Der Autor
Robert Massie, geboren 1929 in Lexington, Kentucky,ist ein US-amerikanischer Historiker, der mehrere Bücher über das russische Adelsgeschlecht der Romanows veröffentlicht hat.
Robert Massie wuchs in Nashville, Tennessee auf. Er studierte US-amerikanische und europäische Geschichte an der Yale University und mit Hilfe eines Rhodes-Stipendiums an der University of Oxford.
Anschließend wurde er Journalist bei "Newsweek" und "The Saturday Evening Post".
1967 siedelte er mit seiner Familie nach Frankreich über. Zuvor veröffentlichte er allerdings mit "Nicholas and Alexandra" eine Biografie über Nikolaus II. und Alix von Hessen-Darmstadt, die letzten monarchischen Herrscher Russlands. Es stellte seinen Durchbruch als Historiker dar.
Für seine zweite Biografie Peter the Great: His Life and World über Peter I. wurde Massie 1981 mit einem Pulitzer-Preis für die Beste Biografie ausgezeichnet.
Er verfaßte außerdem die Sachbücher "Schalen des Zorns" und "Die Romanows. Das letzte Kapitel".
Massie ist zum zweiten Mal verheiratet. Mit der Autorin Suzanne Rohrbach, mit der er von 1954 bis 1990 verheiratet war, hat er drei gemeinsame Kinder. Mit seiner zweiten Ehefrau Deborah L. Karl, mit der er seit 1992 verheiratet ist, hat er ein gemeinsames Kind.
Seinen eigenen Angaben zufolge hat der sich auch für die letzte Zarenfamilie interessiert, da einer seiner Söhne, wie der Zarewitsch Alexeij, Bluter ist.
Inhalt
Dieses Buch handelt von Zar Nikolaus II,, seiner Frau Alexandra und seiner Familie. Der Schwerpunkt liegt auf der Familie mit den großen Ereignissen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts in den Hintergrund. Es geht mehr um den Zaren als Ehemann und Vater, als um den Zaren Nikolaus II., den kaiserlichen Herrscher und Autokraten eines Reiches, dessen Zusammenbruch schon erkennbar war.
Nikolaus II war der Sohn von Zar Alexander III. und seiner Frau, Marie Fjodorowna. Als er, noch selbst im jugendlichen Alter, Prinzessin Alexandra, kurz Alix genannt, von Hessen-Darmstadt traf, verliebte er sich in sie unsterblich und beschloß, sie eines Tages zu heiraten.
Doch seine Eltern wünschten sich eine andere Frau,Alix galt als linkisch, für ihren Sohn und versuchten, ihn von seinem Plan abzubringen. Andere Bräute wurden in Augenschein genommen, es wurde versucht, ihn mit einer eingefädelten Liebschaft mit einer berühmten Tänzerin und einer ausgedehnten Auslandsreise, die ihn u.a. nach Japan führte, auf andere Gedanken zu bringen. Doch es half alles nichts und der junge Mann hielt an seinem Vorhaben fest.
Als sein Vater, viel zu früh, im Sterben lag, gab er letztendlich die Erlaubnis zur Heirat und Alix reiste nach Livadia. Dort gab Alexander III. dem Brautpaar seinen Segen und starb. Die Braut, reiste, ganz in schwarz, hinter dem Sarg her, was von vielen Menschen als schlechtes Omen gedeutet wurde.
Nikolaus und Alexandra heirateten, nachdem Alix zum orthodoxen Glauben übergetreten war, in einer glanzvollen Hochzeit. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten ereignete sich ein schreckliches Unglück, bei dem viele Menschen um´s Leben kamen. Anstatt weitere Feierlichkeiten, wenigstens für einige Tage, auszusetzten und den Schuldigen, einen Onkel Nikolaus, Sergei, hart zu bestrafen, tat man nichts dergleichen. Das schadete bereits zu so früher Zeit dem Ruf Nikolaus II. und seiner Frau.
Es wurden in rascher Folge vier Töchter geboren und man fragte sich, ob Alix überhaupt in der Lage war, ihre Pflicht zu erfüllen. In den Kriegstagen des Jahres 1904 brachte Alix den ersehnten Thronfolger auf die Welt. Der Jubel war unbeschreiblich, doch bald war den Eltern klar, dass ihr Sohn, Alexej, an der verhängnisvollen Bluterkrankheit litt.
