Sonntag, 28. Mai 2017

Selbstmord Ludwig II.? Ein paar Gedanken - Teil 1

Ich verstehe auch nicht, warum sich die Theorie so hartnäckig hält, der König wollte Selbstmord begehen. Ein vorzüglicher Schwimmer, der zu seinen besten Zeiten den Alpsee durchschwimmen konnte. Und der sucht am Rande des Starnberger Sees den Tod? In 1,30 m Wassertiefe? Wer selbst schwimmen kann, weiß, dass es einer schier übermenschlichen Anstrengung bedarf, sich unter Wasser zu drücken - man schwimmt.
Der König hätte auch in Neuschwanstein vom Turm, Söller oder vom Balkon springen können, ebenso von der Marienbrücke. In der Aufregung, ich betone in der Aufregung, äußerte er auch Selbstmordgedanken, verlangte nach Gift.
Zu seinem Chevaulger, dem 24-jährigen Alfons Weber, der in den letzten Stunden bei ihm war, er hatte Vorzimmerdienst, äußerte der König folgende Sätze: 

Friseur Hoppe solle am nächsten Tag in der Pöllatschlucht nach seinem Kopf suchen, um ihn zu frisieren

Um halb eins sei er geboren, um halb eins wolle er auch sterben.

Ertrinken sei ein schöner Tod, da würde man nicht verstümmelt.

Er könne seiner Mutter den Schmerz nicht ersparen und hoffe, dass Gott ihm seinen Schritt gnädig verzeihen werde.

Er wolle, dass man wegen ihm kein Blut vergießen würde und er noch seine Rechnung mit dem Vogt machen würde. Sein Blut möge über jene kommen, die ihn zu so einem Schritt getrieben hätten.

Sein Onkel Luitpold hätte nur ein Wort sagen müssen, dann hätte er abgedankt.

Dann nahm der König aus seinem Schreibtisch 1200 Goldmark und legte sie ihm hin:
"Hier hast du mein letztes, du hast es verdient, du warst mein Getreuester. Nimm es nur, ich brauche kein Geld mehr."
Weber begann zu weinen. Ludwig schenkte ihm jetzt auch noch eine seiner diamantenen Hutagraffen, die "Edelweiß".
"Nimm diese Agraffe und diesen Schuldschein. Sollte man dich zwingen, die Diamanten auszuliefern, so wird dir mein Dokument einen Schadensersatz von 25000 Mark sichern!"
Dann reicht er Weber sein kleines, viel benütztes Gebetbuch. Es sind die Sterbegebete aufgeschlagen: "Bete für mich!"

Die Natur scheint mit der inneren Gemütslage des Königs überein zu stimmen. Schwere Regengüsse rauschen auf das Schloß nieder, der Wind heult um alle Ecken....

Eine kleine Anmerkung: als der König tot war, wollte man Weber alles, was er je vom König erhalten hatte, dazu gehörten auch andere wertvolle Geschenke aus der Vergangenheit, wie etwa der silberne "Gralsbecher" wegnehmen. Doch Weber nahm sich einen Rechtsanwalt und übergab ihm den Schuldschein, sowie andere schriftliche Beweistücke, wie erteile Befehle, Notizen und von ihm erstellte Abschriften aus dem Tagebuch des Königs,bei denen er Einträge des Königs mitunterschreiben mußte. Da wurde den Herren wohl der Boden zu heiß, mit Gerichten wollten sie nichts zu tun haben, denn schließlich galt im Deutschen Kaiserreich das BGB, und so haben sie ihm alles gelassen....ein Schelm, der Böses dabei denkt!

Ich frage jetzt: wer würde in einer aussichtslosen Lage, wie einer, in er sich der König befand, nicht Selbstmordgedanken äußern? Denn er wußte, was ihn erwarten würde. Sein Bruder Otto stand seit Jahren unter Aufsicht und da wurde nicht gerade zimperlich mit den Patienten umgegangen. Wenn ein Patient nicht folgen wollte, wie immer das wohl ausgesehen haben mag, dann drohte man nicht nur mit den Fäusten, sondern setzte sie auch ein. Und die Zwangsjacke gab es auch noch....grauenhafte Vorstellung!
Wer wollte so leben? Jeder normale Mensch würde Selbstmordgedanken äußern und ein Teil diese Gedanken auch umsetzen. Zu eiskaltem Handeln wären wohl die Wenigsten in der Lage!
Und doch muß der König wieder klare Gedanken gefaßt haben! In Neuschwanstein war er fernab von jeder Hilfe, was also tun? Durch Gudden wußte er, dass er nach Schloß Berg kommen würde. Berg, in der Nähe von München und er konnte schwimmen - eine Gelegenheit würde sich zur Flucht finden! Also galt es, nach außen hin freundlich, höflich und folgsam, ja devot, zu sein!

Warum ging Dr. Gudden mit König Ludwig II. allein spazieren?

Ich habe mich lange gefragt, wie Dr. Gudden auf die fatale Idee kam, den Abendspaziergang mit dem König alleine zu unternehmen. 
Eines ist klar: wenn ein Mensch laut Gutachten, das ich selbst verfertigt habe, verrückt ist, zu Gewalttätigkeiten neigt und eine fehlende Impulskontrolle hat, dann gehe ich ganz gewiß nicht alleine mit ihm spazieren.

Naja, das Aktenmaterial wurde von Gudden innerhalb von 24 Stunden ausgewertet....Schmierzettel, Aussagen der männlichen Dienerschaft, Bauwut, Verschwendungssucht, körperliche und seelische Anlagen. Weibliche Dienerschaft gab es übrigens auch. Doch von den Frauen wurde keine Einzige befragt. Es sind auch keinerlei Gewalttätigkeiten gegenüber Frauen bekannt. Das Gutachten wurde damals schon angezweifelt und ist heute Makulatur. 
Aber Dr. Gudden war damals die führende Kapazität und er wurde als Gutachter in vielen Prozessen angefordert. Er machte sich um die Fortschritte in der Psychiatrie verdient und zwar dermaßen, dass er ordentlicher Professor an der Münchner Universität und Direktor der oberbayerischen Kreisirrenanstalt München wurde. Er wurde 1875 mit dem Verdienstorden der Bayerischen Krone ausgezeichnet und aufgrund der Ordensstatuten in den persönlichen Adelsstand erhoben. Gudden war außerdem Königlicher Obermedizinalrat. Die Auszeichnungen hatte er Ludwig II. zu verdanken, dessen Bruder Otto in der Obhut Guddens war.

Warum begibt sich ein erfahrener Mediziner also derartig in Gefahr?

Verfolgen wir den Gesprächsverlauf zwischen den Ärzten, geführt am 13.Juni 1886, um 14:00 Uhr.

