Samstag, 26. Dezember 2015

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 16

Das Opfer, das den schnellsten Tod gefunden hat, war der kleine Josef Gruber: Datei:Gruberjosef.png ? Das Hinterkaifeck-Wiki

Ihm wurde durch einen heftigen Schlag, durch das aufgespannte Kinderwagendach hindurch, der Schädel zertrümmert. Nach der Tat wurde die Leiche durch den Täter mit einem roten Rock abgedeckt. Auf dem Tatortfoto Nr. 4 ist das zerstörte Wagendach gut zu erkennen:http://www.hinterkaifeck-mord.de/Die...atortfotos.htm

Aber nicht die Ermittler hatten die Leiche des Kindes entdeckt, sondern der Auffinder Schlittenbauer, der sich, nachdem er mit einigen Männern und zwei seiner Söhne in das Anwesen eingedrungen war, glaublich große Sorgen um das Kind machte. Es ist gut möglich, dass er nicht nur den Standplatz des Kinderwages veränderte und die Lage des Rockes verändert hatte. Das kann man dem Mann aber nicht anlasten, oder gar eine Absicht unterstellen, denn er wollte einfach wissen, was mit dem Kind los war.

Aber auch hier wieder nur eine eher allgemeine Beschreibung der Leiche und des Tatortes. Besonders peinlich, mich wundert, dass dies nicht gerügt wurde, dass auf der Fotoplatte Fingerabdrücke des Fotografen zu erkennen sind.

Was hier wieder fehlt: Größe und Gewicht des Kindes, Zustand der Verwesung, genaue Beschreibung der zum Tode führenden Verletzung. Es wird lediglich erwähnt, dass das Kind ausgestreckt und steif vorgefunden wurde und angeblich Blut und Gewebeteile am Kinderwagenrand vorzufinden waren: http://www.hinterkaifeck.net/wiki/in...beramtsrichter
Immerhin wird der Schlag in die Schläfengegend angeführt. Wie auf nachfolgendem Bild, es handelt sich nicht um die Schädel der Opfer von Hinterkaifeck, obwohl die Ähnlichkeit der Verletzungen frappierend ist, sondern um die Opfer des Peter Kürten, darf sich die Kopfverletzung des Kleinen, wie auf dem linken Schädel in der zweiten Reihe, vorstellen: http://file1.npage.de/000623/53/bilder/schaedel.jpg

Es wird davon ausgegangen, dass das Kinderwagendach vollständig aufgepannt war und der Täter das Dach durchschlug und punktgenau den Schädel des Kindes traf, da in den Wohnräumen noch Licht brannte.
Was für Licht? Auf dem Hof gab es noch kein elektrisches Licht, Gaslicht scheidet sowieso aus. Bleibt nur noch die Petroleumlampe, vielleicht hatte auch einer der Täter eine Taschenlampe dabei.
Zur Erinnerung: auf den Zeugen Plöckl war immerhin ein Mann mit einer Taschenlampe in der Hand zugekommen.

Evtl. war das Wagendach nur halb geschlossen und das Kind muß in jedem Fall fest geschlafen haben. Durch ein vollständig aufgespanntes Wagendach, bei diffusen Lichtverhältnissen genau zu treffen, ein Kinderschädel bietet nicht die gleiche Fläche wie der eines Erwachsenen, ist eher unwahrscheinlich.
Der Täter muß also zuerst in den Wagen geblickt haben, bevor er zuschlug. Um nicht richtig hinschauen zu müssen, schlug er durch das Wagendach und deckte, um mit seiner Tat nicht konfrontiert zu werden, die Leiche und den Wagen mit einem Rock der Mutter ab.

Hier ist es nicht möglich, zu sagen, ob der Mörder Linkshänder war. Wahrscheinlich schlief das Kind auf der Seite und wider fehlt die genaue Bechreibung der tödlichen Verletzung. 
Auch die genaue Beschreibung des zerfetzten Daches fehlt und über das schlechte Foto läßt sich keine weitere Aussage über den Aufschlag und seinen Winkel machen.

Mich hat es immer gewundert, dass der Obduktionsbericht des Dr. Aumüller so allgemein verfasst war, ohne die genaue, fachsprachlich schon gleich gar nicht vorhandene, Schilderung. Lösung: Dr. Aumüller war eigentlich Irrenarzt und hatte vor dem Hinterkaifecker Mord einen Obduktionskurs gemacht.

Massie, Robert - Nikolaus und Alexandra

Der Autor

Robert Massie, geboren 1929 in Lexington, Kentucky,ist ein US-amerikanischer Historiker, der mehrere Bücher über das russische Adelsgeschlecht der Romanows veröffentlicht hat.

Robert Massie wuchs in Nashville, Tennessee auf. Er studierte US-amerikanische und europäische Geschichte an der Yale University und mit Hilfe eines Rhodes-Stipendiums an der University of Oxford.
Anschließend wurde er Journalist bei "Newsweek" und "The Saturday Evening Post". 
1967 siedelte er mit seiner Familie nach Frankreich über. Zuvor veröffentlichte er allerdings mit "Nicholas and Alexandra" eine Biografie über Nikolaus II. und Alix von Hessen-Darmstadt, die letzten monarchischen Herrscher Russlands. Es stellte seinen Durchbruch als Historiker dar.

Für seine zweite Biografie Peter the Great: His Life and World über Peter I. wurde Massie 1981 mit einem Pulitzer-Preis für die Beste Biografie ausgezeichnet.

Er verfaßte außerdem die Sachbücher "Schalen des Zorns" und "Die Romanows. Das letzte Kapitel".

Massie ist zum zweiten Mal verheiratet. Mit der Autorin Suzanne Rohrbach, mit der er von 1954 bis 1990 verheiratet war, hat er drei gemeinsame Kinder. Mit seiner zweiten Ehefrau Deborah L. Karl, mit der er seit 1992 verheiratet ist, hat er ein gemeinsames Kind.
Seinen eigenen Angaben zufolge hat der sich auch für die letzte Zarenfamilie interessiert, da einer seiner Söhne, wie der Zarewitsch Alexeij, Bluter ist.

Inhalt

Dieses Buch handelt von Zar Nikolaus II,, seiner Frau Alexandra und seiner Familie. Der Schwerpunkt liegt auf der Familie mit den großen Ereignissen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts in den Hintergrund. Es geht mehr um den Zaren als Ehemann und Vater, als um den Zaren Nikolaus II., den kaiserlichen Herrscher und Autokraten eines Reiches, dessen Zusammenbruch schon erkennbar war.

