Samstag, 5. August 2017

König Ludwig II. Tod - ein vertuschter Kriminalfall? - 2. Teil

Als erstes will ich auf einen Umstand eingehen, der selbst einem flüchtigen Leser ins Auge springt: die Uhren des Königs und Dr. Guddens.

Eine Tatsache steht fest: der König trug seine goldene Taschenuhr an diesem Tag bei sich, und sie blieb exakt um 6.53 Uhr und 40 Sekunden stehen, nach heutiger Lesar tum um 18.53:40
Die Uhr des Königs war ein besonders edles und teures Stück, denn sie wurde im Schweizer Uhrmacherort Chaux de Fonds gefertigt. Auf dem Deckel wurde die gebläute Silberplatte mit einem doppelten L-Monogramm und Krone graviert. Die Rückseite ziert der Kopf von "Cosa Rara", Ludwigs Lieblingspferd.



Quelle: http://www.landeskunde-online.de/bay...taschenuhr.jpg



Quelle: https://www.welt.de/img/bildergaleri...seine-Zeit.jpg


Oberamtsrichter Jehle hielt im Juni 1886 in seinem Bericht an das Königliche Staatsministerium der Justiz fest, dass die Uhr zwischen Zifferblatt und Glas vollständig mit Wasser gefüllt war. Der Bezirkstechniker Haertinger ergänzte in seinem Schreiben an das Königliche Bezirksamt München II, dass im Innern der Uhr auch Tuffsand zurückgeblieben sei.

Die Uhr wurde später Ludwigs Mutter Marie übergeben und blieb bis 1991 im Besitz des Hauses Wittelsbach, dann wurde sie versteigert. Der neue Besitzer ließ die Uhr restaurieren und stellt sie später für eine Ausstellung zur Verfügung.

Kommen wir nun zur Uhr von Dr. Gudden. Wie seine Uhr aussah oder was für eine Marke sie war, kann ich nicht sagen, es existiert kein Bild davon. Sie scheint verschwunden zu sein und es ist ungeklärt, wohin sie gekommen ist, wahrscheinlich in den Besitz der Familie Gudden. 
Die Uhr findet in den Protokollen auch keinerlei Erwähnung, es gibt nur den Vermerk, dass sie um 8.10:06 Uhr, nach moderner Lesart um 20.10:06Uhr stehengeblieben ist. Kein Bericht, ob sie nur mit Wasser vollgelaufen war oder ob sich auch Sand im Innern befand. Es ist so, als wenn man einfach ein Licht ausgeknipst hätte.

Die beiden Uhrzeiten sagen eines aus: den Eintauchpunkt der Uhren im Wasser.

Folgt man der immer noch offiziellen Lesart, sind der König und Gudden beinahe zeitgleich ins Wasser gegangen. Müßten dann nicht beide Uhren auch annähernd stehengeblieben sein? Nimmt man einen zeitlichen Unterschied von etwa 3 Minuten, dann wäre die Uhr Guddens um 18.57 Uhr stehengeblieben.
So aber existiert ein Zeitunterschied von 1 Stunde und 15 Minuten!

Zunächst versuchte man dies damit zu begründen, dass Gudden ständig vergaß, seine Uhr aufzuziehen. Es wäre quasi seine persönliche Schlamperei gewesen, dass die Uhr stehengeblieben wäre. Dabei wollte er um 8.00 Uhr, 20.00 Uhr, im Schloß zum Souper zurück sein.
Des Königs Uhr wurde am Vormittag von Pfleger Scheller aufgezogen, das Werk konnte somit nicht abgelaufen sein.

Der Autor Wöbking, der im Auftrag des Hauses Wittelsbach den Fall im letzten Jahrhundert, 1986, noch einmal aufrollte, begründete die unterschiedlichen Uhrzeiten damit, dass Guddens Uhr einfach weniger schnell vollgelaufen wäre. Die Uhr hätte somit beinahe 1 Stunde und 15 Minuten gebraucht, um vollzulaufen. Das ist, meiner Meinung nach, schwach argumentiert.
Aber Wöbking war seinerzeit ein pensionierter Richter und Staatsanwalt, kein Ermittler! Wäre er Kriminalbeamter, also Ermittler gewesen, wären ihm die Widersprüche, die reichlich vorhanden sind, sofort aufgefallen.

Ein Versuch mit einer antiken Uhr, zu denen die des Königs und Guddens gehören, haben gezeigt, dass sie nicht einmal mehr 20 Sekunden weiterlaufen, wenn sie ins Wasser getaucht werden. Begründung: die Uhren sind nicht wasserdicht! Es fehlen sämtliche Voraussetzungen, die eine moderne Uhr wasserdicht machen.

Ralf Meertz, Uhrmachermeister und Spezialist für antike Uhren (Meertz World of Time, München), zeigt und erklärt in folgender Doku, wie schnell so eine alte Uhr volläuft:
https://www.youtube.com/watch?v=PDau...skqUU7&index=2
ab 24:05

Ich finde, die unterschiedlichen Eintauchpunkte ins Wasser, belegt durch die stehengebliebenen Uhren, sind ein wichtiges Indiz, dafür, dass hier die offizielle Version des Tathergangs zumindest stark angezweifelt werden muß.

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