Guten Morgen, liebe Katzenfreundinnen und -freunde,
nachdem ich einen entspannten Sommer verbracht habe und, ganz ehrlich gesagt, zu bequem zum erzählen war, möchte ich heute, es ist ein sonniger Altweibersommermorgen, ich sitze an meinem geliebten Ostfenster, einfach wieder damit beginnen.
Wie ihr ja schon wißt, war ich in einen neuen Haushalt umgezogen und ich kann mich noch gut an meine erste Nacht erinnern, weil die für mich aufregend-komisch war.
Nachddem ich,mit wohlgefüllten Bäuchlein, mehrere Stunden tief und fest geschlafen hatte, wachte ich mitten in der Nacht auf. Noch schlaftrunken, mußte ich mich erst einmal orientieren: wo war ich jetzt? Ach ja, ich wohnte nun in einem ganz neuen Haus, das wie ich ganz schnell begriffen hatte, nur mir allein gehörte. Ich sprang vom großen Sofa "Tobelandschaft" und was mir als erstes angenehm auffiel, war, dass die Türen zur Küche und zum Speisezimmer offen waren. Ich konnte mich ungehindert bewegen und alles in Ruhe in Augenschein nehmen, vor allem die zukünftigen Plätze an den Fenstern. Ah, da konnte ich selbst Nachts gut hinaussehen und was ich sah, unterschied sich eigentlich nicht soo groß von der alten Aussicht: Autofahrer, die wohl gelegentlich die Straße mit einer Rennstrecke verwechselten, Radfahrer ohne Licht und Fußgänger, bei denen ich nicht sicher war, ob sie aus einer Kneipe kamen oder zur Arbeit gingen. Gegenüber waren Gebäude, unter anderem eine Kneipe, die wohl nicht so gut besucht war, und ein unbewohnter, unharmonischer Bauklotz, in em sich wohl eine Firma befunden hatte. Dieses Gebäude wurde später umgebaut, aber das ist eine andere Geschichte.
Dann kroch ich ins Bücherregal, dass im Speisezimmer stand und besah mir die Bücher. Naja, meine neue Halterin hatte einen ähnlichen Lesegeschmack wie Lizzy und ich las die Titel etlicher Krimis und, wie konnte es denn anders sein, Bücher über Kriminalistik und Serienkiller. Daneben fanden sich noch geschichtliche Werke aller Art.
Plötzlich erschrak ich, denn aus der Wohnung über mir waren deutlich schwere Schritte zu hören und nach den Schritten waren so etwas wie Schreie zu hören. Wer war das? Vielleicht einer von diesen Menschen aus diesen Krimibüchern? Wollte der mich holen? Die Phantasie ging mit mir durch und so versteckte ich mich sicherheitshalber in der Küche, da konnte er mich nicht finden.
Am anderen Morgen mußten mich meine neuen Halter erst einmal suchen und ich bekam, als ich mich aus meinem Versteck hervorlocken ließ, eine dicke Portion von meinem Lieblingsfutter. Befriedigt, und mein Bärtchen schleckend, trottete ich zurück ins Wohnzimmer, um mich an mein Lieblingsfenster zu setzen und die Leute zu beoachten. Doch ich hielt inne, was war das nun wieder? Geräusche, wie in der Nacht von der darüberliegenden Wohnung! Ich sah meine Halterin an und sie machte ein unfreundliches Gesicht. Sie sagte zu ihren Mann, dass die Alte über ihnen wohl wieder den Rappel hätte. Was das Wort "Rappel" bedeutete, erfuhr ich in den nächsten Tagen. Es hieß, dass die Frau, die meine Halterin "Alte" genannt hatte, oft scheinbar völlig grundlos in ihrer Wohung herumrannte, laute Selbstgespräche führte, ins Telefon schrie und vor allem TV/Radio laut stellte, weil sie schwer hörte; mehrfache höfliche Bitten, doch etwas dagegen zu tun, wurde mit frechen Antworten abgespeist. Meine Halterin stellte die Stereoanlage an und legte eine CD ein. Aber nicht die Musik, die ich kannte, härtesten Heavy Metal, sondern Entspannungsmusik. Daraufhin rannte "Alte" noch mehr herum und ich wußte sofort, dass dies meiner Halterin Spaß machte und mir, nach dieser komischen Nacht, natürlich auch. Über "Alte" erzähle ich später noch, aber erst später davon mehr.
