Was mich eigentlich wundert: immer noch versucht man das Rätsel um das Gift Seefelds zu lösen. Ich bin der Meinung: hier gibt es nichts mehr zu lösen, der Täter war doch geständig! Nur weil er vielleicht nicht der Hellste war, so muß sich das doch nicht auf alle Bereiche beziehen. Ein Mann, der das schwierige Uhrmacherhandwerk beherrscht ist beileibe nicht dumm! Damals gab es noch keine Quarzuhren oder ähnliches, sondern Uhren wurden aufgezogen, egal ob eine Armbanduhr, eine Taschenuhr oder ein sog. Regulator. Diese Pendeluhren waren höchst empfindlich und in der Regel wurden sie immer von der gleichen Person aufgezogen. Mein Opa hatte einen Regulator und der sah so aus:
http://www.wandel-der-zeit.de/assets...t-DSC06386.jpg
Nach dem Tod meines Opas erbte ihn meine Tante Frieda. Da möchte ich sagen: schade, denn ich hätte ihn gerne gehabt. Aber bei meiner Tante war er in guten Händen.
Ich habe dafür eine silbere Taschenuhr mit einem Schlüssel, um das Werk aufzuziehen. Die ist auch jetzt bestimmt 100 Jahre alt und wird, natürlich, nicht benutzt.
Was ich damit sagen will: für dieses Handwerk ist ein gutes Auge, Feinfühligkeit und handwerkliches Können einfach Voraussetzung!
Warum sollte sich ein Mann, der sich dieses Handwerk im Gefängnis selbst beigebracht hat , nicht auch in der Lage sein, selbst, auch unter etwas schwierigen Umständen, Chloroform herzustellen?
Wissenswertes zu Chloroform, dass alles andere als harmlos ist.
Chloroform war lange Zeit ein wichtiges Narkosemittel. Es löst sich in organischen Lösungsmitteln gut, die Flüssigkeit brennt nicht, es riecht süßlich und ist schwerer als Wasser. Chloroform zersetzt sich beim Einwirken von Sonnenlicht und Luftsauerstoff zu Chlorwasserstoff und dem äußerst giftigem Phosgen. Wegen dieser gefährlichen Zersetzungseigenschaft wird Chloroform in braunen Glasflaschen und möglichst in Dunkelheit gelagert.
Seefeld hingegen bewahrte das Narkotikum in einer normalen Glasflasche auf und hatte es zudem mit Pfefferminze versetzt.
Chloroform wirkt bei Verschlucken oder Inhalation narkotisch. Bei größeren eingenommenen Mengen kommt es zur Atemlähmung und später zum Tod.
Seefeld sagte ja auch aus, dass die Jungen müde wurden, sie fröstelten und einschliefen.
Seefeld hatte nicht nur den Spitznamen "Onkel Tick-Tack", sondern auch "Sandmann".
Natürlich habe ich auch an ein destilliertes Gift aus Eisenhut, Seidelbast, dem gefleckten Wasserschierling, dem Bittersüßen Nachtschatten, Tollkirsche, Schlafmohn oder Maiglöckchen gedacht. Aber die Destillation aus diesen Giftpflanzen ist ungleich schwieriger. Die Flüssigkeit, dieSeefeld mit sich führte, war klar und durchsichtig, sie roch süßlich. Die verstorbenen Kinder lagen wirklich so da, als wären sie eingeschlafen. Bei den oben erwähnten Giften wäre das so nicht der Fall gewesen.
Seefeld war übrigens nicht der erste Mörder, der seine Opfer zunächst betäubte. Hugo Schenk, ein berüchtigter Mörder zur Zeit der k.&k. Monarchie, stellte auch ein solches Mittel her, dem er den Namen "Bändiger" gab. Er nutzte dazu u.a. Zyankali und Chloralhydrat und probierte die Mixtur mit Erfolg an sich selbst aus.
Hier ein Buchhinweis: Der Mädchenmörder Hugo Schenk - Michael Kirchschlager
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