Sonntag, 9. Oktober 2016

Persönliche Anmerkungen zu "Die Bestie aus dem Wald" - "Adolf Seefeld" - Teil 3

Nachdem ich im „Neuen Pitaval“ von Mostar/Stemmle auch über Adolf Seefeld gelesen hatte, möchte ich einmal genauer auf die Opfer und die Umstände ihres Verschwindens und der Auffindung der Leichen genauer eingehen. Speziell die genaue Schilderung dieser Fälle findet sich in Strickers Buch leider nicht. Da ist der „Neue Pitaval“, ein älteres Buch, einfach genauer.

Eine kleine Anmerkung: Matrosenanzüge waren seinerzeit bei Jungen sehr beliebt und wurden von Eltern gerne gekauft. Im Winter oder der kalten Jahreszeit wurden Strümpfe dazu getragen, die an Strumpfhaltern befestigt wurden.
Hier ein paar Bilder:
https://upload.wikimedia.org/wikiped...anzug_1892.jpg
http://www.berlin-kindheitundjugend....anzug_schu.jpg
https://c2.staticflickr.com/4/3869/1...f1ac655a_b.jpg
http://www.lagis-hessen.de/img/bd/s2/54-007.jpg


Fall Nr. 1 – Ernst Tesdorf

Am 2. November 1923 fuhr der 10jährige Schüler Ernst Tesdorf, der seinen blauen Matrosenanzug mit kurzer Hose und Bluse trug, gegen dreizehn Uhr aus dem Dorf Grabow bei Ludwigslust von zu Hause fort, um in der Stadt Kienäpfel, die er Wald gesammelt hatte, zu verkaufen. Die Eltern hatten ihm erlaubt, den kleinen Erlös auf dem Jahrmarkt auszugeben, der gerade in Ludwigslust stattfand. Darum hatte er auch seine Sonntagskluft, den blauen Matrosenanzug, angezogen. Ernst stellte sein Fahrrad bei Bekannten in der Nähe des Jahrmarkts unter.
Er hat es nicht wieder abgeholt. Seit dem 2. November 14 Uhr 10 blieb Ernst verschwunden.
Die Ermittlungen nach seinem Verbleib, durch die verzweifelten Eltern bei der Polizei noch am Abend veranlasst, blieben ergebnislos. Gerüchte und Hoffnungen, dass der Junge mit Zigeunern mitgezogen sei, bewahrheiteten sich nicht. Vernehmungen der Eltern und der Lehrer ergaben, dass Ernst ein braver Junge und ein guter Schüler war. Er brauchte also keine Angst vor Strafe zu haben, er kam immer pünktlich nach Hause. Konnte er sich im Wald verirrt haben? Aber er kannte den Wald wie seine Hosentasche, und außerdem war er auf dem Jahrmarkt gesehen worden – was sollte er im Wald?
Über den rätselhaften „Fall Tesdorf“ schloß Oberstaatsanwalt Bausch die Akten. Mord oder Unfall – niemand wusste es.
Zehn Jahre und sechzehn Tage lang trauerten die Eltern um ihren Jungen, ohne zu wissen, ob er vielleicht doch noch lebte, irgendwo, und jetzt ein einundzwanzigjähriger Mann war. Am 18. November 1933 fanden bei einer Treibjagd Jäger in einer dichten Kieferschonung gar nicht weit von der Landstraße Ludwigslust-Schwerin das Skelett eines Zehnjährigen Knaben. Es lag in einer länglichen Bodensenkung, wie in einem Grab, Reste des Matrosenanzugs waren noch zu erkennen, die arme waren sorgsam über der Brust zusammengelegt und die Hände gefaltet. „Es machte“, heißt es im polizeilichen Protokoll, „den Eindruck, als sei der Knabe im Schlaf verstorben“. Das es sich um den vor zehn Jahren vermissten Ernst Tesdorf handelte, stand nun außer Zweifel. Die Eltern konnten ihren Sohn unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wenigstens bestatten. Der Fall selbst blieb weiter unaufgeklärt. Mord oder Unfall?


