meinung das Beste, was zu dem Thema auf dem Markt ist.
Dieses Buch trägt den Titel "Todesurteil" und behandelt Kriminalfälle, welche mit der Todesstrafe geahndet wurden oder auf Grund dessen die Todesstrafe eingeführt wurde.
Die einzelnen Fälle erzählen von Peter Kürten, der so bekannt ist, dass es keiner Schilderung bedarf.
Hugo Schenk war ein raffinierter Dienstbotenmörder im k.u.k. Österreich des 19. Jahrhunderts, der aber trotzdem ermittelt wurde.
Charley Ross ist das erste Opfer von Kidnapping in den USA.
Madame Steinheil stand im Verdacht ihren Mann ermordet zu haben, es konnte aber nichts bewiesen werden, ein Skandal im Paris des 19.Jahrhunderts.
Weitere Fälle behandeln Franz Salesius Riembauer und Helene Gillet.
Hier das dazugehörige Buch.
Meiner Meinung das Beste, was zu dem Thema auf dem Markt ist.
Dieses Buch trägt den Titel "Todesurteil" und behandelt Kriminalfälle, welche mit der Todesstrafe geahndet wurden oder auf Grund dessen die Todesstrafe eingeführt wurde.
Die einzelnen Fälle erzählen von Peter Kürten, der so bekannt ist, dass es keiner Schilderung bedarf.
Hugo Schenk war ein raffinierter Dienstbotenmörder im k.u.k. Österreich des 19. Jahrhunderts, der aber trotzdem ermittelt wurde.
Charley Ross ist das erste Opfer von Kidnapping in den USA.
Madame Steinheil stand im Verdacht ihren Mann ermordet zu haben, es konnte aber nichts bewiesen werden, ein Skandal im Paris des 19.Jahrhunderts.
Weitere Fälle behandeln Franz Salesius Riembauer und Helene Gillet.
Hier das dazugehörige Buch.
G. Mostar/ R. Stemmle (Hrsg.) - Kriminalreport: Todesstrafe
Die Herausgeber
Gerhart Herrmann Mostar (* 8. September 1901 in Gerbitz bei Bernburg (Saale); + 8. September 1973 in München) war ein deutscher Schriftsteller, der als Lyriker und Feuilletonist, zeitweise auch als Erzähler, Dramatiker und Kabarettist bekannt war. Berühmt wurde er als kritischer Gerichtsreporter.
Robert Adolf Ferdinand Stemmle (* 10. Juni 1903 in Magdeburg; + 24. Februar 1974 in Baden-Baden, auch kurz: R. A. Stemmle oder Robert A. Stemmle) war ein deutscher Autor, Regisseur und Produzent.
Pitaval - Erklärung
Ein Pitaval ist eine Sammlung von historischen Strafrechtsfällen. Der Name leitet sich ab von dem französischen Juristen und Autor François Gayot de Pitaval (1673–1743), der zwischen 1734 und 1743 eine zwanzigbändige Sammlung von causes célèbres et intéressantes zusammenstellte. Derartige Fallsammlungen dienten zunächst sowohl als juristische Fachlektüre als auch als allgemeine Publikumslektüre. Später zielten sie vor allem auf den Publikumsgeschmack ab.
Die Blütezeit dieser Literaturform war das 19. und der Beginn des 20. Jahrhunderts. In dieser Zeit gehörten sogenannte „Pitavalgeschichten“ in jede Bibliothek. In der Nachkriegszeit kam es zwar noch zu Veröffentlichungen derartiger Sammlungen, die frühere Bedeutung konnte jedoch nicht mehr erreicht werden. Stattdessen wurde die Funktion dieser Sammlungen durch Fernsehdokumentationen von mehr oder weniger authentischen Kriminalfällen übernommen.
Bekannte derartige Sammlungen von Kriminalfällen sind neben dem Werk von François Gayot de Pitaval etwa Paul Johann Anselm von Feuerbachs „Merkwürdige Rechtsfälle” 1808/11, „Der neue Pitaval“ von Julius Eduard Hitzig und Willibald Alexis (1842–1890), Egon Erwin Kischs „Prager Pitaval“ (1931), Herrmann Mostars und Robert Adolf Stemmles „Der neue Pitaval“ (1963 ff.), Maximilian Jactas Ende der 1960er / Anfang der 1970er-Jahre erschienenes mehrbändiges Werk Berühmte Strafprozesse und der von Curt Riess herausgegebene Band Prozesse, die unsere Welt bewegten. Bekannt ist auch die von Friedrich Schiller herausgegebene vierbändige Auswahl der von Pitaval zusammengestellten Fälle.
Das Buch
Einleitung – von Robert A. Stemmle
Über die Todesstrafe – von Gerhart H. Mostar
Das verschwundene Kind – der Fall Anna Böckler
Kindesraub in Germantown in Pennsylvanien – der Fall Charley Ross
Die Pompadour der Republik – der Fall Maguerite Steinheil
Der Dienstmädchenmörder von Wien – der Fall Hugo Schenk (mit dem Zusatz: Egon Kisch – eine Frau, die auf ihren Mörder wartet)
Die Kindesmörderin und die Scharfrichterin – der Fall Helene Gillet
Tartüff als Mörder – der Fall Salesius Riembauer
Vampir – der Fall Peter Kürten
Justizmord im Kleinstaat – der Fall Josef Jakubowski
Die falsche Glücksfee – der Fall Wilhelmine Krautz
Meine Meinung
Ich habe das Buch schon vor den Zeiten des Internets, das eine breitgefächerte Informationsplattform bietet, entdeckt und es seitdem immer wieder gelesen. Es mag zwar in der Bücherlandschaft etwas altmodisch wirken, überzeugt aber immer wieder durch seine farbige, spannende und informative Darstellung. Ein Buch, dass sich, nicht nur für den kriminalistisch Interessierten zu lesen unbedingt lohnt.
Donnerstag, 16. April 2015
Eco, Umberto - Der Name der Rose (Rezension)
Der Autor
Umberto Eco (* 5. Januar 1932 in Alessandria, Piemont) ist ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler der bekannteste zeitgenössische Semiotiker.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Eco als Sohn einer kleinbürgerlichen Familie – der Vater Giulio Eco war Buchhalter – in der südpiemontesischen Provinzhauptstadt Alessandria und deren Umgebung, die ihn stark geprägt haben.
1948 begann Eco – entgegen dem Wunsch seines Vaters, der ihn zu einer Karriere als Rechtsanwalt drängte – ein Studium der Philosophie und Literaturgeschichte an der Universität Turin, das er 1954 bei Luigi Pareyson mit einer Dissertation über die Ästhetik bei Thomas von Aquin abschloss. Danach ging er zu dem damals noch ganz jungen italienischen Fernsehen (RAI) in Mailand, wo er ein Kulturprogramm aufzubauen versuchte. 1956 erschien sein erstes Buch, eine erweiterte Fassung seiner Dissertation unter dem Titel Il problema estetico in San Tommaso („Das ästhetische Problem beim heiligen Thomas“). Drei Jahre später verließ Eco das Fernsehen und wurde Sachbuchlektor in dem Mailänder Verlag Bompiani, für den er bis 1975 tätig blieb (und in dem seither fast alle seine Bücher erschienen sind). Zugleich war er im Umfeld des Gruppo 63 aktiv, einer der literarischen Bewegung der Neoavanguardia zugerechneten Gruppierung. Mit dem 1962 erschienenen Buch Opera aperta (deutsch Das offene Kunstwerk, 1973) wurde er schlagartig als brillanter Kulturtheoretiker bekannt, der 1963 seine akademische Karriere als Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation am Polytechnikum in Mailand begann, um sie über eine Zwischenstation an der Universität in Florenz schließlich an der ältesten Universität Europas in Bologna zu beenden. Sein schon 1968 (deutsch 1973) erschienenes Buch Einführung in die Semiotik gilt bis heute auch international als Standardwerk.
1975 erhielt er eine ordentliche Professur für Semiotik mit Lehrstuhl an der Universität Bologna. Seit 1999 leitete er die dortige Scuola Superiore di Studi Umanistici. Im Oktober 2007 zog er sich aus der aktiven Lehrtätigkeit zurück und ist seit 2008 Professor emeritus der Universität Bologna.
Eco erfuhr zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen sowohl gesellschaftlicher wie akademischer Art, darunter allein (bis 2014) von 39 Universitäten weltweit die Ehrendoktorwürde – in Deutschland von der FU Berlin 1998 – und die Mitgliedschaft des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (1999) sowie das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2009).
Seit 1962 ist er mit Renate Ramge verheiratet, einer deutschen, in Frankfurt am Main geborenen Expertin für Museums- und Kunstdidaktik, mit der er einen Sohn und eine Tochter hat.
Das Buch (Inhaltsangabe)
Im November 1327 reist der englische Franziskaner William von Baskerville mit dem ihm anvertrauten Novizen Adson von Melk zu einer Benediktinerabtei im nördlichen Apennin ("etwa zwischen Pomposa und Conques"), wo er ein Kolloquium von Vertretern der Kurie und des Franziskaner-Ordens vorbereiten soll. Es geht um die Frage, ob die Kirche besser arm wäre – wie es die Spiritualen verlangen –, oder ob sie mit Macht und Reichtum prunken soll, wie es der in Avignon residierende Papst tut. Ludwig der Bayer stellt sich auf die Seite des Ordensgenerals Michael von Cesena, der die Position der Spiritualen vertritt und sich deshalb vor dem Papst verantworten soll. Damit unterstützt der 1324 vom Papst gebannte Wittelsbacher – der sich Anfang 1328 in Rom von "Volkskapitän" Sciarra Colonna zum Kaiser krönen lassen wird – nicht nur Gegner des Papstes, sondern auch Kritiker einer Kirche, die mit dem Kaiser um die weltliche Macht konkurriert.
In dem Kloster sterben innerhalb weniger Tage der Buch-Illustrator Adelmus von Otranto, der Übersetzer Venantius von Salvemec, der Bibliotheksgehilfe Berengar von Arundel, der Apotheker Severin von St. Emmeram und der Bibliothekar Malachias von Hildesheim. Abbo von Fossanova bittet den für seinen Scharfsinn bekannten Besucher, die Todesfälle aufzuklären. Assistiert von Adson sammelt William von Baskerville Indizien. Obwohl oder gerade weil ihnen der Zugang zur Klosterbibliothek verwehrt ist, vermuten sie dort schon bald den Schlüssel für die Lösung des Rätsels.
Inzwischen treffen die Disputanten ein, darunter der eitle, machtbesessene Inquisitor Bernard Gui, der gleich nach seiner Ankunft zwei Häretiker und ein von ihm als Hexe verdächtigtes Bauernmädchen aus dem nahen Dorf einsperren lässt.
Durch einen geheimen Zugang dringen William von Baskerville und Adson von Melk in das Labyrinth der geheimnisvollen Bibliothek vor, wo sie von dem blinden Greis Jorge von Burgos erwartet werden. Vor sich hat er einen Folianten liegen, eine Schrift Aristoteles' über das Lachen, von der es keine Abschrift gibt. Jorge hält den Inhalt des Buches für gefährlich, weil das Lachen die Furcht tötet und die Stellung der Kirche gefährdet. Um zu verhindern, dass jemand die Lektüre überlebt, hat er die unteren Ecken der Buchseiten mit einem starken Gift getränkt, dem die Mönche zum Opfer gefallen sind. William ahnt bereits die Zusammenhänge und trägt Handschuhe, damit er sich beim Umblättern nicht vergiftet. Als Jorge das merkt, reißt er das Buch an sich, löscht das Licht, stürzt davon, setzt die wertvolle Bibliothek in Brand und stirbt mit dem Folianten in den Armen, während William und Adson dem Feuer mit Mühe entkommen.
Die Abtei brennt mehrere Tage lang, das Feuer kann nicht gelöscht werden und mit dem Feuer, einem Weltenbrand vergleichbar, vergeht auch die wertvolle Bibliothek. William von Baskerville und Adson finden zwei Maultiere und reiten davon, William begleitet Adson bis zum Kloster Melk. Dort verabschiedet er sich von ihm und schenkt ihm die zweite Lesebrille.
Am Ende seines Lebens zieht Adson ein bitteres Resümee.
Meine Meinung
In dreißig Jahren habe ich das Buch etliche Male gelesen und es fasziniert mich immer noch.
Schon allein die Hauptfiuren, der typisch englisch-schwarzhumorige Bruder William und der jugendlich-unbeholfene Adlatus Adson sind wundervoll beschrieben:
William erscheint als moderner Mensch in einer noch hoffnungslos abergläubischen und unwissenschaftlich geprägten Welt; Adson stehen als jungem unerfahrenen Mönch dauernd Augen und Mund offen vor Staunen und auch vor Entsetzen.
Beide Hauptfiguren und all die anderen Akteure zeigen im Laufe der Geschichte Facetten und Abgründe, die an Lebendigkeit nicht mangeln lassen.
Thematisch fesselte mich der Krimiteil genauso wie das innerabteiische Intrigen- und Machtspiel, der trockenen Wortkrieg um die Frage ob denn nun der Erlöser Geld, bzw. einen Geldbeutel, besass - und damit im Nachhinein seine Vertreter berechtigt seien, Reichtum und Land zu scheffeln und der Völlerei zu frönen, haarsträubend und entsetzlich die Verhörszenen mit Bernard Gui.
Und die kleine Liebesgeschichte, unerwartet, spontan, ist zwar herzerweichend, aber hoffnungslos.
Und dann gibt es noch jenes geheimnisvolle Buch, das immer nur scheinbar schemenhaft existiert und das offensichtlich "Sprengstoff" enthält. Mönche, die es in die Hand bekommen, sterben oder werden getötet, es hat wahrhaftig die "Kraft von tausend Scorpionen".
Auch fesselnd in ihrer ganzen Bösartigkeit: die Gestalt des blinden Mönchs Jorge von Burgos. Schon als junger Mann möchte er Karriere machen, er möchte Bibliothekar werden, denn am Ende dieser Laufbahn steht der Posten als Abt. Er findet, nachdem man ihn ihn seine Heimat Spanien geschickt hat, die schönsten Codizes, die ihm den Posten des Bibliothekars einbringen. Und auf seiner Reise hat er noch etwas gefunden: die letzte Abschrift der Poetik des Aristoteles. Er erkennt, dass das Thema des Buches, das Lachen, die Furcht ablösen würde und nicht nur das: das Buch ermöglicht eigenständiges Denken, Freiheit. Jorge ist im Grunde seines Herzens ein Diktator, nicht christlich, nicht barmherzig, nicht einmal menschlich, und herrscht über dreißig Jahre durch Strohmänner über die Abtei und ihre kostbaren Bücher. Es ist nur richtig, dass die Bibliothek verbrennt (mein Herz blutet trotzdem dabei!) und Jorge stirbt, aber nur so kann Platz für Neues entstehen.