Nikolaus II war der Sohn von Zar Alexander III. und seiner Frau, Marie Fjodorowna. Als er, noch selbst im jugendlichen Alter, Prinzessin Alexandra, kurz Alix genannt, von Hessen-Darmstadt traf, verliebte er sich in sie unsterblich und beschloß, sie eines Tages zu heiraten.
Doch seine Eltern wünschten sich eine andere Frau,Alix galt als linkisch, für ihren Sohn und versuchten, ihn von seinem Plan abzubringen. Andere Bräute wurden in Augenschein genommen, es wurde versucht, ihn mit einer eingefädelten Liebschaft mit einer berühmten Tänzerin und einer ausgedehnten Auslandsreise, die ihn u.a. nach Japan führte, auf andere Gedanken zu bringen. Doch es half alles nichts und der junge Mann hielt an seinem Vorhaben fest.
Als sein Vater, viel zu früh, im Sterben lag, gab er letztendlich die Erlaubnis zur Heirat und Alix reiste nach Livadia. Dort gab Alexander III. dem Brautpaar seinen Segen und starb. Die Braut, reiste, ganz in schwarz, hinter dem Sarg her, was von vielen Menschen als schlechtes Omen gedeutet wurde.
Nikolaus und Alexandra heirateten, nachdem Alix zum orthodoxen Glauben übergetreten war, in einer glanzvollen Hochzeit. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten ereignete sich ein schreckliches Unglück, bei dem viele Menschen um´s Leben kamen. Anstatt weitere Feierlichkeiten, wenigstens für einige Tage, auszusetzten und den Schuldigen, einen Onkel Nikolaus, Sergei, hart zu bestrafen, tat man nichts dergleichen. Das schadete bereits zu so früher Zeit dem Ruf Nikolaus II. und seiner Frau.
Es wurden in rascher Folge vier Töchter geboren und man fragte sich, ob Alix überhaupt in der Lage war, ihre Pflicht zu erfüllen. In den Kriegstagen des Jahres 1904 brachte Alix den ersehnten Thronfolger auf die Welt. Der Jubel war unbeschreiblich, doch bald war den Eltern klar, dass ihr Sohn, Alexej, an der verhängnisvollen Bluterkrankheit litt.
Alix, die schon immer eher für ihre Familie lebte, als Frau eines Kleinadligen wäre sie am rechten Platz gewesen, aber niemals an der Seite eines mächtigen Herrschers, zog sich nun ganz zurück, was ihr als Arroganz und Hochmut ausgelegt wurde. Auch in der Familie wurde sie nun deutlich unbeliebter, wenngleich es man ihr gegenüber nicht an Achtung und Respekt fehlen ließ. Ein weiterer Fehler war, es die Krankheit des Thronfolgers, selbst innerhalb der Familie geheim zu halten. Der Einzige, der es wußte, war Kaiser Wilhelm II., dem es bei einem Besuch auffiel, dass ein blauer Fleck, an der Stirn Alxeijs nicht verging. Wilhelm Bruder, Heinrich hatte zwei bluterkranke Söhne, daher waren Wilhelm die Symptome bekannt.
Alexandras Sorge um Alexeij verwandelte sich mit der Zeit in eine Obsession, die völlig von ihr Besitz ergriff. Kein normaler Mediziner war in der Lage, dem Kind zu helfen. Da trat Rasputin in ihr Leben und er konnte dem Kind immer wieder helfen, wenn auch nicht heilen. Rasputin ging bald im kaiserlichen Palast ein und aus, was schon auf Mißtrauen stieß. Rasputin benahm sich im Palast und dem kaiserlichen Paar gegenüber bäuerlich-naiv-höflich, machte einen frommen Eindruck. Doch außerhalb des Palastes war er ein wilder Kerl, der sich in Restaurants, Kneipen und mit Frauen vergnügte. Er stand unter Überwachung der Geheimpolizei, die dies alles lakonisch festhielt. Doch auch den anderen Familienmitgliedern und Personen des Adels fiel das unziemliche Verhalten mit der Zeit auf und man fragte sich entsetzt, wie das Kaiserpaar mit diesem ordinären Kerl verkehren konnte und er dazu freien Zutritt hatte. Die normalen Leute verhielten sich weniger höflich und, freilich hinter vorgehaltener Hand und anonymen Karikaturen, wurde die Zarin als Hure und der Zar als Hahnrei bezeichnet.
Doch Nikolaus hielt zu seiner Frau, er betete sie förmlich an, und zog sich, als starkes politisches Handeln und Reformen dringendst nötig gewesen wären, stark in sein Privatleben zurück.
Der I. Weltkrieg brach aus und Nikolaus ging an die Front. Zu Hause übernahm seine Frau die Regierung und Rasputin mischte im Hintergrund heftig mit. Das sorgte für Entsetzen und jeder, der versuchte, gegen dieses Gespann etwas zu unternehmen, sah sich bald auf´s Abstellgleis geschoben, wie etwas der Onkel Nikolaus II., Nikolaschka. Das Ministerkarusell drehte sich. Der Ruf der Zarin war auf dem Nullpunkt, man haßte sie und bezeichnete sie als deutsche Agentin. 
Die Revolution brach aus und Nikolaus dankte ab. Doch das genügte den neuen Machthabern nicht. Als Symbole für das zaristische Rußland mußte die Familie beseitigt werden und zwar alle, auch die Kinder. Nach einer langen Reise nach Jekaterinburg, in dem sie noch Monate interniert waren, wurde die Familie ermordet, die Leichen geschändet und in einem Weg verscharrt.

Meine Meinung 

Das Buch ist sehr umfangreich und gut recherchiert. Der Autor nimmt behutsam ins Familienleben der letzten kaiserlichen Familie mit und bietet vorzügliche Einblicke, auch ins Seelenleben des Kaiserpaares, vor allem, als klar war, dass der Thronfolger an Hämophilie litt. Vieles, was von privat ins politische Tun des Zaren hineinwirkt, wird hier klarer. Salopp ausgedrückt: sein Stress und seine Angst um das Leben seine Sohnes machten ihn oft handlungsunfähig, man sah ihn als schwach und unentschlossen, als Stärke nötig gewesen wäre. Nikolaus war zwar von Haus aus ein eher sanfter Charakter, aber das hätte, unter normalen Umständen, entschlossenes Handeln nicht gehindert.
Ich kann das Buch empfehlen, da es einen detaillierten Blick hinter die Kulissen möglich macht und Zusammenhänge klar erkennen läßt. Auch der Schreibstil ist wohltuend sachlich und informativ, ganz klar: fünf Sterne!

