Eigentlich wollte ich erst nächste Woche ein weiteres Erlebnis erzählen, aber heute habe ich mich selbst in eine, für mich unangenehme Situation gebracht, die ich euch unbedingt erzählen muß.
Heute Mittag, meine Halterin, Lesekatze, bereitete soeben ihre Tofu-Bolognese-Soße vor, kletterte ich über die Küchenschränke, um mich davon zu überzeugen, was da im Topf so lecker köchelte und duftete. Richtig: frische Kräuter schwitzten im Olivenöl ganz langsam an und verbreiteten einen Geruch, der selbst mir das Wasser im Mäulchen zusammenlaufen ließ. Die Folge davon war, dass ich mein Näschen immer weiter vor streckte, so dass ich beinahe im Topf oder auf dem Herd gelandet wäre. Meine Halterin setzte mich auf den Boden und ermahnte mich mit strengen Worten, die ich aber ignorierte und gleich wieder auf dem Küchenkasten saß, um wieder zum reinsten Topfgucker zu werden. Lesekatze seufzte, nahm mich auf den Arm, trug mich ins Wohnzimmer und schloß die Küchentür.
Normalerweise bin ich gerne im Wohnzimmer, da es nicht nur große Fenster hat, sondern auch einen Erker, in dem ich es mir gemütlich machen und die Leute auf der Straße beobachten kann. Heute war ich aber sauer und verärgert, das Wohnzimmer ging mir sonstwo vorbei, weil ich nicht weiter beim Kochen zusehen durfte. Was nun tun, denn irgendwie mußte ich meinen Frust loswerden! Ich blickte mich um: Fotos umwerfen, die Tageszeitung bearbeiten oder die Krallen am Teppich, statt auf dem Kratzbaum schärfen? Nein, das würde neuen Ärger nach sich ziehen, also was blieb sonst noch übrig? In den Schränken verstecken, denn manchmal vergaß meine Halterin, oder auch mein Halter, sie zu schließen? Ja, da wäre es, dann müßten sie mich suchen, wie spannend und lustig, wenn ich dann keinen Laut von mir gab und sie zuletzt froh waren, wenn ich mit Unschuldsmiene und hochgestrecktem Schwanz wie aus dem Nichts erschien! Doch ausgerechnet heute war kein offener Schrank zu entdecken, aber dafür war die Tür zum Flur offen: das war ja eine tolle Gelegenheit, denn dort gab es nicht nur den Garderobenschrank, sondern auch den "Hackenporsche", ihr wißt schon die kleinen Einkaufswagen für Menschen, die sie hinter sich her ziehen, meiner Halterin. Und das Beste daran: die Einkaufstasche war offen! So sprang ich hoch und ließ mich in die große Tasche gleiten; keinen Moment zu früh, denn mein Halter kam zum Mittagessen nach Hause. Lesekatze begrüßte ihn und sagte zu ihm dass das Essen gleich fertig sei. Die Beiden wollten sich gerade an den Mittagstisch setzen, da fragte meine Halterin ihren Mann, ob er mich nicht im Wohnzimmer gesehen habe. Er antwortete mit "nein" und Lesekatze meinte, ich würde wohl gleich ins Speisezimmr spaziert kommen. In meinem dunklen Versteck hörte ich Geschirr und Besteck klappern, eine Unterhaltung kam auch in Gang. Allmählich wurde mir in der Einkaufstasche zu ungemütlich und so beschloß ich, selbstverständlich mit Unschuldsmiene, ins besagte Speisezimmer zu kommen. Sprungbereit visierte ich den oberen Teil der Einkaufstasche an, setzte zum Sprung an, schnellte hoch - was war das? An der glatten Hülle rutschte ich ab, auch nach weiteren Versuchen - Hilfe, hörte mich denn niemand? Offensichtlich nicht, denn das einzige, was ich hörte, waren die Geräusche am Mittagstisch.
Was war, wen sie mich nicht suchen würden und ich in dieser Tasche vermodern müßte?
Das war gar nicht so abwegig, denn meine Halterin benutze diesen Einkaufswagen höchstens einmal in der Woche! Meine Gedanken begannen, immer weiter auszuufern, ich sah mich schon als Mumie, nein, als Skelett; es war ein blöder Gedanke gewesen sich in diese Tasche zu setzen, hörte mich wirklich keiner?
Doch da kamen Schritte näher und ich hörte, wie mich meine Halterin und ihr Mann riefen. Sie suchten mich wohl an meinen gewohnten geheimen Plätzchen, sprich Verstecken, doch sie konnten mich dort logischerweise nicht finden. Ich rappelte in dieser vermaledeiten Einkaufstasche und maunzte so laut, wie ich konnte; dabei hoffte ich, gehört zu werden, da ich nur eine ganz feine Stimme habe. Da saß ich nun in meinem Fallenversteck, verzweifelt, schon den Tränen nahe - da kam meine Rettung. Mein Halter war wohl auf mein Rappeln und Maunzen aufmerksam geworden und schaute in die Einkaufstasche. Er hob mich heraus, ich drückte mich ganz fest an ihn und wollte vor lauter Dankbarkeit gar nicht mehr aufhören, zu schnurren. Da kam auch schon Lesekatze und freute sich, dass ich wieder da war; ich bekam viele, viele Streicheleinheiten. Mein Halter, besorgt, dass ich wieder in die Tasche hüpfen könnte, verschloß sie ganz fest mit ihren Schlaufen; aber ich würde auch so nie hineinschlüpfen.
Jetzt liege ich ganz entspannt auf dem Sofa, langestreckt auf meiner roten Lieblingsdecke und träume meinen Lieblingstraum.
Bis zum nächsten Mal, eure Reza
Die bunte Welt von "BDB"? Ganz einfach: Brigitte Deininger Bayern! Da Romane und Sachliteratur, gepaart mit eigenen Geschichten und Abhandlungen immer mein Steckenpferd waren, freue ich mich, manches den geneigten Lesern öffentlich machen zu können. Ich wünsche ein reiches Lesevergnügen und spannende Lesemomente!
Donnerstag, 26. Juni 2014
Samstag, 21. Juni 2014
Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 3
Guten Morgen, oder soll ich lieber "miau, miau" sagen? Das ist heute irgendwie egal, denn ich wechsle nur zwischen Futternapf, Fensterplatz und Heizung hin und her; meine Halterin, Mitkatze, Futterknecht, ach ich weiß auch nicht, wie ich, in meiner müde-grummeligen Laune, sagen soll.
Ich glaube, ich verziehe mich auf den Fensterplatz, da liegen zwei warme, flauschige Decken nur für mich und ich kann die Leute beobachten, die mit zerknautschten Mienen am Haus vorbeigehen; am liebsten würde ich ihnen auf den Kopf spucken, oder, noch besser, pinkeln. Meine Halterin wäre, angesichts eines solchen Ansinnes, oder noch schlimmer, der Tat, hellauf entsetzt, da wäre es vorbei mit "Prinzessin Puppele", also lasse ich es lieber, rolle mich gemütlich zusammen und erzähle eine weitere Geschichte aus meinem Leben.
Wie ihr wißt, wohnte ich ursprünglich ganz woanders, in einer hübschen kleinen Wohung mit Blick auf einen großen grünen Park mit dem sinnigen Namen "Grimmelschanze". Aus Erzählungen von Lizzy und ihrer Mama bekam ich heraus, dass dieser herrliche Park ursprünglich einer Familie namens Grimmel gehört hatte, welche den Park zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte und schließlich in den Besitz der hiesigen Heimatstadt gelangte. Großzügige Leute, dachte ich so bei mir, aber was war eine Schanze? Das Wort klang altmodisch, irgendwie beschützend, aber gleichzeitig bedrohlich. Ich grübelte und grübelte, aber mir fiel dazu nicht wirklich etwas ein. Nun es kam der Zeitpunkt, da sollte ich es erfahren....
Es war ein sonnig-angenehmer Tag Anfang Juli, ich saß auf meinem Lieblingsplatz auf dem Balkon, da fuhren in den Park etwas merkwürdige Autos und noch merkwürdigere Leute stiegen aus, mit Rauschebärten und langen, ungepflegten Haaren.
Nein, ich meine nicht die Mitarbeiter der hiesigen Stadtgärtnerei mit ihrer orangefarbenen Arbeitskleidung, ihren Rasenmähern und Blumenkisten, nein, die kannte ich genau; das waren ganz andere Menschen und sie machten keinen vertrauenerweckenden Eindruck!
