Ziemlich lahm, und vor allem sinnfrei, fragte sie ihn, wie denn nun die Kinder heißen würden.
Gereizt antwortete er, natürlich so wie er, er sei der Vater. Und nun solle sie ihn in Ruhe lassen; dann ließ er sie stehen und ging ins Haus.
Sie stand noch eine Weile wie ein begossener Pudel da und konnte, oder wollte, nicht begreifen.Ihr Innerstes zitterte und bebte: er war doch immer so freundlich und nett gewesen! Wie betäubt schlich sie zurück in ihre Wohnung, dann heulte sie, schlug gegen die Sofakissen, versuchte zu rauchen: nichts beruhigte sie. So ging es über Stunden weg und schließlich rief sie ihre Freundin an.
Diese riet ihr, den Tatsachen ins Auge zu sehen und wenn ein Mann freundlich und nett sei, dann bedeute dies noch lange nicht, dass er auch verliebt sei. Es gäbe eben noch höfliche Menschen, die ein Ohr für die Sorgen der anderen hätte. Sie solle sich aus ihrer Vorstellung befreien, Kontakte nach außen zu pflegen und sich wieder einen Freund suchen.
Doch sie ließ nicht locker, beharrte darauf, dass der Mann verliebt gewesen sein und es seiner Freundin bestimmt nur mit unlauteren Mitteln gelungen sei, ihn zu halten. Das ließe sie sich nicht gefallen und würde sich rächen, bitter rächen.
Die Freundin war entsetzt und fragte sie, ob sie nicht einen Arzt oder Psychotherapeuten aufsuchen wolle, denn das sei ja schon Liebeswahn. Wenn sie nicht allein hingehen wolle, würde sie auch mitgehen. Wann sie sich denn treffen könnten, um die Sache zu besprechen?
Da kreischte sie los, dass sie, ihre Freundin, wohl mit denen unter eine Decke stecken würde. Sie würde ihre Rache bekommen.
Da antwortete ihre Freundin nur noch, sie solle nichts Unüberlegtes tun, sich besinnen und davon ablassen.
Doch sie kreischte noch schlimmer, beschimpfte die Freundin mit üblen Worten. Schließlich tutete nur noch das Freizeichen, die Freundin hatte wortlos aufgelegt.
In den nächsten Tagen vergrub sie sich haßerfüllt und grollend in ihrer Wohnung. Sie sponn sich in ihre Rachegedanken ein.
Zuerst hatte sie überlegt, zu versuchen, über die Hausverwaltung Ärger zu machen. Mal nach 22:00 Uhr duschen, Fahrrad auf dem Vorplatz putzen, Biomüll in die Restmülltonne; es würde sich schon etwas finden lassen. Doch dann überlegte sie, dass auch andere Mitbewohner dies machten und dies somit gar nichts bringen würde.
Da fiel ihr Blick aus dem Fenster. Sie sah ihren Nachbarn, wie er sich mit dem jungen Türken, er einen Häuserblock weiter wohnte, angeregt unterhielt und lachte.
Da kam ihr eine Idee: na warte, dachte sie, Du hast das letzte Mal so gelacht!
Am nächsten Tag ging sie zur Polizei und erzählte dort eine haarsträubende Geschichte. Sie behauptete, dass ihr Nachbar mit seinem LKW Drogen schmuggeln würde und nannte sogar das Kennzeichen des LKW´s.
Der Polizist, der ihr zuhörte, meinte, dass dies eine schwere Anschuldigung sei und ob sie dafür Beweise hätte.
Nein, antwortete sie, aber ihr Nachbar fahre immer nachts, hätte viele ausländische Freunde und müsse überhaupt Geld haben, da er immer gut gekleidet sei und ein teures Auto besitze. Schon leicht genervt, meinte der Polizist, das seien keine Beweise, sondern nur Vermutungen und sie solle vorsichtig mit ihren Anschuldigungen sein. Doch sie blieb hartnäckig und schließlich wurde ihr zugesagt, dass man sich um die Sache kümmern würde.
Der Polizei war schnell klar, dass der angeschwärzte Mann, frei von jeder Art von Vorstrafe, Nachttouren für eine Supermarktkette fuhr und der LKW zum Fuhrpark der Kette gehörte. Der LKW stand untertags zur Hälfte in einer der vielen Schleusen eines großen Auslieferungslagers der Supermarktkette und wurde dort von den Kommissonierkräften mit Paletten voll Gemüse, Obst und Milpro beladen. Die Ware wurde dann Nachts an viele Filialen ausgeliefert, so dass die Kunden bei Ladenöffnung um acht Uhr frische Ware in den Regalen vorfanden.
Eine Kontrolle des LkW´s und seiner Ware brachte überhaupt nichts; die Tachoscheibe zeigte nur die einzige vorgeschriebene Fahrerpause an. Es war offensichtlich, dass der Fahrer auf jeder Tour unter Zeitdruck stand, wie das so häufig der Fall war. Wenn auf der Tour Drogen übenommen worden wären, dann wäre dies nur über das Auslieferungslager oder in den Lagerräumen der Filialen möglich gewesen; ein groteske Vorstellung!
Als sie dann etwa drei Wochen später wieder bei der Polizei vorstellig wurde, reagierte der Beamte ausgesprochen unfreundlich. Er sagte ihr geradewegs ins Gesicht, sie solle es sich sparen, anständige Bürger denunzieren zu wollen. Doch sie ließ nicht locker. Darauf drohte ihr der Polizist mit einer Anzeige wegen Irreführung der Behörden, ob sie wohl den nächsten Einsatz bezahlen wolle? Innerlich kochend verließ sie die Polizeidienststelle.
Anstatt sich diese Episode eine Lehre sein zu lassen, überlegte sie zu Hause sofort, was sie noch tun könne. Die Hausverwaltung war ausgefallen und diese, in ihren Augen unfähigen, Behörden waren wohl nicht in der Lage, Ordnung zu schaffen und dem Recht zu dienen.
Da kam sie auf eine, wie sie glaubte, tolle Idee: sie würde Gerüchte ausstreuen, den Ruf dieser Familie zerstören. Leute, die zuhörten und vor allem phantastische Geschichten brühwarm weitererzählten, fanden sich immer.Selbst wenn diese Lügen aufkämen: sie war sich vollkommen sicher, dafür nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Denn wie hieß es so schön: den Letzten beißen die Hunde!
Die bunte Welt von "BDB"? Ganz einfach: Brigitte Deininger Bayern! Da Romane und Sachliteratur, gepaart mit eigenen Geschichten und Abhandlungen immer mein Steckenpferd waren, freue ich mich, manches den geneigten Lesern öffentlich machen zu können. Ich wünsche ein reiches Lesevergnügen und spannende Lesemomente!
Dienstag, 26. August 2014
Montag, 18. August 2014
Zickenalarm - Teil 2
Nach ein paar Wochen, es ging ihr schon längst wieder gut, bat sie ihr Nachbar um einen kleinen Gefallen. Es war inzwischen Winter geworden, ein strenger mit viel Schnee obendrein, da tat sich ihr netter Nachbar schon schwer, wenn er von einem befreundeten Bäcker die köstlichen Backwaren, er hatte ihr einmal eine Tüte mit Semmeln und Süßem geschenkt, holen konnte. Noch mehr: er hatte mit dem Bäckermeister gesprochen, damit sie für eine Freundin, die immer alte Semmeln und Brot für ihren Gnadenhof brauchte, Ware abholen konnte, die ein oder zwei Tage alt war. Aber die Freundin war ihr in dem Fall gar nicht wichtig, für sie zählte nur, dass sie ihren Nachbarn zweimal in der Woche zu der Bäckerei fahren konnte; mehr noch, für ihn wäre sie bis ans Ende der Welt gefahren...
Sie genoß die Minuten, in denen sie mit ihm allein im Auto war. Wenn sie ihn anstrahlte, lächelte er freundlich zurück. Erzählte sie ihm von ihren Alltagssorgen, so hörte er ihr aufmerksam zu und tröstete sie mit warmen Worten, wenn sie wieder einmal Ärger mit ihrem Freund zu haben glaubte.
Mit der schöner werdenen Jahreszeit begann sie, sich zu verändern. Sie ging nun regelmäßig ins Fitnesstudio und quälte sich an den Geräten, den Ratschlägen des Trainers und des Muskelkaters zum Trotz. Als sie ihrem Nachbarn davon erzählte, was sie nun für ihre Figur täte, meinte dieser, dass Radfahren gesünder und schonender für die Gelenke sei. Also holte sie ihr Fahrrad, das bis dato sein Dasein jahrelang im Keller gefristet hatte, heraus und begann zu radeln. Als sie ihre Nachbarin, die Radfahren als Sport betrieb, in Radlerkleidung sah, kaufte sie sich natürlich auch solche Sportkleidung. Ihr Freund meinte, als er sie zum erstenmal darin sah, sie erinnere ihn an eine Preßwurst und schon wurde wieder lautstark gestritten.
Sie, die früher eine gepflegte Erscheinung gewesen war, dezent geschminkt und gut gekleidet, trug nun mehr Makeup auf als nötig war und auch ihr Kleidungsstil wurde schrill und laut: Miniröcke, von denen man nicht wußte, ob sie Gürtel oder Röcke waren, Lackleggins, hohe Stöckelschuhe und Tops, die selbst einen Teenager hätten rot werden lassen. An der Wäscheleine schaukelte Reizwäsche demonstrativ im Wind.
Die Nachbarschaft begann zu tuscheln und auch ihr netter Nachbar ging ihr, so gut es eben ging, aus dem Weg, nur sie bemerkte es einfach nicht.
Und in letzter Zeit gab es mit ihrem jüngeren Freund nur noch Streit, bösen, ordinären Streit, so dass ihr Freund immer öfters bei einem Freund übernachtete und davon sprach, sich wieder eine eigene Wohnung zu suchen. Anstatt dies als Warnzeichen zu betrachten, dachte sie darüber nach, dass der Kerl einfach zu jung für sie sei und sich von ihm trennen mußte; er konnte und wollte sie offensichtlich nicht verstehen.
Ja, sie würde ihn sozusagen in die Wüste schicken, damit sie frei für ihren netten Nachbarn war. Sie malte sich bereits aus, wie sie dem Angebeteten ihre Liebe gestehen würde. Ja, und dann würde er ihr er ihr endlich seine Liebe gestehen, endlich wäre alles gut, Friede, Freude, rosarot, himmelblau.....
Die Gelegenheit, ihren Freund los zu werden, denn den Mut, ihm zu gestehen, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte, fehlte ihr einfach aus lauter Feigheit, ergab sich etwa 14 Tage später. Sie ging in den Keller, um noch Gemüse aus der Tiefkühltruhe zu holen, da hörte sie, wie sich ihr verhaßter Freund und ihr netter Nachbar im Fahrradkeller unterhielten. Ihr Freund klagte dem Nachbar sein Leid, dass sie sich so zu ihrem Nachteil verändert habe, er kenne sie gar nicht wieder. Gut, dass sie schon früher öfter einmal gestritten hatte, lag wohl an ihrem Temperament, aber was nun im Gange sei, wirklich nicht mehr auszuhalten. Immer suche sie nach einem Grund für Streit, egal was er sagte oder täte. Sie merke wohl gar nicht, wie lächerlich sie sich mit ihren Klamotten mache, ihre Sportwut, die doch gar nichts brächte und, das mußte ihrem Freund von der Seele, ein Krönungssatz sozusagen, schmeckten ihre Küsse mittlerweile nach Aschenbecher, nach kaltem, abgestandenem Rauch. Sie kochte über vor Wut, rannte in den Fahrradkeller, gab ihrem Freund eine Ohrfeige und schrie ihn an, dass er sofort gehen sollte, aber sofort!
Eine Stunde später lud ihr Freund Koffer, Reisetaschen und Stereoanlage in sein Auto und fuhr davon.