Gudden berichtet während des vorzüglichen Essens, was ihn der König auf dem ersten Spaziergang am Vormittag alles gefragt hat.

Gudden: "Er wollte alles bis ins kleinste Detail wissen. die Unterhaltung mit ihm bot wenig Abwechslung, denn sie drehte sich immer um dieselbe Frage, ob man ihm nicht nach dem Leben trachte. aber sonst hat sich der König wunderbar in die neue Lage gefügt. Ich werde am Abend wieder mit ihm spazieren gehen, und zwar allein, denn es sit gar keine Gefahr vorhanden. Der König ist wie ein Kind".

Dr. Müller und Baron Washington äußern ihre Bedenken.

Dr. Müller: " Dr. Gudden, aber sie sagen doch selbst, bei Irren müsse man größte Vorsicht walten lassen, da sie sich leicht verstellen können, um dann bei gegebener Gelegenheit die Flucht ergreifen zu können. Ich würde niemals die Verantwortung auf mich nehmen, mit dem König allein spazieren zu gehen. Sie erschweren mir dadurch meinen Dienst. Sie, Dr. Gudden, können sich das erlauben mit ihrer faszinierenden Gewalt über die Kranken. Ich selbst würde es niemals wagen".

Dr.Gudden (lachend): Sie Schwarzseher! - Baron Washington, ich möchte den Umgang Seiner Majestät mit dem Dienstpersonal möglichst verringern und den König allmählich wieder dazu bringen, dass er in gehobeneren Kreisen verkehrt und sich an deren Unterhaltung gewöhnt. Was halten Sie davon, Baron, selbst einmal allein mit Seiner Majestät eine Ausfahrt zu machen?"

Washington: " Dagegen möchte ich mich verwahren. Ich werde dies nur unter Zuziehung eines Wärters tun. Denken Sie an den Lieblingsspruch seiner Majestät: "Den müssen wir einseifen!"

Dr. Gudden (scherzend): "Aber, aber Baron, übertrieben Sie da nicht? Der König ist liebenswürdig und harmlos. Einseifen lasse ich mich von ihm ja auch, aber nicht rasieren."

Um 17:50 Uhr gibt Gudden ein Telegramm an Ministerpräsident Lutz auf:
"Hagen und Hubrich (Arztkollegen Guddens) auf Dienstagvormittag 9:00 Uhr bestellt. Das Gutachten über Prinz Otto wird voraussichtlich Dienstagabend übergeben werden können. Hier geht es bis jetzt wunderbar gut! Persönliche Untersuchung hat übrigens das schriftliche Gutachten nur bestätigt."

Ja, was denn nun? 
Gudden war in der Unterhaltung der Überzeugung, der König sei liebenswürdig und harmlos, von ihm gehe keine Gefahr aus. Er habe sich wunderbar in die neue Lage gefügt. Um diese Analyse zu festigen und zu beweisen, will er mit dem König alleine einen Spaziergang machen. Argumenten ist er nicht zugänglich. Selbstüberschätzung?
Der Gedanke liegt nahe, denn im Telegramm an Lutz wird die Diagnose, der König sei verrückt, nochmals unterstrichen.

Ich gebe zu, dass ich mir lange den Kopf darüber zerbrochen habe, wie Gudden so handeln konnte, bis ich kürzlich auf eine interessante Tatsache stieß. Das kam so: ich hatte mir von Wilhelm Wöbking "Der Tod König Ludwigs II. von Bayern - Eine Dokumentation" ausgeliehen. Dr. Franz Carl Müller wird zum Gutachten über den König befragt und gebeten, die Verrücktheit des Königs genauer zu erklären. Müller wird ungeduldig, er weist darauf hin, dass die mühsam aus den Ecken gezerrten Halluzinationen nicht das Wesentliche seien, vielmehr nehme er an, der König leide untermoralischen Irrsinn. Das ist dem Frager zu diffus und Müller betont nun: Der König leidet an moralischem Irrsinn!

Ha, da war die Katze nun endlich aus dem Sack, endlich!! "Moral insanity" war ein Begriff aus der Frühzeit der Psychiatrie und bestens dazu geeignet, Menschen in die Irrenanstalt zu bringen und dort zu disziplinieren. Mit "moral insanity" war in erster Linie Homosexualtät gemeint (...wenn der Mann zum Manne geht...) oder wenn Frauen Ehebruch begingen.
Im 19. Jahrhundert galt die Homosexualität weiten Kreisen der Öffentlichkeit und vor allem der Kirchen als Ausdruck einer unmoralischen Geisteshaltung und Lebensweise, als Folge von Verführung, sexueller Übersättigung oder degenerierter Erbanlagen (Dekadenztheorie). Sie wurde in einigen Ländern, vor allem in England und in Preußen, als Verbrechen gegen die Sittlichkeit mit harten Gefängnisstrafen geahndet.
Und der König war homosexuell oder hatte zumindest homosexuelle Neigungen. Damit gehörte er in die Hände von Ärzten und ihre Zwangsbehandlungen, wie kalte Waschungen, Moralpredigten oder dergleichen.

Homosexualität und Selbstbefriedigung waren die Lieblingsbetätigungsfelder der Ärzte des 19. Jahrhunderts. Wer sich einmal mit dieser Materie beschäftigt hat, kann nur noch erschauern! Eventuell werde ich noch gesondert darüber schreiben.

Das Gutachten, das zur Entmündigung des Königs erstellt wurde, wird nämlich immer nur unvollständig abgedruckt. Es fehlen 21 (!!) Bögen, die sich mit der geschlechtlichen Neigung des Königs befassen. Es ist, gerüchtweise, die Rede davon, dass der König Männer küßte, umarmte, Fotos von ihnen machen ließ, manche mußten dem Bildhauer Modell stehen. Die Statuen soll der König dann umarmt haben. Es gibt aber ein Buch, in dem diese 21 Bögen veröffentlicht sind. Ich werde es über die Fernleihe ordern.

Das war der Grund für die Entmündigung: ein sittlich und moralisch verkommener Mensch, dessen Geisteszustand daher verrückt war, konnte nicht König, nicht Regent, nicht Vorbild sein.

Und Dr. Gudden, der in den Gesprächen mit dem König offensichtlich einen normalen Menschen antraf, nahm wohl an, dieser gefügige, infantile Mensch würde ihm nichts tun. Dass dieser Mensch fliehen wollte, zunächst einmal, nahm er nicht an!

Übrigens: als der König und Gudden zunächst nicht auffindbar waren, hatten die Ärzte Angst, der König könne längst in München sein und es gäbe eine blutige Revolte...