Jedenfalls ließ ich mich von der Musik schön einlullen, wurde müde und rollte mich auf der gemütlichen Fensterbank zusammen: ja, hier gefiel es mir und es versprach, abwechslungsreich zu werden....
Mit vielen lieben Grüßen und den besten Wünschen für einen sonnigen Tag,
Eure Reza
Die bunte Welt von "BDB"? Ganz einfach: Brigitte Deininger Bayern! Da Romane und Sachliteratur, gepaart mit eigenen Geschichten und Abhandlungen immer mein Steckenpferd waren, freue ich mich, manches den geneigten Lesern öffentlich machen zu können. Ich wünsche ein reiches Lesevergnügen und spannende Lesemomente!
Sonntag, 28. September 2014
Samstag, 20. September 2014
Eine kleine Katze namens Reza - Fortsetzung 12
Guten Mittag, liebe Katzenfreundinnen und Katzenfreunde,
jetzt erzähle ich, nachdem ich von einem sehr erholsamen Schläfchen in der großen grünen Jutetasche, die mein Frauchen extra im Reformhaus für mich gekauft hat, aufgewacht bin, von meinem Einzug ins "High Society Castle".
Ja, das war für mich schon ein denkwürdiger Tag, wobei ich mir die Erzählung vom Besuch beim Tierarzt schenke, denn ihr kennt mich ja, hihihi.
Naja, als wir vom Tierarzt zurückkamen, ging mein Weg nicht ins Hexenhäuschen beim Lindauer Tor, sondern gleich in mein neues Zuhause. Meine neue Halterin trug mich in meiner roten Katzenbox, jawohl, die gehört ganz allein mir, die alte knarrende Holztreppe hinauf in meine neues Daheim, hinter ihr Lizzy und ihr Freund Markus; sie fungierten sozusagen als Personal, denn ich brauchte schließlich meinen großen Schlafkorb und meine Katzentoilette.
Ich war sehr aufgeregt, als die Türe aufging und meine Halterin mit mir in der Katzenbox ins Wohnzimmer ging. Die Box wurde abgesetzt und die Gittertüre, da komme ich mir immer vor wie ein Strafgefangener, geöffnet. Und da ich alles andere als schüchtern und sehr neugierig bin, spazierte ich gleich heraus. Aha, den roten Teppich und das gigantisch große Sofa, meine Menschen nennen es "Wohnlandschaft" und für mich ist es die "Tobelandschaft", kannte ich schon. Und auf dem Sofa saß ein Mann mit Brille und Schnurrbart - das mußte der Mann meiner Halterin sein! Er blickte mich etwas mißtrauisch mit seinen blauen Augen an - da bekam er gleich eine Runde schmeicheln und Beinreiben. Da grinste er und streichelte mich: ja, ich weiß, so als kesses Mädchen, wie man einen Mann für sich gewinnt!
Unterdessen hatte mein neues Frauchen Lizzy und Markus verabschiedet. Da mußte ich aber gleich schauen,wo jetzt mein Freßplatz und meine Toilette war!
Oh, ein toller Service: auf einer bunten Freßmatte stand ein blauer, mit Wasser gefüllter Napf, daneben ein kleiner gelber mit Blümchen gemusterter Napf mit Trockenfutter und, das war schon beinahe gigantisch, ein großer Napf mit einer Riesenportion Naßfutter!
Und die Toilette war schon mit meiner feinen Katzenstreu gefüllt.
Ich beschloß, mich hier sofort wohlzufühlen und ging auf Entdeckungsreise: Fenster, großer Fenster, so recht nach meinem Herzen!
