Samstag, 29. November 2014

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 4

Kommen wir nun zu den Opfern.

Da wäre als erstes der Austrags- oder Altbauer Andreas Gruber. 63 Jahre alt (geb. 9.11.1859), etwa 1,80 cm groß und von kräftiger Statur. Lt. Aussage des Kanzleiassistenten Ney, nicht eines zweiten Arztes, war die rechte Gesichtshälfte zertrümmert, Backenknochen standen heraus, das Gesicht war von Blut verkrustet.
Was fehlt ist die detaillierte Beschreibung der schweren Verletzung (Größe, Form), die auch vermutlich die Todesursache war.Von anderen Verletzungen, z.B. Hämatomen, ist nichts bekannt. Was aber auffällt: auch hier ist immer die Rede davon, dass der Tod durch eine Schädelverletzung verursacht wurde und zwar auf den Schädel, also die Schädeldecke, bzw. das Schädeldach. Das Gesicht ist zwar auch Teil des Schädels, ganz klar, aber es ist doch ein Unterschied, ob man auf oder in den Schädel auch (gerade zur Rekonstruktion des Tathergangs!).

Als nächstes die Austrags- oder Altbäuerin Cäcilia Gruber. Ihr Alter wird mit 72 Jahren angegeben (geb. 27.11.1849), Angaben zu Größe und Gewicht finden sich nicht.
Ihr Verletzungen waren schwer. 
In der Gegend des rechten Auges war das Gesicht zerschlagen, ferner Würgespuren. Ihre Schädeldecke war gesprungen, sieben Schläge auf den Kopf wurden festgestellt, dazu ein Schlag auf den Kopf in Triangelform. 
Was auch hier fehlt, ist eine detaillierte Beschreibung, doch selbst aus den wenigen Angaben läßt sich schließen, dass es mindestens zweierlei Waffen waren.
Auch hier wieder die Angabe des Herrn Ney, sowie eine Telefonnotiz (!).


Jetzt Victoria Gabriel, geb. Gruber, die Bäuerin.Sie war 45 Jahre alt (geb. 6.2.1887), und, lt. Ausage einer Zeugin (Viktoria Baum, geb. Schlittenbauer) ein große, kräftige Frau mit blonden Haaren. Auch hier fehlen wieder detaillierte Angaben.
Auch diese Verletzungen waren schwer.
Sie hatte neun sternförmige (??) Wunden am Kopf (?) und Würgemale am Hals. Ihre rechte Gesichtshälfe war mit einem stumpfen Gegenstand (?) eingeschlagen und die Schädeldecke zertrümmert. Zusätzlich fand sich an der oberen Schädeldecke ein kleines Loch, von einem spitzen Gegenstand herrührend.
Auch hier ist die Quelle wieder eine Telefonnotiz.

Kommen wir zu der Magd Maria Baumgartner, geb. 1.10.1877, sie hatte einen Buckel und war gehbehindert, daher im Besitz einer Invalidenkarte. Auch hier fehlen wieder die üblichen Angaben und die Ungenauigkeit wird interessant.
Sie wurde durch kreuzweise Hiebe auf den Kopf getötet (?). Hier Augenscheinprotokoll des Oberamtsrichters Wießner.
Ihr Hinterkopf wies ein Loch auf, das ca. 4 cm tief, blutverkrustet und vermutlich von einem spitzen Gegenstand herrührte (Aussage des Hrn. Ney).

Dann das kleine Mädchen Cäcilia Gabriel, geb. 9.1.1915. Am Hals wurde eine quer verlaufende tiefe Wunde festgestellt, dazu ein Loch in der Nähe der Nase (rechts), derSchädel war durch mehrere Schläge zertrümmert. Zusätzlich wurden blutige Finger festgestellt, die Haarbüschel festhielten.
Wieder war die Quelle eine Telefonnotiz, Dr. Aumüller stellte noch zusätzlich fest, dass das Kind nicht sofort tot war, sondern noch ca. 2 - 3 Stunden gelebt habe (im Koma?).
Der Hinweis zu den Haarbüscheln stammt nicht von offizieller Seite, sondern von einem Neugierigen, der es 1951 auch noch einmal zu Protokoll (??) gab.
Ungeklärt ist, ob die Haarbüschel tatsächlich von dem Kind stammen oder von einem der Täter.

