Donnerstag, 18. Mai 2017

Gedanken über König Ludwig II. - Erster Teil

Manchmal ist es mir auch danach, in Büchern zu schmökern, die zu meinen ersten geschichtlichen Themen gehört haben. Mein Hauptfavorit: König Ludwig II., leicht ironisch auch König Ludwig Superstar genannt. Ein Taschenbuch des gleichen Titels, Verfasser Alfons Schweiggert, steht seit langem im Bücherregal. Man findet alles, aber auch wirklich alles, rund um diese bayrische Werbeikone, auf witzige Weise angereichert, in diesem Taschenbuch.
Aber um dieses Buch ging es mir gestern nicht, obwohl es vom Format her auch ein Taschenbuch ist. Ich spreche von Horst Krügers "Ludwig, lieber Ludwig".
Wie schon eingangs erwähnt: Ludwig II. gibt es in Gips, Schokolade und Postern,mehrfach dramatisiert, schon oft verfilmt, „in Augenzeugenberichten" bei dtv und in mannigfaltigen Einzeluntersuchungen zur Todesart, zum Problem seines Wahns, über den Baumeister Ludwig und über Ludwig als den einzig Wahren, Guten und Schönen. Er ist umstritten wie Hamlet, wie Kaspar Hauser. Wer ihn also ganz enträtseln könnte, würde uns enttäuschen: Wir wollen ihn als Märchenkönig behalten, und welch irdische Beweggründe seine absonderlichen Handlungen hatten, das wollen wir allenfalls ahnen; Dokumente, Atteste, historische Rekonstruktionen: alles Nüchterne also macht uns nicht satt; Konstruktionen jedoch, etwa die Psychologie mit ihren klaren Begriffen für undeutliche Vorgänge ist hier die ideale Zaubertrickkiste, unsere Neugier erst richtig zu stacheln.
Und der Autor greift hier ganz ungeniert in diese Zauberkiste und er macht seine Sache gut: historische Fakten werden vorangestellt und der König, beinahe wie in einem Interview, dazu befragt. Mehr noch: die Reaktionen und Antworten des Königs befriedigen mich als Leserin, denn irgendwie scheint dabei alles so normal.
Ich denke auch mit schmunzeln an meine pubertäre Phase zurück, in der mich alles sexuelle rund um den König sehr interessiert hat und ich mich als "Schlüssellochguckerin" gut gemacht hätte , aber schließlich steckt in jedem von uns wahrscheinlich ein kleiner Voyeur....

Und als wenn es zur Lesethematik passen würde: gestern Abend kam auf "Eins festival" ein moderner König-Ludwig-Film, der allerdings von der Kritik ziemlich verrissen wurde. Ich fand ihn gar nicht mal schlecht, denn den jungen König kann man sich ruhig als chic gekleideten Mann vorstellen, der seine Haare locken ließ, die waren von Natur aus nämlich glatt, sprich "Schnittlauchlocken".
Er mochte auch blumige Düfte gerne, "Chypre" hieß sein Lieblingsduft. Chypre klassifiziert eine Familie von Parfüms, die aus einer hesperidischen Kopfnote von Zitrusölen wie Bergamotte, Orange, Zitrone oder Neroli, einer blumigen Herznote aus Rosen- und Jasminöl, und einer warmen, holzig-moosigen Basisnote aus Eichenmoos und Moschus bestehen. Chypre, vom Wort "Zypern" abgeleitet, war während des gesamten 19. Jahrhunderts eine begehrte und gern gekaufte Duftkomposition.
Er scheint auch in jungen Jahren bereits ein Genießer gewesen zu sein, der süße Speisen und Getränke deutlich bevorzugte. Davon kam auch sein rapider Zahnverfall, der nicht aufzuhalten war und er sich Zahnarztbesuchen verweigerte, bis die Schmerzen unerträglich waren.....

Dass der König ein gut aussehender Mann war, zumindest in jungen Jahren, zeigen die zahlreichen Fotos, die er von sich anfertigen ließ. Sein Hofphotograph Josef Albert hatte ein seinerzeit hochmodernes Photoatelier, das der König selbst dann noch beehrte, als er schon ziemlich unansehnlich war. Man könnte den König sogar als den Erfinder des Autogramms bezeichnen, da er gerne Fotos von sich verschenkte, die von ihm handsigniert oder sogar öfters mit einer persönlichen Widmung versehen waren:http://images.zeno.org/Fotografien/I/big/PHO00147.jpg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen