Freitag, 26. Juni 2015

Der Fall Hinterkaifeck - Teil 12

Der nächste Abschnitt behandelt die Reuthaue, die vermutete Haupttatwaffe.

Eine Reuthaue ist ein ziemlich handliches Werkzeug, das zum Stockkgraben benutzt wird und auch heute noch im Gebrauch ist. Es werden damit Wurzelstöcke, Bäumchen und Sträucher aus der Erde entfernt, also gerodet.
So ein Werkzeug fand sich natürlich auch auf dem Hinterkaifecker Hof, zum Besitz gehörte auch Wald, und war vom alten Gruber in unfachmännischer Weise repariert worden. Jedenfalls stand auf der Rücksseite der Haue eine Schraube samt Schraubenmutter einige Zentimeter hervor.
Hier kann man die Reuthaue sehen: http://www.hinterkaifeck.net/wiki/im...ffen_Part1.jpg 

Die Reuhaue blieb zunächst unentdeckt, man nahm als Tatwaffe den im Stall in einem Futtertrog entdeckten Kreuzpickel an, der allerdings schon von den Tieren beleckt worden war und man keine Spuren an ihm feststellen konnte.
Die Reuthaue wurde erst ein Jahr später beim Abriß des Hofes entdeckt und der Polizei gemeldet. Ausführlich kann man über den Fund und die Untersuchung hier nachlesen:
Dokumente: 1923-02-23 Meldung Fund Reuthaue ? Das Hinterkaifeck-Wiki

Auf den Dach- und Heuboden führte vom Wohntrakt aus ein Bodenstiege, da sich auf dem Dachboden, beim Kamin, auch die Räucherkammer befand.
Auf Bild Nr.2, kann man die Rückansicht des Hofes sehen, die unbenutzbare Tür zur Küche und den Einstieg zum Dach- und Heuboden über die Bodenstiege:
Google-Ergebnis für http://www.hinterkaifeck.net/files/hexenholz/Top1.gif

Auch auf dem zweiten Bild kann man gut erkennen, dass sich die Bodentreppe im Kellervorraum befand und darunter der Zugang zum Keller war:

Datei:Grundriss.gif ? Das Hinterkaifeck-Wiki

Man kann hier gut erkennen, dass sich die Bodenluke doch in einiger Entfernung vom Kamin und der angeschlossenen Räucherkammer befand. Dafür gibt es auch ein ganz normale Erklärung: das Heu durfe nicht unmittelbarer Nähe zum Kamin gelagert sein, da sonst eine große Entzündungsgefahr bestanden hätte.
Das Heu musste auch immer gewendet werden, damit es trocknen konnte und es, da es im Winter für die Fütterung genutzt wurde, nicht verderben durfte. Es bot sich somit auf der linken Seite genügend Platz an um dort ungehindert arbeiten zu können, außerdem wollte keiner der Hofbewohner durch Heu laufen, wenn Fleisch zum Räuchern aufgehängt wurde. Es waren auch noch andere Dinge auf dem Dachboden, wie etwa der Schrank, in dem Geld gefunden wurde und ein unbenutztes, zerlegtes Bett. 
Man darf also mit Sicherheit annehmen, dass das Heu auf der linken Seite der Bodenluke gelagert war, also hier der Heuboden war.

Die Reuthaue machte im Laufe der Jahrzehnte aber, merkwürdigerweise, ein Art Wanderung durch. Nachdem der Fundort der Haue durch die Polizei erfasst worden war, landete sie zum Schluß beim Kamin! 
Hier auf der Skizze genau bezeichnet: Datei:Grundriss.gif ? Das Hinterkaifeck-Wiki