Den Kerl war sie nun los, dachte sie befriedigt, und wie einfach das gewesen war! Im Hochrausch ihres vermeintlichen Sieges öffnete sie ein Flasche Rotwein, goß sich ein großes Glas davon voll und rauchte dazu eine Zigarette. Wie vermeintlich köstlich das war! Während sie nach und nach die ganze Flasche sowie die Zigarettenschachtel leerte, überlegte sie sich ihre weitere Strategie. Gut, jetzt war sie zwar frei für ihren Nachbarn, konnte aber nicht in den nächsten Tagen ihre Liebe gestehen, denn sonst wäre es doch womöglich aufgefallen, dass sie es war, die ihren Freund herausgeekelt hatte. Da mußte sie vorsorgen und erzählte jedem, der es hören wollte oder nicht, von ihrem bösen Freund, der sie betrogen und sie ihn dafür herausgeworfen hatte. Das klang natürlich sehr glaubhaft, weil es ja allgemein bekannt war, dass ihr Freund jünger als sie gewesen war.
Wen sie in den folgenden Wochen nur sehr selten sah, und da war er einsilbig, war ihr Nachbar. Natürlich, sie verstand sein Verhalten, hatte sie sich seinerzeit im Keller doch von einer höchst ordinären Seite gezeigt und das mochte den Nachbar wohl zuwider sein. Aber er lief ja nicht weg. Und sie beobachtete ihn weiterhin gerne,wie er sich bewegte, Fahrrad fuhr oder mit seiner Freundin am Arm ging. Ja, diesen Platz am Arm würde bald sie einnehmen; sie machte sich nicht im mindesten ein Gewissen daraus, was aus der Freundin und den Kindern werden würde. Ihre Liebe würde siegen, sie würde ihn verwöhnen, bekochen, sich um ihn beneiden lassen....
Nach weiteren drei Woche, hielt sie die Zeit für gekommen, ihrem netten Nachbarn ihre Liebe zu gestehen. An der Wohnungstüre konnte sie natürlich nicht läuten, das war ihr schon klar, aber um diese Jahreszeit war ihr Nachbar öfters vor dem Haus anzutreffen, wenn er etwa sein Fahrrad putzte oder im Rahmen der Kehrwoche den Gehweg fegte.
Es war an einem Montag, sie ging gedankenverloren von ihrem Auto auf die Haustür zu, da sah sie ihren Nachbarn, der offensichtlich ein neues Klingelschild montierte. Es stand nur noch sein Name darauf! Zog seine Freundin mit den Kindern aus? Hatte er ihre Liebe auch ohne Worte erahnt?
Sie fragte ihn also, warum er ein neues Klingelschild anschraubte.
Ihr Nachbar sah sie etwas irritiert an und wollte antworten, doch sie kam ihm zuvor. Seine Freundin und die Kinder seien wohl ausgezogen, oder würden ausziehen, er sei dann alleine, wie wunderbar; sie würde gerne für ihn da sein, weil sie ihn liebe und vom ersten Augenblick geliebt habe.
Der Nachbar machte einen Schritt rückwärts, als habe ihn eine Tarantel gestochen. Das Klingelschild habe er ausgewechselt, weil er seit letzten Samstag mit seiner Freundin verheiratet sei.
Da war es ihr, als habe sie ein Giftpfeil ins Herz getroffen, sie mußte an sie halten, sonst wäre es ihr schwarz vor Augen geworden. Vorbei, vorbei, alles vorbei.....
Sie genoß die Minuten, in denen sie mit ihm allein im Auto war. Wenn sie ihn anstrahlte, lächelte er freundlich zurück. Erzählte sie ihm von ihren Alltagssorgen, so hörte er ihr aufmerksam zu und tröstete sie mit warmen Worten, wenn sie wieder einmal Ärger mit ihrem Freund zu haben glaubte.
Mit der schöner werdenen Jahreszeit begann sie, sich zu verändern. Sie ging nun regelmäßig ins Fitnesstudio und quälte sich an den Geräten, den Ratschlägen des Trainers und des Muskelkaters zum Trotz. Als sie ihrem Nachbarn davon erzählte, was sie nun für ihre Figur täte, meinte dieser, dass Radfahren gesünder und schonender für die Gelenke sei. Also holte sie ihr Fahrrad, das bis dato sein Dasein jahrelang im Keller gefristet hatte, heraus und begann zu radeln. Als sie ihre Nachbarin, die Radfahren als Sport betrieb, in Radlerkleidung sah, kaufte sie sich natürlich auch solche Sportkleidung. Ihr Freund meinte, als er sie zum erstenmal darin sah, sie erinnere ihn an eine Preßwurst und schon wurde wieder lautstark gestritten.
Sie, die früher eine gepflegte Erscheinung gewesen war, dezent geschminkt und gut gekleidet, trug nun mehr Makeup auf als nötig war und auch ihr Kleidungsstil wurde schrill und laut: Miniröcke, von denen man nicht wußte, ob sie Gürtel oder Röcke waren, Lackleggins, hohe Stöckelschuhe und Tops, die selbst einen Teenager hätten rot werden lassen. An der Wäscheleine schaukelte Reizwäsche demonstrativ im Wind.
Die Nachbarschaft begann zu tuscheln und auch ihr netter Nachbar ging ihr, so gut es eben ging, aus dem Weg, nur sie bemerkte es einfach nicht.
Und in letzter Zeit gab es mit ihrem jüngeren Freund nur noch Streit, bösen, ordinären Streit, so dass ihr Freund immer öfters bei einem Freund übernachtete und davon sprach, sich wieder eine eigene Wohnung zu suchen. Anstatt dies als Warnzeichen zu betrachten, dachte sie darüber nach, dass der Kerl einfach zu jung für sie sei und sich von ihm trennen mußte; er konnte und wollte sie offensichtlich nicht verstehen.
Ja, sie würde ihn sozusagen in die Wüste schicken, damit sie frei für ihren netten Nachbarn war. Sie malte sich bereits aus, wie sie dem Angebeteten ihre Liebe gestehen würde. Ja, und dann würde er ihr er ihr endlich seine Liebe gestehen, endlich wäre alles gut, Friede, Freude, rosarot, himmelblau.....
Die Gelegenheit, ihren Freund los zu werden, denn den Mut, ihm zu gestehen, dass sie sich in einen anderen Mann verliebt hatte, fehlte ihr einfach aus lauter Feigheit, ergab sich etwa 14 Tage später. Sie ging in den Keller, um noch Gemüse aus der Tiefkühltruhe zu holen, da hörte sie, wie sich ihr verhaßter Freund und ihr netter Nachbar im Fahrradkeller unterhielten. Ihr Freund klagte dem Nachbar sein Leid, dass sie sich so zu ihrem Nachteil verändert habe, er kenne sie gar nicht wieder. Gut, dass sie schon früher öfter einmal gestritten hatte, lag wohl an ihrem Temperament, aber was nun im Gange sei, wirklich nicht mehr auszuhalten. Immer suche sie nach einem Grund für Streit, egal was er sagte oder täte. Sie merke wohl gar nicht, wie lächerlich sie sich mit ihren Klamotten mache, ihre Sportwut, die doch gar nichts brächte und, das mußte ihrem Freund von der Seele, ein Krönungssatz sozusagen, schmeckten ihre Küsse mittlerweile nach Aschenbecher, nach kaltem, abgestandenem Rauch. Sie kochte über vor Wut, rannte in den Fahrradkeller, gab ihrem Freund eine Ohrfeige und schrie ihn an, dass er sofort gehen sollte, aber sofort!
Eine Stunde später lud ihr Freund Koffer, Reisetaschen und Stereoanlage in sein Auto und fuhr davon.
Den Kerl war sie nun los, dachte sie befriedigt, und wie einfach das gewesen war! Im Hochrausch ihres vermeintlichen Sieges öffnete sie ein Flasche Rotwein, goß sich ein großes Glas davon voll und rauchte dazu eine Zigarette. Wie vermeintlich köstlich das war! Während sie nach und nach die ganze Flasche sowie die Zigarettenschachtel leerte, überlegte sie sich ihre weitere Strategie. Gut, jetzt war sie zwar frei für ihren Nachbarn, konnte aber nicht in den nächsten Tagen ihre Liebe gestehen, denn sonst wäre es doch womöglich aufgefallen, dass sie es war, die ihren Freund herausgeekelt hatte. Da mußte sie vorsorgen und erzählte jedem, der es hören wollte oder nicht, von ihrem bösen Freund, der sie betrogen und sie ihn dafür herausgeworfen hatte. Das klang natürlich sehr glaubhaft, weil es ja allgemein bekannt war, dass ihr Freund jünger als sie gewesen war.
Wen sie in den folgenden Wochen nur sehr selten sah, und da war er einsilbig, war ihr Nachbar. Natürlich, sie verstand sein Verhalten, hatte sie sich seinerzeit im Keller doch von einer höchst ordinären Seite gezeigt und das mochte den Nachbar wohl zuwider sein. Aber er lief ja nicht weg. Und sie beobachtete ihn weiterhin gerne,wie er sich bewegte, Fahrrad fuhr oder mit seiner Freundin am Arm ging. Ja, diesen Platz am Arm würde bald sie einnehmen; sie machte sich nicht im mindesten ein Gewissen daraus, was aus der Freundin und den Kindern werden würde. Ihre Liebe würde siegen, sie würde ihn verwöhnen, bekochen, sich um ihn beneiden lassen....
Nach weiteren drei Woche, hielt sie die Zeit für gekommen, ihrem netten Nachbarn ihre Liebe zu gestehen. An der Wohnungstüre konnte sie natürlich nicht läuten, das war ihr schon klar, aber um diese Jahreszeit war ihr Nachbar öfters vor dem Haus anzutreffen, wenn er etwa sein Fahrrad putzte oder im Rahmen der Kehrwoche den Gehweg fegte.
Es war an einem Montag, sie ging gedankenverloren von ihrem Auto auf die Haustür zu, da sah sie ihren Nachbarn, der offensichtlich ein neues Klingelschild montierte. Es stand nur noch sein Name darauf! Zog seine Freundin mit den Kindern aus? Hatte er ihre Liebe auch ohne Worte erahnt?
Sie fragte ihn also, warum er ein neues Klingelschild anschraubte.
Ihr Nachbar sah sie etwas irritiert an und wollte antworten, doch sie kam ihm zuvor. Seine Freundin und die Kinder seien wohl ausgezogen, oder würden ausziehen, er sei dann alleine, wie wunderbar; sie würde gerne für ihn da sein, weil sie ihn liebe und vom ersten Augenblick geliebt habe.
Der Nachbar machte einen Schritt rückwärts, als habe ihn eine Tarantel gestochen. Das Klingelschild habe er ausgewechselt, weil er seit letzten Samstag mit seiner Freundin verheiratet sei.
Da war es ihr, als habe sie ein Giftpfeil ins Herz getroffen, sie mußte an sie halten, sonst wäre es ihr schwarz vor Augen geworden. Vorbei, vorbei, alles vorbei.....
Dienstag, 12. August 2014
Zickenalarm - Teil 1
Sie fühlte sich schlecht, irgendetwas war nicht in Ordnung mit ihr. Ob sie schon wieder eine Bronchitis hatte? Die letzte schwere Erkältung lag doch erst sechs Wochen zurück, aber trotzdem ging es ihr genauso mies wie damals. Sie band sich einen dicken Schal um, kochte sich einen Erkältungstee und maß sich zur Sicherheit Fieber: 37,2°, eigentlich keine Grund zur Besorgnis. Vielleicht doch nur eine Erkältung oder gar der Beginn einer Grippe?!
Nein, das konnte nicht sein, sie hatte sich im Frühherbst impfen lassen, aber in Asien gab es diese Vogelgrippe, wer wußte schon genau, ob die Viren nicht schon in Europa, in Deutschland eingeschleppt waren?
Geistig sah sie sich bereits als Opfer einer Epedemie, so wie sie große Teile der Bevölkerung am Beginn der Zwanziger Jahre des 20.Jahrhunderts einer schwer grassierenden Grippe erleiden mußten; die Toten wurden zu dieser Zeit nach Tausenden gezählt. ...
Zum Glück gab es heutzutage ganz andere medizinische Möglichkeiten, tröstete sie sich. Gleich morgen würde sie den Arzt aufsuchen und in der Zwischenzeit das Bett hüten.
Als am Abend ihr Freund von der Arbeit nach Hause kam, meinte er nur, daß von einer Erkältung keiner sterben würde und daß sie, nachdem sie in Pension sei, doch ziemlich hypochondrische Züge annehmen würde.
Da war sie beleidigt und warf ihm zuerst in zorniger, dann in weinerlicher Art vor, ein wenig feinfühliger, nein, um ehrlich zu sein, daß er ein grober Kerl sei. Doch er lachte nur.
