Samstag, 28. März 2015

Eine kleine Katze names Reza - Fortsetzung 18

hönen guten Morgen,

ich freue mich, wieder einmal von mir schreiben zu können, oder vielmehr schreiben zu lassen, denn offiziell kann ich das gar nicht, weil ich eine Katze bin. Aber vielleicht kennt jemand von euch das Buch "Felidae" und Francis hat dort leichtsinnigerweise ausgeplaudert, wozu wir so in der Lage sind. Also nicht nur Mäuse jagen, sondern auch am Rechner gelegentlich geheime Dateien eröffnen oder zum Vergnügen, ja nicht nur Menschen machen das, in den Weiten des Internets herumsurfen. Seid ihr Menschen denn wirklich sicher, dass diese, zugegebenermaßen phantastische, Neuerung nur für euch erfunden wurde? Wirklich, ist das so  ?

Naja, vorletzten Freitag war mir das lachen gründlich vergangen, denn da wurde ich am Darm operiert. Das kam so: am Mittwochabend mußte ich mich mal wieder übergeben, was ich bis dahin öfters machte, da meine flauschigen Haare, ich lasse mich absolut ungern kämmen, ab und an im Magen ein Knäuel bilden und das wird dann nach außen befördert. Kurz und gut: ich übergab mich gleich dreimal hintereinander und mein Fraule meinte, da müßte man wohl wieder zum Tierarzt gehen.
Mir war da gar nicht nach kratzen und fauchen zu Mute, so elend war mir, als ich im Sprechzimmer saß und der Tierarzt mich untersuchte. Ich bekam ein Medikament und wurde wieder nach Hause geschickt. Am nächsten Tag sollte ich nochmals kommen, wegen eines Antibiotikums.
Also ging´s am Freitag wieder hin und mir war noch elender als am Vortag. Diesmal war meine Freundin da, die Tierärztin und tastete meinen Bauch nochmals gründlich ab. Und es kam, was ich befürchtet hatte: ich mußte dableiben. Es kam das volle Programm: röntgen, Gabe von Kontrastflüssigkeit und ein Anruf bei meinem Fraule, ich müsse operiert werden, da sich im Dünndarm etwas Rundes, Unbekanntes befinde. Es könne ein Kügelchen sein, oder Plastik (meine Sucht ist dort hinreichend bekannt und meine Halter entsorgen im Prinzip jedes noch so kleine Plastikteil sehr sorgfältig), oder auch ein dicker Haarballen. Operiert? Irgendwie kannte ich das Wort und es tauchte aus dem Dunkel meiner Erinnerung eine Spritze auf, mit der ich gepiekt wurde und anschließend schlief. Meine damalige Halterin sagte, jetzt könne ich keine Jungen mehr bekommen und mit der Maunzerei, damit locken wir Katzendamen die Kater an, sei auch Schluß.
Naja, ich war so müde und erschöpft, dass mir schon alles egal war und man mir hätte Spritzen und Nadeln setzen können. Da kam er auch schon, der Tierarzt, sprach mit mir und schon piekte mich die Spritze und ich glitt hinein in einen schmerzlosen Zustand und schlief einfach so weg....

Als ich später wieder erwachte, oder wie soll ich diesen komischen Erstämmerzustand nennen, war in meinem linken Vorderlauf eine Kanüle mit Schlauch befestigt, der mir wohltuende Flüssigkeit in meine Ader leitete (später erfuhr ich, dass es eine Infusion war). Worin ich saß, war mir zu diesem Zeitpunkt auch egal, eine Art großer Käfig mit Decke. 
Am andere Morgen wurde die Kanüle entfernt und ich bekam an die Stelle, natürlich ausrasiert, ein großes weißes, weiches Pflaster und ich verspürte nicht die geringste Lust, es zu entfernen. Aber auch zwei Näpfe standen da: einer mit Wasser und einer mit so einer Art Flüssigbrei, der gut roch. Müde trottete ich zum Napf mit dem Brei und schleckte daran: lecker! Nur der Hunger, er war sehr klein...
In einer Nebenbox, saß auch eine Katze, sie bekam allerdings richtiges Futter und als sie fertig mit fressen war, unterhielten wir uns über unsere Halter, lang und ausgiebig. Das störte niemanden, denn erstens waren wir auf der Krankenstation und überdies war Wochenende und nur der Notdienst da, der uns mit unserem Futter versorgte.

Am übernächsten Tag, es war wohl Montag, denn nun ging es in der Praxis wieder lebhaft zu, wurde ich wieder viel wacher. Das Medikament, das mir in mein Mäulchen gespritzt wurde, paßte mir nicht so recht, die Umgebung sowieso nicht, wer mag schon in einem Käfig sitzen, in dem er auch noch auf´s Klo gehen soll, und so begann ich, ein bischen meine eigentlichen Verhaltensweisen auszupacken, "munter sein" nannte das der Tierarzt.
Ich hörte dann auch mit, ja, die feinen Katzenohren, wie mein Halter mit ihm telefonierte und erfuhr, dass ich am anderen Tag, also Dienstag, nach Hause dürfe. Juhu, jubelte da mein Katzenherz!

Am anderen Tag kam dann mein Fraule und ich wurde ins Sprechzimmer getragen. Der Tierarzt, kurz "Bart" genannt, gab ihr noch Anweisungen und klärte sie über die erfolgreiche OP auf. Es war tatsächlich ein trockener, verfilzter Haarballen gewesen, der mir den Darm verschlossen hatte! Mein Fraule meinte, mit meinen Haaren sei das ein Kreuz und dass wir in ein paar Wochen einen chicen Kurzhaarschnitt machen müßten, da jeder Versuch mich zu kämmen, einem Kampfeinsatz gleiche. Dann durften wir endlich gehen.
Ich wurde ganz schnell nach Hause gebracht: rein bei der Haustür, Treppe hoch, hinein in die Wohnung. Ich wurde sanft abgestellt und der Katzenkorb geöffnet. Wie war ich froh: Platz, vertraute Gerüche, Streicheleinheiten. Sofort wurde Wasser und Futter bereitgestellt und meine Wolldecken waren frisch gewaschen. Ich schaute in jedes Zimmer, schnupperte und endlich konnte ich mich wieder frei bewegen. 

So, und jetzt setze ich mich wieder an Küchenfensterbrett, denn von dort aus kann ich alle Vögel gut beobachten und das ist immer sehr spannend.

euch noch allen einen schönen und kuscheligen Sonntag,
eure Reza (mit schnurr und miau) 

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