Außerdem entwirft Eco das Bild eines von fanatischer Religiosität, erbitterten Glaubens- und Machtkonflikten, abgrundtiefem Aberglauben und brutalen Kriegen zerrissenen Europas des Spätmittelalters, ergründet den Gegensatz von Kaisertum und Heiligem Stuhl ebenso wie die Wurzeln der kommenden Religionskriege und des Beginns der Renaissance. Dies alles geschieht in einer sprachlich schillernden Manier, dass man sich selbst wie magisch in das 14. Jahrhundert gezogen fühlt, dass man das Mittelalter zu riechen, schmecken, fühlen und hören glaubt...
Das alles macht "Der Name der Rose" zu einem der tiefgründigsten Romane und er zählt eindeutig zu den Klassikern der Weltliteratur.
Umberto Eco (* 5. Januar 1932 in Alessandria, Piemont) ist ein italienischer Schriftsteller, Kolumnist, Philosoph, Medienwissenschaftler der bekannteste zeitgenössische Semiotiker.
Seine Kindheit und Jugend verbrachte Eco als Sohn einer kleinbürgerlichen Familie – der Vater Giulio Eco war Buchhalter – in der südpiemontesischen Provinzhauptstadt Alessandria und deren Umgebung, die ihn stark geprägt haben.
1948 begann Eco – entgegen dem Wunsch seines Vaters, der ihn zu einer Karriere als Rechtsanwalt drängte – ein Studium der Philosophie und Literaturgeschichte an der Universität Turin, das er 1954 bei Luigi Pareyson mit einer Dissertation über die Ästhetik bei Thomas von Aquin abschloss. Danach ging er zu dem damals noch ganz jungen italienischen Fernsehen (RAI) in Mailand, wo er ein Kulturprogramm aufzubauen versuchte. 1956 erschien sein erstes Buch, eine erweiterte Fassung seiner Dissertation unter dem Titel Il problema estetico in San Tommaso („Das ästhetische Problem beim heiligen Thomas“). Drei Jahre später verließ Eco das Fernsehen und wurde Sachbuchlektor in dem Mailänder Verlag Bompiani, für den er bis 1975 tätig blieb (und in dem seither fast alle seine Bücher erschienen sind). Zugleich war er im Umfeld des Gruppo 63 aktiv, einer der literarischen Bewegung der Neoavanguardia zugerechneten Gruppierung. Mit dem 1962 erschienenen Buch Opera aperta (deutsch Das offene Kunstwerk, 1973) wurde er schlagartig als brillanter Kulturtheoretiker bekannt, der 1963 seine akademische Karriere als Dozent für Ästhetik und visuelle Kommunikation am Polytechnikum in Mailand begann, um sie über eine Zwischenstation an der Universität in Florenz schließlich an der ältesten Universität Europas in Bologna zu beenden. Sein schon 1968 (deutsch 1973) erschienenes Buch Einführung in die Semiotik gilt bis heute auch international als Standardwerk.
1975 erhielt er eine ordentliche Professur für Semiotik mit Lehrstuhl an der Universität Bologna. Seit 1999 leitete er die dortige Scuola Superiore di Studi Umanistici. Im Oktober 2007 zog er sich aus der aktiven Lehrtätigkeit zurück und ist seit 2008 Professor emeritus der Universität Bologna.
Eco erfuhr zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen sowohl gesellschaftlicher wie akademischer Art, darunter allein (bis 2014) von 39 Universitäten weltweit die Ehrendoktorwürde – in Deutschland von der FU Berlin 1998 – und die Mitgliedschaft des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste (1999) sowie das Große Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2009).
Seit 1962 ist er mit Renate Ramge verheiratet, einer deutschen, in Frankfurt am Main geborenen Expertin für Museums- und Kunstdidaktik, mit der er einen Sohn und eine Tochter hat.
Das Buch (Inhaltsangabe)
Im November 1327 reist der englische Franziskaner William von Baskerville mit dem ihm anvertrauten Novizen Adson von Melk zu einer Benediktinerabtei im nördlichen Apennin ("etwa zwischen Pomposa und Conques"), wo er ein Kolloquium von Vertretern der Kurie und des Franziskaner-Ordens vorbereiten soll. Es geht um die Frage, ob die Kirche besser arm wäre – wie es die Spiritualen verlangen –, oder ob sie mit Macht und Reichtum prunken soll, wie es der in Avignon residierende Papst tut. Ludwig der Bayer stellt sich auf die Seite des Ordensgenerals Michael von Cesena, der die Position der Spiritualen vertritt und sich deshalb vor dem Papst verantworten soll. Damit unterstützt der 1324 vom Papst gebannte Wittelsbacher – der sich Anfang 1328 in Rom von "Volkskapitän" Sciarra Colonna zum Kaiser krönen lassen wird – nicht nur Gegner des Papstes, sondern auch Kritiker einer Kirche, die mit dem Kaiser um die weltliche Macht konkurriert.
In dem Kloster sterben innerhalb weniger Tage der Buch-Illustrator Adelmus von Otranto, der Übersetzer Venantius von Salvemec, der Bibliotheksgehilfe Berengar von Arundel, der Apotheker Severin von St. Emmeram und der Bibliothekar Malachias von Hildesheim. Abbo von Fossanova bittet den für seinen Scharfsinn bekannten Besucher, die Todesfälle aufzuklären. Assistiert von Adson sammelt William von Baskerville Indizien. Obwohl oder gerade weil ihnen der Zugang zur Klosterbibliothek verwehrt ist, vermuten sie dort schon bald den Schlüssel für die Lösung des Rätsels.
Inzwischen treffen die Disputanten ein, darunter der eitle, machtbesessene Inquisitor Bernard Gui, der gleich nach seiner Ankunft zwei Häretiker und ein von ihm als Hexe verdächtigtes Bauernmädchen aus dem nahen Dorf einsperren lässt.
Durch einen geheimen Zugang dringen William von Baskerville und Adson von Melk in das Labyrinth der geheimnisvollen Bibliothek vor, wo sie von dem blinden Greis Jorge von Burgos erwartet werden. Vor sich hat er einen Folianten liegen, eine Schrift Aristoteles' über das Lachen, von der es keine Abschrift gibt. Jorge hält den Inhalt des Buches für gefährlich, weil das Lachen die Furcht tötet und die Stellung der Kirche gefährdet. Um zu verhindern, dass jemand die Lektüre überlebt, hat er die unteren Ecken der Buchseiten mit einem starken Gift getränkt, dem die Mönche zum Opfer gefallen sind. William ahnt bereits die Zusammenhänge und trägt Handschuhe, damit er sich beim Umblättern nicht vergiftet. Als Jorge das merkt, reißt er das Buch an sich, löscht das Licht, stürzt davon, setzt die wertvolle Bibliothek in Brand und stirbt mit dem Folianten in den Armen, während William und Adson dem Feuer mit Mühe entkommen.
Die Abtei brennt mehrere Tage lang, das Feuer kann nicht gelöscht werden und mit dem Feuer, einem Weltenbrand vergleichbar, vergeht auch die wertvolle Bibliothek. William von Baskerville und Adson finden zwei Maultiere und reiten davon, William begleitet Adson bis zum Kloster Melk. Dort verabschiedet er sich von ihm und schenkt ihm die zweite Lesebrille.
Am Ende seines Lebens zieht Adson ein bitteres Resümee.
Meine Meinung
In dreißig Jahren habe ich das Buch etliche Male gelesen und es fasziniert mich immer noch.
Schon allein die Hauptfiuren, der typisch englisch-schwarzhumorige Bruder William und der jugendlich-unbeholfene Adlatus Adson sind wundervoll beschrieben:
William erscheint als moderner Mensch in einer noch hoffnungslos abergläubischen und unwissenschaftlich geprägten Welt; Adson stehen als jungem unerfahrenen Mönch dauernd Augen und Mund offen vor Staunen und auch vor Entsetzen.
Beide Hauptfiguren und all die anderen Akteure zeigen im Laufe der Geschichte Facetten und Abgründe, die an Lebendigkeit nicht mangeln lassen.
Thematisch fesselte mich der Krimiteil genauso wie das innerabteiische Intrigen- und Machtspiel, der trockenen Wortkrieg um die Frage ob denn nun der Erlöser Geld, bzw. einen Geldbeutel, besass - und damit im Nachhinein seine Vertreter berechtigt seien, Reichtum und Land zu scheffeln und der Völlerei zu frönen, haarsträubend und entsetzlich die Verhörszenen mit Bernard Gui.
Und die kleine Liebesgeschichte, unerwartet, spontan, ist zwar herzerweichend, aber hoffnungslos.
Und dann gibt es noch jenes geheimnisvolle Buch, das immer nur scheinbar schemenhaft existiert und das offensichtlich "Sprengstoff" enthält. Mönche, die es in die Hand bekommen, sterben oder werden getötet, es hat wahrhaftig die "Kraft von tausend Scorpionen".
Auch fesselnd in ihrer ganzen Bösartigkeit: die Gestalt des blinden Mönchs Jorge von Burgos. Schon als junger Mann möchte er Karriere machen, er möchte Bibliothekar werden, denn am Ende dieser Laufbahn steht der Posten als Abt. Er findet, nachdem man ihn ihn seine Heimat Spanien geschickt hat, die schönsten Codizes, die ihm den Posten des Bibliothekars einbringen. Und auf seiner Reise hat er noch etwas gefunden: die letzte Abschrift der Poetik des Aristoteles. Er erkennt, dass das Thema des Buches, das Lachen, die Furcht ablösen würde und nicht nur das: das Buch ermöglicht eigenständiges Denken, Freiheit. Jorge ist im Grunde seines Herzens ein Diktator, nicht christlich, nicht barmherzig, nicht einmal menschlich, und herrscht über dreißig Jahre durch Strohmänner über die Abtei und ihre kostbaren Bücher. Es ist nur richtig, dass die Bibliothek verbrennt (mein Herz blutet trotzdem dabei!) und Jorge stirbt, aber nur so kann Platz für Neues entstehen.
Außerdem entwirft Eco das Bild eines von fanatischer Religiosität, erbitterten Glaubens- und Machtkonflikten, abgrundtiefem Aberglauben und brutalen Kriegen zerrissenen Europas des Spätmittelalters, ergründet den Gegensatz von Kaisertum und Heiligem Stuhl ebenso wie die Wurzeln der kommenden Religionskriege und des Beginns der Renaissance. Dies alles geschieht in einer sprachlich schillernden Manier, dass man sich selbst wie magisch in das 14. Jahrhundert gezogen fühlt, dass man das Mittelalter zu riechen, schmecken, fühlen und hören glaubt...
Das alles macht "Der Name der Rose" zu einem der tiefgründigsten Romane und er zählt eindeutig zu den Klassikern der Weltliteratur.
Urlaubserlebnisse mit Opa - Teil 3
Ich hatte schon geschrieben, dass mein Opa ein Mensch war, der eigentlich in keiner Situation verlegen wurde. Heute möchte ich eine weitere Geschichte zum besten geben .
Wir, das heißt diesmal die ganze Familie, waren auf der Rückfahrt vom Urlaub, verteilt auf zwei Autos. Es verlief alles ganz entspannt, bis etwa 20 km vor unserem Heimatort mein Opa, der hinter uns fuhr, Lichtzeichen und Hupe gab. Mein Vater hielt an, was war los? Kaum war mein Vater aus seinem Auto ausgestiegen, lief schon meine Oma, die aus Opas angehaltenen Auto schier herausgesprungen war, zu meinem Vater. Aufgeregt meinte sie, sie würde in Opas Auto keinen Meter mehr mitfahren. Was war denn nun passiert? Aus dem Motor von Opas Auto tropfte Wasser, war der der Kühler kaputt? Nein, der Kühler war es nicht, aber dafür hatte so eine Art Ausgleichsbehälter, so genau weiß ich das heute auch nicht mehr, ein dicken Riß, aus dem das Wasser herausronn. Mein Vater meinte, er würde vorausfahren, den Abschleppdienst informieren, aber Opa sagte, er würde immer wieder Wasser nachfüllen, die paar Kilometer nach Hause würde er auch noch schaffen. Um zu unterstreichen, wie ernst er es meinte. holte er aus dem Kofferraum eine Gießkannne: ja, der Kofferraum war legendär. Denn dort fand sich neben Regenschirm und Toilettenpapier auch immer eine Gießkanne, eine große Decke und zwei kleine Klappstühle.
Kurz und gut: meine Oma weigerte sich aber, bei meinem Opa im Auto zu sitzen und das Auto meines Vaters, seinerzeit ein R4, bot für fünf Leute nicht mehr genügend Platz. Was nun tun? Ich, neugierig, bot an, bei Opa mitzufahren, zudem ja jemand die gefüllte Gießkanne halten mußte, sollte sie nicht ständig umfallen. Oma war froh, meinen Platz einnehmen zu drüfen und mein Vater füllte Opas Gießkanne am Brunnen eine Bauernhauses, wir fuhren ja Nebenstrecke, durch die Pampa, auf und los ging´s. Bald hatten wir das Auto meines Vaters aus den Augenverloren und zockelten gemütlich dahin; alle paar Kilometer füllte mein Opa in den Ausgleichsbehälter Wasser aus der Gießkanne nach. Opa und ich lachten, fuhren wir jetzt doch nicht mehr mit einem Auto, sondern mit einem Dampfzug!
Mein Vater dagegen hatte weniger zu lachen, denn meiner Oma fiel nun ein, was Opa und mir alles passieren könnte: wir blieben stehen, das war noch das Wenigste, dann explodierte das Auto, Opa und ich waren nun bei den Engeln, lagen auf dem Seziertisch, usw.. Mein Vater, normalerweise ein ruhiger Mensch, den nichts so schnell aufregen konnte, bis heute nicht, bot meiner Oma schließlich eine "Nachlaufkarte" an, wollte heißen, wenn sie ihn noch weiter aufrege, müsse sie nach Hause laufen. Da grummelte meine Oma nur noch in sich hinein.
Kurz und gut: Opa und ich kamen wohlbehalten zu Hause an. Als Oma uns sah, wurde sie sehr wütend, und anstatt froh zu sein, uns zu sehen, wollte sie mit Opa, als er ausgestiegen war, Streit anfangen, doch da ging mein Vater dazwischen. In der Werkstatt erfuhr dann mein Opa, dass dieser Ausgleichsbehälter, oder was immer es war, einen Materialfehler gehabt hatte und er für den Riß gar nichts gekonnt hatte.