Am anderen Morgen, sie hatte nur wenig und unruhig geschlafen, begegnete sie ihrer Nachbarin. Diese äußerte sich besorgt über ihr Ausehen und empfahl ihr ein Naturheilmittel gegen Erkältungen. Doch das wollte sie nicht hören und empfahl sich schleunigst.
Auf dem Weg zum Arzt überlegte sie, daß ihre Nachbarin eine merkwürdig distanzierte Frau war. Gewiß, man konnte sich gut mit ihr über Katzen und billige Preise unterhalten, aber im Ganzen war sie eher vorsichtig und Mitgefühl schien sie nicht im mindesten zu besitzen.
Dagegen ihr Freund! Er hatte zwar einige seltsame Ansichten über Ernährung und auch das Rauchen störte ihn, aber ein einziger Blick seiner stahlblauen Augen genügte, daß ihr Herz schneller schlug und ihr ganz warm wurde. Ach, und charmant konnte er sein, die Liebenswürdigkeit in Person. Dagegen verblasste ihr jüngerer Freund mehr und mehr, nein, er verwandelte sich in ihren Augen allmählich in eine Haßfigur.
Als sie am späten Vormittag die Arztpraxis verließ, war sie auf ihren Arzt beinahe genauso schlecht zu sprechen wie auf ihren Freund und ihre Nachbarin obendrein. Alle Drei schienen sich auf unerklärliche Weise gegen sie verschworen zu haben. Ihr Hausarzt diagnostizierte nämlich, es sei nur eine leichte Erkältung; empfahl ihr frische Luft, Inhalationen, ein Naturheilmittel und verbot ihr die geliebte Zigarette; sie hätte heulen können vor lauter Zorn.
Kaum war sie zu Hause angekommen und hatte die Wohnungstür hinter sich geschlossen, kochte sie sich einen starken Kaffee. Sie süßte das dampfende Getränk mit reichlich Zucker und goß fast ein ein ganzes Kännchen Sahne dazu, dann verzog sie sich grollend in ihre gemütliche Couchecke. Langsam schlürfte sie das Gebräu in sich hinein, da fiel ihr Blick auf die Zigaretten.
Der Kampf mit ihrem inneren Schweinehund dauerte nur kurz, dann nahm sie ihre Zigarettenschachtel und ging auf den Balkon. Sie zündete ihre Zigarette an und nahm gierig einen tiefen Zug. Augenblicklich folgte ein krampfartiger Hustenanfall, doch die Zigarette hielt sie auch weiterhin zwischen ihren Fingern.
Der alte Herr Müller, er war mit ihr im Sommer zum Baden an den Nacktbadestrand gefahren, bog soeben mit seinem Hund um die Ecke. Er kam vom täglichen Spaziergang zurück, davon hielt ihn nicht einmal die Kälte ab, und schüttelte nur unmerklich den Kopf. Aber es genügte, um ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu ziehen.
Ah, noch so einer, der ihr nicht unbedingt wohl wollte; geizig war er obendrein. Nur ein mageres Entgelt hatte er ihr für die wenigen Badefahrten, den Nacktbadestrand hatte er nach kurzer Zeit langweilig gefunden, Fleischbeschau an der Theke nannte er es, gegeben; aber daß sie ihn dazu eingeladen hatte, unterschlug sie in ihren Gedankengängen wohlweislich.....
Da radelte ihr Nachbar vorbei und als er sie sah, hielt er an. Freundlich erkundigte er sich nach ihrem Befinden und hob den Zeigefinger, um sie auf spielerische Art wegen ihrer Zigarette zu ermahnen. Nein, diesem Mann konnte sie wirklich nicht böse sein und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
Nein, das konnte nicht sein, sie hatte sich im Frühherbst impfen lassen, aber in Asien gab es diese Vogelgrippe, wer wußte schon genau, ob die Viren nicht schon in Europa, in Deutschland eingeschleppt waren?
Geistig sah sie sich bereits als Opfer einer Epedemie, so wie sie große Teile der Bevölkerung am Beginn der Zwanziger Jahre des 20.Jahrhunderts einer schwer grassierenden Grippe erleiden mußten; die Toten wurden zu dieser Zeit nach Tausenden gezählt. ...
Zum Glück gab es heutzutage ganz andere medizinische Möglichkeiten, tröstete sie sich. Gleich morgen würde sie den Arzt aufsuchen und in der Zwischenzeit das Bett hüten.
Als am Abend ihr Freund von der Arbeit nach Hause kam, meinte er nur, daß von einer Erkältung keiner sterben würde und daß sie, nachdem sie in Pension sei, doch ziemlich hypochondrische Züge annehmen würde.
Da war sie beleidigt und warf ihm zuerst in zorniger, dann in weinerlicher Art vor, ein wenig feinfühliger, nein, um ehrlich zu sein, daß er ein grober Kerl sei. Doch er lachte nur.
Am anderen Morgen, sie hatte nur wenig und unruhig geschlafen, begegnete sie ihrer Nachbarin. Diese äußerte sich besorgt über ihr Ausehen und empfahl ihr ein Naturheilmittel gegen Erkältungen. Doch das wollte sie nicht hören und empfahl sich schleunigst.
Auf dem Weg zum Arzt überlegte sie, daß ihre Nachbarin eine merkwürdig distanzierte Frau war. Gewiß, man konnte sich gut mit ihr über Katzen und billige Preise unterhalten, aber im Ganzen war sie eher vorsichtig und Mitgefühl schien sie nicht im mindesten zu besitzen.
Dagegen ihr Freund! Er hatte zwar einige seltsame Ansichten über Ernährung und auch das Rauchen störte ihn, aber ein einziger Blick seiner stahlblauen Augen genügte, daß ihr Herz schneller schlug und ihr ganz warm wurde. Ach, und charmant konnte er sein, die Liebenswürdigkeit in Person. Dagegen verblasste ihr jüngerer Freund mehr und mehr, nein, er verwandelte sich in ihren Augen allmählich in eine Haßfigur.
Als sie am späten Vormittag die Arztpraxis verließ, war sie auf ihren Arzt beinahe genauso schlecht zu sprechen wie auf ihren Freund und ihre Nachbarin obendrein. Alle Drei schienen sich auf unerklärliche Weise gegen sie verschworen zu haben. Ihr Hausarzt diagnostizierte nämlich, es sei nur eine leichte Erkältung; empfahl ihr frische Luft, Inhalationen, ein Naturheilmittel und verbot ihr die geliebte Zigarette; sie hätte heulen können vor lauter Zorn.
Kaum war sie zu Hause angekommen und hatte die Wohnungstür hinter sich geschlossen, kochte sie sich einen starken Kaffee. Sie süßte das dampfende Getränk mit reichlich Zucker und goß fast ein ein ganzes Kännchen Sahne dazu, dann verzog sie sich grollend in ihre gemütliche Couchecke. Langsam schlürfte sie das Gebräu in sich hinein, da fiel ihr Blick auf die Zigaretten.
Der Kampf mit ihrem inneren Schweinehund dauerte nur kurz, dann nahm sie ihre Zigarettenschachtel und ging auf den Balkon. Sie zündete ihre Zigarette an und nahm gierig einen tiefen Zug. Augenblicklich folgte ein krampfartiger Hustenanfall, doch die Zigarette hielt sie auch weiterhin zwischen ihren Fingern.
Der alte Herr Müller, er war mit ihr im Sommer zum Baden an den Nacktbadestrand gefahren, bog soeben mit seinem Hund um die Ecke. Er kam vom täglichen Spaziergang zurück, davon hielt ihn nicht einmal die Kälte ab, und schüttelte nur unmerklich den Kopf. Aber es genügte, um ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu ziehen.
Ah, noch so einer, der ihr nicht unbedingt wohl wollte; geizig war er obendrein. Nur ein mageres Entgelt hatte er ihr für die wenigen Badefahrten, den Nacktbadestrand hatte er nach kurzer Zeit langweilig gefunden, Fleischbeschau an der Theke nannte er es, gegeben; aber daß sie ihn dazu eingeladen hatte, unterschlug sie in ihren Gedankengängen wohlweislich.....
Da radelte ihr Nachbar vorbei und als er sie sah, hielt er an. Freundlich erkundigte er sich nach ihrem Befinden und hob den Zeigefinger, um sie auf spielerische Art wegen ihrer Zigarette zu ermahnen. Nein, diesem Mann konnte sie wirklich nicht böse sein und ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
Mittwoch, 6. August 2014
Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 11
Einen verschlafenen guten Morgen,
nachdem gestern Nacht die Fußballfans meinen "Berg" in eine wahre Fanmeile verwandelt haben, mit hupen, singen und was sonst noch so dazu gehört, konnte ich kein Auge richtig zu tun. Nicht dass Fußball nicht mag, im Gegenteil! Meine Halter haben noch vor Beginn der EM einen neuen Fernseher gekauft, das hatte aber mit der EM nichts zu tun, das alte Ding hatte einfach seinen Geist aufgegeben, und so kann ich noch besser als früher zuschauen. Mit der Größe und der Bildqualität des Geräts bin sozusagen live auf dem Rasen dabei und ich hätte nicht übel Lust wirklich dabei zu sein.
Soviel dazu und bevor ich wieder einschlafe, möchte ich eine weitere Geschichte aus meinem Leben erzählen.
Mein Bruder und ich wohnten nun also schon längere in der viel größeren Wohnung mit den vielen Treppen und noch mehr Platz. Aber wie es so ist: wenn man etwas Kleines geben etwas Größeres tauscht, in dem Fall die Wohnung, kann man leicht übermütig werden. Mein Bruder und ich wurden das, in besonders schlimmer Form. Hatten wir früher nur zwei Fenster und einen Balkon, es hatte uns genügt und der Platz in geschwisterlicher Art geteilt, so stritten wir jetzt um jeden Fensterplatz. Knurrten, fauchten, rauften. Auch das gemütlich-große Sofa mit den vielen Kissen entwickelte sich zu einer regelrechten Arena. Wir neideten uns alles: Platz, Futter, Leckerli.
Im Nachhinein betrachtet, war das für unsere Halterin Lizzy eine üble Zeit und sie sprach immer öfters mit ihrer Mama darüber, einen von uns beiden wegzugeben.
Aber Lizzys Mama hatte kein Ohr dafür, denn sie machte sich große Sorgen um ihren Kater Mucki, mit dem es trotz Pflege und Medikamenten, die er wegen seiner Diabetes gespritzt bekam, immer schlechter ging. Wenn immer in dieser Zeit Lizzys Mama zu Besuch kam, setzte ich mich auf ihren Schoß und schmiegte mich in ihren Arm, weil ich spürte, dass es ihr einfach schlecht ging, obwohl sie es nicht zeigen wollte. Ich genoß die vielen Streicheleinheiten, die ich bekam, das tat mir richtig gut. Wenn schon ich die Katze sein sollte, die wegegeben werden sollte, ich wußte das, denn Micki war Lizzys Liebling, dann wollte ich zu Lizzys Mama und sonst nirgends anders hin!
An einem Abend, Anfang November, kam Lizzys Mama wieder zu uns. Sie hatte rot verweinte Augen und erzählte Lizzy, das sie ihren lieben Kater Mucki am Vormittag zum Tierarzt gefahren und ihn einschläfern gelassen hatte. Schluckend erzählte sie, das Mucki nichts mehr trinken und essen konnte, nicht einmal seine geliebte Katzenmilch. Wie der Tierarzt ihn aus dem Korb gehoben hatte und ihn, bevor die Überdosis gespritzt wurde, zuerst nakotisiert hatte und Lizzys Mama war dabei gewesen, weil sie ihrem lieben Katzenfreund, der sie so lange begleitet hatte, diesen letzten Dienst erwiesen hatte.
Wie ich diesen Tierarzt, diesen Bart, in diesem Moment haßte, der Lizzys Mama soviel Schmerz bereitet hatte. Warte nur, dachte ich, Freundchen, wenn ich wieder zu dir kommen muß, aber dann!
Jetzt aber hüpfte ich auf den Schoß von Lizzys Mama, schnurrte, gurrte, schmiegte mich an. Zuletzt saß ich triumphierend im Arm und meine Augen funkelten: sie würde mein Mensch werden, das wußte ich ganz genau.