Ich frage mich schon, wie kann das sein? Die Polizei, wenn sie auch in ihrem Bericht statt „Heustock“ „Leustock“ geschrieben hat, hätte den Fundort, wäre er beim Kamin gewesen, auch als solchen bezeichnet. 
Als Argument dient für den neuen Fundort immer, dass die Hunde, mit denen die Polizei eine Tatortbegehung machte, beim Kamin angeschlagen hätten und die Beamten, fälschlicherweise angenommen hätten, die Hunde hätten dies wegen des dort noch, in der Räucherkammer, gelagerten Schinkens getan.
Die Hunde fanden aber auch Exkremente im Heu und kleine Blutspuren, die aber nicht weiter verfolgt wurden.
Es existiert auch eine Tatortskizze aus den 50iger Jahren, angefertigt von einem Beamten namens Venus, die auf Zeugenaussagen aus eben dieser Zeit beruht, die man aber angeblich noch nicht gesichtet hat und noch im Staatsarchiv München sind.
Und schon eine weitere Frage: wieso hat die Polizei seinerzeit diese Zeugen, wenn sie doch offensichtlich über Täterwissen verfügten oder die Täter auf Grund dieser Aussagen kannten/ gekannt haben, nicht besser vernommen? Oder ggf. in Untersuchungshaft genommen?

Das Nächste ist die Annahme, dass die Reuthaue sorgfältig versteckt wurde. Renner erwähnt dies in seinem Bericht, den man hier, und noch mehr Berichte zur Reuthaue, hier nachlesen kann:
Suche ? Das Hinterkaifeck-Wiki

Aber Beweis ist dies keiner, umso mehr, als Renner auch von losen Brettern spricht, unter denen die Reuthaue auf dem Dachboden aufgefunden wurde.
Lose Bretter auf dem Dachboden sind mehr als logisch, da sich im Zwischenraum, der ja ein Hohlraum war, Mäuse- oder sogar Rattennester befinden konnten, die immer wieder ausgeräumt werden mussten oder Heu, das einfach beim wenden durchgefallen war, um Selbstentzündung zu vermeiden, ebenfalls entfernt werden musste.

Man könnte jetzt sagen: naja, was spielt das jetzt noch für eine Rolle, wo dieses Mordwerkzeug nun wirklich war? 
Das Dumme an der Sache ist nun einmal, dass die Polizeifachschule FFB, die den Fall vor einigen Jahren mit modernen Mittel zu lösen versuchte, genau von diesem Fundort, nämlich beim Kamin, ausgeht und ihn als bewusst gewähltes Versteck sieht. Und dass diese Dinge in der Argumentations- und Beweiskette, in der Ermittlungsarbeit um den Täter eine große Rolle spielt. 
In diesem Film kann man das mitverfolgen: http://www.youtube.com/watch?v=Ry2qjsAoFPw


Da frage ich: was für unveröffentlichtes Material steht den Schülern zur Verfügung, aus dem eindeutig hervorgeht, dass dies der Fundort war (zeitnahe Aussagen, Fotos)? Und worauf begründen sie, dass dies ein bewusst gewähltes Versteck war?
Wenn eindeutige Beweise existieren, die mit Sicherheit, auch zu diesem späten Zeitpunkt, den/ die Täter identifizieren können, so wäre es doch an der Zeit diese zu benennen und den Spekulationen ein Ende zu bereiten.

Ich denke, dass man zum ersten polizeilichen Protokoll zurückkehren muß und es nichts anderes Konkretes darüber gibt: alles andere ist Spekulation.
Nebenbei: es hätte andere Möglichkeiten gegeben, um die Reuthaue los zu werden. Vom Versenken in der Jauchegrube bis hin zur Reiningung mit Wasser, um sie anschließend an ihren Platz bei den Werkzeugen zurückzustellen.
Man kann hier mit Augenschein und Logik nicht wirklich etwas ausrichten.
Genauso gut könnte man annehmen, dass die Täter auf den Dachboden zurückkehrten, dort fehlte ein großes Stück Schinken in der Räucherkammer und das blutige Werkzeug, das noch einer der Täter in der Hand hatte, einfach los werden wollten, um es nicht mehr sehen zu müssen und es ganz einfach unter dem nächsten losen Brett „entsorgt“ wurde.

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