Betrachten wir nun die Vermögenswerte, die in Geld und Pfandbriefen ausgedrückt sind.
Das aufgeführte Geld in Nickel und Aluminium, sowie den verschiedenen Kriegspfennigstücken, auch der Papiergeldschein, ist vernachlässigbar, da es keinen wirklichen Wert darstellt und im Alltag als offizielles Zahlungsmittel genutzt wurde.
Interessanter wird es schon, wenn man die Werte in Silber sieht, ingesamt 327 Mark. Silber war, so wie Gold, durch sich selbst gedeckt.
Man kann jetzt natürlich aufführen, dass es sich um in langen Jahren erworbenes Geld handelt, dass einfach, als 1917 die Kriegsmark eingeführt wurde, Gold gab ich für Papier, lautete damals ein Spruch, nicht abgegeben wurde.
Oder dass etliches Silbergeld, im Tausch gegen Kartoffeln oder Gemüse, von Hamsterern gegeben wurde, denn viele Leute hatten sich, zur Sicherheit, Gold- oder Silberstücke zurückbehalten, um sozusagen über eine "Notreserve" verfügen zu können.
Da müßte auf dem Hof aber ein reger Kundenverkehr geherrscht haben, einem Hof, der weitab einer großen Stadt, wie etwa München oder Augsburg lag!
Es war zwar bekannt, dass der alte Gruber ab und an Verkäufe an Hamsterer tätigte, aber ich bitte im Gedächtnis zu behalten, dass die Hofbewohner als mißtrauisch galten und außerdem, zum Schutz und Abschreckung, einen scharfen Hofhund hielten.
Ebenso wollen wir in Inschrift auf dem Sterbebild nicht vergessen (neidisch, geizig, räuberisch) und es gibt, im ursprünglichen Film Kurt Hiebers über Hinterkaifeck, eine Aussage einer Schlittenbauertochter, in der sie erzählt, dass ihr Vater immer sagte, die Bewohner seien "Hexenleut" gewesen (das war gewiß kein Kompliment).
Wenden wir uns nun dem Goldgeldbetrag zu, insgesamt 1.880 Mark, ausschließlich in 10 und 20 Markstücken.
Da kann man nun schon mißtrauisch werden und dieses Geld aus Hamsterverkäufen zu erklären, wäre schon gewagt.
Goldmark wurde, als es offzielles Zahlungsmittel war, auch in 1, 2 oder 5 Markstücken ausgegeben und hatte eine große Kaufkraft.
Wäre dieses Geld ausschließlich aus dem bäuerlichen Sparstrumpf gekommen oder, wie schon erwähnt, aus Hamsterverkäufen gekommen, so würde sich eine bunte Mischung aus all diesen Nennungen gefunden haben.
Außerdem: wenn die Familie schon vor Ausbruch des I. Weltkrieges im Besitz dieser Summen gewesen wäre, dann hätte man bestimmt Dinge für den Hof angeschafft oder schon erste Umbauten getätigt.
Aber allen Aussagen nach, und sie stimmen überein, werden sie als geizig, freundlicher ausgedrückt, sparsam geschildert und außerdem waren sie wohl auch nicht die saubersten, denn der Monteur, der die Maschine wieder in Gang brachte, ging ungern auf den Hof, weil sie eben, wie angeführt, nicht nur geizig, sondern auch schmutzig waren.
Gehen wir nun über zu den aufgeführten Pfandbriefen.
Es findet sich da ein ungewöhnliches Allerlei aus Kriegsanleihen, Pfandbriefe verschiedener Banken, ein Pfandbrief der Eisenbahn Frankfurt sowie zwei Pfandbriefe der ungarischen Lokaleisenbahn. Sie alle stellen einen Wert von insgesamt 14.100 Mark dar und wurden, ohne Zins und Erneuerungscheine, aufgeführt.
Erläuterung zum Erneuerungsschein:
DieWertpapierurkunde besteht aus Bogen (Zins- bzw. Dividendenscheinbogen) und Mantel. Der Bogen setzt sich zusammen aus Zins- bzw. Dividendenschein (Gewinnanteilschein) und Erneuerungsschein. Der Erneuerungsschein ist der unterste Teil des Bogens.
Sind die Zins- bzw. Dividendenscheine eines Bogens verbraucht, so dient er dem Bezug weiterer Zinsschein- oder Dividendenscheinbogen. Er trägt den rechtlichen Charakter eines Legitimationspapiers.
Üblicher Text bei Aktien: Erneuerungsschein zur Aktie im Nennwert von fünf Euro. Gegen Rückgabe dieses Erneuerungsscheins werden neue Gewinnanteilscheine, deren erster auf Nummer zu lauten hat, nebst Erneuerungsschein ausgehändigt. Bei Zinsscheinbogen z. B.: Erneuerungsschein zum Zinsscheinbogen des 6%igen Hypothekenpfandbriefes über 5000 EUR. Dem Inhaber dieses Erneuerungsscheines werden gegen dessen Rückgabe nach dem Zinsscheine für weitere 10 Jahre, von denen der erste am fällig wird, nebst einem neuen Erneuerungsschein von der Kasse der, z. B.,Baden-Württembergischen Bank ausgehändigt.
Jetzt kommt man der Sache schon näher. Wäre die Familie im rechtmäßigen Besitz dieser Pfandbriefe gewesen hätte sie ohne weiteres bei ihrer Bank die Scheine erneuern können und sich die aus den Pfandbriefen gewonnen Zinsen gutschreiben lassen.
Lediglich ein weiterer Pfandbrief der ungarisch Lokaleisenbahn, Wert 1000 Mark, wurde erneuert und es lagen auch Zinsscheine vor, allerdings von 1919.
Es gab auch einen Depotschein einer Bank, auch aus dem Jahr 1919. Depotschein oder auch Depositalschein; beim Depotgeschäft übliche Bescheinigung einer Bank über in Verwahrung genommene Wertpapiere. Als Depotschein wird auch das Stückeverzeichnis bezeichnet. Der Depotschein ist ein Legitimationspapier nach § 808 BGB.
All dies ist doch erstaunlich für einen armen Hof im Donausmoos!
Man darf doch nicht annehmen, dass die Familie über ihre Bank derartige Werte, wie sie in den Pfandbriefen ausgedrückt sind, anlegte.
Oder über Hamsterverkäufe, in diesen hohen Nennungen, Gold- und Silbermark eingetauscht wurde.
Und ich erinnere nochmals an den vorhergehenden Beitrag, in dem ich aufgeführt habe, wie gut situierte Bauern, völlig zu Recht, ihren Reichtum, ihr Vermögen nach außen präsentierten.
Hier aber finden wir einen reichlich heruntergekommenen Hof, eine geizige, ungepflegte Familie, bei deren Erscheinungsbild nicht im entferntesten daran zu denken ist, dass sie über, wie soeben in Geld und Pfandbriefen aufgeführte Werte, besaß.... man wird zu Recht mißtrauisch.
Im nächsten Beitrag werden dann die sog. Kostbarkeiten aufgeführt, die dann eigentlich noch erstaunlicher sind.
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