Das Opfer, das den schnellsten Tod gefunden hat, war der kleine Josef Gruber: Datei:Gruberjosef.png ? Das Hinterkaifeck-Wiki
Ihm wurde durch einen heftigen Schlag, durch das aufgespannte Kinderwagendach hindurch, der Schädel zertrümmert. Nach der Tat wurde die Leiche durch den Täter mit einem roten Rock abgedeckt. Auf dem Tatortfoto Nr. 4 ist das zerstörte Wagendach gut zu erkennen:http://www.hinterkaifeck-mord.de/Die...atortfotos.htm
Aber nicht die Ermittler hatten die Leiche des Kindes entdeckt, sondern der Auffinder Schlittenbauer, der sich, nachdem er mit einigen Männern und zwei seiner Söhne in das Anwesen eingedrungen war, glaublich große Sorgen um das Kind machte. Es ist gut möglich, dass er nicht nur den Standplatz des Kinderwages veränderte und die Lage des Rockes verändert hatte. Das kann man dem Mann aber nicht anlasten, oder gar eine Absicht unterstellen, denn er wollte einfach wissen, was mit dem Kind los war.
Aber auch hier wieder nur eine eher allgemeine Beschreibung der Leiche und des Tatortes. Besonders peinlich, mich wundert, dass dies nicht gerügt wurde, dass auf der Fotoplatte Fingerabdrücke des Fotografen zu erkennen sind.
Was hier wieder fehlt: Größe und Gewicht des Kindes, Zustand der Verwesung, genaue Beschreibung der zum Tode führenden Verletzung. Es wird lediglich erwähnt, dass das Kind ausgestreckt und steif vorgefunden wurde und angeblich Blut und Gewebeteile am Kinderwagenrand vorzufinden waren: http://www.hinterkaifeck.net/wiki/in...beramtsrichter
Immerhin wird der Schlag in die Schläfengegend angeführt. Wie auf nachfolgendem Bild, es handelt sich nicht um die Schädel der Opfer von Hinterkaifeck, obwohl die Ähnlichkeit der Verletzungen frappierend ist, sondern um die Opfer des Peter Kürten, darf sich die Kopfverletzung des Kleinen, wie auf dem linken Schädel in der zweiten Reihe, vorstellen: http://file1.npage.de/000623/53/bilder/schaedel.jpg
Es wird davon ausgegangen, dass das Kinderwagendach vollständig aufgepannt war und der Täter das Dach durchschlug und punktgenau den Schädel des Kindes traf, da in den Wohnräumen noch Licht brannte.
Was für Licht? Auf dem Hof gab es noch kein elektrisches Licht, Gaslicht scheidet sowieso aus. Bleibt nur noch die Petroleumlampe, vielleicht hatte auch einer der Täter eine Taschenlampe dabei.
Zur Erinnerung: auf den Zeugen Plöckl war immerhin ein Mann mit einer Taschenlampe in der Hand zugekommen.
Evtl. war das Wagendach nur halb geschlossen und das Kind muß in jedem Fall fest geschlafen haben. Durch ein vollständig aufgespanntes Wagendach, bei diffusen Lichtverhältnissen genau zu treffen, ein Kinderschädel bietet nicht die gleiche Fläche wie der eines Erwachsenen, ist eher unwahrscheinlich.
Der Täter muß also zuerst in den Wagen geblickt haben, bevor er zuschlug. Um nicht richtig hinschauen zu müssen, schlug er durch das Wagendach und deckte, um mit seiner Tat nicht konfrontiert zu werden, die Leiche und den Wagen mit einem Rock der Mutter ab.
Hier ist es nicht möglich, zu sagen, ob der Mörder Linkshänder war. Wahrscheinlich schlief das Kind auf der Seite und wider fehlt die genaue Bechreibung der tödlichen Verletzung.
Auch die genaue Beschreibung des zerfetzten Daches fehlt und über das schlechte Foto läßt sich keine weitere Aussage über den Aufschlag und seinen Winkel machen.
Mich hat es immer gewundert, dass der Obduktionsbericht des Dr. Aumüller so allgemein verfasst war, ohne die genaue, fachsprachlich schon gleich gar nicht vorhandene, Schilderung. Lösung: Dr. Aumüller war eigentlich Irrenarzt und hatte vor dem Hinterkaifecker Mord einen Obduktionskurs gemacht.
Die bunte Welt von "BDB"? Ganz einfach: Brigitte Deininger Bayern! Da Romane und Sachliteratur, gepaart mit eigenen Geschichten und Abhandlungen immer mein Steckenpferd waren, freue ich mich, manches den geneigten Lesern öffentlich machen zu können. Ich wünsche ein reiches Lesevergnügen und spannende Lesemomente!
Samstag, 26. Dezember 2015
Massie, Robert - Nikolaus und Alexandra
Der Autor
Robert Massie, geboren 1929 in Lexington, Kentucky,ist ein US-amerikanischer Historiker, der mehrere Bücher über das russische Adelsgeschlecht der Romanows veröffentlicht hat.
Robert Massie wuchs in Nashville, Tennessee auf. Er studierte US-amerikanische und europäische Geschichte an der Yale University und mit Hilfe eines Rhodes-Stipendiums an der University of Oxford.
Anschließend wurde er Journalist bei "Newsweek" und "The Saturday Evening Post".
1967 siedelte er mit seiner Familie nach Frankreich über. Zuvor veröffentlichte er allerdings mit "Nicholas and Alexandra" eine Biografie über Nikolaus II. und Alix von Hessen-Darmstadt, die letzten monarchischen Herrscher Russlands. Es stellte seinen Durchbruch als Historiker dar.
Für seine zweite Biografie Peter the Great: His Life and World über Peter I. wurde Massie 1981 mit einem Pulitzer-Preis für die Beste Biografie ausgezeichnet.