Fall Nr. 2 – Alfred Praetorius

Nur vier Tage, nachdem die Leiche des kleinen Ernst gefunden war, verschwand in Rostock am 22. November 1933 der zehnjährige Schüler Alfred Praetorius. Er trug an diesem Tag seinen besten Anzug, da er zu einem Freund zu einer Geburtstagsfeier eingeladen war: kurze blaue Hose und Kieler Bluse. Bei dem Freund war er nie angekommen. Auch hier blieben zunächst alle Nachforschungen ohne Ergebnis. Sieben Wochen später fand man die Leiche des Knaben, diesmal wohlerhalten durch die Frosteinwirkung, in einem Schilfdickicht in der Nähe vom Ufer der Warnow.
Diesmal deuteten verschiedene Umstände darauf hin, dass der Kanbe möglicherweise Opfer eines Verbrechens geworden sei. Bei der Obduktion wurden Schädelverletzungen festgestellt. Die Sachverständigen waren sich jedoch nicht einig, ob diese Verletzungen vor oder nach dem Tod entstanden waren, etwa als der Täter sein Opfer zum Schilf ans Ufer schleppte. Auch hier erweckte die Leiche des Eindruck, als wenn Alfred „sich zum schlafen niedergelegt hätte“. Am Tatort deutete nichts auf einen Kampf hin. Die noch völlig erhaltene Kleidung war in Ordnung, der Mantelkragen war hochgeklappt. War der Junge in der Winterkälte vielleicht doch erfroren? Woher kamen dann aber die Schädelverletzungen?
Die Arbeit der Kripo führte hier wenigstens zu einen ersten bescheidenen Ergebnis: ein Rostocker Ehepaar meldete sich, das am Tage des Verschwindens des jungen Praetoriusin der Nähe der späteren Fundstelle der Leiche einen älteren Mann gesehen haben wollte. Die Aussagen waren aber so verschwommen, dass sie keine Möglichkeiten zur Aufklärung des falles boten. Auch hier wurde die Akte vorläufig geschlossen.


Fall Nr. 3 – Hans Korn

Im höchsten Maße beunruhigend war, dass bereits zwölf Tage nach Auffinden der Leiche des kleinen Praetorius in Lübeck wieder ein Knabe verschwand: der neunjährige Schüler Hans Korn. Er trug eine kurze blaue Matrosenhose und einen blauen Pullover. Auch bei ihm bestand keinerlei Anlaß, aus Angst vor Strafe von zu Hause wegzubleiben. Einen Monat später wurde seine Leiche in einer Tannenschonung gefunden. Der Junge lag wieder wie schlafend da. Die eine Hand lag auf der Brust, zwischen Zeige- und Mittelfinger war noch der Rest einer Zigarette erkennbar. Die linke Hand lag auf dem Bauch und hielt eine leere Zigarettenschachtel. Neben der Leiche wurden eine volle Schachtel Streichhölzer, mehrere Zigarettenstummel und abgebrannte Streichhölzer gefunden. Auch hier keine Spur einer Gewaltanwendung.
Sehr leicht machte es sich allerdings der Polizeiarzt. Er stellte „übermäßige Nahrungsaufnahme und übermäßigen Nikotingenuß“ fest, was beides zum Tode durch Herzschlag geführt habe. An Mord dachte niemand. Warum auch? Der Knabe war ja offenbar eingeschlafen und dann erfroren.
Die Ermittlungen der örtlichen Kripo ergaben auch hier keine wesentlichen Anhaltspunkte. Immerhin wurde festgestellt, dass Hans Korn am Tage seines Verschwindens zu einem Mitschüler beim Verlassen der Schule gesagt hatte, er müsse um elf Uhr auf dem Markt vor der Post sein, er werde dort erwartet, er sei zum Essen eingeladen. Aber in keiner Gastwirtschaft war Hans mit seinem Gastgeber gesehen worden. Auch diese Akte wurde vorläufig geschlossen.


Fortsetzung folgt! 