Doch aus meiner sicheren Warte heraus konnte ich sie weiter beobachten. Sie gaben sich unheimlich wichtig, rannten etwas kopflos durcheinander und machten an einem einzigen Tag mehr Lärm als die Gärtner, die sonst den Park pflegten.
Als Lizzy am Abend nach Hause kam und mit mir und meinem Bruder auf dem Balkon saß, machte sie ein langes ärgerliches Gesicht. Später, als sie noch mit ihrer Mama telefonierte, wurde sich richtig ärgerlich. Aber nicht auf mich und meinen Bruder, sondern auf die Leute, die sich im Park so hektisch benahmen. Ich fragte mich, warum sie denn auf diese Menschen so böse war, denn ich fand es mittlerweile witzig, wie sie sich alle Mühe gaben, Zelte aufzubauen und Zäune aufzustellen; sollte da jemand am weglaufen gehindert werden, so wie die Kühe auf der Wiese? Ich kringelte mich innerlich, als ich mir das vorstellte.
Die Tage vergingen und die Menschen, die voller Eifer gearbeitet hatten, erschienen plötzlich in ganz anderer Kleidung: war denn Fasching im Sommer? Nun gut, auch Lizzy zog sich manchmal ungewöhlich an, aber so? Was war da im Gange, zumal Lizzy immer schlechter gelaunt war?
Ich lag am nächsten Tag schläfrig und zufrieden im sonnendurchfluteten Wohnzimmer auf dem Sofa und träumte mich gerade in den wohlverdienten Katzenschlaf hinein, da krachte es fürchterlich. Mein Bruder und ich schoßen hoch, was war das? Ein Gewitter am hellichten Tag? Nein, das konnte nicht sein! Es war auch tatsächlich nicht so, denn diese verkleideten Menschen aus meinem geliebten Park veranstalteten diesen wahrhaften Höllenlärm, so dass mein Bruder und ich ins Bad flüchteten. Da roch es nicht nur gut und war angenehm kühl, sondern man hörte von diesem abscheulichen Lärm so gut wie gar nichts, der bis in späte Nacht hinein dauerte und zwar jeden Tag.
Wie ich aus den Telefonaten von Lizzy erfuhr, war das ein Historienspiel und nannte sich Lagerleben auf der Grimmelschanze, nach einem sehr gut befestigten Teil der Stadtmauer, aber mußte man da so einen unmusikalischen Krach machen?
Unsere Lizzy war nicht mehr nur wütend, sondern buchstäblich geladen, weil diese komischen Menschen ihr Essen am offenen Feuer kochten, ein vernünftiger Menschen benutzt dazu einen modernen Herd, und der widerlich beißende Rauch in die Wohnung zog. Sie telefonierte in dieser Zeit viel mit ihrer Mama und versicherte ihr, in vier Jahren, wenn es das nächste Historienspektakel gab, hier gewiß nicht mehr zu wohnen.
Ihrer Mama gelang es, sie jedesmal zu beruhigen und fragte sie, ich weiß nicht ob es im Scherz gemeint war, ob es regnen solle. Lizzy meinte: ja, am besten die Restwoche. Und tatsächlich: in der Nacht begann es zu regnen, wollte nicht aufhören, schüttete aus Kübeln. Meine Lizzy konnte jetzt die Fenster und die Balkontüre öffnen, feuchte, würzige Luft kam herein, es tat so richtig gut.
Oh, Lizzys Mama kann Regen machen, sie ist eine Hexe, dachte ich erfreut, aber sie konnte nur Wind und Wetter gut beobachten und daraus ihre Schlüsse ziehen, schade eigentlich...
Die Menschen im Park machten weniger glückliche Gesichter, verdrießlich blickten sie zum Himmel, der sich davon aber nicht beeindrucken ließ, sondern weiterhin Wasser schickte. Da war es dann aus mit Lärm, Rauch und Gestank; ich glaube nicht, dass es mir jemand übel nahm, dass ich mich richtig darüber freute, Menschen nennen es Schadenfreude, und ich ein Dankesgebet an die Göttin Bastet schickte.
Am Abend des dritten Tages kam dann die Sonne wieder heraus und ich befürchtete schon, dass das, was ich nicht mochte und fürchtete, wieder eintreten würde. Nichts davon kam: nur in den großen Pfützen vergnügten sich die Kinder.
Wahrscheinlich war das Holz zum anzünden zu naß und die Instrumente eingerostet.
So verging der Rest der Woche, die Menschen zogen sich wieder normal an, manche waren wohl erkältet, denn sie niesten und husteten und begannen, ihre Zelte wieder abzubauen, diesmal im normalen Tonfall und ganz ohne diesen entsetzlichen Gestank.
Als dann alles weg war, sah mein geliebter Park wie ein Schlammfeld aus: der Rasen aufgerissen und jämmerliche, schwarz umrandete Feuerstellen gähnten mit entgegen. Ich hätte weinen mögen, doch in den kommenden Wochen taten die Gärtner ihr möglichstes, um alles wieder kultivieren: setzten Rasen neu, planzten Blumen nach und so duftete es wieder nach Bäumen, Sträuchen und Blumen
Göttin Bastet sein Dank, lebe ich jetzt in einem anderen Haus und meine Halterin, ich sitze gerade neben ihr und bebachte sie, wie sie meine Geschichte eintippt, hat mir hoch und heilig versichert, dass wir in diesem Jahr, es ist wieder Historienspielzeit, unsere Ruhe haben werden.
So, und jetzt bekomme ich noch ein besonderes Leckerli und erzähle das nächste Mal eine weitere Geschichte: vielleicht vom Tierarzt?
Ich glaube, ich verziehe mich auf den Fensterplatz, da liegen zwei warme, flauschige Decken nur für mich und ich kann die Leute beobachten, die mit zerknautschten Mienen am Haus vorbeigehen; am liebsten würde ich ihnen auf den Kopf spucken, oder, noch besser, pinkeln. Meine Halterin wäre, angesichts eines solchen Ansinnes, oder noch schlimmer, der Tat, hellauf entsetzt, da wäre es vorbei mit "Prinzessin Puppele", also lasse ich es lieber, rolle mich gemütlich zusammen und erzähle eine weitere Geschichte aus meinem Leben.
Wie ihr wißt, wohnte ich ursprünglich ganz woanders, in einer hübschen kleinen Wohung mit Blick auf einen großen grünen Park mit dem sinnigen Namen "Grimmelschanze". Aus Erzählungen von Lizzy und ihrer Mama bekam ich heraus, dass dieser herrliche Park ursprünglich einer Familie namens Grimmel gehört hatte, welche den Park zu Beginn des vorletzten Jahrhunderts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte und schließlich in den Besitz der hiesigen Heimatstadt gelangte. Großzügige Leute, dachte ich so bei mir, aber was war eine Schanze? Das Wort klang altmodisch, irgendwie beschützend, aber gleichzeitig bedrohlich. Ich grübelte und grübelte, aber mir fiel dazu nicht wirklich etwas ein. Nun es kam der Zeitpunkt, da sollte ich es erfahren....
Es war ein sonnig-angenehmer Tag Anfang Juli, ich saß auf meinem Lieblingsplatz auf dem Balkon, da fuhren in den Park etwas merkwürdige Autos und noch merkwürdigere Leute stiegen aus, mit Rauschebärten und langen, ungepflegten Haaren.
Nein, ich meine nicht die Mitarbeiter der hiesigen Stadtgärtnerei mit ihrer orangefarbenen Arbeitskleidung, ihren Rasenmähern und Blumenkisten, nein, die kannte ich genau; das waren ganz andere Menschen und sie machten keinen vertrauenerweckenden Eindruck!
Doch aus meiner sicheren Warte heraus konnte ich sie weiter beobachten. Sie gaben sich unheimlich wichtig, rannten etwas kopflos durcheinander und machten an einem einzigen Tag mehr Lärm als die Gärtner, die sonst den Park pflegten.
Als Lizzy am Abend nach Hause kam und mit mir und meinem Bruder auf dem Balkon saß, machte sie ein langes ärgerliches Gesicht. Später, als sie noch mit ihrer Mama telefonierte, wurde sich richtig ärgerlich. Aber nicht auf mich und meinen Bruder, sondern auf die Leute, die sich im Park so hektisch benahmen. Ich fragte mich, warum sie denn auf diese Menschen so böse war, denn ich fand es mittlerweile witzig, wie sie sich alle Mühe gaben, Zelte aufzubauen und Zäune aufzustellen; sollte da jemand am weglaufen gehindert werden, so wie die Kühe auf der Wiese? Ich kringelte mich innerlich, als ich mir das vorstellte.