Er verfaßte außerdem die Sachbücher "Schalen des Zorns" und "Die Romanows. Das letzte Kapitel".
Massie ist zum zweiten Mal verheiratet. Mit der Autorin Suzanne Rohrbach, mit der er von 1954 bis 1990 verheiratet war, hat er drei gemeinsame Kinder. Mit seiner zweiten Ehefrau Deborah L. Karl, mit der er seit 1992 verheiratet ist, hat er ein gemeinsames Kind.
Seinen eigenen Angaben zufolge hat der sich auch für die letzte Zarenfamilie interessiert, da einer seiner Söhne, wie der Zarewitsch Alexeij, Bluter ist.
Inhalt
Dieses Buch handelt von Zar Nikolaus II,, seiner Frau Alexandra und seiner Familie. Der Schwerpunkt liegt auf der Familie mit den großen Ereignissen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts in den Hintergrund. Es geht mehr um den Zaren als Ehemann und Vater, als um den Zaren Nikolaus II., den kaiserlichen Herrscher und Autokraten eines Reiches, dessen Zusammenbruch schon erkennbar war.
Nikolaus II war der Sohn von Zar Alexander III. und seiner Frau, Marie Fjodorowna. Als er, noch selbst im jugendlichen Alter, Prinzessin Alexandra, kurz Alix genannt, von Hessen-Darmstadt traf, verliebte er sich in sie unsterblich und beschloß, sie eines Tages zu heiraten.
Doch seine Eltern wünschten sich eine andere Frau,Alix galt als linkisch, für ihren Sohn und versuchten, ihn von seinem Plan abzubringen. Andere Bräute wurden in Augenschein genommen, es wurde versucht, ihn mit einer eingefädelten Liebschaft mit einer berühmten Tänzerin und einer ausgedehnten Auslandsreise, die ihn u.a. nach Japan führte, auf andere Gedanken zu bringen. Doch es half alles nichts und der junge Mann hielt an seinem Vorhaben fest.
Als sein Vater, viel zu früh, im Sterben lag, gab er letztendlich die Erlaubnis zur Heirat und Alix reiste nach Livadia. Dort gab Alexander III. dem Brautpaar seinen Segen und starb. Die Braut, reiste, ganz in schwarz, hinter dem Sarg her, was von vielen Menschen als schlechtes Omen gedeutet wurde.
Nikolaus und Alexandra heirateten, nachdem Alix zum orthodoxen Glauben übergetreten war, in einer glanzvollen Hochzeit. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten ereignete sich ein schreckliches Unglück, bei dem viele Menschen um´s Leben kamen. Anstatt weitere Feierlichkeiten, wenigstens für einige Tage, auszusetzten und den Schuldigen, einen Onkel Nikolaus, Sergei, hart zu bestrafen, tat man nichts dergleichen. Das schadete bereits zu so früher Zeit dem Ruf Nikolaus II. und seiner Frau.
Es wurden in rascher Folge vier Töchter geboren und man fragte sich, ob Alix überhaupt in der Lage war, ihre Pflicht zu erfüllen. In den Kriegstagen des Jahres 1904 brachte Alix den ersehnten Thronfolger auf die Welt. Der Jubel war unbeschreiblich, doch bald war den Eltern klar, dass ihr Sohn, Alexej, an der verhängnisvollen Bluterkrankheit litt.
Alix, die schon immer eher für ihre Familie lebte, als Frau eines Kleinadligen wäre sie am rechten Platz gewesen, aber niemals an der Seite eines mächtigen Herrschers, zog sich nun ganz zurück, was ihr als Arroganz und Hochmut ausgelegt wurde. Auch in der Familie wurde sie nun deutlich unbeliebter, wenngleich es man ihr gegenüber nicht an Achtung und Respekt fehlen ließ. Ein weiterer Fehler war, es die Krankheit des Thronfolgers, selbst innerhalb der Familie geheim zu halten. Der Einzige, der es wußte, war Kaiser Wilhelm II., dem es bei einem Besuch auffiel, dass ein blauer Fleck, an der Stirn Alxeijs nicht verging. Wilhelm Bruder, Heinrich hatte zwei bluterkranke Söhne, daher waren Wilhelm die Symptome bekannt.
Alexandras Sorge um Alexeij verwandelte sich mit der Zeit in eine Obsession, die völlig von ihr Besitz ergriff. Kein normaler Mediziner war in der Lage, dem Kind zu helfen. Da trat Rasputin in ihr Leben und er konnte dem Kind immer wieder helfen, wenn auch nicht heilen. Rasputin ging bald im kaiserlichen Palast ein und aus, was schon auf Mißtrauen stieß. Rasputin benahm sich im Palast und dem kaiserlichen Paar gegenüber bäuerlich-naiv-höflich, machte einen frommen Eindruck. Doch außerhalb des Palastes war er ein wilder Kerl, der sich in Restaurants, Kneipen und mit Frauen vergnügte. Er stand unter Überwachung der Geheimpolizei, die dies alles lakonisch festhielt. Doch auch den anderen Familienmitgliedern und Personen des Adels fiel das unziemliche Verhalten mit der Zeit auf und man fragte sich entsetzt, wie das Kaiserpaar mit diesem ordinären Kerl verkehren konnte und er dazu freien Zutritt hatte. Die normalen Leute verhielten sich weniger höflich und, freilich hinter vorgehaltener Hand und anonymen Karikaturen, wurde die Zarin als Hure und der Zar als Hahnrei bezeichnet.
Doch Nikolaus hielt zu seiner Frau, er betete sie förmlich an, und zog sich, als starkes politisches Handeln und Reformen dringendst nötig gewesen wären, stark in sein Privatleben zurück.
