Gerade eben sitze ich auf der Gastherme, dort ist es gemütlich warm und wärmt den Popo, und schaue hinaus in den grauen Regentag. Irgendwie ist es so ein bischen langweilig und Schüler, die Schule, ein Bau Anfang des 20.Jahrhunderts, mit Kaminen, Türmchen und sonstigem Zierrat, steht schräg gegenüber, fehlen mir genauso wie die Vögel. Meine Augen werden immer kleiner und ich döse vor mich hin. Da kommt mein Frauchen in die Küche und sagt zu mir, daß, wenn es schöner ist, wir zum Tierarzt gehen. Sie grinst mich an und meint, da könne ich wieder fauchen wie orientalischer Flaschengeist und mal wieder kräftig zubeißen. Jaja, ich weiß, vor mir hat speziell die Tierärztin Angst, da zeigt sich wieder einmal, dass kleine Katzendamen auch giftig sein können....da muß ich doch gleich eine Geschichte dazu erzählen.
In der Zeit als ich und mein Bruder noch bei Lizzy lebten, wurde beschlossen, dass wir kastriert, bzw. sterilisiert würden. Dazu war aber ein vorheriger beim Tierarzt nötig, um festzustellen, um wir alt, bzw. fit genug für einen solchen Eingriff wären. Also ging es wieder in die von mir verhaßte Praxis. Die Prozedur: anmelden und im Wartezimmer Platz nehmen kannte ich ja schon. Während sich Lizzy und ihre Mama die Wartezeit mit tratschen angenehm verkürzten, langweilten sich mein Bruder und ich ganz ungeheuerlich. Wären wir im gleichen Katzenkorb gesessen, so hätte es feine Balgerei gegeben, aber wir hatten jeder einen eigenen Korb, um diese kleinen Rauferein vorzubeugen. Ich hatte allerdings den Vorzug, im Korb von Lizzys Mama zu sitzen und der roch leicht nach Kater, diesem feschen Burschen, der Lizzys Mama gehörte. Und so versuchte ich, mich angenehm wegzuträumen. Das wollte mit nach einigen Versuchen auch gelingen, aber da wurde ich unangenehm in die Wirklichkeit zurückgeholt. Wir wurden ins Wartezimmer gerufen,unsere Körbe auf den Untersuchungstisch gestellt, geöffnet und wir heraus geholt. Ah, was sah ich da? Statt des bärtigen Gesichts des Tierarztes stand da ein weibliches zartes Pflänzchen. Der konnte ich bestimmt ein wenig Angst einjagen....
Mein Bruder kam, wie gewöhnlich, als Erster dran. Weil er viel größer und kräftiger als ich ist, dachte das Pflänzchen wohl, dass er gefährlicher als ich war. Er wurde gewogen, von der Konstitution her begutachtet, die Krallen geschnitten - alles in Ordnung.
Nun war ich an der Reihe. Wiegen ließ ich mich noch, auch anderweitig begutachten; auch bei mir war alles bestens. Nun sollten noch meine Krallen geschnitten werden. Meine gepflegte, tadellosen Krallen, an denen ich täglich mit Hingabe zupfte? Oh nein, nein, bestimmt nicht. Als das Pflänzchen, ich meine natürlich die Tierärtzin meine Pfote nahm und die Zange ansetzte, ließ ich ein deutliches fauchen vernehmen. Sie ließ daraufhin die Vorderpfote los und meinte, dass die Hinterkrallen zuerst geschnitten würden. Scheinbar willig ließ ich mich auf den Rücken drehen - ha, beste Kampfstellung. Kaum hatte sie eine Hinterpfote in der and und setzte die Zange an, da fauchte ich zuerst wieder hörbar. Doch das schien diesmal nichts zu nützen, also knurrte ich aus dem Bauch heraus. Ich fühlte wie ihre Hand daraufhin feucht wurde - Angstschweiß?. Sie hielt sich bemerkenswert tapfer, doch jetzt wand ich mich wie ein Aal. Als sie mich wieder gefaßt hatte, maunzte ich zuerst zum Herzerweichen, dann fauchte ich und teilte einen wohlgezielten Hieb mit meiner Pfote, Krallen ausgefahren, aus. Getroffen! Sie schaute mich wütend an und verließ das Sprechzimmer. Diese Runde war eindeutig an mich gegangen, jetzt würden wir nach Hause gehen.
Doch weit gefehlt! Die Tür ging wieder auf und herein kam - der Bart! Da durfte ich mich nicht so aufführen, also setzte ich mein sanftestes Gesicht auf. Der Bart, pardon, der Tierarzt, redete mit süßen Worten auf mich ein und ich benahm mich ganz brav. Als er nach meiner Pfote griff, die Zange ansetzte und die Kralle knippte, rührte ich mich nicht. Er sagte darauf zu seiner Kollegin, dass man so mit Katzen umgehen müsse, dann würden sie auch nichts tun. Wenn der gewußt hätte...
Schließlich bekamen mein Bruder und ich noch ein Leckerli, weil wir so brave Katzen waren; ich kringelte mich innerlich vor Lachen.
Zu Hause gab es dann noch Hühnchen, lecker in Öl angedünstet. Ich ließ es mir schmecken und dachte noch lange mit Vergnügen über diesen Tierarztbesuch nach.
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