LeFanu, Sheridan - Der Maler Schalken

Der Autor

Joseph Thomas Sheridan Le Fanu wurde am 18. August 1814 in der irischen Stadt Dublin geboren. Seine Familie war hugenottischen Ursprungs; nicht vornehm, aber immerhin wohlhabend. 
Joseph begann schon in jungen Jahren zu schreiben. Ab 1833 studierte er Jura am Trinity College zu Dublin; er graduierte 1837. Im folgenden Jahr erschien im „Dublin University Magazin“ mit „The Ghost and the Bone-Setter“ Le Fanus erste Kurzgeschichte.
Als Jurist ist Le Fanu nie tätig geworden. Stattdessen wurde er Journalist. Ab 1837 war er Eigentümer oder Miteigentümer mehrerer Zeitschriften. Die damit verbundenen Pflichten schränkten seine schriftstellerische Tätigkeit stark ein. Erst nachdem er 1861 Besitzer und Eigentümer des „Dublin University Magazine“ geworden war, schrieb Le Fanu wieder selbst. Viele seiner Werke erschienen in Fortsetzungen in seiner Zeitschrift.

1843 oder 1844 – der genaue Zeitpunkt ist unklar – heiratete Le Fanu Susanna Bennett. Die Ehe war harmonisch; die Le Fanus bekamen vier Kinder. Als Susanne 1858 starb, fiel Witwer Joseph in eine tiefe Depression, die er nie überwand. Er zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück und vergrub sich in seinem Haus am Merrion Square. In Dublin nannte man ihn den "unsichtbaren Prinzen".

Seine Produktivität wurde von diesem Lebensstil nicht beeinflusst. In den Jahren nach 1860 veröffentlichte Le Fanu ein bis zwei Romane pro Jahr sowie diverse Kurzgeschichten und Novellen. Er schrieb Historienromane, Krimis und immer wieder Geistergeschichten. Das Übernatürliche faszinierte ihn; in seiner irischen Heimat wuchs er mit entsprechenden Sagen und Legenden auf. Als Phantast stand Le Fanu auf der Grenze zwischen Glauben und Skepsis. Er erkannte bereits, dass Spuk auch und vor allem das Produkt einer geistigen Störung sein konnte. In vielen Geschichten überließ er die Entscheidung, ob eine Erscheinung real oder eingebildet war, deshalb seinen Lesern.
Trotz seiner Weltflucht war Le Fanu kein weltfremder Mann. Als Journalist wurde er mit den politischen und sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit konfrontiert.
Le Fanu ließ thematisierte die Gier und die Gleichgültigkeit der Menschen in seinen Kriminalromanen, die zu den frühen Meisterwerkes dieses Genres gehören. Verrat, Verschwörungen und Betrug durchziehen diese Werke, die ihr Verfasser darüber hinaus gern mit unheimlichen Stimmungen färbte.

Le Fanu starb am 7. Februar 1873 in seiner Heimatstadt Dublin an einer Lungenentzündung. Er wurde auf dem Friedhof von Mount Jerome bestattet. 