Der I. Weltkrieg brach aus und Nikolaus ging an die Front. Zu Hause übernahm seine Frau die Regierung und Rasputin mischte im Hintergrund heftig mit. Das sorgte für Entsetzen und jeder, der versuchte, gegen dieses Gespann etwas zu unternehmen, sah sich bald auf´s Abstellgleis geschoben, wie etwas der Onkel Nikolaus II., Nikolaschka. Das Ministerkarusell drehte sich. Der Ruf der Zarin war auf dem Nullpunkt, man haßte sie und bezeichnete sie als deutsche Agentin.
Die Revolution brach aus und Nikolaus dankte ab. Doch das genügte den neuen Machthabern nicht. Als Symbole für das zaristische Rußland mußte die Familie beseitigt werden und zwar alle, auch die Kinder. Nach einer langen Reise nach Jekaterinburg, in dem sie noch Monate interniert waren, wurde die Familie ermordet, die Leichen geschändet und in einem Weg verscharrt.
Meine Meinung
Das Buch ist sehr umfangreich und gut recherchiert. Der Autor nimmt behutsam ins Familienleben der letzten kaiserlichen Familie mit und bietet vorzügliche Einblicke, auch ins Seelenleben des Kaiserpaares, vor allem, als klar war, dass der Thronfolger an Hämophilie litt. Vieles, was von privat ins politische Tun des Zaren hineinwirkt, wird hier klarer. Salopp ausgedrückt: sein Stress und seine Angst um das Leben seine Sohnes machten ihn oft handlungsunfähig, man sah ihn als schwach und unentschlossen, als Stärke nötig gewesen wäre. Nikolaus war zwar von Haus aus ein eher sanfter Charakter, aber das hätte, unter normalen Umständen, entschlossenes Handeln nicht gehindert.
Ich kann das Buch empfehlen, da es einen detaillierten Blick hinter die Kulissen möglich macht und Zusammenhänge klar erkennen läßt. Auch der Schreibstil ist wohltuend sachlich und informativ, ganz klar: fünf Sterne!
Robert Massie, geboren 1929 in Lexington, Kentucky,ist ein US-amerikanischer Historiker, der mehrere Bücher über das russische Adelsgeschlecht der Romanows veröffentlicht hat.
Robert Massie wuchs in Nashville, Tennessee auf. Er studierte US-amerikanische und europäische Geschichte an der Yale University und mit Hilfe eines Rhodes-Stipendiums an der University of Oxford.
Anschließend wurde er Journalist bei "Newsweek" und "The Saturday Evening Post".
1967 siedelte er mit seiner Familie nach Frankreich über. Zuvor veröffentlichte er allerdings mit "Nicholas and Alexandra" eine Biografie über Nikolaus II. und Alix von Hessen-Darmstadt, die letzten monarchischen Herrscher Russlands. Es stellte seinen Durchbruch als Historiker dar.
Für seine zweite Biografie Peter the Great: His Life and World über Peter I. wurde Massie 1981 mit einem Pulitzer-Preis für die Beste Biografie ausgezeichnet.
Er verfaßte außerdem die Sachbücher "Schalen des Zorns" und "Die Romanows. Das letzte Kapitel".
Massie ist zum zweiten Mal verheiratet. Mit der Autorin Suzanne Rohrbach, mit der er von 1954 bis 1990 verheiratet war, hat er drei gemeinsame Kinder. Mit seiner zweiten Ehefrau Deborah L. Karl, mit der er seit 1992 verheiratet ist, hat er ein gemeinsames Kind.
Seinen eigenen Angaben zufolge hat der sich auch für die letzte Zarenfamilie interessiert, da einer seiner Söhne, wie der Zarewitsch Alexeij, Bluter ist.
Inhalt
Dieses Buch handelt von Zar Nikolaus II,, seiner Frau Alexandra und seiner Familie. Der Schwerpunkt liegt auf der Familie mit den großen Ereignissen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts in den Hintergrund. Es geht mehr um den Zaren als Ehemann und Vater, als um den Zaren Nikolaus II., den kaiserlichen Herrscher und Autokraten eines Reiches, dessen Zusammenbruch schon erkennbar war.
Nikolaus II war der Sohn von Zar Alexander III. und seiner Frau, Marie Fjodorowna. Als er, noch selbst im jugendlichen Alter, Prinzessin Alexandra, kurz Alix genannt, von Hessen-Darmstadt traf, verliebte er sich in sie unsterblich und beschloß, sie eines Tages zu heiraten.
Doch seine Eltern wünschten sich eine andere Frau,Alix galt als linkisch, für ihren Sohn und versuchten, ihn von seinem Plan abzubringen. Andere Bräute wurden in Augenschein genommen, es wurde versucht, ihn mit einer eingefädelten Liebschaft mit einer berühmten Tänzerin und einer ausgedehnten Auslandsreise, die ihn u.a. nach Japan führte, auf andere Gedanken zu bringen. Doch es half alles nichts und der junge Mann hielt an seinem Vorhaben fest.
Als sein Vater, viel zu früh, im Sterben lag, gab er letztendlich die Erlaubnis zur Heirat und Alix reiste nach Livadia. Dort gab Alexander III. dem Brautpaar seinen Segen und starb. Die Braut, reiste, ganz in schwarz, hinter dem Sarg her, was von vielen Menschen als schlechtes Omen gedeutet wurde.
Nikolaus und Alexandra heirateten, nachdem Alix zum orthodoxen Glauben übergetreten war, in einer glanzvollen Hochzeit. Während der Hochzeitsfeierlichkeiten ereignete sich ein schreckliches Unglück, bei dem viele Menschen um´s Leben kamen. Anstatt weitere Feierlichkeiten, wenigstens für einige Tage, auszusetzten und den Schuldigen, einen Onkel Nikolaus, Sergei, hart zu bestrafen, tat man nichts dergleichen. Das schadete bereits zu so früher Zeit dem Ruf Nikolaus II. und seiner Frau.
