ine kurze Zwischenbilanz
Ja, was mögen sie nun gedacht haben, die gelehrten Ärzte, als sie den König, den sie nun in ihrer Gewalt, das Wort Obhut mag ich nicht benutzen, hatten?
Dr. Müller ist, wie ich schon sagte, ein zwielichtiger Charakter, der sich selbst in seinen Erinnerungen noch negativ über den König äußert, sich selbst herausstreicht und für mich, da er so aggressiv reagiert, der schwächste Zeuge ist. Ich bin der Überzeugung, dass er als Erster in einem strengen Verhör geredet hätte.
Alle Reaktionen des Königs waren doch normal: als die Kolonne im Schloß angekommen war, gab es für ihn ein Essen, dann legte sich der übermüdete Mann zu Bett. In der Nacht erwachte er, weil es in dem kalten Zimmer fror und er etwas Hunger hatte (die Kleidergeschichte von Dr. Müller zweifle ich an). Dann schlief er bis zum frühen Morgen, duschte, ließ sich frisieren und frühstückte. Danach wollte er in die Messe gehen.
Die Pfleger, die natürlich den Auftrag hatten, den König zu beobachten konnten nichts Auffälliges über ihn sagen.
* Weder kleckerte er beim Essen, noch beschmierte er seine Kleider damit oder spritzte mit den Getränken herum.
* Er schnitt keine Grimassen, hüpfte herum, brachte seine Haare in Unordnung oder zupfte an seinem Bart.
* Er führte keine Selbstgespräche oder wandte sich der Illusion zu, Gudden selbst nennt es so, dass unsichtbare Gäste anwesend seien.
Dr. Grashey sagte später zu seinem Schwiegervater, Dr. Gudden, dass er, so wörtlich "den Zustand seiner Majestät nicht für rettungslos halte", eine Aussage, die Gudden barsch zurückwies.
Haben sich die anderen Ärzte nicht doch mittlerweile Gedanken gemacht, dass sie ein Gefälligkeitsgutachten unterzeichnet hatten? Haben sie evtl. verlangt, die Zeugenaussagen selbst selbst durchlesen zu können, um sich ein eigenes Urteil bilden zu können? Wollten sie den König, wenn auch reichlich spät, untersuchen? Sie hatten es mit einem normalen Menschen, der unauffällig war, zu tun.
Warum hat keiner dieser Ärzte den Mut zusammengenommen, mit dem König zu reden? Ihm etwas zu sagen, dass er hier, um die falschen Aussagen, die man über ihn gemacht hätte, durch eine begrenzte Beobachtungszeit widerlegen zu können? Dass man ihm nun den Beistand eines Rechtsanwalts, oder Anwälte, möglich machen würde, zudem noch andere Gutachter, oder Ärzte, wie seine Leibärzte, hinzuziehen würde?
Noch eine kleine Anmerkung: dass der König beim Essen manchmal kleckerte, ist möglich. Aber nicht, weil er nicht auf Tischmanieren hielt, sondern weil es ihm schwer fiel, oder auch gar nicht, das Besteck zu halten. In seinen Briefen an seine ehemalige Erzieherin, Sibylle von Leonrod, klagte er , dass ihm seine Handgelenke aufschwellen würden, so dass er sie nicht bewegen könne und man "ihn wie ein Kind füttern müßte".
Das berichtet er bereits in jungen Jahren und die Frage taucht auf, ob dieses Symptom, zusammen mit den schweren Kopfschmerzen, die sich regelmäßig vom Hinterkopf aus ausbreiteten, zusammen mit den Kiefer- und Zahnschmerzen, nicht eher ein Leiden der Wirbelsäule, gepaart mit Neuralgien, waren.
Die bunte Welt von "BDB"? Ganz einfach: Brigitte Deininger Bayern! Da Romane und Sachliteratur, gepaart mit eigenen Geschichten und Abhandlungen immer mein Steckenpferd waren, freue ich mich, manches den geneigten Lesern öffentlich machen zu können. Ich wünsche ein reiches Lesevergnügen und spannende Lesemomente!
Sonntag, 29. Juli 2018
König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 24. Teil
Jetzt sind wir bei einem weiteren Punkt angelangt, an dem sich zwei Personen widersprechen: Dr. Müller und Dr. Grashey.
Dr. Müller berichtet in seinen Erinnerungen, dass er angeblich mehrmals in der Nacht wegen des Königs geweckt wurde.
Das erste Mal, als der König seine Kleider verlangte. Dr. Müller will ihn dann gemaßregelt haben, indem er ihm erklärte, er bekäme seine Kleider nicht, Dr. Gudden habe angeordnet, ihn schlafen zu lassen.
Das zweite Mal, als der König seine Socken verlangte, ihm war kalt und etwas zu essen wollte. Er bekam die Socken und eine Kleinigkeit zu essen.
Dr. Müller berichtet abschließend, der König hätte sehr unruhig geschlafen und viel geträumt.
In den Erinnerungen von Dr. Grashey findet sich nichts dergleichen. Er berichtet nur, dass sich der König einwandfrei und fügsam benommen habe. Über die Nachtruhe des Königs findet sich nur, dass er anscheinend gut geschlafen habe.
Auch Oberpfleger Mauder berichtet nichts, Dr. Gudden auch nicht.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich Dr. Müller, eine etwas zwielichtige Person, wie sich noch zeigen wird, sehr wichtig nimmt. Es wird wahrscheinlich eher so gewesen sein, dass sich nach dem Mittagessen alle, bis auf die wachhabenden Pfleger, das Hofpersonal und die Gendarmen, zum schlafen gelegt haben, da der vergangene Tag und die vorherige Nacht sehr anstrengend waren. Glaubhaft ist lediglich der Wunsch des Königs nach Socken, sowie Wunsch nach einer Kleinigkeit zu essen.
Man wollte wahrscheinlich erst am nächsten Tat, dem 13. Juni, den alltäglichen Betrieb aufnehmen.
Wie schon im vorherigen Beitrag erwähnt, erwachte der König etwa gegen sechs Uhr und wollte duschen. Der Wunsch wurde unverzüglich erfüllt und der "Waschapparat" wie man die Dusche nannte, hergerichtet. Es war natürlich keine moderne Dusche in unserem Sinn, sondern ein großer, mit warmen Wasser gefüllter Behälter, in den der König stehen konnte. Es standen zwölf Eimer mit warmen und kaltem Wasser bereit, das sich der König über den Körper schütten ließ. Die klassische Wechseldusche, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Dann ließ er sich abfrottieren, ankleiden und frisieren, anschließend gab es ein reichhaltiges Frühstück, bei dem den Wünschen des Königs entsprochen wurde.
Dann äußerte der König die Bitte, zur Messe, es war immerhin Pfingstmontag, gehen zu dürfen.
* Die Quellen berichten von der Kirche in Aufkirchen, zu welcher der König mit der Kutsche hätte fahren müssen.
* Die Kirche der Ortschaft Berg kam nicht in Frage, da die Stimmung in Berg explosiv war. Graf beschreibt in seinem Buch "Das Leben meiner Mutter", wie sich die Bewohner zu Messe, wie an jedem Sonn- und Feiertag, einfanden und von ihrem Pfarrer, der sonst mit seiner Meinung auch nicht hinter dem Berg hielt, einige Worte erwarteten. Aber der Pfarrer war kein Held, er sagte nichts, sondern betete statt "Wir beten für unseren Landesvater König Ludwig II." "Wir beten für das erlauchte Königshaus". Die Menschen in ihren Betstühlen machten ein noch finstereres Gesicht und beteten nicht mit.
* Hofrat Klug macht später die Aussage, er hätte den König am 12. Juni (!!) gefragt, ob er in seiner eigenen Kapelle, die er seit 1875 nutzte, denn am Pfingstmontag eine Messe lesen lassen wolle. Das hätte der König verneint und auf den nächsten Sonntag verwiesen.
Wie hätte der Hofrat anfragen wollen? Am 12. Juni war der König bereits in den Händen der "Fangkommission" und es durfte ihn kein Außenstehender sprechen.
Der König war persönlich ein gläubiger und frommer Mann, er wollte bestimmt zur Messe gehen, eben in seiner "Königskapelle". Das hätte sich selbst in der kurzen Zeit arrangieren lassen, entweder am späten Vormittag oder als Abendmesse.
Aber dieses Verhalten ist bezeichnend: selbst einem Schwerverbrecher oder zum Tode Verurteilten gestand man geistlichen Beistand zu, nur dem König nicht. Er war in den Augen der Verantwortlichen ein großer Sünder, unwürdig zur Messe zu gehen. Was hätte ein Geistlicher auch tun wollen? Er hätte dem König nicht helfen können, nötigenfalls hätten Pfleger oder Ärzte selbst an der Messe teilnehmen können, bzw. die Kapelle von Gendarmen bewacht werden.
Dr. Müller berichtet in seinen Erinnerungen, dass er angeblich mehrmals in der Nacht wegen des Königs geweckt wurde.
Das erste Mal, als der König seine Kleider verlangte. Dr. Müller will ihn dann gemaßregelt haben, indem er ihm erklärte, er bekäme seine Kleider nicht, Dr. Gudden habe angeordnet, ihn schlafen zu lassen.