Wir, das heißt diesmal die ganze Familie, waren auf der Rückfahrt vom Urlaub, verteilt auf zwei Autos. Es verlief alles ganz entspannt, bis etwa 20 km vor unserem Heimatort mein Opa, der hinter uns fuhr, Lichtzeichen und Hupe gab. Mein Vater hielt an, was war los? Kaum war mein Vater aus seinem Auto ausgestiegen, lief schon meine Oma, die aus Opas angehaltenen Auto schier herausgesprungen war, zu meinem Vater. Aufgeregt meinte sie, sie würde in Opas Auto keinen Meter mehr mitfahren. Was war denn nun passiert? Aus dem Motor von Opas Auto tropfte Wasser, war der der Kühler kaputt? Nein, der Kühler war es nicht, aber dafür hatte so eine Art Ausgleichsbehälter, so genau weiß ich das heute auch nicht mehr, ein dicken Riß, aus dem das Wasser herausronn. Mein Vater meinte, er würde vorausfahren, den Abschleppdienst informieren, aber Opa sagte, er würde immer wieder Wasser nachfüllen, die paar Kilometer nach Hause würde er auch noch schaffen. Um zu unterstreichen, wie ernst er es meinte. holte er aus dem Kofferraum eine Gießkannne: ja, der Kofferraum war legendär. Denn dort fand sich neben Regenschirm und Toilettenpapier auch immer eine Gießkanne, eine große Decke und zwei kleine Klappstühle.
Kurz und gut: meine Oma weigerte sich aber, bei meinem Opa im Auto zu sitzen und das Auto meines Vaters, seinerzeit ein R4, bot für fünf Leute nicht mehr genügend Platz. Was nun tun? Ich, neugierig, bot an, bei Opa mitzufahren, zudem ja jemand die gefüllte Gießkanne halten mußte, sollte sie nicht ständig umfallen. Oma war froh, meinen Platz einnehmen zu drüfen und mein Vater füllte Opas Gießkanne am Brunnen eine Bauernhauses, wir fuhren ja Nebenstrecke, durch die Pampa, auf und los ging´s. Bald hatten wir das Auto meines Vaters aus den Augenverloren und zockelten gemütlich dahin; alle paar Kilometer füllte mein Opa in den Ausgleichsbehälter Wasser aus der Gießkanne nach. Opa und ich lachten, fuhren wir jetzt doch nicht mehr mit einem Auto, sondern mit einem Dampfzug!
Mein Vater dagegen hatte weniger zu lachen, denn meiner Oma fiel nun ein, was Opa und mir alles passieren könnte: wir blieben stehen, das war noch das Wenigste, dann explodierte das Auto, Opa und ich waren nun bei den Engeln, lagen auf dem Seziertisch, usw.. Mein Vater, normalerweise ein ruhiger Mensch, den nichts so schnell aufregen konnte, bis heute nicht, bot meiner Oma schließlich eine "Nachlaufkarte" an, wollte heißen, wenn sie ihn noch weiter aufrege, müsse sie nach Hause laufen. Da grummelte meine Oma nur noch in sich hinein.
Kurz und gut: Opa und ich kamen wohlbehalten zu Hause an. Als Oma uns sah, wurde sie sehr wütend, und anstatt froh zu sein, uns zu sehen, wollte sie mit Opa, als er ausgestiegen war, Streit anfangen, doch da ging mein Vater dazwischen. In der Werkstatt erfuhr dann mein Opa, dass dieser Ausgleichsbehälter, oder was immer es war, einen Materialfehler gehabt hatte und er für den Riß gar nichts gekonnt hatte.
Sonntag, 12. April 2015
Urlaubserlebnisse mit Opa - Teil 2
Mein Opa hatte sich Mitte der 70iger Jahre einen gut gebrauchten Mercedes mit Schiebedach gekauft, worauf mein Opa natürlich sehr stolz war. Nur: das Schiebedach machte von Anfang an Schwierigkeiten, will heißen, mal ging´s ganz leicht auf und manchmal verklemmte es sich. Opa war in diesen Dingen leider immer etwas nachlässig und nahm sich vor, das Dach in den nächsten Wochen in Ordnung bringen zu lassen.
Naja, und es kam, wie es kommen mußte. Die Urlaubsreise stand vor der Türe und das Dach war immer noch so, wie es war. Opa beschloß, jetzt doch mit der buckligen Verwandschaft in den Schwarzwald zu fahren und in dieser Zeit das Dach nicht zu nutzen.
Es ging auch alles gut, bis zum Tag der Heimreise. Es war ein strahlend schöner Tag, die Temperaturen kletterten immer weiter nach oben. Opa getreu seinem Vorsatz, hielt das Schiebedach geschlossen und versuchte über das Gebläse, Kimaanlage war damals noch nicht, das Wageninnere kühl zu halten.Bis der Bruder von meiner Oma, er saß auf dem Beifahrersitz, das Schiebedach öffnete. Aber nicht in Kippstellung, sondern ganz auf. Mein Opa bekam ganz große Augen, sagte aber nichts, sondern wollte das Schiebedach schließe, aber es klemmte...
Und es kam, wie es kommen mußte. Etwa 40 km vor dem Heimatort zog ein Gewitter auf. Mein Opa gab so richtig Gas, um dem Wetter quasi zu entkommen, aber das Wetter war schneller. Opa hielt noch und holte aus dem Kofferraum Regenschirme, die er dort immer aufbewahrt hatte. Und so fuhr ein schicker Mercedes mit offenem Schiebedach und aufgespannten Regenschirmen darinnen weiter....
Zu Hause angekommen, hörte auch der Regen auf. Alle waren naß: Menschen und Fahrgastinnenraum. Die Laune war noch unter dem Nullpunkt....
Opa mußte, obwohl er in solchen Dingen nie mehr nachlässig war, sich diese Sache noch lange anhören.
Naja, und es kam, wie es kommen mußte. Die Urlaubsreise stand vor der Türe und das Dach war immer noch so, wie es war. Opa beschloß, jetzt doch mit der buckligen Verwandschaft in den Schwarzwald zu fahren und in dieser Zeit das Dach nicht zu nutzen.
Es ging auch alles gut, bis zum Tag der Heimreise. Es war ein strahlend schöner Tag, die Temperaturen kletterten immer weiter nach oben. Opa getreu seinem Vorsatz, hielt das Schiebedach geschlossen und versuchte über das Gebläse, Kimaanlage war damals noch nicht, das Wageninnere kühl zu halten.Bis der Bruder von meiner Oma, er saß auf dem Beifahrersitz, das Schiebedach öffnete. Aber nicht in Kippstellung, sondern ganz auf. Mein Opa bekam ganz große Augen, sagte aber nichts, sondern wollte das Schiebedach schließe, aber es klemmte...
Und es kam, wie es kommen mußte. Etwa 40 km vor dem Heimatort zog ein Gewitter auf. Mein Opa gab so richtig Gas, um dem Wetter quasi zu entkommen, aber das Wetter war schneller. Opa hielt noch und holte aus dem Kofferraum Regenschirme, die er dort immer aufbewahrt hatte. Und so fuhr ein schicker Mercedes mit offenem Schiebedach und aufgespannten Regenschirmen darinnen weiter....
Zu Hause angekommen, hörte auch der Regen auf. Alle waren naß: Menschen und Fahrgastinnenraum. Die Laune war noch unter dem Nullpunkt....
Opa mußte, obwohl er in solchen Dingen nie mehr nachlässig war, sich diese Sache noch lange anhören.
Urlaubserlebnisse mit Opa - Teil 1
Übernachtung/Urlaub in einem Campingwagen/Wohnmobil sind sicher toll, natürlich ist man auch irgendwie unabhängig, aber wer hat schon einmal ein paar Urlaubstage in einer Jagdhütte verbracht, aber ohne die Absicht, dem edlen Jagdwerk zu frönen?
Mir ist das mal in meiner frühen Jugend vergönnt gewesen.
Mein schon verstorbener Opa hatte einen Freund, der es durch seine geschäflichen Erfolge zu etwas mehr Geld als üblich gebracht hatte. Da dieser Freund, mein Opa und er kannten sich noch vom Krieg her, beim Treffen des alten Fluggeschwaders in der hiesigen Stadt, sie verfügte bis vor ein paar Jahren noch über einen Militärflughafen, immer bei meinen Großeltern übernachten konnte, wollte er sich revanchieren und lud meine Großeltern, ich war in die Einladung mit eingeschlossen, zu sich nach Hause in Miehlen, liegt im Hintertaunus, ein.
Na, kurz und gut, wir reisten an und was fanden wir vor? Handwerker! Der Freund meines Opas entschuldigte sich vielmals: er könne nichts dafür, einer seiner Enkel hatte vergessen, das einlaufende Badewasser abzudrehen und nun sei Wasser von der Decke getropft. Ob wir ins Hotel, natürlich auf seine Kosten, gehen wollten oder ob er uns alternativ seine Jagdhütte anbieten dürfe?
Mein Opa war total von der Idee mit der Jagdhütte begeistert und so ging es auf holprigen Wegen ein gutes Stück in den Wald hinein. Wir kamen zu einer Lichtung und da stand sie, die Jagdhütte! Wir hatten ein kleines muffiges Holzhaus mit demensprechender Schlafgelegenheit erwartet, aber das war keine Hütte mehr, das war ein Haus.
Vorgelagert eine schöne Veranda, dann gings in einen Flur, in dem man die Schuhe ausziehen mußte. Dann weiter in eine große gemütliche Wohnküche, dann schlossen sich zwei Schlafräume an, sogar ein Bad gab es - nur das Häuschen mit dem Herzerl war außerhalb. Offensichtlich war an das Urhaus immer angebaut worden - nur für die Toilette war nur außerhalb Platz geblieben
Die erste Überraschung kam dann in der Nacht. Es war ein merkwürdiges kratzen und scharren im Gebälk zu hören - was das nur war? Mein Opa klopfte mit dem Schuh an einen der Balken - Ruhe, aber nur für einige Minuten...
Am anderen Morgen erfuhren wir, dass dort ein Siebenschläfer hauste. In den nächsten Nächten war dann aber Ruhe.
An einem der nächsten Nächte war dann mein Opa Abends eingeladen, das Wildschwein begießen, Männersache, das war doch klar. Oma und ich blieben alleine und weil mir langweilig war, erzählte ich Oma allerlei Gruselgeschichten und wer da wohl im Wald herumschleiche (in der Gegend von Miehlen wurde der Schinderhannes geboren). Ermüdet schlief ich später ein, nur meine Oma blieb hellwach, bis Opa zurückkam.
Abgesehen davon war es ein schöner Urlaub, mit vielen Ausflügen und Wanderungen; schade, dass ich nie wieder so eine Gelegenheit hatte.
Mir ist das mal in meiner frühen Jugend vergönnt gewesen.
Mein schon verstorbener Opa hatte einen Freund, der es durch seine geschäflichen Erfolge zu etwas mehr Geld als üblich gebracht hatte. Da dieser Freund, mein Opa und er kannten sich noch vom Krieg her, beim Treffen des alten Fluggeschwaders in der hiesigen Stadt, sie verfügte bis vor ein paar Jahren noch über einen Militärflughafen, immer bei meinen Großeltern übernachten konnte, wollte er sich revanchieren und lud meine Großeltern, ich war in die Einladung mit eingeschlossen, zu sich nach Hause in Miehlen, liegt im Hintertaunus, ein.
Na, kurz und gut, wir reisten an und was fanden wir vor? Handwerker! Der Freund meines Opas entschuldigte sich vielmals: er könne nichts dafür, einer seiner Enkel hatte vergessen, das einlaufende Badewasser abzudrehen und nun sei Wasser von der Decke getropft. Ob wir ins Hotel, natürlich auf seine Kosten, gehen wollten oder ob er uns alternativ seine Jagdhütte anbieten dürfe?
Mein Opa war total von der Idee mit der Jagdhütte begeistert und so ging es auf holprigen Wegen ein gutes Stück in den Wald hinein. Wir kamen zu einer Lichtung und da stand sie, die Jagdhütte! Wir hatten ein kleines muffiges Holzhaus mit demensprechender Schlafgelegenheit erwartet, aber das war keine Hütte mehr, das war ein Haus.
Vorgelagert eine schöne Veranda, dann gings in einen Flur, in dem man die Schuhe ausziehen mußte. Dann weiter in eine große gemütliche Wohnküche, dann schlossen sich zwei Schlafräume an, sogar ein Bad gab es - nur das Häuschen mit dem Herzerl war außerhalb. Offensichtlich war an das Urhaus immer angebaut worden - nur für die Toilette war nur außerhalb Platz geblieben
Die erste Überraschung kam dann in der Nacht. Es war ein merkwürdiges kratzen und scharren im Gebälk zu hören - was das nur war? Mein Opa klopfte mit dem Schuh an einen der Balken - Ruhe, aber nur für einige Minuten...
Am anderen Morgen erfuhren wir, dass dort ein Siebenschläfer hauste. In den nächsten Nächten war dann aber Ruhe.
An einem der nächsten Nächte war dann mein Opa Abends eingeladen, das Wildschwein begießen, Männersache, das war doch klar. Oma und ich blieben alleine und weil mir langweilig war, erzählte ich Oma allerlei Gruselgeschichten und wer da wohl im Wald herumschleiche (in der Gegend von Miehlen wurde der Schinderhannes geboren). Ermüdet schlief ich später ein, nur meine Oma blieb hellwach, bis Opa zurückkam.
Abgesehen davon war es ein schöner Urlaub, mit vielen Ausflügen und Wanderungen; schade, dass ich nie wieder so eine Gelegenheit hatte.
Samstag, 11. April 2015
Der Fall Hinterkaifeck - Teil 7
Noch ein Nachtrag zum Hund, weil ich ja die Frage aufgeworfen hatte, warum der Hund nachts im Stall statt im Wohntrakt war.
Die Frage hatte ich nun zwischenzeitlich anderweitig zur Diskussion gestellt und interessante Auskünfte erhalten.
In den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts, und noch weit darüber hinaus, wurden Hund und Katze, unsere beliebtesten Haustiere nicht als Familienmitglieder gesehen, sondern ausschließlich als Nutztiere gesehen. Das heißt, dass diese Tiere nie die Schwelle des Hauses, bzw. des Wohntrakts überschreiten durften. Sie wurden ausschließlich draußen gefüttert ud mußten im Stall schlafen. Als Argument, außer dem, es sei ein Nutztier, wird immer angeführt, dass auch im Stall Werte waren. Gut, aber in wieviel Ställen stand denn preisgekröntes Vieh. Es ist auch schlecht denkbar, dass ein Dieb eine Kuh, Kälbchen oder gar Stier hinter sich führte. Dabei sollte man auch daran denken, dass ein Hund, der in der Nacht im Wohntrakt war, bei Diebstahl genauso angeschlagen hätte.
Als weiteres Argument wurde angeführt, dass ein Hund voller Flöhe und Bazillen steckte, vielleicht auch in der Nacht die Menschen angegriffen hätte. Naja, mit der Pflege und Sauberkeit auf den Höfen dieser Zeit war es nicht soweit her. Wer sich für die Umstände in dieser Zeit interessiert, sollte dieses Buch lesen:http://www.literaturforum.de/auto-bi...rbstmilch.html
Ich frage nun einmal: wer kann sich, von uns Älteren hier, nicht an die traurigen Hunde erinnern, die an der Kette vor der Haustür vieler Höfe noch bis weit in die 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts lagen?