Es wurden in rascher Folge vier Töchter geboren und man fragte sich, ob Alix überhaupt in der Lage war, ihre Pflicht zu erfüllen. In den Kriegstagen des Jahres 1904 brachte Alix den ersehnten Thronfolger auf die Welt. Der Jubel war unbeschreiblich, doch bald war den Eltern klar, dass ihr Sohn, Alexej, an der verhängnisvollen Bluterkrankheit litt.
Alix, die schon immer eher für ihre Familie lebte, als Frau eines Kleinadligen wäre sie am rechten Platz gewesen, aber niemals an der Seite eines mächtigen Herrschers, zog sich nun ganz zurück, was ihr als Arroganz und Hochmut ausgelegt wurde. Auch in der Familie wurde sie nun deutlich unbeliebter, wenngleich es man ihr gegenüber nicht an Achtung und Respekt fehlen ließ. Ein weiterer Fehler war, es die Krankheit des Thronfolgers, selbst innerhalb der Familie geheim zu halten. Der Einzige, der es wußte, war Kaiser Wilhelm II., dem es bei einem Besuch auffiel, dass ein blauer Fleck, an der Stirn Alxeijs nicht verging. Wilhelm Bruder, Heinrich hatte zwei bluterkranke Söhne, daher waren Wilhelm die Symptome bekannt.
Alexandras Sorge um Alexeij verwandelte sich mit der Zeit in eine Obsession, die völlig von ihr Besitz ergriff. Kein normaler Mediziner war in der Lage, dem Kind zu helfen. Da trat Rasputin in ihr Leben und er konnte dem Kind immer wieder helfen, wenn auch nicht heilen. Rasputin ging bald im kaiserlichen Palast ein und aus, was schon auf Mißtrauen stieß. Rasputin benahm sich im Palast und dem kaiserlichen Paar gegenüber bäuerlich-naiv-höflich, machte einen frommen Eindruck. Doch außerhalb des Palastes war er ein wilder Kerl, der sich in Restaurants, Kneipen und mit Frauen vergnügte. Er stand unter Überwachung der Geheimpolizei, die dies alles lakonisch festhielt. Doch auch den anderen Familienmitgliedern und Personen des Adels fiel das unziemliche Verhalten mit der Zeit auf und man fragte sich entsetzt, wie das Kaiserpaar mit diesem ordinären Kerl verkehren konnte und er dazu freien Zutritt hatte. Die normalen Leute verhielten sich weniger höflich und, freilich hinter vorgehaltener Hand und anonymen Karikaturen, wurde die Zarin als Hure und der Zar als Hahnrei bezeichnet.
Doch Nikolaus hielt zu seiner Frau, er betete sie förmlich an, und zog sich, als starkes politisches Handeln und Reformen dringendst nötig gewesen wären, stark in sein Privatleben zurück.
Der I. Weltkrieg brach aus und Nikolaus ging an die Front. Zu Hause übernahm seine Frau die Regierung und Rasputin mischte im Hintergrund heftig mit. Das sorgte für Entsetzen und jeder, der versuchte, gegen dieses Gespann etwas zu unternehmen, sah sich bald auf´s Abstellgleis geschoben, wie etwas der Onkel Nikolaus II., Nikolaschka. Das Ministerkarusell drehte sich. Der Ruf der Zarin war auf dem Nullpunkt, man haßte sie und bezeichnete sie als deutsche Agentin.
Die Revolution brach aus und Nikolaus dankte ab. Doch das genügte den neuen Machthabern nicht. Als Symbole für das zaristische Rußland mußte die Familie beseitigt werden und zwar alle, auch die Kinder. Nach einer langen Reise nach Jekaterinburg, in dem sie noch Monate interniert waren, wurde die Familie ermordet, die Leichen geschändet und in einem Weg verscharrt.
Meine Meinung
Das Buch ist sehr umfangreich und gut recherchiert. Der Autor nimmt behutsam ins Familienleben der letzten kaiserlichen Familie mit und bietet vorzügliche Einblicke, auch ins Seelenleben des Kaiserpaares, vor allem, als klar war, dass der Thronfolger an Hämophilie litt. Vieles, was von privat ins politische Tun des Zaren hineinwirkt, wird hier klarer. Salopp ausgedrückt: sein Stress und seine Angst um das Leben seine Sohnes machten ihn oft handlungsunfähig, man sah ihn als schwach und unentschlossen, als Stärke nötig gewesen wäre. Nikolaus war zwar von Haus aus ein eher sanfter Charakter, aber das hätte, unter normalen Umständen, entschlossenes Handeln nicht gehindert.
Ich kann das Buch empfehlen, da es einen detaillierten Blick hinter die Kulissen möglich macht und Zusammenhänge klar erkennen läßt. Auch der Schreibstil ist wohltuend sachlich und informativ, ganz klar: fünf Sterne!
LeFanu, Sheridan - Der Maler Schalken
Der Autor
Joseph Thomas Sheridan Le Fanu wurde am 18. August 1814 in der irischen Stadt Dublin geboren. Seine Familie war hugenottischen Ursprungs; nicht vornehm, aber immerhin wohlhabend.
Joseph begann schon in jungen Jahren zu schreiben. Ab 1833 studierte er Jura am Trinity College zu Dublin; er graduierte 1837. Im folgenden Jahr erschien im „Dublin University Magazin“ mit „The Ghost and the Bone-Setter“ Le Fanus erste Kurzgeschichte.
Als Jurist ist Le Fanu nie tätig geworden. Stattdessen wurde er Journalist. Ab 1837 war er Eigentümer oder Miteigentümer mehrerer Zeitschriften. Die damit verbundenen Pflichten schränkten seine schriftstellerische Tätigkeit stark ein. Erst nachdem er 1861 Besitzer und Eigentümer des „Dublin University Magazine“ geworden war, schrieb Le Fanu wieder selbst. Viele seiner Werke erschienen in Fortsetzungen in seiner Zeitschrift.