Die Tage vergingen und die Menschen, die voller Eifer gearbeitet hatten, erschienen plötzlich in ganz anderer Kleidung: war denn Fasching im Sommer? Nun gut, auch Lizzy zog sich manchmal ungewöhlich an, aber so? Was war da im Gange, zumal Lizzy immer schlechter gelaunt war?
Ich lag am nächsten Tag schläfrig und zufrieden im sonnendurchfluteten Wohnzimmer auf dem Sofa und träumte mich gerade in den wohlverdienten Katzenschlaf hinein, da krachte es fürchterlich. Mein Bruder und ich schoßen hoch, was war das? Ein Gewitter am hellichten Tag? Nein, das konnte nicht sein! Es war auch tatsächlich nicht so, denn diese verkleideten Menschen aus meinem geliebten Park veranstalteten diesen wahrhaften Höllenlärm, so dass mein Bruder und ich ins Bad flüchteten. Da roch es nicht nur gut und war angenehm kühl, sondern man hörte von diesem abscheulichen Lärm so gut wie gar nichts, der bis in späte Nacht hinein dauerte und zwar jeden Tag.
Wie ich aus den Telefonaten von Lizzy erfuhr, war das ein Historienspiel und nannte sich Lagerleben auf der Grimmelschanze, nach einem sehr gut befestigten Teil der Stadtmauer, aber mußte man da so einen unmusikalischen Krach machen?
Unsere Lizzy war nicht mehr nur wütend, sondern buchstäblich geladen, weil diese komischen Menschen ihr Essen am offenen Feuer kochten, ein vernünftiger Menschen benutzt dazu einen modernen Herd, und der widerlich beißende Rauch in die Wohnung zog. Sie telefonierte in dieser Zeit viel mit ihrer Mama und versicherte ihr, in vier Jahren, wenn es das nächste Historienspektakel gab, hier gewiß nicht mehr zu wohnen.
Ihrer Mama gelang es, sie jedesmal zu beruhigen und fragte sie, ich weiß nicht ob es im Scherz gemeint war, ob es regnen solle. Lizzy meinte: ja, am besten die Restwoche. Und tatsächlich: in der Nacht begann es zu regnen, wollte nicht aufhören, schüttete aus Kübeln. Meine Lizzy konnte jetzt die Fenster und die Balkontüre öffnen, feuchte, würzige Luft kam herein, es tat so richtig gut.
Oh, Lizzys Mama kann Regen machen, sie ist eine Hexe, dachte ich erfreut, aber sie konnte nur Wind und Wetter gut beobachten und daraus ihre Schlüsse ziehen, schade eigentlich...
Die Menschen im Park machten weniger glückliche Gesichter, verdrießlich blickten sie zum Himmel, der sich davon aber nicht beeindrucken ließ, sondern weiterhin Wasser schickte. Da war es dann aus mit Lärm, Rauch und Gestank; ich glaube nicht, dass es mir jemand übel nahm, dass ich mich richtig darüber freute, Menschen nennen es Schadenfreude, und ich ein Dankesgebet an die Göttin Bastet schickte.
Am Abend des dritten Tages kam dann die Sonne wieder heraus und ich befürchtete schon, dass das, was ich nicht mochte und fürchtete, wieder eintreten würde. Nichts davon kam: nur in den großen Pfützen vergnügten sich die Kinder.
Wahrscheinlich war das Holz zum anzünden zu naß und die Instrumente eingerostet.
So verging der Rest der Woche, die Menschen zogen sich wieder normal an, manche waren wohl erkältet, denn sie niesten und husteten und begannen, ihre Zelte wieder abzubauen, diesmal im normalen Tonfall und ganz ohne diesen entsetzlichen Gestank.
Als dann alles weg war, sah mein geliebter Park wie ein Schlammfeld aus: der Rasen aufgerissen und jämmerliche, schwarz umrandete Feuerstellen gähnten mit entgegen. Ich hätte weinen mögen, doch in den kommenden Wochen taten die Gärtner ihr möglichstes, um alles wieder kultivieren: setzten Rasen neu, planzten Blumen nach und so duftete es wieder nach Bäumen, Sträuchen und Blumen
Göttin Bastet sein Dank, lebe ich jetzt in einem anderen Haus und meine Halterin, ich sitze gerade neben ihr und bebachte sie, wie sie meine Geschichte eintippt, hat mir hoch und heilig versichert, dass wir in diesem Jahr, es ist wieder Historienspielzeit, unsere Ruhe haben werden.
So, und jetzt bekomme ich noch ein besonderes Leckerli und erzähle das nächste Mal eine weitere Geschichte: vielleicht vom Tierarzt?
Sonntag, 15. Juni 2014
Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 2
Der nächste Morgen begann mit einem Weckerklingeln. Meine neue Halterin, wir nennen sie in Zukunft Lizzy, angelte schlaftrunken nach dem Ausschaltknopf und ich war gespannt, was nun kommen würde, denn eigentlich hatte ich Hunger. Die Minuten vergingen und Lizzy machte keinerlei Anstalten, nun aufzustehen, im Gegenteil, sie drehte sich nochmals um. Mit und vor allem meinem Magen gefiel das überhaupt nicht, so schlich ich zu ihr hin, um schließlich auf das Bett zu hüpfen. Vorsichtig und langsam näherte ich mich ihrem Gesicht, um sie zu beobachten. Da öffnete sie unter unverständlichen Lauten ein Auge und plötzlich war sie hellwach: ein lautes "Ahh", ich erschrak, sprang vom Bett um meinem Bruder unters Sofa zu folgen, wohin er sich verkrochen hatte. Aus dieser sicheren Warte heraus konnten wir nun verfolgen, was sich offensichtlich als Morgenritual entpuppen sollte und mein Bruder und ich noch viele Male unter schadenfrohem Grinsen, ja, wir Katzen können das, erleben durften: es war spannender als jeder Fortsetzungkram im TV.
Der nächste Blick von Lizzy fiel auf den Wecker, worauf ein wütendes "zu spät" folgte. Sie beeilte sich, in die Küche zu kommen, stellte uns frisches Futter und Wasser hin, um selbst dann noch schnell eine Tasse Kaffee zu trinken. Dann wurde in aller Hektik die Handtasche zusammengerafft, der Schlüssel nach einigen Minuten des Suchens gefunden und schließlich fiel die Tür ins Schloß, dann war es still.
Mein Bruder und ich wagten uns aus dem Versteck, ganz vorsichtig, weil wir ja nicht wußten, was da noch kommen würde. Doch die Luft war und blieb rein, wir Beide stürzten und mit Wonne auf unser Futter. Den Rest des Tages verbrachten wir mit dösen, spielen und schlafen.
Als Lizzy am späten Nachmittag von der Arbeit kam, pfefferte sie zunächst Schlüssel und Handtasche in eine Ecke des Sofas. Ob sie die Sachen am nächsten Morgen wieder suchen würde? Ich beschloß, den morgentlichen Weckdienst an Lizzy zu übernehmen, weil mir ihr Aufstehen eigentlich ganz gut gefallen hatte und ich mit mit diesen Momenten den Tag versüßen wollte.
Die Einkaufstasche, die sie mitgebracht hatte, trug sie in Küche und kam dann wieder, um uns auf den Balkon zu lassen. Auf dem Balkon war es herrlich warm und der Wind trug die Gerüche des Parks herüber.
Feine Gerüche drangen auch aus der Küche, denen ich, bei aller Liebe zum Balkon, nachgehen mußte. Also steckte ich meinen Kopf durch die Küchentür: richtig, Lizzy dünstete ein Hühnchen. Mein Bruder und ich bekamen später ein Stück davon ab, es schmeckte lecker, besser als unser Dosenfutter.
Später machten wir uns es auf dem Sofa gemütlich, wobei entweder das TV-Gerät lief oder die Stereoanlage angeschaltet wurde, wobei da eine Art seltsame Musik lief, später erfuhr ich, dass sich das Heavy-Metal nannte, die ich nie sonderlich mochte. Jedenfalls war es mit Lizzy schön, da sie jede Nacht ziemlich lange aufblieb. Steckte in ihr eine Art Katze, weil sie solange nachtaktiv war? Egal, ich würde sie am Morgen schon wecken.
Irgendwie mußte ich das übertrieben haben, denn Lizzy telefonierte einige Wochen später mit ihrer Mama, wobei über einen Menschen "Tierarzt" gesprochen wurde. Dabei wurden ich und mein Bruder wechselweise seltsam angesehen, jedenfalls kam es mir so vor.
