Samstag, 18. Juli 2015

Gedanken über König Ludwig II. - 5.Teil

9. Es gibt unter anderem auch noch die äußerst seltene Möglichkeit des "trockenen" Ertrinkens. Dabei kommt es zu einer Reizung des zehnten Hirnnervs, der für die Regulation und Tätigkeit fast aller inneren Organe zuständig ist, und dies führt zur Herzverlangsamung und schließlich zum Herzstillstand. Dieses Reflexgeschehen kann durch Magenüberfüllung begünstigt werden und der König hatte schließlich vor dem Spaziergang ein üppiges Mahl mit reichlich Alkohol zu sich genommen. 
Dagegen spricht aber, der offiziellen Version nach, der Kampf im Wasser, das anschließende Nachziehen der Leiche Guddens und natürlich wieder das Wasser in der Uhr Guddens, die erst um 20:06 Uhr stehengeblieben ist.
Hier ein offizielles Bild der Auffindung der Leichen:http://static.twoday.net/quhbilder/images/P1110403.jpg

10. Es gibt noch die vage Möglichkeit, dass in die Mahlzeit oder die Getränke des Königs, das er zuletzt zu sich nahm, Beruhigungsmittel gemischt wurden. Alkohol und Medikamente, eine fatale Mischung, wie man weiß. Möglich, dass der König auf dem Spaziergang die einschläfernde und beruhigende Wirkung dieser Mischung auf dem Spaziergang bemerkte und dann, er hatte ja ständig Angst, vergiftet zu werden, das ergab sich aus den geführten Gesprächen der letzten 24 Stunden, verprügelte und schlug er den begleitenden Arzt.

11. Es gibt allerdings noch die Möglichkeit, dass der König von einem der Gendarmen erschossen wurde und zwar aus Versehen. Diese Version wurde niemals richtig in Betracht gezogen, sondern vielmehr von einer dunklen Verschwörung gesprochen. An die Verschwörungstheorie glaube ich selbst auch nicht.
Dass an jenem Abend des 13. Juni 1886 nicht alles mit rechten Dingen zuging , liegt auf der Hand, dafür spricht auch der Abriß der Bootshütte wenige Tage später. 
Und es gibt Aussagen, dass sich im Rücken des Königs zwei furchtbare Schußwunden befanden.

Eine Zeugenaussage gibt es vom kgl. Hofrat und prakt. Arzt Dr. Rudolf Magg, der als erster Arzt Ludwigs Leiche noch in Berg zu Gesicht bekam. Er mußte die regierungsamtliche Version bestätigen. Das war ein Befehl des Justizministeriums. Als Magg im Sterben lag, konnte er das Geheimnis nicht länger für sich behalten und bat seine Tochter Anna, alles aufzuschreiben, was er ihr erzählte. Er sprach von "furchtbaren Schußwunden in Ludwigs Rücken"

Dann natürlich der junge Leibfischer des Königs, Jakob Lidl. Der renommierte Ludwigforscher Albert Widemann besitzt Original-Schriftstücke des königlichen Leibfischers Jakob Lidl. Allerdings ist das Hauptstück der Beweise, ein schwarzes Schulheft, in dem Lidl seine Erinnerungen aufgezeichnet haben soll, verschwunden. Es war nach Lidls Tod durch dessen Witwe auf ihren zweiten Ehemann, Martin Mertl, übergegangen. Dieser wollte es zu seinen Lebzeiten noch nicht herausgeben. Zu seinem Neffen soll er über das Schulheft gesagt haben: "Bua, wenn du einmal das Heft siehst, und deren Inhalt bekannt wird, wird die Welt aufhorchen!" Nach dem Tode Mertls im Jahre 1963 versuchte Widemann sofort, in den Besitz des Dokuments zu gelangen. Doch es fand sich nicht im Nachlaß. Eine Nachbarin soll nach Widemanns Angaben von Männern in "schwarzen Limousinen" und "dunklen Anzügen. berichtet haben, die nach Mertls Tod in dessen Haus eingedrungen seien und vermutlich beides mitgenommen hätten. Dennoch weiß Widemann zu berichten, was Mertl ihm über den Inhalt des Heftes mündlich erzählt habe. Schließlich wurde Lidl wahrscheinlich in der Tatnacht durch Drohungen gefügig gemacht ("Es wäre ein leichtes gewesen, mich nach Haar zu bringen!"), und erhielt schließlich ein Haus und wurde später Bürgermeister.