Das zweite Mal, als der König seine Socken verlangte, ihm war kalt und etwas zu essen wollte. Er bekam die Socken und eine Kleinigkeit zu essen.
Dr. Müller berichtet abschließend, der König hätte sehr unruhig geschlafen und viel geträumt.
In den Erinnerungen von Dr. Grashey findet sich nichts dergleichen. Er berichtet nur, dass sich der König einwandfrei und fügsam benommen habe. Über die Nachtruhe des Königs findet sich nur, dass er anscheinend gut geschlafen habe.
Auch Oberpfleger Mauder berichtet nichts, Dr. Gudden auch nicht.
Mein persönlicher Eindruck ist, dass sich Dr. Müller, eine etwas zwielichtige Person, wie sich noch zeigen wird, sehr wichtig nimmt. Es wird wahrscheinlich eher so gewesen sein, dass sich nach dem Mittagessen alle, bis auf die wachhabenden Pfleger, das Hofpersonal und die Gendarmen, zum schlafen gelegt haben, da der vergangene Tag und die vorherige Nacht sehr anstrengend waren. Glaubhaft ist lediglich der Wunsch des Königs nach Socken, sowie Wunsch nach einer Kleinigkeit zu essen.
Man wollte wahrscheinlich erst am nächsten Tat, dem 13. Juni, den alltäglichen Betrieb aufnehmen.
Wie schon im vorherigen Beitrag erwähnt, erwachte der König etwa gegen sechs Uhr und wollte duschen. Der Wunsch wurde unverzüglich erfüllt und der "Waschapparat" wie man die Dusche nannte, hergerichtet. Es war natürlich keine moderne Dusche in unserem Sinn, sondern ein großer, mit warmen Wasser gefüllter Behälter, in den der König stehen konnte. Es standen zwölf Eimer mit warmen und kaltem Wasser bereit, das sich der König über den Körper schütten ließ. Die klassische Wechseldusche, um den Kreislauf in Schwung zu bringen. Dann ließ er sich abfrottieren, ankleiden und frisieren, anschließend gab es ein reichhaltiges Frühstück, bei dem den Wünschen des Königs entsprochen wurde.
Dann äußerte der König die Bitte, zur Messe, es war immerhin Pfingstmontag, gehen zu dürfen.
* Die Quellen berichten von der Kirche in Aufkirchen, zu welcher der König mit der Kutsche hätte fahren müssen.
* Die Kirche der Ortschaft Berg kam nicht in Frage, da die Stimmung in Berg explosiv war. Graf beschreibt in seinem Buch "Das Leben meiner Mutter", wie sich die Bewohner zu Messe, wie an jedem Sonn- und Feiertag, einfanden und von ihrem Pfarrer, der sonst mit seiner Meinung auch nicht hinter dem Berg hielt, einige Worte erwarteten. Aber der Pfarrer war kein Held, er sagte nichts, sondern betete statt "Wir beten für unseren Landesvater König Ludwig II." "Wir beten für das erlauchte Königshaus". Die Menschen in ihren Betstühlen machten ein noch finstereres Gesicht und beteten nicht mit.
* Hofrat Klug macht später die Aussage, er hätte den König am 12. Juni (!!) gefragt, ob er in seiner eigenen Kapelle, die er seit 1875 nutzte, denn am Pfingstmontag eine Messe lesen lassen wolle. Das hätte der König verneint und auf den nächsten Sonntag verwiesen.
Wie hätte der Hofrat anfragen wollen? Am 12. Juni war der König bereits in den Händen der "Fangkommission" und es durfte ihn kein Außenstehender sprechen.
Der König war persönlich ein gläubiger und frommer Mann, er wollte bestimmt zur Messe gehen, eben in seiner "Königskapelle". Das hätte sich selbst in der kurzen Zeit arrangieren lassen, entweder am späten Vormittag oder als Abendmesse.
Aber dieses Verhalten ist bezeichnend: selbst einem Schwerverbrecher oder zum Tode Verurteilten gestand man geistlichen Beistand zu, nur dem König nicht. Er war in den Augen der Verantwortlichen ein großer Sünder, unwürdig zur Messe zu gehen. Was hätte ein Geistlicher auch tun wollen? Er hätte dem König nicht helfen können, nötigenfalls hätten Pfleger oder Ärzte selbst an der Messe teilnehmen können, bzw. die Kapelle von Gendarmen bewacht werden.
König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 23. Teil
Die Stimmung in Berg geht, auch wenn Verbote ausgesprochen wurden, auf den Siedepunkt zu. Die Männer, die meisten Kriegsteilnehmer aus dem 70/71iger Krieg, überlegen sich, ob an nicht etwas tun könnte, schließlich sei man auch beim Militär gewesen. Die Menschen in Berg sind sich einig: ihr König ist widerrechtlich entmachtet worden, er kann gar nicht verrückt sein. Sie haben ihn im Umgang erlebt: freundlich, leutselig, großzügig. Keine Spur von Menschenscheu, im Gegenteil. Er hatte keine Probleme, Kontakt zu einfachen Menschen aufzunehmen. Es ist ein Märchen, dass der König sein Leben ohne Kontakt zu Menschen verbrachte. Er suchte sich seinen Umgang eben aus und wollte nicht mit dem intriganten Adel und der mißgünstigen Verwandtschaft verkehren. Ebenso den gaffenden und verurteilenden Blicken der Menschenansammlungen ausgesetzt sein.
Er suchte nur Kontakt zu Menschen, die ihm zwar ehrerbietig, aber ehrlich und ungezwungen, kurzum normal, mit ihm verkehrten.
Gegen 12.30 Uhr erreicht der Konvoi das Schloß und verschwindet schnell durch das Schloßtor, das geschlossen und bewacht wird.
Danach hat kein Außenstehender den König mehr lebendig gesehen, für die kommenden 30 bis 36 Stunden ist man auf die Aussagen der maßgeblichen Personen im Schloß angewiesen!
Vor dem Eingangsportal öffnete Oberpfleger Barth die Kutsche und der König stieg ruhig aus, ohne die sich verbeugenden Ärzte und Hofpersonal zu beachten, lediglich Wachtmeister Sauer, den er von früher kannte, begrüßte er freundlich.
Dann betrat er das Schloß und besichtigte zunächst alle Räume, dann geleitete man ihn zu seiner Wohnung im zweiten Stock. Vor einer Tür, die keinen Griff mehr hatte, blieb er stehen. Dr. Gudden öffnete mit einem Dreikantschlüssel. Ludwig sah, dass an allen Türen die Klinken abgeschraubt waren und Vorrichtungen angebracht waren, die es nur von außen erlaubten, mit einem Dreikantschlüssel zu öffnen.
Man erlaubte dem König nur sein Schlaf- und Wohnzimmer zu nutzen, ebenso die kleinen Erkerzimmer, von denen eine Tür, vom Schlafzimmer aus, zum Balkon führte. Einen weiterer Raum und vor allem der großzügige Speisesaal wurde von Gudden und Müller, dem Assistenzarzt genutzt.
Ein kleines Zimmer, das zwischen Schlaf- und Wohnzimmer lag, war für die Pfleger hergerichtet worden. Die beiden Türen des Raumes, einer führte ins Schlaf- der andere ins Wohnzimmer, waren mit verschließbaren Gucklöchern versehen worden. Dadurch konnten die Pfleger den Großteil der beiden Räume überblicken. Als sich der König beim Pfleger Mauder darüber beschwerte, versuchte ihn jener zu beruhigen, indem er sagte, die Pfleger würden nicht immer hereinschauen.
Die Fensterläden im Schlafzimmer waren verschlossen, aber Dr. Grashey ließ sie sofort öffnen. Da bei entdeckte Ludwig, dass selbst die Fenstergriffe abgeschraubt waren und bereits Löcher für Gitterstäbe gebohrt waren. Vor der Balkontür stand ein schwerer Schrank, der sich nicht bewegen ließ.
Aus den Zimmern selbst waren allen Bilder entfernt worden, die unter Glas waren, ebenso die Vasen und Alabasterfiguren. Das waren jetzt Räume ohne Wandschmuck, ohne Pflanzen oder Blumen. Selbst die Gartenkugeln aus den Beeten hatte man entfernt.
Dann gab es ein Mittagessen und der König legte sich gegen 14.30 Uhr zu Bett, um zu schlafen. Die Fahrt und die Aufregung hatten ihn sehr angestrengt. Als er sich ein schwarzes Tuch um den Hals legen wollte, er litt unter chronischen Halsschmerzen, wurde dies erst kontrolliert, ob er sich damit nicht aufhängen könne. Als dann der Glockenzug, der sich im Schlafzimmer des Königs befand, unablässig läutete, stürzte man ins Schlafzimmer des Königs, denn man hatte Angst, er hätte sich daran aufgehängt. Der König war schon beinahe eingeschlafen, aber der elektrische Glockenzug hatte sich selbst aufgehängt.
Der König schlief sehr unruhig und erwachte gegen Mitternacht. Das geschah aber ganz von selbst, denn der König war eine neunstündige Ruhezeit gewöhnt. Es gab keinen Befehl von ihm, ihn um Mitternacht zu wecken.