Ein paar Tage später kam die Mama von Lizzy und brachte wieder diesen Katzenkorb mit. Mein Bruder und ich wurden im handumdrehen hineingesetzt, so dass wir zunächst gar nicht wußten, wie uns geschah. Dann ging es mit dem Fahrstuhl nach unten, ins Auto und wir fuhren los. Ich genoß die Fahrt, die leider viel zu kurz war. Wir stiegen aus und betraten ein großes eckiges Gebäude, in dem es nach anderen Tieren und irgendwie unangenehm roch. Lizzy meldete uns an der Theke an und während wir in diesem unsäglichen Katzenkorb noch im Wartezimmer Platz nahmen, sprach Lizzys Mama noch mit der Frau an der Theke. Ich spitzte meine Ohren und hörte mit, wie sie über einen Kater Mucki sprachen, der offensichtlich Lizzys Mama gehörte. Ob ich den mal kennenlernen würde?
Schließlich kam Lizzys Mama auch ins Wartezimmer und so warteten wir einige Minuten, bis wir aufgerufen wurden. Wir wurden in eines der beiden Sprechzimmer gebracht und schon kam der Mensch "Tierarzt" herein. "Tierarzt" war eine nette junge Frau mit langen dunklen Haaren und einem freundlichen Gesicht; komisch "Tierarzt" hatte ich mir immer anders vorgestellt. Wir wurden gewogen, nach unserem Geburtstermin gefragt, nach unserem Freßverhalten; all das wurde fein säuberlich in ein Büchlein eingetragen. Dann verließ "Tierarzt" das Sprechzimmer und ich dachte schon bei mir, dass der Besuch bei "Tierarzt" doch ganz entspannt gewesen war; nur irgendwie seltsam, dass der Katzenkorb nicht geschlossen wurde und wir endlich gingen. Nocheinmal wurde die Tür geöffnet und ein pummeliger, großer Mann mit Haaren im Gesicht kam herein. Da wußte ich, dass das dicke Ende nun da war: das war "Tierarzt"! Er redete interessiert mit Lizzy und ihrer Mama, aber nur, um zuerst meinen Bruder zu begutachten. Mein Bruder nahm alles mit einer Art Gleichmut hin, wahrscheinlich ist er Anhänger der Stoa und zuletzt bekam mein Bruder noch ein kleine Spritze, damit er nicht Katzenseuche oder Tollwur bekam. Anschließend trottete mein Bruder in den Katzenkorb und rollte sich ein. Dann wandte sich dieses behaarte Gesicht mit zu: ich überlegte, ob ich nicht meine Zähne einsetzen oder ein Stoßgebet zu Bastet (Hilf mir, Göttin Bastet, ich will auch nie wieder der Weckdienst sein) schicken sollte. Doch da wurde ich schon selbst begutachtet und gespritzt; ich war froh, mich anschließend im Katzenkorb verstecken zu können. Dann ging es im Auto nach Hause und ich war glücklich, wieder in der vertrauten Wohnung zu sein. Dann gab es für meinen Bruder und mich an diesem Tag noch eine leckere Überraschung: Hühnchen, weil wir beim Tierarzt so brav gewesen waren.
Während ich mir eine Riesenportion davon schmecken ließ, überlegte ich mir, dass der Besuch bei "Tierarzt" doch nicht so übel gewesen war, vor allem weil es danach Hühnchen gab.
Das Stoßgebet war nach wenigen Tagen vergessen, der Weckdienst wie immer und auch mit "Tierarzt" gab es noch Erlebnisse, die ich gerne ein andermal erzähle.
Der nächste Blick von Lizzy fiel auf den Wecker, worauf ein wütendes "zu spät" folgte. Sie beeilte sich, in die Küche zu kommen, stellte uns frisches Futter und Wasser hin, um selbst dann noch schnell eine Tasse Kaffee zu trinken. Dann wurde in aller Hektik die Handtasche zusammengerafft, der Schlüssel nach einigen Minuten des Suchens gefunden und schließlich fiel die Tür ins Schloß, dann war es still.
Mein Bruder und ich wagten uns aus dem Versteck, ganz vorsichtig, weil wir ja nicht wußten, was da noch kommen würde. Doch die Luft war und blieb rein, wir Beide stürzten und mit Wonne auf unser Futter. Den Rest des Tages verbrachten wir mit dösen, spielen und schlafen.
Als Lizzy am späten Nachmittag von der Arbeit kam, pfefferte sie zunächst Schlüssel und Handtasche in eine Ecke des Sofas. Ob sie die Sachen am nächsten Morgen wieder suchen würde? Ich beschloß, den morgentlichen Weckdienst an Lizzy zu übernehmen, weil mir ihr Aufstehen eigentlich ganz gut gefallen hatte und ich mit mit diesen Momenten den Tag versüßen wollte.
Die Einkaufstasche, die sie mitgebracht hatte, trug sie in Küche und kam dann wieder, um uns auf den Balkon zu lassen. Auf dem Balkon war es herrlich warm und der Wind trug die Gerüche des Parks herüber.
Feine Gerüche drangen auch aus der Küche, denen ich, bei aller Liebe zum Balkon, nachgehen mußte. Also steckte ich meinen Kopf durch die Küchentür: richtig, Lizzy dünstete ein Hühnchen. Mein Bruder und ich bekamen später ein Stück davon ab, es schmeckte lecker, besser als unser Dosenfutter.
Später machten wir uns es auf dem Sofa gemütlich, wobei entweder das TV-Gerät lief oder die Stereoanlage angeschaltet wurde, wobei da eine Art seltsame Musik lief, später erfuhr ich, dass sich das Heavy-Metal nannte, die ich nie sonderlich mochte. Jedenfalls war es mit Lizzy schön, da sie jede Nacht ziemlich lange aufblieb. Steckte in ihr eine Art Katze, weil sie solange nachtaktiv war? Egal, ich würde sie am Morgen schon wecken.
Irgendwie mußte ich das übertrieben haben, denn Lizzy telefonierte einige Wochen später mit ihrer Mama, wobei über einen Menschen "Tierarzt" gesprochen wurde. Dabei wurden ich und mein Bruder wechselweise seltsam angesehen, jedenfalls kam es mir so vor.
Ein paar Tage später kam die Mama von Lizzy und brachte wieder diesen Katzenkorb mit. Mein Bruder und ich wurden im handumdrehen hineingesetzt, so dass wir zunächst gar nicht wußten, wie uns geschah. Dann ging es mit dem Fahrstuhl nach unten, ins Auto und wir fuhren los. Ich genoß die Fahrt, die leider viel zu kurz war. Wir stiegen aus und betraten ein großes eckiges Gebäude, in dem es nach anderen Tieren und irgendwie unangenehm roch. Lizzy meldete uns an der Theke an und während wir in diesem unsäglichen Katzenkorb noch im Wartezimmer Platz nahmen, sprach Lizzys Mama noch mit der Frau an der Theke. Ich spitzte meine Ohren und hörte mit, wie sie über einen Kater Mucki sprachen, der offensichtlich Lizzys Mama gehörte. Ob ich den mal kennenlernen würde?
Schließlich kam Lizzys Mama auch ins Wartezimmer und so warteten wir einige Minuten, bis wir aufgerufen wurden. Wir wurden in eines der beiden Sprechzimmer gebracht und schon kam der Mensch "Tierarzt" herein. "Tierarzt" war eine nette junge Frau mit langen dunklen Haaren und einem freundlichen Gesicht; komisch "Tierarzt" hatte ich mir immer anders vorgestellt. Wir wurden gewogen, nach unserem Geburtstermin gefragt, nach unserem Freßverhalten; all das wurde fein säuberlich in ein Büchlein eingetragen. Dann verließ "Tierarzt" das Sprechzimmer und ich dachte schon bei mir, dass der Besuch bei "Tierarzt" doch ganz entspannt gewesen war; nur irgendwie seltsam, dass der Katzenkorb nicht geschlossen wurde und wir endlich gingen. Nocheinmal wurde die Tür geöffnet und ein pummeliger, großer Mann mit Haaren im Gesicht kam herein. Da wußte ich, dass das dicke Ende nun da war: das war "Tierarzt"! Er redete interessiert mit Lizzy und ihrer Mama, aber nur, um zuerst meinen Bruder zu begutachten. Mein Bruder nahm alles mit einer Art Gleichmut hin, wahrscheinlich ist er Anhänger der Stoa und zuletzt bekam mein Bruder noch ein kleine Spritze, damit er nicht Katzenseuche oder Tollwur bekam. Anschließend trottete mein Bruder in den Katzenkorb und rollte sich ein. Dann wandte sich dieses behaarte Gesicht mit zu: ich überlegte, ob ich nicht meine Zähne einsetzen oder ein Stoßgebet zu Bastet (Hilf mir, Göttin Bastet, ich will auch nie wieder der Weckdienst sein) schicken sollte. Doch da wurde ich schon selbst begutachtet und gespritzt; ich war froh, mich anschließend im Katzenkorb verstecken zu können. Dann ging es im Auto nach Hause und ich war glücklich, wieder in der vertrauten Wohnung zu sein. Dann gab es für meinen Bruder und mich an diesem Tag noch eine leckere Überraschung: Hühnchen, weil wir beim Tierarzt so brav gewesen waren.