Persönliche Anmerkungen zu "Die Bestie aus dem Wald" - "Adolf Seefeld" - Teil 2

Was mich eigentlich wundert: immer noch versucht man das Rätsel um das Gift Seefelds zu lösen. Ich bin der Meinung: hier gibt es nichts mehr zu lösen, der Täter war doch geständig! Nur weil er vielleicht nicht der Hellste war, so muß sich das doch nicht auf alle Bereiche beziehen. Ein Mann, der das schwierige Uhrmacherhandwerk beherrscht ist beileibe nicht dumm! Damals gab es noch keine Quarzuhren oder ähnliches, sondern Uhren wurden aufgezogen, egal ob eine Armbanduhr, eine Taschenuhr oder ein sog. Regulator. Diese Pendeluhren waren höchst empfindlich und in der Regel wurden sie immer von der gleichen Person aufgezogen. Mein Opa hatte einen Regulator und der sah so aus:
http://www.wandel-der-zeit.de/assets...t-DSC06386.jpg
Nach dem Tod meines Opas erbte ihn meine Tante Frieda. Da möchte ich sagen: schade, denn ich hätte ihn gerne gehabt. Aber bei meiner Tante war er in guten Händen.
Ich habe dafür eine silbere Taschenuhr mit einem Schlüssel, um das Werk aufzuziehen. Die ist auch jetzt bestimmt 100 Jahre alt und wird, natürlich, nicht benutzt.
Was ich damit sagen will: für dieses Handwerk ist ein gutes Auge, Feinfühligkeit und handwerkliches Können einfach Voraussetzung!
Warum sollte sich ein Mann, der sich dieses Handwerk im Gefängnis selbst beigebracht hat , nicht auch in der Lage sein, selbst, auch unter etwas schwierigen Umständen, Chloroform herzustellen?

Wissenswertes zu Chloroform, dass alles andere als harmlos ist.
Chloroform war lange Zeit ein wichtiges Narkosemittel. Es löst sich in organischen Lösungsmitteln gut, die Flüssigkeit brennt nicht, es riecht süßlich und ist schwerer als Wasser. Chloroform zersetzt sich beim Einwirken von Sonnenlicht und Luftsauerstoff zu Chlorwasserstoff und dem äußerst giftigem Phosgen. Wegen dieser gefährlichen Zersetzungseigenschaft wird Chloroform in braunen Glasflaschen und möglichst in Dunkelheit gelagert. 
Seefeld hingegen bewahrte das Narkotikum in einer normalen Glasflasche auf und hatte es zudem mit Pfefferminze versetzt. 
Chloroform wirkt bei Verschlucken oder Inhalation narkotisch. Bei größeren eingenommenen Mengen kommt es zur Atemlähmung und später zum Tod. 
Seefeld sagte ja auch aus, dass die Jungen müde wurden, sie fröstelten und einschliefen.
Seefeld hatte nicht nur den Spitznamen "Onkel Tick-Tack", sondern auch "Sandmann". 

Natürlich habe ich auch an ein destilliertes Gift aus Eisenhut, Seidelbast, dem gefleckten Wasserschierling, dem Bittersüßen Nachtschatten, Tollkirsche, Schlafmohn oder Maiglöckchen gedacht. Aber die Destillation aus diesen Giftpflanzen ist ungleich schwieriger. Die Flüssigkeit, dieSeefeld mit sich führte, war klar und durchsichtig, sie roch süßlich. Die verstorbenen Kinder lagen wirklich so da, als wären sie eingeschlafen. Bei den oben erwähnten Giften wäre das so nicht der Fall gewesen.

Seefeld war übrigens nicht der erste Mörder, der seine Opfer zunächst betäubte. Hugo Schenk, ein berüchtigter Mörder zur Zeit der k.&k. Monarchie, stellte auch ein solches Mittel her, dem er den Namen "Bändiger" gab. Er nutzte dazu u.a. Zyankali und Chloralhydrat und probierte die Mixtur mit Erfolg an sich selbst aus.
Hier ein Buchhinweis: Der Mädchenmörder Hugo Schenk - Michael Kirchschlager

Persönliche Anmerkungen zu "Die Bestie aus dem Wald" - "Adolf Seefeld" - Teil 1

Gestern habe ich alle Bücher, in denen ich gerade mittendrin stecke, zur Seite gelegt und das Buch gelesen, das gestern Morgen mit der Post kam: "Die Bestie aus dem Wald" von Schurich/Stricker.
Was dem Titel nach eher nach einem neuen und spannenden Krimi klingt, ist weitaus schlimmer, denn es ist ein Sachbuch über den Kindermörder Adolf Seefeld. Die "Bekanntschaft" mit den Herrn besteht bei mir schon seit vielen Jahren, genauer gesagt, als ich zum erstenmal den von Stemmle/Mostar herausgegebenen "Neuen Pitaval" las, das Buch "Sexualverbrechen". Ich fand es seinerzeit schon ungeheuer interessant und doch sachlich geschrieben. Ich hatte es auch schon hier vorgestellt:G. Mostar/ R. Stemmle (Hrsg.) - Kriminalreport: Sexualverbrechen