Sonntag, 21. Mai 2017

Timmermanns, Felix - Pallieter

Der Autor

Felix Timmermans wurde am 5. Juli 1886 in Lier in Flandern geboren.
Da bei ihm ein Drang zum Zeichnen, Malen und Modellieren früh spürbar wurde, bezog er zunächst die Kunstakademie, ließ sich aber dann als Schriftsteller in Lier nieder. Hier leben aber auch alle seine Gestalten, ob sie in der Jetztzeit oder längst vergangenen auftreten.
Das erste Buch, das im 1. Weltkrieg in deutscher Übertragung erschien, war "Die sehr schönen Stunden der Jungfer Symforosa". 
Sein zweites Werk "Das Licht in der Laterne" war das meistgelesenste Buch.
Ein Hymnus auf die flandrische Heimat ist sein "Pallieter". Aber sein innerlichstes Werk war "Das Jesuskind in Flandern", in dem er die Jesusgeschichte in seine Heimat verlegte.
In "Pieter Bruegel" würdigte er den flämischen Maler.
Außer seinem dichterischen Werk hinterließ er zahlreiche Gemälde und vor allem Zeichnungen, mit denen er oft seine Bücher schmückte. Zahlreich sind die Skizzen, die er nach seinen Lesungen seiner Unterschrift in den Büchern hinzufügte.
Er wurde außerdem dreimal für den Nobelpreis vorgeschlagen.
Am 24. Januar 1947 starb er in Lier.

Klappentext

Der lebensfrohe und naturverbundene Pallieter, über dessen Alter und bisheriges Leben der Leser nichts Genaueres erfährt, lebt auf einem kleinen Hof im Tal des Flüsschens Nethe zusammen mit seiner frommen Schwester Charlot, die ihm den Haushalt führt, sowie dem Pferd Beiaard, dem Hund Lubas und einigen anderen Tieren. Zu Pfingsten lernt Pallieter bei einem fröhlichen Kirmesfest Marieke kennen und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Er zeigt ihr die Schönheit der Natur und der Landschaft, mit der er sich in vollem Einklang fühlt. Da Marieke Pallieters Liebe erwidert, steht ihrer baldigen Hochzeit nichts im Wege. 
Nachdem zunächst noch einige andere Feste begangen und Pallieters Abschied vom Junggesellendasein gebührend begossen wurde, findet im Herbst das rauschende Hochzeitsfest statt. Während der ausgelassenen Feier schleicht sich das Brautpaar davon und tritt auf einem bereit liegenden, mit Speis und Trank beladenen Schiff seine Hochzeitsreise auf der Nethe an. Das grenzenlose Glück wird getrübt, als Pallieter erfährt, dass die geplante Eisenbahnstrecke durch das Nethetal direkt an ihrem Haus vorbei führen soll. Sie beschließen darauf, die Heimat zu verlassen und mit einem Wohnwagen in die weite Welt zu ziehen. Dieser Plan kann jedoch nicht sofort verwirklicht werden, da Marieke schwanger ist. Im Sommer macht sich Pallieter auf den Weg, um den Wohnwagen zu bestellen. Als er zurückkommt, hat Marieke Drillinge geboren. Nun hält sie nichts mehr auf und sie verlassen das Nethetal.

Meine Meinung

Ich mochte Timmermans, seitdem ich "Das Licht in der Laterne" gelesen hatte. 
Mit "Pallieter" ließ ich mich gerne in eine farbige Vergangenheit entführen. Der Held genießt, auch ohne Reichtümer, sein Leben und es beeindruckt, wie sehr er seiner Heimat verbunden ist, wie er das pulsierende Leben um sich herum annimmt, er freut sich über Tiere, Pflanzen, Bäume, Obst, Wasser und taucht in die Liebe mit seiner Marieke ein.
Ein Buch, das ich gerne für eine kleine geistige Reise aus dem Alltagstrott heraus empfehle.

Donnerstag, 18. Mai 2017

Gedanken über König Ludwig II. - Zweiter Teil

Ja, der König Ludwig, bei mir nehmen die Bücher über ihn ein großen Platz im Bücherregal ein. Ich kann mich noch gut an meine erste Biographie über ihn erinnern: Blunt, Wilfried - Ludwig II. Von da ab gab´s kein halten mehr und ich habe viele Bücher, auch Romane, über ihn förmlich verschlungen.
Vom Klassiker "Gottfried von Böhm - Ludwig II. König von Bayern" bis hin zu Karl Mays Romanreihe um den König. 
Böhms Buch ist insofern interessant, weil er viele Zeitgenossen des Königs noch kannte und persönlich interviewen konnte, z.B. die Schauspielerin Lila von Bulyowsky, mit der Ludwig II. 1866 anbandelte. Er erlag der graziösen Ungarin wohl auch wegen dem bestrickenden Reiz "ihrer immer etwas ungenügenden Beherrschung der deutschen Sprache", wie es der Ludwig-Biograph Gottfried von Böhm 1922 formulierte. Der König schrieb ihr Liebesbriefe,lud sie auf die Roseninsel ein, in Schloß Hohenschwangau führte sie sogar in sein Schlafzimmer, worauf schon geunkt wurde, der Keusche sei "nun andern gleich gefallen". Böhm aber ist skeptisch: "Bei der Kußszene wurde Lila spröde und man trennte sich unverrichteter Sache."
Irgendwie muß die ganze Sache doch enttäuschend für den König gewesen sein, denn er gestand ihr, " er habe nie ein Weib besessen und er bedecke oft des Nachts ihrer gedenkend, seinen Pfühl (Kissen) mit Küssen". Nach diesem Geständnis, ließ er seine Haupt an den Busen der Künstlerin sinken, aber die legte es , statt einer Antwort, ruhig auf die Seite....

Es gibt auch einen Roman, in dem ein Liebesverhältnis des Königs mit einer Frau Folgen gehabt haben soll. Es handelt sich um das Buch "Diana" von Jo van Ammers-Küller. Es ist die romanhafte Beschreibung der Lebensgeschichte der Bildhauerin Elisabet Ney. Sie arbeitete u.a. in München und schuf eine lebensgroße Statue des Königs. Während dieser Zeit, ihr Mann lebte seiner Gesundheit wegen in Rom, wurde sie schwanger und verließ München in aller Eile. Den pikanten Gerüchten waren nun natürlich Tür und Tor geöffnet. 
Sie wanderte schwanger nach Amerika aus und gebar dort einen Sohn, den sie nach Schopenhauer Arthur nannte. Das Kind soll sehr schön gewesen sein, starb aber mit drei Jahren an Diphtherie. Sie verbrannte die Leiche des Kindes im Ofen ihres Anwesens, fertigte aber vorher einen Gipsabdruck, den sie in einem tragbaren Sarg auf alle Reisen mitnahm. Nach ihrem Tod sorgte ihr Mann dafür, dass der Gipsabdruck mit ihr beerdigt wurde. 