Und zu lachen gab es an diesem traurigen Abend doch noch etwas: ich war ab dem Zeitpunkt Ernst Stavros Blofelds Katze. Wer, zum Teufel, war Ernst Stavros Blofeld? Bis mir einfiel, dass das so ein kahlköpfiger Fiesling aus einem James-Bond-Film war. Lizzys Mama und dieser Blofeld....ein komischer Vergleich! Aber es ging ja darum, dass ich genauso auf dem Arm saß, wie eben seine Katze.
Etwa zwei Wochen später, Lizzys Mama war wieder einmal zu Besuch, fragte Lizzy ganz vorsichtig, ob am Berg im "High Society Castle", nicht ein Plätzchen für mich wäre.Ich spitzte die Ohren: he, es ging um mich und wo ich womöglich in Zukunft leben würde! Also stand ich von meinem Platz auf der Ofenbank auf, tänzelte herbei und sah mit leuchtenden Augen Lizzys Mama an. Sie sah mich an und da wußte ich schon, dass ich gewonnen hatte! Sie sagte zwar zu Lizzy, dass sie noch mit ihrem Mann reden müsse, weil beide eigentlich keine Katze mehr gewollt hatten, aber sie morgen Bescheid sagen würde. Es wurde ein bischen eine unruhige Nacht für mich...
Als am anderen Abend das Telefon läutete, wurde ich aus meiner Anspannung erlöst. Ja, alles sei in Ordnung, wir würden in 14 Tagen zum Tierarzt (schon wieder dieser Bart!) gehen, die nötigen Impfungen, die ohnehin fällig waren, noch erledigen lassen und dann...ja dann würde ich umziehen! Platz und Menschen für mich alleine! Juhu, kein Futter mehr teilen müssen, keine Rauferei und vor allem: Lizzys Mama, zu er ich eigentlich schon immer gewollt hatte....Wunscherfüllung!
So, das war für heute wieder eine kleine Geschichte aus meinem Leben. Ein kurzer Blick noch auf die Geschichte, die ich meiner Halterin ins Ohr geschnurrt habe. Mein Platz ist jetzt der Erker, schön sonnig und durchlüftet.
Euch allen noch einen erholsamen Tag, bis zum nächsten Mal,
Eure Reza!
nachdem gestern Nacht die Fußballfans meinen "Berg" in eine wahre Fanmeile verwandelt haben, mit hupen, singen und was sonst noch so dazu gehört, konnte ich kein Auge richtig zu tun. Nicht dass Fußball nicht mag, im Gegenteil! Meine Halter haben noch vor Beginn der EM einen neuen Fernseher gekauft, das hatte aber mit der EM nichts zu tun, das alte Ding hatte einfach seinen Geist aufgegeben, und so kann ich noch besser als früher zuschauen. Mit der Größe und der Bildqualität des Geräts bin sozusagen live auf dem Rasen dabei und ich hätte nicht übel Lust wirklich dabei zu sein.
Soviel dazu und bevor ich wieder einschlafe, möchte ich eine weitere Geschichte aus meinem Leben erzählen.
Mein Bruder und ich wohnten nun also schon längere in der viel größeren Wohnung mit den vielen Treppen und noch mehr Platz. Aber wie es so ist: wenn man etwas Kleines geben etwas Größeres tauscht, in dem Fall die Wohnung, kann man leicht übermütig werden. Mein Bruder und ich wurden das, in besonders schlimmer Form. Hatten wir früher nur zwei Fenster und einen Balkon, es hatte uns genügt und der Platz in geschwisterlicher Art geteilt, so stritten wir jetzt um jeden Fensterplatz. Knurrten, fauchten, rauften. Auch das gemütlich-große Sofa mit den vielen Kissen entwickelte sich zu einer regelrechten Arena. Wir neideten uns alles: Platz, Futter, Leckerli.
Im Nachhinein betrachtet, war das für unsere Halterin Lizzy eine üble Zeit und sie sprach immer öfters mit ihrer Mama darüber, einen von uns beiden wegzugeben.
Aber Lizzys Mama hatte kein Ohr dafür, denn sie machte sich große Sorgen um ihren Kater Mucki, mit dem es trotz Pflege und Medikamenten, die er wegen seiner Diabetes gespritzt bekam, immer schlechter ging. Wenn immer in dieser Zeit Lizzys Mama zu Besuch kam, setzte ich mich auf ihren Schoß und schmiegte mich in ihren Arm, weil ich spürte, dass es ihr einfach schlecht ging, obwohl sie es nicht zeigen wollte. Ich genoß die vielen Streicheleinheiten, die ich bekam, das tat mir richtig gut. Wenn schon ich die Katze sein sollte, die wegegeben werden sollte, ich wußte das, denn Micki war Lizzys Liebling, dann wollte ich zu Lizzys Mama und sonst nirgends anders hin!
An einem Abend, Anfang November, kam Lizzys Mama wieder zu uns. Sie hatte rot verweinte Augen und erzählte Lizzy, das sie ihren lieben Kater Mucki am Vormittag zum Tierarzt gefahren und ihn einschläfern gelassen hatte. Schluckend erzählte sie, das Mucki nichts mehr trinken und essen konnte, nicht einmal seine geliebte Katzenmilch. Wie der Tierarzt ihn aus dem Korb gehoben hatte und ihn, bevor die Überdosis gespritzt wurde, zuerst nakotisiert hatte und Lizzys Mama war dabei gewesen, weil sie ihrem lieben Katzenfreund, der sie so lange begleitet hatte, diesen letzten Dienst erwiesen hatte.
Wie ich diesen Tierarzt, diesen Bart, in diesem Moment haßte, der Lizzys Mama soviel Schmerz bereitet hatte. Warte nur, dachte ich, Freundchen, wenn ich wieder zu dir kommen muß, aber dann!
Jetzt aber hüpfte ich auf den Schoß von Lizzys Mama, schnurrte, gurrte, schmiegte mich an. Zuletzt saß ich triumphierend im Arm und meine Augen funkelten: sie würde mein Mensch werden, das wußte ich ganz genau.
Und zu lachen gab es an diesem traurigen Abend doch noch etwas: ich war ab dem Zeitpunkt Ernst Stavros Blofelds Katze. Wer, zum Teufel, war Ernst Stavros Blofeld? Bis mir einfiel, dass das so ein kahlköpfiger Fiesling aus einem James-Bond-Film war. Lizzys Mama und dieser Blofeld....ein komischer Vergleich! Aber es ging ja darum, dass ich genauso auf dem Arm saß, wie eben seine Katze.
Etwa zwei Wochen später, Lizzys Mama war wieder einmal zu Besuch, fragte Lizzy ganz vorsichtig, ob am Berg im "High Society Castle", nicht ein Plätzchen für mich wäre.Ich spitzte die Ohren: he, es ging um mich und wo ich womöglich in Zukunft leben würde! Also stand ich von meinem Platz auf der Ofenbank auf, tänzelte herbei und sah mit leuchtenden Augen Lizzys Mama an. Sie sah mich an und da wußte ich schon, dass ich gewonnen hatte! Sie sagte zwar zu Lizzy, dass sie noch mit ihrem Mann reden müsse, weil beide eigentlich keine Katze mehr gewollt hatten, aber sie morgen Bescheid sagen würde. Es wurde ein bischen eine unruhige Nacht für mich...
Als am anderen Abend das Telefon läutete, wurde ich aus meiner Anspannung erlöst. Ja, alles sei in Ordnung, wir würden in 14 Tagen zum Tierarzt (schon wieder dieser Bart!) gehen, die nötigen Impfungen, die ohnehin fällig waren, noch erledigen lassen und dann...ja dann würde ich umziehen! Platz und Menschen für mich alleine! Juhu, kein Futter mehr teilen müssen, keine Rauferei und vor allem: Lizzys Mama, zu er ich eigentlich schon immer gewollt hatte....Wunscherfüllung!
So, das war für heute wieder eine kleine Geschichte aus meinem Leben. Ein kurzer Blick noch auf die Geschichte, die ich meiner Halterin ins Ohr geschnurrt habe. Mein Platz ist jetzt der Erker, schön sonnig und durchlüftet.
Euch allen noch einen erholsamen Tag, bis zum nächsten Mal,
Eure Reza!
Dienstag, 5. August 2014
Wilhelm II. und Kronprinz Rudolf - eine feindliche Freundschaft Teil 2
Doch nun zurück zu Rudolf und Bertie. Gut möglich, dass sich Rudolf, der sich nach seiner Ausbildung auch ins pralle Leben stürzte, beteiligt war Obersthofmeister Charly Bombelles, von der Lebensart Berties anstecken ließ. Beide waren eigentlich unterbeschäftigte Thronfolger, die von, im Fall Berties von der Mutter, im Fall Rudolfs vom Vater, von Regierungsgeschäften ausgeschlossen waren.
Rudolf hatte zwar seine Aufgabe beim Militär, die ihn auch in Anspruch nahm, aber er war eigentlich immer unzufrieden.
1878 publizierte er gemeinsam mit dem Wirtschaftsjournalisten Carl Menger anonym die 48-seitige Broschüre „Der österreichische Adel und sein constitutioneller Beruf“. In dem Schriftwerk wird der Verfassungsstaat gefordert und dem Adel „grenzenlose Trägheit“ vorgeworfen. Im Zuge seiner zunehmenden Isolation am Hof und Rudolfs Befürchtung, über die tatsächlichen Zustände und Entwicklungen in den habsburgischen Landen nicht authentisch informiert zu werden, kommt auf Vermittlung von Carl Menger 1881 der Kontakt mit Moritz von Szeps, dem jüdischen Herausgeber des „Neuen Wiener Tagblatts“, zustande, aus dem sich eine enge, geheime Freundschaft entwickelt. Für das antiklerikale und linksliberale Blatt, das den Untertitel „Demokratisches Organ“ trägt, beginnt Rudolf in Folge anonyme Leitartikel zu verfassen, die sich gegen die Kirche, die Aristokratie und die konservativen Kräfte der Monarchie richten. Mit dem Tod des liberalen Kaisers Friedrich III. starb für Rudolf im Juni 1888 auch die Hoffnung auf einen ähnlich gesinnten Bündnispartner.
Da taucht bei mir eine Frage auf: wieso sah Rudolf in Kaiser Friedrich einen ähnlich gesinnten Bündnispartner? Das deutsche Kaiserreich hatte bereits eine Verfassung, genauso wie das österreichische Kaiserreich, die aber durch Franz Joseph außer Kraft gesetzt wurde, und war ein förderalistischer Staat.
Der deutsche Kaiser war ein konstitutioneller Monarch, der österreichische Kaiser ein absolutistischer Monarch.
Es wurde darüber gemunkelt, dass, wenn Kaiser Friedrich an die Macht kam, man Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgeben würde, um dauerhaft Frieden zu schaffen. Damit wäre gar nichts gewonnen gewesen, denn da gab es noch die starke Wirtschaftsmacht des deutschen Kaiserreichs, Großindustrielle waren neben dem preußischen Militäradel tonangebend, und seine, durch Bismarck eingeleitete, und durch Wilhelm II. erweiterte, Sozialgesetzgebung. Nebenbei: ich sah kürzlich einen Bericht, es ging mal wieder um den I. Weltkrieg, dass auch einer der Hauptgründe für diesen Krieg, an dem alle eine Schuld tragen, der Neid auf die wirtschaftliche Großmacht war.
Hätte Friedrich III. so gehandelt, wovon ich keinesfalls überzeugt bin, so hätte man ihn, mit Hilfe eines psychiatrischen Gutachtens, entmündigen lassen. Das war damals gar nicht so selten, wie es Heinz Häfner in seine Buch "Ein König wird entmachtet" schildert.
Wenn Rudolf den Adel kritisiert hat, so durfte er aber nicht vergessen, dass es der Adel war, der die Fürsorge für Arme vor dem Krieg organisiert hatte. Das Männerwohnheim, in dem, z.B., Adolf Hitler vor dem Krieg immer wieder gewohnt hatte, galt als vorbildlich, in Größe und Ausstattung, und wurde von Adel finanziert.
Wer sich genauer dafür interessiert, kann in „Hamann, Brigitte – Hitlers Wien“ nachlesen.
Dass "Vater Staat" diese Aufgaben übernahm, war eine Folge des I. Weltkriegs.
