Ziemlich lahm, und vor allem sinnfrei, fragte sie ihn, wie denn nun die Kinder heißen würden.
Gereizt antwortete er, natürlich so wie er, er sei der Vater. Und nun solle sie ihn in Ruhe lassen; dann ließ er sie stehen und ging ins Haus.
Sie stand noch eine Weile wie ein begossener Pudel da und konnte, oder wollte, nicht begreifen.Ihr Innerstes zitterte und bebte: er war doch immer so freundlich und nett gewesen! Wie betäubt schlich sie zurück in ihre Wohnung, dann heulte sie, schlug gegen die Sofakissen, versuchte zu rauchen: nichts beruhigte sie. So ging es über Stunden weg und schließlich rief sie ihre Freundin an.
Diese riet ihr, den Tatsachen ins Auge zu sehen und wenn ein Mann freundlich und nett sei, dann bedeute dies noch lange nicht, dass er auch verliebt sei. Es gäbe eben noch höfliche Menschen, die ein Ohr für die Sorgen der anderen hätte. Sie solle sich aus ihrer Vorstellung befreien, Kontakte nach außen zu pflegen und sich wieder einen Freund suchen.
Doch sie ließ nicht locker, beharrte darauf, dass der Mann verliebt gewesen sein und es seiner Freundin bestimmt nur mit unlauteren Mitteln gelungen sei, ihn zu halten. Das ließe sie sich nicht gefallen und würde sich rächen, bitter rächen.
Die Freundin war entsetzt und fragte sie, ob sie nicht einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen wolle, denn das sei ja schon Liebeswahn. Wenn sie nicht allein hingehen wolle, würde sie auch mitgehen. Wann sie sich denn treffen könnten, um die Sache zu besprechen?
Da kreischte sie los, dass sie, ihre Freundin, wohl mit denen unter eine Decke stecken würde. Sie würde ihre Rache bekommen.
Da antwortete ihre Freundin nur noch, sie solle nichts Unüberlegtes tun, sich besinnen und davon ablassen.
Doch sie kreischte noch schlimmer, beschimpfte die Freundin mit üblen Worten. Schließlich tutete nur noch das Freizeichen, die Freundin hatte wortlos aufgelegt.
In den nächsten Tagen vergrub sie sich haßerfüllt und grollend in ihrer Wohnung. Sie sponn sich in ihre Rachegedanken ein.
Zuerst hatte sie überlegt, zu versuchen, über die Hausverwaltung Ärger zu machen. Mal nach 22:00 Uhr duschen, Fahrrad auf dem Vorplatz putzen, Biomüll in die Restmülltonne; es würde sich schon etwas finden lassen. Doch dann überlegte sie, dass auch andere Mitbewohner dies machten und dies somit gar nichts bringen würde.
Da fiel ihr Blick aus dem Fenster. Sie sah ihren Nachbarn, wie er sich mit dem jungen Türken, er einen Häuserblock weiter wohnte, angeregt unterhielt und lachte.
Da kam ihr eine Idee: na warte, dachte sie, Du hast das letzte Mal so gelacht!
Am nächsten Tag ging sie zur Polizei und erzählte dort eine haarsträubende Geschichte. Sie behauptete, dass ihr Nachbar mit seinem LKW Drogen schmuggeln würde und nannte sogar das Kennzeichen des LKW´s.
Der Polizist, der ihr zuhörte, meinte, dass dies eine schwere Anschuldigung sei und ob sie dafür Beweise hätte.
Nein, antwortete sie, aber ihr Nachbar fahre immer nachts, hätte viele ausländische Freunde und müsse überhaupt Geld haben, da er immer gut gekleidet sei und ein teures Auto besitze. Schon leicht genervt, meinte der Polizist, das seien keine Beweise, sondern nur Vermutungen und sie solle vorsichtig mit ihren Anschuldigungen sein. Doch sie blieb hartnäckig und schließlich wurde ihr zugesagt, dass man sich um die Sache kümmern würde.
Der Polizei war schnell klar, dass der angeschwärzte Mann, frei von jeder Art von Vorstrafe, Nachttouren für eine Supermarktkette fuhr und der LKW zum Fuhrpark der Kette gehörte. Der LKW stand untertags zur Hälfte in einer der vielen Schleusen eines großen Auslieferungslagers der Supermarktkette und wurde dort von den Kommissonierkräften mit Paletten voll Gemüse, Obst und Milpro beladen. Die Ware wurde dann Nachts an viele Filialen ausgeliefert, so dass die Kunden bei Ladenöffnung um acht Uhr frische Ware in den Regalen vorfanden.
Eine Kontrolle des LkW´s und seiner Ware brachte überhaupt nichts; die Tachoscheibe zeigte nur die einzige vorgeschriebene Fahrerpause an. Es war offensichtlich, dass der Fahrer auf jeder Tour unter Zeitdruck stand, wie das so häufig der Fall war. Wenn auf der Tour Drogen übenommen worden wären, dann wäre dies nur über das Auslieferungslager oder in den Lagerräumen der Filialen möglich gewesen; ein groteske Vorstellung!
Als sie dann etwa drei Wochen später wieder bei der Polizei vorstellig wurde, reagierte der Beamte ausgesprochen unfreundlich. Er sagte ihr geradewegs ins Gesicht, sie solle es sich sparen, anständige Bürger denunzieren zu wollen. Doch sie ließ nicht locker. Darauf drohte ihr der Polizist mit einer Anzeige wegen Irreführung der Behörden, ob sie wohl den nächsten Einsatz bezahlen wolle? Innerlich kochend verließ sie die Polizeidienststelle.
Anstatt sich diese Episode eine Lehre sein zu lassen, überlegte sie zu Hause sofort, was sie noch tun könne. Die Hausverwaltung war ausgefallen und diese, in ihren Augen unfähigen, Behörden waren wohl nicht in der Lage, Ordnung zu schaffen und dem Recht zu dienen.
Da kam sie auf eine, wie sie glaubte, tolle Idee: sie würde Gerüchte ausstreuen, den Ruf dieser Familie zerstören. Leute, die zuhörten und vor allem phantastische Geschichten brühwarm weitererzählten, fanden sich immer.Selbst wenn diese Lügen aufkämen: sie war sich vollkommen sicher, dafür nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Denn wie hieß es so schön: den Letzten beißen die Hunde!
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