Traurige struppige Gestalten, die gleich losfuhren, wenn man sich näherte? Zum Glück sind diese Zeiten vorbei.
In den 20iger Jahren war die Situation der Hunde noch ungleich schlimmer. Sie bekamen minderwertiges Futter und wurden bereits als junge Hunde von ihren Besitzern geschlagen, damit sie gehorchen lernten.
Selbst wenn man den wohl damals üblichen Umgang mit den Hunden von damals in Betracht zieht, dann erklärt das noch lange nicht, warum die Familie Gruber-Gabriel, nachdem sie schon bestohlen worden waren und der alte Gruber schon Diebe gestellt hatte, den Hund nicht, als reine Vorsichtsmaßnahme, in den Wohntrakt ließ.Spätestens dann wäre es nötig gewesen, als der alte Gruber den Verdacht hatte, dass sich auf seinem Anwesen fremde Leute eingenistet hatten, er erzählte auch seinem Nachbarn und in Schrobenhausen davon.
Das führt mich auch zu er Frage, ob er mit Hilfe des Hundes überhaupt den Dachboden, der gleichzeitig als Heuboden genutzt wurde und ohne Brandmauer war, untersucht hat. Auf den Dachboden führte nämlich vom Wohntrakt aus eine Bodenstiege auf den Dachboden. Der Hund hätte bei Fremden sicher angeschlagen.
Ich denke, dass der alte Gruber den Hund nicht in den Wohntrakt ließ, obwohl doch Gefahr im Verzug war, weil ein Hund dort nichts zu suchen war. Außerdem war er überheblich genug, zu glauben, mit dem "Gesindel" selbst fertig zu werden.
Die Frage hatte ich nun zwischenzeitlich anderweitig zur Diskussion gestellt und interessante Auskünfte erhalten.
In den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts, und noch weit darüber hinaus, wurden Hund und Katze, unsere beliebtesten Haustiere nicht als Familienmitglieder gesehen, sondern ausschließlich als Nutztiere gesehen. Das heißt, dass diese Tiere nie die Schwelle des Hauses, bzw. des Wohntrakts überschreiten durften. Sie wurden ausschließlich draußen gefüttert ud mußten im Stall schlafen. Als Argument, außer dem, es sei ein Nutztier, wird immer angeführt, dass auch im Stall Werte waren. Gut, aber in wieviel Ställen stand denn preisgekröntes Vieh. Es ist auch schlecht denkbar, dass ein Dieb eine Kuh, Kälbchen oder gar Stier hinter sich führte. Dabei sollte man auch daran denken, dass ein Hund, der in der Nacht im Wohntrakt war, bei Diebstahl genauso angeschlagen hätte.
Als weiteres Argument wurde angeführt, dass ein Hund voller Flöhe und Bazillen steckte, vielleicht auch in der Nacht die Menschen angegriffen hätte. Naja, mit der Pflege und Sauberkeit auf den Höfen dieser Zeit war es nicht soweit her. Wer sich für die Umstände in dieser Zeit interessiert, sollte dieses Buch lesen:http://www.literaturforum.de/auto-bi...rbstmilch.html
Ich frage nun einmal: wer kann sich, von uns Älteren hier, nicht an die traurigen Hunde erinnern, die an der Kette vor der Haustür vieler Höfe noch bis weit in die 70iger Jahre des letzten Jahrhunderts lagen?
Traurige struppige Gestalten, die gleich losfuhren, wenn man sich näherte? Zum Glück sind diese Zeiten vorbei.
In den 20iger Jahren war die Situation der Hunde noch ungleich schlimmer. Sie bekamen minderwertiges Futter und wurden bereits als junge Hunde von ihren Besitzern geschlagen, damit sie gehorchen lernten.
Selbst wenn man den wohl damals üblichen Umgang mit den Hunden von damals in Betracht zieht, dann erklärt das noch lange nicht, warum die Familie Gruber-Gabriel, nachdem sie schon bestohlen worden waren und der alte Gruber schon Diebe gestellt hatte, den Hund nicht, als reine Vorsichtsmaßnahme, in den Wohntrakt ließ.Spätestens dann wäre es nötig gewesen, als der alte Gruber den Verdacht hatte, dass sich auf seinem Anwesen fremde Leute eingenistet hatten, er erzählte auch seinem Nachbarn und in Schrobenhausen davon.
Das führt mich auch zu er Frage, ob er mit Hilfe des Hundes überhaupt den Dachboden, der gleichzeitig als Heuboden genutzt wurde und ohne Brandmauer war, untersucht hat. Auf den Dachboden führte nämlich vom Wohntrakt aus eine Bodenstiege auf den Dachboden. Der Hund hätte bei Fremden sicher angeschlagen.
Ich denke, dass der alte Gruber den Hund nicht in den Wohntrakt ließ, obwohl doch Gefahr im Verzug war, weil ein Hund dort nichts zu suchen war. Außerdem war er überheblich genug, zu glauben, mit dem "Gesindel" selbst fertig zu werden.
Roth, Josef - Radetzkymarsch (Rezension)
Der Autor
Moses Joseph Roth wurde am 2. September 1894 als Sohn des Holz- und Getreidehändlers Nachum Roth in Brody bei Lemberg (Lwiw) geboren. Die galizische Stadt gehörte damals zur Habsburger Doppelmonarchie.
Nach dem Abitur in Brody immatrikulierte Joseph Roth sich 1913 für ein Germanistikstudium an der Universität Lemberg und wechselte im Jahr darauf zur Universität Wien über.
Im August 1916 kam er zum Militär, wurde aber 1917 zum Pressedienst versetzt. Sein wegen des Krieges abgebrochenes Germanistikstudium nahm Joseph Roth auch nach dem Ersten Weltkrieg nicht wieder auf. Stattdessen wurde er Journalist, zunächst bei der Wiener Zeitung "Der Neue Tag" und 1920 für verschiedene Zeitungen in Berlin. Am 5. März 1922 vermählte Joseph Roth sich mit der Wienerin Friederike Reichler. Mit ihr kehrte er 1923 in die österreichische Hauptstadt zurück und schrieb auch dort für mehrere Zeitungen. Als Feuilletonkorrespondent der "Frankfurter Zeitung" ging er 1925 nach Paris. Weil er diese begehrte Aufgabe 1926 an Friedrich Sieburg abtreten musste, entschädigte ihn die Zeitung mit einer Reportage-Reise durch die Sowjetunion.
Friederike erkrankte 1928 an Schizophrenie und musste in eine Nervenheilanstalt eingewiesen werden.
Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers im Januar 1933 emigrierte Joseph Roth mit seiner damaligen Lebensgefährtin Andrea Manga Bell nach Paris, wo er für Exilzeitungen schrieb.
Roth war nicht nur einer der bekanntesten Journalisten der Zwanzigerjahre, sondern er ging darüber hinaus als Chronist des Zerfalls der k. u. k. Monarchie in die Literaturgeschichte ein.
Er erlag am27. Mai 1939 in Paris einer Lungenentzündung undwurde er auf dem Cimetière Thiais beigesetzt.
Das Buch (Klappentext und Inhaltsangabe)
Am 24. Juni 1859 kämpfen die Österreicher bei Solferino südlich des Gardasees gegen Piemontesen und Franzosen. In einer Kampfpause hebt der achtundzwanzigjährige Kaiser Franz Joseph I. einen Feldstecher, um sich umzusehen.
Ein junger Infanterieleutnant reißt den Kaiser zu Boden, und wird im nächsten Augenblick von der dem Kaiser zugedachten Kugel in die linke Schulter getroffen. Dafür, dass der aus dem Dorf Sipolje stammende slowenische Offizier ihm das Leben gerettet hat, befördert Kaiser Franz Joseph ihn zum Hauptmann, verleiht ihm den Maria-Theresia-Orden und erhebt ihn in den Adelsstand: Joseph Trotta von Sipolje darf dieser sich jetzt nennen. Joseph Trotta von Sipolje heiratet die nicht mehr ganz junge, begüterte Nichte eines Obersten und zeugt mit ihr einen Sohn, der auf den Namen Franz getauft wird.
Im Lesebuch seines inzwischen fünf Jahre alten Sohnes entdeckt Trotta ein Stück mit dem Titel "Kaiser Franz Joseph I. in der Schlacht bei Solferino". Neugierig liest er es – und beschwert sich wütend beim Kultus- und Unterrichtsministerium in Wien, denn das historische Ereignis ist völlig falsch dargestellt. Obwohl Trotta nicht bei der Kavallerie, sondern bei der Infanterie war, heißt es da, er sei dem im Eifer des Gefechts zu weit vorgedrungenen Kaiser auf seinem Fuchs zu Hilfe geeilt und habe mit ihm zusammen heldenhaft die feindlichen Reiter zurückgeschlagen. Als die Beamten sich auf den Hinweis beschränken, dass man die Lesebuch-Texte kindgerecht aufbereiten müsse, ersucht Trotta auf dem Dienstweg um eine Audienz bei Kaiser Franz Joseph I. Der rät ihm, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Trotta reicht jedoch seinen Abschied bei der Armee ein. Durch die Gunst des Kaisers wird er als Major entlassen, in den Freiherrnstand erhoben und erhält für seinen Sohn ein Stipendium. Joseph Trotta Freiherr von Sipolje zieht sich auf das kleine Gut seines Schwiegervaters in Böhmen zurück.
Baron Franz von Trotta studiert Jura, wird Bezirkskommissär in Schlesien und bringt es in der Stadt W. in Mähren zum Bezirkshauptmann. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Vater bereits gestorben. Den Diener Jacques und die Hausdame Fräulein Hirschwitz hat der Bezirkshauptmann übernommen. Baron Franz von Trotta und Sipolje fühlt sich durch und durch als pflichtbewusster Beamter des Kaisers und benimmt sich entsprechend diszipliniert.
Carl Joseph, der Sohn des Bezirkshauptmanns, der seinen Großvater nur von dem an einer Wand hängenden Porträt her kennt, wird eines Tages von "Kathi"Luise Slama, der Ehefrau des Wachtmeisters Slama, verführt. Fast jeden Nachmittag schleicht der Jugendliche sich von da an zu seiner Geliebten.
Als Katharina Slama stirbt, gehört es sich, dass auch der Sohn des Bezirkshauptmanns dem Witwer einen Kondolenzbesuch abstattet. Beide Männer versuchen ihre Verlegenheit zu überspielen.
Das Leben der Offiziere spielt sich zwischen dem Exerzierplatz und dem Kasino ab. Zwischendurch besuchen sie das Bordell der Resi Horwath, die den Radetzkymarsch auf dem Klavier klimpern lässt, sobald die Herren auftauchen. Carl Joseph befreundet sich mit dem Regimentsarzt Max Demant.
Eines Abends, als Trotta zu einem Rendezvous geht, begegnet er vor dem Theater Eva Demant. Da sie allein ist, hält er es für seine Kavalierspflicht, sie nach Hause zu begleiten. Sie kommen am Kasino vorbei und werden dort von Offizieren gesehen. Daraufhin ärgert Rittmeister Graf Tattenbach den Regimentsarzt mit anzüglichen Bemerkungen. Die Ehre verlangt es schließlich, dass sie sich duellieren. Bei dem Duell im Morgengrauen – einem gleichzeitigen Schusswechsel aus zehn Schritt Entfernung – werden beide Kontrahenten tödlich getroffen. Demant hinterlässt Trotta seinen Säbel und seine Taschenuhr. Obwohl zwischen Trotta und der Frau seines Freundes nichts vorfiel, macht der Leutnant sich Vorwürfe, weil er so unvorsichtig war, mit ihr am Kasino vorbeizugehen. Er lässt sich zu einem zwei Meilen von der russischen Grenze entfernten Jägerbataillon versetzen.
Einige Zeit später stirbt Jacques, der inzwischen zweiundachtzig Jahre alte Diener des Bezirkshauptmanns und Baron von Trotta sucht nach Ersatz, aber damit tut er sich schwer.
Leutnant Trotta bürgt für Darlehen, die Hauptmann Wagner immer wieder bei einem Mann namens Kapturak aufnimmt, und zwar in der Hoffnung, das beim Spiel verlorene Geld durch neue Einsätze zurückgewinnen zu können.
Um Trotta wenigstens vorübergehend von Wagner wegzukriegen, ersucht ihn Graf Chojnicki, seine Freundin "Wally" von Taußig, die Witwe eines verstorbenen Rittmeisters und Ehefrau eines geistesgestörten Fabrikanten, nach Wien zu begleiten. Während der Bahnfahrt verführt die Zweiundvierzigjährige den jungen Leutnant und wird seine Geliebte.
Nach seiner Rückkehr schlägt Leutnant Trotta mit seinem Zug zögerlich eine Demonstration streikender Arbeiter nieder. Tote und Verletzte bleiben auf der Straße liegen. Trotta selbst wird mit einem Schädelbruch und einer Fraktur des linken Schlüsselbeins ins Spital gebracht, wo er auch noch an einer Gehirnhautentzündung erkrankt.
Wegen geplatzter Wechsel von spielsüchtigen Kameraden, aber auch eigenen Ausgaben, schuldet Trotta dem Geldverleiher Kapturak schließlich 7250 Kronen. Als dieser auf einer zumindest teilweisen Rückzahlung besteht, gerät der Leutnant in Wut und zieht seinen Säbel. Nach diesem Vorfall muss Trotta mit einer unehrenhaften Entlassung rechnen. Verzweifelt wendet er sich an seinen Vater.Die Schulden des Leutnants werden beglichen, und Kapturak muss die Garnisonsstadt verlassen. Nach diesem unverdient glücklichen Abschluss der Affäre teilt Carl Joseph von Trotta seinem Vater mit, er wolle seinen Dienst bei der Armee quittieren.
Trotta erhält seinen Abschied und zieht in ein Häuschen des Grafen Chojnicki, das er sich mit dem Unterförster Jan Stepaniuk teilen muss. Als Gegenleistung kümmert er sich um die Abrechnungen des Grafen für die Lohnarbeiter und den Bedarf der Gäste.
Als der Krieg beginnt, zieht Trotta seine Uniform wieder an und meldet sich bei seinem Jägerbataillon zurück, das noch in derselben Nacht abmarschiert. Ohne dass es zu einer Schlacht gekommen wäre, wird nach drei Tagen der Rückzug befohlen. Die Soldaten sind erschöpft und halb verdurstet, als sie endlich einen Brunnen entdecken. Die ersten laufen hin – und werden von feindlichen Reitern erschossen. Leutnant Trotta befiehlt seinem Zug, anzuhalten, lässt sich zwei Eimer aus wasserdichtem Leinen geben und geht persönlich zum Brunnen, um für seine Männer Wasser zu schöpfen. Die gegnerischen Kugeln ignoriert er. Auf dem Rückweg wirft ein Kopfschuss ihn zu Boden. Die Eimer laufen aus. Der Bezirkshauptmann kann es nicht fassen, dass sein Sohn mit Wassereimern in den Händen gefallen ist.