Nebenbei: ich konnte noch nirgends lesen, dass sich Rudolf, er verfügte auch über ein nicht geringe Apanage, sich in sozialen Dingen vorbildlich engagiert hatte, sei als als großzügiger Spender, Förderer oder Stiftungsgründer...
Was mich auch irritiert, ist die Sympathie Rudolfs für Frankreich. Napoleon hatte mit seiner Armee unendliches Leid über Europa gebracht, damit natürlich auch über Österreich und eine Kaisertochter wurde, um den Frieden zu sichern, an Napoleon verheiratet. Preußen kämpfte in den Befreiungskriegen an der Seite Österreichs und entrichtete einen großen Blutzoll. Doch das schien vergessen.
Sagen wir es ganz klar: der junge Habsburger haßte Preußen und später das deutsche Kaiserreich. Er sah mit Wut einen Staat prosperieren, in militärischer wie vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, wie andere Länder in Europa übrigens auch. Sie empfanden dadurch das politische Gleichgewicht als zerstört, zumindest gestört. Natürlich wäre ihnen ein Fleckenteppich, bestehend aus vielen deutschen Staaten, lieber gewesen, am besten unter der Führung Österreichs, da ging es ruhig und gemütlich zu. Doch der deutsche Entwicklungsprozeß, der 1848 begonnen hatte, endete 1871 mit der Gründung des deutschen Kaiserreichs. Ein Staat aus einem Guß, das war ihnen suspekt und das dieser auch noch aufstrebte, nachgerade unheimlich. Anstatt sich, z.B. an der Sozialgesetzgebung, ein Beispiel zu nehmen, denn nichts anders bedeutet „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, auch der spätere Kaiser Wilhelm II. versuchte immer wieder darauf hinzuwirken, allerdings vergeblich, pflegte und kultivierte man seine Wut (wobei man für Frankreich noch Verständnis haben kann). Weiterhin blickte man mit bösen Augen in Richtung Kaiserreich. Rudolf scheint hier nach dem Satz gehandelt zu haben, dass man, weil man eben seinem mächtigen Feind nicht schaden kann, zumindest der Freund der Feinde meines Feindes sein kann.
Ein weitere leichtsinnige tat Rudolfs waren die Treffen Rudolfs mit dem Führer der französischen Radikalen, Georges Clemenceau. Eine Tochter Clemenceaus war mit Moritz Szeps, dem Zeitungsverleger und Freund Rudolfs, verheiratet. Szeps organisierte die Treffen. Rudolf glaubte, in Clemenceau einen Verbündeten für seine liberalen Ideen gefunden zu haben. Ich habe da immer den Eindruck, Clemenceau wollte einen Verbündeten für den Revanchekrieg gegen das deutsche Kaiserreich gewinnen und Rudolf ebenso. Denn der Habsburger war von einem nachgerade messianischen Glauben an die Vorherrschaft Österreichs erfüllt.
Nebenbei: was wäre wohl geschehen, wenn der Kaiser von diesen Treffen erfahren hätte? Sie hätten als Verrat, wenn nicht gar als Hochverrat gegolten.
Im Grunde sehe ich die Freundschaft des britischen Thronfolgers, Bertie, genauso. Man wollte den fanatischen Habsburger als Verbündeten gegen das deutsche Kaiserreich gewinnen, die persönlichen Ideen Rudolfs waren da nur Nebensache oder wurden womöglich auch belächelt.
Es war doch aus der Sicht Frankreichs und Englands eine feine Sache, wenn es geklappt hätte. Das deutsche Kaiserreich, umzingelt von feindlich gesinnten Staaten.
Wie wichtig Frankreich und England ihr Verbündeter Russland war, der ihnen im Krieg den Rücken solange wie möglich freigehalten hatte, sah man an ihrem Verhalten der russischen Zarenfamilie gegenüber. Nikolaus II. wurde in England vom König und der Regierung keinerlei Asyl oder Zuflucht gewährt. Teile der Romanowfamilie, die nach dem Krieg in Frankreich dort lebte, hatte ein britisches Schiff dorthin gebracht und sie hatten sich schon weit vor Beginn des Krieges dort Immobilien gekauft, da sie häufig ihre Urlaube in Südfrankreich verbrachten.
So sah deren Bündnistreue und anschließende Freundschaft aus!
Rudolf hatte zwar seine Aufgabe beim Militär, die ihn auch in Anspruch nahm, aber er war eigentlich immer unzufrieden.
1878 publizierte er gemeinsam mit dem Wirtschaftsjournalisten Carl Menger anonym die 48-seitige Broschüre „Der österreichische Adel und sein constitutioneller Beruf“. In dem Schriftwerk wird der Verfassungsstaat gefordert und dem Adel „grenzenlose Trägheit“ vorgeworfen. Im Zuge seiner zunehmenden Isolation am Hof und Rudolfs Befürchtung, über die tatsächlichen Zustände und Entwicklungen in den habsburgischen Landen nicht authentisch informiert zu werden, kommt auf Vermittlung von Carl Menger 1881 der Kontakt mit Moritz von Szeps, dem jüdischen Herausgeber des „Neuen Wiener Tagblatts“, zustande, aus dem sich eine enge, geheime Freundschaft entwickelt. Für das antiklerikale und linksliberale Blatt, das den Untertitel „Demokratisches Organ“ trägt, beginnt Rudolf in Folge anonyme Leitartikel zu verfassen, die sich gegen die Kirche, die Aristokratie und die konservativen Kräfte der Monarchie richten. Mit dem Tod des liberalen Kaisers Friedrich III. starb für Rudolf im Juni 1888 auch die Hoffnung auf einen ähnlich gesinnten Bündnispartner.
Da taucht bei mir eine Frage auf: wieso sah Rudolf in Kaiser Friedrich einen ähnlich gesinnten Bündnispartner? Das deutsche Kaiserreich hatte bereits eine Verfassung, genauso wie das österreichische Kaiserreich, die aber durch Franz Joseph außer Kraft gesetzt wurde, und war ein förderalistischer Staat.
Der deutsche Kaiser war ein konstitutioneller Monarch, der österreichische Kaiser ein absolutistischer Monarch.
Es wurde darüber gemunkelt, dass, wenn Kaiser Friedrich an die Macht kam, man Elsaß-Lothringen an Frankreich zurückgeben würde, um dauerhaft Frieden zu schaffen. Damit wäre gar nichts gewonnen gewesen, denn da gab es noch die starke Wirtschaftsmacht des deutschen Kaiserreichs, Großindustrielle waren neben dem preußischen Militäradel tonangebend, und seine, durch Bismarck eingeleitete, und durch Wilhelm II. erweiterte, Sozialgesetzgebung. Nebenbei: ich sah kürzlich einen Bericht, es ging mal wieder um den I. Weltkrieg, dass auch einer der Hauptgründe für diesen Krieg, an dem alle eine Schuld tragen, der Neid auf die wirtschaftliche Großmacht war.
Hätte Friedrich III. so gehandelt, wovon ich keinesfalls überzeugt bin, so hätte man ihn, mit Hilfe eines psychiatrischen Gutachtens, entmündigen lassen. Das war damals gar nicht so selten, wie es Heinz Häfner in seine Buch "Ein König wird entmachtet" schildert.
Wenn Rudolf den Adel kritisiert hat, so durfte er aber nicht vergessen, dass es der Adel war, der die Fürsorge für Arme vor dem Krieg organisiert hatte. Das Männerwohnheim, in dem, z.B., Adolf Hitler vor dem Krieg immer wieder gewohnt hatte, galt als vorbildlich, in Größe und Ausstattung, und wurde von Adel finanziert.
Wer sich genauer dafür interessiert, kann in „Hamann, Brigitte – Hitlers Wien“ nachlesen.
Dass "Vater Staat" diese Aufgaben übernahm, war eine Folge des I. Weltkriegs.
Nebenbei: ich konnte noch nirgends lesen, dass sich Rudolf, er verfügte auch über ein nicht geringe Apanage, sich in sozialen Dingen vorbildlich engagiert hatte, sei als als großzügiger Spender, Förderer oder Stiftungsgründer...
Was mich auch irritiert, ist die Sympathie Rudolfs für Frankreich. Napoleon hatte mit seiner Armee unendliches Leid über Europa gebracht, damit natürlich auch über Österreich und eine Kaisertochter wurde, um den Frieden zu sichern, an Napoleon verheiratet. Preußen kämpfte in den Befreiungskriegen an der Seite Österreichs und entrichtete einen großen Blutzoll. Doch das schien vergessen.
Sagen wir es ganz klar: der junge Habsburger haßte Preußen und später das deutsche Kaiserreich. Er sah mit Wut einen Staat prosperieren, in militärischer wie vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht, wie andere Länder in Europa übrigens auch. Sie empfanden dadurch das politische Gleichgewicht als zerstört, zumindest gestört. Natürlich wäre ihnen ein Fleckenteppich, bestehend aus vielen deutschen Staaten, lieber gewesen, am besten unter der Führung Österreichs, da ging es ruhig und gemütlich zu. Doch der deutsche Entwicklungsprozeß, der 1848 begonnen hatte, endete 1871 mit der Gründung des deutschen Kaiserreichs. Ein Staat aus einem Guß, das war ihnen suspekt und das dieser auch noch aufstrebte, nachgerade unheimlich. Anstatt sich, z.B. an der Sozialgesetzgebung, ein Beispiel zu nehmen, denn nichts anders bedeutet „am deutschen Wesen soll die Welt genesen“, auch der spätere Kaiser Wilhelm II. versuchte immer wieder darauf hinzuwirken, allerdings vergeblich, pflegte und kultivierte man seine Wut (wobei man für Frankreich noch Verständnis haben kann). Weiterhin blickte man mit bösen Augen in Richtung Kaiserreich. Rudolf scheint hier nach dem Satz gehandelt zu haben, dass man, weil man eben seinem mächtigen Feind nicht schaden kann, zumindest der Freund der Feinde meines Feindes sein kann.
Ein weitere leichtsinnige tat Rudolfs waren die Treffen Rudolfs mit dem Führer der französischen Radikalen, Georges Clemenceau. Eine Tochter Clemenceaus war mit Moritz Szeps, dem Zeitungsverleger und Freund Rudolfs, verheiratet. Szeps organisierte die Treffen. Rudolf glaubte, in Clemenceau einen Verbündeten für seine liberalen Ideen gefunden zu haben. Ich habe da immer den Eindruck, Clemenceau wollte einen Verbündeten für den Revanchekrieg gegen das deutsche Kaiserreich gewinnen und Rudolf ebenso. Denn der Habsburger war von einem nachgerade messianischen Glauben an die Vorherrschaft Österreichs erfüllt.
Nebenbei: was wäre wohl geschehen, wenn der Kaiser von diesen Treffen erfahren hätte? Sie hätten als Verrat, wenn nicht gar als Hochverrat gegolten.
Im Grunde sehe ich die Freundschaft des britischen Thronfolgers, Bertie, genauso. Man wollte den fanatischen Habsburger als Verbündeten gegen das deutsche Kaiserreich gewinnen, die persönlichen Ideen Rudolfs waren da nur Nebensache oder wurden womöglich auch belächelt.
Es war doch aus der Sicht Frankreichs und Englands eine feine Sache, wenn es geklappt hätte. Das deutsche Kaiserreich, umzingelt von feindlich gesinnten Staaten.
Wie wichtig Frankreich und England ihr Verbündeter Russland war, der ihnen im Krieg den Rücken solange wie möglich freigehalten hatte, sah man an ihrem Verhalten der russischen Zarenfamilie gegenüber. Nikolaus II. wurde in England vom König und der Regierung keinerlei Asyl oder Zuflucht gewährt. Teile der Romanowfamilie, die nach dem Krieg in Frankreich dort lebte, hatte ein britisches Schiff dorthin gebracht und sie hatten sich schon weit vor Beginn des Krieges dort Immobilien gekauft, da sie häufig ihre Urlaube in Südfrankreich verbrachten.
So sah deren Bündnistreue und anschließende Freundschaft aus!