Ein Riesenwohnzimmer mit einer tollen Tobelandschaft, von Speisezimmer und Küche gar nicht zu reden. Und eine kleine Treppe gab es auch, denn Schlafzimmer und Bad/Toilette waren auf einer erhöhten Ebene. Im Flur stand ein Garderobenschrank, in dem ich mich gut verstecken konnte.
Das alles gehörte mir und ich mußte es nicht mit meinem Bruder teilen...großartig.
Soviel neue Eindrücke, das machte hungrig und müde!
Nachdem ich mir mein Bäuchlein gefüllt hatte, setzte ich mich auf die linke Seite der Tobelandschaft und sah mein neues Frauchen an. Sie holte sofort eine schöne rote Flauschdecke, damit ich auch gut und bequem schlafen konnte. Zufrieden rollte ich mich ein und schlief auf der Stelle ein.
Mit lieben Grüßen und vielen "schnurr, schnurr",
Eure Reza
jetzt erzähle ich, nachdem ich von einem sehr erholsamen Schläfchen in der großen grünen Jutetasche, die mein Frauchen extra im Reformhaus für mich gekauft hat, aufgewacht bin, von meinem Einzug ins "High Society Castle".
Ja, das war für mich schon ein denkwürdiger Tag, wobei ich mir die Erzählung vom Besuch beim Tierarzt schenke, denn ihr kennt mich ja, hihihi.
Naja, als wir vom Tierarzt zurückkamen, ging mein Weg nicht ins Hexenhäuschen beim Lindauer Tor, sondern gleich in mein neues Zuhause. Meine neue Halterin trug mich in meiner roten Katzenbox, jawohl, die gehört ganz allein mir, die alte knarrende Holztreppe hinauf in meine neues Daheim, hinter ihr Lizzy und ihr Freund Markus; sie fungierten sozusagen als Personal, denn ich brauchte schließlich meinen großen Schlafkorb und meine Katzentoilette.
Ich war sehr aufgeregt, als die Türe aufging und meine Halterin mit mir in der Katzenbox ins Wohnzimmer ging. Die Box wurde abgesetzt und die Gittertüre, da komme ich mir immer vor wie ein Strafgefangener, geöffnet. Und da ich alles andere als schüchtern und sehr neugierig bin, spazierte ich gleich heraus. Aha, den roten Teppich und das gigantisch große Sofa, meine Menschen nennen es "Wohnlandschaft" und für mich ist es die "Tobelandschaft", kannte ich schon. Und auf dem Sofa saß ein Mann mit Brille und Schnurrbart - das mußte der Mann meiner Halterin sein! Er blickte mich etwas mißtrauisch mit seinen blauen Augen an - da bekam er gleich eine Runde schmeicheln und Beinreiben. Da grinste er und streichelte mich: ja, ich weiß, so als kesses Mädchen, wie man einen Mann für sich gewinnt!
Unterdessen hatte mein neues Frauchen Lizzy und Markus verabschiedet. Da mußte ich aber gleich schauen,wo jetzt mein Freßplatz und meine Toilette war!
Oh, ein toller Service: auf einer bunten Freßmatte stand ein blauer, mit Wasser gefüllter Napf, daneben ein kleiner gelber mit Blümchen gemusterter Napf mit Trockenfutter und, das war schon beinahe gigantisch, ein großer Napf mit einer Riesenportion Naßfutter!
Und die Toilette war schon mit meiner feinen Katzenstreu gefüllt.
Ich beschloß, mich hier sofort wohlzufühlen und ging auf Entdeckungsreise: Fenster, großer Fenster, so recht nach meinem Herzen!
Ein Riesenwohnzimmer mit einer tollen Tobelandschaft, von Speisezimmer und Küche gar nicht zu reden. Und eine kleine Treppe gab es auch, denn Schlafzimmer und Bad/Toilette waren auf einer erhöhten Ebene. Im Flur stand ein Garderobenschrank, in dem ich mich gut verstecken konnte.
Das alles gehörte mir und ich mußte es nicht mit meinem Bruder teilen...großartig.
Soviel neue Eindrücke, das machte hungrig und müde!
