Freitag, 27. März 2015

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 6

Wie bereits angekündigt, gehe ich gesondert auf den Hofhund ein.

Er wird von allen Zeugen (wer die Aussagen im einzelnen nachlesen will:Sachverhalte: Der Spitz ? Das Hinterkaifeck-Wiki), als wachsamer, bissiger Hund geschildert, der jeden, der sich dem Hof näherte, meldete.
Es sei ein mittelgroßer, senffarbener Spitz gewesen, die auch heute noch als Wachunde geschätzt werden.
Kreszenz Riegan, eine Magd, die auf dem Hof der Familie Gruber beschäftigt war, sagte aus, dass man den Hund nicht einmal schief anschauen durfte, denn dann griff er sofort an (er war schon auf sie losgegangen) und hatte sogar die kleine Cäcilie in die Wange gebissen.

Wenn die Familie Gruber nicht zu Hause war, wie etwa auf dem Feld, dem Wald oder zum Einkauf in Schrobenhausen, dann war der Hund eingesperrt und zwar im Stall.
Warum im Stall und nicht im Wohntrakt? Im Wohntrakt, genauer im Schlafzimmer der Viktoria Gabriel und auf dem Dachboden, in einem Schrank, wurden nach dem Mord Gold, Wertsachen und auch Geld gefunden. Ein Hund hätte dort Menschen und Wertsachen besser bewachen können! 
Es gab schon vor dem Mord einen Einbruch auf dem Hof der Grubers, Viktoria Gabriel wurde darauf aufmerksam, ausgeführt von einem ehemaligen Knecht, der u.a. Lebensmittel und Kinderkleidung stahl. Spätestens nach diesem Einbruch wäre der richtige Platz für den Hund der Wohntrakt gewesen.
Warum also im Stall? Dort stand zwar das Großvieh (Ochsen, ein Stier, Kühe, Kälber), wenige Schweine und Ferkel, sowie eine Menge Hühner, aber sonst war dort nichts zu holen (preisgekröntes Vieh, wie etwa ein Zuchtstier oder Pferde). Selbst im Wohntrakt hätte der Hund einen Einbruch im Stall gemeldet.

Noch eine Frage dazu: war der Hund im Stall angekettet oder durfte er frei herumlaufen?
Wenn er angekettet war, dann hätte er in der Mordnacht den Opfern freilich nicht helfen können, es wäre dann aber sinnlos gewesen, auch dem Hund einen Schlag zu verpassen, er wäre einfach angekettet geblieben. Der Hund mußte dem Schlag auf den Kopf auch ausgewichen sein, da die Verletzung zwar eine Schwellung war, das Auge trübte sich dadurch, aber nicht als blutende Wunde erkennbar war.
 
Gehen wir also davon aus, dass der Hund im Stall freilaufend war.

Was ergeben sich daraus für Schlußfolgerungen?

a) Der Hund wurde in den Stall gesperrt, weil im Haus, und zwar zur Nachtzeit, Leute verkehrten, die dort nicht hingehörten oder sich am Tag, wenn die Familie nicht da war, dort frei bewegen konnten und die der Hund sofort angegriffen hätte.

b) Die Täter drangen zwar durch den Stall in das Anwesen ein, lockten die Opfer aber nicht über den Stall an, sondern überraschten sie über die Bodenstiege im Wohntrakt.

Die Bodenstiege, die vom Wohnhaus in den Dachboden führte, dort war u.a. die Räucherkammer, bleibt immer außer acht und findet auch heute nur sehr wenig Beachtung!
Dabei entdeckte die Polizei im Flur des Wohntrakts und in der Küche Blutspuren, die Reuthaue wurde oberhalb der Bodenstiege gefunden und die Polizeihunde, die nach dem Mord den Dachboden durchsuchten, wühlten im Heu, wurden aber gleich wieder abgezogen!