Naja, über den König lassen sich bestimmt noch viele Bücher schreiben und Filme drehen. Aber ihm wird kaum etwas gerecht werden, da er eine vielfältige Persönlichkeit war. Ich persönlich würde mich einmal über einen sorgfältig gemachten Mehrteiler freuen 

So ganz komme ich von König Ludwig gerade nicht los, aber das ist bei mir immer so: mal am historische Lesehaken, kann ich mich nicht so schnell davon befreien, vielleicht will ich es auch gar nicht 

Um noch einmal auf die Bildhauerin Elisabet Ney zurückzukommen: sie schrieb, wie viele erwachsene Menschen ihrer Zeit, Tagebuch. Und in diesem Tagebuch notierte sie, vom König schwanger zu sein.
Vielleicht war ja diese männlich wirkende Frau, die zudem ein männliches Handwerk ausübte, nach dem Geschmack des Königs. Sie war ein burschikoser Typ, schnitt ihre Haare kurz und trug Kleidung ohne Korsett.Außerdem behielt sie ihren Mädchennamen. Hier Bilder der Dame:

http://www.lwl.org/pressemitteilunge...lder/25739.jpg
http://www.lwl.org/pressemitteilunge...lder/25740.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikiped...ey,um_1859.jpg
https://r4students.files.wordpress.c..._004000001.jpg
http://farm9.staticflickr.com/8538/8...c0a5a005_o.jpg

Auf der anderen Seite gibt es Briefe des Königs, nachlesbar in "Holzschuh, Robert - Das verlorene Paradies Ludwigs II.", die zeigen, dass er Männer bevorzugte und ziemlich ungeschminkt nach einem gewissen Körperteil fragte. Die Briefe lassen den Rückschluß zu, dass der König zwar Küsse und Umarmungen austauschte, es aber nie zu mehr kam. Denn der König war, als konstitutionelles Staatsoberhaupt, dem Gesetzbuch unterworfen und seit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs galt das BGB auch in Bayern. In Bayern war Homosexualität vorher nicht strafbar, das ursprüngliche Gesetzbuch fußte auch dem Code Napoleon, aber mit der Einführung des BGB war es wieder strafbar.
Außerdem gingen frühzeitig Gerüchte über die Homosexualität des Königs um, etwa über die Gebrüder Völkl, und in Schwaben und Franken wurde er als "Spinatstecher" bezeichnet.
Auf der anderen Seite: warum sollte Elisabet Ney, in ihr Tagebuch die Unwahrheit notieren? Das Tagebuch war ihr privatester Besitz, für niemanden freiwillig einsehbar.
Der König schrieb selbst auch Tagebuch und darf man den Auszügen, die ein gewisser Edir Grein, ein Pseudonym,veröffentlichte, trauen, praktizierte der König nur Küsse, Umarmungen und Onanie, worunter er ebenso litt. Onanie galt als schwere Sünde und wurde außerdem für Geisteskrankheiten verantwortlich gemacht... 

Zum Schluß: man könnte den König als Erfinder des Bewerberfotos bezeichnen. Natürlich wechselte in seinem Haushalt immer wieder das Personal, zu dem auch Frauen gehörten, und er verlangte vorab ein Bild des Bewerbers, um sich ein Bild machen zu können 

Gedanken über König Ludwig II. - Erster Teil

Manchmal ist es mir auch danach, in Büchern zu schmökern, die zu meinen ersten geschichtlichen Themen gehört haben. Mein Hauptfavorit: König Ludwig II., leicht ironisch auch König Ludwig Superstar genannt. Ein Taschenbuch des gleichen Titels, Verfasser Alfons Schweiggert, steht seit langem im Bücherregal. Man findet alles, aber auch wirklich alles, rund um diese bayrische Werbeikone, auf witzige Weise angereichert, in diesem Taschenbuch.
Aber um dieses Buch ging es mir gestern nicht, obwohl es vom Format her auch ein Taschenbuch ist. Ich spreche von Horst Krügers "Ludwig, lieber Ludwig".
Wie schon eingangs erwähnt: Ludwig II. gibt es in Gips, Schokolade und Postern,mehrfach dramatisiert, schon oft verfilmt, „in Augenzeugenberichten" bei dtv und in mannigfaltigen Einzeluntersuchungen zur Todesart, zum Problem seines Wahns, über den Baumeister Ludwig und über Ludwig als den einzig Wahren, Guten und Schönen. Er ist umstritten wie Hamlet, wie Kaspar Hauser. Wer ihn also ganz enträtseln könnte, würde uns enttäuschen: Wir wollen ihn als Märchenkönig behalten, und welch irdische Beweggründe seine absonderlichen Handlungen hatten, das wollen wir allenfalls ahnen; Dokumente, Atteste, historische Rekonstruktionen: alles Nüchterne also macht uns nicht satt; Konstruktionen jedoch, etwa die Psychologie mit ihren klaren Begriffen für undeutliche Vorgänge ist hier die ideale Zaubertrickkiste, unsere Neugier erst richtig zu stacheln.
Und der Autor greift hier ganz ungeniert in diese Zauberkiste und er macht seine Sache gut: historische Fakten werden vorangestellt und der König, beinahe wie in einem Interview, dazu befragt. Mehr noch: die Reaktionen und Antworten des Königs befriedigen mich als Leserin, denn irgendwie scheint dabei alles so normal.
Ich denke auch mit schmunzeln an meine pubertäre Phase zurück, in der mich alles sexuelle rund um den König sehr interessiert hat und ich mich als "Schlüssellochguckerin" gut gemacht hätte , aber schließlich steckt in jedem von uns wahrscheinlich ein kleiner Voyeur....

Und als wenn es zur Lesethematik passen würde: gestern Abend kam auf "Eins festival" ein moderner König-Ludwig-Film, der allerdings von der Kritik ziemlich verrissen wurde. Ich fand ihn gar nicht mal schlecht, denn den jungen König kann man sich ruhig als chic gekleideten Mann vorstellen, der seine Haare locken ließ, die waren von Natur aus nämlich glatt, sprich "Schnittlauchlocken".
Er mochte auch blumige Düfte gerne, "Chypre" hieß sein Lieblingsduft. Chypre klassifiziert eine Familie von Parfüms, die aus einer hesperidischen Kopfnote von Zitrusölen wie Bergamotte, Orange, Zitrone oder Neroli, einer blumigen Herznote aus Rosen- und Jasminöl, und einer warmen, holzig-moosigen Basisnote aus Eichenmoos und Moschus bestehen. Chypre, vom Wort "Zypern" abgeleitet, war während des gesamten 19. Jahrhunderts eine begehrte und gern gekaufte Duftkomposition.
Er scheint auch in jungen Jahren bereits ein Genießer gewesen zu sein, der süße Speisen und Getränke deutlich bevorzugte. Davon kam auch sein rapider Zahnverfall, der nicht aufzuhalten war und er sich Zahnarztbesuchen verweigerte, bis die Schmerzen unerträglich waren.....