Widemann besitzt Erklärungen - teilweise eidesstattliche - von vier Menschen, darunter ist die von der Münchnerin Rita Löhner. Ihr Mann war eng mit Prinz Konstantin von Bayern (1920-1969) befreundet und wäre oft im Haus der Löhners gewesen. Bei einem dieser Besuche sprach Rita Löhner mit Prinz Konstantin über die Geheimnisse zum Tod Ludwig II. Konstantin erzählte ihr, daß er mit etwa elf Jahren in ein Zimmer gegangen sei, das den Kindern verboten und immer versperrt war. Doch diesmal steckte der Schlüssel. Er ging hinein und sah an einem Haken der Tür einen Mantel und eine Weste, die zwei gleiche, kreisrunde Löcher im Rückenteil hatten. Als er sich ein weiteres Kleidungsstück ansehen wollte, erwischte man ihn, berichte er Löhner, und zerrte ihn rüde aus dem Zimmer. Prinz Konstantin glaubte, daß es die Kleider vor Ludwig II. waren - mit zwei Schußlöchern.

Was wohl wirklich geschah, hat uns Prinz Joseph Clemens, der Sohn des Prinzen Alphons von Bayern, überliefert. Nach seiner Schilderung kam der König am Abend des 13. Juni durch einen Unfall ums Leben. Durch Geräusche an der Anlegestelle von Schloß Berg aufgeschreckt, schoß ein übereifriger Gendarm und traf eine Person, die sich an der königlichen Badehütte, eben jene die schnell abgerissen wurde, aufhielt. Sofort wurde Alarm gegeben, um den Angeschossenen zu Hilfe zu eilen. Als man ihn aus dem Wasser zog, erstarrten die Umstehenden: es war der König, der unmittelbar an einer der Schußverletzungen starb. Dr. Gudden, der sich ausrechnen konnte, am Ende als der Schuldige für alles geradezustehen, schließlich hatte der das Gutachten verfertigt und war leichtsinnigerweise mit seinem Patienten alleine auf dem Spaziergang gewesen, entzog sich entweder selbst seiner Verantwortung durch Freitod oder wurde selbst anschließend ermordet. Dann legte man die Leichen ins Wasser, verfälschte Spuren und eine bis heute andauernde Legendenbildung nahm seinen Lauf....

Und zum Abschluß ein modernes König-Ludwig-Lied, dass mich persönlich immer angesprochen hat:

König-Ludwig-Lied

Ich habe dem König geschrieben
Ich liebe dich
Ich bin ein Fan von dir
Ich komme
Ist das okay
Die Antwort kam nachts aus dem Radio
Zwei Jahre später
Ich war allein und rauchte noch eine
Da ging die Tür auf im weißen Cafe
Da stand er
versteht ihr
Der König Ludwig II.
Vollkommen unsichtbar und wahnsinnig schön
Wie eine Lady bei Vollmond
Umnachtet vom Föhn
Wir flogen ab in Richtung Paradies
Wir liebten uns in Seitenstraßen
Komm auf mein Schloß
Ich liebe dich
Ich bin dein Fan
Bis wir auch das vergaßen
Vollkommen unsichtbar und wahnsinnig schön
Die Lady nackt auf meinem Knie
Er lebt noch sagen die Bauern
Nur gesehen wurde er nie
Wir liebten uns
Wir gaben uns den Rest
Wir wollten Hochzeit feiern
Komm mit bevor es Tag wird sagte der König.