Zuletzt der kleine Junge, Josef Gruber, geb. 15.9.1919. Dort wird nur ein wuchtiger Schlag auf den rechte Schläfenseite angegeben, der des Schädel so zertrümmerte, dass Blut und Gehirn aus dem Kinderwagen gespritzt waren.


Da beim Abriß des Hofes 1923 eine Reuthaue gefunden wurde, ein selbst gebautes Werkzeug, bei dem eine Schraubenmutter hervorstand, nahm man an, und wich auch nicht mehr davon ab, dass dieses Werkzeug die einzige Tatwaffe gewesen ist.
Das schon im vorherigen Beitrag angeführte Bandeisen, das Messer und die im Stall gefundene, pickelförmige Kreuzhacke werden nicht mehr erwähnt
.

Und doch geben die wenigen, ungenau beschriebenen Verletzungen Aufschluß darüber, dass es mindestens drei Waffen gewesen sein müssen:

a) Die breite Wunde am Hals der Cäcilia Gabriel kann nur von einem Messer oder dem Bandeisen herrühren. 

b) Die Unterschiedlichkeit der Schädelverletzungen: mal ist es ein rundes Loch, mal sternförmige Löcher, dann ein Loch in Triangelform.


Und auf mehr als ein oder zwei Täter kann geschlossen werden: Zertrümmerungen im Gesicht, Würgemale, schwere Schädelverletzungen - alles deutet auf ein Kampfgeschehen am Tatort hin. 

Die schlampig durchgeführte, nicht wie vom Gesetz vorgeschriebene Obduktion, Telefonnotizen, Augenscheinprotokolle, Zeugenaussagen die erst Jahre danach gemacht wurden - all dies macht es nicht unbedingt leicht, die Tat zu rekonstruieren.
Dabei war es bereits Anfang des 19. Jahrhunderts üblich, Ermordete zu obduzieren, um dann gerichtlicherseits zu einer gerechten Urteilsfindung zu kommen. Anselm von Feuerbach war Präsident des Appelationsgerichts Ansbach und gab, bereits gerichtlich erledigte Fälle, für eine interessierte Leserschaft heraus. Darin findet sich auch der Fall des Salesius Riembauer, der Priester war und eine seiner Geliebten umgebracht und in einem Stadel verscharrt hatte. Diese Leiche wurde nach sechs Jahren obduziert, also nach der Entdeckung und das Ergebnis für die Urteilsfindung herangezogen (wer sich dafür interessiert: Kriminalreport - Tartuffe als Mörder). 

Die angeführten Geburtsdaten wurden nicht von der Polizei ermittelt, die Ungenauigkeiten beginnen damit, dass das Alter der Kinder mal mit 9, bzw. 7 Jahren oder mit 5 oder 3 Jahren angegeben werden. Sie stammen aus dem Kirchenbuch, ebenso der Todeszeitpunkt, den Pfarrer Haas mit 22:00 Uhr angab, ebenso wurde Raubmord eingetragen und der Vermerk hinter dem kleinen Josef "illeg". 

Dass Anfang der 50iger Jahre der Fall noch einmal so intensiv aufgeführt wurde, geht auf einen Zeitungsbericht zurück und ein ehrgeiziger Staatsanwalt machte sich daran, den Fall unbedingt aufzuklären. Aber auch er biß sich fest, aber dazu komme ich noch.

Sonntag, 9. November 2014

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 3

Als nächstes gehe ich genauer auf die Tatzeit ein, die immer mit dem 31.03./01.04.1922 angegeben wird.Das war leicht zu ermitteln, da der Abreißkalender der Familie mit genau dem Datum 31.03. endete, außerdem war Cäcilie Gabriel, das neunjährige Mädchen, tags darauf nicht in der Schule. Man darf also mit großer Sicherheit davon ausgehen, das der Mord in der besagten Nacht stattfand.