Dass der König ein gut aussehender Mann war, zumindest in jungen Jahren, zeigen die zahlreichen Fotos, die er von sich anfertigen ließ. Sein Hofphotograph Josef Albert hatte ein seinerzeit hochmodernes Photoatelier, das der König selbst dann noch beehrte, als er schon ziemlich unansehnlich war. Man könnte den König sogar als den Erfinder des Autogramms bezeichnen, da er gerne Fotos von sich verschenkte, die von ihm handsigniert oder sogar öfters mit einer persönlichen Widmung versehen waren:http://images.zeno.org/Fotografien/I/big/PHO00147.jpg

Sonntag, 14. Mai 2017

Böll, Heinrich - Haus ohne Hüter

Der Autor

Heinrich Böll wurde am 21. Dezember 1917 als achtes Kind des katholischen Kölner Schreiners und Holzbildhauers Viktor Böll und dessen zweiter Ehefrau Maria geboren.

Nach dem Abitur (1937), einer Ausbildung in einer Buchhandlung in Bonn und dem Reichsarbeitsdienst fing Heinrich Böll im Sommer 1939 an der Universität Köln ein Germanistikstudium an. Einige Monate später wurde er zur Infanterie einberufen. Im März 1943 heiratete er die Lehrerin Annemarie Cech. Im Jahr darauf erlag seine Mutter nach einem Fliegerangriff auf Köln einem Herzinfarkt. 1945 geriet er vorübergehend in amerikanische und britische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg nahm Heinrich Böll das Studium wieder auf und verdiente den Lebensunterhalt zunächst mit Gelegenheitsarbeiten. Mit der Veröffentlichung seiner Kurzgeschichte "Der Zug war pünktlich" begann er 1947 eine Karriere als Schriftsteller. Vier Jahre später zeichnete die "Gruppe 47" ihn für seine satirische Erzählung "Die schwarzen Schafe" mit einem Preis aus. Viele seiner Geschichten handeln von Außenseitern, die den Krieg nicht vergessen können, während die Konformisten um sie herum nicht daran erinnert werden wollen und die Gesellschaft das Wirtschaftswunder feiert. Damit wurde Heinrich Böll nicht nur zu einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Nachkriegs- und Trümmerliteratur, sondern auch zu einem der meistgelesenen Autoren der Bundesrepublik Deutschland. Von 1971 bis 1974 amtierte er als Präsident des internationalen P. E. N.-Clubs. 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Eine Kunst um ihrer selbst Willen lehnte Heinrich Böll ab; er forderte vom Schriftsteller kritische Stellungnahmen zur Gesellschaft und Zeitgeschichte.
Deshalb müsse die Literatur auch einem breiten Publikum verständlich sein, meinte er. Heinrich Böll löste diese Forderung ein und engagierte sich auch politisch. Im Bundestagswahlkampf 1969 warb er für Willy Brandt. Dass er sich 1972 für eine sachliche Berichterstattung über die RAF und Ulrike Meinhof einsetzte, wurde ihm von vielen Bundesbürgern schwer verübelt; einige verunglimpften ihn sogar als Sympathisanten der Terroristengruppe, und sein Wohnhaus wurde von der Polizei durchsucht. 1974 nahm er den aus der UdSSR ausgebürgerten Literaturnobelpreisträger Alexander I. Solschenizyn bei sich auf. Neun Jahre später beteiligte Heinrich Böll sich an der Blockade des US-Militärdepots in Mutlangen und sprach auf der zentralen Friedensdemonstration am 22. Oktober in Bonn.

Heinrich Böll starb nach langer Krankeit am 16. Juli 1985 in Langenbroich.

Inhaltsangabe

Zwei elfjährige Knaben, die in einer Stadt der Rheingegend aufwachsen, sind in den Mittelpunkt der Handlung gestellt.
Da ist zunächst die Welt Martin Bachs, die sich nicht nur dadurch von der seines Freundes Heinrich Brielach unterscheidet, daß im Hause Martins das Geld reichlich vorhanden und der Eisschrank gut gefüllt ist; es ist auch der Unterschied zwischen Onkel Albert und Leo. Onkel Albert war der Freund seines Vaters, Raimund Bach, der 1942 in Kalinowka von einem Spähtrupp-Unternehmen nicht zurückgekehrt ist. Anlaß zu diesem sinnlosen Unternehmen war der Befehl eines jungen Leutnants, der feststellen wollte, »ob der Befehl eines Offiziers ausgeführt werden muß oder nicht«. Raimund Bach nahm Albert das Versprechen ab, sich um seinen Sohn zu kümmern. Albert wächst langsam in die Rolle eines unentbehrlichen Freundes hinein und ist so wie anderer Jungen Väter sind. Martins Mutter Nella ist durch den Tod ihres Mannes derart erschüttert, daß sie das Gefühl hat »zu schwimmen«. Sie läßt sich absacken in der Meinung, daß alles mehr oder weniger sinnlos geworden ist. Sie lehnt es ab, von Albert geheiratet zu werden und flieht in eine Scheinwirklichkeit. Doch sie ist bereit, die Geliebte Alberts zu werde.
Es gibt noch andere Personen, die in Martins Welt eine Rolle spielen: Da ist die ältliche Bolda, die Kinoprogramme und Gesangbücher sammelt, Freundin der Großmutter seit der Jungmädchenzeit, als beide noch arm in einem kleinem Dorf der Eifel wohnten. 
Da ist Glum: kahlköpfig, zahnlos, mit seinem guten, eckigen Gesicht, der im KZ gesessen hat.
Und die Großmutter Martins. Sie, die alle vier Wochen ihr Spiel "Blut im Urin" spielt, die schweres und reichliches Essen, fette Suppen, bräunliches, dickflüssiges Zeug,liebt, dessen Geruch in Martin Ekel verursacht.
In dieser Welt der labilen Stimmungen und scheinbaren materiellen Sicherheit wächst Martin auf, verstanden und gestützt eigentlich nur von Onkel Albert.

Heinrich Brielach lebt in einer materiell gefährdeten Welt. Er wurde von der Stunde seiner Geburt an nicht geschont, trieb sich mit fünfeinhalb Jahren auf dem Schwarzmarkt umher, trug später die Lasten des spärlichen Haushalts und erlebte die verschiedenen "Onkel-Kategorien", mit denen sich seine Mutter einließ. Sie hat kein Geld, sich Zahnersatz zu kaufen, bricht schließlich das Verhältnis mit "Onkel" Leo, der mit Heinrichs Mutter ein Kind hat, und wechselt hinüber zum Bäcker, bei dem sie arbeitet, der als fünfter »Onkel« der Onkelreihe erscheint und ihr materielle Sicherheit verspricht. Auf die Frage Martins: "Warum heiraten unsere Mütter nicht wieder?" antwortet Heinrich: "Wegen der Rente, Mensch. Wenn meine Mutter heiratet, bekommt sie keine Rente mehr." Während des Umzuges zum Bäcker wird die ergreifende Armut der Familie offenbar. Onkel Albert erscheint, begreift die Not der Frau und Heinrichs Verlassenheit, so daß die Frau, als sie schon beim Bäcker wohnt noch von der Tröstung lebt, die sie dem Blick Alberts entnehmen konnte.