Kaiser Franz Joseph I. stirbt am 21. November 1916. An dem Tag, an dem er in der Kapuzinergruft bestattet wird, stirbt auch Baron Franz von Trotta.
Meine Meinung
Joseph Roth zeigt in diesem Buch, warum er für mich zu den Klassikern, gehört.
Dem Autor gelingt eine sehr anschauliche Darstellung der großen Umwälzungen, die die österreichisch-ungarische Monarchie und ganz Europa um die Jahrhundertwende zwischen 19. und 20. Jahrhundert zu erschüttern begannen und die schließlich im 1. Weltkrieg mündeten. Roth versteht es dabei ausgezeichnet, die Reaktionen der Personen auf den drohenden Untergang der traditionellen Weltordnung einzufangen. Das Spektrum reicht von sturem Festhalten am Althergebrachten bis zu schierer Verzweiflung und vor allem Orientierungslosigkeit.
Durch den besonderen Stil des Autors entsteht eine dichte Atmosphäre, die den Leser vor allem in der zweiten Hälfte des Romans kaum loslässt und die bedrückende Stimmung ist beinahe fühlbar.
das Werk auch historisch interessant. Die Lektüre liefert einen lebendigen und authentischen Einblick in die Endzeit der alten Habsburgermonarchie. Authentisch vor allem deshalb, weil sich Roth ähnlich schwer mit dem Untergang seines Vaterlandes tat, wie viele seiner Zeitgenossen. Insbesondere der Tod des alten Kaisers Franz Joseph scheint einen starken Eindruck auf den Autor gemacht zu haben.
Als Fortsetzung empfiehlt sich "Die Kapuzinergruft".
Moses Joseph Roth wurde am 2. September 1894 als Sohn des Holz- und Getreidehändlers Nachum Roth in Brody bei Lemberg (Lwiw) geboren. Die galizische Stadt gehörte damals zur Habsburger Doppelmonarchie.
Nach dem Abitur in Brody immatrikulierte Joseph Roth sich 1913 für ein Germanistikstudium an der Universität Lemberg und wechselte im Jahr darauf zur Universität Wien über.
Im August 1916 kam er zum Militär, wurde aber 1917 zum Pressedienst versetzt. Sein wegen des Krieges abgebrochenes Germanistikstudium nahm Joseph Roth auch nach dem Ersten Weltkrieg nicht wieder auf. Stattdessen wurde er Journalist, zunächst bei der Wiener Zeitung "Der Neue Tag" und 1920 für verschiedene Zeitungen in Berlin. Am 5. März 1922 vermählte Joseph Roth sich mit der Wienerin Friederike Reichler. Mit ihr kehrte er 1923 in die österreichische Hauptstadt zurück und schrieb auch dort für mehrere Zeitungen. Als Feuilletonkorrespondent der "Frankfurter Zeitung" ging er 1925 nach Paris. Weil er diese begehrte Aufgabe 1926 an Friedrich Sieburg abtreten musste, entschädigte ihn die Zeitung mit einer Reportage-Reise durch die Sowjetunion.
Friederike erkrankte 1928 an Schizophrenie und musste in eine Nervenheilanstalt eingewiesen werden.
Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers im Januar 1933 emigrierte Joseph Roth mit seiner damaligen Lebensgefährtin Andrea Manga Bell nach Paris, wo er für Exilzeitungen schrieb.
Roth war nicht nur einer der bekanntesten Journalisten der Zwanzigerjahre, sondern er ging darüber hinaus als Chronist des Zerfalls der k. u. k. Monarchie in die Literaturgeschichte ein.
Er erlag am27. Mai 1939 in Paris einer Lungenentzündung undwurde er auf dem Cimetière Thiais beigesetzt.
Das Buch (Klappentext und Inhaltsangabe)
Am 24. Juni 1859 kämpfen die Österreicher bei Solferino südlich des Gardasees gegen Piemontesen und Franzosen. In einer Kampfpause hebt der achtundzwanzigjährige Kaiser Franz Joseph I. einen Feldstecher, um sich umzusehen.
Ein junger Infanterieleutnant reißt den Kaiser zu Boden, und wird im nächsten Augenblick von der dem Kaiser zugedachten Kugel in die linke Schulter getroffen. Dafür, dass der aus dem Dorf Sipolje stammende slowenische Offizier ihm das Leben gerettet hat, befördert Kaiser Franz Joseph ihn zum Hauptmann, verleiht ihm den Maria-Theresia-Orden und erhebt ihn in den Adelsstand: Joseph Trotta von Sipolje darf dieser sich jetzt nennen. Joseph Trotta von Sipolje heiratet die nicht mehr ganz junge, begüterte Nichte eines Obersten und zeugt mit ihr einen Sohn, der auf den Namen Franz getauft wird.
Im Lesebuch seines inzwischen fünf Jahre alten Sohnes entdeckt Trotta ein Stück mit dem Titel "Kaiser Franz Joseph I. in der Schlacht bei Solferino". Neugierig liest er es – und beschwert sich wütend beim Kultus- und Unterrichtsministerium in Wien, denn das historische Ereignis ist völlig falsch dargestellt. Obwohl Trotta nicht bei der Kavallerie, sondern bei der Infanterie war, heißt es da, er sei dem im Eifer des Gefechts zu weit vorgedrungenen Kaiser auf seinem Fuchs zu Hilfe geeilt und habe mit ihm zusammen heldenhaft die feindlichen Reiter zurückgeschlagen. Als die Beamten sich auf den Hinweis beschränken, dass man die Lesebuch-Texte kindgerecht aufbereiten müsse, ersucht Trotta auf dem Dienstweg um eine Audienz bei Kaiser Franz Joseph I. Der rät ihm, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen. Trotta reicht jedoch seinen Abschied bei der Armee ein. Durch die Gunst des Kaisers wird er als Major entlassen, in den Freiherrnstand erhoben und erhält für seinen Sohn ein Stipendium. Joseph Trotta Freiherr von Sipolje zieht sich auf das kleine Gut seines Schwiegervaters in Böhmen zurück.
Baron Franz von Trotta studiert Jura, wird Bezirkskommissär in Schlesien und bringt es in der Stadt W. in Mähren zum Bezirkshauptmann. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Vater bereits gestorben. Den Diener Jacques und die Hausdame Fräulein Hirschwitz hat der Bezirkshauptmann übernommen. Baron Franz von Trotta und Sipolje fühlt sich durch und durch als pflichtbewusster Beamter des Kaisers und benimmt sich entsprechend diszipliniert.
Carl Joseph, der Sohn des Bezirkshauptmanns, der seinen Großvater nur von dem an einer Wand hängenden Porträt her kennt, wird eines Tages von "Kathi"Luise Slama, der Ehefrau des Wachtmeisters Slama, verführt. Fast jeden Nachmittag schleicht der Jugendliche sich von da an zu seiner Geliebten.
Als Katharina Slama stirbt, gehört es sich, dass auch der Sohn des Bezirkshauptmanns dem Witwer einen Kondolenzbesuch abstattet. Beide Männer versuchen ihre Verlegenheit zu überspielen.
Das Leben der Offiziere spielt sich zwischen dem Exerzierplatz und dem Kasino ab. Zwischendurch besuchen sie das Bordell der Resi Horwath, die den Radetzkymarsch auf dem Klavier klimpern lässt, sobald die Herren auftauchen. Carl Joseph befreundet sich mit dem Regimentsarzt Max Demant.
Eines Abends, als Trotta zu einem Rendezvous geht, begegnet er vor dem Theater Eva Demant. Da sie allein ist, hält er es für seine Kavalierspflicht, sie nach Hause zu begleiten. Sie kommen am Kasino vorbei und werden dort von Offizieren gesehen. Daraufhin ärgert Rittmeister Graf Tattenbach den Regimentsarzt mit anzüglichen Bemerkungen. Die Ehre verlangt es schließlich, dass sie sich duellieren. Bei dem Duell im Morgengrauen – einem gleichzeitigen Schusswechsel aus zehn Schritt Entfernung – werden beide Kontrahenten tödlich getroffen. Demant hinterlässt Trotta seinen Säbel und seine Taschenuhr. Obwohl zwischen Trotta und der Frau seines Freundes nichts vorfiel, macht der Leutnant sich Vorwürfe, weil er so unvorsichtig war, mit ihr am Kasino vorbeizugehen. Er lässt sich zu einem zwei Meilen von der russischen Grenze entfernten Jägerbataillon versetzen.
Einige Zeit später stirbt Jacques, der inzwischen zweiundachtzig Jahre alte Diener des Bezirkshauptmanns und Baron von Trotta sucht nach Ersatz, aber damit tut er sich schwer.
Leutnant Trotta bürgt für Darlehen, die Hauptmann Wagner immer wieder bei einem Mann namens Kapturak aufnimmt, und zwar in der Hoffnung, das beim Spiel verlorene Geld durch neue Einsätze zurückgewinnen zu können.
Um Trotta wenigstens vorübergehend von Wagner wegzukriegen, ersucht ihn Graf Chojnicki, seine Freundin "Wally" von Taußig, die Witwe eines verstorbenen Rittmeisters und Ehefrau eines geistesgestörten Fabrikanten, nach Wien zu begleiten. Während der Bahnfahrt verführt die Zweiundvierzigjährige den jungen Leutnant und wird seine Geliebte.
Nach seiner Rückkehr schlägt Leutnant Trotta mit seinem Zug zögerlich eine Demonstration streikender Arbeiter nieder. Tote und Verletzte bleiben auf der Straße liegen. Trotta selbst wird mit einem Schädelbruch und einer Fraktur des linken Schlüsselbeins ins Spital gebracht, wo er auch noch an einer Gehirnhautentzündung erkrankt.
Wegen geplatzter Wechsel von spielsüchtigen Kameraden, aber auch eigenen Ausgaben, schuldet Trotta dem Geldverleiher Kapturak schließlich 7250 Kronen. Als dieser auf einer zumindest teilweisen Rückzahlung besteht, gerät der Leutnant in Wut und zieht seinen Säbel. Nach diesem Vorfall muss Trotta mit einer unehrenhaften Entlassung rechnen. Verzweifelt wendet er sich an seinen Vater.Die Schulden des Leutnants werden beglichen, und Kapturak muss die Garnisonsstadt verlassen. Nach diesem unverdient glücklichen Abschluss der Affäre teilt Carl Joseph von Trotta seinem Vater mit, er wolle seinen Dienst bei der Armee quittieren.
Trotta erhält seinen Abschied und zieht in ein Häuschen des Grafen Chojnicki, das er sich mit dem Unterförster Jan Stepaniuk teilen muss. Als Gegenleistung kümmert er sich um die Abrechnungen des Grafen für die Lohnarbeiter und den Bedarf der Gäste.
Als der Krieg beginnt, zieht Trotta seine Uniform wieder an und meldet sich bei seinem Jägerbataillon zurück, das noch in derselben Nacht abmarschiert. Ohne dass es zu einer Schlacht gekommen wäre, wird nach drei Tagen der Rückzug befohlen. Die Soldaten sind erschöpft und halb verdurstet, als sie endlich einen Brunnen entdecken. Die ersten laufen hin – und werden von feindlichen Reitern erschossen. Leutnant Trotta befiehlt seinem Zug, anzuhalten, lässt sich zwei Eimer aus wasserdichtem Leinen geben und geht persönlich zum Brunnen, um für seine Männer Wasser zu schöpfen. Die gegnerischen Kugeln ignoriert er. Auf dem Rückweg wirft ein Kopfschuss ihn zu Boden. Die Eimer laufen aus. Der Bezirkshauptmann kann es nicht fassen, dass sein Sohn mit Wassereimern in den Händen gefallen ist.
Kaiser Franz Joseph I. stirbt am 21. November 1916. An dem Tag, an dem er in der Kapuzinergruft bestattet wird, stirbt auch Baron Franz von Trotta.
Meine Meinung
Joseph Roth zeigt in diesem Buch, warum er für mich zu den Klassikern, gehört.
Dem Autor gelingt eine sehr anschauliche Darstellung der großen Umwälzungen, die die österreichisch-ungarische Monarchie und ganz Europa um die Jahrhundertwende zwischen 19. und 20. Jahrhundert zu erschüttern begannen und die schließlich im 1. Weltkrieg mündeten. Roth versteht es dabei ausgezeichnet, die Reaktionen der Personen auf den drohenden Untergang der traditionellen Weltordnung einzufangen. Das Spektrum reicht von sturem Festhalten am Althergebrachten bis zu schierer Verzweiflung und vor allem Orientierungslosigkeit.
Durch den besonderen Stil des Autors entsteht eine dichte Atmosphäre, die den Leser vor allem in der zweiten Hälfte des Romans kaum loslässt und die bedrückende Stimmung ist beinahe fühlbar.
das Werk auch historisch interessant. Die Lektüre liefert einen lebendigen und authentischen Einblick in die Endzeit der alten Habsburgermonarchie. Authentisch vor allem deshalb, weil sich Roth ähnlich schwer mit dem Untergang seines Vaterlandes tat, wie viele seiner Zeitgenossen. Insbesondere der Tod des alten Kaisers Franz Joseph scheint einen starken Eindruck auf den Autor gemacht zu haben.
Als Fortsetzung empfiehlt sich "Die Kapuzinergruft".
Dienstag, 7. April 2015
Storm, Theodor - Der Schimmelreiter (Rezension)
Der Autor
Storm wurde am 14.9.1817 in Husum geboren.
Er stammte aus einer alten holsteinischen Patrizierfamilie, der Vater war Advokat. Er besuchte die Gelehrtenschule in Husum, dann ein Gymnasium in Lübeck. Anschließend studierte er von 1837-1842 Jura in Kiel und Berlin und wurde 1843 Rechtsanwalt in Husum. Storm mußte während der dänischen Besetzung die Heimat verlassen und kehrte nach Aufenthalten in Potsdam (1852) und Heiligenstadt (1856) erst 1864 nach Holstein zurück. Storm wurde 1867 Amtsrichter und 1879 Amtsgerichtsrat.
Storm starb am 04.07.1888 in Hademarschen/Holstein.
Das Buch
In der Novelle Der Schimmelreiter geht es um die Lebensgeschichte von Hauke Haien, die der Schulmeister eines Dorfes einem Reiter in einer Kneipe erzählt. Die Deiche in Nordfriesland, wo die Geschichte spielt, spielen in Haukes Leben eine bedeutende Rolle. Am Ende stirbt Hauke mitsamt seiner Frau und seinem Kind einen tragischen Tod.
Hauke Haien, der Sohn eines Landvermessers und Kleinbauern, setzt sich, anstatt sich mit Gleichaltrigen zu treffen, viel lieber mit der Arbeit seines Vaters auseinander. Er schaut dem Vater zu und hilft ihm beim Ausmessen und Berechnen von Landstücken. Er lernt Niederländisch, um eine niederländische Ausgabe von Euklids Werken lesen zu können, die der Vater besitzt. Fasziniert scheint er von der See und von den Deichen zu sein. Oft sitzt er bis in die tiefe Nacht am Deich und beobachtet, wie die Wellen an den Damm schlagen. Er überlegt, wie man den Schutz vor Sturmfluten verbessern könnte, indem man die Deiche zur See hin flacher anlegt.