Die Erzählung

Am Anfang der Erzählung steht ein Gemälde des berühmten Malers Gottfried Schalken, das dem Leser vorgestellt wird. Das Gemälde zeigt das Bildnis einer jungen Frau, das nur von einer Kerze erhellt wird und das Interieur im Hintergrund wirkt dabei eher ungewöhlich. Die Dargestellte ist wohl Rosa Velderkaust, die Nichte des nicht minder berühmten Malers Gerard Dou. Der Erzähler nimmt an, dass besagte Rosa Velderkaust wohl die einzige Liebe im Leben Gottfrieds Schalken war.
Schalken war in seinen jungen Jahren Lehrling, damals galt die Malerei noch als Handwerk, bei dem schon erwähnten Gerard Dou. Dieser hatte ein wunderschönes Mündel, die 17jährige Rosa Velderkaust. Schalken verliebte sich in das Mädchen, offenbarte sich und Rosa erklärte sich ihm auch.
Doch Schalken wagte nicht, bei seinem Meister um die Hand Rosas anzuhalten, da er noch mittellos und unbekannt war, doch er durfte hoffen.
An einem Abend, Schalken war noch im Atelier, vertieft in seine Arbeit, einem frommen Bildentwurf, macht sich ein Mann bemerkbar, dessen Eintritt der junge Mann nicht mitbekommen hat. Der Mann, kostbar gekleidet, stellt sich als Mijnheer Vanderhausen aus Rotterdam vor und teilt mit, dass er Gerard Dou am morgigen Abend in einer wichtigen Sache aufwarten will. Der junge Mann, noch wie erstarrt, kann nicht erkennen, wie der wortkarge Fremde das Haus verläßt, er scheint wie verschluckt.
Am anderen Tag erzählt er seinem Meister davon, der aber eher an einen Scherz eines seiner Malerkollegen glaubt.
Doch als der angekündigte Besucher eintritt, sind sich Dou und Schalken sicher, dass es sich dabei um keinerlei Maskerade handelt. Der Fremde, ein alter, sehr unangenehmer Herr, ist eher wortkarg und händigt Dou ein Kästchen aus, in dem sich mehrere Barren feinsten Goldes befinden, dessen Wert sofort geschätzt werden soll und Schalken wird damit betraut, es zu einem bekannten Juden zu bringen.
Dieser prüft die Barren und stellt darüber ein Dokument aus, dass den Wert der Barren von vielen tausend Reichstalern bestätigt.
Und der alte Herr hält sich nicht lange mit Erklärungen auf: er begehrt Rosa Velderkaust zur Frau, denn er habe sie vor etwa vier Monaten in der Sankt-Laurentius-Kirche in Rotterdam gesehen. Die Barren, von sehr hohem Wert, würden, mitsamt der Mitgift, seiner Zukünftigen auf Lebenszeit gehören. Gerard Dou läßt sich überreden, die Aussichten für seine Nichte sind mehr als glänzend, den Heiratskontrakt zu unterzeichnen und außerdem sollten die Barren treuhänderisch bei ihm bleiben.
Rosa lernt ihren Zukünftigen bei einem Abendessen kennen und nun bekommt man ein bischen mehr von ihm zu Gesicht: seine Haut hat eine bläuliche Tönung, die langen Haare sind grau, seine Lippen beinahe schwarz und sein Gesicht weißt boshaft-lüsternde Züge auf. 
Nachdem der Besucher gegangen ist, läßt Rosa ihrem Ekel freien Lauf, noch mehr, sie ängstigt sich, denn der Besucher erinnert sie an eine alte bemalte Holzfigur, über die sie sich in der St.-Laurentius-Kirche entsetzt hat.
In den nächsten Tagen treffen für Rose kostbare Geschenke ein: Samt, Seide, Geschmeide und für ihren Vormund ein Brief, in dem im Hinblick auf die Versorgung Rosas , noch mehr günstige Verpflichtungen gemacht werden.
Rosa wird wenige Tage später mit allem erdenklichen Pomp von diesem alten Scheusal abgeholt und entgegen aller Übereinkünfte hört Dou nichts mehr von seiner Nichte.
Er stellt Nachforschungen an, doch kein Mensch in Rotterdam hat je von Vanderhausen, der angeblich am Boom-Quai wohnt, gehört. Der Fuhrwerksunternehmer, bei dem die höchst luxuriöse Hochzeitskutsche seinerzeit gemietet wurde, kann auch nicht weiter sagen, als dass er kurz vor Rotterdam angehalten wurde und eine Gruppe kostbar gekleideter Männer die junge Braut in eine geräumige Sänfte umsteigen ließen und in Richtung Rotterdam davongegangen wären. Der Betrag für die Miete der Kutsche sein dreimal so hoch gewesen, wie verlangt.
Dou macht sich schwerste Vorwürfe, denn er ist offensichtlich einem Betrug aufgesessen, kann sich aber den Zweck des Betrugs nicht erklären.
In Folgezeit lädt er Schalken oft zum Abendessen ein, um sich ein wenig zu zerstreuen. Eines Abends erschrecken sie durch ein lautes Getöse an der Haustür. Es wird geöffnet und herein, in Panik, völlig aufgelöst, stürzt Rose in das Haus. Sie ist nur mit einem seltsamen weißen, bodenlangen Hemd bekleidet, das auch sehr schmutzig ist. Sie fällt in Ohnmacht und den Männern gelingt es nur mit Mühe, sie wieder zu Bewußtsein zu bringen. Gierig verlangt sie nach Fleisch und Wein, schlingt alles wie in Heißhunger herunter. Sie bittet um einen Geistlichen, nur der könne sie retten. Rätselhaft sind ihre Worte: " Nimmermehr können die Toten mit den Lebenden ein Fleisch sein, das hat Gott verboten!"
Sie bittet die Männer, bei ihr zu bleiben, denn er sei da, den Namen spricht sie aber nicht aus. Dou fürchtet, dass man seine Nichte mißhandelt hat, argwöhnt, dass sie einem Asyl für Tollhäuser entsprungen sei. Er nimmt sich vor, einen Arzt zu holen, nachdem sich das Mädchen durch die Gegenwart des Geistlichen erholt haben würde.
Doch nun überschlagen sich die Ereignisse: kaum ist der Geistliche da, fällt die Tür zu Roses Schlafzimmer zu, die Kerzen erlöschen, doch Kampfgetümmel ist nicht vernehmbar - nur ein Schrei. Als es den Männern dann gelingt, die Türe zu öffnen, ist das Zimmer leer, nur das Fenster steht weit offen. Nur das Wasser des angrenzenden Kanals zeigt große, auseinandertreibende Wellenringe. 
Von Rosa wird nie wieder eine Spur entdeckt, eben sowenig wie von ihrem mysteriösen Freier. 

Viele Jahre später muß Schalken zur Beerdigung seines Vaters nach Rotterdam reisen. Sein Vater soll in den Gewölben der St.-Laurentius-Kirche beigesetzt werden, doch der Leichenzug ist noch nicht da. Der Küster setzt sich mit ihm ans Feuer und die beiden trinken Wein. Schalken, erschöpft von einer vierzigstündigen, anstrengenden Reise, fällt in tiefen Schlaf. Da rüttelt ihn jemand an der Schulter, doch es ist nicht der Küster, sondern eine Frau in weißer, luftiger Gewandung, deren Gesicht verschleiert ist. Sie führt ihn durch die Grabgewölbe und enthüllt im Schein der Lampe schließlich ihre Gesicht: Rosa Velderkaust! Wie betäubt folgt er ihr weiter, bis in ein altmodisches holländisches Gemach. Dort steht auch ein Himmelbett, dessen schwere Vorhänge Rosa öffnet. Auf dem Bett sitzt eine bläulich-leichenfarbene satanische Gestalt - Mijnheer Vanderhausen!
Schalken verliert die Besinnung und wird erst am anderen Morgen gefunden, als Leute die Grabgewölbe verschließen wollen. Er liegt in einer geräumigen Zelle, neben einem mächtigen Sarkophag, der auf kleinen Säulen ruht.
Bis zu seinem Tod ist Schalken von der Wirklichkeit seines Traumgesichts überzeugt und hat die Begebenheit auf dem eingangs erwähnten Gemälde festgehalten.

Meine Meinung

Obwohl die Geschichte nur den Umfang einer Erzählung hat, gehört sie für mich unbedingt zu den Klassikern.
Sei ist eigentlich nur sehr dünn erzählt und läßt so dem Leser genügend Freiraum für die eigene Phantasie.
Wo endet die Wirklichkeit und wo beginnt die phantastische Welt, das Irreale? Wie ein Riß im Vorhang, wie ein Loch in der Wand, wie ein verstohlener Blick durch´s Schlüsselloch. Manchmal blickt man sich selbst verstohlen um...

Das Buch "Maler Schalken und andere Geistergeschichten" ist noch im Internet erhältlich!

Nebenbei: dieses Bild könnte Le Fanu wohl inspiriert haben, denn es gab tatsächlich einen Maler Schalken:http://www.joseflebovicgallery.com/C...e/146_0011.jpg

Donnerstag, 1. Oktober 2015

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 15

Im folgenden Exkurs gehe ich nochmals auf die Schädelverletzungen der Opfer ein, ich habe die Rekonstruktionen der Verletzungen immer wieder betrachtet, und stelle die Frage: war einer der Täter Linkshänder?

Nehmen wir als erstes den Schädel des Andres Gruber, hier zu betrachten:Datei:Gruberandreas.png ? Das Hinterkaifeck-Wiki

Es ist eindeutig, dass hier die rechte Gesichtshälfe zertrümmert wurde: 
Sachverhalte: Die Verletzungen der Opfer ? Das Hinterkaifeck-Wiki
Genauer gesagt, es wurde das Jochbein vollständig zerstört, daher standen auch die Knochen hervor. Die Zertrümmerung der Schläfengegend ist mit einzuschließen. Beide Verletzungen haben einen schnellen Tod zur Folge.