Sonntag, 3. August 2014
Wilhelm II. und Kronprinz Rudolf - eine feindliche Freundschaft Teil 1
Als ich in den letzten Tagen Gelegenheit hatte, endlich in den autobiographischen Erinnerungen Wilhelms zu lesen, "Aus meinem Leben - Die Jahre 1859 - 1888", die neu aufgelegt wurden, stieß ich endlich darauf, da war ich schon länger auf der Suche, wie sich die beiden Prinzen kennengelernt hatten.
Sie lernten sich keinesfalls als Erwachsene kennen, der Eindruck entsteht meistens, da Kronprinz Rudolf ein dezidierter Gegner des deutschen Kaisers Wilhelm II. war. In einem Brief schreibt er: "Wilhelm II. macht sich; er dürfte bald eine große Confusion im alten Europa ausrichten. Er dürfte im Laufe weniger Jahre das hohenzollernerische Deutschland auf den Standpunkt bringen, den es verdient."
Aber diese antipreußische Haltung ist nun wirklich nichts Neues, da sich Rudolf bereits auf Bismarck und Moltke eingeschossen hatte.
Die Antipathie gegenüber Preußen, auch später dem deutschen Kaiserreich, hatte seinen Ursprung in Rudolfs Kindheit und Jugend.
Seine Großmutter, Erzherzogin Sophie war eine fanatische Preußenhasserin, die es niemals verwinden konnte, dass Österreich nicht mehr die Schlüsselposition in Europa hatte, sondern nach hinten gerückt war. Ursache dafür war zunächst die Schlacht bei Königsgrätz 1866, bei der Österreich, neben Bayern, zu den Verlierern gehörte. Leidenschaftlich nahm Kronprinz Rudolf an den Ereignissen des Jahres 1866 teil, genauso wie der gleichaltrige Prinz Wilhelm in Berlin. Wie ungeheuer stolz muß der junge Hohenzoller gewesen sein, wie sehr muß das Selbstbewusstsein des jungen Habsburgers gelitten haben. In seiner Jugend musste er mit ansehen, wie Österreich eine Position seiner einstiegen Größe aufgab: die Lombardei 1859, Venetien 1866, ebenso die Vorherrschaft in Deutschland und natürlich auch den Ausgleich 1867 mit Ungarn, woraus die k&k. Monarchie entstand. Das hatte natürlich auch weitreichende Konsequenzen: es gab zwei getrennte Staatsgebiete mit eigenen Verwaltungen, zwei Verfassungen, zwei Parlamente, zwei Residenzstädte und daraus entstand eine komplizierte Koordination. Vor allem aber behinderte die neue Staatsform und die Machtstellung Ungarns jeden künftigen Reformversuch, was der Kronprinz später beklagen sollte. Ganz klar: Östereich-Ungarn war kein föderalistischer Staat wie das spätere deutsche Kaiserreich und die vielen Völker, deshalb hieß es ja auch Vielvölkerstaat, die eben keine besondere Rolle wie Ungarn genossen, fühlten sich unterdrückt und benachteiligt.
Auch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erlebte der kleine Kronprinz intensiv mit. Sein Herz stand ganz auf der Seite der Franzosen. Dazu kam der Deutschenhaß Sophies und ihr deutlicher Wunsch, Östereich-Ungarn möge auf der Seite Frankreichs gegen Preußen kämpfen.
Sophie, die an Stelle von Elisabeth, der Kaiserin Sissi, die Erziehung der Kinder Gisela und Rudolf überwachte, gab diesen Haß, bewusst oder unbewußt, gerade an Rudolf weiter. Rudolfs deutschfeindliche Haltung wurde allerdings in der Öffentlichkeit bekannt und es wurde betont, dass er darin von seiner Großmutter, Erzherzogin Sophie untersützt wurde.
Diese heftige Abneigung, die bereits hier ihren Ursprung hatte, gepaart mit politischen und privaten Enttäuschungen, dürften dieses Feuer noch kräftig geschürt haben, aber darauf komme ich später zurück.
Kurz und gut: die beiden jungen Herren lernten sich im Teenageralter kennen, genauer anläßlich der Weltausstellung 1873 in Wien, zu der das preußische Kronprinzenpaar eingeladen war und die, als Belohnung für gute schulische Leistungen, ihren ältesten Sohn Wilhelm mitbrachten.
Wilhelm machte recht schnell die Bekanntschaft Rudolfs und beschreibt ihn als gewinnenden Menschen. Die beiden jungen Herrn unternahmen gemeinsame Ausflüge: in den Wiener Wald, den Lainzer Tiergarten, den Kahlenberg und besichtigten die zahlreichen Sehenswürdigkeiten Wien.
Auch die Mahlzeiten wurden gemeinsam eingenommen, manchmal wurden sie auch an die kaiserliche Tafel geladen.
Doch nach 14 Tagen mußte Wilhelm nach Hause abreisen, die Eltern hingegen reisten weiter nach Italien.
Die Freundschaft entwickelte sich zunächst gut, was von beiden Ländern wohlwollend aufgenommen wurde.
Wilhelm schildert in seinen Erinnerungen Rudolf als eine anregende, lebhafte und kluge Persönlichkeit, mit sprudelndem Humor, der mit einer heftigen satirischen Ader durchsetzt war.
Er betont auch beider Interesse an der Natur und die verbindende Jagdleidenschaft, er hebt auch lobend hervor, dass Rudolf ein kenntnisreicher Zoologe war, speziell auf dem Gebiet der Ornithologie.
Im Mai 1881 wurde Wilhelm mit seiner Frau anläßlich der Hochzeit Rudolfs mit Stephanie eingeladen und freute sich darüber, dass seine Frau so herzlich aufgenommen wurde.
Das gleiche geschah im Mai 1883, als die Beiden vom kronprinzlichen Ehepaar nach Wien und Prag eingeladen wurde.
Und 1885 wurde sie wieder eingeladen, diesmal zur ungarischen Landessausstellung in Budapest. Dort lernte Wilhelm sogar des Grafen Andrassy kennen, der über den Prinzen von Wales keine besonders gute Meinung im politischen Sinne hatte.
Dann folgt das Kapitel über die Jagdeinladungen in Mürzsteg und Eisenerz, die allerdings Kaiser Franz Joseph ausgesprochen hatte. Eine ganze Jagdgesellschaft reiste mit dem Zug dorthin, u.a. der König von Sachsen, Prinz Leopold von Bayern und der Großherzog von Toskana. Wilhelm beschreibt, dass man Tracht anlegte und dass Kronprinz Rudolf nur ab und zu anwesend war, also nicht ständiger Jagdgast.
Das führt mich zu dem dem, allerdings vom „Figaro“ nicht veröffentlichten, Zeitungsbeitrag, in dem Rudolf, freilich unter Falschnamen, Wilhelm beschuldigt, mit Damen ein Treffen gehabt zu haben. Das taucht schon die Frage auf: wie will er das, wenn er nicht ständig anwesend war, alles gesehen oder erlebt haben? Wieviel Beweiskraft hat die Tratschgeschichte, womöglich aus zweiter oder gar dritter Hand?
Rudolf hatte in der Zwischenzeit den Prinzen von Wales kennengelernt, den nachmaligen König Eduard VII., auch Bertie genannt.
Seine Eltern ließen ihm eine Ausbildung zukommen, die ihn zu einem vorbildlichen konstitutionellen Monarchen machen sollte. Sein überaus strenger Vater bestellte Privatlehrer und Erzieher und übergab ihnen den siebenjährigen Prinzen, der jedoch von unstetem Wesen war und sich nicht als Musterschüler erwies.
Während seiner Studienzeit glänzte Eduard weniger mit Leistung denn mit seinem ausschweifenden Lebensstil. Der Prinz war ein Dandy mit Vorlieben für Glücksspiel, Alkohol und junge Schauspielerinnen, dessen Liebesabenteuer kein Geheimnis blieben. Dies führte dazu, dass sein bereits schwer kranker Vater im Dezember 1861 nach Cambridge kam, um Eduard ins Gewissen zu reden und ihn zurechtzuweisen. Zwei Wochen später starb Prinzgemahl Albert. Königin Victoria verwand den Verlust ihres geliebten Gatten nie und machte „Bertie“ zeitlebens für dessen frühen Tod verantwortlich.
Da Eduard nur in geringem Maße von seiner Mutter in offizielle Aufgaben eingebunden wurde,genauso wie Rudolf von seinem Vater Franz Joseph, hatte er ausreichend Zeit sein Privatleben zu kultivieren. Er pflegte seine Vorlieben für Glücksspiel, Pferderennen und französische Lebensart sowie die Welt des Theaters und von exklusiven Jagdgesellschaften.
Seine Reisen durch Europa waren von ständigem Klatsch und Aufregung begleitet. Obwohl seine Gemahlin, Alexandra von Dänemark, als eine der schönsten Frauen Europas galt, hielt er sich zahlreiche Mätressen, u.a. die Schauspielerin Lily Langtry und Alice Keppel, mit der regelmäßig Urlaube in Biarritz verbrachte.
Wilhelm war, unter dem Einfluß der Gräfin Waldersee, die angeblich seine Geliebte war, allerdings war die Frau gut 19 Jahre älter als Wilhelm und zudem sehr puritanisch , glaubensstreng und tugendsam geworden.
Wilhelm war von Hinzpeter calvinistisch erzogen worden, obwohl er evangelisch-lutherisch war, und so fiel die puritanische Denkweise auf fruchtbaren Boden. Wilhelm war aber keineswegs religiös verbohrt, was sich daran zeigt, dass er sich um eine Annäherung an die Katholiken bemühte und der Kulturkampf Bismarcks verhaßt war.
Aber wahrscheinlich waren Religon und Glaube ohnehin ein starkes Bedürfnis bei Wilhelm.
Wilhelm erzählt in seinen Erinnerungen ganz freimütig, dass es ihn schmerzte, dass Rudolf es mit der Religion nicht ernst nahm und sogar seinen spöttelnden Witz über Kirche, Geistlichkeit und über den schlichten Glauben des Volkes ausgoß.
Schon Rudolfs Erzieher Latour bemerkte bei ihm eine zunehmende Neigung zur Unwahrheit, verbunden mit Unlust zum Gebet, allmählich zeigte Rudolf auch eine radikale und kirchenfeindliche Einstellung. Das wurde dem Kaiser berichtet, der sich auch beunruhigt darüber zeigte und das aus gutem Grund.
Nicht nur, weil die Frömmigkeit des Kaiserhauses, bei etwa der Feier des Fronleichnamfestes, nach außen gezeigt wurde, sondern vor allem aus kirchenpolitischen Gründen.
Er hätte nämlich, als künftiger Kaiser, ein Mitspracherecht in der Rota gehabt und ein Vetorecht in der Konklave gehabt, auf das sein Vater bei der Papstwahl 1903 noch pochte.
Neben anderen Privilegien hatte er außerdem das Recht, einen der zwölf Richter des päpstlichen Gerichtshofes zu ernennen. Dieses Recht hatte sich am Ende des 15. Jahrhunderts herausgebildet und selbst Pius X. gelang es nicht, als der die Kurie grundlegend reformierte, die kaiserlichen Vorrechte abzuschaffen.
Man stelle sich vor, ein Kaiser Rudolf hätte hier Vorgänge auf Dauer lahmlegen können!
Dass er sich Gedanken über Religion und Glaube gemacht hat, hätte eben Privatsache bleiben müssen. Er tauschte sich in mindestens einem Brief mit König Ludwig darüber aus, dass die Religion und ihre Ausübung für das einfache Volk so bleiben solle, ihnen aber auf Dauer nicht genügen könne.
Nebenbei: man findet in seiner Privatkorrespondenz nicht einen Hinweis darauf, dass er, wenn er einmal Kaiser sein würde, diese kirchenpolitischen Privilegien aufgeben würde....
Sie lernten sich keinesfalls als Erwachsene kennen, der Eindruck entsteht meistens, da Kronprinz Rudolf ein dezidierter Gegner des deutschen Kaisers Wilhelm II. war. In einem Brief schreibt er: "Wilhelm II. macht sich; er dürfte bald eine große Confusion im alten Europa ausrichten. Er dürfte im Laufe weniger Jahre das hohenzollernerische Deutschland auf den Standpunkt bringen, den es verdient."
Aber diese antipreußische Haltung ist nun wirklich nichts Neues, da sich Rudolf bereits auf Bismarck und Moltke eingeschossen hatte.