Meine Meinung

Zunächst einmal schildert Böll einfühlsam und genau den Alltag der beiden Freunde aus wechselnder Perspektive und richtet dabei sein Augenmerk auch auf die Nöte der beginnenden Pubertät. Mit den Schicksalen der Söhne und ihrer Mütter zeichnet er ein eher bedrückendes Bild der Kriegsgeneration und der frühen Nachkriegszeit.

Ich lese den Roman aber auch immer wieder aus dem privaten Blickwinkel. Meine Oma, eine Heimatvertriebene, zwei kleine Kinder, mein Opa im Krieg gefallen, lernte in ihrer neuen Heimat einen sehr netten Mann kennen, der ebenfalls heimatlos war. Er war aus der Kriegsgefangenschaft entlassen worden, konnte aber in seine Heimat, er war aus Ostpreußen, nicht mehr zurück. Die Beiden bauten sich eine kleine, bescheidene Existenz auf und mein Opa, also der Mann, mit dem Oma zusammenlebte, unterstützte auch die Kinder (er selbst hatte keine Kinder und mit Oma zusammen auch nicht).
Als Kind, ich liebte meinen Opa, versuchte man mir klar zu machen, dass dies nicht mein richtiger Opa war. Das sei bestenfalls Onkel Albert, denn mein echter Opa sei im Krieg gefallen und Oma lebe nur mit Albert zusammen. 
Mir stank es damals schon gewaltig, dass die Erwachsenen um mich herum so verlogen waren, denn die meisten hatten auch so ihre "Leichen im Keller", denn leichtsinnigerweise sprach sie in meiner Gegenwart (sie ist doch sowieso ein Kind!) über ihre Vergangenheit. Da gab es schon auch uneheliche Kinder, die gerne vertuscht wurden....wie gesagt, mich ärgerte schon damals die verlogene Scheinmoral.
Ich liebte jedenfalls meinen Opa Albert.
Oma und er blieben jedenfalls bis zu Omas Tod zusammen, immerhin etwas über fünfzig Jahre; Opa starb bald nach Oma.
Wie gesagt: ich mochte dieses verlogene moralische Getue der Erwachsenen als Kind nicht und es hat meinen Blick dafür geschärft, ich lege heute ungeniert den Finger darauf, wenn sich Menschen, im zwischenmenschlichen Bereich, über Andere erheben wollen.

Doyle, Sir Arthur Conan - Der Hund der Baskervilles

Der Autor

Arthur Conan Doyle wird am 22. Mai 1859 als Sohn eines Beamten im schottischen Edinburgh geboren. 

Nach Abschluß des Medizinstudiums in Edinburgh praktiziert Doyle als Arzt in Southsea. 
In der Erzählung "A Study in Scarlet" taucht zum ersten Mal die Figur des Detektivs Sherlock Holmes auf, die zum Helden der meisten seiner Romane wird. 

Ab 1890 nimmt er seine Tätigkeit als Schiffsarzt auf. 

Ab 1891 Doyle arbeitet als freischaffender Schriftsteller. Er veröffentlicht regelmäßig kurze Abenteuer seines Helden Sherlock Holmes im "Strand Magazine". Mit den Geschichten um den exzentrischen Detektiv wird Doyle zum Begründer des modernen Kriminalromans. Seine Erzählungen werden zum Vorbild für den bürgerlichen Detektivroman des 20. Jahrhunderts. Dem brillanten Detektiv Holmes stellt er die Figur des Dr. Watson als Gehilfen zur Seite. Dieser wird zur Identifikationsfigur für den Leser und hilft ihm mit seinen naiven Fragen, Holmes Kombinationsgabe zu folgen. Noch im selben Jahr erscheint der erste Sammelband "The Adventures of Sherlock Holmes" mit großem Erfolg. 

Obwohl Doyle seinen Helden nach dem Erscheinen des zweiten Sammelbands "The Memoirs of Sherlock Holmes" sterben lassen will, überreden ihn Verleger und Publikum dazu, ihn am Leben zu lassen. In den kommenden Jahren folgen auf die ersten zwei Sammelbände mit "The Return of Sherlock Holmes" (1903/04) und "The Case Book of Sherlock Holmes" (1927) noch zwei weitere. 

Doyle, der die Politik der konservativen Regierung unterstützt, nimmt als Arzt 1896 freiwillig am Burenkrieg teil. 
Nach seiner Rückkehr veröffentlicht er die Schrift "The Great Boor War" ("Der Krieg in Südafrika"). 

Die Erzählung "The Hound of the Baskervilles" erscheint 1901/1902. Sie wird später, wie viele andere Erzählungen auch, verfilmt. 

1902 wird Doyle wegen seiner Verdienste im Burenkrieg geadelt. 

Aus Trauer über den Tod seines Sohns, der im Ersten Weltkrieg gefallen ist, wendet sich Doyle nach 1918 dem Mystizismus und Spiritismus zu. 

Am 7. Juli 1930 stirbt Arthur Conan Doyle in Crowborough (Sussex). 


