Samstag, 18. Juli 2015

Gedanken über König Ludwig II. - 5.Teil

9. Es gibt unter anderem auch noch die äußerst seltene Möglichkeit des "trockenen" Ertrinkens. Dabei kommt es zu einer Reizung des zehnten Hirnnervs, der für die Regulation und Tätigkeit fast aller inneren Organe zuständig ist, und dies führt zur Herzverlangsamung und schließlich zum Herzstillstand. Dieses Reflexgeschehen kann durch Magenüberfüllung begünstigt werden und der König hatte schließlich vor dem Spaziergang ein üppiges Mahl mit reichlich Alkohol zu sich genommen. 
Dagegen spricht aber, der offiziellen Version nach, der Kampf im Wasser, das anschließende Nachziehen der Leiche Guddens und natürlich wieder das Wasser in der Uhr Guddens, die erst um 20:06 Uhr stehengeblieben ist.
Hier ein offizielles Bild der Auffindung der Leichen:http://static.twoday.net/quhbilder/images/P1110403.jpg

10. Es gibt noch die vage Möglichkeit, dass in die Mahlzeit oder die Getränke des Königs, das er zuletzt zu sich nahm, Beruhigungsmittel gemischt wurden. Alkohol und Medikamente, eine fatale Mischung, wie man weiß. Möglich, dass der König auf dem Spaziergang die einschläfernde und beruhigende Wirkung dieser Mischung auf dem Spaziergang bemerkte und dann, er hatte ja ständig Angst, vergiftet zu werden, das ergab sich aus den geführten Gesprächen der letzten 24 Stunden, verprügelte und schlug er den begleitenden Arzt.

11. Es gibt allerdings noch die Möglichkeit, dass der König von einem der Gendarmen erschossen wurde und zwar aus Versehen. Diese Version wurde niemals richtig in Betracht gezogen, sondern vielmehr von einer dunklen Verschwörung gesprochen. An die Verschwörungstheorie glaube ich selbst auch nicht.
Dass an jenem Abend des 13. Juni 1886 nicht alles mit rechten Dingen zuging , liegt auf der Hand, dafür spricht auch der Abriß der Bootshütte wenige Tage später. 
Und es gibt Aussagen, dass sich im Rücken des Königs zwei furchtbare Schußwunden befanden.

Eine Zeugenaussage gibt es vom kgl. Hofrat und prakt. Arzt Dr. Rudolf Magg, der als erster Arzt Ludwigs Leiche noch in Berg zu Gesicht bekam. Er mußte die regierungsamtliche Version bestätigen. Das war ein Befehl des Justizministeriums. Als Magg im Sterben lag, konnte er das Geheimnis nicht länger für sich behalten und bat seine Tochter Anna, alles aufzuschreiben, was er ihr erzählte. Er sprach von "furchtbaren Schußwunden in Ludwigs Rücken"

Dann natürlich der junge Leibfischer des Königs, Jakob Lidl. Der renommierte Ludwigforscher Albert Widemann besitzt Original-Schriftstücke des königlichen Leibfischers Jakob Lidl. Allerdings ist das Hauptstück der Beweise, ein schwarzes Schulheft, in dem Lidl seine Erinnerungen aufgezeichnet haben soll, verschwunden. Es war nach Lidls Tod durch dessen Witwe auf ihren zweiten Ehemann, Martin Mertl, übergegangen. Dieser wollte es zu seinen Lebzeiten noch nicht herausgeben. Zu seinem Neffen soll er über das Schulheft gesagt haben: "Bua, wenn du einmal das Heft siehst, und deren Inhalt bekannt wird, wird die Welt aufhorchen!" Nach dem Tode Mertls im Jahre 1963 versuchte Widemann sofort, in den Besitz des Dokuments zu gelangen. Doch es fand sich nicht im Nachlaß. Eine Nachbarin soll nach Widemanns Angaben von Männern in "schwarzen Limousinen" und "dunklen Anzügen. berichtet haben, die nach Mertls Tod in dessen Haus eingedrungen seien und vermutlich beides mitgenommen hätten. Dennoch weiß Widemann zu berichten, was Mertl ihm über den Inhalt des Heftes mündlich erzählt habe. Schließlich wurde Lidl wahrscheinlich in der Tatnacht durch Drohungen gefügig gemacht ("Es wäre ein leichtes gewesen, mich nach Haar zu bringen!"), und erhielt schließlich ein Haus und wurde später Bürgermeister.

Widemann besitzt Erklärungen - teilweise eidesstattliche - von vier Menschen, darunter ist die von der Münchnerin Rita Löhner. Ihr Mann war eng mit Prinz Konstantin von Bayern (1920-1969) befreundet und wäre oft im Haus der Löhners gewesen. Bei einem dieser Besuche sprach Rita Löhner mit Prinz Konstantin über die Geheimnisse zum Tod Ludwig II. Konstantin erzählte ihr, daß er mit etwa elf Jahren in ein Zimmer gegangen sei, das den Kindern verboten und immer versperrt war. Doch diesmal steckte der Schlüssel. Er ging hinein und sah an einem Haken der Tür einen Mantel und eine Weste, die zwei gleiche, kreisrunde Löcher im Rückenteil hatten. Als er sich ein weiteres Kleidungsstück ansehen wollte, erwischte man ihn, berichte er Löhner, und zerrte ihn rüde aus dem Zimmer. Prinz Konstantin glaubte, daß es die Kleider vor Ludwig II. waren - mit zwei Schußlöchern.