Nachdem ich mir mein Bäuchlein gefüllt hatte, setzte ich mich auf die linke Seite der Tobelandschaft und sah mein neues Frauchen an. Sie holte sofort eine schöne rote Flauschdecke, damit ich auch gut und bequem schlafen konnte. Zufrieden rollte ich mich ein und schlief auf der Stelle ein.
Mit lieben Grüßen und vielen "schnurr, schnurr",
Eure Reza
Zickenalarm - Teil 4
Zuerst fuhr sie aber in den Urlaub nach Spanien. Aber anstatt sich von der Sonne und der Gastfreundlichkeit der Spanier verwöhnen zu lassen, den Nachbarn zu vergessen und zu flirten, dachte sie täglich darüber nach, was sie denn nun zu Hause tun würde.
Sie war derart in ihre schwarzen Gedanken versunken, dass sie das schüchterne stupsen an ihrem Fuß zunächst gar nicht bemerkte. Erst nach dem dritten oder vierten Stupser blickte sie von ihrem Liegestuhl nach vorn. Und da saß sie, eine kleine magere Tigerkatze, struppig, ungepflegt mit bernsteinfarbenen Augen und gab ein leises "Miau" von sich. Sie war entzückt von dem kleinen Wesen und lockte es mit Worten an. Da kam auch schon ein Angestellter des Hotels und wollte die Katze verscheuchen. Doch sie bestand darauf, gegen ein dementsprechendes Trinkgeld, dass die Katze gefüttert würde. Noch am gleichen Tag ging sie in die Stadt und kaufte dort einen geräumigen Katzenkorb, Näpfe und Futter. Sie konnte den Tag ihrer Abreise kaum erwarten, um die kleine Mieze nach Hause zu bringen.
In den Wochen nach ihrem Urlaub schien sie wieder ausgeglichen zu sein und kümmerte sich in rührender Weise um die kleine Spanierin. Wenn man dem Klatsch im Viertel glauben durfte, dann hatte sie schon sehr viel Geld für Tierarzt und Medikamente ausgegeben; die kleine Katze erholte sich aber auch prächtig.
Zeitgleich kame aber seltsame Gerüchte über ihren Nachbarn und seine Familie auf. Das reichte vom Sozialhilfeempfänger bis zur Verwahrlosung der Kinder. Diese Nachreden schwirrten ganz fein, machten sich breit, und es gab immer Menschen, die einen so bösartigen Klatsch in sich aufsogen, wie ein trockener Schwamm Wasser. Und genauso, wie ein solcher Schwamm tropfte, gaben sie das Gerede weiter. Doch sie, als Urheberin, war nicht zu fassen, es war als würde man im Nebel stochern, denn auf sie, als Tierfreundin, war über jedem Verdacht erhaben. Sie amüsierte beinahe königlich über die Hilflosigkeit ihrer verhaßten Nachbarn.
Dann fand sie, dass es an der Zeit sei, diese erfolgreichen Gemeinheiten zu feiern. Sie bestellte einen Tisch im besten Restaurant der Stadt und lud ihre Klatschweiber zu einem üppigen Essen ein.
Gegen halb eins betrat sie, ziemlich aufgedonnert, das voll besetzte Restaurant. Ein eifriger Kellner begleitete sie zu ihrem Tisch, an welchem schon die Eingeladenen saßen. Bevor sie sich setzte, warf sie noch Blicke an ihre Nachbartische, in der Hoffnung, bewundernde Blicke zu ernten. Und wirklich: vom linken Nachbartisch aus, er war besetzt mit zwei Damen und drei Herren in tadellosen Anzügen und ebensolchen Kostümen, nickte ihr ein Herr mit einem Lächeln zu. Sie dachte bei sich, dass er zwar nicht groß war, aber mit seinem Waschbrettbauch ein tolle Figur machte, ebenso mit seinem perfekten Kurzhaarschnitt und der passenden Brille. Sie setzte sich so, dass er sie gut sehen konnte, dann begrüßte sie ihre Freundinnen.