Das Buch

Ein altes Manuskript aus dem frühen 18. Jahrhundert berichtet von dem Fluch derer von Baskerville. Ein riesiger Höllenhund soll den gottlosen Sir Hugo von Baskerville im Moor getötet haben und nun auch Schuld am Tod von Sir Charles sein. Sir Henry Baskerville reist aus Kanada nach England, um das Erbe seines Onkels anzutreten, dessen Vertrauter Dr. Mortimer Sherlock Holmes um Hilfe in diesem vertrackten Fall bittet. Nachdem Sir Henry im Hotel ein Schuh gestohlen wird, er eine anonyme Nachricht erhält, in der gewarnt wird, sich vom Moor fernzuhalten, und er in London von einem Unbekannten beschattet wird, hält es Sherlock Holmes für das Richtige Sir Henry nicht allein nach Baskerville Hall reisen zu lassen. Dr. John H. Watson soll ihn begleiten und seinem Freund engmaschig und detailliert Bericht erstatten. In Devonshire angekommen, machen Sir Henry und Dr. Watson die Bekanntschaft mit dem Naturforscher Stapleton und dessen Schwester. Sie und Sir Henry verlieben sich ineinander, was Stapleton sehr missfällt. Am verdächtigsten ist aber der Butler Barrymore, der sich nächtens mit einer Kerze vor das einzige Fenster zum Moor stellt. Dr. Watson und Sir Henry finden heraus, dass Barrymore dem entflohenen Sträfling Selden, der sich im Moor versteckt hält, Signale übermittelt. Selden ist der Bruder von Barrymores Frau und wird von dem Butlerehepaar mit Kleidung und Lebensmitteln versorgt. Dr. Watson und Sir Henry machen sich sofort auf den Weg ins Moor, um Selden dingfest zu machen. Der Sträfling ist allerdings verschwunden. Dafür bemerkt Watson vor dem hellen Mond eine düstere, hagere Gestalt, die den Arzt und seinen Schützling zu beobachten scheint. Ist dies der Unbekannte, der Sir Henry bereits in London beschattete? 
Barrymore und seine Frau dürfen weiterhin für Sir Henry Baskerville arbeiten und erzählt ihm und Dr. Watson von einem Brief an Sir Charles, den dieser einige Tage vor seinem Ableben von einer Unbekannten mit den Initialen L.L. erhalten hat. Von Dr. Mortimer erfährt Watson, dass L.L. für Laura Lyon stehen könnte. Dr. Watson stattet der allein lebenden Frau einen Besuch ab und erfährt, dass sie sich am Todesabend mit Sir Charles hat treffen wollen, um sich Geld für ihre Scheidung zu borgen. Doch sie hielt die Verabredung nicht ein, weil sie plötzlich das Geld nicht mehr brauchte. Watson beschließt nun, dem Unbekannten im Moor aufzulauern, der sich zur grenzenlosen Überraschung von Dr. Watson als Sherlock Holmes entpuppt, der sich seit geraumer Zeit im Moor versteckt hält, um ungestört ermitteln zu können. Plötzlich hören die beiden Freunde schreckliche Schreie über das Moor hallen und finden kurze Zeit später einen Toten, der sich auf der Flucht vor etwas Grauenhaftem den Schädel eingeschlagen hat. Anhand des Anzugs identifizieren Holmes und Watson die Leiche als Sir Henry. Doch kurze Zeit später weicht das Entsetzen einer makabren Erleichterung, denn es ist Selden, der den abgelegten Anzug Sir Henrys von Barrymore erhalten hat. Der Bluthund hat die Witterung von Sir Henry aufgenommen und den falschen Mann zu Tode gehetzt. In Baskerville Hall sieht Holmes in der Ahnengalerie einen Vorfahren der Baskervilles, der eine auffallende Ähnlichkeit mit Stapleton besitzt. Darüber hinaus hat Holmes herausgefunden, dass Stapletons Schwester in Wahrheit die Ehefrau des Naturforschers ist. Stapleton benutzt seine Frau als Köder für Sir Henry um ihn letztendlich von dem Bluthund töten zu lassen. Sir Henry wird von Stapleton zum Essen eingeladen und Holmes bestärkt den jungen Baronet die Einladung anzunehmen, während er selbst vorgibt mit Watson nach London zurückkehren zu müssen. In Wirklichkeit holen Holmes und Watson nur Inspektor Lestrade vom Bahnhof ab, den der Detektiv telegrafisch nach Devonshire beordert hat. Gemeinsam legen sich die drei Detektive vor der Hütte der Stapleton auf die Lauer. Auf dem Rückweg nach Baskerville Hall wird Sir Henry tatsächlich von dem grauenhaft anzusehenden Bluthund angegriffen, den Holmes und Watson erschießen. Auf dem Dachboden finden sie Stapletons Frau gefesselt und geknebelt. Stapleton selbst flieht und versinkt augenscheinlich im Grimpener Moor. Er war tatsächlich ein Baskerville. Als er aus Südamerika auf Umwegen nach Schottland kam, betrieb er Ahnenforschung und fand heraus, dass ihn nur zwei Personen von dem gewaltigen Erbe der Baskervilles trennten, Sir Charles und Sir Henry. Stapleton kaufte sich eine Hütte in der Nähe von Baskerville Hall und freundete sich mit Sir Charles an. Als er von dessen Herzkrankheit erfuhr, ließ er den legendären Hund der Baskervilles wiederauferstehen und machte ihn mit Hilfe von Phosphor zu einem grauenerregenden Monstrum, das Sir Charles einen tödlichen Schock versetzte. 

Meine Meinung

Für mich der beste aller Sherlock-Holmes- Romane! 
Ich habe diese spannende Detektivgeschichte schon mehrfach gelesen und bin überzeugt, dass sie zu den echten Klassikern gehört.
Schon allein die Zutaten: ein jahrhundertealter Fluch, der kaum bezähmbare Ängste auslöst, die düstere Stimmung des nebeligen Moores, das bei Nacht schier unheimlich wirkt und Pfotenabdrücke eines riesigen Hundes, lassen bestes Lesefutter erwarten.
Da betritt Sherlock Holmes mit Dr. Watson die Bühne - es wird brilliant ermittelt, gründlich, ja unnachahmlich, kombiniert und schließlich ein schändliches, raffiniert eingefädeltes, Mordkomplott aufgeklärt. 

Ein Buch, das ich nicht nur für ruhige Abende empfehlen kann - Gruselschauer garantiert!

Williams, Tennesse - Endstation Sehnsucht

Der Autor

Tennessee Williams, der eigentlich mit Taufnamen Thomas Lanier Williams hieß, wurde am 26. März 1911 in Columbus im US-amerikanischen Staat Mississippi als Sohn eines Angestellten geboren.

Williams ist im Süden der USA aufgewachsen. 1927 ging er nach St. Louis. Von 1931 bis 1938 studierte er an der Iowa University. Das Studium wurde immer wieder unterbrochen von Arbeiten in einer Schuhfabrik, wo sich Williams seinen Lebensunterhalt verdiente, sowie von einem Nervenzusammenbruch. In Hollywood verdingte er sich als Drehbuchautor. Doch die Erfolglosigkeit ließ ihn nach New York übersiedeln. Dort studierte er zunächst Theaterwissenschaft. 1930 wurde sein erstes Stück veröffentlicht. 1937 wurden zwei Dramen von St. Louis Mummers aufgeführt. Mit der Aufführung seines Werkes "Battle of Angels" in Boston erlitt er 1940 einen Misserfolg. Bis zu seinem Durchbruch 1944 mit dem Stück "Die Glasmenagerie" hatte Tennessee eine schwere Zeit zu bewältigen. Nicht nur Geldsorgen machten diese Zeit aus, sondern auch seelische Nöte, Alkohol und Drogen bestimmten sie.