Meiner Meinung nach erfolgte der Angriff des Täters von vorne, nicht von der Seite und an einem anderen Ort als dem Stadel. Man stelle sich vor, ein Mensch soll in an einen Ort gelockt werden, in dem Fall zuerst in den Stall und von dort in die anschließende Tenne. Da es weder eine mondhelle Nacht ist, sondern nachweislich schlechtes Wetter herrscht und es keine elektrische Beleuchtung gab, kann man sich die diffusen Lichtverhältnisse vorstellen. Selbst wenn Andres Gruber eine Petroleumlampe dabei hatte, um wenigstens etwas zu leuchten, sind die Lichtverhältnisse immer noch schlecht. Man stelle sich vor: in der Tenne lauern die Täter,nicht hinter der Tür, da ist es zu dunkel, sondern neben der Tür, es ist stockdunkel. Ein Mensch taucht auf, leuchtet vor sich her. Der Täter sieht also zuerst einmal ins Licht bevor er zuschlägt. Selbst wenn das Opfer schon in der Tenne ist und der Täter von der Seite her zuschlägt, in diesem Fall hätten sich auf der linken Seite Blutanhaftungen finden müssen, am Boden Blutlachen, wäre doch das einfachste gewesen, das Opfer auf den Schädel zu schlagen, also Schlag auf das Schädeldach. Wobei das Risiko natürlich groß gewesen wäre, dass die mitgeführte Petroleumlampe dann auf den Boden gefallen, ausgelaufen und das entzündete Petroleum das vorhandene Heu in der Tenne entzündet und alles schnell lichterloh gebrannt hätte.
Und ohne Licht zuschlagen, im Dunkeln? Da wäre das Risiko eines verfehlten Schlages hoch gewesen!
Außerdem: in der Nacht war der Hund immer im Stall eingesperrt und selbst wenn er angekettet war, hätte er gebellt und geknurrt, kurz Zeichen gegeben, dass hier Gefahr droht. Jeder Mensch hätte da wohl zuerst einmal den Hund losgelassen.....

Meiner Meinung nach wurde Andreas Gruber im Haus erschlagen, genauer gesagt in dem Teil, in dem sich die zum Dachboden führende Treppe befand, neben der Küche auf dem Vorplatz. Dafür spricht auch, dass nach der Tat Blutspuren in der Küche und auf dem Vorplatz gefunden wurden.
Man stelle sich vor: die Täter sind über den Dachboden zum Wohntrakt vorgedrungen. Um ihrem Anliegen Nachdruck zu verschaffen, haben sie sich mit der Reuthaue und dem Kreuzpickel bewaffnet, außerdem hat der alte Gruber eine Infanteriegewehr und eine Schrotflinte. Der alte Gruber hat Tritte über sich gehört, er war schon im Hemd und wollte wohl schon schlafen gehen, nimmt sein Gewehr und geht von seinem Schlafzimmer zum Vorplatz. Dort sind auf der Treppe schon die Täter zu sehen. Andreas Gruber hebt sein Gewehr, doch einer der Täter ist schneller. Er schlägt ihm das Gewehr aus der Hand, auf dem Tatortfoto der Leichen ist eine blutunterlaufene Hand des alten Gruber erkennbar:http://www.hinterkaifeck-mord.de/Die...atortfotos.htm
Auf dem dritten Foto, die Leiche des Bauern liegt im Vordergrund, ist die blutunterlaufene rechte Hand gut erkennbar. 
Dann schlägt der Täter mit der Reuthaue zu, ins Gesicht, der Aufschlagwinkel ist von oben links!
Wie komme ich darauf? Wäre der Täter Rechtshänder gewesen, hätte er den vor ihm stehenden Gruber auf der, vom Täter aus gesehen, rechten Gesichtshälfte getroffen worden. Da er Linkshänder war, konnte er ihn nur links treffen.

Nebenbei: ich habe einen Versuch mit einem großen Sofakissen und einem Stock gemacht, indem ich von vorne auf das Kissen geschlagen habe. Da ich Rechtshänderin bin, war es mir nicht möglich, das Kissen links oben zu treffen, der Aufschlagwinkel lag bei Schlag auf die linke Seite links unten, nicht oben.

Im nachfolgen Beitrag werde ich die anderen Opferverletzungen auf die gleiche Art analysieren.

Samstag, 26. September 2015

Graf, Oskar Maria - Einer gegen Alle

Der Autor

Oskar Maria Graf wurde 1894 als siebtes von acht Kindern einer Bauerntochter und eines Bäckers in Berg am Starnberger See geboren. Mit siebzehn lief er von zuhause fort, schlug sich in München als Gelegenheitsarbeiter durch und fand Anschluss an die Schwabinger Bohèmekreise. 1918/19 erlebte er die Münchner Revolution und Räterepublik. In den Zwanziger Jahren gelang ihm mit seinem Bekenntnisbuch »Wir sind Gefangene« der literarische Durchbruch. 1933 emigrierte er nach Wien, wo er seinen berühmten Protest »Verbrennt mich! Gegen Nazi-Deutschland veröffentlichte. Ab 1934 lebte Graf im tschechischen Brünn und ab 1938 in New York, wo er 1967 starb. Seine Urne wurde ein Jahr später überführt und auf dem alten Bogenhausener Friedhof beigesetzt.