Während ich mir eine Riesenportion davon schmecken ließ, überlegte ich mir, dass der Besuch bei "Tierarzt" doch nicht so übel gewesen war, vor allem weil es danach Hühnchen gab.
Das Stoßgebet war nach wenigen Tagen vergessen, der Weckdienst wie immer und auch mit "Tierarzt" gab es noch Erlebnisse, die ich gerne ein andermal erzähle.
Samstag, 14. Juni 2014
Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 1
Einige Wochen nach meiner Geburt, ich lag mit meinen Geschwistern immer am liebsten bei unserer Mama Schnuppi, taten sich seltsame Dinge im Haus. Dieser komische Kasten, die Menschen nennen es Telefon und sprechen hinein, hihi, am Anfang dachte ich, Menschen sprechen damit, klingelte oft und ich hörte immer wieder die Worte:"Jawohl, kommen sie doch einfach vorbei."
Dann kamen fremde Menschen ins Haus, sahen mich und meine Geschwister an, sprachen mit Mamas Halterin und schließlich war mein ältester Bruder, eine Tigerkatze mit Buschelschwanz, und im übrigen sehr verfressen, weg. Das machte mir aber nichts aus, denn da blieb mehr Futter für mich übrig.
In den nächsten Tagen wurden meine beiden Schwestern abgeholt und mir wurde, obwohl er Futternapf nun so richtig voll war, ein bischen mulmig zumute; aber da war ja noch mein dunkelschokofarbener Bruder und meine Mama Schnuppi, so konnte wohl nichts passieren, dachte ich, bis zwei Frauen zu uns kamen. Sie waren freundlich und stellten den offenen Katzenkorb, diese Transportbox mit dem Gitter davor, dass uns Katzen nichts passiert, auf den Boden. Ich kannte diesen Katzenkorb schon, denn in diesen Dingern waren meine Geschwister verschwunden; ob ich nun zu ihnen kommen würde? Ich wurde neugierig und machte es mir im Korb bequem, da kamen auch mein Bruder und meine Mama. Die beiden Frauen und die Halterin meiner Mama unterhielten sich, dann griff eine Hand in den Korb, holte meine Mama heraus und dann wurde der Korb mit dem Gitter verschlossen. Dann ging es hinaus ins Freie, es war sonnig und herrlich warm, und die beiden Frauen stiegen mit uns in ein Auto, dieses gefährliche fahrende Etwas; es ging los. Die junge Frau hielt den Korb mit uns beiden auf dem Schoß und sah immer wieder zu uns herein, lächelte und schien sich über uns zu freuen. Die Fahrt mit dem Auto gefiel mit ausnehmend gut: innen surrte es nur, während es von außen immer einen, für Katzenohren beinahe schon höllischen, Lärm gemacht hatte.
Schließlich stoppte das Auto und wir stiegen vor einem sehr großen Haus mit vielen Fenster aus. Die junge Frau schloß die Haustür auf, machte die Tür zu einem einzigen Raum auf, drückte einen Knopf und der Raum setzte sich in Bewegung. Heute weiß ich natürlich, dass dieser Raum Fahrstuhl heißt und ich bin noch öfters damit gefahren, wenn mich meine junge Halterin mit in die Waschküche genommen hat. Ich mochte diese Waschküche sehr gerne, denn dort waren viele verschiedene Gerüche: vom duftenden Weichspüler bis hin zur müffeligen, ungewaschenen Wäsche. Das größte aber für mich war von Anfang an die Waschmaschine. Dieser große blecherne Kasten, den man mit müffeliger Wäsche fütterte, schloß, duftende Mittel hineingab und dann in Bewegung setzte. Es war für mich lustig, zu beobachten, wie das zuerst Wasser in diesen Kasten lief, sich die Trommel drehte, sich Schaum bildete und mal das eine, dann das andere Wäschestück durch das vordere Fenster schauen durfte oder schaute es gar mich an?
Aber ich bin jetzt ein bischen abgeschweift.
Der Fahrstuhl stoppte nun und wir standen in einem hell erleuchteten kahlen Hausgang. Die junge Frau suchte zunächst etwas hektisch nach dem passsenden Schlüssel zu Wohnungstür, einen Vorgang, den ich in Zukunft noch öfters erleben sollte. Allerdings rumorte sie dann vor der Tür, während ich mich in der Wohnung köstlich darüber amüsierte.
Schließlich öffnete die junge Frau die Tür, wir gingen durch einen kleinen Flur, ich registrierte dabei einen Schrank aus den Augenwinkeln, das würde ich mir für später merken und betraten einen hellen großen Raum, der sich in der Menschensprache Wohn-Schlaf-Bereich nennt. Die anschließende Tür zur Küche stand offen: gut, auch das würde ich mir merken. Der Korb wurde nun auf den Boden gestellt und das Gitter geöffnet, so dass mein Bruder und ich hinaus konnten. Da ich von Natur aus mutig-neugierig bin, wagte ich die ersten Schritte und mein Bruder kam etwas zögerlich hinterher. Die beiden Frauen nahmen uns auf den Arm, die Jüngere meinen Bruder, die Ältere mich, streichelten uns und trugen uns in die Küche. Dort waren Futter und Katzentoilette für uns schon vorbereitet: herrlich, jeder bekam seine eigenen Näpfe für sich und wir mußten uns nicht mehr streiten, vorerst.
Ich ging dann zurück ins Wohnzimmer, denn da gab es nicht nur eine lange Fensterbank, sondern auch den Zugang zum Balkon, von dem man in einen großen Park schauen konnte: viele Blumen, Bäume, Wiese - ein feiner Ausblick.
Die ältere Frau verließ dann später die Wohnung, sie ist die Mama der jüngeren Frau und wir waren mit unserer neuen Halterin allein. Sie spielte noch ausgiebig mit uns und so wurde ich schließlich müde. Als Schlafplatz suchte ich mir den schwarzen Morgenmantel aus, den meine Halterin auf dem Sofa liegengelassen hatte. Ich kuschelte mich ein, ein bischen erinnerte er mich auch an meine Mama, und träumte dem nächsten Tag entgegen.
Dann kamen fremde Menschen ins Haus, sahen mich und meine Geschwister an, sprachen mit Mamas Halterin und schließlich war mein ältester Bruder, eine Tigerkatze mit Buschelschwanz, und im übrigen sehr verfressen, weg. Das machte mir aber nichts aus, denn da blieb mehr Futter für mich übrig.
In den nächsten Tagen wurden meine beiden Schwestern abgeholt und mir wurde, obwohl er Futternapf nun so richtig voll war, ein bischen mulmig zumute; aber da war ja noch mein dunkelschokofarbener Bruder und meine Mama Schnuppi, so konnte wohl nichts passieren, dachte ich, bis zwei Frauen zu uns kamen. Sie waren freundlich und stellten den offenen Katzenkorb, diese Transportbox mit dem Gitter davor, dass uns Katzen nichts passiert, auf den Boden. Ich kannte diesen Katzenkorb schon, denn in diesen Dingern waren meine Geschwister verschwunden; ob ich nun zu ihnen kommen würde? Ich wurde neugierig und machte es mir im Korb bequem, da kamen auch mein Bruder und meine Mama. Die beiden Frauen und die Halterin meiner Mama unterhielten sich, dann griff eine Hand in den Korb, holte meine Mama heraus und dann wurde der Korb mit dem Gitter verschlossen. Dann ging es hinaus ins Freie, es war sonnig und herrlich warm, und die beiden Frauen stiegen mit uns in ein Auto, dieses gefährliche fahrende Etwas; es ging los. Die junge Frau hielt den Korb mit uns beiden auf dem Schoß und sah immer wieder zu uns herein, lächelte und schien sich über uns zu freuen. Die Fahrt mit dem Auto gefiel mit ausnehmend gut: innen surrte es nur, während es von außen immer einen, für Katzenohren beinahe schon höllischen, Lärm gemacht hatte.