Im Jahr 1969 konvertierte er nach einer schweren Krankheit zum Katholizismus. Nach dem ersten Erfolg kamen weitere Glanzstücke wie zum Beispiel "Endstation Sehnsucht" (1947). Das Stück "Die tätowierte Rose" (1950), seinem Lebensgefährten Frank Merlo gewidmet, erhielt den Tony Award für bestes Schauspiel. Mit dem Südstaatendrama "Die Katze auf dem heißen Blechdach" (1955) erlebte der Schriftsteller einen zusätzlichen Triumph. Bis gegen Mitte der 1960er Jahre war Tennessee Williams – neben Arthur Miller – ein sehr gefragter Bühnenschriftsteller. Williams begann literarisch mit Gedichten, Einaktern und Stories. Bereits seine Anfangswerke deuteten auf die Qualität, die seine besten Stücke in der Auswahl der Motive und in der symbolischen Darstellung einmal auszeichnen sollten. Dazu gehören unter anderem "Spiel der Erinnerungen", "Die Glasmenagerie" und "A Streetcar Named Desire".

Williams starb am 25. Februar 1983 in New York.

Inhalt

Nachdem Blanche DuBois den Familiensitz Belle Reve, d.h. "schöner Traum", und auch ihre Anstellung als Lehrerin verloren hat, fürchtet sie nichts mehr als ein ihrem Stand unwürdiges Leben und das Mitleid ihrer Bekannten. Den Verlust der gesellschaftlichen Stellung, des gewohnten, von keinem Geldmangel bedrohten Lebens kann sie sich nicht aussetzen und sieht in der Flucht nach New Orleans zu ihrer Schwester Stella den einzigen Weg weiterzuleben. Verarmt und ohne Erbe trifft sie dort ein und begegnet einer ihr völlig neuen und fremden Welt. Ihr vornehmes Auftreten, ihre gezierte Art zu sprechen, ihre Arroganz gegenüber Unterprivilegierten, zu denen sie ja jetzt auch gehört, stoßen in ihrer neuen Umgebung auf Unverständnis und Spott. Ebenso ergeht es Blanche, die mit den rauen Sitten in New Orleans, der oft nicht gesellschaftsfähigen Sprache und dem Verhältnis ihrer Schwester zu ihrem Mann, dem Polen Stanley Kowalski, nicht zurechtkommt. Er verkörpert alles, was sie zutiefst verabscheut. 
Schon bald muss sie erkennen, dass ihr Plan, bei ihrer Schwester Fuß zu fassen und sich ein eigenes, neues Leben aufzubauen, scheitern muss. Blanche zieht sich in eine Traumwelt zurück, vermischt sie mit der Realität und spinnt sich so immer mehr ein Lügenmärchen zu recht basierend auf ihren alten Wertvorstellungen. Stanley beginnt sie zu durchschauen, er glaubt ihr nicht und beginnt, Nachforschungen über ihre Vergangenheit anzustellen. 
Ein Freund und Mitarbeiter von Stanley, der zurückhaltende und viel sanftere Mitch, wirbt um Blanche. Trotz der Zugehörigkeit zu einer anderen Klasse sieht sie in einer Verbindung mit ihm die einzige und letzte Möglichkeit, etwas Liebe und Zuneigung zu bekommen und vor allen Dingen, ein geordnetes und sicheres Leben zu führen, nach ihren Vorstellungen, ein wenig so wie es vorher war. 
Stella steht zwischen Blanche und Stanley, durch dieselben Wurzeln hat sie Verständnis für ihre Schwester und deren Problematik, aber andererseits gehört sie zu Stanley, für den sie eine an Hörigkeit grenzende sexuelle Leidenschaft empfindet. 
Stanley deckt Blanches Lügen auf. Sie lügt mit ihrer Altersangabe, sie macht sich jünger, sie hatte durch zahlreiche Liebschaften einen denkbar schlechten Ruf, alles begründet in der Suche nach ein wenig Anerkennung und Zuneigung. Die Anstellung als Lehrerin wurde ihr entzogen, nachdem sie ein Verhältnis mit einem ihrer Schüler hatte. Dies alles erzählt Stanley prahlerisch, voller Hohn und Spott und übervoll von Schadenfreude all seinen Bekannten und so auch Mitch. Dieser wendet sich daraufhin entsetzt und enttäuscht von Blanche ab und will sie nicht mehr heiraten. 
Die Situation eskaliert, als Blanche von Stanley vergewaltigt wird, wie er findet, sein gutes Recht, aufgrund ihrer Vergangenheit ist sie für ihn zum Freiwild geworden. Blanche wendet sich in ihrer Verzweiflung an ihre Schwester. Doch diese glaubt Stanley, der die Vergewaltigung abstreitet. Stellas Freundin Eunice bestärkt sie noch darin, Blanche sei die Außenseiterin, sie müsse zu Stanley halten, denn nur mit ihm habe sie ein richtiges, normales Leben. Die Vergewaltigung wird als nicht geschehen abgetan, sie wird vertuscht. 
Blanche kommt mit der Wirklichkeit nicht mehr zurecht, sie zerbricht an ihrem Unvermögen, sich auf eine neue Realität einzustellen. Sie wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Die einzigen, die nicht voller Schadenfreude und Genugtuung zuschauen, sind Stella und Mitch. 

Meine Meinung

Williams "Endstation Sehnsucht" ist eindeutig eines meiner Lieblingsdramen von Williams und ich bin der Meinung, er hat hier ein Meisterwerk geschaffen. Zwei Welten prallen in dem Drama aufeinander: der "Südstaatenadel", ich sage bewußt Adel, da Blanche wie ein altmodisches Südstaatenfräulein handelt, man denke an "Vom Winde verweht", verkörpert durch Blanche DuBois, und das moderne Amerika, die tüchtige, aufstrebende Arbeiterschicht, die durch den Krieg gelernt hat, wie man sich "durchboxt", verkörpert durch Stanley Kowalski.
Zwei Charaktere, die nicht unterschiedlicher sein können und daher immer wieder aneinander prallen.
Stella, die Schwester von Blanche, versucht immer wieder, zu schlichten, Kompromisse zu finden und scheitert letztendlich damit.
Auch Mitch, der Freund Stanleys, findet zunächst Gefallen an Blanche. Doch Stanley, der seine Schwägerin nicht mag, wühlt in ihrer Vergangenheit und entdeckt ein Geheimnis, das er sofort seinem Freund mitteilt. Mitch, der sich als moderner Mensch gibt und doch gleichzeitig an einem überkommenen Gesellschaftsbild hängt, gibt Blanche den Laufpass. Am Ende sieht er , dass er einfach nur feige war, aber da ist es zu spät.
Die Handlung ist straff, ohne Schnörkel, die Sprache oft schonungslos und das Ende macht sprachlos.

Wer einige Passagen lesen möchte:Tennessee Williams - Endstation Sehnsucht