1843 oder 1844 – der genaue Zeitpunkt ist unklar – heiratete Le Fanu Susanna Bennett. Die Ehe war harmonisch; die Le Fanus bekamen vier Kinder. Als Susanne 1858 starb, fiel Witwer Joseph in eine tiefe Depression, die er nie überwand. Er zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück und vergrub sich in seinem Haus am Merrion Square. In Dublin nannte man ihn den "unsichtbaren Prinzen".
Seine Produktivität wurde von diesem Lebensstil nicht beeinflusst. In den Jahren nach 1860 veröffentlichte Le Fanu ein bis zwei Romane pro Jahr sowie diverse Kurzgeschichten und Novellen. Er schrieb Historienromane, Krimis und immer wieder Geistergeschichten. Das Übernatürliche faszinierte ihn; in seiner irischen Heimat wuchs er mit entsprechenden Sagen und Legenden auf. Als Phantast stand Le Fanu auf der Grenze zwischen Glauben und Skepsis. Er erkannte bereits, dass Spuk auch und vor allem das Produkt einer geistigen Störung sein konnte. In vielen Geschichten überließ er die Entscheidung, ob eine Erscheinung real oder eingebildet war, deshalb seinen Lesern.
Trotz seiner Weltflucht war Le Fanu kein weltfremder Mann. Als Journalist wurde er mit den politischen und sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit konfrontiert.
Le Fanu ließ thematisierte die Gier und die Gleichgültigkeit der Menschen in seinen Kriminalromanen, die zu den frühen Meisterwerkes dieses Genres gehören. Verrat, Verschwörungen und Betrug durchziehen diese Werke, die ihr Verfasser darüber hinaus gern mit unheimlichen Stimmungen färbte.
Le Fanu starb am 7. Februar 1873 in seiner Heimatstadt Dublin an einer Lungenentzündung. Er wurde auf dem Friedhof von Mount Jerome bestattet.
Die Erzählung
Am Anfang der Erzählung steht ein Gemälde des berühmten Malers Gottfried Schalken, das dem Leser vorgestellt wird. Das Gemälde zeigt das Bildnis einer jungen Frau, das nur von einer Kerze erhellt wird und das Interieur im Hintergrund wirkt dabei eher ungewöhlich. Die Dargestellte ist wohl Rosa Velderkaust, die Nichte des nicht minder berühmten Malers Gerard Dou. Der Erzähler nimmt an, dass besagte Rosa Velderkaust wohl die einzige Liebe im Leben Gottfrieds Schalken war.
Schalken war in seinen jungen Jahren Lehrling, damals galt die Malerei noch als Handwerk, bei dem schon erwähnten Gerard Dou. Dieser hatte ein wunderschönes Mündel, die 17jährige Rosa Velderkaust. Schalken verliebte sich in das Mädchen, offenbarte sich und Rosa erklärte sich ihm auch.
Doch Schalken wagte nicht, bei seinem Meister um die Hand Rosas anzuhalten, da er noch mittellos und unbekannt war, doch er durfte hoffen.
An einem Abend, Schalken war noch im Atelier, vertieft in seine Arbeit, einem frommen Bildentwurf, macht sich ein Mann bemerkbar, dessen Eintritt der junge Mann nicht mitbekommen hat. Der Mann, kostbar gekleidet, stellt sich als Mijnheer Vanderhausen aus Rotterdam vor und teilt mit, dass er Gerard Dou am morgigen Abend in einer wichtigen Sache aufwarten will. Der junge Mann, noch wie erstarrt, kann nicht erkennen, wie der wortkarge Fremde das Haus verläßt, er scheint wie verschluckt.
Am anderen Tag erzählt er seinem Meister davon, der aber eher an einen Scherz eines seiner Malerkollegen glaubt.
Doch als der angekündigte Besucher eintritt, sind sich Dou und Schalken sicher, dass es sich dabei um keinerlei Maskerade handelt. Der Fremde, ein alter, sehr unangenehmer Herr, ist eher wortkarg und händigt Dou ein Kästchen aus, in dem sich mehrere Barren feinsten Goldes befinden, dessen Wert sofort geschätzt werden soll und Schalken wird damit betraut, es zu einem bekannten Juden zu bringen.
Dieser prüft die Barren und stellt darüber ein Dokument aus, dass den Wert der Barren von vielen tausend Reichstalern bestätigt.
Und der alte Herr hält sich nicht lange mit Erklärungen auf: er begehrt Rosa Velderkaust zur Frau, denn er habe sie vor etwa vier Monaten in der Sankt-Laurentius-Kirche in Rotterdam gesehen. Die Barren, von sehr hohem Wert, würden, mitsamt der Mitgift, seiner Zukünftigen auf Lebenszeit gehören. Gerard Dou läßt sich überreden, die Aussichten für seine Nichte sind mehr als glänzend, den Heiratskontrakt zu unterzeichnen und außerdem sollten die Barren treuhänderisch bei ihm bleiben.
Rosa lernt ihren Zukünftigen bei einem Abendessen kennen und nun bekommt man ein bischen mehr von ihm zu Gesicht: seine Haut hat eine bläuliche Tönung, die langen Haare sind grau, seine Lippen beinahe schwarz und sein Gesicht weißt boshaft-lüsternde Züge auf.
Nachdem der Besucher gegangen ist, läßt Rosa ihrem Ekel freien Lauf, noch mehr, sie ängstigt sich, denn der Besucher erinnert sie an eine alte bemalte Holzfigur, über die sie sich in der St.-Laurentius-Kirche entsetzt hat.
In den nächsten Tagen treffen für Rose kostbare Geschenke ein: Samt, Seide, Geschmeide und für ihren Vormund ein Brief, in dem im Hinblick auf die Versorgung Rosas , noch mehr günstige Verpflichtungen gemacht werden.
