Als ich vorgestern meine König-Ludwig II.-Bücher, es sind zwischenzeitlich 67 Bücher, durchzählte, fiel mir ein ganz alter Schloßführer, vor über 30 Jahren gekauft, von Neuschwanstein in die Hände. Weil eben so ein Büchlein immer dazu anregt, darin zu blättern, blieb ich auf der Leiter sitzen und sah mir die verschiedenen Fotos an. Viele Fotos, die in dem alten Schloßführer noch zu sehen sind, werden heute gar nicht mehr abgedruckt - naja, die Geschmäcker ändern sich eben immer wieder.
Damals wurde das Ankleidezimmer des Königs aus einer ganz anderen Perspektive fotografiert und mir fiel die Schmuckkasette des Königs auf. Darin bewahrte er nicht nur seinen eigenen Schmuck auf, sondern auch Schmuck, Uhren und Juwelen, die er verschenkte. Schließlich ist seine Freigiebigkeit diesbezüglich bekannt.
Quelle: Desing, Julius - Königsschloß Neuschwanstein (erschienen 1982)
Auf der Vorderseite der Schmuckkasette befindet sich ein einigermaßen merkwürdiges Motiv: Jus primae noctis (Recht der ersten Nacht).
August Spieß, einer der Maler des Königs, schuf nicht nur einige der Fresken auf Neuschwanstein, sondern eben auch, nach einem Gemälde von Jules Arsene Garnier, leicht verändert, dieses Bild.
Hier das Original:
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:...retouched).jpg
Das Bild auf der Schmuckkasette des Königs
:
Quelle: Desing, Julius - Königsschloß Neuschwanstein (erschienen 1982)
Das einige Figuren von der Mode und den Farben her verändert wurden, sieht man auf den ersten Blick. Und auf den zweiten? Während auf dem Original der Herr, der die weinende Braut ins Schloß führt, ein ziemlich grimmig dreinblickender Mann ist, der von seinem Recht, eben der erste Mann im Leben der Frau zu sein, Gebrauch macht und nicht besonders zartfühlend zu sein scheint, ist diese männliche Figur auf dem zweiten Bild anders.Er blickt eher etwas fürsorglich, beinahe zärtlich, will der Frau die Angst nehmen und - er trägt die Züge des Königs!
Quelle: Desing, Julius - Königsschloß Neuschwanstein (erschienen 1982)
Was soll ich nun davon halten?
Auf den anderen Bildern nehmen die Figuren eher eine zurückhaltende Gestik ein, ein wenig theatralisch, so wie es dem König eben gefiel.
Aber dieses Bild auf der Kasette....der König ließ nichts malen, was er nicht wollte oder befahl...wie oft er etwas ändern ließ, wenn es nicht nach seinem Sinn war, ist oft beschrieben worden, er war ein strenger Bauherr.
"Jus primae noctis"....sah er sich so? Träumte er davon, so zu sein? Oder was ging hinter verschlossenen Türen vor sich? Warum wird der König immer als homosexuell bezeichnet, obwohl auch Briefe existieren, die glühende Liebesbriefe waren?
Merkwürdig: Chapman-Huston durfte sie noch einsehen, dann blieben sie bis heute sie unter Verschluß.
Nahm der König was ihm gefiel? Lustknaben und minderjährige Jungfrauen? So bekäme die Äußerung von Dr. Müller, "moralischer Irrsinn", nochmals eine tiefere Bedeutung.
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