Sonntag, 1. September 2019

König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 43. Teil

Als Dr. Müller den König verläßt, ist es etwa 16.00 Uhr. Er begibt sich ins sog. Kavaliershaus um sich mit den anderen Herren zum Kaffeetrinken zu treffen. Dr. Gudden hat unterdessen seine Sachen gepackt, da er nicht nur am gleichen Abend nach München zurückfahren will, sondern auch eine Feier in der Villa Poschinger besuchen will. 
Ehe man sich zum Kaffee setzt, besichtigt Gudden zusammen mit dem Schloßverwalter ein weiteres zum Schloß gehörendes Gebäude, dass der König während der geplanten Umbauarbeiten im Schloß, zur Bequemlichkeit (!!) des Königs vorgenommen werden sollen.
Beim Kaffee, man ißt Kuchen und raucht Zigarren, erzählt Dr. Müller von seiner Unterhaltung mit dem König. Dabei kommt es zu einer erneuten Kontroverse zwischen Dr. Müller und Baron Washington auf der einen und Dr. Gudden auf der anderen Seite. Gudden beharrt auf seiner Meinung, man könne mit dem König alleine ausgehen und spazierenfahren.
Als Mauder in der Zwischenzeit dem König das Essen servieren will, bittet ihn der König, noch etwas zu warten, da er erst spät zu Mittag gegessen habe. Statt dessen verlang der König ein Opernglas, das man ihm bringt. Er beginnt, mit dem Opernglas den See abzusuchen, beobachtet den Schloßeingang. Dabei entdeckt er, wie dort ein Polizist einem anderen etwas zusteckt. Auf die Frage des Königs an Mauder, ob die Gendarmen neue Instruktionen hätten, da sie sich etwas gegeben haben, muß Mauder verneinen.
Gegen 16.30 trägt Mauder dann dem König das Essen auf. Es ist, vor allem im Hinblick darauf, dass um 20.00 Uhr nochmals gegessen werden soll, sehr reichlich. Noch reichlicher ist der Alkohol, dem man dem König, dessen Alkoholkonsum Dr. Gudden einschränken wollte, serviert: ein Becher Bier, zwei Glas Maiwein, drei Glas Rheinwein und zwei Gläschen Arrak. Zum Schluß wünscht sich der König eine Tasse Kaffee, die er auch bekommt.

Anmerkung: Die Aussage, der König habe bei seiner letzten Mahlzeit soviel Alkohol getrunken, bildet eine Linie mit der Aussage, er habe in seiner letzten Nacht in Neuschwanstein reichlich Alkohol zu sich genommen. Wobei es verständlich wäre, wenn man in der Aufregung, in der sich der König befand, in der psychischen Ausnahmesituation, sich betrinken würde. Man sollte glauben, er König sei ein Säufer, ein Alkoholiker. Das geht Hand in Hand damit, dass er angeblich, bevor er zu Hoftafel ging, mehrere Gläser Champagner trank. Demnach wäre er ein Stresstrinker gewesen. Außerdem faßten die Gläser und Becher, die man damals benutzte, etwa eine Füllung von 0,2 Litern.

Nach Beendigung des Diners um 17.45 Uhr nimmt der König seine ruhelosen Gänge im Zimmer wieder auf. Als Mauder des Tisch abdeckt, gibt ihm Ludwig einen Auftrag: "Rufen Sie mir doch Dr. Gudden herein, ich will mit ihm den bereits heute Nachmittag besprochenen Spaziergang machen".
Dann stellt sich der König an ein Fenster zur Seeseite hin und beobachtet lange mit dem Opernglas den von Starnberg um 18.00 Uhr abfahrenden Dampfer.
In der Zwischenzeit verlassen Dr. Grashey und Hauptmann Horn Schloß Berg, Dr. Müller geht in sein Zimmer und schreibt Briefe, u.a. an Dr. Specht in Erlangen, der sein künftiger Kollege bei der Betreuung des Königs sein soll.
In der Küche bereitet man das Souper vor, dass man nach dem Spaziergang um 20.00 Uhr zu sich nehmen soll: 

- Kraftbrühe Nizza mit Perlgraupen
- Omelette mit Kalbsbries
- Brathuhn mit Spargelsalat
- Aprikosenkompott

Um 17.50 Uhr verfaßt Dr. Gudden ein Telegramm an Ministerpräsident Lutz:

Hier geht alles wunderbar gut. Persönliche Untersuchung hat das schriftliche Gutachten nur bestätigt. Gez. von Gudden."

Moment mal, warum denn diese Eile? Das Telegramm hätte doch bis zum anderen Tag Zeit gehabt. Warum will Lutz, bzw. Gudden, ausgerechnet am heiligen Pfingsttag, an dem doch niemand im ganzen Königreich arbeitet, eine Meldung haben, bzw. vollziehen?
Da ist doch die fragwürdige selbstgerechte Bemerkung Guddens, eine persönliche Untersuchung habe das Gutachten bestätigt. Er widerspricht sich selbst, denn Ludwig zeigt in Berg keinerlei Auffälligkeiten, denn es geht ja "alles wunderbar gut".
Das Gutachten behauptet aber, der König sei tobbüchtig, schlage seine Diener, betrinke sich, habe ständig unkontrollierte Wutausbrüche, leide an Halluzinationen, höre Schritte von imaginären Personen und könne nicht logisch denken. All dies bestätigt sich in Berg jedoch in keiner Weise. Erkennt Dr. Gudden nicht, dass er sich mit seinem Gutachten geirrt hat? Will er es nicht wahrhaben oder nur nicht zugeben? Oder hat man ihm etwas versprochen, wenn er ein wunschgemäßes Gutachten fertigt? land, das ihm noch zu seinem Titel "Baron" gefehlt hat, und der Titel dann auch erbbar wurde, statt persönlich zu bleiben?
Oder gilt hier seine mehrfach geäußerte Ansicht: "Es gibt Verrückte, die können sich so verstellen, dass man sie für völlig normal hält?" Dies würde umgekehrt bedeuten, dass sich der König nur dann verrückt verhält, wenn er das will. 

Und was soll der Satz "Hier geht alles wunderbar gut". So etwas sagt man, wenn die Geschäfte excellent laufen, man die Hochzeitsreise genießt oder man glücklicher Vater geworden ist. Diesen Ausspruch kann man nur machen, wenn die Sonne scheint, das Glück lacht. Oder: "Mit meiner Hilfe ist der König interniert, er kommt hier nie wieder heraus, ich werde ihm auch sämtliche Möglichkeiten zur Flucht nehmen (man denke an die vergitterten Fenster, den Stacheldraht am Seeuferweg). Dafür bekomme ich dann meine Belohnung (wie die aussah, wird nie zu erfahren sein, da die Brieftasche, in der seinerzeit Dokumente aufbewahrt wurden, nicht auffindbar war und verschwunden blieb)."

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