Schon während der Vorspeise wurden ihre Nachbarn zum Gesprächsthema, das Hauptgericht begleitete die weitere Vorgehensweise gegen die Familie und das Dessert krönte ein Getratsche über den Arbeitgeber der Nachbarin, einer angesehenen Rechtsanwaltskanzlei, bei der die Nachbarin als Schreibkraft arbeitete. Es fielen Worte wie Gangster, Mandantengelder veruntreuen und vieles in der Art. Die Frauen waren schließlich so in ihre bösartigen Redereien vertieft, dass es ihnen gar nicht auffiel, dass am Nachbartisch die Unterhaltung erstarb und nur noch zugehört wurde. Aufmerksam wurde sie erst, als der fesche Mann vom Nachbartisch neben ihr stand und sie namentlich ansprach: ob sie sich noch an ihn erinnern könne? Sie lächelte ihn an und verneinte. Doch seine Antwort ließ sie erblassen: er sei Rechtsanwalt Dr. Kenzer von der Kanzlei Frank & Kollegen. Frau Schmidt, so hieß ihre Nachbarin, hätte einander vor etwa zwei Jahren, anläßlich einer Konzertaufführung vorgestellt. Er würde Klage gegen sie wegen übler Nachrede, Geschäftsschädigung und ähnlichem einreichen. Im übrigen vertrete er mit sofortiger Wirkung Frau Schmidt, die ihn wegen der üblen Gerüchte, die über sie und ihre Familie im Umlauf waren, um Rat gebeten habe. Dann drehte er sich um und verließ mit seinen Kollegen das Restaurant.
Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: das war doch der pummelige, vollbärtige Mann, der seinerzeit sein Haare etwa schulterlang getragen hatte! Das Dessert, das noch zur Hälfte vor ihr stand, schmeckte nun überhaupt nicht mehr.
Plötzlich wollten auch ihre sogenannten Freundinnen nichts mehr mit ihr zu tun haben, wenn sie mit ihren Nachbarn in Haus und Viertel reden wollte, drehten sie sich entweder weg oder fanden lahme Ausreden, um ihr nicht antworten zu müssen.
Da fiel ihr ihre alte Freundin ein, die ihr seinerzeit geraten hatte, den Nachbarn in Ruhe zu lassen, da der einfach nur ein freundlicher Mann war; aber sie hatte ja nicht hören wollen, sondern ihren Kopf durchsetzen wollen. Sie rief also bei ihr an und die Freundin reagierte, wie nicht anders zu erwarten war, ausgesprochen einsilbig.
Sie hätte ihr damals gesagt, sie solle die Finger von dem Mann lassen und alles was jetzt passiere, habe sie sich selbst zuzuschreiben.
Darauf hin heulte sie ins Telefon: sie würde es gern ungeschehen machen.
Als Antwort kam, dass sie, die Freundin, die falsche Adresse sei, vielleicht würde die Nachbarin mit sich reden lassen und somit zumindest diese Klage dann hinfällig sei.
Geraten, getan!
Am frühen Abend, ihre Nachbarin war soeben von der Arbeit nach Hause gekommen, läutete sie an deren Wohungstür. Die Nachbarin öffnete und fragte kurz, was sie wolle.
Ja, das sei doch alles so nicht beabsichtigt gewesen, sie sei eben verliebt gewesen und da könne man doch darüber hinwegsehen....
Die Nachbarin schnitt ihr das Wort ab: wenn das so etwas wie eine Entschuldigung sein solle, so interessiere sie das nicht im mindesten. Man sähe sich vor Gericht wieder.
Dann schloß die Nachbarin die Tür wieder.
In den nächsten Tagen saß sie wie auf glühenden Kohlen und ging manchmal zweimal am Tag an den Briefkasten, doch außer Werbung und diversen Rechnungen lag nichts drin.
In der Zwischenzeit hatte er Hausmeister der hiesigen Vermietgesellschaft gewechselt und sie war ihm kürzlich begegnet: fescher Bursche, das mußte sie schon sagen! Doch wie an ihn herankommen?