Als der örtliche Deichgraf Tede Volkerts einen seiner Knechte entlässt, bewirbt sich Hauke um die Stelle und wird angenommen. Doch auch hier hilft er dem Deichgrafen mehr beim Rechnen und Planen als in den Ställen, was dem Deichgrafen zwar gut gefällt, ihn aber bei Ole Peters, dem Großknecht, unbeliebt macht. Da Hauke auch das Interesse von Elke, der Tochter des Deichgrafen, wecken kann, verschärft sich der Konflikt zwischen Hauke Haien und Ole Peters weiter.
Auf dem nordfriesischen Winterfest gewinnt Hauke das Boßeln und erfährt so erste gesellschaftliche Anerkennung. Danach beschließt er, Elke einen Ring anfertigen zu lassen und ihr auf einer Hochzeit von Verwandten einen Heiratsantrag zu machen. Doch Elke lehnt vorerst ab, da sie noch warten will, bis der Vater sein Amt aufgibt. Der Plan ist, dass Hauke, der das Amt inzwischen inoffiziell führt, durch die zur rechten Zeit angekündigte Hochzeit sich hiernach als Nachfolger bewerben soll.
Binnen kurzer Zeit versterben Haukes und Elkes Väter. Hauke erbt Haus und Land seines Vaters. Als es darum geht, die Stelle des Deichgrafen neu zu vergeben, keimt der Konflikt zwischen Hauke und Ole erneut auf. Traditionell kann nur Deichgraf werden, wer ausreichend Land sein eigen nennen kann. Dies träfe auf Knecht Hauke nicht zu, weshalb einer der älteren Deichbevollmächtigten befördert werden sollte. Gegenüber dem Oberdeichgrafen, der die Stelle des örtlichen Deichgrafen zu vergeben hat, ergreift Elke allerdings das Wort und erklärt, sie sei bereits mit Hauke verlobt und durch eine Hochzeit werde Hauke das Land ihres Vaters bekommen und damit genügend Grundbesitz aufweisen. So wird Hauke Deichgraf.
Unheimlich erscheint den Dorfbewohnern ihr Deichgraf durch sein Pferd: Einen edel aussehenden Schimmel, den er, krank und verkommen, einem zwielichtigen Durchreisenden abgekauft und aufgepäppelt hat. Der Schimmel soll, darin bestätigen sich die Einwohner gegenseitig, das wiederbelebte Pferdeskelett von der verlassenen Hallig Jeverssand sein, das mit dem Kauf des Schimmels verschwunden war. Oft wird das Tier mit dem Teufel in Verbindung gebracht und sogar selbst als dieser bezeichnet.
Hauke setzt nun die neue Deichform, die er als Kind bereits geplant hat, in die Tat um. Manche Leute sind dagegen. Doch Hauke setzt sich mit Zustimmung des Oberdeichgrafen durch. Vor einem Teil des alten Deiches lässt er einen neuen bauen, ein neuer Koog entsteht und somit mehr Ackerfläche für die Bauern. Als die Arbeiter einen Hund eingraben wollen, da es alter Brauch ist, etwas „Lebiges“ in den Deich einzubauen, rettet er diesen, und so sehen viele einen Fluch auf diesem Deich lasten. Ebenfalls auf Missmut stößt die Tatsache, dass Hauke Haien, teils durch Planung, teils durch Zufall, bereits große Landstücke in dem neuen Koog besitzt und daher selbst stark vom Deichbau profitiert.
Tagein, tagaus beobachtet er seinen Deich, indem er ihn mit seinem Schimmel abreitet. Der neue Deich hält den Stürmen stand, doch der alte Deich, der rechts und links des neuen Kooges weiterhin verläuft und dort die vorderste Front zur See darstellt, scheint marode und von Mäusen durchgraben. Angesichts der Beschwichtigung durch Ole Peters und der bereits maulenden Arbeiter führt Hauke an dem Deich keine umfassenden Baumaßnahmen durch, sondern beschränkt sich mit großen Gewissensbissen lediglich auf Flickwerk. Als Jahre später eine Jahrhundertsturmflut hereinbricht und der alte Deich zu brechen droht, will man auf Anordnung des Gevollmächtigten, Ole Peters, den von Hauke konstruierten neuen Deich durchstoßen, da dieser sich damit erhofft, dass sich die Kraft des Wassers in den neuen, noch unbewohnten Koog ergießen und damit der alte Deich gerettet werde. Hauke stellt die Arbeiter kurz vor dem Durchstich zur Rede und verhindert die Vollendung dieser Arbeit, kurz darauf bricht der alte Deich endgültig. Als in jener Nacht auch Elke mitsamt ihrer gemeinsamen Tochter Wienke, die geistig behindert ist, aus Angst um Hauke in Richtung Deich hinausfährt, muss dieser mit ansehen, wie die durch den Deichbruch in den alten Koog schießenden Wassermassen Frau und Kind unter sich begraben. In seiner Verzweiflung stürzt er sich ebenso mitsamt seinem Pferd in die tosenden Wasser, die das Land überfluten, und ruft dabei:
„Herr, Gott, nimm mich, verschon' die anderen!“
Damit endet die Erzählung des Schulmeisters. Er weist darauf hin, dass andere die Geschichte anders erzählen würden. So seien seinerzeit alle Einwohner des Dorfes überzeugt gewesen, dass das Pferdeskelett nach Haukes und seines Pferdes Tod wieder auf der Hallig gelegen habe. Außerdem erwähnt er, dass der neue, von Hauke Haien erschaffene Deich noch immer den Fluten standhalte, obgleich sich die erzählte Geschichte bereits vor fast hundert Jahren zugetragen haben soll.
Eine kleine zusätzliche Ergänzung:
Möglicher Ursprung der Sage an der Weichsel
Gespenstische Geschichten aus Schleswig-Holstein faszinierten Storm schon seit seiner Jugend. Er ließ sich davon zu eigenen Geschichten inspirieren und plante, diese eines Tages in einer Sammlung mit dem Titel Neues Gespensterbuch zu veröffentlichen. Während Storms Lebenszeit ist es zu dieser Veröffentlichung nicht gekommen; die Sammlung wurde erst 1991 das erste Mal publiziert. Der Schimmelreiter ist in dieser Sammlung allerdings nicht enthalten. In einem Brief an einen Freund schreibt Storm, dass diese Sage zwar aufgrund ihres Charakters zu anderen Geschichten durchaus passe, doch sie würde leider „nicht unserem Vaterland gehören“.
Storm schreibt in der Einleitung seiner Novelle:
„Was ich zu berichten beabsichtige, ist mir vor reichlich einem halben Jahrhundert im Hause meiner Urgroßmutter, der alten Frau Senator Feddersen, kundgeworden, während ich, an ihrem Lehnstuhl sitzend, mich mit dem Lesen eines in blaue Pappe eingebundenen Zeitschriftenheftes beschäftigte; ich vermag mich nicht mehr zu entsinnen, ob von den Leipziger oder von Pappes Hamburger Lesefrüchten.“
Tatsächlich erschien 1838 im Hamburger Pappe-Verlag eine Ausgabe, in der ein Nachdruck des Danziger Dampfboots vom 14. April 1838 enthalten war. Dieser Nachdruck enthielt auch die Geschichte Der gespenstige Reiter. Ein Reiseabenteuer. Der Handlungsort dieser Geschichte, die auffällige Parallelen aufweist, liegt jedoch nicht an der Nordsee, sondern an der Weichsel. Dies würde erklären, warum Storm seine Novelle Der Schimmelreiter nicht in seiner Sammlung Neue Gespenstergeschichten aufnehmen wollte. Die oft der Novelle zugeschriebene Legende, dass der Schimmelreiter immer dann, wenn am Deich Gefahr drohe, auf einem Schimmel zu sehen sei, findet sich nicht bei Storm, sondern nur in der Geschichte von 1838.
Meine Meinung
Diese Novelle gehört seit meine Jugendtagen zu meinen absoluten Lieblingserzählungen und zählt für mich definitv zu den Meisterwerken des deutschsprachigen Realismus.
Und da ich sagenhafte Gestalten sehr gerne mag, hat mich die Figur geheimnisumwobenen Schimmelreiters sofort in ihren Bann gezogen: Kopfkino pur! Die Novelle hat etwas Düsteres und etwas Mystisches an sich: auf Grund dieser vielen Erwähnungen der nächtlichen, stürmischen und gefährlichen Ausritte zu Pferde entlang des Deichs.
Beeindruckend auch, wie Storm in einer klaren Sprache das Leben an der Nordsee schildert, den Eigenheiten des Meeres und ihrer Anwohner - nichts ist überflüssig.
Immer noch aktuell, und wird es auch immer sein: die Macht der Gehässigkeit, des Neides und der Schadenfreude.
Storm wurde am 14.9.1817 in Husum geboren.
Er stammte aus einer alten holsteinischen Patrizierfamilie, der Vater war Advokat. Er besuchte die Gelehrtenschule in Husum, dann ein Gymnasium in Lübeck. Anschließend studierte er von 1837-1842 Jura in Kiel und Berlin und wurde 1843 Rechtsanwalt in Husum. Storm mußte während der dänischen Besetzung die Heimat verlassen und kehrte nach Aufenthalten in Potsdam (1852) und Heiligenstadt (1856) erst 1864 nach Holstein zurück. Storm wurde 1867 Amtsrichter und 1879 Amtsgerichtsrat.
Storm starb am 04.07.1888 in Hademarschen/Holstein.
Das Buch
In der Novelle Der Schimmelreiter geht es um die Lebensgeschichte von Hauke Haien, die der Schulmeister eines Dorfes einem Reiter in einer Kneipe erzählt. Die Deiche in Nordfriesland, wo die Geschichte spielt, spielen in Haukes Leben eine bedeutende Rolle. Am Ende stirbt Hauke mitsamt seiner Frau und seinem Kind einen tragischen Tod.
Hauke Haien, der Sohn eines Landvermessers und Kleinbauern, setzt sich, anstatt sich mit Gleichaltrigen zu treffen, viel lieber mit der Arbeit seines Vaters auseinander. Er schaut dem Vater zu und hilft ihm beim Ausmessen und Berechnen von Landstücken. Er lernt Niederländisch, um eine niederländische Ausgabe von Euklids Werken lesen zu können, die der Vater besitzt. Fasziniert scheint er von der See und von den Deichen zu sein. Oft sitzt er bis in die tiefe Nacht am Deich und beobachtet, wie die Wellen an den Damm schlagen. Er überlegt, wie man den Schutz vor Sturmfluten verbessern könnte, indem man die Deiche zur See hin flacher anlegt.
Als der örtliche Deichgraf Tede Volkerts einen seiner Knechte entlässt, bewirbt sich Hauke um die Stelle und wird angenommen. Doch auch hier hilft er dem Deichgrafen mehr beim Rechnen und Planen als in den Ställen, was dem Deichgrafen zwar gut gefällt, ihn aber bei Ole Peters, dem Großknecht, unbeliebt macht. Da Hauke auch das Interesse von Elke, der Tochter des Deichgrafen, wecken kann, verschärft sich der Konflikt zwischen Hauke Haien und Ole Peters weiter.
Auf dem nordfriesischen Winterfest gewinnt Hauke das Boßeln und erfährt so erste gesellschaftliche Anerkennung. Danach beschließt er, Elke einen Ring anfertigen zu lassen und ihr auf einer Hochzeit von Verwandten einen Heiratsantrag zu machen. Doch Elke lehnt vorerst ab, da sie noch warten will, bis der Vater sein Amt aufgibt. Der Plan ist, dass Hauke, der das Amt inzwischen inoffiziell führt, durch die zur rechten Zeit angekündigte Hochzeit sich hiernach als Nachfolger bewerben soll.
Binnen kurzer Zeit versterben Haukes und Elkes Väter. Hauke erbt Haus und Land seines Vaters. Als es darum geht, die Stelle des Deichgrafen neu zu vergeben, keimt der Konflikt zwischen Hauke und Ole erneut auf. Traditionell kann nur Deichgraf werden, wer ausreichend Land sein eigen nennen kann. Dies träfe auf Knecht Hauke nicht zu, weshalb einer der älteren Deichbevollmächtigten befördert werden sollte. Gegenüber dem Oberdeichgrafen, der die Stelle des örtlichen Deichgrafen zu vergeben hat, ergreift Elke allerdings das Wort und erklärt, sie sei bereits mit Hauke verlobt und durch eine Hochzeit werde Hauke das Land ihres Vaters bekommen und damit genügend Grundbesitz aufweisen. So wird Hauke Deichgraf.
Unheimlich erscheint den Dorfbewohnern ihr Deichgraf durch sein Pferd: Einen edel aussehenden Schimmel, den er, krank und verkommen, einem zwielichtigen Durchreisenden abgekauft und aufgepäppelt hat. Der Schimmel soll, darin bestätigen sich die Einwohner gegenseitig, das wiederbelebte Pferdeskelett von der verlassenen Hallig Jeverssand sein, das mit dem Kauf des Schimmels verschwunden war. Oft wird das Tier mit dem Teufel in Verbindung gebracht und sogar selbst als dieser bezeichnet.
Hauke setzt nun die neue Deichform, die er als Kind bereits geplant hat, in die Tat um. Manche Leute sind dagegen. Doch Hauke setzt sich mit Zustimmung des Oberdeichgrafen durch. Vor einem Teil des alten Deiches lässt er einen neuen bauen, ein neuer Koog entsteht und somit mehr Ackerfläche für die Bauern. Als die Arbeiter einen Hund eingraben wollen, da es alter Brauch ist, etwas „Lebiges“ in den Deich einzubauen, rettet er diesen, und so sehen viele einen Fluch auf diesem Deich lasten. Ebenfalls auf Missmut stößt die Tatsache, dass Hauke Haien, teils durch Planung, teils durch Zufall, bereits große Landstücke in dem neuen Koog besitzt und daher selbst stark vom Deichbau profitiert.
