Nebenbei: Zar Nikolaus führte im Grund nicht Krieg, weil er die slawischen Interessen durch die Kriegserklärung Österreichs bedroht sah. Im russischen Reich, Zar Nikolaus war, trotz der seit 1904 gegründeten Duma, immer noch Alleinherrscher, gärte es nach wie vor ganz heftig und Nikolaus hoffte, stark beeinflusst von seiner Frau Alexandra, alle Bevölkerungsschichten unter einem Banner zu einen, den Krieg zu gewinnen und dann wieder ohne Parlament zu herrschen. Viele seiner Minister und allen voran der ehemalige MinisterpräsidentWitte warnten, doch alles war vergebens.
Politisch war Rudolf zwar sozusagen in der Warteschleife, aber auf seinem Posten als Inspekteur der k.& k. Armee hätte er doch vieles zur Verbesserung der Lage der normalen Soldaten tun können, wie etwa die Abschaffung der Prügelstrafe, Verbesserung der Ausrüstung, etc..
Es wäre auch eine Möglichkeit gewesen, Profil zu zeigen. Natürlich war er auch seinem Vater, Kaiser Franz Josef, unterstellt, aber ich denke, mit vernünftiger Argumentation und Unterstützung von Offizieren wäre er doch ein gutes Stück vorangekommen.
Oder er hätte, wenn sich Generale gegen Verbesserungsvorschläge gesträubt hätten, sie wissen lassen können, dass er vielleicht schon morgen Kaiser sein konnte und er sich diesen Namen merken würde. Das erforderte aber mehr Mut und Rückgrat, als in anonym lancierten Artikel gegen das deutsche Kaiserreich, Bismarck, Moltke und später Kaiser Wilhelm zu hetzen.
Auch ganz schlimm und höchst undiplomatisch: in seiner Umgebung ließ er verlauten, dass er den Prinzen von Wales, den schon erwähnten Bertie wirklich sehr gern mögen würde, Wilhelm aber gerne durch ein unglückliches Jagdabenteuer aus dem Weg schaffen würde. Da frage ich mich: war der Mann wirklich so dumm? Er musste doch damit rechnen, dass solche Äußerungen nach außen gelangten!
Und außerdem: Bertie und Wilhelm waren verwandt, da war Blut immer noch dicker als Wasser. So schlecht, wie immer dargestellt, müssen die verwandtschaftlichen Verhältnisse zwischen den Beiden nicht gewesen sein. Als, z.B., ein große Hungersnot in Indien herrschte, und Wilhelm dadurch von Bertie erfuhr, sprach Wilhelm mit Berliner Bankiers und übergab Bertie zur Linderung der ärgsten Nöte eine Million Goldmark….
Im Grunde herrschte immer wieder ein persönlicher Streit zwischen Onkel und Neffen, der allerdings im August 1889, der Englandreise Wilhelms, weitestgehend bereinigt wurde.
Rudolf, und das ist wirklich keine Ruhmesblatt für ihn, mischte sich insofern, und natürlich wie immer im Hintergrund, in diesen Verwandtenstreit ein, als er unfreundliche Bemerkungen Wilhelm über Eduard und umgekehrt weitererzählte und so das Feuer noch schürte.
Fazit: ich frage mich, was für ein Kaiser Rudolf geworden wäre. Es wirkt bei ihm vieles unausgegoren, hypothetisch und auch streckenweise fanatisch. Das alles mit seiner unglücklichen Kindheit, dem Verlauf seiner Ehe und seiner Geschlechtskrankheit erklären zu wollen, ist doch etwas dünn. Da waren auch Charakterzüge vorhanden, die alles andere als positiv waren.
Kommen wir nun zu den privaten Erfahrungen und Fehlschlägen.
Beide Prinzen konnten sich, naturgemäß, ihre Mütter nicht aussuchen und hatten Beide charakterlich sehr viel von ihnen.
Vieles, was an Kaiser Wilhelms II. Eigenschaften nicht gefällt, hatte er zum größten Teil von seiner Mutter, die ihn nie mochte und gegen die er zeitweise eine heftige Abneigung empfand. Das Laute, Sture, den Willen zu herrschen, all das waren auch Charakterzüge seiner Mutter Victoria. Aber Wilhelm hatte auch ihre Intelligenz und rasche Auffassungsgabe. Auch er hatte, wie seine Mutter, vielseitige Interessen, die Liebe zur Natur und ihre robuste Gesundheit.
Rudolf hatte von seiner Mutter seine Intelligenz geerbt, aber leider auch ihre Neigungen zu Depressionen und zur Weltflucht. Sie floh mit ihren Reisen buchstäblich in die Welt hinaus, er in den Kokon seiner hypothetischen Regierungspläne. Wie seine Mutter hatte er sein Lieblingschwergebiet. War es bei Kaiserin Elisabeth Ungarn, so war es bei Rudolf die Naturwissenschaft, speziell die Vogelkunde und er war der Freund von Professor Alfred Brehm.
Beide Mütter hatten Schwierigkeiten bei der Geburt ihrer Söhne.
Victoria war bereits sehr erschöpft, und die Kombination aus Chloroform und Mutterkorn höchst unglücklich, als ihr kleiner Sohn quasi ans Licht der Welt gezerrt wurde (dass der Säugling nicht gleich schrie, halte ich für eine Folge der an die Mutter verabreichten Medikamente!). Als Folge davon blieb ein verkrüppelter Arm, Hand inbegriffen.
Für Elisabeth war es bereits die dritte Entbindung und sie dauerte lange und war auch schwer. So schwer, dass man fürchtete, dass sie das Kind, vor lauter Erschöpfung, nicht auf die Welt bringen könnte. Doch zuletzt ging alles gut aus und sie schenkt einem gesunden Kind das Leben.
Victoria, so enttäuscht sie auch war, dass ihr Sohn behindert war, ihre Briefe an ihr Mutter Queen Victoria, zeigen, dass sie sich heftig dafür schämte, wollte, das muß man anerkennen, dass ihrem Sohn , aus medizinischer Sicht, bestens geholfen wurde und sie hoffte auf einen vollständigen Heilerfolg.
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