Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch an diesem herrlichen Sommertag, der wieder ziemlich heiß zu werden verspricht. Aber ich habe meine kühlen Spezialplätzchen, genügend Futter, Wasser und Leckerli zu meiner persönlichen Verfügung, heute morgen gab es schon mein Lieblingsnaßfutter mit Geflügel, da schlecke ich immer zuerst die Soße weg und wenn es dann angegammelt scheint, und meine Halterin es nicht gleich entsorgt, dann fresse ich es noch genüßlich auf. Das hat dann schon etwas für sich, der leicht muffelige Geschmack und ich mag es fast ebenso gerne wie Plastik anbeißen. Leider komme ich an Plastik nicht mehr heran, nicht mal mehr das kleinste Stückchen und meine Halterin meint, dass mein Dealer nicht mehr vorbei kommt, wenn sie sehr wütend ist, nennt sie mich Junkie, der es wohl nie mehr lernt. Bah, was weiß sie denn davon! Dieses knistern und rascheln, wenn ich auf dem Plastik herumkaue, das macht Laune, außerdem kaut sie meistens auch auf etwas herum, das sich Kaugummi nennt, bevorzugt in Melonengeschmacksrichtung. Nenne ich sie deswegen einen Junkie?
Aber bevor ich mich noch aufrege, erzähle ich lieber von "Jahrmarkt" weiter.
Nach ein paar Tagen war es dann soweit und Jahrmarkt wurde offiziell eröffnet. Ein kleiner Mann mit Brille und einer dicken goldenen Kette um den Hals, mein Fraule meinte zu meinem Herrchen, dass der OB überall dabei sein müsse, sagte ein paar wichtige Worte, die anwesende Stadtkapelle spielte eine Tusch und schon drängten plötzlich sehr viele Leute durch die Straße. So viele Leute hatte ich bis jetzt nicht am Berg beobachten können, eher viel stinkende Autos und knatternde Motorräder mit ihrem ohrenbeleidigendem Lärm.
Naja, OB mußte ein wichtiger Mann sein, oder ein Verkehrsbändiger, weil nun am Berg nur noch Leute gehen durften, genauso wie am Westertorplatz. Irgendwie hatte ich den eher unscheinbaren Mann in mein Katzenherz geschlossen, wenn er auch mit seiner dicken Goldkette wie die moderne Version eines Renaissancebildes aussah, das ich in Frauchens Kunstbänden entdeckt hatte.
Aber das schönste und beeindruckensde war "Jahrmarkt" selbst. Düfte und wilde Gerüche krochen in mein Näschen, es war unbeschreiblich: Würstchen, Schupfnudeln, Popcorn, Schokolade, Fisch.... Ich wurde nicht müde, zu schnuppern.
Die Musik, die auf den Fahrgeschäften gespielt wurde und gelegentlich bis ans Haus dröhnte, war weniger interessant, weil ich das noch von Lizzy gewohnt war. Aber die bunten Lichter, grün, rot, gelb, boten am Abend eine Lichterpracht, die nur noch vom weihnachtlichen Christbaum übertroffen wurde.
Ich entdeckte ziemlich schnell, dass ich, wenn ich auf den Erkerfenster saß, von den Jahrmarktsbesuchern entdeckt wurde und sie immer wieder herauf sahen. Manche winkten auch, deuteten mit dem Finger auf mich und riefen Mieze oder Pussie. Das genoß ich sehr und ließ mich täglich von meinen Bewunderer betrachten oder soll ich sagen von meinen Untertanen huldigen, hihi?
Am meisten machte es mir Spaß, die Leute an der schräg gegenüber liegende Schnapsbude zu beoachten. Es gab da zwar auch Kaffee, Tee oder Glühwein, aber die Gäste bevorzugten wohl eher den Schnaps, dessen Geruch stechend scharf war und wohl auf deren Nase ging, jedenfalls war sie dann hinterher meistens rot, wie bei einer Erkältung. Und nicht nur das: Schnaps schien irgendwie krank zu machen, denn es gab nicht wenige, die nachdem sie ein paar Gläschen getrunken hatten, ein wenig schief und nicht mehr geradeaus liefen. Ob man das OB sagen sollte, der ja schon ein Verkehrsbändiger war, dass hier etwas verkauft wurde das krank macht und er es verbieten sollte, denn es war nicht gesund? Das erstaunlichste aber war, dass viele Leute wohl von Schnaps krank werden wollten, denn am Abend, besonders vor Jahrmarktsschluß, drängten sich noch so viele Leute, dass die gesamte Straße verstopft und kein Durchkommen mehr war. Ich überlegte mir, dass sie vielleicht auch zu einer Ärztin wie meiner Tierärztin gehen mußten und sich dann freuten, wenn sie Angst vor ihnen hatte.
Jedenfalls genoß ich Jahrmarkt und das bunte Treiben und die unterschiedlichen Gerüche. Doch eines Abends gingen nicht nur die Lichter aus, sondern man begann, Buden und Fahrgeschäfte abzubauen. Was war das? Ich mußte ziemlich düpiert geschaut haben, denn meine Fraule gleich, dass Jahrmarkt nun vorbei sei, aber alles nächstes Jahr wiederkämen. Was, erst nächstes Jahr? Ich war schon ein wenig traurig....
So und jetzt werde ich mich gemütlich auf eines meiner Lieblingsplätzchen zurückziehen und mein Bäuchlein kraulen lassen, davon schlafe ich immer ganz entspannt weg. Siesta halten ist bei diesem Wetter ohnehin das Beste, einfach die Hitze vorbei ziehen lassen und sich für die Nacht vorbereiten....
Mit vielen "schnurrs" und "miaus",
eure Reza
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