Tagein, tagaus beobachtet er seinen Deich, indem er ihn mit seinem Schimmel abreitet. Der neue Deich hält den Stürmen stand, doch der alte Deich, der rechts und links des neuen Kooges weiterhin verläuft und dort die vorderste Front zur See darstellt, scheint marode und von Mäusen durchgraben. Angesichts der Beschwichtigung durch Ole Peters und der bereits maulenden Arbeiter führt Hauke an dem Deich keine umfassenden Baumaßnahmen durch, sondern beschränkt sich mit großen Gewissensbissen lediglich auf Flickwerk. Als Jahre später eine Jahrhundertsturmflut hereinbricht und der alte Deich zu brechen droht, will man auf Anordnung des Gevollmächtigten, Ole Peters, den von Hauke konstruierten neuen Deich durchstoßen, da dieser sich damit erhofft, dass sich die Kraft des Wassers in den neuen, noch unbewohnten Koog ergießen und damit der alte Deich gerettet werde. Hauke stellt die Arbeiter kurz vor dem Durchstich zur Rede und verhindert die Vollendung dieser Arbeit, kurz darauf bricht der alte Deich endgültig. Als in jener Nacht auch Elke mitsamt ihrer gemeinsamen Tochter Wienke, die geistig behindert ist, aus Angst um Hauke in Richtung Deich hinausfährt, muss dieser mit ansehen, wie die durch den Deichbruch in den alten Koog schießenden Wassermassen Frau und Kind unter sich begraben. In seiner Verzweiflung stürzt er sich ebenso mitsamt seinem Pferd in die tosenden Wasser, die das Land überfluten, und ruft dabei:
„Herr, Gott, nimm mich, verschon' die anderen!“
Damit endet die Erzählung des Schulmeisters. Er weist darauf hin, dass andere die Geschichte anders erzählen würden. So seien seinerzeit alle Einwohner des Dorfes überzeugt gewesen, dass das Pferdeskelett nach Haukes und seines Pferdes Tod wieder auf der Hallig gelegen habe. Außerdem erwähnt er, dass der neue, von Hauke Haien erschaffene Deich noch immer den Fluten standhalte, obgleich sich die erzählte Geschichte bereits vor fast hundert Jahren zugetragen haben soll.
Eine kleine zusätzliche Ergänzung:
Möglicher Ursprung der Sage an der Weichsel
Gespenstische Geschichten aus Schleswig-Holstein faszinierten Storm schon seit seiner Jugend. Er ließ sich davon zu eigenen Geschichten inspirieren und plante, diese eines Tages in einer Sammlung mit dem Titel Neues Gespensterbuch zu veröffentlichen. Während Storms Lebenszeit ist es zu dieser Veröffentlichung nicht gekommen; die Sammlung wurde erst 1991 das erste Mal publiziert. Der Schimmelreiter ist in dieser Sammlung allerdings nicht enthalten. In einem Brief an einen Freund schreibt Storm, dass diese Sage zwar aufgrund ihres Charakters zu anderen Geschichten durchaus passe, doch sie würde leider „nicht unserem Vaterland gehören“.
Storm schreibt in der Einleitung seiner Novelle:
„Was ich zu berichten beabsichtige, ist mir vor reichlich einem halben Jahrhundert im Hause meiner Urgroßmutter, der alten Frau Senator Feddersen, kundgeworden, während ich, an ihrem Lehnstuhl sitzend, mich mit dem Lesen eines in blaue Pappe eingebundenen Zeitschriftenheftes beschäftigte; ich vermag mich nicht mehr zu entsinnen, ob von den Leipziger oder von Pappes Hamburger Lesefrüchten.“
Tatsächlich erschien 1838 im Hamburger Pappe-Verlag eine Ausgabe, in der ein Nachdruck des Danziger Dampfboots vom 14. April 1838 enthalten war. Dieser Nachdruck enthielt auch die Geschichte Der gespenstige Reiter. Ein Reiseabenteuer. Der Handlungsort dieser Geschichte, die auffällige Parallelen aufweist, liegt jedoch nicht an der Nordsee, sondern an der Weichsel. Dies würde erklären, warum Storm seine Novelle Der Schimmelreiter nicht in seiner Sammlung Neue Gespenstergeschichten aufnehmen wollte. Die oft der Novelle zugeschriebene Legende, dass der Schimmelreiter immer dann, wenn am Deich Gefahr drohe, auf einem Schimmel zu sehen sei, findet sich nicht bei Storm, sondern nur in der Geschichte von 1838.
Meine Meinung
Diese Novelle gehört seit meine Jugendtagen zu meinen absoluten Lieblingserzählungen und zählt für mich definitv zu den Meisterwerken des deutschsprachigen Realismus.
Und da ich sagenhafte Gestalten sehr gerne mag, hat mich die Figur geheimnisumwobenen Schimmelreiters sofort in ihren Bann gezogen: Kopfkino pur! Die Novelle hat etwas Düsteres und etwas Mystisches an sich: auf Grund dieser vielen Erwähnungen der nächtlichen, stürmischen und gefährlichen Ausritte zu Pferde entlang des Deichs.
Beeindruckend auch, wie Storm in einer klaren Sprache das Leben an der Nordsee schildert, den Eigenheiten des Meeres und ihrer Anwohner - nichts ist überflüssig.
Immer noch aktuell, und wird es auch immer sein: die Macht der Gehässigkeit, des Neides und der Schadenfreude.
Stevenson, Robert Louis - Der Leichenräuber (Rezension)
Der Autor
Robert Louis Balfour Stevenson (* 13. November 1850 in Edinburgh; + 3. Dezember 1894 in Vailima, nahe Apia, Samoa) war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Stevenson, der an Tuberkulose litt, wurde nur 44 Jahre alt; jedoch hinterließ er ein umfangreiches Werk von Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen sowie Lyrik und Essays.
Das Buch
Der versoffene Schotte Fettes, ein offenbar medizinisch gebildeter alter Mann, erzählt einem anonymen Zuhörer eine schaurige Geschichte aus seiner Jugend.
Fettes hatte in Edinburgh bei Mr. K. Medizin studiert und war für die Beschaffung anatomischen Materials zuständig gewesen. Er hatte die Lieferanten aus Mr. K.s Kasse zu bezahlen und musste schweigen. Manchmal hatte sich der Student Fettes über die merkwürdige Frische der Leichen gewundert. Als die Kerle ihm Jane Galbraith bringen, ein Mädchen, mit dem er gestern noch gescherzt hatte, erkennt Fettes sie schauderend.
Der Student untersucht die Tote und entdeckt Strangulierungszeichen. Wolfe Macfarlane, einer der jungen Assisten Dr. K.s, äußert Fettes gegenüber, die Leichen seien durch Mord beschafft – mit einer Ausnahme. Wenn die „Lieferung“ stockt, fahren Fettes und Macfarlane mit Spaten bewaffnet aufs Land und schänden Dorffriedhöfe.
Zeit vergeht. Manchmal trinkt Fettes mit seinem Spießgesellen. Bei der Gelegenheit beobachtet er, wie ein gewisser vor Gesundheit strotzender Mr. Gray den doch selbstsicheren Macfarlane am Gängelband führt. Am Tage darauf liefert Macfarlane die Leiche des armen Gray bei Fettes ab. Der Ordnung halber fordert der Mörder die übliche Summe Geldes. Fettes zahlt und verstrickt sich hoffnungslos in das schaurige Geschäft. Als Mr. K. wieder einmal den Mangel an Leichen beklagt, machen sich die jungen Doktoren Fettes und Macfarlane in ein kleines Dorf auf. Die Beiden reißen des Nachts die mit Sackleinwand umhüllten vermeintlichen Überreste einer kürzlich beerdigten Bauersfrau aus dem Grab und fahren – den Leichensack in ihrer Mitte – nach Edinburgh. Unterwegs fürchtet sich Fettes vor der unheimlichen Last und besteht auf dem Öffnen des Sackes. Darin steckt die zerstückelte Leiche des Mr. Gray.
Hinweis: Stevenson lehnte seine Geschichte vermutlich an den historischen Kriminalfall der Mörder William Burke und William Hare an, die den Antomen Robert Knox mit Leichen versorgten.
Leider war die Leichenräuberei ein illegagales Geschäft, da die Sektion von Leichen zu diesem Zeitpunkt noch gesetzlich verboten war.
Meine Meinung
Die Erzählung kann als Gleichnis über den Widerstreit von Gewissen und Skrupellosigkeit und vor allem über die Korrumpierung des Menschen gelesen werden.
Fettes wird als schwacher Charakter, als Sklave seiner Begierden geschildert, der nur auf Grund nüchterner Abwägung noch nicht straffällig geworden ist.
Ähnlich wie Dr. Jekyll zeigt Fettes tagsüber die Fassade des tadellosen Studenten, der sich Nachts als Ausgleich lärmenden Vergnügungen hingibt.
Die Zerissenheit des Ichs, das immer wieder in Gewissenkonflikte gerät, wird wird hier anhand einer Schauergeschichte, umrahmt mit düsteren Friedhofs- und Landschaftsszenen meisterlich erzählt.
Eine Geschichte, die ich unbedingt empfehlen möchte, vor allem den Lesern von Gothic Novels.
Das Buch, meistens in einem Sammelband von Stevensons Geschichten, ist im Internet erhältlich.
Robert Louis Balfour Stevenson (* 13. November 1850 in Edinburgh; + 3. Dezember 1894 in Vailima, nahe Apia, Samoa) war ein schottischer Schriftsteller des viktorianischen Zeitalters. Stevenson, der an Tuberkulose litt, wurde nur 44 Jahre alt; jedoch hinterließ er ein umfangreiches Werk von Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur und historischen Romanen sowie Lyrik und Essays.
Das Buch
Der versoffene Schotte Fettes, ein offenbar medizinisch gebildeter alter Mann, erzählt einem anonymen Zuhörer eine schaurige Geschichte aus seiner Jugend.
Fettes hatte in Edinburgh bei Mr. K. Medizin studiert und war für die Beschaffung anatomischen Materials zuständig gewesen. Er hatte die Lieferanten aus Mr. K.s Kasse zu bezahlen und musste schweigen. Manchmal hatte sich der Student Fettes über die merkwürdige Frische der Leichen gewundert. Als die Kerle ihm Jane Galbraith bringen, ein Mädchen, mit dem er gestern noch gescherzt hatte, erkennt Fettes sie schauderend.
Der Student untersucht die Tote und entdeckt Strangulierungszeichen. Wolfe Macfarlane, einer der jungen Assisten Dr. K.s, äußert Fettes gegenüber, die Leichen seien durch Mord beschafft – mit einer Ausnahme. Wenn die „Lieferung“ stockt, fahren Fettes und Macfarlane mit Spaten bewaffnet aufs Land und schänden Dorffriedhöfe.
Zeit vergeht. Manchmal trinkt Fettes mit seinem Spießgesellen. Bei der Gelegenheit beobachtet er, wie ein gewisser vor Gesundheit strotzender Mr. Gray den doch selbstsicheren Macfarlane am Gängelband führt. Am Tage darauf liefert Macfarlane die Leiche des armen Gray bei Fettes ab. Der Ordnung halber fordert der Mörder die übliche Summe Geldes. Fettes zahlt und verstrickt sich hoffnungslos in das schaurige Geschäft. Als Mr. K. wieder einmal den Mangel an Leichen beklagt, machen sich die jungen Doktoren Fettes und Macfarlane in ein kleines Dorf auf. Die Beiden reißen des Nachts die mit Sackleinwand umhüllten vermeintlichen Überreste einer kürzlich beerdigten Bauersfrau aus dem Grab und fahren – den Leichensack in ihrer Mitte – nach Edinburgh. Unterwegs fürchtet sich Fettes vor der unheimlichen Last und besteht auf dem Öffnen des Sackes. Darin steckt die zerstückelte Leiche des Mr. Gray.
Hinweis: Stevenson lehnte seine Geschichte vermutlich an den historischen Kriminalfall der Mörder William Burke und William Hare an, die den Antomen Robert Knox mit Leichen versorgten.
Leider war die Leichenräuberei ein illegagales Geschäft, da die Sektion von Leichen zu diesem Zeitpunkt noch gesetzlich verboten war.
Meine Meinung
Die Erzählung kann als Gleichnis über den Widerstreit von Gewissen und Skrupellosigkeit und vor allem über die Korrumpierung des Menschen gelesen werden.
Fettes wird als schwacher Charakter, als Sklave seiner Begierden geschildert, der nur auf Grund nüchterner Abwägung noch nicht straffällig geworden ist.
Ähnlich wie Dr. Jekyll zeigt Fettes tagsüber die Fassade des tadellosen Studenten, der sich Nachts als Ausgleich lärmenden Vergnügungen hingibt.
Die Zerissenheit des Ichs, das immer wieder in Gewissenkonflikte gerät, wird wird hier anhand einer Schauergeschichte, umrahmt mit düsteren Friedhofs- und Landschaftsszenen meisterlich erzählt.
Eine Geschichte, die ich unbedingt empfehlen möchte, vor allem den Lesern von Gothic Novels.
Das Buch, meistens in einem Sammelband von Stevensons Geschichten, ist im Internet erhältlich.
Poe, Edgar Allan - Das Faß Amontillado (Rezension)
Der Autor
Der Schriftsteller Edgar Allan Poe wird als Sohn eines Schauspielers am 19. Januar 1809 in Boston, Massachusetts, USA geboren. Schon 1811 wird er Waise und anschließend von der Familie Allan adoptiert. Als Edgar Allan Poe sechs Jahre alt ist, zieht seine Familie vorübergehend nach Schottland. Dort geht Poe 1815 auf die Old Grammar School in Irvine und wechselt für die nächsten acht Jahre auf das Internat Manor House, Stoke Newington, in der Nähe Londons. 1820 beendet er die Schule und siedelt mit seiner Familie nach New York um. In Charlottesville besucht der siebzehnjährige Edgar Allan Poe die Universität von Virginia für ein halbes Jahr und bricht ab. In den Jahren 1827 bis 1831 dient er dem Militär und geht anschließend nach Baltimore. Schon in dieser Zeit geht Poe seinen dichterischen Ambitionen nach und veröffentlicht einen ersten Gedichtband. Edgar Allan Poe heiratet 1838 seine 13-jährige Cousine Virginia Clemm. Sie verstirbt neun Jahre später an Tuberkulose.
Im März 1842 lernte Poe in Philadelphia Charles Dickens kennen, dessen Werke er schätzte und wiederholt positiv besprach. Dickens versprach Poe, sich bei englischen Verlegern für seine Schriften einzusetzen . Obwohl sich Dickens nach seiner Rückkehr nach England für Poe einsetzte, hatten seine Bemühungen keinen Erfolg.
Im April 1844 verließ Poe mit seiner Familie Philadelphia in Richtung New York – in der Hoffnung,dort ein besseres Einkommen erzielen zu können. Er arbeitete bei verschiedenen Zeitungen als Literaturkritiker und Rezensent.
In dieser Zeit erschien sein wichtigstes Gedicht, eigentlich eine Ballade, "Der Rabe", sowie zahlreiche seiner Meistererzählungen, z.B. "Das Faß Amontillado" oder "Hopp-Frosch".
Nach dem bereits erwähnten Tod seiner Frau Virginia 1847, traf er 1849 in Richmond seine Jugendliebe Elmira Shelton wieder, die verwitwet war und sie verlobten sich.
Poe verließ Richmond am Morgen des 27. September 1849. Ziel seiner Reise war sein Haus in Fordham. Dort wollte er die Vorbereitung seiner Hochzeit mit Elmira Shelton vorantreiben und auf dem Weg Abonnenten für seine geplante Zeitschrift The Stylus gewinnen. Der erste Abschnitt von Poes Reise führte per Schiff von Richmond nach Baltimore. Was in der folgenden Woche geschah und wo Poe sich aufhielt, ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt.