Als ich das Buch auspackte, war ich schon etwas unangenehm berührt, denn das Titelfoto zeigt wohl den Wald bei Nebel in den die aufgehende Sonne scheint. Das ist eine ganz eigene Atmosphäre, die ich als passionierte Waldgängerin, auch schon erlebt habe. Das ist dann so feucht und schwer, so lastend, weil es eben ganz ruhig ist, fast unheimlich still, weil die Vögel noch nicht singen und man vielleicht ein knacken von Ästen hört, das natürlich von einem Tier verursacht wurde. Oder doch nicht? Die Schleusen des Gedächtnisses öffnen sich, jeder Krimi, jeder Kriminalfall, besonders die ungelösten, stehen putzmunter vor dem inneren Auge und sorgen für seltsame Ängste. Doch meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass man im Wald weniger Angst haben muß, denn die Begegnungen beschränken sich in der Tat auf ein Wildtier, Waldarbeiter oder den hiesigen Förster.
Mitten in dieses Waldbild wurde ein Brustbild des Adolf Seefeld projiziert und selbst wenn ich nicht wüßte, wer dieser Mann ist, fände ich ihn auf eine komische Art und Weise abstoßend. Erinnert mich das Foto auf eine seltsame Weise an die Handelsvertreter, die früher von Haus zu Haus gingen, um diverse Geschäfte zu tätigen? Die mochte ich schon als Kind nicht, die waren immer so gekünstelt freundlich, so bauernschlau. Den einzigen Mann, der immer vor Weihnachten kam, um Blindenwaren zu verkaufen, ja, der zeigte sogar einen Ausweis vor, fand ich sympathischer, wahrscheinlich, weil er ehrlich war und ein offenes Gesicht hatte. 

Nun, das erste, was ich tat, und immer tue, sind Bilder, Fotos und Skizzen betrachten. Ich kannte zwar ein schlechtes Paßfoto von Seefeld, das war aber auch schon alles. Im Buch gab es mehr Fotos von ihm: mit Mantel, mit Rucksack, mit Uhrmacherwerkzeug, mal mit Hut, mal ohne Hut, von der Seite, im Profil. Ein Mann, rasiert, mit Vollglatze, zwar in ärmlicher Kleidung, die aber sauber war und blitzblank geputzten Schuhen. Kleine Augen, die eher müde wirken, aber dem aufmerksamen Betrachter zeigen, dass hier ein Mensch steht, der es faustdick hinter den Ohren hat. Was er auch hatte, aber darauf gehe ich später ein.

Zwei Skizzen zeigen die Wanderwege und Aufenthaltsorte Seefelds im Bereich rund um Schwerin und einem Teil Mecklenburg-Vorpommerns in den Jahren 1931 - 1935. Weite Wege legte er zu Fuß zurück, immer auf der Suche nach einer Gelegenheitsarbeit, die Uhrmacherei hatte er wohl bei einem seiner Gefängnisaufenthalte gelernt und auf der Suche nach geeigneten Opfern. Heute geht man nämlich davon aus, dass sich die Opferzahl Seefelds im dreistelligen Bereich bewegt, da sich sein "Bewegungsradius" im Laufe seines Lebens nicht nur auf Schwerin und Mecklenburg-Vorpommern beschränkte, sondern er sich auch in Oranienburg,Brandenburg, Potsdam, Neuruppin, Schlesien und im Raum Aachen aufhielt. Selbst ein längerer Aufenthalt in Süddeutschland gilt als nicht ausgeschlossen.