Wolf Wondratschek

Dieses Bild hat mir auch immer sehr gut gefallen: http://media.kunst-fuer-alle.de/img/...1_00007211.jpg

Oder dieses Bild: http://bilder.augsburger-allgemeine....telsbacher.jpg

Dieser Schlitten war, trotz der zahlreichen Verzierungen und Vergoldungen, ein ganz modernes Gefährt. Die Beleuchtung in der Krone war elektrisch und die Batterie, von der die Lampen gespeist wurden, befand sich unter dem Sitz des Königs.
Den Schlitten kann man heute im Marstallmuseum des Schlosses Nymphenburg besichtigen:https://c1.staticflickr.com/9/8644/1...8bc24ac9_b.jpg

Ja, verrückt, was heißt das schon? Das sog. Gutachten war schon damals höchst fragwürdig, denn die "Beweise" bestanden aus über 300 absurden und über dubiose Zeugen gesammelte Äußerungen. Dr. Gudden brauchte nur 1 Tag (!), für die Auswertung, um die Geisteskrankheit des Königs zu beweisen. 
Am 8. Juni lag Gudden das belastende Material vor, die beigezogenen Ärzte Grashey, Hagen und Hubrich sahen die Fakten, oder wie man das nennen will, zum ersten Mal und schon am nächsten Tag, dem 9. Juni, wurde die Reinschrift des Gutachtens von den vier "Gutachtern" unterschrieben.

Ich habe mich schon oft gefragt, was einen sonst gewissenhaften und aufrechten Mann zu so einer Tat antrieb.
Es gibt da eine Vorgeschichte.
Nachdem mehrere befragte Ärzte abgewunken hatten, fiel die Wahl auf Dr. Gudden, derungefragt bereits am 25.03.1886 den Ministern Lutz und Crailsheim versicherte, das er den König für geistesgestört erklären und dies auch mit einem schriftlichen Gutachten bestätigen könnte - ohne den König je aus der Nähe gesehen und ohne ihn auch nur ein einziges Mal untersucht zu haben!
Nicht einmal den langjährigen Hofarzt des Königs, Franz v. Gietl, zog er in seine "Ermittlungen" ein: er betrachtete Gietl als Rivalen, der einmal gegen die Berufung Guddens nach München war und ihm einen Strich gegen seine Rechnung hätte machen können. Gudden war ehrgeizig, obrigkeitshörig und wollte den Auftrag seines Lebens auf keinen Fall gefährden und ihn zur vollsten Zufriedenheit seiner Auftraggeber ausführen. Außerdem war er sich des Prestigegewinns seiner Person bewußt, sonst hätte er kaum seine Schweigepflicht in einem solch schwerwiegenden Fall gebrochen und sein Urteil über den König zwei Wochen vor Bestellung als Gutachter ausgeplaudert.
Und wie bereits gesagt: das "Gutachten" enthält kein einziges Wort über positive Aspekte im Leben des Königs, sondern besteht aus einer grotesken Sammlung von Aussagen ehemaliger Hofbediensteter, beschlagnahmter Schriftstücke, besser Zetteln, und Erzählungen undurchsichtigerer Lakaien und Pferdeknechte.
Außerdem überschätzte Gudden sich selbst, das zeigt seine Rolle in der "Fangkommission". Er war nicht nur Überbringer der ärztlichen Diagnose, sondern fungierte auch als Vollstrecker bei der Absetzung des Königs, die durch keinerlei Gerichtsbeschluß bestätigt war.