Da es im Zimmer kalt war, die "fürsorglichen" Männer hatten einfach vergessen zu heizen, auch im Frühsommer kann es im Alpenvorland kalt werden,wollte er seine Kleidung haben, um sich anzuziehen. Die Kleidung war ihm aber weggenommen worden und man gab ihm lediglich ein Paar Wollsocken. Gegen den Hunger gab es eine Scheibe Brot und eine Orange. Als er gegessen hatte, legte er sich mit den Socken zu Bett und schlief weiter. Punkt sechs Uhr morgens stand er auf.
Ansicht des Schloßes Berg mit Blick auf den Balkon im 2. Stock und die beiden Erkertürme.
Quelle: http://www.billerantik.de/gallery2/m...lo__Berg_d.jpg
König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 22. Teil
Nachdem der König verhaftet wurde, um Graf Holnstein zu zitieren, begeben sich alle in den Innenhof von Neuschwanstein. Dort warten schon Wagen und Pferde, wobei der König beim Anblick der ihm zugedachten Kutsche bemerkt, dass er sich einen etwas bequemeren Wagen gewünscht hätte.
Um 04:15 Uhr beginnt die Abfahrt nach Schloß Berg.
Im ersten Wagen befinden sich die Oberregierungsräte v. Müller und Koppelstädter, sowie der Stallmeister Lenfeld.
Im zweiten Wagen fahren der Assistenzarzt Dr. Müller, Kammerdiener Mayr und die zwei Pfleger Braun und Schneller.
Im dritten Wagen, einem Sicherheitsfahrzeug, sitzt der König alleine. Die Türgriffe sind innen abmontiert, die Türen können nur von außen geöffnet werden. Im Wagen sind Vorrichtungen angebracht, um Arme und Beine fixieren zu können. Neben dem Wagen reitet der ehemalige königl. Vorreiter Fritz Schwegler, der den Auftrag hat, den König zu beobachten und beim geringsten verdächtigen Zeichen Meldung zu machen. Man würde dann augenblicklich anhalten und sich um den König "kümmern".
Im vierten Wagen sitzen Dr. Gudden mit den Pflegern Mauder und Hack, sowie dem Gendameriehauptmann Horn.
Ludwig wischt die Fensterscheibe ab und schaut hinaus. Draußen stehen, trotz des Regens, Menschen, sie schreien und weinen. Der König winkt hinaus.
Wachtmeister Boppeler, der dem König treu ergeben war, spricht von einem Leichenzug.
Die achtstündige Fahrt verläuft bei strömendem Regen ohne besondere Vorkommnisse.
Die Route verläuft über Schwangau, Buching, Halblech, Trauchgau, Steingaden (Pferdewechsel), Peiting, Peißenberg (Pferdewechsel), Seeshaupt (Pferdewechsel), Ambach, Holzhausen, Münsing, Berg.
Außerdem sind an jeder Station zwei Gendarmen anwesend und auf der Fahrtroute Nachtpatrouillen eingesetzt.
Auch in der Ortschaft Berg und dem Schloß ist man nicht untätig geblieben.
Der Schmied Leibfinger war geholt worden, um verschiedene Türklinken im Schloß zu entfernen. Er berichtet, obwohl er verpflichtet wurde, zu schweigen, dass man in die Türen Löcher gebohrt hatte.
Fremde Reiterei ist angekommen und verstärkte Gendamerieabteilungen haben sich eingefunden. Vor der Schloßmauer und dem Schloßtor marschieren fremde Wachen. Sie treiben die Leute auseinander und am Abend des 12. Juni kommt in jedes Berger-Haus ein höherer Polizeibeamter, der von zwei Gendarmen begleitet wird. Er gibt folgende Befehle:
- nach Einbruch der Nacht ist es verboten, die Straße zu betreten
- ebenso Besuche zu machen
- außerdem darf man sich nicht im Wirtshaus aufhalten
- bei Tag darf man sich weder in der Nähe der Schloßmauern aufhalten, noch am oberen Parkzaun
Vor Seeshaupt hält plötzlich der Wagen des Königs. Dr. Gudden eilt zum König, der aber lediglich austreten muß und sich die Beine vertreten möchte. Nach einer Viertelstunde wird die Fahrt fortgesetzt.
Während des Umspannens in Seeshaupt ist es dem König offensichtlich erlaubt, das Wagenfenster zu öffnen. Sofort versammeln sich etwa 30 Personen, Ortseinwohner und Sommerfrischler, um den Wagen. Der König grüßt freundlich.
Während seine Begleitung zur Erfrischung Wein trinkt, bittet der König die Posthalterin Anna Vogl, die er von früheren Aufenthalten kennt, um ein Glas Wasser. Sie bringt ihm das Wasser, er unterhält sich kurz mit ihr und sagt, nachdem er das Glas geleert hat, dreimal "Danke!". Die Frau ist erschüttert und bewahrt das Glas als Familienerbstück auf.
Außerdem ist sie die letzte Zeugin außerhalb des Schlosses Berg, die den König noch lebend gesehen hat.
Nachbemerkung:
Wenn man sich mit dem nüchternen Sachverhalt vertraut macht, kann man nur sagen, dass sich diese Leute ihres Unrechts, ihres Gesetzesbruchs, des Staatsstreichs, sehr wohl bewußt waren.
Die Angst muß sehr groß gewesen sein, dass der König hätte fliehen können oder Menschen ihn befreien konnten.
Allein die Kutsche des Königs, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, das hier ein Staatsfeind transportiert wurde. Wenn die Gefahr des Selbstmord gegeben gewesen wäre, dann hätten wohl eher Pfleger im Wagen sitzen müssen. Und wie wollte der König denn auch Selbstmord verüben? Sich aus der fahrenden Kutsche werfen? Das hätte Verletzungen nach sich gezogen, weniger den Tod. Außerdem: mit dem zerbrochenen Fensterglas hätte der König eher die Möglichkeit gehabt, sich die Halsschlagader zu verletzen. Das führt auch heute noch zum Tod und damals hätten die Anwesenden auch nicht mehr tun können als beten. Wer sagt denn, dass nicht zumindest die Beine des Königs fixiert waren? Es hat ja niemand aus der Bevölkerung sehen können.
Dann die Wachen an den Wegstationen, an denen die Pferde gewechselt wurden und die Nachtpatroullien, das spricht eine beredte Sprache.
Es ist auch nirgends die Rede davon, dass dem König erlaubt wurde, irgendeinen persönlichen Gegenstand mitzunehmen, wie etwa ein Buch, eine Miniatur, ein Foto, ein Gebetbuch oder einen Rosenkranz. Er selbst besaß ein schönes Gebetsandenken, "Das betende Jesuskind", ein Geschenk seines Onkels Adalbert, das sein ständiger Begleiter war.
Das man hier einen Verrückten, einen Geisteskranken, transportiert hat, ist nur einen fadenscheinige Ausrede, denn einen Kranken behandelt man mit Schonung und Wohlwollen, sorgt schon auf der Fahrt für Verpflegung, läßt ihm einen vertrauten Gegenstand im Besitz. So hat man einen Menschen in eine Kutsche gesteckt, ihn wahrscheinlich teilweise fixiert und sich ansonsten um nichts gekümmert, denn das Internierungsgebäude, Schloß Berg, sollte umgehend erreicht werden.
Um 04:15 Uhr beginnt die Abfahrt nach Schloß Berg.
Im ersten Wagen befinden sich die Oberregierungsräte v. Müller und Koppelstädter, sowie der Stallmeister Lenfeld.
Im zweiten Wagen fahren der Assistenzarzt Dr. Müller, Kammerdiener Mayr und die zwei Pfleger Braun und Schneller.
Im dritten Wagen, einem Sicherheitsfahrzeug, sitzt der König alleine. Die Türgriffe sind innen abmontiert, die Türen können nur von außen geöffnet werden. Im Wagen sind Vorrichtungen angebracht, um Arme und Beine fixieren zu können. Neben dem Wagen reitet der ehemalige königl. Vorreiter Fritz Schwegler, der den Auftrag hat, den König zu beobachten und beim geringsten verdächtigen Zeichen Meldung zu machen. Man würde dann augenblicklich anhalten und sich um den König "kümmern".
Im vierten Wagen sitzen Dr. Gudden mit den Pflegern Mauder und Hack, sowie dem Gendameriehauptmann Horn.
Ludwig wischt die Fensterscheibe ab und schaut hinaus. Draußen stehen, trotz des Regens, Menschen, sie schreien und weinen. Der König winkt hinaus.
Wachtmeister Boppeler, der dem König treu ergeben war, spricht von einem Leichenzug.
Die achtstündige Fahrt verläuft bei strömendem Regen ohne besondere Vorkommnisse.
Die Route verläuft über Schwangau, Buching, Halblech, Trauchgau, Steingaden (Pferdewechsel), Peiting, Peißenberg (Pferdewechsel), Seeshaupt (Pferdewechsel), Ambach, Holzhausen, Münsing, Berg.
Außerdem sind an jeder Station zwei Gendarmen anwesend und auf der Fahrtroute Nachtpatrouillen eingesetzt.
Auch in der Ortschaft Berg und dem Schloß ist man nicht untätig geblieben.