Und nun einige Fotos der Opfer: Knaben, noch Kinder, in der damals üblichen Kleidung, fotografiert, wie man sie aufgefunden hat. Mich hat besonders das Foto berührt, nein erschüttet, dass den vierjährigen Artur Dill und seinen Freund, den fünfjährigen Edgar Dittrich tot zeigt. Wie zwei Brüder, die sich umarmen. Wer die beiden Knaben kannte, wußte, dass sie ein unzertrennliches Gespann waren - gemeinsam liefen sie der Bestie in die Hände!
Oder das Foto des Hans Joachim Neumann aus Wismar, dessen Grab mit Hilfe des Spürhundes "Schimmel" entdeckt worden war. Damals gewannen die polizeilichen Spürhunde an großer Bedeutung, da sie von speziellen Hundeführern sorgfältig ausgebildet wurden. "Schimmel" war ein Hund mit einer sog. "Inselbegabung", der beste Spürhund seiner Zeit. Und Seefeld hatte sein Opfer Neumann begraben, nicht wie sonst in einer Waldschonung abgelegt. Und das tote Kind hat, das ist trotz des aufgestellten Jackenkragens erkennbar, die Augen auf!!

Ein weiteres Foto hat mich einfach nur wütend gemacht: es zeigt einen Lokaltermin mit Oberstaatsanwalt Beusch, an der Mordstelle von Heinz Zimmermann. Seefeld ist bei diesem Termin dabei und er macht ein gleichgültiges Gesicht, als ginge ihn das alles gar nichts an. Er hat die Morde aber immer bestritten, was ihn aber nichts nützte!

Rezension: F.-R. Schurich/M. Stricker - Die Bestie aus dem Wald

Die Autoren

Frank-Rainer Schurich, Jahrgang 1947, lehrte als ordentlicher Professor für Kriminalistik an der Humboldt-Universität zu Berlin; seit 1994 ist er freier Autor. Um die Verbindung zur Praxis nicht zu verlieren, arbeitete er regelmäßig bei der Berliner Kripo. Er legte zahlreiche Publikationen vor, darunter "Mein Name ist Hase", " Kuriositätenlexikon der Kriminalgeschichte" und "Die Tote von Wandlitz".

Michael Stricker ist Diplom-Kriminologe, mehr konnte ich leider nicht finden.

Klappentext

Der Wald ist stets die Heimstatt seines mörderischen Treibens. Der reisende Uhrmacher Adolf Seefeld ist von eher unauffälliger Erscheinung. Ein Hausierer, wie es zur Zeit der Weimarer Republik und des nachfolgend aufflammenden Nationalsozialismus viele gibt. Er besitzt jedoch die Gabe, Jungen im Kindesalter für sich zu vereinnahmen. Sie schenken ihm schnell ihr Vertrauen, nennen ihn liebevoll Onkel Tick-Tack, und schon bald geht in Schwerin die Angst um.
Dem Schweriner Staatsanwalt Beusch fällt eine Häufung ungeklärter Vermisstenfälle und aufgefundener Kindesleichen ohne erkennbare Gewalteinwirkung auf: Rostock, Wittenberge, Ludwigslust, Lübeck. Er nimmt Kontakt mit Berlin auf - auch hier ähnliche Fälle in Oranienburg, Brandenburg, Potsdam und Neuruppin. Steckt hinter den "natürlichen Todesfällen" möglicherweise eine Mordserie?
Mit dem legendären Berliner Kriminalisten Ernst Gennat übernimmt schließlich ein für Seefeld gefährlicher Gegner den Fall. Gennats kriminalistisches Gespür und psychologisches Geschick werden selbst vom FBI gerühmt. Es wird eng für den reisenden Uhrmacher und Serienmörder.

