Donnerstag, 31. Juli 2014

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 10

Guten Morgen,

schon in aller Frühe hat mich die Sonne auf meinem Lieblingsplatz, die gepolsterte Fensterbank auf dem Ostfenster,  auf welchem ich am Ostfenster sitze, ganz sanft wachgekitzelt. Das war ein durchaus angenehmes Erwachen und so langsam streckte ich mich gerade. Da hörte ich auch schon meine Menschen kommen und bekam von Herrchen eine gehörige Portion meines Lieblingskatzenfutters, Huhn natürlich, sowie eine Napf frischen Wassers, obwohl ich, für meinen Teil, gerne direkt von Wasserhahn trinke.
Nachdem ich mich tüchtig satt gegessen hatte, setzte ich mich auf einen freien Stuhl im Speisezimmer und beobachtete meine Menschen beim Frühstück. Da standen verschiedene Gläser Marmelade, Butter, Diätmargarine, abenso verschiedene Sorten Vollkornbrot, Müsli, Milch, etwas Käse und Obst. Alles in allem Dinge, die ich nicht mag, vielleicht die Butter ausgenommen. Bei meiner ehemaligen Halterin Lizzy war das oft anders und ich möchte die Geschichte vom "Zombie Chicken" erzählen, sie ist in die Familiengeschichte eingegangen. Also einmal tief Luft geholt, geschmunzelt und los erzählt!
Es war an einem schönen Frühlingsabend im Juni vor zwei Jahren, ich kann mich noch gut erinnern, weil das was folgte, schon beinahe legendär ist. Da kam Lizzy ziemlich spät von der Arbeit nach Hause legte eine Tüte, aus der es verflixt gut duftete, auf den Küchentisch. Dann ging sie auf die Toilette, die sich im ersten Stock befand und anschließend wohl noch an ihren PC, jedenfalls hörte ich, wie er anlief. Die Tüte lag weiterhin auf dem Tisch und war soo verführerisch. Mein Brurder war ebenfalls auf den Geruch aufmerksam geworden und so näherten wir uns vorsichtig und stückweise, immer auf Lizzy hörend, Tisch und Tüte. Doch Lizzy war wohl mit ihrem Rechner so beschäftigt, dass sie die Tüte vergessen hatte. Aber vielleicht war ja die Tüte mitsamt Inhalt für meinen Bruder und mich bestimmt!
Schließlich kletterten wir auf den Tisch und beschnüffelten die Tüte. Hühnchenduft! Da gab es kein Halten mehr für uns und so zerrten wir die Tüte bis an den Tischrand und schließlich lag die Tüte aufgeplatzt am Boden. Hühnchen, genauer gesagt eine frisch gebratene Hähnchenhälfte! Mein Bruder riß sich gleich das größte weiche Geflügelstück heraus und ich schleifte den Rest unter den Kachelofen, weil ich wußte dass mein verfressener Bruder mir nicht viel übrig lassen würde. Also saß ich mit dem Hühnchenrest unter dem Kachelofen und tat mich daran gütlich. Mein Bruder saß zwar ziemlich sauer davor, weil er nichts mehr davon abbekam, trollte sich aber nach erfolglosen Minuten den Knurrens auf seinen Katzbaum. Als ich fertig war, vom Hühnchen war nur noch ein paar Knöchelchen übrig, kroch ich wieder unter dem Kachelofen hervor und setzte mich zufrieden auf die Ofenbank, leckte mir den Schnurrbart und putzte mich. Da hörte ich Lizzy die Treppe herunterkommen: also nichts wie einrollen und schlafend gestellt, doch weil ich neugierig war blinzelte ich unter den Lidern hervor. Lizzy knipste das Licht an und ging zum Küchentisch, schaute zuerst. Dann sah sie die aufgeplatze Tüte auf dem Boden, hob sie auf und hielt sie zuerst meinem Bruder unter die Nase. Der schaute völlig unbeteiligt. Dann kam sie zu mir und ich tat, als wachte ich aus wohlverdientem Schlaf auf. Lizzy war wütend und dann rief sie ihre Mama an. Ihre Mama kam nach etwa einer halben Stunde. Lizzy zeigte ihr die schon ziemlich zerissene Tüte und ihre Mama fing an, zu grinsen. Sie schaute uns an und meinte, das wir das Hühnchen gefressen hätten und Lizzy solche Dinge einfach nicht liegen lassen dürfe, das wäre für uns eine große Versuchung. Lizzy sagte, dann müßten Knochen zu finden sein. Ihre Mama faßte uns ins Auge und antwortete, dass Lizzy doch mal unter den Kachelofen schauen sollte. Mir wurde das ganz mulmig....
Doch Lizzy argumentierte, dass Katze plus Hühnchen doch nicht unter den Kachelofen passen würden; wie erleichtert ich war! Doch Lizzys Mama schaute mich noch einmal an und zwinkerte mir zu: sie wußte irgendwie ganz genau, dass ich es gewesen war.
Schließlich meinte Lizzys Mama, dass das Hühnchen vielleicht ein Zombie-Chicken gewesen sein und sie sollte heute Nacht gut aufpassen, dass nicht so eine Hühnchenhälfte ums Lindauer Tor kreiste und sogar noch Einlaß begehrte....
In den nächsten Wochen und Monaten wurde Lizzy immer wieder von ihrer Mama mit "Zombie-Chicken" geneckt und Lizzy nahm es halb belustigt, halb schmollend hin.
Als Lizzy im folgenden Herbst den Kachelofen gründlich reinigte, kamen doch noch ein paar trockene Knöchelchen zum Vorschein und "Zombie-Chicken", das nie eines gewesen war, wurde im Mülleimer entsorgt. Ihrer Mama erzählte sie erst viel später davon.
So, nachdem Lizzys Mama, meine Halterin, alles sauber eingetippt hat, ein Blick darauf zeigt mir, dass ich nichts vergessen habe, werde ich meinen Rest Katzenfutter, erzählen macht hungrig, aufessen und anschließend, im Gedenken an "Zombie-Chicken" satt und amüsiert einschlafen.
Euch allen noch einen sonnigen Tag, eure Reza!

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