Freitag, 10. Oktober 2014

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 15

Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch an diesem herrlichen Sommertag, der wieder ziemlich heiß zu werden verspricht. Aber ich habe meine kühlen Spezialplätzchen, genügend Futter, Wasser und Leckerli zu meiner persönlichen Verfügung, heute morgen gab es schon mein Lieblingsnaßfutter mit Geflügel, da schlecke ich immer zuerst die Soße weg und wenn es dann angegammelt scheint, und meine Halterin es nicht gleich entsorgt, dann fresse ich es noch genüßlich auf. Das hat dann schon etwas für sich, der leicht muffelige Geschmack und ich mag es fast ebenso gerne wie Plastik anbeißen. Leider komme ich an Plastik nicht mehr heran, nicht mal mehr das kleinste Stückchen und meine Halterin meint, dass mein Dealer nicht mehr vorbei kommt, wenn sie sehr wütend ist, nennt sie mich Junkie, der es wohl nie mehr lernt. Bah, was weiß sie denn davon! Dieses knistern und rascheln, wenn ich auf dem Plastik herumkaue, das macht Laune, außerdem kaut sie meistens auch auf etwas herum, das sich Kaugummi nennt, bevorzugt in Melonengeschmacksrichtung. Nenne ich sie deswegen einen Junkie? 
Aber bevor ich mich noch aufrege, erzähle ich lieber von "Jahrmarkt" weiter.

Nach ein paar Tagen war es dann soweit und Jahrmarkt wurde offiziell eröffnet. Ein kleiner Mann mit Brille und einer dicken goldenen Kette um den Hals, mein Fraule meinte zu meinem Herrchen, dass der OB überall dabei sein müsse, sagte ein paar wichtige Worte, die anwesende Stadtkapelle spielte eine Tusch und schon drängten plötzlich sehr viele Leute durch die Straße. So viele Leute hatte ich bis jetzt nicht am Berg beobachten können, eher viel stinkende Autos und knatternde Motorräder mit ihrem ohrenbeleidigendem Lärm.
Naja, OB mußte ein wichtiger Mann sein, oder ein Verkehrsbändiger, weil nun am Berg nur noch Leute gehen durften, genauso wie am Westertorplatz. Irgendwie hatte ich den eher unscheinbaren Mann in mein Katzenherz geschlossen, wenn er auch mit seiner dicken Goldkette wie die moderne Version eines Renaissancebildes aussah, das ich in Frauchens Kunstbänden entdeckt hatte.
Aber das schönste und beeindruckensde war "Jahrmarkt" selbst. Düfte und wilde Gerüche krochen in mein Näschen, es war unbeschreiblich: Würstchen, Schupfnudeln, Popcorn, Schokolade, Fisch.... Ich wurde nicht müde, zu schnuppern.
Die Musik, die auf den Fahrgeschäften gespielt wurde und gelegentlich bis ans Haus dröhnte, war weniger interessant, weil ich das noch von Lizzy gewohnt war. Aber die bunten Lichter, grün, rot, gelb, boten am Abend eine Lichterpracht, die nur noch vom weihnachtlichen Christbaum übertroffen wurde. 
Ich entdeckte ziemlich schnell, dass ich, wenn ich auf den Erkerfenster saß, von den Jahrmarktsbesuchern entdeckt wurde und sie immer wieder herauf sahen. Manche winkten auch, deuteten mit dem Finger auf mich und riefen Mieze oder Pussie. Das genoß ich sehr und ließ mich täglich von meinen Bewunderer betrachten oder soll ich sagen von meinen Untertanen huldigen, hihi?
Am meisten machte es mir Spaß, die Leute an der schräg gegenüber liegende Schnapsbude zu beoachten. Es gab da zwar auch Kaffee, Tee oder Glühwein, aber die Gäste bevorzugten wohl eher den Schnaps, dessen Geruch stechend scharf war und wohl auf deren Nase ging, jedenfalls war sie dann hinterher meistens rot, wie bei einer Erkältung. Und nicht nur das: Schnaps schien irgendwie krank zu machen, denn es gab nicht wenige, die nachdem sie ein paar Gläschen getrunken hatten, ein wenig schief und nicht mehr geradeaus liefen. Ob man das OB sagen sollte, der ja schon ein Verkehrsbändiger war, dass hier etwas verkauft wurde das krank macht und er es verbieten sollte, denn es war nicht gesund? Das erstaunlichste aber war, dass viele Leute wohl von Schnaps krank werden wollten, denn am Abend, besonders vor Jahrmarktsschluß, drängten sich noch so viele Leute, dass die gesamte Straße verstopft und kein Durchkommen mehr war. Ich überlegte mir, dass sie vielleicht auch zu einer Ärztin wie meiner Tierärztin gehen mußten und sich dann freuten, wenn sie Angst vor ihnen hatte.
Jedenfalls genoß ich Jahrmarkt und das bunte Treiben und die unterschiedlichen Gerüche. Doch eines Abends gingen nicht nur die Lichter aus, sondern man begann, Buden und Fahrgeschäfte abzubauen. Was war das? Ich mußte ziemlich düpiert geschaut haben, denn meine Fraule gleich, dass Jahrmarkt nun vorbei sei, aber alles nächstes Jahr wiederkämen. Was, erst nächstes Jahr? Ich war schon ein wenig traurig....