Der Schmied Leibfinger war geholt worden, um verschiedene Türklinken im Schloß zu entfernen. Er berichtet, obwohl er verpflichtet wurde, zu schweigen, dass man in die Türen Löcher gebohrt hatte.
Fremde Reiterei ist angekommen und verstärkte Gendamerieabteilungen haben sich eingefunden. Vor der Schloßmauer und dem Schloßtor marschieren fremde Wachen. Sie treiben die Leute auseinander und am Abend des 12. Juni kommt in jedes Berger-Haus ein höherer Polizeibeamter, der von zwei Gendarmen begleitet wird. Er gibt folgende Befehle:
- nach Einbruch der Nacht ist es verboten, die Straße zu betreten
- ebenso Besuche zu machen
- außerdem darf man sich nicht im Wirtshaus aufhalten
- bei Tag darf man sich weder in der Nähe der Schloßmauern aufhalten, noch am oberen Parkzaun
Vor Seeshaupt hält plötzlich der Wagen des Königs. Dr. Gudden eilt zum König, der aber lediglich austreten muß und sich die Beine vertreten möchte. Nach einer Viertelstunde wird die Fahrt fortgesetzt.
Während des Umspannens in Seeshaupt ist es dem König offensichtlich erlaubt, das Wagenfenster zu öffnen. Sofort versammeln sich etwa 30 Personen, Ortseinwohner und Sommerfrischler, um den Wagen. Der König grüßt freundlich.
Während seine Begleitung zur Erfrischung Wein trinkt, bittet der König die Posthalterin Anna Vogl, die er von früheren Aufenthalten kennt, um ein Glas Wasser. Sie bringt ihm das Wasser, er unterhält sich kurz mit ihr und sagt, nachdem er das Glas geleert hat, dreimal "Danke!". Die Frau ist erschüttert und bewahrt das Glas als Familienerbstück auf.
Außerdem ist sie die letzte Zeugin außerhalb des Schlosses Berg, die den König noch lebend gesehen hat.
Nachbemerkung:
Wenn man sich mit dem nüchternen Sachverhalt vertraut macht, kann man nur sagen, dass sich diese Leute ihres Unrechts, ihres Gesetzesbruchs, des Staatsstreichs, sehr wohl bewußt waren.
Die Angst muß sehr groß gewesen sein, dass der König hätte fliehen können oder Menschen ihn befreien konnten.
Allein die Kutsche des Königs, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, das hier ein Staatsfeind transportiert wurde. Wenn die Gefahr des Selbstmord gegeben gewesen wäre, dann hätten wohl eher Pfleger im Wagen sitzen müssen. Und wie wollte der König denn auch Selbstmord verüben? Sich aus der fahrenden Kutsche werfen? Das hätte Verletzungen nach sich gezogen, weniger den Tod. Außerdem: mit dem zerbrochenen Fensterglas hätte der König eher die Möglichkeit gehabt, sich die Halsschlagader zu verletzen. Das führt auch heute noch zum Tod und damals hätten die Anwesenden auch nicht mehr tun können als beten. Wer sagt denn, dass nicht zumindest die Beine des Königs fixiert waren? Es hat ja niemand aus der Bevölkerung sehen können.
Dann die Wachen an den Wegstationen, an denen die Pferde gewechselt wurden und die Nachtpatroullien, das spricht eine beredte Sprache.
Es ist auch nirgends die Rede davon, dass dem König erlaubt wurde, irgendeinen persönlichen Gegenstand mitzunehmen, wie etwa ein Buch, eine Miniatur, ein Foto, ein Gebetbuch oder einen Rosenkranz. Er selbst besaß ein schönes Gebetsandenken, "Das betende Jesuskind", ein Geschenk seines Onkels Adalbert, das sein ständiger Begleiter war.
Das man hier einen Verrückten, einen Geisteskranken, transportiert hat, ist nur einen fadenscheinige Ausrede, denn einen Kranken behandelt man mit Schonung und Wohlwollen, sorgt schon auf der Fahrt für Verpflegung, läßt ihm einen vertrauten Gegenstand im Besitz. So hat man einen Menschen in eine Kutsche gesteckt, ihn wahrscheinlich teilweise fixiert und sich ansonsten um nichts gekümmert, denn das Internierungsgebäude, Schloß Berg, sollte umgehend erreicht werden.
König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 21. Teil
Ich denke, um der Vertuschung auf die Spur zu kommen, muß ich bis zur Entmündigung und Verhaftung des Königs auf Schloß Neuschwanstein zurückgehen.
Meine Quelle sind die Lebenserinnerungen des nachmaligen Bäckermeisters und Bürgermeisters von Oberammergau, Wilhelm Rutz, die er 1950 verfaßt hat. Nun mag man einwenden, dass mit der Zeit alle Erinnerungen vergoldet werden, aber wenn man sich gerne an etwas erinnert, das für einen Menschen persönlich gut war, muß es doch nicht mit Unwahrheit, einer Lüge bezeichnet werden.
Wilhelm Rutz war vom 6. Februar 1886 bis 10.Juni 1886 Leibdiener, also Kammerlakai, des Königs und verfaßte erst im hohen Alter von 85 Jahren seine Lebenserinnerungen, die in erster Linie für seine Familie gedacht waren.
Lesen wir einige Textpassagen aus dem Erinnerungen:
"Ich war der erste Diener des Königs. Mein Dienst bestand darin, den König zu wecken, Diktate entgegen zu nehmen und Ordnung zu halten, wie es bei hohen Herrschaften eben so üblich ist. Am Anfang war es etwas schwierig, aber der König war sehr geduldig. Der König arbeitete nachts und schlief am Tag. Er hielt seine Ruhezeiten sehr genau ein, sie betrugen 9 Stunden und 40 Minuten. Neben der Uhr lag ein Zettel, auf dem die genaue Weckzeit vermerkt war. Der erste Diener mußte den König einschließen, den Schlüssel zu sich nehmen und um die festgesetzte Zeit zum wecken ins Zimmer kommen und eine Tasse Tee mitbringen....
Dann mußte die Uhr mit dem Zettel vorgezeigt werden und wenn die Zeiten übereinstimmten nickte der König (manchmal murmelte er, man solle ihn doch noch ein bisserl schlafen lassen). Dann stand er auf, trank seinen Tee, stand auf und ging ins Bad, alles dauerte etwa ein halbe Stunde. Der König war sehr reinlich...
Später erfolgte das Ankleiden und ich reichte dem König seine Uhr und ein frisches Taschentuch.....
Dann kam der Friseur, der manchen Wunsch erfüllte, aber schweigen mußte, hart für einen Friseur. Wenn die Toilette beendet war, blieb der König für ein Morgengebet allein im Zimmer. Dann folgte das Frühstück, das etwa eine halbe Stunde dauerte, Dann wurde ausgefahren und ein halbstündiger Spaziergang gemacht. Danach las der König Zeitungen und -ausschnitte, danach folgten die Regierungsakten, die nach der Durchsicht des Königs, unterschrieben wurden.
Dann gab es Mittagessen, dabei las der König, meistens französische Literatur. Zu den Hauptmahlzeiten gab es Rot- und Weissweine, sowie Liköre und Bier. Der König trank nur Eiswasser, Zigaretten und Zigarren, die ebenfalls bereit lagen, rauchte der König nicht.
Nach dem Essen las der König, diktierte Bauangelegenheiten und fertigte architektonische Zeichnungen.....
Er mochte seine Verwandtschaft nicht und mied sie, Regierungsangelegenheiten wurden schriftlich erledigt.
Er liebte die Einsamkeit, aber sie machte ihn krank, nicht geisteskrank, sondern seelenkrank. Er hielt gewissenhaft Ordnung, hatte eine geordnete Lebensweise und ein fabelhaftes Gedächtnis....."
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" Am 11. Juni 1886 war der Kutscher Öttl abends noch im Stall beschäftigt, um Pferde und Wagen für die nächste Ausfahrt herzurichten. Da erschien Graf Holnstein und sage ihm das alles sei nicht mehr nötig, der König wäre abgesetzt und Prinzregent Luitpold habe die Regentschaft übernommen. Von einem Diener erfuhr Öttl, dass um vier Uhr eine Kommission komme, um den König zu verhaften und die Ernennung des neuen Regenten bekannt zu geben, ihn selbst in ärztliche Behandlung zu übergeben. Öttl begab sich sofort zum König, um ihm Mitteilung zu machen. Es war ein Uhr nachts, der König beim Souper. Er wurde blaß und aufgeregt, ging im Zimmer hin und her, sah jeden Augenblick auf die Uhr. Gegen vier Uhr rief er den Diener Hietl und mich zu sich, wir mußten mit ihm auf den Balkon des Schlafzimmers gehen, denn von dort war der beste Blick auf die Schloßstraße. Er stand zwischen uns und blickte mit bebenden Lippen unentwegt hinunter. Er befreite und von der sonst üblichen Verbeugung und dem Schweigen. Da erblickte er die Kommission und sagte: " Sehen Sie, sie kommen." Doch sie konnten nicht herein, denn die Gendamerie hielt Wache und hatte scharf geladen. Die Kommission bestand aus "bunt" gekleideten Herren und schwarz gekleideten Herren, das waren die Ärzte und Pfleger. Als sie außer Sicht waren, sagte der König, ihm käme die Sache vor, wie ein mißlungenes Lustspiel. Der König bat uns, bei ihm zu bleiben, da hoben wir die rechte Hand zum Schwur und legten die andere Hand auf das Herz. Graf Holnstein verlangte unverschämterweise Eintritt, worauf er verhaftet wurde, auch die Anderen wurden verhaftet.