Rosa wird wenige Tage später mit allem erdenklichen Pomp von diesem alten Scheusal abgeholt und entgegen aller Übereinkünfte hört Dou nichts mehr von seiner Nichte.
Er stellt Nachforschungen an, doch kein Mensch in Rotterdam hat je von Vanderhausen, der angeblich am Boom-Quai wohnt, gehört. Der Fuhrwerksunternehmer, bei dem die höchst luxuriöse Hochzeitskutsche seinerzeit gemietet wurde, kann auch nicht weiter sagen, als dass er kurz vor Rotterdam angehalten wurde und eine Gruppe kostbar gekleideter Männer die junge Braut in eine geräumige Sänfte umsteigen ließen und in Richtung Rotterdam davongegangen wären. Der Betrag für die Miete der Kutsche sein dreimal so hoch gewesen, wie verlangt.
Dou macht sich schwerste Vorwürfe, denn er ist offensichtlich einem Betrug aufgesessen, kann sich aber den Zweck des Betrugs nicht erklären.
In Folgezeit lädt er Schalken oft zum Abendessen ein, um sich ein wenig zu zerstreuen. Eines Abends erschrecken sie durch ein lautes Getöse an der Haustür. Es wird geöffnet und herein, in Panik, völlig aufgelöst, stürzt Rose in das Haus. Sie ist nur mit einem seltsamen weißen, bodenlangen Hemd bekleidet, das auch sehr schmutzig ist. Sie fällt in Ohnmacht und den Männern gelingt es nur mit Mühe, sie wieder zu Bewußtsein zu bringen. Gierig verlangt sie nach Fleisch und Wein, schlingt alles wie in Heißhunger herunter. Sie bittet um einen Geistlichen, nur der könne sie retten. Rätselhaft sind ihre Worte: " Nimmermehr können die Toten mit den Lebenden ein Fleisch sein, das hat Gott verboten!"
Sie bittet die Männer, bei ihr zu bleiben, denn er sei da, den Namen spricht sie aber nicht aus. Dou fürchtet, dass man seine Nichte mißhandelt hat, argwöhnt, dass sie einem Asyl für Tollhäuser entsprungen sei. Er nimmt sich vor, einen Arzt zu holen, nachdem sich das Mädchen durch die Gegenwart des Geistlichen erholt haben würde.
Doch nun überschlagen sich die Ereignisse: kaum ist der Geistliche da, fällt die Tür zu Roses Schlafzimmer zu, die Kerzen erlöschen, doch Kampfgetümmel ist nicht vernehmbar - nur ein Schrei. Als es den Männern dann gelingt, die Türe zu öffnen, ist das Zimmer leer, nur das Fenster steht weit offen. Nur das Wasser des angrenzenden Kanals zeigt große, auseinandertreibende Wellenringe.
Von Rosa wird nie wieder eine Spur entdeckt, eben sowenig wie von ihrem mysteriösen Freier.
Viele Jahre später muß Schalken zur Beerdigung seines Vaters nach Rotterdam reisen. Sein Vater soll in den Gewölben der St.-Laurentius-Kirche beigesetzt werden, doch der Leichenzug ist noch nicht da. Der Küster setzt sich mit ihm ans Feuer und die beiden trinken Wein. Schalken, erschöpft von einer vierzigstündigen, anstrengenden Reise, fällt in tiefen Schlaf. Da rüttelt ihn jemand an der Schulter, doch es ist nicht der Küster, sondern eine Frau in weißer, luftiger Gewandung, deren Gesicht verschleiert ist. Sie führt ihn durch die Grabgewölbe und enthüllt im Schein der Lampe schließlich ihre Gesicht: Rosa Velderkaust! Wie betäubt folgt er ihr weiter, bis in ein altmodisches holländisches Gemach. Dort steht auch ein Himmelbett, dessen schwere Vorhänge Rosa öffnet. Auf dem Bett sitzt eine bläulich-leichenfarbene satanische Gestalt - Mijnheer Vanderhausen!
Schalken verliert die Besinnung und wird erst am anderen Morgen gefunden, als Leute die Grabgewölbe verschließen wollen. Er liegt in einer geräumigen Zelle, neben einem mächtigen Sarkophag, der auf kleinen Säulen ruht.
Bis zu seinem Tod ist Schalken von der Wirklichkeit seines Traumgesichts überzeugt und hat die Begebenheit auf dem eingangs erwähnten Gemälde festgehalten.
Meine Meinung
Obwohl die Geschichte nur den Umfang einer Erzählung hat, gehört sie für mich unbedingt zu den Klassikern.
Sei ist eigentlich nur sehr dünn erzählt und läßt so dem Leser genügend Freiraum für die eigene Phantasie.
Wo endet die Wirklichkeit und wo beginnt die phantastische Welt, das Irreale? Wie ein Riß im Vorhang, wie ein Loch in der Wand, wie ein verstohlener Blick durch´s Schlüsselloch. Manchmal blickt man sich selbst verstohlen um...
Das Buch "Maler Schalken und andere Geistergeschichten" ist noch im Internet erhältlich!
Nebenbei: dieses Bild könnte Le Fanu wohl inspiriert haben, denn es gab tatsächlich einen Maler Schalken:http://www.joseflebovicgallery.com/C...e/146_0011.jpg
Joseph Thomas Sheridan Le Fanu wurde am 18. August 1814 in der irischen Stadt Dublin geboren. Seine Familie war hugenottischen Ursprungs; nicht vornehm, aber immerhin wohlhabend.
Joseph begann schon in jungen Jahren zu schreiben. Ab 1833 studierte er Jura am Trinity College zu Dublin; er graduierte 1837. Im folgenden Jahr erschien im „Dublin University Magazin“ mit „The Ghost and the Bone-Setter“ Le Fanus erste Kurzgeschichte.