An der Uhrzeit, gegen 22:00 Uhr habe ich allerdings sehr starke Zweifel und halte sie schlichtweg nicht für richtig, auch der Tagesbericht Nr. 23, vom 12.04.22, Polizei-Amt Augsbrug, legt die vermutete Tatzeit zwischen 20:00 Uhr und 23:00 Uhr fest. 
Um meinen Gedankengang mitverfolgen zu können, darf man den Mordfall nicht aus der Sicht des Menschen im Jahr 2013 sehen, sondern muß sich in die Zeit Anfang der 20iger Jahre des letzten Jahrhunderts versetzen. Die technische Entwicklung, vor allem in der ländlichen Gegend, die Gesellschaftsform, das gesellschaftliche Denken und Verhalten, die dörflichen und städtischen Strukturen, die politsche Umwandlung.

Als erstes wäre da der fehlende Obduktionsbefund, so wie er vorgeschrieben ist. Wer gerne genauer lesen möchte, was da eher flüchtig untersucht wurde, kann hier weiterlesen: hinterkaifeck-mord.de - Die Ergebnisse der Obduktion

Sehr bedenklich, oder schlampig, wo und wie die Leichen begutachtet wurden. Sie wurden keinesfalls im gerichtsmedizinischen Institut München gründlich untersucht, sondern die Obduktion fand an Ort und Stelle statt.
Der Landgerichtsarzt Dr. Aumüller kam erst am 6.4.22 mit dem Kanzleiassistenten Ney in Hinterkaifeck an, also nicht zwei Ärzte, wie vom Gesetz vorgeschrieben. Als Seziertisch diente eine ausgehängte, umgedrehte Tür, die auf zwei Holzböcke aufgelegt war. Aber schon bei dieser ungenauen Untersuchung wird klar, dass es zwei Tatwaffen gewesen sein müssen, nämlich die später aufgefundene Kreuzhacke, auch Reuthaue genannt, und der bereits bei der Tatortbegehung im Stall an der Wand lehnende Pickel, der Spuren von Blut trug. Er war ursprünglich im Futtertrog und Schlittenbauer hatte ihn andie Wand gelehnt, wie er Kommisar Reingruber sagte. Geradedieser Pickel, von dem Lorenz Schlittenbauer sagte, dass er ihn dem alten Gruber geliehen hätte, scheint hinterher verschwunden zu sein, jedenfalls wird er nicht mehr erwähnt.
In der Scheune wurde auch ein Bandeisen gefunden, das deutliche Blutspuren trug. Ein solches Bandeisen ist aus Flachstahl gefertigt wurde für Beschläge aller Art verwendet, für Fässer, Türen usw. . Auch diente es zur Fixierung von schweren Gegenständen und wurde auch bei Reparaturen (z.B. von Werkzeug) eingesetzt.Auch dieses Bandeisen findet keinerlei Erwähung mehr.
Beim Abriß des Hofes wurde zusätzlich im Fehlboden des Dachbodens ein Taschenmesser gefunden, auf dem sich Rost oder Blut befand. Das Ergebnis einer Untersuchung ist nicht bekannt und es verbrannte ebenfalls im Augsburger Justizpalast.
Somit sind wir bei vier Mordwaffen angelangt, von der die Polizei wußte! Später versteift man sich aber immer auf die Reuthaue!

Ein Obduktionsbericht scheint überhaupt nicht angefertigt worden zu sein, mit etwa dem Alter der Totenflecke, dem Grad der Leichenfäulnis oder dem Zustand der Insekten, die sich in den Leichen eingenistet hatten oder schlicht und einfach der Größe und dem Gewicht der Ermordeten.
Gut, es ist möglich, dass dieser Bericht bei Brand des Augsburger Justizpalastes beim Bombenangriff 1944 mit all den anderen wichtigen Akten, den Schädeln und der Tatwaffe verbrannt ist (nach dem Krieg fand sich in Schrobenhausen nur noch ein dünner Handakt zu dem Fall).
Viel eher scheint es aber, dass niemals ein korrekter Obduktionsbefund angefertigt wurde, jedenfalls nimmt keiner der zuständigen Staatsanwälte Bezug darauf.