Und gleich noch ein paar Fragen:

a) Woher hatte die Familie den Hund? Hatten sie ihn gekauft oder bekamen sie ihn geschenkt? Wenn ja, von wem?

b) Wurde er in den Tagen zwischen Mord und Entdeckung gefüttert? Wie alt war die Verletzung am Kopf?

c) War es ein Rüde oder eine Hündin? Rüden können mit dem Geruch einer läufigen Hündin abgelenkt werden, Hündinnen dagegen bleiben ungerührt, treu am Haus.

d) Wohin kam der Hund ( er steht nicht auf der Inventarliste, die auch die Tiere des Hofes umfaßte) ? Wurde er tierärztlich betreut? Nahm ihn ein Polizist mit, war er später wirklich bei der Familie Gabriel in Laag oder wurde er eingeschläfert? Er verschwindet einfach.

Dass die Polizei dem Hund, und auch dem Verhalten des Hundes, nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte, ist unverständlich.

a) Der Hund wollte immer davonlaufen, aber der Zeuge, der dies beobachtete, folgerte daraus, dass am Tatort zuviel Leute waren.

b) Der Hund wurde angehängt, da er um den Hof in etwa einem Umkreis von 50 m umrundete, kläglich winselte und heulte.

c) Der Hund lief immer herum und wenn man ihn anfassen wollte, zitterte er und schnappte, aber er griff niemanden an (was im Falle der Anwesenheit des Mörders/der Mörder völlig normal gewesen wäre, bzw. er den Menschen angegriffen hätte, der ihn geschlagen hatte).

d) Lt. dem Monteur Hofer, er wurde erst Jahre später befragt, daher ist bei seiner Aussage Vorsicht geboten, war der Hund am Tag der Entdeckung des Mordes an der Haustüre angekettet und tat wie rasend.
War der Hund zu diesem Zeitpunkt schon verletzt? Wenn ja, dann müßte er den Menschen, der ihn angekettet und später wieder in den Stall gesperrt hat, zumindest gebissen haben.
Oder war er noch nicht verletzt und wurde, damit er im Stall blieb, oder sich einsperren ließ, erst dann geschlagen?

Ich frage mich wirklich, ob sich die Kriminalabteilung München niemals mit den Methoden des fähigsten Mordspezialisten Deutschland beschäftigte, oder sich wenigstens daran orientierte, des genialen Ernst Gennat. Er löste 1916 einen Fall in Berlin, in denen der Hund des Mordopfers zu den Täterinnen führte ( Mord für 13 Mark: Der Fall Johanna Ullmann und Anna Sonnenberg). Kaum glaublich, dass der Fall seinerzeit nicht durch die Zeitungen ging oder durch die Kriminalblätter!

Warum kam keiner der ermittelnden Beamten auf die Idee, den Hund an eine Leine zu nehmen, um mit ihm loszulaufen. Natürlich, er wäre immer wieder stehen geblieben, hätte geschnüffelt, gewinselt, geheult, aber er hätte die Beamten auf die Spur des Täters/ der Täter führen können (Ernst Gennat läßt grüßen, genau das hat er in seinem Fall gemacht!).Und somit, ob er aus dem näheren Umkreis oder von außerhalb gekommen war.

Jedenfalls wäre damit viele Hysterie und sinnlose Ermittlungsarbeit, die zu nichts führte, unterblieben!

Eine kleine Anmerkung aus unserer modernen Zeit, der ja ein ganzes Labor zur Verfügung steht: im Mordfall Maria Bögerl, wurden jetzt Spezialhunde eingesetzt, die nach dieser langen Zeit, Spuren gefunden haben, die sogar in eine Spielothek führen! Soviel zur Fähigkeit eines Hundes Spuren erschnüffeln und verfolgen zu können. 
Und der Hund der Familie Gruber hatte noch den Geruch der Täter frisch in der Nase! Ein weiteres trauriges Versagen der damaligen Polizei, in der sich viele Fehler aneinander reihen!

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