Als Jurist ist Le Fanu nie tätig geworden. Stattdessen wurde er Journalist. Ab 1837 war er Eigentümer oder Miteigentümer mehrerer Zeitschriften. Die damit verbundenen Pflichten schränkten seine schriftstellerische Tätigkeit stark ein. Erst nachdem er 1861 Besitzer und Eigentümer des „Dublin University Magazine“ geworden war, schrieb Le Fanu wieder selbst. Viele seiner Werke erschienen in Fortsetzungen in seiner Zeitschrift.
1843 oder 1844 – der genaue Zeitpunkt ist unklar – heiratete Le Fanu Susanna Bennett. Die Ehe war harmonisch; die Le Fanus bekamen vier Kinder. Als Susanne 1858 starb, fiel Witwer Joseph in eine tiefe Depression, die er nie überwand. Er zog sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück und vergrub sich in seinem Haus am Merrion Square. In Dublin nannte man ihn den "unsichtbaren Prinzen".
Seine Produktivität wurde von diesem Lebensstil nicht beeinflusst. In den Jahren nach 1860 veröffentlichte Le Fanu ein bis zwei Romane pro Jahr sowie diverse Kurzgeschichten und Novellen. Er schrieb Historienromane, Krimis und immer wieder Geistergeschichten. Das Übernatürliche faszinierte ihn; in seiner irischen Heimat wuchs er mit entsprechenden Sagen und Legenden auf. Als Phantast stand Le Fanu auf der Grenze zwischen Glauben und Skepsis. Er erkannte bereits, dass Spuk auch und vor allem das Produkt einer geistigen Störung sein konnte. In vielen Geschichten überließ er die Entscheidung, ob eine Erscheinung real oder eingebildet war, deshalb seinen Lesern.
Trotz seiner Weltflucht war Le Fanu kein weltfremder Mann. Als Journalist wurde er mit den politischen und sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit konfrontiert.
Le Fanu ließ thematisierte die Gier und die Gleichgültigkeit der Menschen in seinen Kriminalromanen, die zu den frühen Meisterwerkes dieses Genres gehören. Verrat, Verschwörungen und Betrug durchziehen diese Werke, die ihr Verfasser darüber hinaus gern mit unheimlichen Stimmungen färbte.
Le Fanu starb am 7. Februar 1873 in seiner Heimatstadt Dublin an einer Lungenentzündung. Er wurde auf dem Friedhof von Mount Jerome bestattet.
Die Erzählung
Am Anfang der Erzählung steht ein Gemälde des berühmten Malers Gottfried Schalken, das dem Leser vorgestellt wird. Das Gemälde zeigt das Bildnis einer jungen Frau, das nur von einer Kerze erhellt wird und das Interieur im Hintergrund wirkt dabei eher ungewöhlich. Die Dargestellte ist wohl Rosa Velderkaust, die Nichte des nicht minder berühmten Malers Gerard Dou. Der Erzähler nimmt an, dass besagte Rosa Velderkaust wohl die einzige Liebe im Leben Gottfrieds Schalken war.
Schalken war in seinen jungen Jahren Lehrling, damals galt die Malerei noch als Handwerk, bei dem schon erwähnten Gerard Dou. Dieser hatte ein wunderschönes Mündel, die 17jährige Rosa Velderkaust. Schalken verliebte sich in das Mädchen, offenbarte sich und Rosa erklärte sich ihm auch.
Doch Schalken wagte nicht, bei seinem Meister um die Hand Rosas anzuhalten, da er noch mittellos und unbekannt war, doch er durfte hoffen.
An einem Abend, Schalken war noch im Atelier, vertieft in seine Arbeit, einem frommen Bildentwurf, macht sich ein Mann bemerkbar, dessen Eintritt der junge Mann nicht mitbekommen hat. Der Mann, kostbar gekleidet, stellt sich als Mijnheer Vanderhausen aus Rotterdam vor und teilt mit, dass er Gerard Dou am morgigen Abend in einer wichtigen Sache aufwarten will. Der junge Mann, noch wie erstarrt, kann nicht erkennen, wie der wortkarge Fremde das Haus verläßt, er scheint wie verschluckt.
Am anderen Tag erzählt er seinem Meister davon, der aber eher an einen Scherz eines seiner Malerkollegen glaubt.
Doch als der angekündigte Besucher eintritt, sind sich Dou und Schalken sicher, dass es sich dabei um keinerlei Maskerade handelt. Der Fremde, ein alter, sehr unangenehmer Herr, ist eher wortkarg und händigt Dou ein Kästchen aus, in dem sich mehrere Barren feinsten Goldes befinden, dessen Wert sofort geschätzt werden soll und Schalken wird damit betraut, es zu einem bekannten Juden zu bringen.
Dieser prüft die Barren und stellt darüber ein Dokument aus, dass den Wert der Barren von vielen tausend Reichstalern bestätigt.
Und der alte Herr hält sich nicht lange mit Erklärungen auf: er begehrt Rosa Velderkaust zur Frau, denn er habe sie vor etwa vier Monaten in der Sankt-Laurentius-Kirche in Rotterdam gesehen. Die Barren, von sehr hohem Wert, würden, mitsamt der Mitgift, seiner Zukünftigen auf Lebenszeit gehören. Gerard Dou läßt sich überreden, die Aussichten für seine Nichte sind mehr als glänzend, den Heiratskontrakt zu unterzeichnen und außerdem sollten die Barren treuhänderisch bei ihm bleiben.
Rosa lernt ihren Zukünftigen bei einem Abendessen kennen und nun bekommt man ein bischen mehr von ihm zu Gesicht: seine Haut hat eine bläuliche Tönung, die langen Haare sind grau, seine Lippen beinahe schwarz und sein Gesicht weißt boshaft-lüsternde Züge auf.