Allerdings wurden, als Beweissicherung, die Köpfe der Ermordeten im gerichtsmedizinischen Institut München abgetrennt und präpariert, d.h. sie wurden wahrscheinlich gekocht, um den Schädel als solches, also im knöchernen Zustand, zu erhalten, um die Verletzungen sichtbar zu machen und die Schädel aufbewahren zu können.
Mit den Schädeln wurde noch eine unerfreuliche Sache unternommen. Sie wurden verpackt, der Strick aus dem Mordhof und die Brieftasche der Opfer war auch dabei, und zwei Hellseherinnen, bzw. Medien vorgelegt, um die Mörder per Hellsicht zu ermitteln. Es kam dabei aber nichts heraus, ganz klar, obwohl gewisse Orte, die beide Damen nannten, dazu gehörten u.a. Schwandorf oder Ebrach, das seinerzeit ein Zuchthaus war, von den Beamten aufgesucht wurden....
Wenn nicht so eine böse Tat, dieser sechsfache Mord dahinter stünde, man möchte zumindest schmunzeln...
Wärend man hier mit sehr fragwürdigen, ja obskuren Praktiken versuchte, die Täter zu ermitteln, machte sich der große Ernst Gennat, der erste Profiler der Welt, nicht nur Gedanken, wie man die Ermittlungsarbeit und die Ermittlungstechniken verbessern könnte, sondern er setzte sich auch um. Er, auch "Der Dicke vom Alex" genannt, ließ sich von Daimler-Benz einen Wagen konstruieren, der sich bei Bedarf in ein komplettes Büro verwandeln ließ, im Volkmund hieß das Auto auch "Mordwagen". Wer genauer nachlesen möchte, denn vieles, was Gennat entwickelte, stellt auch heute noch die Grundlage kriminaltechnischer Untersuchungen dar, kann es hier tun:http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Gennat

Als zweites wären da die Tatortfotos, vor allem die Aufnahmen der Leichen in Scheune und Mägdekammer. Wer sie sehen möchte, kann es hier tun:http://www.hinterkaifeck-mord.de/Die...atortfotos.htm


Ich habe diese Fotos immer wieder betrachtet, ich beschäftige mich schon seit den 90iger jahren mit dem Mordfall, und bei den nachfolgenden Gedankengängen ist es wichtig, wie bereits erwähnt, sich in diese Zeit zu versetzen.
Was mich stutzig gemacht hat, ist die Tatsache, dass die Leichen vollständig bekleidet sind, außer dem Altbauern, der ein altes Hemd und eine lange Unterhose trug (machte er sich zur Nacht fertig?), das kleine Mädchen, Cäcilie, das entweder schon im Bett lag, oder sich gerade für die Nacht fertig gemacht hatte, es trug ein langes Nachthemd. Die Dienstmagd war ebenso vollständig bekleidet wie Victoria Gabriel und Cäcilie Gruber, außerdem hatte sie noch ihre Schnürstiefel (!) an.
Es war damals üblich, schon früh zu Bett zu gehen, da die Arbeit auf einem Bauernhof schwer war, es gab nur wenige technische Hilfsmittel zur Erleichterung der landwirtschaftlichen Arbeit. Kühe mußten gemolken, gefüttert und der Stall ausgemistet , Schweine und Hühner versorgt werden. Frühstück mußte zubereitet, die Kinder zur Schule geschickt werden. Das hieß: bereits um fünf Uhr früh aufstehen und mit der Arbeit beginnen. 
Im Fall Hinterkaifeck waren noch zusätzliche Umauarbeiten geplant, auf dem Foto des Hofes sind im Vordergrund Stahlträger zu sehen. Außerdem war auf dem Hof über Monate hinweg keine Magd oder Knecht eingestellt, was die Arbeitsbelastung noch erhöhte.

Außerdem war da die am späten Nachmittag angekommene Magd, Maria Baumgartner, die mit ihrer Schwester, sie war in Mühlenried bei Schrobenhausen wohnte und einen beschwerlichen Fußmarsch hinter sich hatte, bei dem sich die Schwestern auch noch verlaufen hatten, man beachte auch die schlammigen Wege, Maria hinkte (sie hatte eine Invalidenkarte) und das Wetter schlecht war. Diese Frau wäre, sie mußte in aller Frühe mit der Arbeit beginnen und wäre nach so einer Strapaze totmüde gewesen, um 22:00 Uhr im Bett gewesen. Sie war aber auch noch bekleidet, hatte nur wenig ausgepackt. Sie hätte aber, in der Zeit zwischen dem späten Nachmittag und 22:00 Uhr genügend Zeit gehabt, auszupacken, ihr Bett zu beziehen und sich schlafen zu legen.
Man kann zwar einwenden, dass ihr Andreas Gruber oder Viktoria Gabriel noch den Hof und Arbeit zeigten, aber auf den Feldern war um diese Zeit nichts zu tun, es war schon dunkel oder dämmerig, also beschränkte sich der Hofgang auf den Stall und darauf, was am nächsten Tag noch zu tun sei, also Hausarbeit (allein Wäsche zu waschen nahm damals oft mehr als einen Tag in Anspruch!).