Acht Stunden später kamen dreissig Gendarmen der neuen Regierung und lösten die alte Wache auf, der Zutritt zum König war frei. Der Major verhaftete Hietl und mich im Korridor, ohne unsere Habseligkeiten wurden wir in einem Wagen nach München gebracht. Am nächsten Morgen kam die Versetzung nach Freising, denn man wollte den Journalisten keine Zeugenbefragungen ermöglichen. Graf Drückheim wurde zunächst verhaftet und später nach Metz versetzt."
Soweit die Erinnerungen des Wilhelm Rutz.
Andere Diener sagten Jahrzehnte später aus, denn es gab nicht nur den berüchtigten Mayr, dass beim zweiten Erscheinen der "Fangkommission", der König beim Souper saß.
Keine Rede davon, dass er ausgiebig getrunken haben soll, es war immer die Rede von einer Flasche Champagner und einer Kanne Rum.
Aber das paßte im Nachhinein hervorragend: ein verrückter Alkoholiker, der man sogar vor dem Selbstmord, mit Hilfe des Dieners Mayr, der den angeblich verlangten Schlüssel zum Turm, mit Hilfe einer Ausrede, nicht finden konnte, bewahrte.
Das bildet eine Linie zu den Mengen an Alkohol, die der König angeblich bei seiner letzten Mahlzeit vor dem Spaziergang mit Gudden zu sich nahm.
Nur:
* Alkohol sollte, nach Anordnung der Ärzte, streng rationiert werden
* der König hatte selbst keinen Zugriff auf Alkohol, er wurde in zwei abgeschlossenen Zimmern eingesperrt und bewacht
* er aß zwar am frühen Nachmittag des 12. Juni, legte sich aber, da er müde war, ins Bett. Als er in der Nacht erwachte, bekam er lediglich eine Orange und eine Scheibe Brot, da die Küche "kalt" war, sonst nichts.
So, da ist er, der erste beweisbare Fehler, in der offiziellen Erzählung über die Tatnacht.
Meine Quelle sind die Lebenserinnerungen des nachmaligen Bäckermeisters und Bürgermeisters von Oberammergau, Wilhelm Rutz, die er 1950 verfaßt hat. Nun mag man einwenden, dass mit der Zeit alle Erinnerungen vergoldet werden, aber wenn man sich gerne an etwas erinnert, das für einen Menschen persönlich gut war, muß es doch nicht mit Unwahrheit, einer Lüge bezeichnet werden.
Wilhelm Rutz war vom 6. Februar 1886 bis 10.Juni 1886 Leibdiener, also Kammerlakai, des Königs und verfaßte erst im hohen Alter von 85 Jahren seine Lebenserinnerungen, die in erster Linie für seine Familie gedacht waren.
Lesen wir einige Textpassagen aus dem Erinnerungen:
"Ich war der erste Diener des Königs. Mein Dienst bestand darin, den König zu wecken, Diktate entgegen zu nehmen und Ordnung zu halten, wie es bei hohen Herrschaften eben so üblich ist. Am Anfang war es etwas schwierig, aber der König war sehr geduldig. Der König arbeitete nachts und schlief am Tag. Er hielt seine Ruhezeiten sehr genau ein, sie betrugen 9 Stunden und 40 Minuten. Neben der Uhr lag ein Zettel, auf dem die genaue Weckzeit vermerkt war. Der erste Diener mußte den König einschließen, den Schlüssel zu sich nehmen und um die festgesetzte Zeit zum wecken ins Zimmer kommen und eine Tasse Tee mitbringen....
Dann mußte die Uhr mit dem Zettel vorgezeigt werden und wenn die Zeiten übereinstimmten nickte der König (manchmal murmelte er, man solle ihn doch noch ein bisserl schlafen lassen). Dann stand er auf, trank seinen Tee, stand auf und ging ins Bad, alles dauerte etwa ein halbe Stunde. Der König war sehr reinlich...
Später erfolgte das Ankleiden und ich reichte dem König seine Uhr und ein frisches Taschentuch.....
Dann kam der Friseur, der manchen Wunsch erfüllte, aber schweigen mußte, hart für einen Friseur. Wenn die Toilette beendet war, blieb der König für ein Morgengebet allein im Zimmer. Dann folgte das Frühstück, das etwa eine halbe Stunde dauerte, Dann wurde ausgefahren und ein halbstündiger Spaziergang gemacht. Danach las der König Zeitungen und -ausschnitte, danach folgten die Regierungsakten, die nach der Durchsicht des Königs, unterschrieben wurden.
Dann gab es Mittagessen, dabei las der König, meistens französische Literatur. Zu den Hauptmahlzeiten gab es Rot- und Weissweine, sowie Liköre und Bier. Der König trank nur Eiswasser, Zigaretten und Zigarren, die ebenfalls bereit lagen, rauchte der König nicht.
Nach dem Essen las der König, diktierte Bauangelegenheiten und fertigte architektonische Zeichnungen.....
Er mochte seine Verwandtschaft nicht und mied sie, Regierungsangelegenheiten wurden schriftlich erledigt.
Er liebte die Einsamkeit, aber sie machte ihn krank, nicht geisteskrank, sondern seelenkrank. Er hielt gewissenhaft Ordnung, hatte eine geordnete Lebensweise und ein fabelhaftes Gedächtnis....."
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" Am 11. Juni 1886 war der Kutscher Öttl abends noch im Stall beschäftigt, um Pferde und Wagen für die nächste Ausfahrt herzurichten. Da erschien Graf Holnstein und sage ihm das alles sei nicht mehr nötig, der König wäre abgesetzt und Prinzregent Luitpold habe die Regentschaft übernommen. Von einem Diener erfuhr Öttl, dass um vier Uhr eine Kommission komme, um den König zu verhaften und die Ernennung des neuen Regenten bekannt zu geben, ihn selbst in ärztliche Behandlung zu übergeben. Öttl begab sich sofort zum König, um ihm Mitteilung zu machen. Es war ein Uhr nachts, der König beim Souper. Er wurde blaß und aufgeregt, ging im Zimmer hin und her, sah jeden Augenblick auf die Uhr. Gegen vier Uhr rief er den Diener Hietl und mich zu sich, wir mußten mit ihm auf den Balkon des Schlafzimmers gehen, denn von dort war der beste Blick auf die Schloßstraße. Er stand zwischen uns und blickte mit bebenden Lippen unentwegt hinunter. Er befreite und von der sonst üblichen Verbeugung und dem Schweigen. Da erblickte er die Kommission und sagte: " Sehen Sie, sie kommen." Doch sie konnten nicht herein, denn die Gendamerie hielt Wache und hatte scharf geladen. Die Kommission bestand aus "bunt" gekleideten Herren und schwarz gekleideten Herren, das waren die Ärzte und Pfleger. Als sie außer Sicht waren, sagte der König, ihm käme die Sache vor, wie ein mißlungenes Lustspiel. Der König bat uns, bei ihm zu bleiben, da hoben wir die rechte Hand zum Schwur und legten die andere Hand auf das Herz. Graf Holnstein verlangte unverschämterweise Eintritt, worauf er verhaftet wurde, auch die Anderen wurden verhaftet.
Acht Stunden später kamen dreissig Gendarmen der neuen Regierung und lösten die alte Wache auf, der Zutritt zum König war frei. Der Major verhaftete Hietl und mich im Korridor, ohne unsere Habseligkeiten wurden wir in einem Wagen nach München gebracht. Am nächsten Morgen kam die Versetzung nach Freising, denn man wollte den Journalisten keine Zeugenbefragungen ermöglichen. Graf Drückheim wurde zunächst verhaftet und später nach Metz versetzt."
Soweit die Erinnerungen des Wilhelm Rutz.
Andere Diener sagten Jahrzehnte später aus, denn es gab nicht nur den berüchtigten Mayr, dass beim zweiten Erscheinen der "Fangkommission", der König beim Souper saß.
Keine Rede davon, dass er ausgiebig getrunken haben soll, es war immer die Rede von einer Flasche Champagner und einer Kanne Rum.
Aber das paßte im Nachhinein hervorragend: ein verrückter Alkoholiker, der man sogar vor dem Selbstmord, mit Hilfe des Dieners Mayr, der den angeblich verlangten Schlüssel zum Turm, mit Hilfe einer Ausrede, nicht finden konnte, bewahrte.
Das bildet eine Linie zu den Mengen an Alkohol, die der König angeblich bei seiner letzten Mahlzeit vor dem Spaziergang mit Gudden zu sich nahm.
Nur:
* Alkohol sollte, nach Anordnung der Ärzte, streng rationiert werden
* der König hatte selbst keinen Zugriff auf Alkohol, er wurde in zwei abgeschlossenen Zimmern eingesperrt und bewacht
* er aß zwar am frühen Nachmittag des 12. Juni, legte sich aber, da er müde war, ins Bett. Als er in der Nacht erwachte, bekam er lediglich eine Orange und eine Scheibe Brot, da die Küche "kalt" war, sonst nichts.