So und jetzt werde ich mich gemütlich auf eines meiner Lieblingsplätzchen zurückziehen und mein Bäuchlein kraulen lassen, davon schlafe ich immer ganz entspannt weg. Siesta halten ist bei diesem Wetter ohnehin das Beste, einfach die Hitze vorbei ziehen lassen und sich für die Nacht vorbereiten....

Mit vielen "schnurrs" und "miaus",
eure Reza

Mittwoch, 8. Oktober 2014

Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 14

Einen wunderschönen guten Morgen, liebe Katzenfreundinnen und -freunde,

nachdem ich schon lange nichts mehr von mir erzählt habe, es war eine sehr lange kreative Pause, Geschichtenerzähler sind nun mal kein Fließband, möchte ich jetzt weiter von meinem neuen Leben in "High Society Castle".

Nun, so verging ein langer, ruhiger Sommer und der Herbst hielt Einzug. Mittlerweile hatte ich alle Fenster für mich erobert und außer dem Ostfenster, das immer noch mein erklärter Lieblingsfensterplatz ist, natürlich weich ausgepolstert mit zwei flauschigen Wolldecken, die immer, wenn sie gewaschen werden, mit meinem Lieblingsweichspülerduft gespült werden, damit auch mein rosa Näschen einen blumigen Duft in der Nase haben kann, mochte ich das Küchenfenster fast ebenso gerne. 
Von diesem Fenster aus konnte ich nicht nur die Bäume und Hecken im angrenzenden kleinen Parkt beobachten, sie färbten sich von tiefgrün auf alle möglichen Braun- und Rottöne, sondern auch die Schüler der angrenzenden Schule, einem mächtigen alten Bau aus der vorletzten Jahrhundertwende, und alle Menschen, die mit dem Bus fahren mußten, da sich ein Stückchen weiter vorne eine Bushaltestelle befindet. Im Winter treiben da die Schüler allerlei Unfug, aber davon ein anderes Mal.

Kurz und gut, an einem sonnigen Herbstabend, es war wohl ein Sonntagabend, fuhren allerlei große Autos, genauer gesagt, bunte kompakte LKW´s mit Anhängern den Berg hinauf und verteilten sich in alle Richtungen des großen Stadtplatzes und am Berg entlang. Ich fand das sehr spannend, denn erstens stehe ich total auf die LKW´s, je größer und bunter, desto lieber, und zum zweiten war die Rangiererei interessant zu beobachten, umso mehr, als diese Menschen mit ihren Fahrzeugen, die ja groß und mächtig sind, besser umzugehen verstanden, als mancher normale Fahrzeughalter, der sich verrenkte und meistens mehrere Anläufe brauchte, um in eine Parklücke einzuparken. 
Mein Frauchen kam zu mir, streichelte mich, sie glaubte wohl, ich würde mich ängstigen, aber seit ich mit dem Lärm von "Alte" Bekanntschaft gemacht hatte, ängstigte mich gar nichts mehr, vielmehr hatte ich die Vorstellung, eines Tages meine Krallen an ihren Waden zu schärfen, und sagte mir, daß jetzt der Jahrmarkt aufgebaut würde und ich viel zu gucken und noch mehr zu riechen hätte. Aha, Jahrmarkt also kam da, etwas was gut und appetitlich roch, wie mein Lieblingskatzenfutter, und es viel zu sehen gab. 

In den nächsten Tagen kamen noch mehr LKW`s, teils mit modernen Anhängern, teils mit richtig altmodischen Gefährten, wie die bauchigen Wagen des Autoscooters, der seinen Stammplatz auf der linken Seite der Schule hatte, und immer noch hat. Aus diesem grünen Bauch kamen eine Menge Stangen, Stützen, Holz und vor allem das große bunte Dach mit der grellen Beleuchtung. Mit großen Augen sah ich zu, wie die farbig lackierten Autos ausgeladen wurden, die beinahe noch schöner waren als meine geliebten LKW´s.
Gegenüber wurde der absolut romantisch-kitschigste Süßigkeitenverkaufswagen aufgebaut, den ich je gesehen hatte. Eigentlich war er ursprünglich ein großer, weißer bauchiger Wagen, aber wenn er aufgeklappt und die Dekoration angebracht wurde, dann war da so wie ein Eintritt in eine kleines Paradies. Putten und Bilder aus dem Rokoko wurden angebracht und im Wagen gab es viele Spiegel und eine reiche Beleuchtung; aber nicht genug damit: wenn einer der Menschen, die wohl in diesem Wagen verkauften, die Köstlichkeiten zubereiteten, die anschließend feil geboten wurden, dann kringelten sich die süßesten Düfte.....mmhh.

Ach, ich merke schon, ich komme ins Träumen.....morgen erzähle ich gerne weiter von "Jahrmarkt".

Mit ganz lieben Grüßen für einen entspannten Sommertag,
Eure Reza