Dienstag, 5. Mai 2015

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 8

Kommen wir jetzt zu den Tatwaffen. Ich werde mit den Tatwaffen beginnen, denen nicht soviel Bedeutung beigemessen wird, die Reuthaue werde ich in einem gesonderten Beitrag behandeln.

Da wäre als erstes das im Stadl aufgefundene Taschenmesser. Der alte Gruber war im Besitz eines Taschenmessers, die zu dieser Zeit wohl alle so ziemlich gleich ausgesehen haben dürften, und hatte es angeblich verloren. Das Taschenmesser wurde als das Messer des alten Gruber von der ehemaligen Magd Kreszentia Schmidt, geb. Rieger", identifiziert. Das klingt plausibel, aber es gab da ein Brüderpaar aus Sattelberg, ich werde sie noch gesondert behandeln, von denen einer äußerte, es täte ihm nicht leid, nur, dass er sein Taschenmesser (!) verloren hätte. Über das Taschenmesser dürften nur wenige Leute Bescheid gewußt haben. Die kleine Cäcilie Gabriel wies eine Halsverletzung auf, die von einem Taschenmesser stammen konnte.

In den letzten Jahren wurde bekannt, daß, ebenfalls im Stadl, ein Bandeisen, Erklärung dazu am Ende, gefunden wurde, das Blutanhaftungen aufwies. Das Bandeisen findet aber keine weitere Erwähnung. Evtl. befand es sich bei den Asservaten die im Augsburger Justizpalast eingelagert waren und mit den Akten, sowie weiteren Asservaten, in der schweren Bombennacht von 1944 verbrannten.


Bandeisen (Reifeisen, Faßreifeisen, Radreifeisen), das ausgewalzte Eisen, dessen Dicke 0,8–7 mm und dessen Breite 10–32 mal so groß ist.
Es kommt in vielen Sorten, je nach der Dicke und Breite, und in großen Längen im Handel vor. Man unterscheidet dünnes, 11/4faches, 11/2faches und doppelt dickes, welche vier Gattungen z.B. bei 15 mm Breite 1,4, 1,75, 2,1 und 2,8 mm und bei 105 mm Breite 3,5, 4,4, 5,25 und 7 mm dick sind.
Hier kann man ein Bandeisen sehen: http://www.google.com/images?site=&q...2F%3B600%3B302


Im Stall wurde in einem Futtertrog, in dem das Heu für die Kühe geschüttet wurde, einKreuzpickel gefunden. Ursprünglich war er an der Wand des Futtergangs gelehnt, dort hatte ihn Lorenz Schlittenbauer gefunden und in den Trog gestellt. Die Untersuchung ergab, dass dieser Pickel von den Tieren bereits abgeleckt worden war und keinerlei Spuren aufwies. Bild zum Kreuzpickel: http://www.google.com/images?site=&q...%3B2787%3B2180

Wie ungenau diese labortechnischen Untersuchungen genutzt wurden,zeigt bereits der äußerst mangelhafte Obduktionsbericht. Es gab seinerzeit schon Möglichkeiten:

Daktyloskopie, also das Fingerabdruckverfahren, war damals eingeschränkt möglich (nur ungenau, teilweise unterlassen)
Haarprobenvergleich( unterlassen) 
Todeszeitpunktbestimmung (in der Genauigkeit unterlassen) 
Schwangerschaftsnachweis ( erfolgte bei Viktoria Gabriel)
Tatortdokumentation wie Farbbilder, Schwarzweißbilder, Kartenerstellung, Inventarlisten (teilweise nur mangelhaft) 
Zeugenbefragungen (ging in alle Richtungen, war teilweise schlampig, siehe Monteur Hofner 
Blutanalysen: Unterscheidung zw. menschlichem und tierischem Blut war möglich



Schon allein die Anwesenheit nur eines Arztes, statt der gesetzlich vorgeschrieben zwei Ärzte, läßt auf wenig Sorgfalt schließen.
Ebenso fehlt für jedes einzelne Opfer ein einzelnes Blatt, mit Angabe des Namens, Alters, Geschlecht, Allgemeinzustand, sowie älterer Verletzungen wie etwa Narben.

Bei Viktoria Gabriel werden neun Schläge auf den Kopf gezählt, ebenso Würgemale. Keine Erwähnung, ob bereits diese Würgemale auf eine Todesursache hindeuten und schon gar keine Untersuchung des Kehlkopfes. Es werden auch keine weiteeren Abwehrverletzungen erwähnt, wie etwa Schnitte oder Hämatome. Auch der Zustand der Leiche, nach Verwesung, wie etwa Totenflecke fehlt völlig.
Es wurden lediglich die Köpfe abgetrennt, ein damals angewandtes Verfahren, um die Anzahl der Schläge feststellen zu können: es sollen insgesamt neun Schläge gewesen sein.

Schon diese Beschreibungen machen stutzig, denn sie sind nicht genau und zählen im Grund nicht mehr als die Anzahl der Schläge auf. Keine genaue Beschreibung, wo sie sich eigentlich befanden. Da der Schädel der Viktoria Gabriel neun sternförmige Löcher aufwies, und, nach Rekonstruktion, alle auf der gleichen Seite waren, ist die Frage berechtigt, ob diese Schläge nicht der Sterbenden oder Toten zugefügt wurden, um andere Verletzungen zu überdecken, es steht doch wohl außer Frage, daß niemand still hält, wenn er in diser Weise geschlagen wird; die Löcher müßten weiter verteilt sein.
Ein Schädel, der diese Anzahl von Schlägen aufweist, müßte auch eingedrückt sein und ein Gemisch von Blut, Haaren und Knochensplittern aufweisen. Aber davon steht nicht in diesem äußerst mangelhaften Obduktionsbericht.
Es fehlt auch der Abgleich, spätestens mit den nackten Schädeln wäre dies möglich gewesen, mit der angenommenen Tatwaffe, der Reuthaue, die ich wie gesagt, noch gesondert behandeln werde.

Gut, man mag einwenden, dass im II. Weltkrieg doch vieles durch den Brand des Augsburger Justizpalastes vernichtet wurde, aber in der verbliebenen Aktenlage, einsehbar in München, gäbe es Hinweise oder Querverweise. Fazit: es wurde nicht korrekt gearbeitet.

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