So, da ist er, der erste beweisbare Fehler, in der offiziellen Erzählung über die Tatnacht.
König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 20. Teil
Zusammenfassung - Teil 2
Nachdem Hucki sich dankenswerterweise schon explizit mit den Fußspuren und den Hüten auseinander gesetzt hat, gehe ich heute auf die Schirme und die Röcke des Königs ein.
Blicken wir auf das Szenario, wie es die offizielle Version darstellt.
Der König, ungeachtet seines Begleiters Gudden, rennt blitzartig über die kleine Lichtung in Richtung Seeufer, um sich entweder zu ertränken oder zu fliehen.
Gudden wirft bei der Verfolgung als Erster den Schirm weg, während dies der König erst am Seeufer tut.
Dann hängt sich Gudden, der den Fliehenden aufhalten will, selbst in Jacket und Mantel, wie eine Krabbe an den Rücken des Königs, um ihn aufzuhalten. Doch der König schlüpft aus Mantel und Jacke, gleichzeitig, dann geht er ins Wasser.
Das liest sich so spannend wie ein Märchen und ist ebenso unwahr.
Warum sollte der König erst mit Schirm, Hut und Mantel an das Seeufer rennen?
Das macht doch kein Mensch. Jeder würde zuerst den Schirm und den Hut wegwerfen, dann den Mantel ausziehen und zuletzt das Jackett. Da geht auch nacheinander, wenn man rennt. Alles abwerfen, was hinderlich sein könnte.
Oder den Schirm in der Hand wie einen Schlagstock nutzen, Schläge auf den Kopf, ins Gesicht, auf den Körper, egal wo, nur, damit der Verfolger zu Boden geht, ohnmächtig wird, vor allem nicht um Hilfe rufen kann!
Gudden wirft zwar den Schirm weg, behält aber Mantel, wir dürfen davon ausgehen, dass der selbst einen über dem Jackett trug, an und auch der Zylinder bleibt auf.
Dann erreicht er den König und zerrt ihn so am Mantel, dass es dem König gelingt, aus zwei Kleidungsstücken gleichzeitig zu schlüpfen.
Selbst zu diesem Zeitpunkt hat sich noch kein Zweikampf entwickelt, sondern der findet erst in 1,28 m Wassertiefe statt.
Haarsträubend diese Schilderung!
Versetzt man sich in die Lage des Königs, der den Park von Schloß Berg, auch die Zugänge zum See wie seine Westentasche kannte, dann ist es nur logisch, dass er zu einem günstigen Zeitpunkt fliehen wollte und zwar schnellstmöglich.
In Gesprächen, auch auf dem ersten Spaziergang, wickelt er Gudden mit Charme, Freundlichkeit und der Besorgnis, man könnte ihm etwas antun, ein. Gudden ist geschmeichelt und schreibt noch am gleichen Tag an seinen berühmten Kollegen Krafft-Ebing einen Brief, in dem er u.a. äußert:
"Der König vertraut mir. Er liebt mich, denn er ist sehr freundlich zu mir."
Den Pfleger Mauder frägt der König, wieviele Gendarmen im Park seien. Mauder gibt bereitwillig Auskunft. Die nächste Frage des Königs lautet, ob sie denn geladen hätten und auf ihn schießen würden. Mauder antwortet, sie hätten gar nicht geladen. Der König weiß nun Bescheid.
Als Gudden sich mit dem König auf den zweiten Spaziergang macht, jammert er zwar, dass der König mit seinen Fragen so anstrengend sei, aber man sähe sich spätestens um acht Uhr zum Souper (ohne funktionierende Uhr?). Dann kommt der entscheidende Befehlt Guddens: "Es darf kein Pfleger mitgehen!"
Es ist früher kolportiert worden, dass dieser Befehl auf Wunsch des Königs gegeben wurde oder der Pfleger den Anweisung Gudden mißverstanden habe, es sei lediglich gemeint gewesen, dass der Pfleger in der Distanz zurückbleiben solle. Doch es ist eindeutig bewiesen, dass Gudden diese Anordnung von sich selbst aus gegeben hatte und zwar unmißverständlich!
Eine zeitgenössische Darstellung, wie der König und Gudden gekleidet waren. Der Befehl Guddens wurde allerdings schon an der Türe gegeben, wahrscheinlich außerhalb der Hörweite des Königs.
Quelle: https://quh-berg.de/wp-content/uploads/P1110401.jpg
Um nun zu den ineinander steckenden Kleidungsstücken des Königs zu kommen: aus Mantel und Jackett/Blazer zu schlüpfen, ist schwierig, auch wenn jemand daran zerrt, oder sich gar einkrallt. Dieser Jemand wird dann sofort abgewehrt und zwar mit einem Schlag oder Schlägen, dass er abläßt oder sogar zu Boden geht. Selbst dann entledig man sich zuerst des Mantels und dann des Jacketts/Blazers. Beides gleichzeitig auszuziehen ist schwierig und zeitraubend, Zeit hat man aber nicht auf einer Flucht. Ich habe es selbst ausprobiert, wenn man Mantel und Blazer gleichzeitg ausziehen will, das ist beinahe unmöglich.
Und einem großen Mann wie es der König war, zerrt ein wesentlich kleiner Mann an der Kleidung. Reaktion: Abwehr! Ich habe es bei meinem Sohn, er ist 1,90m groß, von hinten versucht (ich bin 1,62m groß), Fehlanzeige! Und Gudden soll dabei selbst im Mantel gewesen sein und der Zylinder blieb die ganze Zeit auf dem Kopf? Selbst im Wasser, in dem der angebliche Zweikampf stattgefunden hat, war der alte Mann im Mantel beweglich?
Diese zeitgenössische Darstellung ist da realistischer. Aber da fehlen der Zylinder, der doch zusammen mit dem Hut aufgefunden wurde und der Mantel Guddens. Der findet überhaupt überhaupt gar keine Erwähnung!
Quelle: http://www2.psykl.med.tum.de/media/fotos/Lugu_komp.jpg
Nebenbei: der Größenunterschied zwischen dem König und Gudden ist geschönt. Wenn sich Gudden aufrichten würde, wäre er annähernd so groß wie der König, mindestens 1, 80m. Gudden war aber nur 1,62 m groß und bei weitem nicht so kräftig, wie dargestellt. Aber ein bischen Dramatik mußte wohl auf dem Bild sein und gleichzeitig die Überlegung ausgeschaltet sein, die sich ein aufmerksamer Betrachter gemacht hätte: wie kann ein viel kleinerer und schmächtiger Mann einem gewichtigen Riesen ins Wasser nacheilen? Ich täte das nicht.....
Aber Gudden sollte als Held dargestellt werden.
Als am nächsten Tag, genauer am Vormittag, Otto Schleussinger mit seinem Freund im Schloß war, um heimlich die Leichen zu sehen, hingen Hut und Mantel des Königs an der Garderobe und waren unauffällig. Nach Stunden im Wasser hätten Hut und Mantel vor Nässe triefen müssen, denn sie wurden mal im Schilf, mal im Wasser gefunden!
Also: die Geschichte kann man mit den Händen greifen...
Im nächsten Beitrag komme ich zur Auffindesituation der Leichen.
Nachdem Hucki sich dankenswerterweise schon explizit mit den Fußspuren und den Hüten auseinander gesetzt hat, gehe ich heute auf die Schirme und die Röcke des Königs ein.
Blicken wir auf das Szenario, wie es die offizielle Version darstellt.
Der König, ungeachtet seines Begleiters Gudden, rennt blitzartig über die kleine Lichtung in Richtung Seeufer, um sich entweder zu ertränken oder zu fliehen.
Gudden wirft bei der Verfolgung als Erster den Schirm weg, während dies der König erst am Seeufer tut.
Dann hängt sich Gudden, der den Fliehenden aufhalten will, selbst in Jacket und Mantel, wie eine Krabbe an den Rücken des Königs, um ihn aufzuhalten. Doch der König schlüpft aus Mantel und Jacke, gleichzeitig, dann geht er ins Wasser.
Das liest sich so spannend wie ein Märchen und ist ebenso unwahr.
Warum sollte der König erst mit Schirm, Hut und Mantel an das Seeufer rennen?
Das macht doch kein Mensch. Jeder würde zuerst den Schirm und den Hut wegwerfen, dann den Mantel ausziehen und zuletzt das Jackett. Da geht auch nacheinander, wenn man rennt. Alles abwerfen, was hinderlich sein könnte.
Oder den Schirm in der Hand wie einen Schlagstock nutzen, Schläge auf den Kopf, ins Gesicht, auf den Körper, egal wo, nur, damit der Verfolger zu Boden geht, ohnmächtig wird, vor allem nicht um Hilfe rufen kann!
Gudden wirft zwar den Schirm weg, behält aber Mantel, wir dürfen davon ausgehen, dass der selbst einen über dem Jackett trug, an und auch der Zylinder bleibt auf.
Dann erreicht er den König und zerrt ihn so am Mantel, dass es dem König gelingt, aus zwei Kleidungsstücken gleichzeitig zu schlüpfen.