Kaum anzunehmen, dass die Bewohner gegen 22:00 Uhr noch wach waren, denn da war die schon angesprochene schwere Arbeit, die unzureichende Beleuchtung im Haus, der Geiz der Bewohner hätte es nicht erlaubt, Kerzen/Petroleum/Strom zu verschwenden. Es gab zwar Strom auf dem Hof, damit konnte die Dampfdresche betrieben werden, deren Motor in einem Häuschen stand, aber elektrische Beleuchtung ist eher unwahrscheinlich, jedenfalls habe ich nichts darüber gefunden.
Auch kaum vorstellbar, dass die Bewohner, wenn denn Geräusche im Hof zu hören waren, sich nacheinander vollständig anzogen, Frauen sogar mit Strümpfen und Strumpfband, um nach dem Rechten zu sehen. Es war übrigens nicht möglich, der Versuch wurde von den ermittelnden Beamten gemacht, Lärm aus dem Stall im Wohnaus zu hören.
Im übrigen ging man damals mit den Hühnern schlafen und es war normal nach dem Gebetläuten zu Hause.
Es kann gar nicht anders sein: die Tat wurde deutlich vor 22:00 Uhr verübt.

Und noch eine abschließende Frage: wo war der Hofhund der Hinterkaifecker zu diesem Zeitpunkt? Es war ein senffarbener Wolfsspitz, also nicht jene kleinen Spitze, die einmal als Hunde "modern" waren, sondern er gehört einer als Hofhund geschätzten Rasse an. Zeugen beschreiben ihn als scharf, bissig und äußerst wachsam. Er ließ keine Fremden ins Haus, griff einmal eine Magd an und biß sogar die kleine Cäcilie. Alles in allem ein guter Wachhund, der in der Nacht im Haus eingesperrt wurde.
Am Tag der Entdeckung soll er, lt. Monteur Huber, vor dem Haus angekettet gewesen sein und er tat wie rasend. Als der Mord entdeckt wurde, war er allerdings im Stall eingesperrt und verletzt, er hatte ein Schwellung am Kopf und ein Auge war eingetrübt. Als die Polizei ihn einfangen wollte, zitterte er und schnappte nach jeder Hand.
Um sich eine Vorstellung von diesem Hund machen zu können, kann man sich folgendes Foto ansehen: http://commons.wikimedia.org/wiki/Fi...jpg?uselang=de

Auf den Hund werde ich noch in einem gesonderten Beitrag eingehen, da auch er, meines Erachtens nach, ein wichtiger Schlüssel ist.

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 2

Zunächst gehe ich auf den Tatort ein.

Es handelt sich um einen kleinen Hof im Donaumoos, etwa 500 m von der Ortschaft Gröbern entfernt. Er war von zwei Seiten von Wald umgeben, zusätzlich war noch in Richtung Gröbern eine Bodenwelle vorgelagert.

Um sich das Ganze, landschaftlich gesehen, besser vorstellen zu können, kann man das Bild auf folgendem Link betrachten:http://www.allmystery.de/dateien/mt3...terkaifeck.jpg

Bei dem Foto handelt es sich um eine moderne Luftaufnahme, aber es hat sich, landschaftlich, im Grund nichts geändert. Folgt man dem Weg von Gröbern aus nach links unten, überquert die erste Kreuzung, so kann man bei der nächten Abzweigung nach rechts, das Feld bildet dort eine Spitze, das Marterl entdecken, das an der Stelle des Hofes errichtet wurde.