Was wohl wirklich geschah, hat uns Prinz Joseph Clemens, der Sohn des Prinzen Alphons von Bayern, überliefert. Nach seiner Schilderung kam der König am Abend des 13. Juni durch einen Unfall ums Leben. Durch Geräusche an der Anlegestelle von Schloß Berg aufgeschreckt, schoß ein übereifriger Gendarm und traf eine Person, die sich an der königlichen Badehütte, eben jene die schnell abgerissen wurde, aufhielt. Sofort wurde Alarm gegeben, um den Angeschossenen zu Hilfe zu eilen. Als man ihn aus dem Wasser zog, erstarrten die Umstehenden: es war der König, der unmittelbar an einer der Schußverletzungen starb. Dr. Gudden, der sich ausrechnen konnte, am Ende als der Schuldige für alles geradezustehen, schließlich hatte der das Gutachten verfertigt und war leichtsinnigerweise mit seinem Patienten alleine auf dem Spaziergang gewesen, entzog sich entweder selbst seiner Verantwortung durch Freitod oder wurde selbst anschließend ermordet. Dann legte man die Leichen ins Wasser, verfälschte Spuren und eine bis heute andauernde Legendenbildung nahm seinen Lauf....

Und zum Abschluß ein modernes König-Ludwig-Lied, dass mich persönlich immer angesprochen hat:

König-Ludwig-Lied

Ich habe dem König geschrieben
Ich liebe dich
Ich bin ein Fan von dir
Ich komme
Ist das okay
Die Antwort kam nachts aus dem Radio
Zwei Jahre später
Ich war allein und rauchte noch eine
Da ging die Tür auf im weißen Cafe
Da stand er
versteht ihr
Der König Ludwig II.
Vollkommen unsichtbar und wahnsinnig schön
Wie eine Lady bei Vollmond
Umnachtet vom Föhn
Wir flogen ab in Richtung Paradies
Wir liebten uns in Seitenstraßen
Komm auf mein Schloß
Ich liebe dich
Ich bin dein Fan
Bis wir auch das vergaßen
Vollkommen unsichtbar und wahnsinnig schön
Die Lady nackt auf meinem Knie
Er lebt noch sagen die Bauern
Nur gesehen wurde er nie
Wir liebten uns
Wir gaben uns den Rest
Wir wollten Hochzeit feiern
Komm mit bevor es Tag wird sagte der König.

Wolf Wondratschek

Dieses Bild hat mir auch immer sehr gut gefallen: http://media.kunst-fuer-alle.de/img/...1_00007211.jpg

Oder dieses Bild: http://bilder.augsburger-allgemeine....telsbacher.jpg

Dieser Schlitten war, trotz der zahlreichen Verzierungen und Vergoldungen, ein ganz modernes Gefährt. Die Beleuchtung in der Krone war elektrisch und die Batterie, von der die Lampen gespeist wurden, befand sich unter dem Sitz des Königs.
Den Schlitten kann man heute im Marstallmuseum des Schlosses Nymphenburg besichtigen:https://c1.staticflickr.com/9/8644/1...8bc24ac9_b.jpg

Ja, verrückt, was heißt das schon? Das sog. Gutachten war schon damals höchst fragwürdig, denn die "Beweise" bestanden aus über 300 absurden und über dubiose Zeugen gesammelte Äußerungen. Dr. Gudden brauchte nur 1 Tag (!), für die Auswertung, um die Geisteskrankheit des Königs zu beweisen. 
Am 8. Juni lag Gudden das belastende Material vor, die beigezogenen Ärzte Grashey, Hagen und Hubrich sahen die Fakten, oder wie man das nennen will, zum ersten Mal und schon am nächsten Tag, dem 9. Juni, wurde die Reinschrift des Gutachtens von den vier "Gutachtern" unterschrieben.

Ich habe mich schon oft gefragt, was einen sonst gewissenhaften und aufrechten Mann zu so einer Tat antrieb.
Es gibt da eine Vorgeschichte.
Nachdem mehrere befragte Ärzte abgewunken hatten, fiel die Wahl auf Dr. Gudden, derungefragt bereits am 25.03.1886 den Ministern Lutz und Crailsheim versicherte, das er den König für geistesgestört erklären und dies auch mit einem schriftlichen Gutachten bestätigen könnte - ohne den König je aus der Nähe gesehen und ohne ihn auch nur ein einziges Mal untersucht zu haben!
Nicht einmal den langjährigen Hofarzt des Königs, Franz v. Gietl, zog er in seine "Ermittlungen" ein: er betrachtete Gietl als Rivalen, der einmal gegen die Berufung Guddens nach München war und ihm einen Strich gegen seine Rechnung hätte machen können. Gudden war ehrgeizig, obrigkeitshörig und wollte den Auftrag seines Lebens auf keinen Fall gefährden und ihn zur vollsten Zufriedenheit seiner Auftraggeber ausführen. Außerdem war er sich des Prestigegewinns seiner Person bewußt, sonst hätte er kaum seine Schweigepflicht in einem solch schwerwiegenden Fall gebrochen und sein Urteil über den König zwei Wochen vor Bestellung als Gutachter ausgeplaudert.
Und wie bereits gesagt: das "Gutachten" enthält kein einziges Wort über positive Aspekte im Leben des Königs, sondern besteht aus einer grotesken Sammlung von Aussagen ehemaliger Hofbediensteter, beschlagnahmter Schriftstücke, besser Zetteln, und Erzählungen undurchsichtigerer Lakaien und Pferdeknechte.
Außerdem überschätzte Gudden sich selbst, das zeigt seine Rolle in der "Fangkommission". Er war nicht nur Überbringer der ärztlichen Diagnose, sondern fungierte auch als Vollstrecker bei der Absetzung des Königs, die durch keinerlei Gerichtsbeschluß bestätigt war.

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