Das Buch

Das Datum zu Beginn des Romans bezeichnet den Stichtag für die Niederlage der Arbeiterbewwegung: am 1. Mai 1919 brach in München die Räterepublik unter dem Ansturm der "Weißen", einer Verbindung von regulären Truppen und reaktionären Freikorps-Trupps, auseinander - die Hoffnung auf eine revolutionäre Umgestaltung in Süddeutschland war damit verflogen.
Der heimatlose Vagabund, eigentlich heißt er Georg Löffler, der als Untergangsheld im Verlauf des Romans durch deutsche Provinzen irrt, hat sich von politischen Utopien längst verabschiedet.
Er wird eingereiht in das Heer der Namenslosen, Entwurzelten, die, entgegen der romantischen Vorstellung vom lustigen Tippelbruder und Wanderburschen, ausgestoßen sind. Tagelanger Hunger, demütige Bettelei, schäbige Obdachlosenasyle wechseln sich ab. Heiße Sonne, wochenlanger Regen, harte Kälte, Läuse, Krätze, grenzenloses Ausgeliefertsein - dort ein Stoß, ein Tritt, unerkanntes Verrecken - was macht das schon aus! Menschen sind billig und einer ist nichts, alle nicht viel mehr.
Jeder ist für sich, der schmierige Hausierer, verkrachte Existenzen, Tippelschicksen, jeder nützt mitleidslos seine eigene List gegen den anderen aus und gemeinsam haben sie einen Feind: die Behörde, den Gendarm.
Und einer befindet sich unter ihnen: Georg Löffler, ein Bauernsohn aus dem Innviertel, vom Grauen des Krieges geprägt, amtlich als vermißt gemeldet, aber heimlich desertiert.
Er findet sich in diesen unsicheren Friedenszeiten nicht zurecht und wiederholt, einer gegen alle, den Krieg für sich allein.
Er streunt durch Oberbayern, wechselt Kleider, Pässe, Namen. In München verspricht er einer Hure eine goldene Zukunft, bestiehlt sie aber und fährt mit dem Zug in Richtung Vogtland und Sachsen. Hier zettelt der legendäre Arbeiterführer Max Hölz proletarische Aufstände gegen die sich wieder formierende bürgerliche Gesellschaft an.
Löffler wirft zwei kontrollierende Polizisten aus dem Zug, einer davon kommt unter die Räder und stirbt. Er taucht unerkannt unter, raubt stiehlt und tötet wieder, er scheint wie im Rausch zu sein, wie wieder im Krieg.
Und doch kehrt er nach München zurück, zu der Prostituierte, die er verlassen hat. Er läßt sie Geld ausgeben: für Kleidung, für Schuhe, natürlich auch für sich und das fällt in dieser Zeit auf, in einer Zeit, in der beinahe jeder verarmt ist.. Seine Untaten werden sehr schnell bekannt und er flieht wieder.
In der Nähe seines Heimatdorfes verdingt er sich als Knecht und nun kommt das unerwartete Ende. Sein Bruder erkennt ihn und da er um seinen Hof fürchtet, Georg wäre der ältere Bruder, also der Erbe, denunziert er ihn, schließlich hat er auch Frau und Kinder.
Während oberbayrische Heimwehrkommandos mithelfen, den letzten aufflackernden Widerstand von Arbeitern zu brechen, wird Georg Löffler verhaftet. Doch auch hier leistet er och einmal Widerstand: er bekennt sich nicht zu seinem Namen, beharrt auf seiner Anonymität. Zuletzt wählt er den Freitod.

Meine Meinung

Ein Buch das schier atemlos macht und eine hervorragende Ergänzung zu jedem Geschichtsbuch darstellt, das sich mit dieser geschichtlichen Periode beschäftigt.
Plötzlich wird sie lebendig, diese friedlose Friedenszeit! Man kann sich in die Menschen einfühlen, die sich nach Ordnung sehen. Man versteht den Kriegsheimkehrer, dem man die Zukunft zerschossen hat. Den Vertriebenen, der sich nach der Heimat sehnt. 
Man ist mit den Namenslosen unterwegs, die gegen ein geringes Entgeld, oft ohne Sozialversicherung, Arbeit als Knecht, Magd, Erntehelfer oder Akkordmäher suchen.
Man ist mit den Hamsterern auf den Landstraßen unterwegs, in der Tasche die letzten wertvollen Dinge, um sie gegen Lebensmittel bei den Bauern einzutauschen.
Die Bauern greifen natürlich zu, zurückbehaltene Gold- und Silbermünzen wechseln die Besitzer, auch Schmuck, teure Kleidung - nur nichts aus Papier, wie etwa Aktien, das ist wertlos, nicht durch sich selbst gedeckt!
Man kann sich in die Angst der Bevölkerung hineinversetzen, denn Unordnung ist an der Tagesordnung, der Kapp-Putsch in Berlin kommt noch dazu. Außerdem die Angst vor den Kommunisten, Flüchtlinge aus Russland, in dem jetzt die Kommunisten regieren, haben Schreckliches berichtet!
Auf dem Land haben sich Heimwehrkommandos gebildet, Waffen werden auf Höfen versteckt - die Bauern fürchten ebenfalls um ihren Besitz!

Wer sich für die Weimarer Zeit interessiert und ein Geschichtsbuch zu trocken ist, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Farbig schildert Graf einen Abschnitt aus dieser Zeit, er hat die Menschen gut beobachtet und eine ungewöhlich radikale Geschichte daraus geformt.
Absolut empfehlenswert!

Dienstag, 18. August 2015

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 14

Kommen wir nun zu den Spuren der Täter die sie im Innenbereich hinterlassen haben.

Da wären zuerst einmal, von der Polizei entdeckte, Mulden im Heu. Das Heu war, wie bereits bekannt, auf dem Heuboden über dem Wohn- und Stalltrakt eingelagert. Außer den Mulden fand man im Heu noch Exkrememente, die eindeutig von Menschen stammten, nicht etwas von Katzen oder Ratten. Hunde erschnüffelten bei der Durchsuchung des Dachboden diese Hinterlassenschaften.
Es ist gerätselt worden, ob diese Exkremente im Zusammenhang mit einem Aberglauben stehen, der besagt, dass eine Mensch, der in einem Haus ein Verbrechen verübt hat, so nicht mehr entdeckt werden kann. Ich schreibe es aber nicht dem Aberglauben zu, dass die Täter nicht ermittelt wurden, sondern einzig der nachlässig durchgeführten polizeilichen Ermittlungen.
Vielleicht sollte man auch daran denken, dass einer der Täter selbst verletzt war, es ist ja anzunehmen, dass sich die Opfer gewehrt haben, Würgemale zeigen immer, dass man die Person von vorne angegriffen hat und sie sich dann zur Wehr setzte.

Verschobene Dachziegel, an zwei Seiten der Innenseite des Hofes, von der Polizei entdeckt. Man hat bis jetzt immer daraus geschlossen, dass die Täter die Familie tagelang belauert und beobachtet haben. Das ist eine, meiner Meinung nach, eine falsche Schlußfolgerung und zwar aus folgenden Grund:

- der bekanntlich scharfe Hofhund hätte sofort angeschlagen, wenn sich Fremde über Tage hinweg auf dem Dachboden aufgehalten hätten. Der Bauer hätte nur seinen Hund und sein Gewehr mit auf dem Dachboden nehmen müssen, der Hund hätte sicher einen Täter gestellt und der Bauer, mit vorgehaltener Waffe, den oder sogar die Täter stellen können.