Als sicher gilt, dass sich Poe am 26. September von seiner Verlobten verabschiedete, er fühlte sich krank und hatte auch starkes Fieber. Bei seiner Abreise war er gut gekleidet, dafür war Poe bekannt, und führte einen Koffer mit Geld und Manuskripten mit sich.
Am 3. Oktober 1849 traf ein Drucker namens Joseph W. Walker Poe vor dem Lokal Ryan’s Tavern ,auch bekannt als Gunner’s Hall, an. Poe machte einen abgerissenen und verwirrten Eindruck, seine Kleidung war nicht seine eigene, und schien betrunken oder schwer krank zu sein.
Nebenbei: Poe galt als Alkoholiker, aber man darf nicht vergessen, dass in dem von Quäkern geprägten Philadelphia strenge Maßstäbe angelegt wurden. Es gibt auch unterschiedliche Zeugenaussagen dazu: manche hielten Poe für einen Quartalsäufer, aber es gibt auch Hinweise auf Alkoholunverträglichkeit, da bei Poe ein Glas Wein genügte, um ihn vollständig betrunken zu machen.
Walker verständigte auf Poes Bitte hin einen Bekannten, Dr. Joseph E. Snodgrass. Da ein ebenfalls verständigter Verwandter Poes es ablehnte, sich um ihn zu kümmern, wurde Poe in das Washington Medical College in Baltimore eingeliefert.
Dort kümmerte sich der Arzt Dr. John J. Moran um ihn und Poe zeigte schlimme Symptome: zunächst komatös, erwachte er am zweiten Tag aus dem Koma, hatte Angst, Wahnvorstellungen, hohes Fieber und Schweißausbrüchen. Nur mit Mühe gelang es zwei Pflegern seine Raserei zu bändigen und er flehte, man möge ihm eine Kugel durch den Kopf schießen. Zudem hatte er einen Ekel vor Wasser und man konnte ihm mit Mühe nur ein paar Schluck einflößen. Dies sind Hinweise, dass Poe womöglich an Tollwut erkrankt war, die eine Gehirnhautentzündung hervorgerufen hatte.
Unmöglich ist das nicht, da Poe ein Katzenliebhaber war und durch einen Biß infiziert wurde.
Am vierten Tag, dem 7. Oktober 1849, wurde er noch einmal lebhafter,auch aggressiver. Wenig später sank er in sich zusammen und starb.
Seine letzten Worte waren: "Herr, hilf meiner armen Seele".
Die Erzählung
Montresor, ein Adliger, der wohl am Ende seines Lebens die Geschichte erzählt, oder soll man sagen die Tat gesteht, hatte einen Freund namens Fortunato, über den er sich wegen dessen Kränkungen und Beleidigungen schon lange geärgert hat.
Er brütet Rache aus, die so vollkommen sein soll, dass er wegen der Rachetat nicht belangt werden kann.
Nach langer Zeit begegnet er Fortunato in der Karnevalszeit, er ist verkleidet, schon leicht angeheitert und er ist - allein! Der Tag der Rache ist gekommen!
Montresor begrüßt sein Opfer auf´s freundlichste und erzählt von einem Faß Amontillado, dass er erworben hat. Freilich macht er sich nun Gedanken, ob man ihn da nicht betrogen habe, aber er, Fortunato, sei nicht greifbar gewesen. Fortunato beißt prompt an, da es sich bei Amontillado um eine besondere Sherrysorte handelt, goldfarben, mit würzigem Geschmack.
Doch Montresor weist Fortunato scheinbar zurück und erwähnt einen Mann mit Namen Lucchesi, der ebenfalls ein Weinkenner zu sein scheint.
Fortunato besteht darauf, Montresor zu seinem Palast zu begleiten, um dort den Amontillado zu verkosten.
Montresor ist innerlich hocherfreut, weiß er doch, dass niemand, auch nicht die Dienerschaft, wegen des Karnevals, im Palast ist.
Er lockt Fortunato in das Kellergewölbe, das von Salpeter, einer Schimmelart, verkrustet ist.Wegen der Ausdünstungen des Salpeters muss Fortunato husten und daher köpft Montresor eine Flasche Wein,Medoc, und gibt ihm zu trinken. Immer wieder drängt er ihn – sich um die Gesundheit seines Freundes besorgt zeigend – noch mehr zu trinken. Die Wirkung des Alkohols macht sich bemerkbar.
Montresor führt er seinen Gast tiefer in die Kellergewölbe, die in eine Gruft münden, hinein. Dort sei der Amontillado, behauptet er und die Männer kommen am Ende, genauer gesagt in einer Nische, an. Leicht wankend hält sich Fortunato an einer Mauer fest. Sogleich fesselt Montresor den Betrunkenen mit einer Kette und hängt ihn an der Mauer an.
Der Überrumpelte begreift die Gefahr und schreit, als Montresor beginnt, die Höhlung mit Steinen und Mörtel zuzumauern. Doch Montresor kehrt sich nicht daran, verspottet ihn und arbeitet zügig weiter.
Als der Schlußstein gesetzt werden soll, bittet Fortunato mit den Worten: "Bei der Liebe Gottes!" um Gnade.
Doch Montresor setzt den Schlußstein und mauert ihn ein. Dann häuft er Knochen vor die neu errichtete Mauer: In pace requiescat!
Meine Meinung
Diese Erzählung ist mein absoluter Favorit! Denn wer, und sind wir da ganz ehrlich, hatte noch nicht böse Rachegedanken, wenn wir gekränkt waren? Wer hat noch nicht seinem Feind, oder seinen Feinden, die Pest an den Hals gewünscht oder dergleichen mehr?
Poe schildert meisterhaft, und dazu in wenigen Worten, es bleibt auch Spielraum für die Phantasie des Lesers, wie Montresor vom Gedanken zum Plan und endlich zur Tat kommt. Und wie dumm das Opfer Fortunato eigentlich ist und wie eitel. Leicht läßt sich Fortunato umschmeicheln und einwickeln, er bildet sich auch auf sein Urteil als Weinkenner viel ein.
Eiskalt und berechnend: Montresor.
Eine Erzählung, die man immer wieder lesen kann...will..muß.
Der Schriftsteller Edgar Allan Poe wird als Sohn eines Schauspielers am 19. Januar 1809 in Boston, Massachusetts, USA geboren. Schon 1811 wird er Waise und anschließend von der Familie Allan adoptiert. Als Edgar Allan Poe sechs Jahre alt ist, zieht seine Familie vorübergehend nach Schottland. Dort geht Poe 1815 auf die Old Grammar School in Irvine und wechselt für die nächsten acht Jahre auf das Internat Manor House, Stoke Newington, in der Nähe Londons. 1820 beendet er die Schule und siedelt mit seiner Familie nach New York um. In Charlottesville besucht der siebzehnjährige Edgar Allan Poe die Universität von Virginia für ein halbes Jahr und bricht ab. In den Jahren 1827 bis 1831 dient er dem Militär und geht anschließend nach Baltimore. Schon in dieser Zeit geht Poe seinen dichterischen Ambitionen nach und veröffentlicht einen ersten Gedichtband. Edgar Allan Poe heiratet 1838 seine 13-jährige Cousine Virginia Clemm. Sie verstirbt neun Jahre später an Tuberkulose.
Im März 1842 lernte Poe in Philadelphia Charles Dickens kennen, dessen Werke er schätzte und wiederholt positiv besprach. Dickens versprach Poe, sich bei englischen Verlegern für seine Schriften einzusetzen . Obwohl sich Dickens nach seiner Rückkehr nach England für Poe einsetzte, hatten seine Bemühungen keinen Erfolg.
Im April 1844 verließ Poe mit seiner Familie Philadelphia in Richtung New York – in der Hoffnung,dort ein besseres Einkommen erzielen zu können. Er arbeitete bei verschiedenen Zeitungen als Literaturkritiker und Rezensent.
In dieser Zeit erschien sein wichtigstes Gedicht, eigentlich eine Ballade, "Der Rabe", sowie zahlreiche seiner Meistererzählungen, z.B. "Das Faß Amontillado" oder "Hopp-Frosch".
Nach dem bereits erwähnten Tod seiner Frau Virginia 1847, traf er 1849 in Richmond seine Jugendliebe Elmira Shelton wieder, die verwitwet war und sie verlobten sich.
Poe verließ Richmond am Morgen des 27. September 1849. Ziel seiner Reise war sein Haus in Fordham. Dort wollte er die Vorbereitung seiner Hochzeit mit Elmira Shelton vorantreiben und auf dem Weg Abonnenten für seine geplante Zeitschrift The Stylus gewinnen. Der erste Abschnitt von Poes Reise führte per Schiff von Richmond nach Baltimore. Was in der folgenden Woche geschah und wo Poe sich aufhielt, ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt.
Als sicher gilt, dass sich Poe am 26. September von seiner Verlobten verabschiedete, er fühlte sich krank und hatte auch starkes Fieber. Bei seiner Abreise war er gut gekleidet, dafür war Poe bekannt, und führte einen Koffer mit Geld und Manuskripten mit sich.
Am 3. Oktober 1849 traf ein Drucker namens Joseph W. Walker Poe vor dem Lokal Ryan’s Tavern ,auch bekannt als Gunner’s Hall, an. Poe machte einen abgerissenen und verwirrten Eindruck, seine Kleidung war nicht seine eigene, und schien betrunken oder schwer krank zu sein.
Nebenbei: Poe galt als Alkoholiker, aber man darf nicht vergessen, dass in dem von Quäkern geprägten Philadelphia strenge Maßstäbe angelegt wurden. Es gibt auch unterschiedliche Zeugenaussagen dazu: manche hielten Poe für einen Quartalsäufer, aber es gibt auch Hinweise auf Alkoholunverträglichkeit, da bei Poe ein Glas Wein genügte, um ihn vollständig betrunken zu machen.
Walker verständigte auf Poes Bitte hin einen Bekannten, Dr. Joseph E. Snodgrass. Da ein ebenfalls verständigter Verwandter Poes es ablehnte, sich um ihn zu kümmern, wurde Poe in das Washington Medical College in Baltimore eingeliefert.
Dort kümmerte sich der Arzt Dr. John J. Moran um ihn und Poe zeigte schlimme Symptome: zunächst komatös, erwachte er am zweiten Tag aus dem Koma, hatte Angst, Wahnvorstellungen, hohes Fieber und Schweißausbrüchen. Nur mit Mühe gelang es zwei Pflegern seine Raserei zu bändigen und er flehte, man möge ihm eine Kugel durch den Kopf schießen. Zudem hatte er einen Ekel vor Wasser und man konnte ihm mit Mühe nur ein paar Schluck einflößen. Dies sind Hinweise, dass Poe womöglich an Tollwut erkrankt war, die eine Gehirnhautentzündung hervorgerufen hatte.
Unmöglich ist das nicht, da Poe ein Katzenliebhaber war und durch einen Biß infiziert wurde.
Am vierten Tag, dem 7. Oktober 1849, wurde er noch einmal lebhafter,auch aggressiver. Wenig später sank er in sich zusammen und starb.
Seine letzten Worte waren: "Herr, hilf meiner armen Seele".
Die Erzählung
Montresor, ein Adliger, der wohl am Ende seines Lebens die Geschichte erzählt, oder soll man sagen die Tat gesteht, hatte einen Freund namens Fortunato, über den er sich wegen dessen Kränkungen und Beleidigungen schon lange geärgert hat.
Er brütet Rache aus, die so vollkommen sein soll, dass er wegen der Rachetat nicht belangt werden kann.
Nach langer Zeit begegnet er Fortunato in der Karnevalszeit, er ist verkleidet, schon leicht angeheitert und er ist - allein! Der Tag der Rache ist gekommen!
Montresor begrüßt sein Opfer auf´s freundlichste und erzählt von einem Faß Amontillado, dass er erworben hat. Freilich macht er sich nun Gedanken, ob man ihn da nicht betrogen habe, aber er, Fortunato, sei nicht greifbar gewesen. Fortunato beißt prompt an, da es sich bei Amontillado um eine besondere Sherrysorte handelt, goldfarben, mit würzigem Geschmack.
Doch Montresor weist Fortunato scheinbar zurück und erwähnt einen Mann mit Namen Lucchesi, der ebenfalls ein Weinkenner zu sein scheint.
Fortunato besteht darauf, Montresor zu seinem Palast zu begleiten, um dort den Amontillado zu verkosten.
Montresor ist innerlich hocherfreut, weiß er doch, dass niemand, auch nicht die Dienerschaft, wegen des Karnevals, im Palast ist.
Er lockt Fortunato in das Kellergewölbe, das von Salpeter, einer Schimmelart, verkrustet ist.Wegen der Ausdünstungen des Salpeters muss Fortunato husten und daher köpft Montresor eine Flasche Wein,Medoc, und gibt ihm zu trinken. Immer wieder drängt er ihn – sich um die Gesundheit seines Freundes besorgt zeigend – noch mehr zu trinken. Die Wirkung des Alkohols macht sich bemerkbar.
Montresor führt er seinen Gast tiefer in die Kellergewölbe, die in eine Gruft münden, hinein. Dort sei der Amontillado, behauptet er und die Männer kommen am Ende, genauer gesagt in einer Nische, an. Leicht wankend hält sich Fortunato an einer Mauer fest. Sogleich fesselt Montresor den Betrunkenen mit einer Kette und hängt ihn an der Mauer an.
Der Überrumpelte begreift die Gefahr und schreit, als Montresor beginnt, die Höhlung mit Steinen und Mörtel zuzumauern. Doch Montresor kehrt sich nicht daran, verspottet ihn und arbeitet zügig weiter.
Als der Schlußstein gesetzt werden soll, bittet Fortunato mit den Worten: "Bei der Liebe Gottes!" um Gnade.
Doch Montresor setzt den Schlußstein und mauert ihn ein. Dann häuft er Knochen vor die neu errichtete Mauer: In pace requiescat!
Meine Meinung
Diese Erzählung ist mein absoluter Favorit! Denn wer, und sind wir da ganz ehrlich, hatte noch nicht böse Rachegedanken, wenn wir gekränkt waren? Wer hat noch nicht seinem Feind, oder seinen Feinden, die Pest an den Hals gewünscht oder dergleichen mehr?
Poe schildert meisterhaft, und dazu in wenigen Worten, es bleibt auch Spielraum für die Phantasie des Lesers, wie Montresor vom Gedanken zum Plan und endlich zur Tat kommt. Und wie dumm das Opfer Fortunato eigentlich ist und wie eitel. Leicht läßt sich Fortunato umschmeicheln und einwickeln, er bildet sich auch auf sein Urteil als Weinkenner viel ein.
Eiskalt und berechnend: Montresor.
Eine Erzählung, die man immer wieder lesen kann...will..muß.
Abonnieren
Posts (Atom)