Sie rief bei der Verwaltung an und bat, darum dass der Hausmeister käme, denn ihr Abfluß im bad funktioniere, trotz Abflußreininger, immer noch nicht richtig. Ja, hieß es, ob es wohl recht sei, wenn er noch kurz am Freitagvormittag vorbei käme. Sie bejahte hocherfreut.
Sie warf ihrem Spiegelbild im Bad noch einen letzten Blick zu: jawohl, so würde sie dem Hausmeister bestimmt gefallen! Die Haare frisch getönt und die Frisur mit Hilfe von Haarspary hoch aufgetürmt. Make-up,aber nicht zu knapp, dazu eine kurzen Rock, halb durchsichtige Bluse und Stöckelschuhe...
Es läutete, sie warf dem Spiegel noch einen letzten verführerischen Blick zu, dann öffnete sie.
Doch nicht der heiß ersehnte Hausmeister stand davor, sondern der Briefträger. Er händigte ihr gegen Unterschrift ein Einschreiben in einem beigen Umschlag aus. Sie schloß die Wohungstür und riß den Umschlag auf: die Klageschrift des Gerichts "Frank & Kollgegen; Schmidt gegen Ritterer". Es wurde ihr beinahe schwarz vor Augen, sie mußte sich zuerst einmal setzen. Dann schenkte sie sich zu nächst einen Cognac ein und griff zur Zigarettenschachtel - wieder läutete es.
Augenblicklich war die Angst vergessen, beschwingt öffnete sie die Tür. Doch davor stand ihr Nachbar. Für einen Moment hatte sie die vage Hoffnung, dass er ihr mitteilen würde, dass seine Frau die Klage zuletzt doch noch zurückgezogen hatte.
Doch dafür war sein Gesicht eine Spur zu ernst und mit kurzen Worten teilte er ihr mit, dass der Omnibus vor etwa fünf Minuten ihre Lieblingskatze aus Spanien überfahren hatte. Er bedauerte das hübsche Tier und meinte, dass es, Gott sei Dank, nicht leiden mußte, sondern sofort tot war. Dann drehte er sich grußlos um und ging.
Sie blieb zunächst wie erstarrt stehen, dann schloß sie die Tür und ging ins Bad. Sie wischte sich die Schminke aus dem Gesicht und zum Vorschein kam ihr eigenes Selbst. Es schaute unerbittlich aus dem Spiegel heraus, wortlos....zu spät, zu spät.
Sie war derart in ihre schwarzen Gedanken versunken, dass sie das schüchterne stupsen an ihrem Fuß zunächst gar nicht bemerkte. Erst nach dem dritten oder vierten Stupser blickte sie von ihrem Liegestuhl nach vorn. Und da saß sie, eine kleine magere Tigerkatze, struppig, ungepflegt mit bernsteinfarbenen Augen und gab ein leises "Miau" von sich. Sie war entzückt von dem kleinen Wesen und lockte es mit Worten an. Da kam auch schon ein Angestellter des Hotels und wollte die Katze verscheuchen. Doch sie bestand darauf, gegen ein dementsprechendes Trinkgeld, dass die Katze gefüttert würde. Noch am gleichen Tag ging sie in die Stadt und kaufte dort einen geräumigen Katzenkorb, Näpfe und Futter. Sie konnte den Tag ihrer Abreise kaum erwarten, um die kleine Mieze nach Hause zu bringen.
In den Wochen nach ihrem Urlaub schien sie wieder ausgeglichen zu sein und kümmerte sich in rührender Weise um die kleine Spanierin. Wenn man dem Klatsch im Viertel glauben durfte, dann hatte sie schon sehr viel Geld für Tierarzt und Medikamente ausgegeben; die kleine Katze erholte sich aber auch prächtig.
