Donnerstag, 18. Mai 2017

Gedanken über König Ludwig II. - Zweiter Teil

Ja, der König Ludwig, bei mir nehmen die Bücher über ihn ein großen Platz im Bücherregal ein. Ich kann mich noch gut an meine erste Biographie über ihn erinnern: Blunt, Wilfried - Ludwig II. Von da ab gab´s kein halten mehr und ich habe viele Bücher, auch Romane, über ihn förmlich verschlungen.
Vom Klassiker "Gottfried von Böhm - Ludwig II. König von Bayern" bis hin zu Karl Mays Romanreihe um den König. 
Böhms Buch ist insofern interessant, weil er viele Zeitgenossen des Königs noch kannte und persönlich interviewen konnte, z.B. die Schauspielerin Lila von Bulyowsky, mit der Ludwig II. 1866 anbandelte. Er erlag der graziösen Ungarin wohl auch wegen dem bestrickenden Reiz "ihrer immer etwas ungenügenden Beherrschung der deutschen Sprache", wie es der Ludwig-Biograph Gottfried von Böhm 1922 formulierte. Der König schrieb ihr Liebesbriefe,lud sie auf die Roseninsel ein, in Schloß Hohenschwangau führte sie sogar in sein Schlafzimmer, worauf schon geunkt wurde, der Keusche sei "nun andern gleich gefallen". Böhm aber ist skeptisch: "Bei der Kußszene wurde Lila spröde und man trennte sich unverrichteter Sache."
Irgendwie muß die ganze Sache doch enttäuschend für den König gewesen sein, denn er gestand ihr, " er habe nie ein Weib besessen und er bedecke oft des Nachts ihrer gedenkend, seinen Pfühl (Kissen) mit Küssen". Nach diesem Geständnis, ließ er seine Haupt an den Busen der Künstlerin sinken, aber die legte es , statt einer Antwort, ruhig auf die Seite....

Es gibt auch einen Roman, in dem ein Liebesverhältnis des Königs mit einer Frau Folgen gehabt haben soll. Es handelt sich um das Buch "Diana" von Jo van Ammers-Küller. Es ist die romanhafte Beschreibung der Lebensgeschichte der Bildhauerin Elisabet Ney. Sie arbeitete u.a. in München und schuf eine lebensgroße Statue des Königs. Während dieser Zeit, ihr Mann lebte seiner Gesundheit wegen in Rom, wurde sie schwanger und verließ München in aller Eile. Den pikanten Gerüchten waren nun natürlich Tür und Tor geöffnet. 
Sie wanderte schwanger nach Amerika aus und gebar dort einen Sohn, den sie nach Schopenhauer Arthur nannte. Das Kind soll sehr schön gewesen sein, starb aber mit drei Jahren an Diphtherie. Sie verbrannte die Leiche des Kindes im Ofen ihres Anwesens, fertigte aber vorher einen Gipsabdruck, den sie in einem tragbaren Sarg auf alle Reisen mitnahm. Nach ihrem Tod sorgte ihr Mann dafür, dass der Gipsabdruck mit ihr beerdigt wurde. 

Naja, über den König lassen sich bestimmt noch viele Bücher schreiben und Filme drehen. Aber ihm wird kaum etwas gerecht werden, da er eine vielfältige Persönlichkeit war. Ich persönlich würde mich einmal über einen sorgfältig gemachten Mehrteiler freuen 

So ganz komme ich von König Ludwig gerade nicht los, aber das ist bei mir immer so: mal am historische Lesehaken, kann ich mich nicht so schnell davon befreien, vielleicht will ich es auch gar nicht 

Um noch einmal auf die Bildhauerin Elisabet Ney zurückzukommen: sie schrieb, wie viele erwachsene Menschen ihrer Zeit, Tagebuch. Und in diesem Tagebuch notierte sie, vom König schwanger zu sein.
Vielleicht war ja diese männlich wirkende Frau, die zudem ein männliches Handwerk ausübte, nach dem Geschmack des Königs. Sie war ein burschikoser Typ, schnitt ihre Haare kurz und trug Kleidung ohne Korsett.Außerdem behielt sie ihren Mädchennamen. Hier Bilder der Dame:

http://www.lwl.org/pressemitteilunge...lder/25739.jpg
http://www.lwl.org/pressemitteilunge...lder/25740.jpg
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https://r4students.files.wordpress.c..._004000001.jpg
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Auf der anderen Seite gibt es Briefe des Königs, nachlesbar in "Holzschuh, Robert - Das verlorene Paradies Ludwigs II.", die zeigen, dass er Männer bevorzugte und ziemlich ungeschminkt nach einem gewissen Körperteil fragte. Die Briefe lassen den Rückschluß zu, dass der König zwar Küsse und Umarmungen austauschte, es aber nie zu mehr kam. Denn der König war, als konstitutionelles Staatsoberhaupt, dem Gesetzbuch unterworfen und seit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs galt das BGB auch in Bayern. In Bayern war Homosexualität vorher nicht strafbar, das ursprüngliche Gesetzbuch fußte auch dem Code Napoleon, aber mit der Einführung des BGB war es wieder strafbar.
Außerdem gingen frühzeitig Gerüchte über die Homosexualität des Königs um, etwa über die Gebrüder Völkl, und in Schwaben und Franken wurde er als "Spinatstecher" bezeichnet.
Auf der anderen Seite: warum sollte Elisabet Ney, in ihr Tagebuch die Unwahrheit notieren? Das Tagebuch war ihr privatester Besitz, für niemanden freiwillig einsehbar.
Der König schrieb selbst auch Tagebuch und darf man den Auszügen, die ein gewisser Edir Grein, ein Pseudonym,veröffentlichte, trauen, praktizierte der König nur Küsse, Umarmungen und Onanie, worunter er ebenso litt. Onanie galt als schwere Sünde und wurde außerdem für Geisteskrankheiten verantwortlich gemacht... 

Zum Schluß: man könnte den König als Erfinder des Bewerberfotos bezeichnen. Natürlich wechselte in seinem Haushalt immer wieder das Personal, zu dem auch Frauen gehörten, und er verlangte vorab ein Bild des Bewerbers, um sich ein Bild machen zu können 

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