Um sich ein Bild der damaligen Situation machen zu können, kann man folgenden Link nutzen:http://www.theater-nandlstadt.de/hin.../02hoflage.jpg

Man darf sich den Hof nicht als modernen Aussiedler- oder Einödhof vorstellen, eine Bodenreform hatte es bis dahin nur sehr vereinzelt gegen, z.B. in einem heutigen Stadtteil meiner Heimatstadt, Dickenreishausen, dessen Ziel es war, dass der Bauern inmitten seiner Felder und Wiesen nicht nur leben, sondern auch wirtschaften konnte, sondern er war einfach ein Stück vom Dorf entfernt und es grenzten auch fremde Felder daran, wie etwa ein Feld des verdächtigen Lorenz Schlittenbauer.
Das Anwesen war eher ärmlich, wenn nicht sogar heruntergekommen und kaum geeignet, viele Erträge zu erwirtschaften. Es wurde nur wenig Vieh gehalten, ein paar Kühe und Schweine, und auch der Boden, es ist das Donaumoos, gab nicht viel her.
Um sich ein Bild machen zu können, ein Foto des Hofes, dass ich kürzlich entdeckt habe: http://www.allmystery.de/i/t6bedc4_48b87a8035.jpg

Oder das farbige Modell, wie es eine Zeitung erstellt hat: http://www.donaukurier.de/storage/sc...ion=1332707213

Zur Information: das ursprünglich rund 20.000 Hektar große Donaumoos wurde 1790 mit eigenem „Kulturmandat“ des Kurfürsten Karl Theodor (1724-1799) trocken gelegt, um die damalige „desolate Landwirtschaft“ zu optimieren und den Bauern eigenes Land zuzuweisen.
Die Bewirtschaftung des trocken gelegten Donaumooses gestaltete sich jedoch schwierig, da Spät- und Frühfröste, Nebel, Mangel an bestimmten Nährstoffen und Spurenelementen, sowie der Wechsel von nassem und trockenem Boden dem Pflanzenbau und der Tierhaltung enge Grenzen setzten. Mit neuen Erkenntnissen, der Entdeckung der Mineraldüngung und einer zunehmenden Mechanisierung konnten aber auch Erfolge in der Landwirtschaft errungen werden: Das Karlshulder Lecksalz für’s Vieh, der Karlshulder Roggen und die Donaumoos-Pflanzkartoffeln.

Auch die Wege, die am Hof vorbei führten, waren keine modernen Straßen, die für den täglichen Verkehr genutzt werden konnten, sondern einfach Feldwege, die Bauern, Waldarbeiter oder auch der Postbote nutzte. Bei nassem Wetter, egal ob Regen oder Schnee, verwandelten sich sich schlammige Pfade, in denen man nur schwer vorwärts kam.

Zur besseren Vorstellung eine Zeichnung des Hofes, Außenansicht, die erst 1952 (!!) nach Angaben eines Zeugen erstellt wurde:http://www.theater-nandlstadt.de/hin...nstruktion.jpg

Eine weitere Zeichnung des Hofes, Innenansicht, die welcher der Fundort der Leichen mit Kreuzchen bezeichnet ist: http://www.theater-nandlstadt.de/hin...4hofskizze.jpg

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 1

! Hinweis ! 

Wenn man Dinge aus diesem Blog verwenden will, so kann man das gerne tun, allerdings unter Quellenangabe!


Hinterkaifeck - Recherche


Tatort

Hinterkaifeck, Einödhof Ortsteil Gröbern, Gemeinde Wangen, Bezirksamt Schrobenhausen

Tatzeit

31.03.1922 / 01.04.1922 gegen 22:00 Uhr

Opfer

Gruber, Andreas, geb.1858, Bauer - eingeschlagener Schädel
Gruber,Cäcilie, geb. 1849,Bäuerin - eingeschlagener Schädel
Gabriel, Victoria,geb.1887 Jungbäuerin - eingeschlagener Schädel
Gabriel, Cäcilie, geb.1915, Kind - eingeschlagener Schädel
Gruber, Josef, geb. 1919, Kind - eingeschlagener Schädel
Baumgartner,Maria, geb. 1877, Dienstmagd - eingeschlagener Schädel

Zusätzlich befanden sich Würgemale am Hals der Viktoria Gabriel, das Mädchen Cäcilie hielt Haarbüschel in den Händen, die sie sich im stundenlangen Todeskampf ausgerissen hatte.