Nachdem der Besucher gegangen ist, läßt Rosa ihrem Ekel freien Lauf, noch mehr, sie ängstigt sich, denn der Besucher erinnert sie an eine alte bemalte Holzfigur, über die sie sich in der St.-Laurentius-Kirche entsetzt hat.
In den nächsten Tagen treffen für Rose kostbare Geschenke ein: Samt, Seide, Geschmeide und für ihren Vormund ein Brief, in dem im Hinblick auf die Versorgung Rosas , noch mehr günstige Verpflichtungen gemacht werden.
Rosa wird wenige Tage später mit allem erdenklichen Pomp von diesem alten Scheusal abgeholt und entgegen aller Übereinkünfte hört Dou nichts mehr von seiner Nichte.
Er stellt Nachforschungen an, doch kein Mensch in Rotterdam hat je von Vanderhausen, der angeblich am Boom-Quai wohnt, gehört. Der Fuhrwerksunternehmer, bei dem die höchst luxuriöse Hochzeitskutsche seinerzeit gemietet wurde, kann auch nicht weiter sagen, als dass er kurz vor Rotterdam angehalten wurde und eine Gruppe kostbar gekleideter Männer die junge Braut in eine geräumige Sänfte umsteigen ließen und in Richtung Rotterdam davongegangen wären. Der Betrag für die Miete der Kutsche sein dreimal so hoch gewesen, wie verlangt.
Dou macht sich schwerste Vorwürfe, denn er ist offensichtlich einem Betrug aufgesessen, kann sich aber den Zweck des Betrugs nicht erklären.
In Folgezeit lädt er Schalken oft zum Abendessen ein, um sich ein wenig zu zerstreuen. Eines Abends erschrecken sie durch ein lautes Getöse an der Haustür. Es wird geöffnet und herein, in Panik, völlig aufgelöst, stürzt Rose in das Haus. Sie ist nur mit einem seltsamen weißen, bodenlangen Hemd bekleidet, das auch sehr schmutzig ist. Sie fällt in Ohnmacht und den Männern gelingt es nur mit Mühe, sie wieder zu Bewußtsein zu bringen. Gierig verlangt sie nach Fleisch und Wein, schlingt alles wie in Heißhunger herunter. Sie bittet um einen Geistlichen, nur der könne sie retten. Rätselhaft sind ihre Worte: " Nimmermehr können die Toten mit den Lebenden ein Fleisch sein, das hat Gott verboten!"
Sie bittet die Männer, bei ihr zu bleiben, denn er sei da, den Namen spricht sie aber nicht aus. Dou fürchtet, dass man seine Nichte mißhandelt hat, argwöhnt, dass sie einem Asyl für Tollhäuser entsprungen sei. Er nimmt sich vor, einen Arzt zu holen, nachdem sich das Mädchen durch die Gegenwart des Geistlichen erholt haben würde.
Doch nun überschlagen sich die Ereignisse: kaum ist der Geistliche da, fällt die Tür zu Roses Schlafzimmer zu, die Kerzen erlöschen, doch Kampfgetümmel ist nicht vernehmbar - nur ein Schrei. Als es den Männern dann gelingt, die Türe zu öffnen, ist das Zimmer leer, nur das Fenster steht weit offen. Nur das Wasser des angrenzenden Kanals zeigt große, auseinandertreibende Wellenringe.
Von Rosa wird nie wieder eine Spur entdeckt, eben sowenig wie von ihrem mysteriösen Freier.
Viele Jahre später muß Schalken zur Beerdigung seines Vaters nach Rotterdam reisen. Sein Vater soll in den Gewölben der St.-Laurentius-Kirche beigesetzt werden, doch der Leichenzug ist noch nicht da. Der Küster setzt sich mit ihm ans Feuer und die beiden trinken Wein. Schalken, erschöpft von einer vierzigstündigen, anstrengenden Reise, fällt in tiefen Schlaf. Da rüttelt ihn jemand an der Schulter, doch es ist nicht der Küster, sondern eine Frau in weißer, luftiger Gewandung, deren Gesicht verschleiert ist. Sie führt ihn durch die Grabgewölbe und enthüllt im Schein der Lampe schließlich ihre Gesicht: Rosa Velderkaust! Wie betäubt folgt er ihr weiter, bis in ein altmodisches holländisches Gemach. Dort steht auch ein Himmelbett, dessen schwere Vorhänge Rosa öffnet. Auf dem Bett sitzt eine bläulich-leichenfarbene satanische Gestalt - Mijnheer Vanderhausen!
Schalken verliert die Besinnung und wird erst am anderen Morgen gefunden, als Leute die Grabgewölbe verschließen wollen. Er liegt in einer geräumigen Zelle, neben einem mächtigen Sarkophag, der auf kleinen Säulen ruht.
Bis zu seinem Tod ist Schalken von der Wirklichkeit seines Traumgesichts überzeugt und hat die Begebenheit auf dem eingangs erwähnten Gemälde festgehalten.
Meine Meinung
Obwohl die Geschichte nur den Umfang einer Erzählung hat, gehört sie für mich unbedingt zu den Klassikern.
Sei ist eigentlich nur sehr dünn erzählt und läßt so dem Leser genügend Freiraum für die eigene Phantasie.
Wo endet die Wirklichkeit und wo beginnt die phantastische Welt, das Irreale? Wie ein Riß im Vorhang, wie ein Loch in der Wand, wie ein verstohlener Blick durch´s Schlüsselloch. Manchmal blickt man sich selbst verstohlen um...
Das Buch "Maler Schalken und andere Geistergeschichten" ist noch im Internet erhältlich!
Nebenbei: dieses Bild könnte Le Fanu wohl inspiriert haben, denn es gab tatsächlich einen Maler Schalken:http://www.joseflebovicgallery.com/C...e/146_0011.jpg
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