Gedanken über König Ludwig II. - 4.Teil

Nachdem über das Leben König Ludwigs II. genügend bekannt ist, wird es ab dem 13.06.1886,18:45 Uhr zum Kriminalfall.
Das ist der Beginn des zweiten und letzten Spaziergangs von König und Arzt.
Später stellt man fest, dass in die Uhr des Königs Wasser eingedrungen ist und die Uhr um18:54 stehengeblieben ist.
Die Uhr Dr. Guddens hingegen erst um 20:10 Uhr. Man hat das immer damit begründet, dass Gudden häufig vergaß, die Uhr aufzuziehen.
Geht man von der offiziellen Version aus, dann haben die beiden Männer sich einen Kampf auf Leben und Tod im Wasser geliefert, wobei der König zuerst den Arzt getötet haben soll, dann die Leiche des Arztes etwa 25 Meter im seichten Wasser nachgezogen hat, Schleifspuren waren zu sehen, und sich dann im Wasser, Wassertiefe 1,30 Meter, ertränkt haben soll.
Und da liegt die erste Ungereimtheit. Die Uhren, die seinerzeit benutzt wurden, waren nicht wasserdicht und liefen bei Kontakt mit Wasser sofort voll, blieben also nach wenigen Sekunden stehen. Es hätte also Guddens Uhr etwa um den gleichen Zeitpunkt stehenbleiben müssen, aber so bleibt eine zeitliche Differenz von etwa 1 Stunde und 15 Minuten! 
Dazu kam, dass der Leichnam Dr. von Guddens gar nicht obduziert wurde, obwohl nach damals herrschender Rechtslage, bei unbekannter Todesursache, eine Obduktion zwingend vorgeschrieben war. 
Tatsache ist, Dr. von Gudden wies einen blauen Fleck an der Stirn durch eine Schlagverletzung auf, desweiteren einen eingerissenen Fingernagel und Würgemale am Hals. Diese sollen durch einen Zweikampf mit dem König entstanden sein. Der König hingegen wies keinerlei Verletzungen auf! Wenn die beiden miteinander gekämpft hätten, so hätte Gudden im Todeskampf den König sicherlich verletzt, siehe eingerissener Fingernagel! Die Todesursache bleibt also eigentlich im Dunkeln und Gudden wurde bereits am 17.06.1886 auf dem Münchner Ostfriedhof bestattet. Hier kann man es, andere Angehörige wurden dort auch bestattet, sehen: 
http://www.federfuchser.info/media/2...r_liegt_wo.jpg

Und überhaupt: beim gründlichen Nachdenken stellen sich doch viele Zweifel an der offiziellen Version ein. Stellen wir uns mal vor: Beide gehen nebeneinander den Weg am See entlang, plötzlich lief Ludwig los und in den See hinein und wurde im See von Gudden eingeholt.
Und da tauchen wieder Ungereimtheiten auf.

1. Ludwig war größer und jünger, also konnte er wahrscheinlich schneller laufen, wie soll der Doktor ihn dann einholen? Immerhin war Ludwig 1,91 groß, wog über 100 kg und erst 40 Jahre alt. Dr. Gudden hingegen war vergleichweise klein, etwa 1,75 m (soviel ich weiß) und 62 Jahre alt.

2. Der Mantel des Königs wurde am Ufer gefunden, in ihm steckte noch seine Jacke, hätte Ludwig sie dort ausgezogen, wäre er doch dort vom Doktor eingeholt worden und nicht erst im See. Der Doktor konnte ihm die Jacke nicht ausziehen, wie sollte er das schaffen? 