Beschaffenheit der Fundorte

Scheune - abgesperrt, wenig Heu eingelagert, Zutritt nur über das Maschinenhäuschen

Schlafzimmer - Karge Einrichtung, Bett nicht benutzt, das Dach des Kinderwagens durch Hieb von oben zerfetzt

Mägdekammer - Karge einrichtung, Bett auseinandergerissen, offensichtliche Kampfspuren


Tatwaffe

Eine Kreuzhacke, Gerät zur Garten-, bzw. Feldarbeit, v. Besitzer selbst gefertigt, Fund erst bei Abriss des Hofes unter einem Brett ( Fehlboden).
Es fanden sich darauf eingetrocknetes Blut und Gewebeteile. 



Spuren der Täter am Tatort


Dachboden - zwei Mulden im Heu, eine sog.Heustrecke, verschobene Dachziegel zum Hof hin

Speisekammer - Brot und Speck fehlten

Scheunenmauer - an der inneren Scheunenmauer Abdruck einer Hand;ungeklärt, ob Blut oder Farbe 

Dachbodenluke - herabhängender Strick, fehlte zuletzt

Münchner TZ - vom alten Gruber Tage vor der Tat am Waldrand gefunden

Zigarettenreste- von den Beamten am Waldrand entdeckt

Fußspuren im Schnee - führten vom Wald her zum Hof, aber nicht mehr zurück; Zeugenaussage v. L. Schlittenbauer, der alte Gruber hatte es ihm vor dem Tattag erzählt

Taschenmesser - gefunden von Beamten am Tatort, Herkunft ungeklärt

mögliche Täter

Schlittenbauer, Lorenz - Bauer u. Ortsführer in Gröbern,geriet mehrfach in Tatverdacht, keine Beweise gegen ihn

Brüder Gump -Mitglieder eines berüchtigten Freikorps Beschuldigung der Schwester nach dem Krieg dem Sterbebett, keine Beweise
Bäcker, Bartl - eigentl. Bäcker, Ernst; Insasse einer Irrenanstalt, floh kurz vor der Tat, wurde aber nie gefunden, verschollen

Gabriel, Karl - Ehemann v. V. Gabriel, gefallen im 1. Weltkrieg, angeblich fälschlich für tot erklärt, Rache an der untreuen Ehefrau u. deren Familie
Familie Gabriel - Angehörige v. K. Gabriel, angeblich aus Rache für Untreue oder auch Gier, keine Beweise

Baumgartner, Kreszenz - Schwester der Maria Baumgartner, zog mit ihrer Familie Mitte der zwanziger Jahre nach München, durch Anzeige verdächtig, keine Beweise

Brüderpaar aus Sattelberg - namtl.nicht bekannt, Anzeige erst in den siebziger Jahren, stark tatverdächtig, da eindeutiger Beweis auf Besitz des verlorenen Taschenmessers, mehrfach öffenl. Tatzugabe, bereits verstorben

Wetterlage zur Tatzeit

Termin I - 07:30 Uhr Wind SW, Schneefall 0, Nebel, Sicht 50 Meter
Termin II - 14:30 Uhr Wind SW, Regen 0, Nebel, Sicht 100 Meter
Termin III - 21: 30 Uhr Wind SW, Schneefall 0 , Nebel, Sicht 0
Bemerkungen:Bode n erst 1, dann 2; gegen Abend Aufzug einer Sturmfront aus SW, Wind in Böen 6 - 8

Zeit zwischen Tat u. Entdeckung

31.03.22 / 01.04.22 , 22:00 Uhr (Tat) - 04.04.22 , gegen 16:00 Uhr (Entdeckung)


ermittelnde Beamte

Polizei der Station Hohenwart

Polizei der Station Schrobenhausen

Kriminalabteilung Oberbayern, Sitz München, Kommissär Reingruber, Georg

Präsidialabteilung der Kripo München, Oberamtmann Wilhelm Frick

Staatsanwaltschaft Schwaben - Neuburg. Staatsanwälte Renner, Ferdinand u. Pielmeier, Richard