Meine Meinung

Wie bereits erwähnt: ich habe die "Bekanntschaft" des Herrn schon vor vielen Jahren gemacht, als ich die Buchreihe "Neuer Pitaval" von Mostar/Stemmle, in diesem Fall den Band "Sexualverbrechen" gelesen hatte.
Umso neugieriger wurde ich auf das Buch, da Seefeld, neben Haarmann, Kürten, Denke, Orgozow und Großmann einer der schlimmsten Serien- und Kindermörder deutschen Kriminalgeschichte gewesen ist. Die Zahl der von ihm getöten Kinder schätzt man heute im dreistelligen Bereich, da er neben den oben genannten Orte auch im Raum Aachen, Schlesien und Süddeutschland unterwegs gewesen ist. Aber scheint verschwunden, in der Ferne versunken zu sein, genauso, wie er immer wieder in den damals noch weiten Wäldern verschwand.
Das Buch bietet einen erzählerisch dichten Einstieg, so dass es dem Leser nicht schwer fällt, sich mit auf die Spuren und nachfolgenden Ermittlungen zu begeben. Man leidet mit den Eltern, sitzt mit Beusch, Lobbes und dem genialen Gennat im Berliner Kriminalbüro am "Alex". Gennat hat Anfang der 20iger Jahre begonnen, die Polizeiarbeit zur reformieren. Alles, was zu den Grundlagen im Polizeiunterricht gehört, hat Gennat auf die Wege gebracht. Und sein Traum war es, eine zentrale Polizeibehörde zu schaffen, wie heute das BKA. Er legte die erste deutschlandweite Mordkartei an, die auch eifrig genutzt wurde.
Dank der Zusammenarbeit der genannten drei Herren, und der aufmerksamen Mithilfe der Bevölkerung, gelingt es den reisenden, harmlos wirkenden Uhrmacher zu fassen. Seefeld hatte nämlich einen entscheidenden Fehler begangen: statt, z.B., in Berlin unterzutauchen, versucht er dies auf dem Land und dort ist die Aufmerksamkeit der Bewohner sehr hoch. Seefeld wird der Polizei gemeldet und gefaßt. Schnell wird klar, dass es sich dabei um eine Früchtchen der besonderen Art handelt. Vorstrafen, Gefängnisstrafen und Aufenthalte im Irrenhaus. Er stellt sich dumm, ohne Gedächtnis, ist aber mit allen Wassern gewaschen, denn er hat, z.B., seinen Kunden immer wieder erzählt, dass er als Uhrmacher reisen müsse, um Geld zu verdienen. Ihm sei nämlich sein Geschäft in Hamburg abgebrannt und seine Frau mit dem restlichen Geld und einem Liebhaber weggelaufen - von wegen! Er hat eigentlich Schlosser gelernt und die Uhrmacherei im Gefängnis. 
Auf die Frage, wie er das Gift produziert hat, gibt er an, Chloroform hergestellt zu haben. Das habe er in einem alten Chemiebuch im Gefängnis gelesen und sich, samt den nötigen Zutaten, gemerkt. Die Zutaten für die Herstellung hat er sich in verschiedenen Geschäften gekauft die "Geräte" für die Herstellung des Narkotikums auf Müllplätzen.

Wissenswertes zu Chloroform, dass alles andere als harmlos ist.
Chloroform war lange Zeit ein wichtiges Narkosemittel. Es löst sich in organischen Lösungsmitteln gut, die Flüssigkeit brennt nicht, es riecht süßlich und ist schwerer als Wasser. Chloroform zersetzt sich beim Einwirken von Sonnenlicht und Luftsauerstoff zu Chlorwasserstoff und dem äußerst giftigem Phosgen. Wegen dieser gefährlichen Zersetzungseigenschaft wird Chloroform in braunen Glasflaschen und möglichst in Dunkelheit gelagert. 
Seefeld hingegen bewahrte das Narkotikum in einer normalen Glasflasche auf und hatte es zudem mit Pfefferminze versetzt. 
Chloroform wirkt bei Verschlucken oder Inhalation narkotisch. Bei größeren eingenommenen Mengen kommt es zur Atemlähmung und später zum Tod. 
Seefeld sagte ja auch aus, dass die Jungen müde wurden, sie fröstelten und einschliefen.
Seefeld hatte nicht nur den Spitznamen "Onkel Tick-Tack", sondern auch "Sandmann". 

Seefeld gab zu, dass er die Jungen betäuben wollte, um sich an ihnen sexuell vergehen zu können. In der Vergangenheit hätte nämlich die Zeugenaussagen dazu geführt, dass er entweder ins Gefängnis oder ins Irrenhaus mußte. Das wollte er damit verhindern. Im übrigen konnten ihm nur die letzten zehn Morde nachgewiesen werden. Ein Insasse eines anderen Gefängnisses gab aber an, nachdem er einen Selbstmordversuch überlebt hatte, Seefeld gekannt zu haben. Er sei mit ihm zusammen in einem anderen Gefängnis eingesessen und Seefeld habe ihm von seinen Taten berichtet und ihn dazu verführen wollen, das Gleiche zu tun.