3. Nehmen wir einmal an, der König wollte wirklich Selbstmord begehen oder, viel eher, flüchten, wo würde er den Arzt "schachmatt" setzen? Natürlich am Ufer! Mantel und Jacke ausziehen und dem Arzt einen Faustschlag verpassen, so dass er das Bewußtsein verliert. Es wurde zwar eine Beule über dem rechten Auge des Arztes festgestellt, aber auch ein eingerissener Fingernagel. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch, der von einem ungleich stärkeren und größeren Gegner einen Faustschlag ins Gesicht bekommt, oder auf den Kopf, nicht wenigstens für ein paar Minuten benommen ist. Es bliebe ein kleines Zeitfenster, in dem es möglich wäre, in den See zu gehen und dann los zuschwimmen. Spätestens dann, wenn der Verfolger, also Gudden ins Wasser gegangen wäre, um seines Patienten habhaft zu werden, wäre Wasser in die Uhr eingedrungen und stehengeblieben...
Es ist auch unvorstellbar, dass der Flüchtige, in dem Fall der König, umgekehrt wäre, um Gudden zu töten.
Wäre ich Gudden gewesen, der aus einer Benommenheit oder kurzen Bewußtlosigkeit wieder zu Bewußtsein gekommen, wäre ich nicht dem König ins Wasser nachgegangen, bzw. geschwommen, sondern hätte mir fix Hilfe aus Schloß Berg geholt. Natürlich hätte man das Risiko gehabt, dass der König Hilfe bekommen hätte und sich unter der Obhut seiner Helfer, ganz normalen Leuten, die den König verehrten, Rechtsanwälte und Gutachter nehmen können. Von dem entstandenen Skandal ganz zu schweigen!

4. Hätten der König und der Arzt wirklich gekämpft, egal ob im oder außerhalb des Wassers, hätte es Kampfspuren auch am König gegeben, etwa ein abgerissener Knopf, ein Riß in Hemd, bzw. Weste, Kratzer im Gesicht, etc.. Aber da war nichts, nicht der kleinste Hinweis.

5. Gudden hatte seinen Eltern angeblich versichert, dass er vor dem König keine Angst habe, da er ein Mittel habe, mit dem er den König augenblicklich außer Gefecht setzen könne. Was sollte das für ein Mittel sein? Es gab zwar Chloroform, Morphium, die Opiatmischung Laudanum (Alkohol, Opium plus weitere pflanzliche Bestandteile), Kokain und einen Vorläufer von Valium, aber sie wurden alle oral verabreicht, bzw. Chloroform eingeatmet. Die seinerzeit verwendeten Spritzen waren eher Klistiere und Spritzen, die man für die Verabreichung von Medikamenten nutzte, waren erst Ende des 19. Jahrhunderts etwas ausgefeilter. Sie waren aber nur dafür geeignet, Medikamente intravenös zu verabreichen. Also ein bloßer Einstich ins Fett- oder Körpergewebe reichte da nicht aus.
Außerdem: wäre es Gudden gelungen, dem König per Spritze ins Fettgewebe jenes geheimnisvolle Medikament zu verabreichen und es sofort gewirkt hätte, dann hätte er überlebt. Ganz unglaubwürdig, das Ganze!

6. Hatte der König einen ganz banalen Herzschlag, in dessen Folge er unter Wasser geriet und ertrank? Zugegeben, diese Theorie klingt auf den ersten Blick doch ziemlich plausibel, vor allem wenn man noch die vorhergehende Mahlzeit mit reichlich Alkoholgenuß, die kalte Wassertemperatur (12°C), sowie die Anstrengung und das Schockerlebnis, einen Menschen getötet zu haben, mit in Betracht zieht.
Nur: die Obduktion des Königs zeigt, dass er kein Wasser in der Lunge hatte. Ertrunkene haben Schaum vor dem Mund, im Mund, im Rachen und eine stark aufgeblähte Lunge. Die Leiche des Königs wurde in in halb gebückter Stellung, mit dem Gesicht im Wasser, aufgefunden. Außerdem waren bei der Obduktion des Königs zwar Ärzte, aber kein Staatsanwalt oder Richter anwesend, wie es damals schon üblich und gefordert war.
Außerdem ist da immer noch die Uhr Guddens: wäre er vor dem König im Wasser gestorben, da war schließlich auch der Auffindeort seiner Leiche, hätte seine Uhr in etwa um die gleiche Zeit wie die des Königs stehenbleiben müssen. 