Schließlich stoppte das Auto und wir stiegen vor einem sehr großen Haus mit vielen Fenster aus. Die junge Frau schloß die Haustür auf, machte die Tür zu einem einzigen Raum auf, drückte einen Knopf und der Raum setzte sich in Bewegung. Heute weiß ich natürlich, dass dieser Raum Fahrstuhl heißt und ich bin noch öfters damit gefahren, wenn mich meine junge Halterin mit in die Waschküche genommen hat. Ich mochte diese Waschküche sehr gerne, denn dort waren viele verschiedene Gerüche: vom duftenden Weichspüler bis hin zur müffeligen, ungewaschenen Wäsche. Das größte aber für mich war von Anfang an die Waschmaschine. Dieser große blecherne Kasten, den man mit müffeliger Wäsche fütterte, schloß, duftende Mittel hineingab und dann in Bewegung setzte. Es war für mich lustig, zu beobachten, wie das zuerst Wasser in diesen Kasten lief, sich die Trommel drehte, sich Schaum bildete und mal das eine, dann das andere Wäschestück durch das vordere Fenster schauen durfte oder schaute es gar mich an?
Aber ich bin jetzt ein bischen abgeschweift.
Der Fahrstuhl stoppte nun und wir standen in einem hell erleuchteten kahlen Hausgang. Die junge Frau suchte zunächst etwas hektisch nach dem passsenden Schlüssel zu Wohnungstür, einen Vorgang, den ich in Zukunft noch öfters erleben sollte. Allerdings rumorte sie dann vor der Tür, während ich mich in der Wohnung köstlich darüber amüsierte.
Schließlich öffnete die junge Frau die Tür, wir gingen durch einen kleinen Flur, ich registrierte dabei einen Schrank aus den Augenwinkeln, das würde ich mir für später merken und betraten einen hellen großen Raum, der sich in der Menschensprache Wohn-Schlaf-Bereich nennt. Die anschließende Tür zur Küche stand offen: gut, auch das würde ich mir merken. Der Korb wurde nun auf den Boden gestellt und das Gitter geöffnet, so dass mein Bruder und ich hinaus konnten. Da ich von Natur aus mutig-neugierig bin, wagte ich die ersten Schritte und mein Bruder kam etwas zögerlich hinterher. Die beiden Frauen nahmen uns auf den Arm, die Jüngere meinen Bruder, die Ältere mich, streichelten uns und trugen uns in die Küche. Dort waren Futter und Katzentoilette für uns schon vorbereitet: herrlich, jeder bekam seine eigenen Näpfe für sich und wir mußten uns nicht mehr streiten, vorerst.
Ich ging dann zurück ins Wohnzimmer, denn da gab es nicht nur eine lange Fensterbank, sondern auch den Zugang zum Balkon, von dem man in einen großen Park schauen konnte: viele Blumen, Bäume, Wiese - ein feiner Ausblick.
Die ältere Frau verließ dann später die Wohnung, sie ist die Mama der jüngeren Frau und wir waren mit unserer neuen Halterin allein. Sie spielte noch ausgiebig mit uns und so wurde ich schließlich müde. Als Schlafplatz suchte ich mir den schwarzen Morgenmantel aus, den meine Halterin auf dem Sofa liegengelassen hatte. Ich kuschelte mich ein, ein bischen erinnerte er mich auch an meine Mama, und träumte dem nächsten Tag entgegen.
Sonntag, 8. Juni 2014
Wie süß kann Rache sein? Eine fast alltägliche Geschichte...
Gerade eben hatte sie aufgelegt und starrte mit einer Mischung aus Zorn und Enttäuschung das Telefon an. So einer war er also! Er suchte das Vergnügen, die Abwechslung, ohne im geringensten daran zu denken, dass er weh tun könnte. Er wußte offensichtlich, dass er sich, trotz seines Alters auf sein männliches Aussehen verlassen konnte, dazu eine gelungene Mischung aus Höflichkeit und betörendem Charme. Kein Wunder, dass er im Grunde jede Frau erobern konnte und auch sie war letztlich auf ihn hereingefallen.
Eines wußte sie: ihm wütend gegenüber zu treten, ein Szene zu machen, das wäre sinnlos. Das glitt an ihm wie Wasser an einer Ölhaut ab, das würde überhaupt nichts nützen. Er kam ihr vor wie der regelmäßige Gast einer Konditorei, der jeden neuen Kuchen, jede neue Torte probierte, aber nicht, um sich einmal für einen Lieblingskuchen, oder auch mehrere zu entscheiden, sondern um immer einen neuen Gaumenkitzel zu erleben. Sie kicherte bei der Vorstellung, so ein Tortenstück zu sein....da kam ihr eine Gedanke, oder sollte man besser sagen, eine Erkenntnis? Wer immer nach der Suche nach Neuem war, mußte doch innerlich leer oder ein völlig gleichgültiger, gefühlloser Mensch sein. Aus beruflicher Erfahrung wußte sie, dass es etwas bei jedem Menschen gab, woran er hing, was sozusagen seine Achillesferse war. Und die gab es bei diesem Mann auch.
Plötzlich war ihr Kopf völlig frei, sie konnte sich konzentrieren. Er suchte das Neue bei jeder Frau, die Komplimente, die Umarmung und mehr. Wenn da noch ein paar Hindernisse waren, indem sie sich ein bischen entzog, dann strengte er sich an, die Frau zu erobern. Aber das hatte nichts vom ritterlichen Eroberer, sondern eine gewisse Brutalität an sich. Doch das war nicht wichtig, sondern die Tatsache, dass er eine Frau unbedingt erobern wollte.
Da fiel ihr Blick auf ihren Rechner und es kam ihr eine Idee...
Ein paar Wochen später stand ein neuer Eintrag im Gästebuch seiner Website. Freundlich und irgendwie ein bischen naiv in seiner unverhohlenen Bewunderung, dabei war Aufmachung und Inhalt der Site von der sehr mittelmäßigen Sorte. Für den Eintrag hatte sie einen Allerweltsnamen gewählt, der sich so langweilig las, wie sie es beabsichtigt hatte. Wenige Tage später erhielt sie eine Mail, in der er sich auf seine schleimig-charmante Art bedankte, aber das kannte sie schon. Sie dachte bei sich, dass ihm wohl auch nichts Neues einfiel, aber diese Masche hatte immer funktioniert. Im nun folgenden Briefwechsel, der sich entspann, entzog sie sich ihm immer wieder, indem sie einfach tagelang nicht antwortete. Als er ein Bild von ihr wollte, erklärte sie ihm, dass sie zu dumm sei, ein Bild hochzuladen. Nach seiner ausführlichen Beschreibung, wie das zu machen sei, beschrieb sie sich als unattraktiv und so ein Aussehen wollte sie ihm nicht zumuten.
Natürlich wollte er, als der Briefwechsel nicht mehr genügte, ihre Telefonnummer haben. Sie erfand daraufhin einen Freund, der offensichtlich nur darauf aus war, sie zu kontrollieren und dem auch schon mal die Hand auszurutschen schien. Sie jammerte ihm vor, dass sie in ihrem Leben bis jetzt nichts als Enttäuschung erlebt hätte. Vom Mädchen, das auf ihre Geschwister aufpassen mußte, ihren Berufswunsch nicht verwirklichen durfe, sondern etwas praktisches lernen mußte. Ihrem jetzigen Freund, der zwar häßlich zu ihr war, aber wen hatte sie denn sonst?
Als sie diese Zeilen tippte, wunderte sie sich über die Phantasie, die sie entwickelte, aber noch mehr darüber, wie er sich von so einer Schmonzette beeindrucken ließ. Ja, da wollte er wohl der Retter einer unterdrückten, unverstanden, einsamen Frau sein und das gab ihm bestimmt ein gutes Gefühl!
Mit der Zeit war in seinen Briefen echtes Mitgefühl zu spüren. Jetzt hatte sie ihn auf der richtigen Schiene!