Selbst zu diesem Zeitpunkt hat sich noch kein Zweikampf entwickelt, sondern der findet erst in 1,28 m Wassertiefe statt.
Haarsträubend diese Schilderung!
Versetzt man sich in die Lage des Königs, der den Park von Schloß Berg, auch die Zugänge zum See wie seine Westentasche kannte, dann ist es nur logisch, dass er zu einem günstigen Zeitpunkt fliehen wollte und zwar schnellstmöglich.
In Gesprächen, auch auf dem ersten Spaziergang, wickelt er Gudden mit Charme, Freundlichkeit und der Besorgnis, man könnte ihm etwas antun, ein. Gudden ist geschmeichelt und schreibt noch am gleichen Tag an seinen berühmten Kollegen Krafft-Ebing einen Brief, in dem er u.a. äußert:
"Der König vertraut mir. Er liebt mich, denn er ist sehr freundlich zu mir."
Den Pfleger Mauder frägt der König, wieviele Gendarmen im Park seien. Mauder gibt bereitwillig Auskunft. Die nächste Frage des Königs lautet, ob sie denn geladen hätten und auf ihn schießen würden. Mauder antwortet, sie hätten gar nicht geladen. Der König weiß nun Bescheid.
Als Gudden sich mit dem König auf den zweiten Spaziergang macht, jammert er zwar, dass der König mit seinen Fragen so anstrengend sei, aber man sähe sich spätestens um acht Uhr zum Souper (ohne funktionierende Uhr?). Dann kommt der entscheidende Befehlt Guddens: "Es darf kein Pfleger mitgehen!"
Es ist früher kolportiert worden, dass dieser Befehl auf Wunsch des Königs gegeben wurde oder der Pfleger den Anweisung Gudden mißverstanden habe, es sei lediglich gemeint gewesen, dass der Pfleger in der Distanz zurückbleiben solle. Doch es ist eindeutig bewiesen, dass Gudden diese Anordnung von sich selbst aus gegeben hatte und zwar unmißverständlich!
Eine zeitgenössische Darstellung, wie der König und Gudden gekleidet waren. Der Befehl Guddens wurde allerdings schon an der Türe gegeben, wahrscheinlich außerhalb der Hörweite des Königs.
Quelle: https://quh-berg.de/wp-content/uploads/P1110401.jpg
Um nun zu den ineinander steckenden Kleidungsstücken des Königs zu kommen: aus Mantel und Jackett/Blazer zu schlüpfen, ist schwierig, auch wenn jemand daran zerrt, oder sich gar einkrallt. Dieser Jemand wird dann sofort abgewehrt und zwar mit einem Schlag oder Schlägen, dass er abläßt oder sogar zu Boden geht. Selbst dann entledig man sich zuerst des Mantels und dann des Jacketts/Blazers. Beides gleichzeitig auszuziehen ist schwierig und zeitraubend, Zeit hat man aber nicht auf einer Flucht. Ich habe es selbst ausprobiert, wenn man Mantel und Blazer gleichzeitg ausziehen will, das ist beinahe unmöglich.
Und einem großen Mann wie es der König war, zerrt ein wesentlich kleiner Mann an der Kleidung. Reaktion: Abwehr! Ich habe es bei meinem Sohn, er ist 1,90m groß, von hinten versucht (ich bin 1,62m groß), Fehlanzeige! Und Gudden soll dabei selbst im Mantel gewesen sein und der Zylinder blieb die ganze Zeit auf dem Kopf? Selbst im Wasser, in dem der angebliche Zweikampf stattgefunden hat, war der alte Mann im Mantel beweglich?
Diese zeitgenössische Darstellung ist da realistischer. Aber da fehlen der Zylinder, der doch zusammen mit dem Hut aufgefunden wurde und der Mantel Guddens. Der findet überhaupt überhaupt gar keine Erwähnung!
Quelle: http://www2.psykl.med.tum.de/media/fotos/Lugu_komp.jpg
Nebenbei: der Größenunterschied zwischen dem König und Gudden ist geschönt. Wenn sich Gudden aufrichten würde, wäre er annähernd so groß wie der König, mindestens 1, 80m. Gudden war aber nur 1,62 m groß und bei weitem nicht so kräftig, wie dargestellt. Aber ein bischen Dramatik mußte wohl auf dem Bild sein und gleichzeitig die Überlegung ausgeschaltet sein, die sich ein aufmerksamer Betrachter gemacht hätte: wie kann ein viel kleinerer und schmächtiger Mann einem gewichtigen Riesen ins Wasser nacheilen? Ich täte das nicht.....
Aber Gudden sollte als Held dargestellt werden.
Als am nächsten Tag, genauer am Vormittag, Otto Schleussinger mit seinem Freund im Schloß war, um heimlich die Leichen zu sehen, hingen Hut und Mantel des Königs an der Garderobe und waren unauffällig. Nach Stunden im Wasser hätten Hut und Mantel vor Nässe triefen müssen, denn sie wurden mal im Schilf, mal im Wasser gefunden!
Also: die Geschichte kann man mit den Händen greifen...
Im nächsten Beitrag komme ich zur Auffindesituation der Leichen.
König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall - 19. Teil
Meine Tatortskizze ist nach der Lageskizze des Bezirkstechnikers Haertinger angefertigt, mit genau den gleichen Maßen und Bezeichnungen, sie stammen nicht von mir.
Die Fußspuren wurden überhaupt nicht dokumentiert oder gegengeprüft. Es war kein Ermittlerteam vor Ort!
- Oberamtsrichter Jehle, der in der gleichen Nacht die Leichen des Königs und Guddens in Augenschein nehmen wollte, wurden die Leichen frisiert und mit Tüchern abgedeckt, präsentiert. Als er die Leichen abdecken wollte, wurde ihm dies verboten. Die Leichen wurden ihm nicht am Auffindeort, mit Kreuzen auf dem Lageplan bezeichnet, sondern im Bootshaus gezeigt.
- Als Jehle dies bemängelte, er wollte den Tatort sehen, ignorierte man dies ganz einfach und führte ihn nicht dorthin.
- Jehle und die Gerichtskommssion durfte den Punkt, an dem beide Männer angeblich in den See gingen, erst am 25. Juni, also 12 Tage danach, besichtigen!
- Außerdem: der Fischer Lidl, der einen ganz erstaunlichen Aufstieg nahm, vom Fischer zum Bürgermeister, erzählte viel später, nach dem I. Weltkrieg, dass ein Fischer aus Ammerland später vom Boot aus mit einem an eine Stange genagelten Pantoffel Schritte in den weichen Seeboden drückte.
Gudden war Nichtschwimmer! Warum sollte er also seinem Patienten in einen derart aufgewühlten und daher gefährlichen See nacheilen? Liegt es da nicht viel näher, dass er um Hilfe rief, da Gendarmen im Park waren und dort patroullierten? Das ist doch das nächstliegende, was ein normaler Mensch tun würde.
Ich weiß nicht, nach welchen Angaben, besser Anordnungen, Haertinger diesen Lageplan erstellt hat. Jedenfalls ist es doch offensichtlich, dass er eine Fälschung ist, ein bewußt gefälschtes Beweismittel, um die offizielle Version zu untermauern.
Mich wundert es ohnehin, dass noch kein Ludwig-Forscher sich die Mühe gemacht hat, diesen Lageplan nach kriminalistischen Gesichtspunkten abzuklopfen. Aber das kann man auch nicht voraussetzen.
Gut, es gab da 1986 den Auftrag an den pensionierten Richter und Staatsanwalt Wilhelm Wöbking, den Fall noch einmal zu untersuchen, aber Wöbking war kein Ermittler! Er sauste zwar mit einem Meterstab am Seeufer herum und wertete die Telegramme aus, die an jenem Abend vom Schloß nach München gesendet wurden aus, widersprach sich aber gleichzeitig, da er zugab, dass Telegramme fehlen würden. Er nahm den Lageplan Haertingers für bare Münze und für ihn war die offizielle Lesart, also der König als Mörder und Selbstmörder, bestätigt. Er revidierte seine Aussagen auch nicht, als vor etwa 20 Jahren der Obduktionsbericht des Königs wieder ans Tageslicht kam....
Leider gelten die Forschungen Wöbkings immer noch als Maßstab, obwohl selbst dem interessierten Laien auffällt, dass es so nicht gewesen sein kann.
Ja, wie mag ein Szenario aussehen, in dem es keinen Sieger gibt? Wenn einer im See stirbt und einer am See. Und man dann die Leichen ins Wasser wirft.
Bei einem Zweikampf hinterläßt man immer Spuren, immer. Die Kleidung ist beschädigt: es fehlt ein Knopf, es gibt Risse in der Kleidung. Stell Dir einfach mal vor, Du kämpfst mit einem Mann: man schlägt aufeinander ein, Frauen kratzen und beißen, man packt sich gegenseitig an Hemd oder Shirt, keiner der Streithähne geht ohne Blessuren davon. Außer man schlägt den Gegner mit einem gezielten Hieb k.o., aber das ist doch eher die Ausnahme.
Die Kleidung des Königs zeigte nichts davon, nicht den kleinsten Riß oder einen abgerissenen Knopf. Und das bei einem Zweikampf auf Leben und Tod....