Zeitgleich kame aber seltsame Gerüchte über ihren Nachbarn und seine Familie auf. Das reichte vom Sozialhilfeempfänger bis zur Verwahrlosung der Kinder. Diese Nachreden schwirrten ganz fein, machten sich breit, und es gab immer Menschen, die einen so bösartigen Klatsch in sich aufsogen, wie ein trockener Schwamm Wasser. Und genauso, wie ein solcher Schwamm tropfte, gaben sie das Gerede weiter. Doch sie, als Urheberin, war nicht zu fassen, es war als würde man im Nebel stochern, denn auf sie, als Tierfreundin, war über jedem Verdacht erhaben. Sie amüsierte beinahe königlich über die Hilflosigkeit ihrer verhaßten Nachbarn.
Dann fand sie, dass es an der Zeit sei, diese erfolgreichen Gemeinheiten zu feiern. Sie bestellte einen Tisch im besten Restaurant der Stadt und lud ihre Klatschweiber zu einem üppigen Essen ein.
Gegen halb eins betrat sie, ziemlich aufgedonnert, das voll besetzte Restaurant. Ein eifriger Kellner begleitete sie zu ihrem Tisch, an welchem schon die Eingeladenen saßen. Bevor sie sich setzte, warf sie noch Blicke an ihre Nachbartische, in der Hoffnung, bewundernde Blicke zu ernten. Und wirklich: vom linken Nachbartisch aus, er war besetzt mit zwei Damen und drei Herren in tadellosen Anzügen und ebensolchen Kostümen, nickte ihr ein Herr mit einem Lächeln zu. Sie dachte bei sich, dass er zwar nicht groß war, aber mit seinem Waschbrettbauch ein tolle Figur machte, ebenso mit seinem perfekten Kurzhaarschnitt und der passenden Brille. Sie setzte sich so, dass er sie gut sehen konnte, dann begrüßte sie ihre Freundinnen.
Schon während der Vorspeise wurden ihre Nachbarn zum Gesprächsthema, das Hauptgericht begleitete die weitere Vorgehensweise gegen die Familie und das Dessert krönte ein Getratsche über den Arbeitgeber der Nachbarin, einer angesehenen Rechtsanwaltskanzlei, bei der die Nachbarin als Schreibkraft arbeitete. Es fielen Worte wie Gangster, Mandantengelder veruntreuen und vieles in der Art. Die Frauen waren schließlich so in ihre bösartigen Redereien vertieft, dass es ihnen gar nicht auffiel, dass am Nachbartisch die Unterhaltung erstarb und nur noch zugehört wurde. Aufmerksam wurde sie erst, als der fesche Mann vom Nachbartisch neben ihr stand und sie namentlich ansprach: ob sie sich noch an ihn erinnern könne? Sie lächelte ihn an und verneinte. Doch seine Antwort ließ sie erblassen: er sei Rechtsanwalt Dr. Kenzer von der Kanzlei Frank & Kollegen. Frau Schmidt, so hieß ihre Nachbarin, hätte einander vor etwa zwei Jahren, anläßlich einer Konzertaufführung vorgestellt. Er würde Klage gegen sie wegen übler Nachrede, Geschäftsschädigung und ähnlichem einreichen. Im übrigen vertrete er mit sofortiger Wirkung Frau Schmidt, die ihn wegen der üblen Gerüchte, die über sie und ihre Familie im Umlauf waren, um Rat gebeten habe. Dann drehte er sich um und verließ mit seinen Kollegen das Restaurant.
Jetzt fiel es ihr wie Schuppen von den Augen: das war doch der pummelige, vollbärtige Mann, der seinerzeit sein Haare etwa schulterlang getragen hatte! Das Dessert, das noch zur Hälfte vor ihr stand, schmeckte nun überhaupt nicht mehr.
Plötzlich wollten auch ihre sogenannten Freundinnen nichts mehr mit ihr zu tun haben, wenn sie mit ihren Nachbarn in Haus und Viertel reden wollte, drehten sie sich entweder weg oder fanden lahme Ausreden, um ihr nicht antworten zu müssen.
Da fiel ihr ihre alte Freundin ein, die ihr seinerzeit geraten hatte, den Nachbarn in Ruhe zu lassen, da der einfach nur ein freundlicher Mann war; aber sie hatte ja nicht hören wollen, sondern ihren Kopf durchsetzen wollen. Sie rief also bei ihr an und die Freundin reagierte, wie nicht anders zu erwarten war, ausgesprochen einsilbig.