Die Antipathie gegenüber Preußen, auch später dem deutschen Kaiserreich, hatte seinen Ursprung in Rudolfs Kindheit und Jugend.
Seine Großmutter, Erzherzogin Sophie war eine fanatische Preußenhasserin, die es niemals verwinden konnte, dass Österreich nicht mehr die Schlüsselposition in Europa hatte, sondern nach hinten gerückt war. Ursache dafür war zunächst die Schlacht bei Königsgrätz 1866, bei der Österreich, neben Bayern, zu den Verlierern gehörte. Leidenschaftlich nahm Kronprinz Rudolf an den Ereignissen des Jahres 1866 teil, genauso wie der gleichaltrige Prinz Wilhelm in Berlin. Wie ungeheuer stolz muß der junge Hohenzoller gewesen sein, wie sehr muß das Selbstbewusstsein des jungen Habsburgers gelitten haben. In seiner Jugend musste er mit ansehen, wie Österreich eine Position seiner einstiegen Größe aufgab: die Lombardei 1859, Venetien 1866, ebenso die Vorherrschaft in Deutschland und natürlich auch den Ausgleich 1867 mit Ungarn, woraus die k&k. Monarchie entstand. Das hatte natürlich auch weitreichende Konsequenzen: es gab zwei getrennte Staatsgebiete mit eigenen Verwaltungen, zwei Verfassungen, zwei Parlamente, zwei Residenzstädte und daraus entstand eine komplizierte Koordination. Vor allem aber behinderte die neue Staatsform und die Machtstellung Ungarns jeden künftigen Reformversuch, was der Kronprinz später beklagen sollte. Ganz klar: Östereich-Ungarn war kein föderalistischer Staat wie das spätere deutsche Kaiserreich und die vielen Völker, deshalb hieß es ja auch Vielvölkerstaat, die eben keine besondere Rolle wie Ungarn genossen, fühlten sich unterdrückt und benachteiligt.
Auch den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 erlebte der kleine Kronprinz intensiv mit. Sein Herz stand ganz auf der Seite der Franzosen. Dazu kam der Deutschenhaß Sophies und ihr deutlicher Wunsch, Östereich-Ungarn möge auf der Seite Frankreichs gegen Preußen kämpfen.
Sophie, die an Stelle von Elisabeth, der Kaiserin Sissi, die Erziehung der Kinder Gisela und Rudolf überwachte, gab diesen Haß, bewusst oder unbewußt, gerade an Rudolf weiter. Rudolfs deutschfeindliche Haltung wurde allerdings in der Öffentlichkeit bekannt und es wurde betont, dass er darin von seiner Großmutter, Erzherzogin Sophie untersützt wurde.
Diese heftige Abneigung, die bereits hier ihren Ursprung hatte, gepaart mit politischen und privaten Enttäuschungen, dürften dieses Feuer noch kräftig geschürt haben, aber darauf komme ich später zurück.
Kurz und gut: die beiden jungen Herren lernten sich im Teenageralter kennen, genauer anläßlich der Weltausstellung 1873 in Wien, zu der das preußische Kronprinzenpaar eingeladen war und die, als Belohnung für gute schulische Leistungen, ihren ältesten Sohn Wilhelm mitbrachten.
Wilhelm machte recht schnell die Bekanntschaft Rudolfs und beschreibt ihn als gewinnenden Menschen. Die beiden jungen Herrn unternahmen gemeinsame Ausflüge: in den Wiener Wald, den Lainzer Tiergarten, den Kahlenberg und besichtigten die zahlreichen Sehenswürdigkeiten Wien.
Auch die Mahlzeiten wurden gemeinsam eingenommen, manchmal wurden sie auch an die kaiserliche Tafel geladen.
Doch nach 14 Tagen mußte Wilhelm nach Hause abreisen, die Eltern hingegen reisten weiter nach Italien.
Die Freundschaft entwickelte sich zunächst gut, was von beiden Ländern wohlwollend aufgenommen wurde.
Wilhelm schildert in seinen Erinnerungen Rudolf als eine anregende, lebhafte und kluge Persönlichkeit, mit sprudelndem Humor, der mit einer heftigen satirischen Ader durchsetzt war.
Er betont auch beider Interesse an der Natur und die verbindende Jagdleidenschaft, er hebt auch lobend hervor, dass Rudolf ein kenntnisreicher Zoologe war, speziell auf dem Gebiet der Ornithologie.
Im Mai 1881 wurde Wilhelm mit seiner Frau anläßlich der Hochzeit Rudolfs mit Stephanie eingeladen und freute sich darüber, dass seine Frau so herzlich aufgenommen wurde.
Das gleiche geschah im Mai 1883, als die Beiden vom kronprinzlichen Ehepaar nach Wien und Prag eingeladen wurde.
Und 1885 wurde sie wieder eingeladen, diesmal zur ungarischen Landessausstellung in Budapest. Dort lernte Wilhelm sogar des Grafen Andrassy kennen, der über den Prinzen von Wales keine besonders gute Meinung im politischen Sinne hatte.
Dann folgt das Kapitel über die Jagdeinladungen in Mürzsteg und Eisenerz, die allerdings Kaiser Franz Joseph ausgesprochen hatte. Eine ganze Jagdgesellschaft reiste mit dem Zug dorthin, u.a. der König von Sachsen, Prinz Leopold von Bayern und der Großherzog von Toskana. Wilhelm beschreibt, dass man Tracht anlegte und dass Kronprinz Rudolf nur ab und zu anwesend war, also nicht ständiger Jagdgast.
Das führt mich zu dem dem, allerdings vom „Figaro“ nicht veröffentlichten, Zeitungsbeitrag, in dem Rudolf, freilich unter Falschnamen, Wilhelm beschuldigt, mit Damen ein Treffen gehabt zu haben. Das taucht schon die Frage auf: wie will er das, wenn er nicht ständig anwesend war, alles gesehen oder erlebt haben? Wieviel Beweiskraft hat die Tratschgeschichte, womöglich aus zweiter oder gar dritter Hand?
Rudolf hatte in der Zwischenzeit den Prinzen von Wales kennengelernt, den nachmaligen König Eduard VII., auch Bertie genannt.
Seine Eltern ließen ihm eine Ausbildung zukommen, die ihn zu einem vorbildlichen konstitutionellen Monarchen machen sollte. Sein überaus strenger Vater bestellte Privatlehrer und Erzieher und übergab ihnen den siebenjährigen Prinzen, der jedoch von unstetem Wesen war und sich nicht als Musterschüler erwies.
Während seiner Studienzeit glänzte Eduard weniger mit Leistung denn mit seinem ausschweifenden Lebensstil. Der Prinz war ein Dandy mit Vorlieben für Glücksspiel, Alkohol und junge Schauspielerinnen, dessen Liebesabenteuer kein Geheimnis blieben. Dies führte dazu, dass sein bereits schwer kranker Vater im Dezember 1861 nach Cambridge kam, um Eduard ins Gewissen zu reden und ihn zurechtzuweisen. Zwei Wochen später starb Prinzgemahl Albert. Königin Victoria verwand den Verlust ihres geliebten Gatten nie und machte „Bertie“ zeitlebens für dessen frühen Tod verantwortlich.
Da Eduard nur in geringem Maße von seiner Mutter in offizielle Aufgaben eingebunden wurde,genauso wie Rudolf von seinem Vater Franz Joseph, hatte er ausreichend Zeit sein Privatleben zu kultivieren. Er pflegte seine Vorlieben für Glücksspiel, Pferderennen und französische Lebensart sowie die Welt des Theaters und von exklusiven Jagdgesellschaften.
Seine Reisen durch Europa waren von ständigem Klatsch und Aufregung begleitet. Obwohl seine Gemahlin, Alexandra von Dänemark, als eine der schönsten Frauen Europas galt, hielt er sich zahlreiche Mätressen, u.a. die Schauspielerin Lily Langtry und Alice Keppel, mit der regelmäßig Urlaube in Biarritz verbrachte.
Wilhelm war, unter dem Einfluß der Gräfin Waldersee, die angeblich seine Geliebte war, allerdings war die Frau gut 19 Jahre älter als Wilhelm und zudem sehr puritanisch , glaubensstreng und tugendsam geworden.
Wilhelm war von Hinzpeter calvinistisch erzogen worden, obwohl er evangelisch-lutherisch war, und so fiel die puritanische Denkweise auf fruchtbaren Boden. Wilhelm war aber keineswegs religiös verbohrt, was sich daran zeigt, dass er sich um eine Annäherung an die Katholiken bemühte und der Kulturkampf Bismarcks verhaßt war.
Aber wahrscheinlich waren Religon und Glaube ohnehin ein starkes Bedürfnis bei Wilhelm.
Wilhelm erzählt in seinen Erinnerungen ganz freimütig, dass es ihn schmerzte, dass Rudolf es mit der Religion nicht ernst nahm und sogar seinen spöttelnden Witz über Kirche, Geistlichkeit und über den schlichten Glauben des Volkes ausgoß.
Schon Rudolfs Erzieher Latour bemerkte bei ihm eine zunehmende Neigung zur Unwahrheit, verbunden mit Unlust zum Gebet, allmählich zeigte Rudolf auch eine radikale und kirchenfeindliche Einstellung. Das wurde dem Kaiser berichtet, der sich auch beunruhigt darüber zeigte und das aus gutem Grund.
Nicht nur, weil die Frömmigkeit des Kaiserhauses, bei etwa der Feier des Fronleichnamfestes, nach außen gezeigt wurde, sondern vor allem aus kirchenpolitischen Gründen.
Er hätte nämlich, als künftiger Kaiser, ein Mitspracherecht in der Rota gehabt und ein Vetorecht in der Konklave gehabt, auf das sein Vater bei der Papstwahl 1903 noch pochte.
Neben anderen Privilegien hatte er außerdem das Recht, einen der zwölf Richter des päpstlichen Gerichtshofes zu ernennen. Dieses Recht hatte sich am Ende des 15. Jahrhunderts herausgebildet und selbst Pius X. gelang es nicht, als der die Kurie grundlegend reformierte, die kaiserlichen Vorrechte abzuschaffen.
Man stelle sich vor, ein Kaiser Rudolf hätte hier Vorgänge auf Dauer lahmlegen können!
Dass er sich Gedanken über Religion und Glaube gemacht hat, hätte eben Privatsache bleiben müssen. Er tauschte sich in mindestens einem Brief mit König Ludwig darüber aus, dass die Religion und ihre Ausübung für das einfache Volk so bleiben solle, ihnen aber auf Dauer nicht genügen könne.
Nebenbei: man findet in seiner Privatkorrespondenz nicht einen Hinweis darauf, dass er, wenn er einmal Kaiser sein würde, diese kirchenpolitischen Privilegien aufgeben würde....
Freitag, 1. August 2014
Chris
Hallo, ich bin der Chris.
Eigentlich heiße ich ja Christoph, aber den Namen finde ich nicht so gut und außerdem finde ich, dass Chris viel besser zu einem tollen Kerl wie mir paßt. Und ein cooler Typ bin ich, das könnt ihr mir glauben: 1,85 m groß, Gardemaß, versteht sich von selbst, und sportlich durchtrainiert. Meine blonden Haare habe ich schwarz gefärbt, weil mir meine eigene kackige Haarfarbe nicht gefällt und außerdem paßt Schwarz besser zu meinen dunkelbraunen Augen. Wenn ich dann meine Lederkluft anziehe und mein weißes Hemd bis zum Bauchnabel auflasse, so daß man meine haarige männliche Brust und die schwere Goldkette sieht - dann finden das die Mädels einfach nur noch geil.
Obwohl ich eine feste Freundin habe, sie lebt mit mir zusammen, teste ich die eine oder andere schon mal an, denn Langeweile kann ich nur schlecht vertragen.
Im Fasching bekam ich, z.B., eine scharfe SMS, wahrscheinlich von so einer Lack- und Ledertante, die sich verwählt hatte. Mich machte die SMS total an, aber der Bruder meiner Freundin saß neben mir und da mußte ich eine empörte Antwort schicken. Dass ich bei dieser Gelegenheit die Absendenummer gelöscht habe, war doof von mir.
Spät in der Nacht habe ich es dann meiner Freundin ordentlich besorgt, in Gedanken habe ich aber die Lack- und Ledertante vernascht; leider war sie es aber nicht. Durch meine Dummheit werde ich sie aber nie kennenlernen; schaden, denn eine so scharfe Frau , das wäre eine Wucht. Da würden mich meine Freunde noch mehr beneiden...