Alix, die schon immer eher für ihre Familie lebte, als Frau eines Kleinadligen wäre sie am rechten Platz gewesen, aber niemals an der Seite eines mächtigen Herrschers, zog sich nun ganz zurück, was ihr als Arroganz und Hochmut ausgelegt wurde. Auch in der Familie wurde sie nun deutlich unbeliebter, wenngleich es man ihr gegenüber nicht an Achtung und Respekt fehlen ließ. Ein weiterer Fehler war, es die Krankheit des Thronfolgers, selbst innerhalb der Familie geheim zu halten. Der Einzige, der es wußte, war Kaiser Wilhelm II., dem es bei einem Besuch auffiel, dass ein blauer Fleck, an der Stirn Alxeijs nicht verging. Wilhelm Bruder, Heinrich hatte zwei bluterkranke Söhne, daher waren Wilhelm die Symptome bekannt.
Alexandras Sorge um Alexeij verwandelte sich mit der Zeit in eine Obsession, die völlig von ihr Besitz ergriff. Kein normaler Mediziner war in der Lage, dem Kind zu helfen. Da trat Rasputin in ihr Leben und er konnte dem Kind immer wieder helfen, wenn auch nicht heilen. Rasputin ging bald im kaiserlichen Palast ein und aus, was schon auf Mißtrauen stieß. Rasputin benahm sich im Palast und dem kaiserlichen Paar gegenüber bäuerlich-naiv-höflich, machte einen frommen Eindruck. Doch außerhalb des Palastes war er ein wilder Kerl, der sich in Restaurants, Kneipen und mit Frauen vergnügte. Er stand unter Überwachung der Geheimpolizei, die dies alles lakonisch festhielt. Doch auch den anderen Familienmitgliedern und Personen des Adels fiel das unziemliche Verhalten mit der Zeit auf und man fragte sich entsetzt, wie das Kaiserpaar mit diesem ordinären Kerl verkehren konnte und er dazu freien Zutritt hatte. Die normalen Leute verhielten sich weniger höflich und, freilich hinter vorgehaltener Hand und anonymen Karikaturen, wurde die Zarin als Hure und der Zar als Hahnrei bezeichnet.
Doch Nikolaus hielt zu seiner Frau, er betete sie förmlich an, und zog sich, als starkes politisches Handeln und Reformen dringendst nötig gewesen wären, stark in sein Privatleben zurück.
Der I. Weltkrieg brach aus und Nikolaus ging an die Front. Zu Hause übernahm seine Frau die Regierung und Rasputin mischte im Hintergrund heftig mit. Das sorgte für Entsetzen und jeder, der versuchte, gegen dieses Gespann etwas zu unternehmen, sah sich bald auf´s Abstellgleis geschoben, wie etwas der Onkel Nikolaus II., Nikolaschka. Das Ministerkarusell drehte sich. Der Ruf der Zarin war auf dem Nullpunkt, man haßte sie und bezeichnete sie als deutsche Agentin.
Die Revolution brach aus und Nikolaus dankte ab. Doch das genügte den neuen Machthabern nicht. Als Symbole für das zaristische Rußland mußte die Familie beseitigt werden und zwar alle, auch die Kinder. Nach einer langen Reise nach Jekaterinburg, in dem sie noch Monate interniert waren, wurde die Familie ermordet, die Leichen geschändet und in einem Weg verscharrt.
Meine Meinung
Das Buch ist sehr umfangreich und gut recherchiert. Der Autor nimmt behutsam ins Familienleben der letzten kaiserlichen Familie mit und bietet vorzügliche Einblicke, auch ins Seelenleben des Kaiserpaares, vor allem, als klar war, dass der Thronfolger an Hämophilie litt. Vieles, was von privat ins politische Tun des Zaren hineinwirkt, wird hier klarer. Salopp ausgedrückt: sein Stress und seine Angst um das Leben seine Sohnes machten ihn oft handlungsunfähig, man sah ihn als schwach und unentschlossen, als Stärke nötig gewesen wäre. Nikolaus war zwar von Haus aus ein eher sanfter Charakter, aber das hätte, unter normalen Umständen, entschlossenes Handeln nicht gehindert.
Ich kann das Buch empfehlen, da es einen detaillierten Blick hinter die Kulissen möglich macht und Zusammenhänge klar erkennen läßt. Auch der Schreibstil ist wohltuend sachlich und informativ, ganz klar: fünf Sterne!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen