Ich verstehe auch nicht, warum sich die Theorie so hartnäckig hält, der König wollte Selbstmord begehen. Ein vorzüglicher Schwimmer, der zu seinen besten Zeiten den Alpsee durchschwimmen konnte. Und der sucht am Rande des Starnberger Sees den Tod? In 1,30 m Wassertiefe? Wer selbst schwimmen kann, weiß, dass es einer schier übermenschlichen Anstrengung bedarf, sich unter Wasser zu drücken - man schwimmt.
Der König hätte auch in Neuschwanstein vom Turm, Söller oder vom Balkon springen können, ebenso von der Marienbrücke. In der Aufregung, ich betone in der Aufregung, äußerte er auch Selbstmordgedanken, verlangte nach Gift.
Zu seinem Chevaulger, dem 24-jährigen Alfons Weber, der in den letzten Stunden bei ihm war, er hatte Vorzimmerdienst, äußerte der König folgende Sätze:
Friseur Hoppe solle am nächsten Tag in der Pöllatschlucht nach seinem Kopf suchen, um ihn zu frisieren
Um halb eins sei er geboren, um halb eins wolle er auch sterben.
Ertrinken sei ein schöner Tod, da würde man nicht verstümmelt.
Er könne seiner Mutter den Schmerz nicht ersparen und hoffe, dass Gott ihm seinen Schritt gnädig verzeihen werde.
Er wolle, dass man wegen ihm kein Blut vergießen würde und er noch seine Rechnung mit dem Vogt machen würde. Sein Blut möge über jene kommen, die ihn zu so einem Schritt getrieben hätten.
Sein Onkel Luitpold hätte nur ein Wort sagen müssen, dann hätte er abgedankt.
Dann nahm der König aus seinem Schreibtisch 1200 Goldmark und legte sie ihm hin:
"Hier hast du mein letztes, du hast es verdient, du warst mein Getreuester. Nimm es nur, ich brauche kein Geld mehr."
Weber begann zu weinen. Ludwig schenkte ihm jetzt auch noch eine seiner diamantenen Hutagraffen, die "Edelweiß".
"Nimm diese Agraffe und diesen Schuldschein. Sollte man dich zwingen, die Diamanten auszuliefern, so wird dir mein Dokument einen Schadensersatz von 25000 Mark sichern!"
Dann reicht er Weber sein kleines, viel benütztes Gebetbuch. Es sind die Sterbegebete aufgeschlagen: "Bete für mich!"
Die Natur scheint mit der inneren Gemütslage des Königs überein zu stimmen. Schwere Regengüsse rauschen auf das Schloß nieder, der Wind heult um alle Ecken....
Eine kleine Anmerkung: als der König tot war, wollte man Weber alles, was er je vom König erhalten hatte, dazu gehörten auch andere wertvolle Geschenke aus der Vergangenheit, wie etwa der silberne "Gralsbecher" wegnehmen. Doch Weber nahm sich einen Rechtsanwalt und übergab ihm den Schuldschein, sowie andere schriftliche Beweistücke, wie erteile Befehle, Notizen und von ihm erstellte Abschriften aus dem Tagebuch des Königs,bei denen er Einträge des Königs mitunterschreiben mußte. Da wurde den Herren wohl der Boden zu heiß, mit Gerichten wollten sie nichts zu tun haben, denn schließlich galt im Deutschen Kaiserreich das BGB, und so haben sie ihm alles gelassen....ein Schelm, der Böses dabei denkt!
Ich frage jetzt: wer würde in einer aussichtslosen Lage, wie einer, in er sich der König befand, nicht Selbstmordgedanken äußern? Denn er wußte, was ihn erwarten würde. Sein Bruder Otto stand seit Jahren unter Aufsicht und da wurde nicht gerade zimperlich mit den Patienten umgegangen. Wenn ein Patient nicht folgen wollte, wie immer das wohl ausgesehen haben mag, dann drohte man nicht nur mit den Fäusten, sondern setzte sie auch ein. Und die Zwangsjacke gab es auch noch....grauenhafte Vorstellung!
Wer wollte so leben? Jeder normale Mensch würde Selbstmordgedanken äußern und ein Teil diese Gedanken auch umsetzen. Zu eiskaltem Handeln wären wohl die Wenigsten in der Lage!
Und doch muß der König wieder klare Gedanken gefaßt haben! In Neuschwanstein war er fernab von jeder Hilfe, was also tun? Durch Gudden wußte er, dass er nach Schloß Berg kommen würde. Berg, in der Nähe von München und er konnte schwimmen - eine Gelegenheit würde sich zur Flucht finden! Also galt es, nach außen hin freundlich, höflich und folgsam, ja devot, zu sein!
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