Ist es nicht eher richtig, dass die Täter ihren Beobachtungsposten nach der Tat bezogen? Die Dachziegel waren nur zur Innenseite des Hofes verschoben worden und das aus gutem Grund. Der Wohn-, Stall- und Wirtschaftstrakt war nur über die Innenseites des Hofes betretbar. Zur Wegseite des Hofes gab es zwar eine weitere Haustür, die aber nicht benutzbar war.Wer also die Hofanlage betreten wollte, mußte es über die Innenseite tun, es war nicht anders möglich. Es ist logisch, dass hier die verschobenen Dachziegel einen Sinn machten. So konnten der Postbote, die Kaffeehändler, der Monteur, ja sogar die Buben die am Samstag nach der Tat Schmalz bei den Grubers kaufen wollten, genau beobachtet werden.

Über das Heuseil, das vom Heuboden in die Tenne herunter baumelte, ist auch gerätselt worden. Über so ein Heuseil wurde gewöhnlich Heu auf den Heuboden geschafft und es war auch häufig aus Heu gefertigt. Es ist eher fraglich, ob es das Gewicht eines Mannes, oder auch mehrerer Männer, aushalten konnte. Zudem waren sich die Auffinders des Seiles nicht sicher, ob es nicht schon immer dort gehangen hatte.
Ich denke, dass die Täter geflohen sind, nachdem der Monteur, der den Motor im Maschinenhaus repariert hatte, sich vom Hof in Richtung Göbern entfernte, genauer gesagt, er betrat den Hof des Lorenz Schlittenbauer, der vom Dachbodenfenster aus gut zu sehen war. Der Monteur sagte auch aus, dass der Hofhund, als er am Hof ankam, draußen angehängt war. Als Lorenz Schlittenbauer sich mit anderen Männern dem Hof näherte, war der Hund nicht mehr angehängt, sondern aus dem Stall hörbar.

Im Hausgang und auf dem Küchenvorplatz entdeckte die Polizei Blutflecke und sogar einen blutigen Schuhabdruck. Auch auf dem Dachboden sollen einige Blutflecke gewesen sein.Auch an der Tennenwand soll ein Händeabdruck zu sehen gewesen sein, von dem es ungeklärt war ob er aus Farbe oder Blut bestand. Dazu muß man wissen, dass die Täter im Fall Maria Sandmayr, einen Schreiben mit einem schwarzen Handabdruck und der Aufschrift: "Du hast verraten das Vaterland, dich hat gerichtet die schwarze Hand", hinterlassen hatten.
Kriminalkommissar Reingruber vermutete im Hausflur und in der Küche sogar Aufwischspuren, aber dieser Vermutung wurde leider nicht nachgegangen.

Die Täter müssen aber Spuren vernichtet haben, die sie mit Sicherheit verdächtig gemacht hätten.

- es gibt die Aussage des Knechts Plöckl, der am Samtag nach der Tat am Hof vorbei kam und dabei feststellte, dass der Backhauses, das einen gesonderten Platz auf dem Hof hatte, geschlossen war und rauchte. Am Abend stand die Tür des Backhauses offen. 
Er bemerkte auch, dass aus dem Kamin des Hauses Rauch kam. 
Als er sich dem Innenhof näherte, kam eine Person mit einer Taschenlampe aus ihn zu und leuchtete ihm ins Gesicht, worauf Plöckl sich wieder entfernte.
Der gleiche Mann, Plöckl, bebachtete, das aus dem Wald, der nur wenige Schritte vom Hof entfernt war, das Licht einer Taschenlampe zu sehen war.

Diese Beobachtungen werden leider, auch heute noch, abgetan. Dabei sind sie doch wichtige Mosaiksteine!

Denn:

- in der Küche des Anwesens wurde ein Topf mit eingebrannter Brotsuppe entdeckt, ebenso ein Schälchen mit den Schalen von gekochten Kartoffeln. Diese Reste werden immer den Hofbewohnern zugeschrieben, aber könnten sich die Täter nicht ebenso Kartoffeln und Brotsuppe gekocht haben? Der rauchende Kamin wurde vom Zeugen Plöckl beobachtet. 

- im betriebenen Backhaus war es möglich, hohe Temperaturen zu erzeugen, ohne die das Brotbacken nicht möglich war. Da bei der Tatentdeckung sämliche Brotvorräte offenbar fehlten, also das Brot verzehrt worden war, ist es lächerlich, anzunehmen, dass die Täter Brot backten. Aber im Feuer des Backofens ließ sich blutige Kleidung, blutige Fetzen, mit denen man Blut aufgewaschen oder auch eine Wunde verbunden hatte, auch blutiges Stroh,der Stall war bei der Tatentdeckung sauber eingestreut, rückstandlos verbrennen, was im Küchenherd nicht ohne weiteres möglich gewesen wäre. Das hätte der Küchenherd vom Volumen her gar nicht leisten können.

Wer gerne noch mehr darüber lesen möchte, vor allem die Inventarliste des Hofes, dazu gehören auch u.a. Kleidungsstücke, kann es hier tun:

Dokumente: 1926-11-06 Zusammenstellung des Staatsanwaltes Pielmayer ? Das Hinterkaifeck-Wiki

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 13

Kommen wir nun zu den Spuren, welche die Täter am Tatort hinterlassen hatten und zwar rund um den Hof herum, also im Außenbereich.

Tage vor der Tat entdeckte der alte Gruber eine Münchner TZ am Waldrand. Das ist der erste Hinweis, dass die Täter von außerhalb kamen.
Der alte Gruber bezog lediglich die hiesige Tageszeitung und auf Nachfrage beim Postboten, er stellte die Zeitung zu, ergab sich, dass niemand aus dem Dorf oder der näheren Umgebung die Münchner TZ bezog.
Es wäre auch im Grunde unvorstellbar gewesen, dass sich Bewohner aus der näheren Umgebung, oder dem Dorf, am Waldrand aufgehalten hatten, um dort diese Zeitung zu lesen. Auch Holz- und Waldarbeiter scheiden aus, da diese in diesem Abschnitt des Waldes, er gehörte der Familie Gruber, keine Arbeiten auszuführen hatten. Hamsterer scheiden auch aus, da diese im ländlichen Bereich unterwegs waren, um Lebensmittel, die in der Stadt begrenzt erhältlich waren, in geringem Umfang, natürlich gegen dementsprechendes Geld, zu kaufen. Da wäre eine Zeitung ein überflüssiger Artikel gewesen.
Man darf also annehmen, dass hier einer der Täter Posten bezogen hatte, um den Hof zu beobachten und/oder auf Komplizen wartete. Um sich die Zeit zu verkürzen, las er eben diese Zeitung.