Nun gab sie die Frau, die ihre Weiblichkeit gerne leben wollte, sich nach Zärtlichkeit und Liebe sehnte. Prompt antwortete er ihr, dass er ihr das gerne geben wolle. Daraufhin verfiel sie in die religiöse Masche. Dass so etwas Sünde sei und sie schon ein schrecklich schlechtes Gewissen habe, weil sie unverheiratet mit ihrem Freund zusammenlebe. Er beruhigte sie damit, dass Gott die Liebe zwischen den Menschen gewollte hätte und sie sich nicht quälen sollten.
Nun hielt sie die Zeit für gekommen, ihm zu gestehen, dass sie sich in ihn verliebt habe, ihn den mitfühlenden Menschen, und dass sie sich von ihm gerne in den Arm nehmen lassen wolle. Er schrieb ihr daraufhin mit warmen, liebevollen Worten, dass er gerne mit ihr ins Bett gehen wolle.
Sie antwortete ihm nicht mehr, ließ alles ins Leere laufen und die Mails, die von ihm kamen, berührten sie nicht. Mochte er mal am eigenen Leib erfahren wie weh das tat, wie das in der Seele wühlte, wenn man stehengelassen wurde!
Etwa ein halbes Jahr später spazierte sie durch den frühlingshaften Stadtpark. Viele Menschen waren unterwegs: Familien mit Kinder, die auf dem Spielplatz tobten, ältere Leute saßen auf den Parkbänken und ganz mutige junge Leute lagen auf dem Rasen, um die Sonne zu genießen. Und ein paar Bänke waren von den klassischen Pennern mit Hund besetzt. Sie unterhielten sich, während die Hunde balgten. Diese Menschen waren harmlos, friedlich und ihr Leben verlief eben in diesen Bahnen. Sie war beinahe an ihnen vorbei gelaufen, da rief sie ein Mann, der wohl nicht richtig dazugehörte, mit Vornamen an. Sie schaute genauer hin. Ja, er war es, der Mann der sie gedemütigt hatte und an dem sie sich gerächt hatte. Sie fragte ihn was er wolle und vor allem, was hier, bei den Menschen am Rande der Gesellschaft zu suchen hätte. Er schaute sie: ja, mit ihm wolle niemand mehr etwas zu tun haben, seitdem er trinken würde, die Familie nicht und die Freunde sowieso nicht: da könne man mal sehen, dass alle Freunde tot seien, wenn man in Not geriete. Sie antwortete, dass er eben die Trinkerei sein lassen müsse, es gäbe genügend Anlaufstellen, wenn man nur den Willen dazu hätte. Resigniert blickte er zu Boden und sagte, dass auch die ihm nicht helfen könnte, dazu wäre nur ein einziger Mensch in der Lage. Ja, dann müsse er eben zu diesem Menschen gehen, antwortete sie, das wäre doch keine große Kunst. Er schluckte, um die Tränen zu unterdrücken: den Menschen könne er nicht erreichen. Es sei eine Frau, mit der er nicht nur geschrieben habe, sondern deren Schicksal ihn berührt und er sich in sie verliebt habe. Sie antwortete ihm höhnisch, dass er das schon vielen Frauen, sie selbst eingeschlossen, gesagt habe und dann stehengelassen habe. Nein, diesmal sei das anders gewesen, er habe wirkliche, echte Gefühle gehabt und er gäbe viel dafür, von dieser Frau nur ein Wort zu hören. Mit der Bedächtigkeit, mit der man einen vergifteten Pfeil auflegt, sagte sie zu ihm, sie könne ihm zum Kontakt mit dieser Frau verhelfen. Er sah sie an und ein Leuchten ging über sein Gesicht. Hämisch grinste sie ihn an und begann, Passagen aus den Mails zu zitieren. Seine Augen wurden immer größer, Entsetzten malte sich auf sein Gesicht, sie spürte, wie seine Seele zerbrach. Ein Schrei blieb ihm im Hals stecken, er konnte nicht einmal mehr schreien, und er sackte in sich zusammen und wurde immer kleiner. Nur noch ersticktes Schluchzen war leise zu hören. Doch niemand außer ihr nahm davon Notiz.
Sie drehte sich weg und nahm ihren Spaziergang wieder auf - wie süß konnte Rache sein?
Eines wußte sie: ihm wütend gegenüber zu treten, ein Szene zu machen, das wäre sinnlos. Das glitt an ihm wie Wasser an einer Ölhaut ab, das würde überhaupt nichts nützen. Er kam ihr vor wie der regelmäßige Gast einer Konditorei, der jeden neuen Kuchen, jede neue Torte probierte, aber nicht, um sich einmal für einen Lieblingskuchen, oder auch mehrere zu entscheiden, sondern um immer einen neuen Gaumenkitzel zu erleben. Sie kicherte bei der Vorstellung, so ein Tortenstück zu sein....da kam ihr eine Gedanke, oder sollte man besser sagen, eine Erkenntnis? Wer immer nach der Suche nach Neuem war, mußte doch innerlich leer oder ein völlig gleichgültiger, gefühlloser Mensch sein. Aus beruflicher Erfahrung wußte sie, dass es etwas bei jedem Menschen gab, woran er hing, was sozusagen seine Achillesferse war. Und die gab es bei diesem Mann auch.
Plötzlich war ihr Kopf völlig frei, sie konnte sich konzentrieren. Er suchte das Neue bei jeder Frau, die Komplimente, die Umarmung und mehr. Wenn da noch ein paar Hindernisse waren, indem sie sich ein bischen entzog, dann strengte er sich an, die Frau zu erobern. Aber das hatte nichts vom ritterlichen Eroberer, sondern eine gewisse Brutalität an sich. Doch das war nicht wichtig, sondern die Tatsache, dass er eine Frau unbedingt erobern wollte.
Da fiel ihr Blick auf ihren Rechner und es kam ihr eine Idee...
Ein paar Wochen später stand ein neuer Eintrag im Gästebuch seiner Website. Freundlich und irgendwie ein bischen naiv in seiner unverhohlenen Bewunderung, dabei war Aufmachung und Inhalt der Site von der sehr mittelmäßigen Sorte. Für den Eintrag hatte sie einen Allerweltsnamen gewählt, der sich so langweilig las, wie sie es beabsichtigt hatte. Wenige Tage später erhielt sie eine Mail, in der er sich auf seine schleimig-charmante Art bedankte, aber das kannte sie schon. Sie dachte bei sich, dass ihm wohl auch nichts Neues einfiel, aber diese Masche hatte immer funktioniert. Im nun folgenden Briefwechsel, der sich entspann, entzog sie sich ihm immer wieder, indem sie einfach tagelang nicht antwortete. Als er ein Bild von ihr wollte, erklärte sie ihm, dass sie zu dumm sei, ein Bild hochzuladen. Nach seiner ausführlichen Beschreibung, wie das zu machen sei, beschrieb sie sich als unattraktiv und so ein Aussehen wollte sie ihm nicht zumuten.
Natürlich wollte er, als der Briefwechsel nicht mehr genügte, ihre Telefonnummer haben. Sie erfand daraufhin einen Freund, der offensichtlich nur darauf aus war, sie zu kontrollieren und dem auch schon mal die Hand auszurutschen schien. Sie jammerte ihm vor, dass sie in ihrem Leben bis jetzt nichts als Enttäuschung erlebt hätte. Vom Mädchen, das auf ihre Geschwister aufpassen mußte, ihren Berufswunsch nicht verwirklichen durfe, sondern etwas praktisches lernen mußte. Ihrem jetzigen Freund, der zwar häßlich zu ihr war, aber wen hatte sie denn sonst?
Als sie diese Zeilen tippte, wunderte sie sich über die Phantasie, die sie entwickelte, aber noch mehr darüber, wie er sich von so einer Schmonzette beeindrucken ließ. Ja, da wollte er wohl der Retter einer unterdrückten, unverstanden, einsamen Frau sein und das gab ihm bestimmt ein gutes Gefühl!
Mit der Zeit war in seinen Briefen echtes Mitgefühl zu spüren. Jetzt hatte sie ihn auf der richtigen Schiene!
Nun gab sie die Frau, die ihre Weiblichkeit gerne leben wollte, sich nach Zärtlichkeit und Liebe sehnte. Prompt antwortete er ihr, dass er ihr das gerne geben wolle. Daraufhin verfiel sie in die religiöse Masche. Dass so etwas Sünde sei und sie schon ein schrecklich schlechtes Gewissen habe, weil sie unverheiratet mit ihrem Freund zusammenlebe. Er beruhigte sie damit, dass Gott die Liebe zwischen den Menschen gewollte hätte und sie sich nicht quälen sollten.