Donnerstag, 6. November 2014

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 16

Guten Morgen, liebe Katzenfreundinnen und -freunde,

ich sitze hier, an diesem vielversprechenden Spätsommermorgen, auf dem Küchenfensterbrett und beobachte Andreas, den Straßenkehrer. Er hat heute wieder viel zu tun, denn die Menschen werfen immer allerlei Dinge auf die Straße, vor allem, seitdem schräg gegenüber ein Hotel mit angeschlossener Gastronomie, dazu gehört natürlich auch ein Biergarten, gebaut wurde. Ich frage mich immer warum dieser phantasielose Betonplatz Biergarten heißt, denn das mickerige Grün und die großen roten Sonnenschirme, so ganz ohne Bäume, das verdient den Namen nun wirklich nicht.
Nun, die meisten Menschen, die im Biergarten sitzen, müssen schlecht sehen, denn anstatt ihren Müll in die Papierkörbe, die nun wirklich reichlich vorhanden sind, zu entsorgen, werfen sie ihn achtlos auf die Straße.
Ganz lustig ist es, wenn sie sich mitten in der Nacht unbeobachtet glauben und ans Hauseck pinkeln. Eigentlich finde ich das widerlich, denn ich als ordentliches Katzenmädchen benutze meine Katzentoilette, und weiß, dass Menschen auch ihre eigene Toilette haben, aber sich vorzustellen, wie erschreckt sie wären, wenn sie wüßten, dass ich sie beobachte und dann in Lauerstellung gehe, wie würden sie sich ganz schnell trollen. Meine Halterin erzählte mal von einem Hausbesitzer, dem man immer an oder in den Briefkasten pinkelte und der Mann dann den Briefkasten elektrisch sicherte. Der nächste Pinkler bekam dann....naja, ich glaube, das gehört nicht mehr hierher.

Gestern Abend hatte ich noch einen richtigen Spaß, denn meine Halterin und ich jagten einen jener großen Nachsirrer, die immer so blöd sind, in die Wohnung zu kommen und dann an den Wänden herumtaumeln, anstatt wieder hinaus zu fliegen. Kurz und gut: gestern, am späten Abend, kam ein stattliches Modell ins Speisezimmer geflogen, so ein richtiger großer Brummer. Obwohl ich geschlafen hatte, hörte ich ihn, denn meinen feinen Ohren entgeht nichts. Ich spazierte ins Speisezimmer und entdeckte ihn schon. Mit einem großen Satz versuchte ich ihn zu fangen. Es gelang mir aber leider nicht, weil dieser Sirrer, die hohen Wände, immerhin haben wir eine Raumhöhe von über fünf Metern, hinaufflog. Ich wurde wütend, weil er so für mich unerreichbar war, schließlich bin ich nicht Batmann, und so maunzte und gurrte ich. Mein Fraule hörte mich und kam herein. Auch sie entdeckte den Sirrer sofort und versuchte, ihn zu erwischen. Es gelang ihr aber auch nicht und so ging sie hinaus, um den großen Teleskopbesen zu holen, mit dem sie in den hohen Zimmerecken immer die Spinnweben herunter kehrt.
Als sie wiederkam, begann die gemeinsame Jagd. Ich saß mittlerweile auf dem Tisch, das ist normalerweise streng verboten und maunzte zu dem Vieh hinauf, weil die auch noch schnell herumtaumeln, feuerte mein Fraule sozusagen an. Ihr gelang es erst im dritten Anlauf, den Sirrer auf den Boden zu holen und ich sprang vom Tisch und hielt ihn mit meiner großen Pfote fest. Eine Vorspeise zu meinem späten Betthupferl!
Ich fraß ihn dann auf, es war wirklich nur ein Happs, und dann wollte ich noch etwas Trockenfutter zu mir nehmen. Als Belohnung bekam ich aber von meiner Halterin noch einen meiner geliebten Katzenstickis, Lieblingssorte Geflügel und Leber, das schmeckte besonders gut.
Später putze ich mich noch ausgiebig und rollte mich zufrieden auf meinem Lieblingsschlafplatz zusammen. Solche Jagden sollte es öfters geben, denn ich liebe Stickis!

Mit vielen "schnurrs" und "miaus",
eure Reza