Das Buch bietet neben vielen Informationen, wie die Entwicklung der Kriminalarbeit unter Gennat, die wachsende Bedeutung der Suchunde, außedem viele Fotos, wie etwas den Opfern, eines Fahndungsplakats oder Seefelds.

Ein Buch, das ich dem kriminalistische interessierte Leser nur empfehlen kann, von fünf möglichen Sternen fünf Sterne!

Zusatz:

Das ist Schimmel, der damals weltbeste Such- oder Fährtenhund. Seinem Einsatz war die Auffindung mehrer getöteter Knaben zu verdanken:
http://www.pnn.de/fm/61/thumbnails/h...pg.6966591.jpg

Adolf Seefeld, auch Onkel "Tick Tack" oder "Sandmann genannt:
http://img.svz.de/img/mecklenburg-ma...1454081561.jpg

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 24

Einen schönen guten Morgen,

im Moment liege ich noch an meinem Lieblingsplatz, dem sonnenbeschienenen Ostfenster, und so nutze ich die Gelegenheit euch wieder einmal etwas aus meinem Leben zu erzählen, genauer gesagt, aus den letzten Tagen.

Vergangene Woche waren meine Halter für ein paar Tage nicht da und so hatte ich, wei das schon öfters der Fall war, für diese Zeit meine allerpersönlichsten Katzensitter, ich glaube, das nennt man so. Früher, als ich noch mit meinem Bruder Micki bei Lizzy wohnte, nannte sich das Katzidienst und es war auch immer sehr angenehm, weil wir dann Dinge tun durften, die bei Lizzy so nicht erlaubt waren.
So, und nun war ich gespannt, was mich mit Max, das ist der Sohn meiner Halter, erwartete. Bei Max tue ich manchmal so ein bisserl dumm, geborene Schauspielerin die ich bin, und laufe mal vor ihm davon, verstecke mich hinter der Stereoanlage oder stelle mich kitzelig an, wenn er mich kraulen will. Da strample ich dann mit allen Pfötchen und winde mich wie ein Aal.
Aber nun sollte er auch die anschmiegsame Seite von mir so richtig kennen lernen. Als er kam, strich ich ihm ordentlich um die Beine, schnurrte und gurrte wie ein Täubchen. Als er mich dann streicheln wollte, rieb ich mein Köpfchen in seiner Hand und legte mich dauf den Rücken, damit er mein Bäuchlein kraulen konnte. Das imponierte Max und ich hörte lauter liebevolle Worte. Dabei kam mir der Gedanke, dass ich mich in der Vergangenheit doch oft dumm angestellt hatte und mir so viele Streicheleinheiten entgangen waren, aber ich kenne mich ja.
Neben meinem Naß- und Trockenfutter, fütterte er mich auch mit vielen Leckerli, die mein Frauchen immer für mich parat hält. Knuspertaschen und Stickis, Dentabits und auch mal ein Löffelchen Frischkäse.
In der Nacht blieben alle Türen offen, auch die zum Badezimmer,was ich natürlich ausnutzte, denn normalerweise ist diese Türe in der Nacht zu. Dabei kann ich vom Badezimmerfenster sooo schön auf das Nachbarhaus gucken. Dort wohnt nämlich der "nackerte" Mann. Den nenne ich so, weil er im Sommer am späten Abend oft mit nacktem Oberkörper am Fenster steht, wahrscheinlich fühlt er sich unbeobachtet, aber da kennt er mich nicht, hihihi! Naja, da streckt und reckt er sich und hält seinen Kugelbauch zum Fenster heraus, von der mageren Brustbehaarung will ich gar nicht reden. Diese paar Kringelhäärchen haben den Namen Behaarung gar nicht verdient, aber vielleicht könnte ich ihm ein paar von meinen Haaren geben, die mir meine Halterin immer auskämmt....

Oder ich konnte Max beobachten, wenn er vom Haus hinüber in seine Bäckerei ging. Max ist nämlich Bäcker und da muß er, damit die Leute Semmeln und Brot kaufen können, in der Nacht arbeiten. Ich habe mir auch Max Berufskleidung mal angesehen, das war schon interessant. So eine lange schwarz-weiß karierte Hose, weiße T-Shirts, eine Schürze und, das fand ich am besten, ein richtiges weißes Schiffchen, dass er auf dem Kopf tragen muß. Und nicht lange, nachdem Max weggegangen war, roch es nach Brot und Brezen aus Richtung Bäckerei.