Nur das Satinband am Hut des Königs zeigte einen Riß und der soll angeblich dadurch entstanden sein, als Gudden Ludwig den Hut vom Kopf riß(!!!).
Auch die Kleidung Guddens zeigt merkwürdigerweise keinerlei Beschädigungen. Nur sein Zylinder hatte oben einen scharfen Knick, wie von einem Hieb auf den Kopf.
Die Fußspuren wurden überhaupt nicht dokumentiert oder gegengeprüft. Es war kein Ermittlerteam vor Ort!
- Oberamtsrichter Jehle, der in der gleichen Nacht die Leichen des Königs und Guddens in Augenschein nehmen wollte, wurden die Leichen frisiert und mit Tüchern abgedeckt, präsentiert. Als er die Leichen abdecken wollte, wurde ihm dies verboten. Die Leichen wurden ihm nicht am Auffindeort, mit Kreuzen auf dem Lageplan bezeichnet, sondern im Bootshaus gezeigt.
- Als Jehle dies bemängelte, er wollte den Tatort sehen, ignorierte man dies ganz einfach und führte ihn nicht dorthin.
- Jehle und die Gerichtskommssion durfte den Punkt, an dem beide Männer angeblich in den See gingen, erst am 25. Juni, also 12 Tage danach, besichtigen!
- Außerdem: der Fischer Lidl, der einen ganz erstaunlichen Aufstieg nahm, vom Fischer zum Bürgermeister, erzählte viel später, nach dem I. Weltkrieg, dass ein Fischer aus Ammerland später vom Boot aus mit einem an eine Stange genagelten Pantoffel Schritte in den weichen Seeboden drückte.
Gudden war Nichtschwimmer! Warum sollte er also seinem Patienten in einen derart aufgewühlten und daher gefährlichen See nacheilen? Liegt es da nicht viel näher, dass er um Hilfe rief, da Gendarmen im Park waren und dort patroullierten? Das ist doch das nächstliegende, was ein normaler Mensch tun würde.
Ich weiß nicht, nach welchen Angaben, besser Anordnungen, Haertinger diesen Lageplan erstellt hat. Jedenfalls ist es doch offensichtlich, dass er eine Fälschung ist, ein bewußt gefälschtes Beweismittel, um die offizielle Version zu untermauern.
Mich wundert es ohnehin, dass noch kein Ludwig-Forscher sich die Mühe gemacht hat, diesen Lageplan nach kriminalistischen Gesichtspunkten abzuklopfen. Aber das kann man auch nicht voraussetzen.
Gut, es gab da 1986 den Auftrag an den pensionierten Richter und Staatsanwalt Wilhelm Wöbking, den Fall noch einmal zu untersuchen, aber Wöbking war kein Ermittler! Er sauste zwar mit einem Meterstab am Seeufer herum und wertete die Telegramme aus, die an jenem Abend vom Schloß nach München gesendet wurden aus, widersprach sich aber gleichzeitig, da er zugab, dass Telegramme fehlen würden. Er nahm den Lageplan Haertingers für bare Münze und für ihn war die offizielle Lesart, also der König als Mörder und Selbstmörder, bestätigt. Er revidierte seine Aussagen auch nicht, als vor etwa 20 Jahren der Obduktionsbericht des Königs wieder ans Tageslicht kam....
Leider gelten die Forschungen Wöbkings immer noch als Maßstab, obwohl selbst dem interessierten Laien auffällt, dass es so nicht gewesen sein kann.
Ja, wie mag ein Szenario aussehen, in dem es keinen Sieger gibt? Wenn einer im See stirbt und einer am See. Und man dann die Leichen ins Wasser wirft.
Bei einem Zweikampf hinterläßt man immer Spuren, immer. Die Kleidung ist beschädigt: es fehlt ein Knopf, es gibt Risse in der Kleidung. Stell Dir einfach mal vor, Du kämpfst mit einem Mann: man schlägt aufeinander ein, Frauen kratzen und beißen, man packt sich gegenseitig an Hemd oder Shirt, keiner der Streithähne geht ohne Blessuren davon. Außer man schlägt den Gegner mit einem gezielten Hieb k.o., aber das ist doch eher die Ausnahme.
Die Kleidung des Königs zeigte nichts davon, nicht den kleinsten Riß oder einen abgerissenen Knopf. Und das bei einem Zweikampf auf Leben und Tod....
Nur das Satinband am Hut des Königs zeigte einen Riß und der soll angeblich dadurch entstanden sein, als Gudden Ludwig den Hut vom Kopf riß(!!!).
Auch die Kleidung Guddens zeigt merkwürdigerweise keinerlei Beschädigungen. Nur sein Zylinder hatte oben einen scharfen Knick, wie von einem Hieb auf den Kopf.
König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 18. Teil
Zusammenfassung - 1. Teil
Wir haben hier einen Bezirkstechniker, auch Bezirksbautechniker genannt, names Haertinger, der ein scheinbar perfekte Skizze erstellt hat. Auf den ersten Blick glaubwürdig, nicht anfechtbar, alles ist genau eingezeichnet, die Entfernungen angegeben, die Fundorte von Gegenständen, Kleidungsstücken und Leichen genau angegeben.
Aber:
Wie schon beschrieben, war das Wetter im Alpenvorland, nicht nur am Starnberger See, sondern bis nach Füssen, bzw. nach Neuschwanstein, regnerisch, kühl und wechselhaft, mit starkem Windaufkommen. Wer hier im Voralpenland zu Hause ist, kennt die raschen Wetterwechsel, die eine Mischung aus Tiefdruckgebiet, Föhneinfluß und dem Stauraum zwischen Donau und Alpen, der oft einen Weiterzug der Wetterlage schwierig macht und es sich eben ausregnen läßt, ausmachen.
Genau dieses Wetter herrschte auch am Abend des 13. Juni 1886, als der König und der Arzt zum Spaziergang aufbrachen.
Der Starnberger See, bei schönem oder nur ruhigen Wetter zum Wassersport aller Art einlädt, verwandelt sich bei den eben geschilderten Wetterlagen in einen Hexenkessel. Starker Wellengang der bis an Ufer schlägt, rasch ansteigender Wasserstand (der See hat keinen Zu- und Abfluß, er wird durch unterirdische Quellen gespeist), der See kippt, d.h. Algen, Schmutz und Pflanzenteile, die normalerweise am Seeboden abgelagert sind, kommen nach oben und verändern das Wasser derart, dass es nur noch eine grün-bräunliche Farbe hat, in der alle möglichen Sedimente schwimmen. Bis es sich das Wasser aufgeklart hat, dauert es oft Tage. Spuren am Ufer, oder auch nur in Ufernähe sind dann völlig verschwunden, auch mögliche Spuren im See selbst.
Hier Bilder um eine Vorstellung zu haben:
Quelle: http://www.wetterbilder.net/Bilder/B...5.08.08-06.jpg
Quelle:https://www.merkur.de/bilder/2016/06...rnberg-sbf.jpg
Wir haben hier einen Bezirkstechniker, auch Bezirksbautechniker genannt, names Haertinger, der ein scheinbar perfekte Skizze erstellt hat. Auf den ersten Blick glaubwürdig, nicht anfechtbar, alles ist genau eingezeichnet, die Entfernungen angegeben, die Fundorte von Gegenständen, Kleidungsstücken und Leichen genau angegeben.
Aber:
Wie schon beschrieben, war das Wetter im Alpenvorland, nicht nur am Starnberger See, sondern bis nach Füssen, bzw. nach Neuschwanstein, regnerisch, kühl und wechselhaft, mit starkem Windaufkommen. Wer hier im Voralpenland zu Hause ist, kennt die raschen Wetterwechsel, die eine Mischung aus Tiefdruckgebiet, Föhneinfluß und dem Stauraum zwischen Donau und Alpen, der oft einen Weiterzug der Wetterlage schwierig macht und es sich eben ausregnen läßt, ausmachen.
Genau dieses Wetter herrschte auch am Abend des 13. Juni 1886, als der König und der Arzt zum Spaziergang aufbrachen.
Der Starnberger See, bei schönem oder nur ruhigen Wetter zum Wassersport aller Art einlädt, verwandelt sich bei den eben geschilderten Wetterlagen in einen Hexenkessel. Starker Wellengang der bis an Ufer schlägt, rasch ansteigender Wasserstand (der See hat keinen Zu- und Abfluß, er wird durch unterirdische Quellen gespeist), der See kippt, d.h. Algen, Schmutz und Pflanzenteile, die normalerweise am Seeboden abgelagert sind, kommen nach oben und verändern das Wasser derart, dass es nur noch eine grün-bräunliche Farbe hat, in der alle möglichen Sedimente schwimmen. Bis es sich das Wasser aufgeklart hat, dauert es oft Tage. Spuren am Ufer, oder auch nur in Ufernähe sind dann völlig verschwunden, auch mögliche Spuren im See selbst.
Hier Bilder um eine Vorstellung zu haben:
Quelle: http://www.wetterbilder.net/Bilder/B...5.08.08-06.jpg
Quelle:https://www.merkur.de/bilder/2016/06...rnberg-sbf.jpg
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