Dienstag, 5. April 2016

Mein Lesetagebuch - Teil 6

Nun ist es erfreulich, wenn ein Mensch lernt, seine Fähigkeiten zu nutzen und einzubringen. Menschen, die in dieser Zeit mit ihm zu tun hatten, schildern ihn als charmant, offen, freundlich und hilfsbereit. Seine Fähigkeit und sein abgeschlossenes Psychologiestudium halfen ihm, in der Telefonseelsorge eines Krankenhauses zu arbeiten, er mußte Geld für sein weiteres Studium verdienen, und er gehörte dort zu den Besten. Sein Studium führte er mit Erfolg fort, seine Professoren waren außerordentlich zufrieden mit ihm.
Doch das war nur eine Seite, die lichte Seite von ihm.
Er erzählte, in dieser Zeit gestohlen zu haben (was aber offensichtlich nur von kurzer Dauer war), harte Pornographie konsumiert,schon als 12jähriger, war es ihm, nach eigenem Geständnis gelungen, mit Freunden an Softpornohefte gekommen zu sein, indem sie Mülltonnen durchwühlten; nach eigenem Geständnis ließ dieses Bedürfnis aber nicht mit der Zeit nach, sprich die Neugierde war nicht befriedigt, sondern wuchs sich zu einer regelrechten Sucht aus, und Mengen von Alkohol getrunken zu haben. 
Zusammen mit Rachegelüsten entstand eine gefährliche Mischung.
Diese Mischung kam aber nicht sofort zum Ausbruch, denn er muß sich innerlich damit beschäftigt und auseinander gesetzt haben.
Jedenfalls fragte ihn seine Freundin Anne Rule, nachdem er das Familiengeheimnis gelüftet hatte, wie er sich fühle und was er denke. Er tat es mit einem "ich bin kein Kind mehr, ich bin erwachsen" ab. Wenn solche Worte fallen, sollte man immer hellhörig werden, denn es ist dem Betroffenen keinesfalls egal. Eine Einladung zum Kaffee, gleich nach der Arbeit, verbunden mit der Aufforderung sich "auszukotzen", wäre bestimmt gut gewesen.
Jedenfalls lebte er dann mit einer etwas älteren Frau, etwa fünf Jahre älter als er, die auch ein Kind hatte, zusammen und fühlte sich offensichtlich mit ihr wohl. Er bedauerte immer nur, kein Geld zu haben, um sie heiraten zu können.

Im Sommer 1974 brach dann die gefährliche, explosive Mischung aus und er lockte, mit einem denkbar einfachen Trick, er legte einen verbundenen Arm in die Schlinge und bat um Hilfe, zwei junge Frauen aus einem Freizeitpark weg und brachte sie um.
Ich habe mir die Fotos der Opfer angesehen: sie waren alle hübsch, hatten braune Haare und einen Mittelscheitel. Wobei die Frisur eigentlich nicht so wichtig ist, wie angenommen, denn es war damals modern, sie so zu tragen.
Er beobachtete ja auch seine Opfer, sprach sie an, gab sich offen und freundlich, um sie taxieren zu können.
Wenn ich nun sage, das Aussehen war primär nicht wichtig, so muß es etwas anderes gewesen sein. Die Art sich zu bewegen, die Gestik, der Tonfall, die Art ein Gespräch zu führen: die böse Rückerinnerung an eine Person oder Figur. Da führt mich zu er sicheren Annahme, dass er in diesen Mädchen die Schwester gesehen hat.

Nun sollte man dazu wissen, dass seine Mutter sich immer als seine Schwester ausgegeben hat und ihm nie, bis er es eben selbst entdeckte, sagte, dass er ihr Sohn sei.
Erschwerdend kam noch dazu, dass seine Schwester-Mutter heiratete, als er noch kleiner war, weitere Kinder bekam, aber ihn weiterhin als Bruder behandelte. 
Er muß in Nachhinein, zuerst enttäuscht und dann rasend vor Wut gewesen sein.
Einen ganz schlimmen Anteil an dieser Rache-Mordlust hatte mir Sicherheit sein Konsum der Pornographie, wie ich es schon angesprochen habe.
Es waren nur am Anfang weiche Pornos, die so mancher als eine Art "Schlüssellochgucker" konsumiert, also Filmchen, in denen Paare sich lieben, sondern später die harte Version, in denen es viele äußerst brutale Spielarten gibt.
Jedenfalls werden dort Frauen zum allergrößten Teil als allzeit bereit und lüstern dargestellt, nicht als Frau, auch nicht als Mensch, sondern als verfügbare Objekte. 
Nun, es gibt bestimmt genügend Leute, die Pornos anschauen, ohne irgendwelche Straftaten zu begehen und es existiert ein gut bestückter Markt, der alles anbietet, vom Film über die Wäsche bis hin zu Plastikpuppen, um Bedürfnisse befriedigen zu können. 

Jetzt fügen wir die Teile bei ihm zusammen:

- Konsum von Pornographie schon fast vom Kindesalter an, mit einem gewissen Hang zur Brutalität und auch zum Sadismus, der zunächst visuell befriedigt wird (geschieht heimlich)

- Alkoholkonsum über das normale Maß hinaus (geschieht heimlich)

- Entdeckung des Familiengeheimnisses: heimliche "schwarze" Wut, Enttäuschung auf allen Ebenen (bin Sohn, nicht Bruder/alles Lüge (Familienleben, Religion, insbesonders aber Frauen, meine eigene Mutter ist eine Lügnerin, vielleicht war sie auch so eine verfügbare H...., sie hat sich meiner geschämt), bin durch uneheliche Geburt befleckt.

Alles zusammen mündet in den Gedanken: jetzt strafe ich! Draußen laufen bestimmt noch mehr Schwester/Mutter - Frauen herum, die immer lügen!
Die Gedanken und Vorstellungen schaukeln sich auf, es gibt nichts, was er entgegensetzen kann oder will, keine Sperre hält mehr: er macht sich auf die Suche.

Er selbst gibt später zu, dass er es selbst gespürt hat, wie der innerliche Druck gewachsen ist, er sich auf die Suche machte und die Tat ausführte.
Und er wußte, dass es böse war: er gab weiterhin zu, dass wenn er dann wieder zu Hause war und vom Schlaf erwacht, ihm bewußt war, dass er in den Augen Gottes schwer gesündigt hatte.

Zwischen den Taten führte der ein normales Leben: studierte, arbeitete nebenbei, hatte Freunde....

Fortsetzung folgt!

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