Überhaupt, hier im Dorf bin ich der Größte.
Bei der Feuerwehr bin ich am liebsten. Bis ich der Kommandant der aktiven Gruppe bin, dauert es bestimmt noch sehr lange. Die Einsätze mag ich nicht und die Feuerwehrübungen noch weniger. Da muß ich immer mit den anderen zusammenarbeiten und was noch schlimmer ist, Prüfungen ablegen. Das liegt mir überhaupt nicht und wenn, dann halte ich am liebsten den Feuerwehrschlauch, der erinnert mich an einen anderen dicken Schlauch.
Aber bei unserem Durstlöschzug, da habe ich es schon zum Hauptmann gebracht. Wenn ich mit meinen Jungs ausrücke, um unseren Brand zu löschen, dann bleibt kein Auge trocken. Der Wirt in unserer Stammkneipe sagte mal zu mir, dass ich doch ein ganzer Kerl sei, soviel wie ich vertrage.
Der Mann meiner Mutter meint allerdings, ich würde saufen. Das kratzt mich aber nicht, denn der hat mir nichts zu sagen, denn der ist nicht meine richtiger Vater.
Als er mich wegen meiner schlechten Gesellenprüfung zur Rede stellte, habe ich mich ordentlich mit ihm gezofft. Daraufhin hat er mich rausgeschmissen und meine Mutter, diese dämliche Kuh, hat auch noch zu ihm geholfen. Da war ich dann ziemlich ratlos, aber meine Freundin, die Moni, hatte damals schon eine eigene Wohnung und da durfte ich einziehen, allerdings gegen Kostenbeteiligung. Aber irgendwie schaffe ich es immer, weniger zu legen als ausgemacht. Dem Alten meiner Mutter zahle ich das noch heim und dann wohne ich wieder im eigenen Haus. Ich habe den Kerl sowas von dick; es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann haue ich ihm auf die Rübe. Mann, bin ich sauer!
Ach, da fällt mir ein, es gibt jemanden, auf den bin ich genauso wütend, nämlich auf die Tussi meines Vaters. Er hatte zwar von ihr schonmal so eine Tante, aber mit der hat er nur zusammengelebt und mit der Neuen ist er seit einem Jahr verheiratet. Die Neue von ihm finde ich total blöd, die hat mir mal einen Brief geschrieben, als ich auf eine Einladung von ihr keine Antwort gegeben habe. Was in dem Brief stand, war im Ganzen zu hoch für mich, nur am Ende war von Anstand und Erziehung die Rede; da war ich schon wieder auf achzig.
Dafür habe ich mich dann auch nicht für die Geburtstagskarte bedankt; sie hat mir in einem kurzen Brief klar gemacht, dass sie mich nicht weiter belästigen wird, aber ich brauche, selbst wenn es mir einmal schlecht geht, mich gar nicht sehen zu lassen. Da habe ich mich gefreut, weil sie sich doch geärgert hat und zu Leuten, die mit einem Looser wie meinem Vater zusammen sind, schaue ich nicht einmal mit dem Arsch an. Ob es wohl diese Tussi war, die mir Fotos von meiner toten Oma in den Briefkasten gesteckt hat? Das war schon ein total komisches Gefühl, als ich die Fotos sah, jedenfalls bin ich am selben Abend in den Schützenverein gegangen.
Bei den Schützen bin ich total gerne, denn die haben eine tolle Uniform. Vor allem kann man sich da Abzeichen, Schützenschnüre oder Orden anhängen; an meiner neuen Uniform habe ich soviel Lametta, dass ich fast aussehe wie ein General. Das ist ein tolles Gefühl, vor allem, weil ich beim Bund nur Sani war. Des wegen finden es alle im Verein von mir Klasse, dass ich soviel Lametta herausgeschossen habe. In letzter Zeit bin ich dort aber nicht mehr so gerne, weil mich da ein paar Leute angemacht haben. Sie haben mich gefragt, wie es meinen Geschwistern geht. Ich muß ziemlich dumm geguckt haben, jedenfalls haben viele gelacht.
Zu Hause habe ich dann gleich mit Mami telefoniert, ob sie davon was weiß. Mami hat mir dann gleich erzählt, dass mein richtiger Vater wieder verheiratet ist und dass die Kinder, die die Tussi mitgebracht hat, jetzt so heißen wie ich, weil mein Vater auch ihr Vater ist. Als ich dann gelacht habe, hat Mami gesagt, sie hätte bei denen angerufen, aber die Frau sei ziemlich kurz angebunden gewesen. Da hätte sie Vater mit seiner neuen Familie gesehen, als sie das Mietshaus in dem sie wohnen, vom Auto aus beobachtet hat. Der Junge sehe zwar der Mutter absolut ähnlich, habe aber den gleichen Gang wie mein Vater und das Mädchen habe die gleichen blonden Haare wie mein Vater. Mann, kann ich euch sagen, da fühlte ich mich ziemlich uncool!
Seitdem ist es wieder ruhiger bei uns im Dorf und ich bin immer noch der King. Die Mädels schauen mir nach und die Jungs ziehen mir mir um die Häuser.
Nur die Moni, die ist in letzter Zeit so komisch. Sie sagt, wenn ich mich nicht an unsere Abmachungen halte, wirft sie mich raus.
Wie uncool!!
Eigentlich heiße ich ja Christoph, aber den Namen finde ich nicht so gut und außerdem finde ich, dass Chris viel besser zu einem tollen Kerl wie mir paßt. Und ein cooler Typ bin ich, das könnt ihr mir glauben: 1,85 m groß, Gardemaß, versteht sich von selbst, und sportlich durchtrainiert. Meine blonden Haare habe ich schwarz gefärbt, weil mir meine eigene kackige Haarfarbe nicht gefällt und außerdem paßt Schwarz besser zu meinen dunkelbraunen Augen. Wenn ich dann meine Lederkluft anziehe und mein weißes Hemd bis zum Bauchnabel auflasse, so daß man meine haarige männliche Brust und die schwere Goldkette sieht - dann finden das die Mädels einfach nur noch geil.
Obwohl ich eine feste Freundin habe, sie lebt mit mir zusammen, teste ich die eine oder andere schon mal an, denn Langeweile kann ich nur schlecht vertragen.
Im Fasching bekam ich, z.B., eine scharfe SMS, wahrscheinlich von so einer Lack- und Ledertante, die sich verwählt hatte. Mich machte die SMS total an, aber der Bruder meiner Freundin saß neben mir und da mußte ich eine empörte Antwort schicken. Dass ich bei dieser Gelegenheit die Absendenummer gelöscht habe, war doof von mir.
Spät in der Nacht habe ich es dann meiner Freundin ordentlich besorgt, in Gedanken habe ich aber die Lack- und Ledertante vernascht; leider war sie es aber nicht. Durch meine Dummheit werde ich sie aber nie kennenlernen; schaden, denn eine so scharfe Frau , das wäre eine Wucht. Da würden mich meine Freunde noch mehr beneiden...
Überhaupt, hier im Dorf bin ich der Größte.
Bei der Feuerwehr bin ich am liebsten. Bis ich der Kommandant der aktiven Gruppe bin, dauert es bestimmt noch sehr lange. Die Einsätze mag ich nicht und die Feuerwehrübungen noch weniger. Da muß ich immer mit den anderen zusammenarbeiten und was noch schlimmer ist, Prüfungen ablegen. Das liegt mir überhaupt nicht und wenn, dann halte ich am liebsten den Feuerwehrschlauch, der erinnert mich an einen anderen dicken Schlauch.
Aber bei unserem Durstlöschzug, da habe ich es schon zum Hauptmann gebracht. Wenn ich mit meinen Jungs ausrücke, um unseren Brand zu löschen, dann bleibt kein Auge trocken. Der Wirt in unserer Stammkneipe sagte mal zu mir, dass ich doch ein ganzer Kerl sei, soviel wie ich vertrage.
Der Mann meiner Mutter meint allerdings, ich würde saufen. Das kratzt mich aber nicht, denn der hat mir nichts zu sagen, denn der ist nicht meine richtiger Vater.
Als er mich wegen meiner schlechten Gesellenprüfung zur Rede stellte, habe ich mich ordentlich mit ihm gezofft. Daraufhin hat er mich rausgeschmissen und meine Mutter, diese dämliche Kuh, hat auch noch zu ihm geholfen. Da war ich dann ziemlich ratlos, aber meine Freundin, die Moni, hatte damals schon eine eigene Wohnung und da durfte ich einziehen, allerdings gegen Kostenbeteiligung. Aber irgendwie schaffe ich es immer, weniger zu legen als ausgemacht. Dem Alten meiner Mutter zahle ich das noch heim und dann wohne ich wieder im eigenen Haus. Ich habe den Kerl sowas von dick; es dauert bestimmt nicht mehr lange, dann haue ich ihm auf die Rübe. Mann, bin ich sauer!
Ach, da fällt mir ein, es gibt jemanden, auf den bin ich genauso wütend, nämlich auf die Tussi meines Vaters. Er hatte zwar von ihr schonmal so eine Tante, aber mit der hat er nur zusammengelebt und mit der Neuen ist er seit einem Jahr verheiratet. Die Neue von ihm finde ich total blöd, die hat mir mal einen Brief geschrieben, als ich auf eine Einladung von ihr keine Antwort gegeben habe. Was in dem Brief stand, war im Ganzen zu hoch für mich, nur am Ende war von Anstand und Erziehung die Rede; da war ich schon wieder auf achzig.
Dafür habe ich mich dann auch nicht für die Geburtstagskarte bedankt; sie hat mir in einem kurzen Brief klar gemacht, dass sie mich nicht weiter belästigen wird, aber ich brauche, selbst wenn es mir einmal schlecht geht, mich gar nicht sehen zu lassen. Da habe ich mich gefreut, weil sie sich doch geärgert hat und zu Leuten, die mit einem Looser wie meinem Vater zusammen sind, schaue ich nicht einmal mit dem Arsch an. Ob es wohl diese Tussi war, die mir Fotos von meiner toten Oma in den Briefkasten gesteckt hat? Das war schon ein total komisches Gefühl, als ich die Fotos sah, jedenfalls bin ich am selben Abend in den Schützenverein gegangen.
Bei den Schützen bin ich total gerne, denn die haben eine tolle Uniform. Vor allem kann man sich da Abzeichen, Schützenschnüre oder Orden anhängen; an meiner neuen Uniform habe ich soviel Lametta, dass ich fast aussehe wie ein General. Das ist ein tolles Gefühl, vor allem, weil ich beim Bund nur Sani war. Des wegen finden es alle im Verein von mir Klasse, dass ich soviel Lametta herausgeschossen habe. In letzter Zeit bin ich dort aber nicht mehr so gerne, weil mich da ein paar Leute angemacht haben. Sie haben mich gefragt, wie es meinen Geschwistern geht. Ich muß ziemlich dumm geguckt haben, jedenfalls haben viele gelacht.
Zu Hause habe ich dann gleich mit Mami telefoniert, ob sie davon was weiß. Mami hat mir dann gleich erzählt, dass mein richtiger Vater wieder verheiratet ist und dass die Kinder, die die Tussi mitgebracht hat, jetzt so heißen wie ich, weil mein Vater auch ihr Vater ist. Als ich dann gelacht habe, hat Mami gesagt, sie hätte bei denen angerufen, aber die Frau sei ziemlich kurz angebunden gewesen. Da hätte sie Vater mit seiner neuen Familie gesehen, als sie das Mietshaus in dem sie wohnen, vom Auto aus beobachtet hat. Der Junge sehe zwar der Mutter absolut ähnlich, habe aber den gleichen Gang wie mein Vater und das Mädchen habe die gleichen blonden Haare wie mein Vater. Mann, kann ich euch sagen, da fühlte ich mich ziemlich uncool!
Seitdem ist es wieder ruhiger bei uns im Dorf und ich bin immer noch der King. Die Mädels schauen mir nach und die Jungs ziehen mir mir um die Häuser.
Nur die Moni, die ist in letzter Zeit so komisch. Sie sagt, wenn ich mich nicht an unsere Abmachungen halte, wirft sie mich raus.
Wie uncool!!
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