Nun hielt sie die Zeit für gekommen, ihm zu gestehen, dass sie sich in ihn verliebt habe, ihn den mitfühlenden Menschen, und dass sie sich von ihm gerne in den Arm nehmen lassen wolle. Er schrieb ihr daraufhin mit warmen, liebevollen Worten, dass er gerne mit ihr ins Bett gehen wolle.
Sie antwortete ihm nicht mehr, ließ alles ins Leere laufen und die Mails, die von ihm kamen, berührten sie nicht. Mochte er mal am eigenen Leib erfahren wie weh das tat, wie das in der Seele wühlte, wenn man stehengelassen wurde!
Etwa ein halbes Jahr später spazierte sie durch den frühlingshaften Stadtpark. Viele Menschen waren unterwegs: Familien mit Kinder, die auf dem Spielplatz tobten, ältere Leute saßen auf den Parkbänken und ganz mutige junge Leute lagen auf dem Rasen, um die Sonne zu genießen. Und ein paar Bänke waren von den klassischen Pennern mit Hund besetzt. Sie unterhielten sich, während die Hunde balgten. Diese Menschen waren harmlos, friedlich und ihr Leben verlief eben in diesen Bahnen. Sie war beinahe an ihnen vorbei gelaufen, da rief sie ein Mann, der wohl nicht richtig dazugehörte, mit Vornamen an. Sie schaute genauer hin. Ja, er war es, der Mann der sie gedemütigt hatte und an dem sie sich gerächt hatte. Sie fragte ihn was er wolle und vor allem, was hier, bei den Menschen am Rande der Gesellschaft zu suchen hätte. Er schaute sie: ja, mit ihm wolle niemand mehr etwas zu tun haben, seitdem er trinken würde, die Familie nicht und die Freunde sowieso nicht: da könne man mal sehen, dass alle Freunde tot seien, wenn man in Not geriete. Sie antwortete, dass er eben die Trinkerei sein lassen müsse, es gäbe genügend Anlaufstellen, wenn man nur den Willen dazu hätte. Resigniert blickte er zu Boden und sagte, dass auch die ihm nicht helfen könnte, dazu wäre nur ein einziger Mensch in der Lage. Ja, dann müsse er eben zu diesem Menschen gehen, antwortete sie, das wäre doch keine große Kunst. Er schluckte, um die Tränen zu unterdrücken: den Menschen könne er nicht erreichen. Es sei eine Frau, mit der er nicht nur geschrieben habe, sondern deren Schicksal ihn berührt und er sich in sie verliebt habe. Sie antwortete ihm höhnisch, dass er das schon vielen Frauen, sie selbst eingeschlossen, gesagt habe und dann stehengelassen habe. Nein, diesmal sei das anders gewesen, er habe wirkliche, echte Gefühle gehabt und er gäbe viel dafür, von dieser Frau nur ein Wort zu hören. Mit der Bedächtigkeit, mit der man einen vergifteten Pfeil auflegt, sagte sie zu ihm, sie könne ihm zum Kontakt mit dieser Frau verhelfen. Er sah sie an und ein Leuchten ging über sein Gesicht. Hämisch grinste sie ihn an und begann, Passagen aus den Mails zu zitieren. Seine Augen wurden immer größer, Entsetzten malte sich auf sein Gesicht, sie spürte, wie seine Seele zerbrach. Ein Schrei blieb ihm im Hals stecken, er konnte nicht einmal mehr schreien, und er sackte in sich zusammen und wurde immer kleiner. Nur noch ersticktes Schluchzen war leise zu hören. Doch niemand außer ihr nahm davon Notiz.
Sie drehte sich weg und nahm ihren Spaziergang wieder auf - wie süß konnte Rache sein?
Freitag, 6. Juni 2014
Eine kleine Katze namens Reza
Miau, gestatten, dass ich mich vorstelle? Mein Name ist Reza, ein Kürzel für Scheherazade, denn meine Halterin, Lesekatze, findet, dass ich mit meinen schwarz umrandeten Augen, es sieht wirklich aus wie mit einem Kajalstift nachgezogen, wie eine Orientalin aussehe. Meine Halterin hat gelegentlich eine blühende Phantasie und ihre Vorliebe für alles orientalische ist unübersehbar.
Dabei bin ich, mit weiteren vier Geschwistern, vor beinahe vier Jahren im schönen Wonnemonat Mai, in einem kleinen Einfamilienhaus im Osten meiner Heimatstadt geboren. Meine Mama war eine kleine schwarze Perserkatze mit Namen Schnuppi und sie war, oder ist, wohl eine attraktive Katze, denn meine Geschwister waren getigert und schwarz, nur ich bin hauptsächlich weiß mit Tigermuster und einem eleganten buschigen Schwanz.
Im Wurf war ich die Kleinste, Menschen kennen dafür das häßlich und beleidigende Wort "Kümmerling", aber ich konnte mich, im wahrsten Sinne des Wortes durchbeißen. Denn immer, wenn meine Geschwister bei meiner Mama trinken wollten und sich alle fett und breit hinlümmelten, habe ich einfach mit meinen kleinen nadelspitzen Zähnen zugebissen und schon hatte ich Platz, so einfach war das. Selbst wenn mir heute etwas nicht so richtig gefällt, oder ich glaube, recht haben zu müssen, dann setzte ich die kleinen Zähne ein und schon habe ich, was ich möchte.
Unter uns gesagt: diese kleinen Beißattaken setze ich nur selten ein, sondern ich verlasse mich da noch lieber auf mein Aussehen.
Von der Rasse her bin ich nämlich ein Main-Coone-Mischling, will heißen, ich sehe so aus wie eine Main-Coone, bin aber eher klein. Und wenn ich dann noch einen bestimmten Blick aus meinen grünen Augen aufsetze, und statt zu miauen nur "brrr,brrr" mache, am besten im kläglichen Tonfall, dann habe ich im Handumdrehen alle um den Finger, pardon, um die Pfote gewickelt; gewußt wie.
Eigentlich möchte ich noch weiter von mir erzählen, vor allem was ich in den beinahe vier Jahren meines Lebens erlebt habe, aber ich höre soeben meinen "Futterknecht", oh, wenn meine Halterin wüßte, wie ich sie gelegentlich in meinen Gedanken bezeichne, "Stickis", das sind extra Katzenleckerli für mich, rufen und da muß ich unbedingt kommen.
Bis zum nächsten Mal, eure Reza
Dabei bin ich, mit weiteren vier Geschwistern, vor beinahe vier Jahren im schönen Wonnemonat Mai, in einem kleinen Einfamilienhaus im Osten meiner Heimatstadt geboren. Meine Mama war eine kleine schwarze Perserkatze mit Namen Schnuppi und sie war, oder ist, wohl eine attraktive Katze, denn meine Geschwister waren getigert und schwarz, nur ich bin hauptsächlich weiß mit Tigermuster und einem eleganten buschigen Schwanz.
Im Wurf war ich die Kleinste, Menschen kennen dafür das häßlich und beleidigende Wort "Kümmerling", aber ich konnte mich, im wahrsten Sinne des Wortes durchbeißen. Denn immer, wenn meine Geschwister bei meiner Mama trinken wollten und sich alle fett und breit hinlümmelten, habe ich einfach mit meinen kleinen nadelspitzen Zähnen zugebissen und schon hatte ich Platz, so einfach war das. Selbst wenn mir heute etwas nicht so richtig gefällt, oder ich glaube, recht haben zu müssen, dann setzte ich die kleinen Zähne ein und schon habe ich, was ich möchte.
Unter uns gesagt: diese kleinen Beißattaken setze ich nur selten ein, sondern ich verlasse mich da noch lieber auf mein Aussehen.
Von der Rasse her bin ich nämlich ein Main-Coone-Mischling, will heißen, ich sehe so aus wie eine Main-Coone, bin aber eher klein. Und wenn ich dann noch einen bestimmten Blick aus meinen grünen Augen aufsetze, und statt zu miauen nur "brrr,brrr" mache, am besten im kläglichen Tonfall, dann habe ich im Handumdrehen alle um den Finger, pardon, um die Pfote gewickelt; gewußt wie.
Eigentlich möchte ich noch weiter von mir erzählen, vor allem was ich in den beinahe vier Jahren meines Lebens erlebt habe, aber ich höre soeben meinen "Futterknecht", oh, wenn meine Halterin wüßte, wie ich sie gelegentlich in meinen Gedanken bezeichne, "Stickis", das sind extra Katzenleckerli für mich, rufen und da muß ich unbedingt kommen.
Bis zum nächsten Mal, eure Reza
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