Sie hätte ihr damals gesagt, sie solle die Finger von dem Mann lassen und alles was jetzt passiere, habe sie sich selbst zuzuschreiben.
Darauf hin heulte sie ins Telefon: sie würde es gern ungeschehen machen.
Als Antwort kam, dass sie, die Freundin, die falsche Adresse sei, vielleicht würde die Nachbarin mit sich reden lassen und somit zumindest diese Klage dann hinfällig sei.
Geraten, getan!
Am frühen Abend, ihre Nachbarin war soeben von der Arbeit nach Hause gekommen, läutete sie an deren Wohungstür. Die Nachbarin öffnete und fragte kurz, was sie wolle.
Ja, das sei doch alles so nicht beabsichtigt gewesen, sie sei eben verliebt gewesen und da könne man doch darüber hinwegsehen....
Die Nachbarin schnitt ihr das Wort ab: wenn das so etwas wie eine Entschuldigung sein solle, so interessiere sie das nicht im mindesten. Man sähe sich vor Gericht wieder.
Dann schloß die Nachbarin die Tür wieder.
In den nächsten Tagen saß sie wie auf glühenden Kohlen und ging manchmal zweimal am Tag an den Briefkasten, doch außer Werbung und diversen Rechnungen lag nichts drin.
In der Zwischenzeit hatte er Hausmeister der hiesigen Vermietgesellschaft gewechselt und sie war ihm kürzlich begegnet: fescher Bursche, das mußte sie schon sagen! Doch wie an ihn herankommen?
Sie rief bei der Verwaltung an und bat, darum dass der Hausmeister käme, denn ihr Abfluß im bad funktioniere, trotz Abflußreininger, immer noch nicht richtig. Ja, hieß es, ob es wohl recht sei, wenn er noch kurz am Freitagvormittag vorbei käme. Sie bejahte hocherfreut.
Sie warf ihrem Spiegelbild im Bad noch einen letzten Blick zu: jawohl, so würde sie dem Hausmeister bestimmt gefallen! Die Haare frisch getönt und die Frisur mit Hilfe von Haarspary hoch aufgetürmt. Make-up,aber nicht zu knapp, dazu eine kurzen Rock, halb durchsichtige Bluse und Stöckelschuhe...
Es läutete, sie warf dem Spiegel noch einen letzten verführerischen Blick zu, dann öffnete sie.
Doch nicht der heiß ersehnte Hausmeister stand davor, sondern der Briefträger. Er händigte ihr gegen Unterschrift ein Einschreiben in einem beigen Umschlag aus. Sie schloß die Wohungstür und riß den Umschlag auf: die Klageschrift des Gerichts "Frank & Kollgegen; Schmidt gegen Ritterer". Es wurde ihr beinahe schwarz vor Augen, sie mußte sich zuerst einmal setzen. Dann schenkte sie sich zu nächst einen Cognac ein und griff zur Zigarettenschachtel - wieder läutete es.
Augenblicklich war die Angst vergessen, beschwingt öffnete sie die Tür. Doch davor stand ihr Nachbar. Für einen Moment hatte sie die vage Hoffnung, dass er ihr mitteilen würde, dass seine Frau die Klage zuletzt doch noch zurückgezogen hatte.
Doch dafür war sein Gesicht eine Spur zu ernst und mit kurzen Worten teilte er ihr mit, dass der Omnibus vor etwa fünf Minuten ihre Lieblingskatze aus Spanien überfahren hatte. Er bedauerte das hübsche Tier und meinte, dass es, Gott sei Dank, nicht leiden mußte, sondern sofort tot war. Dann drehte er sich grußlos um und ging.
Sie blieb zunächst wie erstarrt stehen, dann schloß sie die Tür und ging ins Bad. Sie wischte sich die Schminke aus dem Gesicht und zum Vorschein kam ihr eigenes Selbst. Es schaute unerbittlich aus dem Spiegel heraus, wortlos....zu spät, zu spät.
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