7. So richtig interessant gestaltet sich die Situation nach dem Tod des Königs und Guddens.
Damit meine ich nicht die einseitige Obduktion des Königs und auch nicht die unterbliebene Obduktion von Guddens Leiche.
Sämtliche Anwesenden im Schloß, egal ob Ärzte, Verwalter, Bedienstete oder Gendarmen, werden nach München zu Ministerpräsident Lutz beordert und müssen dort auf die Bibel schwören, niemals, also auch nicht in der Beichte oder auf dem Sterbebett, über die Vorkommnisse am Abend, bzw. in der Nacht vom 13. Juni zu sprechen.
Hier die Liste der Vereidigten:

Dr. Müller, Irrenarzt
Huber, Verwalter
Schuster, Diener
Hartinger, Diener
Liebmann, Diener
Gumbiller, Küchengehilfe
Wimmer Schloßverwalter
Lidl, Leibfischer des Königs
Georg Klier, Gendarm
Max Lechl, Gendarm
Ludwig Rasch, Gendarm
Johann Lauterbach, Gendarm
Dr. Grashey, Guddens Schwiegersohn
Mauder, Pfleger
Hack, Pfleger
Schneller, Pfleger
Zanders, Stabskontrolleur
Baron Washington
Georg Ritter. Hofoffiziant
Karl Rottenhöfer, Hofoffiziant

Verdächtig mutet an, oder scheint zumindest eine auffällige Anhäufung von Merkwürdigkeiten, was mit einigen Personen weiterhin geschieht.

- Graf Holnstein, einer der aktivsten Personen im Entmündigungsverfahren gegen den König stirbt völlig erblindet. Er hatte den Ausspruch getan: "Wenn ich am Tod des Königs irgendeine Schuld haben sollte, dann will ich auf der Stelle blind sein!"

- Die Diener Schuster und Hartinger werden bald in die Irrenanstalt Haar eingeliefert, in der die Beiden bald sterben.

- Der Küchengehilfe Gumbmiller begeht Selbstmord in der Isar.

- Von den Gendarmen wird Georg Klier davon "überzeugt", nach Amerika auszuwandern und mit reichlichen Geldmitteln ausgestattet.

- Johann Lauterbach quittiert den Polizeidienst und wechselt zur Bayr. Staatsbahn, wo er innerhalb eines Jahres bei einem mysteriösen „Arbeitsunfall“ ums Leben kommt ( er wurde mit eingeschlagenem Schädel aufgefunden).

- Die anderen Gendarmen werden nach Franken und in die Oberpfalz versetzt, möglichst weit weg von München!

- Der Fischer Jakob Lidl hat nach einer gewissen Bedenkzeit, man drohte ihm mit der Unterbringung ins Irrenhaus ("Es wäre leicht gewesen, mich nach Haar zu bringen"), ebenfalls ein lebenslanges Schweigegelübde abgelegt. Er steigt in der Folgezeit zum Bürgermeister seiner Gemeinde auf und erhält ein schmuckes Haus als Eigenbesitz.
Doch Lidl war nicht dumm; er umging den Schwur auf äußerst raffinierte Weise: er vertraute sein Wissen einem Schulheft an, in das sein Nachfolger Mertl Einsicht nahm, dieser berichtete alles dem Ludwigforscher Albert Widemann.
Zwei Bögen dieses Heftes sind 1961 aufgetaucht und sind im Wortlaut im Buch " Anton Sailer - Bayerns Märchenkönig" abgedruckt.