Als meine Halter wieder nach Hause kamen, fand ich das richtig schade, wegen mir hätten sie auch noch länger weg bleiben können, denn mir ging es mit Max so richtig gut.
Heute werde ich Max wiedersehen, denn er kommt nach dem Friseur zum Mittagessen, das hat mir mein Frauchen schon gesagt und dass ich mich nicht wieder so dumm benehmen soll. Aber das mache ich ganz bestimmt nicht, denn das nächste, für mich sehr schöne, "Katzensitting", oder Katzidienst, kommt bestimmt. Darauf freue ich mich schon sehr! 

Ich wünsche euch allen noch einen sonnigen Tag,
eure Reza

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung Teil 23

Einen gemütlichen Mittag euch allen miteinander,

mir geht es heute wirklich so richtig gut.

Zuerst gab es heute morgen ein Schüssel mit meinem Lieblingskatzentrockenfutter, was für ein Monsterwort, beinahe so lange wie ein Rattenschwanz, dieses nackte Anhängsel am Hinterteil meiner Lieblingsfeinde, durchmischt mit meinen Lieblingsleckerli. Dann saß ich beim Frühstück mit am Tisch, brav auf dem Stuhl so wie sich das gehört. Das hatte natürlich einen speziellen Grund, warum ich so artig war: auf dem Tisch stand mein absoluter Lieblingsfrischkäse, der schon von Anfang an mit Joghurt angereichert ist. Den mag ich für´s Leben gern und daher kann ich, bei passender Gelegenheit, besonders artig sein. Mein Fraule bemerkte meinen Blick nicht gleich, oder ignorierte sie ihn, und so stieß ich ein leises "Miau" aus. Es kam aber keine Reaktion und da ich weiß, dass ich mit Grobheiten nicht landen kann, sondern dann das Speisezimmer verlassen muß, um es nett auszudrücken, legte ich ein flehen in meine Stimme, das immer wirkt.
Da reagierte dann auch mein Fraule und holte sofort einen eigenen Teelöffel für mich, lustig anzusehen, wie sie sich dann immer beeilt, mich zu bedienen. Kurz und gut: ich durfte eine Portion "meines" Käses vom Löffelchen schlecken.

Danach putze mich mich ausgiebig und wollte dann ins Badezimmer. Natürlich hatte ich nicht die Absicht, mich zu waschen, zu duschen oder zu baden, natürlich schmeckt das Wasser aus dem Badwasserhahn auch ganz erfrischend, sondern ich gucke jetzt mit Vorliebe wieder aus dem Badfenster auf die Grünfläche beim Haus. Das war seit einigen Monaten nicht mehr so gut möglich, denn erstens war das Fenster vom Efeu an der angrenzenden Mauer etwas zugewuchert und zweitens hatte sich ein Wildwuchsbaum vor dem Fenster breit gemacht. Das versperrte mir nicht nur ein weite angenehme Aussicht, sondern zwang auch meine Halter, vermehrt Licht brennen zu lassen. Das war natürlich völlig unnötig und lockte auch Mücken, Schnaken und jene langbeinigen Sirrer herein, die ich schlecht fangen kann und die nicht einmal schmecken.
Naja, uns so kam die zuständige Stadtgärtnerei, schnitt alles sauber aus und so sparen meine Halter nicht nur mehr Strom, sondern auch ich habe wieder beste Aussichten. Nicht nur auf Vögel, sondern auch auf ein Wiesel, andere Katzen und die Fledermaus, die im Nachbarhaus auf dem Dachboden wohnt.

Da es heute wieder regnet, werde ich dann ein Nickerchen einlegen. Was soll man bei Regen denn auch interessantes beobachten? Vielleicht die Menschen, die mit Regenschirm und mißlaunigem Gesicht bewaffnet, unterwegs sind? Oder soll ich die Regentropfen zählen? Nein danke, zu langweilig.
Also rolle ich mich lieber gemütlich ein und träume von weiteren sonnigen Tagen.

Mit vielen lieben "Miaus", rollt euch auch einfach ein,

Eure Reza


P.S. Morgen ist noch einmal Public Viewing, die letzte Gelegenheit mich am linken äußeren Fenster zu sehen...