Dazu passen auch die Zigarettenreste, Kippen und Asche, welche die Polizei nach der Auffindung der Leichen ebenfalls am Waldrand entdeckten.

Es gab Fußspuren im Schnee zum Maschinenhaus, die zum Hof hin, aber nicht mehr zurück führten. Das Schloß am Maschinenhaus wies Beschädigungen auf, es war auch gesprengt worden, aber angeblich fehlte nichts. Wer die Aussagen dazu nachlesen möchte, kann das hier tun:
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/in...uren_im_Schnee

Lediglich Lorenz Schlittenbauer hatte wohl die Spuren gesehen, da sein Feld an den Hinterkaifecker Hof grenzte und ihn der alte Gruber Tage vor dem Mord davon erzählte und auch zeigte.

Bemerkenswert ist auch, dass sogar die Polizei Tage nach der Tat Spuren entdeckte, obwohl es auch in den Tagen nach der Tat Niederschläge gegeben hatte, diese auch sicherte, so gut, wie es damals möglich war:
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/in...purensicherung

Wie man sieht, handelten die Täter nicht unbedingt übervorsichtig, um Entdeckungen zu vermeiden, vielleicht hatten sie das auch gar nicht nötig. Ich erinnere nochmals daran, dass der alte Gruber weder Nachbarn um Hilfe bat, um seinen Hof gründlich durchsuchen zu lassen und auch nicht die Hilfe der Polizei suchte, das hatte ihm Lorenz Schlittenbauer geraten, nachdem ihm der alte Gruber von den Fußspuren berichtet und auch gezeigt hatte. Es kam vom alten Gruber nur die eher lapidare Bemerkung, dass er mit einem solchen Gesindel allein fertig werden würde.
Im Besitz des alten Gruber befand sich ein Infanteriegewehr und wohl auch ein Schrotflinte:nach der Auffindung der Leichen wurde in der Mägdekammer auf einem unbenutzten Herd eine Tüte mit Schrot gefunden.

Da taucht bei mir gleich eine Frage auf: wohin sind diese Waffen verschwunden, denn im Inventarverzeichnis des Hofes tauchen sie nicht auf, obwohl noch jeder so kleine Gegenstand penibel aufgelistet wurde?

Und gleich eine zweite Frage: warum hat die Polizei ihre Spürhunde nicht auf die entdeckten Spuren angesetzt? Oder den Spitz, der sich nach Aussagen immer um den Hof herum streunte und heulte, bis er eingefangen wurde, angeleint und auf die Spur angesetzt? Er hatte den Tätergeruch noch in der Nase!

Wie gut Hundenasen arbeiten können, zeigt ein Fall aus dem Jahre 1926, der sich im flandrischen Beernem ereignet hat. Dort verschwand ein Bauernsohn, der nachweislich ein solider Mensch gewesen war, vorerst einmal spurlos. Die Familie, die sich natürlich Sorgen machte und auch wußte, mit wem der junge Mann in der Nacht, es war seinerzeit eine feucht-fröhliche Kirmes gewesen, zusammen gewesen war und vom Hof dieser Leute auch die letzten Lebenszeichen erkennbar gewesen waren. Nach Aussagen der Hofbewohner war der junge Mann, in stark angetrunkenem Zustand, nach Hause gegangen und wohl in den nahen Kanal gefallen. Die Familie glaubte dies aber nicht, sondern engagierte ein privatmann mit einem guten Spürhund. Dem Hund gab auf dem Hof ein Kleidungsstück des Vermißten zu riechen, worauf er erst in die Wohnstube lief und einen bestimmten Platz beschnüffelte. Die Hofbewohner gaben zu, dass sich der Vermißte in der Stube aufgehalten hatte. Der Hund folgte der entdekcten Spur bis zur Tür und schoß wie ein geölter Blitz, nachdem die Türe geöffnet worden war, auf den Misthaufen zu und wühlte darin herum. Dem Hofbesitzer war dies zuviel und er verwies die Leute von seinem Hof.
Wenige Tage später fand man die Leiche des Vermißten im Kanal, seine Kleidung war total verschmutzt und er hatte noch Reste von Mist im Mund! Doch die Polizei überging dieses wichtige Detail und eine vorhandene Wunde am Kopf des Toten wurde damit erklärt, dass er sich beim Sturz in den Kanal dort verletzt hätte.
Die Familie des Toten gab sich damit nicht zufrieden, sondern drängte auf Wiederaufnahme des Falles, was ihr auch gelang.Dr. de Rechter, einem berühmten Kriminalwissenschaftler, gelang es, alle Schlampereien und Verschleierungen aufzudecken und nachzuweisen, dass es sich um eine brutalen Mord handelte. 
Unsachgemäße Spurensicherung hatte die vorzeitige Aufklärung verhindert!

Nähern wir uns also hier den Tätern.

- sie waren von außerhalb, da die gefundene Zeitung nur in großen Städten oder Bahnhöfen erhältlich war

- den aufgefundenen Fußspuren nach trugen sie festes Schuhwerk, mit dem auch ein längerer Fußmarsch ohne weiteres möglich war

- die aufgefundenen Fußspuren führten zum Wald in Richtung Edenhausen,eine kleine Ortschaft, in der eine Bahnstation war. Die Bahnstrecke führte nach Regensburg und Augsburg. Von dort aus konnte man in jede beliebige größere Stadt reisen.

- sie beobachteten den Hof vom Waldrand aus, was wohl eher unwahrscheinlich ist. Vielmehr wird hier ein Komplize gewartet haben, Zeitung gelesen und geraucht haben. 

- aufgefallen sind der/die Täter auch nicht, da sich sie sich in der Kleidung nicht von den Leuten, die täglich unterwegs waren, nicht unterschieden: Hamsterer, Waldarbeiter, Bettler, Arbeitssuchende. Es findet sich in den Akten auch eine Aussage, dass man am Waldrand zwei "luckimäßig" gekleidete Gestalten gesehen hätte, vielleicht in abgetragenen Soldatenmänteln, man denke hier an den angeblich wiederaufgetauchten Karl Gabriel, von denen man aber weiter keine Notiz nahm.

- sie kannten sich in der Gegend und auf dem Hof aus, können keine Zufallstäter gewesen sein. Und sie waren den Hofbewohnern bestens bekannt, sonst hätte der alte Bauern unbesorgt Nachbarn/Polizei holen können.