8. Fassen wir noch einmal kurz zusammen.
Die Mord-Selbstmordtheorie scheidet meiner Meinung nach völlig aus. Der König hatte in der Nacht vor seiner Gefangennahme zwar Selbstmordgedanken, aber er führte den Selbstmord nicht aus. Man muß auch die Aufgeregtheit und die stressige Situation bedenken, in der sich der König befand. Er schenkte dem Soldaten Weber zwar 1.200 Goldmark, sowie eine seiner kostbaren Hutagraffen im Wert von 25.000 Goldmark und schrieb darüber sogar einen Schein aus, damit Weber,sollte die Agraffe zurückverlangt werden, eine dementsprechende Entschädigungssumme bekam. Er bat Weber, für ihn zu beten und sagte, dass er hoffe, dass Gott ihm diesen Schritt gnädig verzeihen möge. Ansonsten lief er ruhelos umher, schwadronierte darüber, wie schön es wäre, vom Turm oder der heutigen Marienbrücke in den Tod zu springen, er verlangte Gift. Später trank er dann übermäßig, um sich zu beruhigen: eine ganze Kanne Rum mit Gewürznelken und eine Flasche Champagner. Doch der Selbstmord kam nicht zur Ausführung, obwohl es ein leichtes gewesen wäre, vom Balkon zu springen, sich aufzuhängen oder sich die Pulsadern zu öffnen. Selbst bei der Kutschfahrt nach Schloß Berg hätte der König eines der Fenster der Kutsche zerschlagen, es gab damals noch kein Sicherheitsglas, zerschlagen und sich damit Verletzungen an den Adern zufügen können, z.B. an der Halsschlagader.
Ich denke, dass der König daran dachte, in Schloß Berg eine Möglichkeit zur Flucht zu finden. Die Landbevölkerung mochte seinen König, der im Beisein einfacher Leute nie schüchtern oder in sich gekehrt war. Er besann sich also auf seine charmanten Eigenschaften, mit denen er andere "einseifen" konnte....
Selbst wenn der König sich hätte ertränken wollen, wie hätte er das machen sollen? Wenn man schwimmen kann und gerät einmal selbst an einer Stelle, die sehr tief ist, schwimmt man ja auch zurück.... Ungeheure Willenskräfte, über die meiner Meinung nach kein Mensch verfügt, hätten aufgewendet müssen, um sich selbst unter Wasser zu drücken und zu halten!
Und da gibt es immer noch die zu unterschiedlichen Zeiten stehengebliebenen Uhren, die zu dieser Zeit nachweislich nicht wasserdicht waren....
Außerdem: Gudden war Nichtschwimmer! Es gerät wirklich zur Lachnummer, zu behaupten, dass eine kleiner, körperlich weit unterlegener Nichtschwimmer einem Koloss von Mann ins Wasser nachspringt, um ihn vom Selbstmord abzuhalten. Jeder einigermaßen vernünftige Mensch würde dies unterlassen und Hilfe holen, bzw. um Hilfe rufen, da Gendarmen im Park postiert waren.

Auch die Theorie vom Mord und anschließenden tödlichen Herzanfall scheidet somit aus. Selbst wenn man annimmt, dass der König Gudden bereits am Ufer bewußtlos schlug, um dann zu flüchten, erklärt dies wiederum nicht, warum erst so spät Wasser in Guddens Uhr eindrang. Es kann doch kaum angenommen werden, dass, man verzeihe mir meinen Sarkasmus, Gudden anschließend ins Wasser ging um sich zu ertränken, schließlich hatte er in punkto Verantwortung völlig versagt, und das nach reiflicher Überlegung über eine Stunde nach dem Tod des Königs.

Und selbst wenn der König den Arzt zunächst bewußtlos geschlagen hätte um fliehen zu können und dabei im Wasser einen Herzschlag erlitten hätte, wäre Gudden zwar verletzt, aber doch mit dem Leben davon gekommen. Man hätte den König sogar noch "irrer" aussehen lassen können, als ohnehin. Ich stelle mir die Schlagzeile vor: "Patient schlägt Arzt bewußtlos und erleidet anschließend tödlichen Herzanfall!" Oder man hätte tatsächlich von Selbstmord schreiben können - "irre" eben.

Was kann nun wirklich passiert sein?